Nebelmagie und Zauberschwerter: 3 Fantasy Romane - Alfred Bekker - E-Book

Nebelmagie und Zauberschwerter: 3 Fantasy Romane E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Romane: (399XE) Adrala - Die Nebelstadt (Alfred Bekker) Im Dienste des Königs von Min'dar (Hendrik M. Bekker) Das Zauberschwert von Dunsinbar (Frank Rehfeld) Caine, ein Junge aus ärmlichen Verhältnissen, will unbedingt Magier werden, obwohl auf Schloss Dunsinbar nur Krieger etwas gelten. Nach einer Auseinandersetzung mit einem Monster rettet er die Prinzessin, wird jedoch ins Verlies geworden, weil er im Verdacht steht, eine Halluzination erschaffen zu haben. Bei seiner Flucht aus den Kerkern erfährt er zu seiner Überraschung, dass er der Sohn des Weltenmagiers ist und eine große Bestimmung seiner harrt. Doch zunächst muss er den Magier ausschalten, der das Schloss in seiner Gewalt hält.

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.Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Hendrik M. Bekker

Nebelmagie und Zauberschwerter: 3 Fantasy Romane

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Inhaltsverzeichnis

Nebelmagie und Zauberschwerter: 3 Fantasy Romane

Copyright

ADRALA - DIE NEBELSTADT

Im Dienste des Königs der Min‘dar

Das Zauberschwert von Dunsinbar

Nebelmagie und Zauberschwerter: 3 Fantasy Romane

Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Hendrik M. Bekker

Dieser Band enthält folgende Romane:

Adrala - Die Nebelstadt (Alfred Bekker)

Im Dienste des Königs von Min'dar (Hendrik M. Bekker)

Das Zauberschwert von Dunsinbar (Frank Rehfeld)

Caine, ein Junge aus ärmlichen Verhältnissen, will unbedingt Magier werden, obwohl auf Schloss Dunsinbar nur Krieger etwas gelten. Nach einer Auseinandersetzung mit einem Monster rettet er die Prinzessin, wird jedoch ins Verlies geworden, weil er im Verdacht steht, eine Halluzination erschaffen zu haben. Bei seiner Flucht aus den Kerkern erfährt er zu seiner Überraschung, dass er der Sohn des Weltenmagiers ist und eine große Bestimmung seiner harrt. Doch zunächst muss er den Magier ausschalten, der das Schloss in seiner Gewalt hält.

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

COVER A.PANADERO

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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ADRALA - DIE NEBELSTADT

Fantasy-Roman

von Alfred Bekker

Fantasy-Roman Ein Fantasy-Abenteuer Roman von Alfred Bekker alias Henry Rohmer - endlich wieder lieferbar! Rokan aus Cadd und seine Gefährten Tembur von der zweiköpfigen Echse, Fdorrg von der Gletscherinsel und Sebro der Zwerg gelangen nach Adrala - die letzte Stadt der sterbenden Welt des Blauen Nebels…

Über den Autor

Alfred Bekker schrieb unter dem Pseudonym Sidney Gardner die fesselnden Romane um die übersinnlich begabte Patricia Vanhelsing. Seine Romane um DAS REICH DER ELBEN, die GORIAN-Trilogie und die DRACHENERDE-SAGA machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er schrieb für junge Leser die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER, DIE WILDEN ORKS, ZWERGENKINDER und ELVANY sowie historische Abenteuer wie DER GEHEIMNISVOLLE MÖNCH, LEONARDOS DRACHEN, TUTENCHAMUN UND DIE FALSCHE MUMIE und andere. In seinem Kriminalroman DER TEUFEL AUS MÜNSTER machte er mit dem Elbenkrieger Branagorn eine Hauptfigur seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einem höchst irdischen Mordfall. Im Dezember 2012 erscheint mit DER SOHN DER HALBLINGE sein nächster großer Fantasy-Epos bei Blanvalet.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER STEVE MAYER + Werner Öckl + C.D.Friedrich

© dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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1

Cimbora, das Land der Seelen und unerfüllten Sehnsüchte... Die Reihe jener, die es zu erreichen versuchten ist Legion. Die meisten strandeten irgendwo im Nichts; im Niemandsland zwischen namenloser Verzweiflung und Euphorie. Einer von ihnen war Rokan aus Cadd...

DAS BUCH ROKAN

2

Seit der Zeit, da Rokan aus Cadd, Tembur von der zweiköpfigen Echse, Fdorrg von der Gletscherinsel und Sebro der Zwerg einander fanden, um gemeinsam nach jenem geheimnisvollem und sagenumwobenen Land Cimbora zu suchen, das dem, der es erreichte, die Erfüllung seiner Träume schenkte, waren einige Monde vergangen und man schrieb jetzt den 3.Mond des 689. Jahres des Falken.

Nachdem die Vier die Stadt Ribara verließen, wandten sie sich zunächst nach Norden und erreichten Desren.

Dann zogen sie durch die tiefen Wälder und steilen Gebirge; zwischen dem Ago'tam-Fluss und dem Marap-Fluss. Es gab zwar mancherlei Gerüchte, denen zufolge in diesen Wäldern sonderbare Geschöpfe hausen sollten, wie Zentauren und Dryaden.

Aber es war den vier Reisenden kein solches Geschöpf begegnet. Nach einem langen und beschwerlichen Weg erreichten sie dann endlich Padralan, jene große und mächtige Stadt, die dem Padralanischen Meer ihren Namen lieh.

Einst hatte diese Stadt eine Stadtmauer besessen, aber das war schon Jahrhunderte her. Jetzt waren nur noch die Überreste jener Mauer zu sehen, die vor langer Zeit diese Stadt geschützt hatte.

Padralan wucherte unkontrolliert und dehnte sich vor allem nach Norden und Süden hin aus (im Westen befand sich das Meer und im Osten lagen die Berge).

Allerdings war es nicht so, dass sich die Padralanier selbst so rasend vermehrt hätten. Vielmehr war die arme Landbevölkerung am Bevölkerungszuwachs der Stadt schuld.

Mond für Mond, Jahr für Jahr strömten weitere Massen von ehemaligen Bauern nach Padralan, um hier Arbeit und Brot zu suchen. Oft waren ihre Felder durch Stürme und Regen verwüstet oder ihre Ernte durch eine unbarmherzig scheinende Sonne verbrannt.

Aber in der Stadt waren sie meistens noch ärmer dran, denn weder Arbeit noch Brot konnte sie in ausreichendem Maße bieten.

Sie kamen mit viel Hoffnung - doch ihre Hoffnung musste fast immer bitter enttäuscht werden.

Auch die vier Reisenden kamen mit Hoffnung nach Padralan, allerdings mit einer Hoffnung anderer Art.

Sie hatten gehört, dass es in Padralan einen Mann namens Hazgoor geben würde; er war ein Magier oder Weiser (sie hatten darüber verschiedene Auffassungen gehört, so sprachen manche sogar von einem Propheten) und kannte angeblich alle Geheimnisse der Welt! Es hieß auch, dass Tag für Tag viele ratsuchende Menschen zu Hazgoor pilgerten, auf das er ihre Probleme löse.

