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Ein friedlicher Sommer sieht anders aus. In den frühen Morgenstunden wird Kommissar Brander auf die Tübinger Neckarinsel gerufen: Eine Tote treibt im Fluss. Die junge Frau ist keineswegs ertrunken, sie wurde erschossen. Kurz vor ihrem Tod hatte sie über einen Chat Kontakt zu dem Mitspieler eines Online-Rollenspiels. Gab es im realen Leben eine Verbindung zwischen der Toten und dem Unbekannten? Und wer ist der anonyme Verehrer, der Branders Kollegin weiße Lilien schickt?
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Seitenzahl: 435
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Sybille Baecker wurde 1970 in Thuine geboren und wuchs in Gronau (Westfalen) auf. Nach verschiedenen beruflichen Zwischenstationen studierte sie BWL in Münster und Neu-Ulm. Anschließend arbeitete sie als IT-Prozessingenieurin in einem amerikanischen Unternehmen und war dann viele Jahre als Pressereferentin eines Sportfachverbandes in Stuttgart tätig. 2005 begann sie zu schreiben. Durch ihre Krimiserie mit dem Tübinger Kommissar und Whiskyfreund Andreas Brander wurde sie zur Fachfrau für »Whisky & Crime«. Baecker lebt heute nahe der Universitätsstadt Tübingen und arbeitet als freiberufliche Schriftstellerin und Dozentin für Schreibworkshops. Im Emons Verlag erschienen die Kriminalromane »Irrwege«, »Körperstrafen« und »Eisblume«