Magier, Adepten, Geisterbeschwörer und ähnliche Leute gab es zu jener Zeit genug in Padralan), aber es war keiner da, dessen Ruf so weit reichte, wie der Hazgoors. Bereits in Desren hatte eine geschwätzige Marktfrau Rokan von des "Propheten" (so nannte ihn die Marktfrau) Wundertaten berichtet. Sicherlich hätten die Vier nicht viel auf die Erzählung dieser Frau gegeben, wenn ihnen der Name Hazgoor nicht immer wieder begegnet wäre.

Und bald waren alle vier der Ansicht, dass es sich bei diesem Manne (ob Prophet, Magier oder Geisterbeschwörer: ein Mann war er auf jeden Fall) um eine außergewöhnliche Persönlichkeit handeln musste.

"Wenn dieser Mann nicht weiß, wo das Land Cimbora zu finden ist, dann wird es wahrscheinlich niemand wissen", gab Rokan aus Cadd seiner Überzeugung Ausdruck.

Und sein Gefährte Fdorrg nickte düster.

"Vermutlich stimmt das."

Als sie Padralan erreichten, war es schon lange nach Sonnenuntergang. Sie übernachteten vor der Stadt in einem kleinen Wald, um ihr knappes Geld nicht in eine Taverne tragen zu müssen.

Auf knorrigen Baumwurzeln und faulendem Geäst zu schlafen war zwar nicht gerade bequem, aber dafür war des Essen, welches Sebro mit seinen Zauberkräften herhexte um so besser.

Der Zwerg, der einst so sehr über ihr Lager im Heu in Ribara geschimpft hatte, sehnte sich jetzt förmlich nach einem warmen Pferdestall, in dem er bitte übernachten können!

Und so kam es, dass er die halbe Nacht lang herumprobierte, um ein weiches Bett herzaubern zu können.

Aber leider war dem kleinen Zwerg kein großer Erfolg beschieden. Und all sein Sehnen und Wünschen nach einer weichen Matratze half ihm nichts - schließlich musste sich auch Sebro zufrieden geben.

3

Am nächsten Tag gingen sie dann in die Stadt und erkundigten sich nach Hazgoor.

Der Prophet (oder Magier) lebte in der nach ihm benannten "Straße des Propheten" in einem von seinen Anhängern erbauten Tempel.

In Padralan gab es unzählige Kulte und Religionen, von denen manche recht sonderbar waren - und daher existierte auch eine Unzahl von Göttern, Propheten, Heiligen und Tempeln.

So konnte niemand mit Sicherheit sagen, nach welchem Propheten die Straße des Propheten benannt war - aber die Anhänger des Hazgoor bezogen den Namen dieser Straße natürlich auf ihren Propheten.

Es gab allerdings auch eine Unzahl von Propheten anderer Kulte (von denen mindestens ein halbes Dutzend ebenfalls in der Straße des Propheten beheimatet war) so dass es nicht selten zu handfesten Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern der einzelnen Kulte kam.(Oft ging es dabei um die Frage, auf welchen Propheten sich der Straßenname nun bezog.

Ein Priester des sogenannten Hlullhkllongh-Kults hatte einmal den Vorschlag gemacht, die Straße in 'Straße der Propheten' umzubenennen, was der Realität auch wesentlich näher gekommen wäre als der bestehende Name, aber niemand unterstützte den Vorschlag des Priesters).

Bei den Straßenschlachten, die sich die Anhänger der einzelnen Propheten und Heiligen lieferten, waren Hazgoors Leute meistens erfolgreich, denn sie verfügten über die beste Ausrüstung und waren auch zahlenmäßig den meisten anderen Kampfverbänden weit überlegen.

Nun müsste man meinen, dass hier doch irgendeine Ordnungsmacht hätte eingreifen müssen.

In jeder anderen Stadt wäre dies wahrscheinlich auch geschehen, aber Padralan war eben einzigartig!

Ein feines Gewebe aus Korruption sicherte den verschiedenen Kulten eine fast völlige Handlungsfreiheit (die eigentlich nur durch die Schlägertrupps des gegnerischen Kulte etwas beeinträchtigt wurde).

4

Als Rokan und seine Gefährten die Straße des Propheten erreichten, tobte dort gerade wieder einer jenen berühmten Straßenschlachten um des rechte Glaubens willen, für die dieser Ort so berüchtigt war. Einige Leichen lagen bereits mit seltsam verrenkten Extremitäten im Staub und es würden sicherlich noch einige mehr in den Staub sinken.

Rokan und Fdorrg wechselten einen entsetzten Blick. In den Städten des Nordens gab es Derartiges nicht.

Einige Augenblicke lang starrte der Caddier auf das Kampfgetümmel, da wurde er plötzlich von einem berittenen Krieger angegriffen, der offensichtlich glaubte, dass Rokan einer der kämpfenden Parteien angehörte, obgleich dem Mann aus Cadd dieser Konflikt ziemlich gleichgültig war.

Der Krieger trug eine merkwürdige Maske, die einem Geierkopf nicht unähnlich war - sie wies ihn als Angehörigen der sogenannten Tranxun-Religion aus (aber das alles wusste Rokan zu diesem Zeitpunkt noch nicht). Rokan bemerkte die scharfe Axt über sich und riss mit letzter Kraft sein Schwert blitzschnell heraus.

Gerade noch im rechten Augenblick vermochte er es, den mörderischen Hieb seines Gegners zu stoppen und abzulenken.

Einen lauten Fluch stieß eine tiefe Stimme unter der Maske hervor. Der Tranxun-Mann holte zu einem erneuten Hieb aus, aber diesmal war Rokan schneller und besser vorbereitet. Er parierte den Hieb mühelos und beförderte seinen Gegner mit einem Fußtritt in den Staub.

"Man scheint uns mit jemandem zu verwechseln", brummte Fdorrg von der Gletscherinsel.

Inzwischen hatte Temburs Echse lautstark zu fauchen begonnen.

Der Kampf war zu Ende. Eine der beiden Parteien musste sich zurückziehen und die andere triumphierte lauthals.

Es waren offensichtlich die Männer mit den Geiermasken, die sich zurückziehen mussten.

Die göttliche Unterstützung, die ihnen zuteil worden war, hatte offenbar nicht ausgereicht.

Auch der Mann, den Rokan in den Staub getreten hatte, machte sich so schnell er konnte davon.

Rokan ließ ihn ziehen, obwohl er ihn mit Leichtigkeit hätte von hinten töten können.

Nachdem die Sieger ihr lautes Triumphgeheul eingestellt hatten, wandten sie sich Rokan und seinen Freunden zu.

Tembur spürte, wie die Echse in seiner Hand immer unruhiger wurde. Nur mit Mühe konnte er sie noch auf seinem Arm halten.

Fdorrg bemerkte, wie Sebro hinter seinem Rücken seinen Bogen hervorkramte und einen Pfeil bereithielt.

Die finster aussehenden Krieger musterten sie mit Abscheu.

"Wer seid Ihr?", fragte ihr offensichtlicher Anführer.

"Wir wollen zu Hazgoor", antwortete Tembur schlicht.

"Zu Hazgoor wollt ihr also, Leute!", rief der Mann lachend aus und die anderen fielen in sein Gelächter mit ein.

"Was findet Ihr daran zum lachen, guter Mann?", fragte Fdorrg.

"Gar nichts, gar nichts, Herr!", sagte er, aber sein Kichern widersprach ihm.

Er wechselte einen verschmitzten Blick mit seinen Getreuen.

"Ich werde euch zu Hazgoor bringen", erklärte er schließlich.

5

Merkwürdigerweise führten sie die Männer an dem Tempel vorbei, den man ihnen als Hazgoors Tempel beschrieben hatte.

"Weilt Hazgoor nicht in seinem Tempel?", erkundigte sich Sebro, der seinen Bogen inzwischen wieder in seinem über den Rücken gegürteten Futteral verstaut hatte.

"Nein", war die kurze Antwort.

Es ging eine ganze Weile die Straße des Propheten entlang, bis sie an einen anderen, kleineren Tempel kamen.

Es war ein Kuppelbau mit einigen Türmen. Ein goldener Löwenkopf befand sich über dem Eingang und schaute jeden Neuankömmling grimmig an.

"Hier ist Hazgoor zu finden?", fragte Fdorrg verwundert, wobei er von seinem Pferd stieg.

"Ja", sagte der Anführer des Schlägertrupps.

Etwas zögernd stiegen auch die anderen ab und folgten dann dem Anführer durch das Tempeltor mit dem furchterregenden Löwenkopf. Zwei grinsende Wächter machten ihnen Platz und dann befanden sie sich im Tempel!

Es war ein seltsames, düsteres Gemäuer. In der Mitte stand ein schier riesenhafter Felsblock, der wahrscheinlich eine Art Altar darstellte.

Auf dem Boden krochen Ratten umher, die von einem dürren Priester gefüttert wurden.

Als er Rokan und seine Freunde bemerkte, sah er auf und lächelte triumphierend.

Aber außer dem dürren Priester, dem Anführer des Schlägertrupps, den Ratten und den vier Freunden befand sich niemand in dem Tempel.

"Wo ist Hazgoor?", fragte Rokan, wobei eine unheilvolle Ahnung in ihm aufstieg.

"Hazgoor ist nicht hier", stellte der dürre Priester fest. Mit seiner Rechten holte er kleine Nahrungsstücke aus einem Krug, den er in der anderen Hand hielt und warf sie den Ratten zum Fraß vor.

Diese balgten sich wild um die kleinen Stücke.

"Was?", rief Sebro entsetzt aus, wobei er verstohlen seinen Bogen hervorkramte und einen Pfeil bereithielt. Der Anführer der Schlägertruppe kicherte und warf Fdorrg einen belustigten Blick zu, der den Mann von der Gletscherinsel instinktiv zum Schwert greifen ließ.

"Ihr seid im Rattentempel des Jian", verkündete der dürre Priester nun, wobei er weiter seine Schützlinge fütterte.

"Und ich bin Dysor, der oberste Priester des Jian!"

Rokan wandte sich an den Anführer des Schlägertrupps.

"Ihr hattet versprochen, uns zu Hazgoor zu bringen!", schimpfte er, aber sein Gegenüber zuckte nur mit den Schultern.

"Jetzt seid Ihr hier, werter Herr!", bemerkte er.

Dysor, der Priester, hörte jetzt auf, die Ratten zu füttern.Er stellte den Krug mit der scheinbar so schmackhaften Nahrung auf den Steinblock in der Mitte des Tempels.

Da verwandelten sich die Ratten zu düsteren, schwertschwingenden Kriegern.

Rokan zog sofort sein Schwert, um einem eventuellen Angriff widerstehen zu können.

"Jeder Widerstand ist zwecklos", hörte er Dysors Stimme sagen. Ohnmächtig musste Rokan dem Priester rechtgeben.

Es war aussichtslos gegen die ganze Horde von Rattenkriegern ankommen zu wollen.

"Was wollt Ihr von uns?", rief Fdorrg nun.

In diesem Moment entwand sich die zweiköpfige Echse aus Temburs Armen. Schon wenige Augenblicke später fraßen sich ihre spitzen Zähne in die Kehle eines der Krieger, der tot zu Boden stürzte. Die Zweiköpfige saß auf der Brust des Toten und fauchte.

Ihre kalten Facettenaugen funkelten.

Niemand zweifelte daran, dass sie sich in Kürze in dem Hals eines anderen festbeißen würde.Das Blut tropfte noch von den Zähnen des einen ihrer beiden Münder. Einer der Krieger schwang sein Schwert und ließ es singend auf die kleine Echse herniedersausen. Doch diese machte sich nicht einmal die Mühe auszuweichen. Ruhig und gelassen blieb sie auf der Brust des Toten und wartete auf den Schlag - der wirkungslos abprallte.

Ein erstauntes Knurren war die Antwort des Kriegers darauf.

"Welcher Dämon wagt es hier, in den Rattentempel das Jian einzudringen?", rief Dysors gewaltige Stimme aus.

Rokan und die anderen wurden gepackt, entwaffnet und gefesselt. Aber die Echse sollten sie nicht bekommen!

Sie huschte zwischen den Beinen der Krieger hindurch und riss so manchem in den Tod.

Keine Waffe schien es gegen dieses Untier zu geben und überall verbreitete es Panik und Entsetzen, Grauen und Tod.

Fauchend sprang sie umher und sprang jedem, der ihr zu nahe kam an die Kehle.

Dysor hielt es schließlich für geboten, Jian, seinen Gott, anzurufen.

Er stellte sich auf den Altar und rief mit erhobenen Händen: "Jian! Jian, dein Priester ruft dich!"

Er wiederholte diesen Satz mehrmals und dann rief er einen Satz in einer so fremdartigen Sprache, dass selbst ein Weitgereister wie Rokan aus Cadd ihren Klang noch nie zuvor gehört hatte. Vielleicht ein längst vergessenes Idiom, das vor Äonen gesprochen worden war.

Der Priester stand mit geschlossenen Augen da und Rokan beobachtete ihn intensiv.

Und da erschien Jian, einer der tausend Götter, die in Padralan verehrt wurden.

Zuerst war es nur ein schwaches Flimmern, einige Meter über dem Steinaltar des Rattentempels.

Aber dann wurde diese Erscheinung immer heller und strahlte jetzt in einem leuchtenden Weiß!

"Hier ist Jian! Jian, euer Gott, zu dem ihr betet, dem ihr eure Opfer bringt, der euch hilft! Jian, dem ihr euer Leben verpflichtet habt, dem ihr immer dienen werdet! Hier ist Jian. Er ist hier, weil Dysor ihn rief."

Dysor stand noch immer mit geschlossenen Augen auf dem Altar und hielt seine Arme zu der Lichterscheinung hin erhoben, die Jian war.

Niemand in dem Tempel sagte jetzt ein Wort, selbst die zweiköpfige Echse war stehengeblieben und schaute wie gebannt auf die Erscheinung über dem Altar.

"Worum bittest du mich, Dysor?", donnerte dann die Stimme des Gottes.

"Vernichte diese Dämonenechse, die es gewagt hat, deinen Tempel zu beleidigen!"

Diese Worte rief der Priester ohne etwas an seiner Stellung zu verändern. Nur seine Lippen hatten sich bewegt.

"So sei es!", rief der Rattengott mit schrecklicher Endgültigkeit. Und Tembur schloss die Augen, als sich das Lichtwesen über seine Echse senkte. Es hatte inzwischen die Farbe gewechselt: von einem strahlenden Weiß zu einem dunklen, eigenartig schimmernden Blau.

Die Zweiköpfige versuchte zu entkommen - offenbar spürte sie, dass sie ihrem jetzigen Gegner nicht gewachsen war. Sie fauchte wütend und versuchte sich zu verstecken.

Aber weder ihr Fauchen, noch das Funkeln ihrer Augen vermochte, den schrecklichen Gott zu beeinflussen oder gar zu erschrecken. Schließlich erreichte er sie und blaues Licht senkte sich über sie herab. Ein letztes Fauchen war zu hören, das Tembur wie ein Messer in die Seele fuhr.

Als das blaue Licht sich dann erhob, war die Echse nirgends mehr zu sehen. Jian hatte sie verschlungen!

Und dann verschwand der Gott des Rattentempels ebenso schnell, wie er erschienen war.

"Vielleicht werdet Ihr es nur schwer verstehen können, Freund Sebro, aber ich habe dieses Tier gemocht. Trotz der vielen Menschen und Monstren, deren Blut an seinen Zähnen klebte!", stieß Tembur hervor und Sebro schwieg.

Rokan und seine Gefährten wurden von den Dienern Jians in einen düsteren Keller gesperrt. Auf die oft wiederholte Frage, was man eigentlich mit ihnen zu tun gedenke, wurde ihnen keine Antwort gegeben.

"Vielleicht will man uns auf dem Steinaltar Jians opfern", vermutete Tembur düster, aber die anderen erwiderten nichts. Sebro fragte sich, ob Dysor und die Rattenkrieger wohl ahnten, dass er Zauberkräfte besaß! Aber besonders viel konnte er auch durch Magie nicht erreichen.

Seine Kräfte waren schwach und seine Kenntnisse über die Zauberei mangelhaft.

Wohl konnte er eine Platte mit Fleisch oder Fisch oder auch mit Früchten herhexen - aber zu sehr viel mehr reichte es auch nicht. Da saßen sie nun auf dem kalten Steinfußboden ihres Gefängnisses. Zwar hatte man ihnen die Fesseln abgenommen, so dass sie mit ihren Armen und Beinen tun und lassen konnten, was sie wollten, aber das half ihnen angesichts der dicken und massiven Mauern, die sie umgaben, auch nichts.

"Ich hoffe nicht, dass unsere Suche nach Cimbora bereits hier zu Ende ist", sagte Rokan sorgenvoll, wobei er mit den Händen die Mauern begutachtete. Nein, diese Steinwände würden sie nicht zu überwinden vermögen! Niemand konnte das - außer vielleicht ein so großer Magier, wie Hulkin einer gewesen war. Und natürlich gottgleiche Wesen wie Jian!

Nur durch die Ritzen der Holztür drang ein wenig Licht in die Finsternis des Verlieses. Die Freunde konnten sich gegenseitig nur als Schatten wahrnehmen.

Wo die Echse jetzt wohl sein mochte?

Immer wieder kehrten Temburs Gedanken zu seiner geschuppten Freundin zurück, die ihm schließlich in der Vergangenheit mehrmals das Leben gerettet hatte.

Aber ein Gott war ein zu mächtiger Gegner, als dass sie etwas hätte gegen ihn ausrichten können.

Ja, auch Tembur wusste, dass die Zweiköpfige einige Menschen getötet hatte, deren Tod nicht unbedingt notwendig gewesen war, aber dennoch hatte er dieses kleine Monstrum geliebt!

Vielleicht mehr als jedes andere Wesen auf der Welt!

Möglicherweise war diese Echse des Einzige gewesen, was ihm je etwas bedeutet hatte.

Sebro konnte Temburs Trauer über die Zweiköpfige lediglich akzeptieren - aber nicht verstehen.

Ihm hatte immer nur vor diesem Tier gegraut. Vielleicht lag es daran, dass sie eben doch nicht nur ein bloßes Tier war, sondern mehr.

Wenn die kalten Augen der Echse auf den Zwerg gerichtet waren, hatte er sich eines leichten Grauens, eines kalten Schauderns nie erwehren können.

Und so verbrachten sie einige Tage in dem düsteren Verlies. Von ihren Peinigern bekamen sie nur wenig zu Essen, aber das war nicht weiter schlimm - schließlich konnte Sebro ja etwas zaubern.

Es war kein angenehmes Leben in diesem Gefängnis. In der Dunkelheit konnten die Gefangenen die Schatten von Mäusen und anderem Ungeziefer über den Boden huschen sehen.

Allmählich verloren sie jegliches Zeitgefühl, Fdorrg glaubte, dass sie jetzt schon vier Tage hier verbracht hatten, aber Sebro meinte, dass es bereits fünf oder sechs waren.

Wie dem auch war, sie wurden an diesem Tag aus ihrem Verlies geholt. Dysor, der dürre Priester, öffnete die schwere Holztür und trat begleitet von drei Bewaffneten ein.

Die Bewaffneten nahmen die Freunde in ihre Mitte.

Was hat man mit uns vor?, fragte sich Rokan. Diese Frage wurde immer bohrender in ihm.

Wollte man sie am Ende gar auch dem schrecklichen Retnad opfern? Ein Schauder überkam den Caddier bei dem Gedanken daran.

Die Bewaffneten führten sie in den Raum mit dem großen Steinaltar. Überall krochen Ratten umher und Rokan wusste, dass Dysor jederzeit Krieger aus ihnen zu machen vermochte.

Es war dieses Gefühl der Hilflosigkeit, das Rokan als so unerträglich empfand.

Man packte sie und legte sie auf den Altar!

Es geschah so plötzlich, dass niemand auf den Gedanken kam, Widerstand zu leisten. (Dieser wäre auch zwecklos gewesen).

Rokans fürchterliche Ahnung war also Wirklichkeit geworden!

"Heh! Was soll das?", hörte Rokan Fdorrg rufen und dann merkte er, dass er nicht mehr in der Lage war, sich zu bewegen. Nichteinmal mit der Wimper vermochte er zu zucken.

Irgendwo leierte jemand in einer uralten, längst vergessenen Sprache eine ebenso alte Litanei. Rokan bemerkte, wie seine Lider schwer wurden, wie sie sich schließlich wie im Schlaf über seine Augen legten.

Es war eine seltsame Kraft da, die ihm die Augen schloss, denn Rokan selbst war dazu ja nicht mehr in der Lage.

Ob diese Kraft, dieses Wesen Jian war?

Er schließt mir die Augen wie man einem Toten die Augen schließt, wurde es dem Caddier schlagartig klar, aber er merkte auch, wie sein Geist begann, langsamer zu arbeiten.ihm lag die Dämmerung eines tiefen Schlafs, eines Schlafs aus dem er vielleicht nie wieder erwachen würde.

Eine Flut weißen und blauen Lichts durchdrang seine geschlossenen Lieder und schien seinen Geist zu umfluten.

Der letzte Eindruck, den er wahrnahm, war in einem weiten, grellen Meer aus Licht zu ertrinken.

Und dann war auch das blaue und weiße Licht weg.

Dann umgab Rokan nur noch gähnende Finsternis und erlösende Bewusstlosigkeit.

Als Rokan erwachte, vermochte er nicht zu sagen, wie viel Zeit vergangen war. Jeder Zeitsinn war ihm verlorengegangen und es schien ihm so, als habe Zeit in seiner jetzigen Umgebung nicht viel zu bedeuten.

Als er die Augen geöffnet hatte, sah er zunächst nur blaue Nebel, die ihn einhüllten.

Wo mochte er sich befinden und wie war er hier her gelangt?

Dann bemerkte er neben sich den Körper Fdorrgs. Der Mann von der Gletscherinsel erwachte gerade und rieb sich die Augen.

Rokan wandte sich einmal ganz um seine eigene Achse, aber außer ihm und Fdorrg war hier niemand.

"Wo sind Tembur und Sebro?", fragte er Fdorrg. Dieser zuckte jedoch mit den Schultern.

"Woher soll ich wissen, wo sie sind? Ich bin mir ja noch nicht einmal darüber im klaren, wo ich mich befinde. Habt Ihr eine Ahnung, Rokan?"

"Wir können überall auf der Welt sein."

"Oder auf einer anderen Welt!"

"Vielleicht, Fdorrg."

Rokan erhob sich und blickte auf die Erde auf der er gelegen hatte.

"Es ist keine normale Erde!" Fdorrg befühlte sie mit seinen Händen.

"Ja, sie ist merkwürdig."

"Und nirgends sind Pflanzen!"

Nun erhob sich auch Fdorrg. Die Erde in seiner Hand rann ihm zwischen den Fingern hindurch zu Boden.

"Vielleicht sind Sebro und Tembur ebenfalls in dieser seltsamen Welt", vermutete der Nordländer.

Rokan zuckte mit den Schultern.

"Dann frage ich mich aber, warum wir nicht zusammen auf diese Welt gelangten!"

Gedankenverloren starrte er in die dichten, blauen Nebel, die von einem kalten Wind in Bewegung gehalten wurden.

Hier irgendwo war Jian!

Jener schreckliche Jian, der Temburs schwarze Echse verschlungen hatte.

"Was Jian wohl von uns will?", fragte Rokan leise, so dass Fdorrg es kaum hören konnte.

"Still!", zischte da der Mann von der Gletscherinsel.

Von irgendwoher waren Stimmen zu hören. Menschliche Stimmen!

Aber Rokan hörte weder Tembur noch Sebro. Es waren andere Stimmen, obgleich sie auch die Sprache der Westländer sprachen.

"Hallo!"rief Rokan. "Wer seid Ihr?"

"Hallo!", rief Fdorrg.

Die Stimmen hinter den blauen Nebeln verstummten für einen Moment. Aber dann antworteten sie den Rufern.

"Hallo! Wo seid ihr?", kam es.

"Hier!", war Fdorrgs wenig sagende Antwort.

Aber die Fremden konnten dem Klang der Stimme folgen.

Irgendwo in den blauen Nebeln waren die schwarzen Umrisse menschlicher Gestalten zu sehen.

Und dann traten sie aus dem Nebel!

Sie waren etwa gleich groß und sahen sich auch sonst recht ähnlich. Beide trugen sie lange Haare, wie es in den Städten des Südens Sitte war und beide trugen ein kurzes Breitschwert an ihrer Hüfte.

Nacheinander reichten sie den Freunden die Hand und stellten sich vor.

"Mein Name ist Ptoki der Schlaue!"

"Fdorrg von der Gletscherinsel!"

"Iwark der Geisterbeschwörer werde ich gerufen."

"Und ich bin Rokan aus Cadd!"

Rokan warf Ptoki dem Schlauen einen amüsierten Blick zu.

"Einen netten Spitznamen habt Ihr, Herr Ptoki", lachte er und schlug ihm auf die Schulter. Dieser lächelte.

"Meine Kameraden in Daresh gaben ihn mir nicht deshalb, weil ich vielleicht besonders schlau wäre, sondern nur, weil sie noch dümmer sind als ich", gab Ptoki zu Erklärung und alle lachten. Nur Rokan nicht.

"Wahrlich", sagte er, "wer so zu antworten versteht, verdient einen solchen Beinamen!"

"Wisst Ihr etwas über diese seltsame Welt, in die wir hier geraten sind?", fragte nun Iwark der Geisterbeschwörer an Fdorrg gewandt. Tiefe Melancholie trat in des Nordländers Augen und vielleicht auch ein Anflug von Verzweiflung oder Hoffnungslosigkeit.

"Ich fürchte, ich weiß nicht mehr als Ihr, Herrörer. Wie kommt Ihr eigentlich zu Eurem Namen. Versteht Ihr Euch tatsächlich etwas auf die Magie?"

Iwark lachte laut und humorlos.

"Ich bin einer der berühmtesten Zauberer von Daresh! Aber es ist wie verhext! Kein Zauberspruch hat in dieser seltsamen Nebelwelt eine Wirkung. Ich habe hier einfach keinen Erfolg mit meinen Beschwörungen. Ich kann mir das einfach nicht erklären. Wie seid Ihr hierher gelangt, Mann von der Gletscherinsel?"

"Man legte uns auf den Altar im Rattentempel des Jian in Padralan. Wir verloren die Sinne und erwachten. Und wie war es mit Euch?"

"Ganz genauso."

"Wie lange mag das schon her sein?", erkundigte sich nun Rokan. Aber Iwark der Geisterbeschwörer zuckte nur verlegen mit den Schultern.

"Ich weiß es nicht. Es können Stunden sein, seid dem wir erwacht sind. Es können aber auch Jahre oder Jahrzehnte sein. In dieser seltsamen Welt verliert man jeglichen Zeitsinn. Es scheint so, als würde die Zeit hier in einem anderen, uns ungewohnten Tempo voranschreiten, aber das ist reine Spekulation."

"Jedenfalls sind wir froh, endlich auf menschliche Wesen getroffen zu sein", warf Ptoki ein und Fdorrg musste ihm zustimmen.

"Uns ergeht es nicht anders."

Da bemerkte Rokan ein seltsames Leuchten, welches durch den blauen und von einem kalten Wind bewegten Nebel drang.

"Seht dort! Das Licht!", rief er und die anderen schauten in die Richtung, in die der Caddier deutete.

Welches Licht vermochte es, diesen dichten Nebel zu durchdringen? Jian!, durchfuhr es Rokan. Es mochte gut sein, dass der schreckliche blaue Rattengott sie jetzt aufsuchte.

Kalte Schauder erfassten Rokan.

"Was mag es für ein Licht sein?", fragte Ptoki der Schlaue.

"Ich glaube, es ist kein natürliches Licht. Bei meinen Beschwörungen sah ich nicht selten etwas Ähnliches", erklärte Iwark der Geisterbeschwörer.

"Jian. Vielleicht ist es Jian", befürchtete Rokan.

"Es wäre denkbar", meinte Fdorrg nüchtern.

Alle starrten auf das kleine Licht, dass dort irgendwo im Nebel war.

Rokan überlegte kurz. Dann rief er: "Gehen wir hin zu diesem Licht!"

Ptoki und Fdorrg wechselten einen entsetzten Blick.

"Es könnte wirklich Jian sein!", warnte Iwark angstvoll, wobei seine Hand an den Griff seines Schwertes fuhr.

Eine Weile noch beobachtete Rokan das ferne Licht und bemerkte, dass es seinen Standort nicht änderte.

Warum haben wir es vorher nicht bemerkt, wenn es doch seinen Standort nicht ändern kann oder will?, fragte er sich im Inneren.

"Ich habe nichts dagegen", meinte Ptoki schließlich. "Aber ich würde doch vorschlagen, dass ihr beide", er nickte Rokan und Fdorrg zu, "euch vorher bewaffnet!"

"Woher sollten wir hier in dieser Öde Waffen bekommen?", fragte Rokan verblüfft. Ptoki, der Schlaue tickte mit einem überlegenen Grinsen mit dem Finger an den Rubinverzierten Griff seines Schwertes.

"Ihr müsst nur ein wenig suchen, so findet Ihr alles, was Ihr als Bewaffnung für nötig und richtig haltet, Herr!"

Rokan sah den Schlauen ungläubig an.

"Ihr glaubt mir nicht? So seht euch etwas im Nebel um. Überall liegen dort Waffen, Gerät und Kleider herum."

Rokan und Fdorrg folgten dem Rat Ptokis. Schon nach kurzer Suche hatten sie sich eine ausreichende Bewaffnung zugelegt.

Bei ihrer Suche hatten sie allerdings darauf geachtet, das seltsame, die blauen Nebelschwaden durchdringende Licht nicht aus den Augen zu verlieren.

Aber es schien Rokan bald so, als könne man dieses Licht gar nicht aus den Augen verlieren, als würde es einem überall hin folgen!

Nun endlich machten sie sich auf und wanderten in die Richtung, aus der diese Lichterscheinung kam.

Überall lag Gerät herum und es war ihnen so, als befänden sie sich nicht in Jians Welt, sondern auf einem riesigen, schier endlosen Schlachtfeld. Nur die Leichen fehlten.

Je näher sie dem Licht kamen, desto heller wurde es. Ptokis Hand war die ganze Zeit über am Schwertgriff. Er war jederzeit bereit, einem eventuellen Gegner zuvor zu kommen.

Aber nirgends zeigte sich ein solcher Gegner, alles schien friedlich und öd und kalt.

Und dann war da dieses Licht, von dem keiner der vier Wanderer so recht wusste, worum es sich dabei handelte.

Vielleicht war es wirklich eine Inkarnation Jians!

Vielleicht aber auch etwas anderes. Auf jeden Fall war dieses Licht zur Zeit der einzige Wegweiser, den die vier besaßen.

Immer näher rückte die Quelle dieses Lichts, da tauchten Schatten im Nebel auf. Umrisse von Menschen. Rokan konnte drei erkennen. Nun wurden auch Schritte hörbar.

Mit einer blitzschnellen Bewegung riss Ptoki sein Schwert heraus, aber Fdorrg packte ihn beim Arm.

"Wir wissen nicht, ob sie uns feindlich gesonnen sind", bemerkte er nur und Ptoki zuckte mit den Schultern.

Drei Männer traten jetzt aus den Nebelschwaden und blieben stehen. Sie waren alle bis auf die Zähne bewaffnet.

Einer rief etwas in der Sprache der Ostländer und Rokan antwortete.

"Was hat er gesagt?", fragte Iwark ungeduldig, der diese Sprache nicht verstand.

"Ich werde sie fragen, ob sie auch in der Westsprache bewandert sind, Herr Iwark", versprach Rokan und rief etwas für die anderen, mit Ausnahme Fdorrgs, der ebenfalls die Ostsprache beherrschte, Unverständliches zu den Fremden.

"Ich bin Torag der Starke", stellte sich der eine dann in gebrochener Westsprache vor.

"Mich nennt man Gonly vom großen Fluss!"

"Und ich bin Sorin mit der Axt. Aber die Tempelsoldaten im Rattentempel von Padralan nahmen mir meine Axt!"

Sorin grinste verlegen.

"Seht ihr ebenfalls das Licht dort?", fragte Rokan die Fremden, nachdem auch er und die anderen sich vorgestellt hatten.

"Ja!", rief Torag der Starke und trat mit den Seinen einige Schritte näher.

"Diesem Licht folgen wir! Und wohin zieht ihr?"

"Wir irren durch diese wüsten Nebel - ohne Ziel, ohne Weg", gab Sorin Auskunft.

"Wollt ihr euch uns nicht anschließen und mit uns die Quelle jenes Lichtes ergründen?", lud Rokan ein.

"Wir wissen nicht, was dieses Licht zu bedeuten hat. Vielleicht ist es eine Inkarnation des schrecklichen Jian! Ich habe gehört, dass dieser Gott sich in vielfältiger Gestalt und mit den verschiedensten Gesichtern zu zeigen pflegt", sagte Gonly.

"Darüber haben auch wir schon nachgedacht", erwiderte diesmal Ptoki der Schlaue. Und nun waren es Rokan und die Seinen, die einige Schritte vorrückten. Die beiden Gruppen trennten jetzt nur noch wenige, leicht zu überbrückende Meter.

Aber Ptoki konnte sich nicht dazu überwinden, seine blank gezogene Klinge wieder an ihren Ort zu stecken. Misstrauisch beäugte er die Fremden und registrierte jede auch noch so unbedeutend erscheinende Bewegung der anderen Seite.

"Wenn ihr euch uns anschließt, so zählt unsere Gruppe bereits sieben Mann. Können wir da nicht auch das Risiko eingehen, eventuell auf einen Feind zu treffen?", sagte Iwark der Geisterbeschwörer.

Torag der Starke lachte schallend.

"Ja, wenn es normale Feinde wären, mit denen wir zu kämpfen hätten! Aber wenn wir hier mit jemandem kämpfen, dann mit Jian; dem schrecklichen Jian, dessen Macht sicherlich ein ganzes Heer zerschlagen kann.Gegen ihn sind wir machtlos!"

"Aber das ewige Umherirren in diesen kalten Nebeln hat auch keinen Sinn. Der einzige Punkt, an dem wir uns halbwegs zu orientieren vermögen, ist eben dieses Licht. Oder seht Ihr noch etwas anderes, Herr?", rief Fdorrg.

Torag wechselte mit Gonly ein paar Worte in der Sprache der Ostländer und Sorin sagte auch etwas. Gonly nickte schließlich.

"Gut, wir werden uns euch anschließen", rief der starke Torag. Er und die seinen traten noch etwas vor und man gab sich die Hand.

"So langsam glaube ich nicht mehr daran, dass dieses Licht Jian ist", erklärte Fdorrg sinnend.

"Wir werden sehen", brummte Ptoki der Schlaue. Sie setzten ihren Weg fort - dem Licht entgegen!

Bald schien die Quelle des Lichtes so groß zu sein, wie eine Sonne! Ein riesiger Berg aus Licht offenbarte sich den Suchenden.

Ein Berg von leuchtenden Steinen!

Wie wertvoll sie sein mussten!

Gebannt und ergriffen von so viel Reichtum blieben die sieben Männer stehen.

"Das ist ja ein Vermögen!", rief Gonly vom großen Fluss.

"Wenn ich diese Steine in Padralan oder Aren verkaufen könnte", murmelte Sorin.

"Fürwahr!" So hell erstrahlen hatte Rokan noch keine Edelsteine und kein Gold gesehen - wer es auch noch so blank poliert!

Es mussten besondere Steine sein, wenn sie sogar diesen dicken Nebel zu durchdringen vermochten.

Sie näherten sich dem Berg von Gold und Edelsteinen immer mehr, doch als sie ihn fast schon berühren konnten, verwandelten sich die glänzenden Steine vor ihren Augen zu ganz normalen Findlingen, wie sie überall am Wegrand zu finden sind. Der Glanz war weg und Ptoki stöhnte laut auf.

"Was ist geschehen?", rief der Schlaue laut aus und hob die Hände. Iwark der Geisterbeschwörer nahm einige kleinere Steine in die Hand und ließ sie denn wieder fallen.

"Zweifellos das Werk von Magie", erklärte er. "Ja, es gibt da für mich keinen Grund zum Zweifeln!"

Betrübt wandte sich Torag ab.

Er ging einige Meter weit und drehte sich nochmals zu den anderen um. Seine Augen weiteten sich vor Schreck und Verwunderung!

"Die Steine! Sie leuchten wieder!", rief er und kehrte wieder zu Rokan und den Seinen zurück.

Entsetzt blickte er dann auf die Steine, die nicht leuchteten.

"Merkwürdig", murmelte er. "Als ich die Steine aus der Ferne betrachtete, sah ich, wie sie leuchteten. Aber als ich mich ihnen wieder näherte, verwandelten sie sich wieder zu einfachen Steinen!"

"Ihr phantasiert!", rief Ptoki der Schlaue zornig.

"Es ist in der Tat schwer zu glauben, was Ihr sagt, Herr Torag", stimmte Fdorrg von der Gletscherinsel zu.

Iwark der Geisterbeschwörer machte ein nachdenkliches Gesicht.

"Es könnte sein, dass unser Freund Torag recht hat", meinte er.

Sie traten einige Schritte zurück und merkten selbst, wie sich die Steine verwandelten, sobald sie einen bestimmten Abstand von ihnen erreicht hatten. Sie begannen wieder hell und schön zu glänzen und zu leuchten. Trat man aber näher heran, so wurden sie wieder zu grauen, wertlosen Findlingen.

"Diese Steine faszinieren mich", bekannte Rokan und lächelte.

"Zweifellos sind es verzauberte Steine", erklärte Iwark.

"Normale Edelsteine wären mir allerdings lieber", brummte Gonly vom großen Fluss.

Rokan lachte schallend.

"Was wolltet Ihr hier in Jians Welt mit ihnen, Gonly? Seht Ihr hier irgendwo einen Händler, dem Ihr sie verkaufen könntet?"

Gonly knurrte etwas Unverständliches.

"Wir sind nun hier. Die Frage ist die, ob wir hier bleiben oder nicht", behauptete Fdorrg souverän.

"Was sollen wir länger hier?", fragte Iwark. "Es scheint mir nicht so zu sein, als gäbe es hier noch ein Geheimnis zu ergründen!"

"Aber wohin sollten wir gehen?", fragte Fdorrg. Iwark zuckte mit den Schultern.

"In diesem Nebel ist jeder Weg der gleiche." Fdorrgs Blick wurde düster.

"Es ist nicht meine Art, mich auf den Weg zu machen, ohne ein Ziel vor Augen zu haben", knurrte er.

"Mag sein, Fdorrg, aber sagt selbst: Bleibt uns denn etwas anderes?", warf Torag ein.

Rokan bemerkte Sorin, wie er sich die Taschen mit Steinen füllte.

"Warum tut Ihr des?", fragte ihn Rokan. Sorin grinste den Caddier verschlagen an.

"Falls wir jemals in unsere Heimatwelt zurückkehren werden, kann ich sie sicher dort gut verkaufen. Steine mit solch faszinierenden Eigenschaften, Herr Rokan, die gibt es nicht überall!"

Einige weitere kleine Steine wanderten in seine Taschen und er suchte emsig weiter.

Nun kamen auch Gonly und Ptoki herbeigeeilt, um sich ebenfalls die Taschen zu füllen. Torag zögerte etwas, aber dann folgte auch er den anderen.

"Wollt Ihr nicht auch sammeln, Rokan? Es ist genug für alle da!", rief Sorin. Ja, es war wirklich genug für alle da - sogar mehr als genug! Aber dennoch schüttelte Rokan leicht den Kopf.

"Nein, vielen Dank. Ich verspüre keine große Lust, mich mit unnötigen Gewichten abzuschleppen."

Sorin sah den Caddier etwas verstört an. Dann wandten sich seine Blick Iwark und Fdorrg zu, die ebenfalls nicht sammelten.

"Und Ihr?", fragte er Iwark. Lächelnd schüttelte der Geisterbeschwörer den Kopf.

"Es wird die Zeit kommen, da werden wir Jian gegenübertreten müssen, Freunde. Und wahrscheinlich wird es zum Kampf kommen! Aber wie sollen wir kämpfen, wenn unsere Taschen schwer vom Gewicht der Steine darin sind? Es kann gut sein, Herr Sorin, dass Euch Euer Reichtum einst das Leben kostet. Diese Steine mögen einen noch so großen Wert besitzen, sie mögen noch so faszinierend sein - mein Leben ist mir mehr wert", sprach Fdorrg, wobei er seine behaarte Hand um den Griff seines Schwertes legte.

Sorin schien durch die Worte des Nordländers nachdenklich geworden zu sein, denn er ließ das Sammeln von Steinen für einen Moment sein und blickte in das Chaos der von einem kalten Wind bewegten Nebel.

Doch besann er sich wieder und raffte weiter - bis seine Taschen derart gefüllt waren, dass sie bereits zu platzen drohten.

Er erhob sich und schwankte unter dem Gewicht der Steine.

Auch die anderen waren inzwischen fertig und standen stöhnend vom Boden auf.

"Sie sind doch schwerer als ich dachte", rief Torag der Starke aus und Gonly vom großen Fluss keuchte bereits.

"Diese verdammten Steine!", schimpfte er grimmig und seine Hand griff tief in die Taschen und holte einen Teil der Steine wieder aus ihnen heraus.

"Nun denn, lasst uns aufbrechen", schlug Ptoki der Schlaue schließlich vor, wobei er sein Schwert zurecht rückte.

Sie wanderten nun also ohne Weg, ohne Ziel in die Düsternis blauer Nebel hinein, die von einem kalten Wind in Bewegung gehalten wurden.

Dieser Wind ließ Torag frösteln und er fragte sich, ob sie jemals wieder in ihre eigene Welt zurückkehren würden.

Wenn nicht, dann war es sinnlos, die schweren Steine herumzutragen. Wenn aber doch...

Nun, dann würde Torag sicherlich ein reicher Mann sein.

Vielleicht würde er auch in Bälde ein toter Mann sein, denn wer konnte schon ahnen, welche Gefahren in diesen Nebeln auf die sieben Wanderer lauerten.

Fdorrg quälte nagendes Unbehagen. Er war dagegen gewesen, wieder aufzubrechen. Aber gab es denn einen anderen Weg?

Es schien so, als gäbe es keinen anderen.

Der Nordländer wechselte einen raschen Blick mit Rokan, und er wusste, dass der Caddier ebenso dachte, wie er.

Torag, Sorin und die anderen, die sich mit den seltsamen Steinen beladen hatten, waren mit Ihren Gedanken nur bei ihrem zukünftigen Reichtum. Aber sie vergaßen das Nächstliegende! Sie vergaßen, dass sie zunächst lebend wieder in ihre Heimatwelt gelangen mussten, wenn sie ihren Reichtum genießen wollten!

In diesem kalten Nebel lauerte eine Gefahr!

Der kalte Wind blies Rokan wie eine Drohung ins Gesicht und ließ ihn frösteln.

Seine Hand umklammerte fest den schlichten Griff seines Schwertes. Da tauchte etwas Düsteres aus dem Nebel auf!

Es war eine grauenhafte, vorzeitliche Flugechse. Ihre rotglühenden Augen funkelten die Wanderer böse an.

Ungeschickt riss Gonly vom großen Fluss sein Schwert heraus, um sich zu verteidigen, aber die vollen Taschen hinderten ihn beträchtlich.

Aber noch ehe irgendwer etwas hätte tun können, hatte das Untier bereits mit seinen mörderischen Klauen Gonlys Brust aufgerissen! Er schrie, aber ihm war nicht mehr zu helfen.

Seine Augen brachen und er sank tot zu Boden.

Doch Fdorrg war bereits heran. Mit seinem scharfen Schwert ritzte er dem Untier eine der beiden lederigen Flughäute auf.

Es antwortete ihm mit einem Brüllen, welches die anderen erstarren ließ. Mit den Klauen schlug es nach dem Nordländer, aber er war gewandt und flink und schaffte es immer wieder, seinem Gegner auszuweichen, um ihm aber im nächsten Augenblick schon einen Schlag zu versetzen.

Schließlich gab das Monstrum aber doch den Kampf auf. Zu tief waren die Wunden, die man ihm geschlagen hatte!

Stark blutend und mit ungleichmäßigem Flügelschlag zog es von dannen und Fdorrg seufzte.

Sorin mit der Axt beugte sich über Gonlys reglosen Körper. Aber er konnte nur noch den Tod des Gefährten feststellen.

Aber was war das?

Sorin sprang mit einem Aufschrei zurück.

Der Tote begann vor den Augen der anderen zu Staub zu zerfallen. Zu dem gleichen Staub, aus dem der Grund war, auf dem sie liefen. Sein Tod wäre nicht nötig gewesen, dachte Rokan bei sich. Hätten die Steine, wie wertvoll auch immer, in seinen Taschen ihn nicht gehindert, so hätte er sein Schwert rechtzeitig und mit mehr Geschick gegen den Angreifer einsetzen können. Aber so...

Sie setzten ihren Weg fort, mit dem Wissen, dass es noch viele Gefahren in den Tiefen dieses Nebels gab.

War diese Flugechse bereits ein Vorbote des großen Jian gewesen? Rokans Augen versuchten die dichten Nebelschwaden zu durchdringen, aber es gelang ihm natürlich nicht.

Ohne weiter zu überlegen, waren sie in die Richtung gegangen, aus der die Flugechse gekommen war und in die sie nun auch wieder geflogen war. Rokan konnte deutlich ihre Blutspuren auf dem staubigen Boden sehen. Fdorrg musste ihr eine schwere Wunde geschlagen haben.

"Warum folgen wir eigentlich der Blutspur der Echse?", fragte Sorin und blieb stehen.

"Weil sie zur Zeit der einzige Wegweiser ist, nach dem wir uns richten können", erklärte Rokan, ohne stehenzubleiben. Er ging weiter, ohne darauf zu achten, ob die anderen ihm folgten.

Nach einem kurzen Zögern ging auch Sorin weiter.

Die Blutspuren wurden immer deutlicher!

Entweder war der Nebel dünner geworden und die Sicht besser, oder aber das Blut mehr, das aus der Wunde des Drachen zu Boden getropft war. Rokan sah es mehr nach der zweiten Möglichkeit aus.

"Mich würde es nicht wundern, wenn wir bald auf den Kadaver dieses Tieres stießen", erklärte Fdorrg. Und Rokan nickte.

"Ja, es muss in der Tat viel Blut verloren haben. Ich glaube auch nicht, dass es das noch lange aushalten kann."

Und dann dachte der Caddier an Cimbora. Würde er dieses Land je erreichen? Im Augenblick lag es in unglaublich weiter Ferne. Es schien ihm unerreichbar zu sein!

Cimbora - dieser Name stimmte ihn traurig.

Er war gefangen in einer anderen Welt - und hier gab es sicherlich kein Land mit jenem geheimnisvollen Namen!

Nein, in einer so schrecklichen, kalten und öden Welt wie dieser konnte es kein Land geben, wo Träume in Erfüllung gehen!

Um Cimbora zu erreichen musste er den Abgrund zwischen den Welten überwinden.

Aber wie?

Denn kehrten seine Gedenken zu Tembur und Sebro. Wo mochten die beiden sich befinden?

Und wo mochte sich die zweiköpfige Echse befinden?

Irgendwo in diesen kalten Nebelschwaden harrten sie vermutlich ihrem ungewissen Schicksale.....

Tembur hatte die Gefahr förmlich gespürt, als wenn sie sich wie eine schwarze Wolke über ihn gesenkt hätte!

Er zog blitzartig sein Schwert (er hatte es in den blauen Nebelschwaden gefunden) und warnte Sebro mit einem Schrei, als ein riesiges Einhorn aus dem Nebel hervorstampfte.

Die säulengleichen Beine ließen den Boden unter ihm erzittern. Trotz seiner Plumpheit und Größe, wer es in der Lage äußerst schnell zu reagieren. Tembur blieben nur Bruchteile einer Sekunde, um dem Monstrum auszuweichen und ihm dabei auch gleich einen schweren Schlag beizubringen.

Das Einhorn brüllte laut auf.

Hätte Sebro jetzt seinen Bogen dabei gehabt, so hätte das Untier nur noch Sekunden zu leben gehabt, aber sein Bogen war nun in den Händen der Tempelsoldaten des Rattentempels von Padralan.

Aber auch so währte sein Leben nicht mehr lange!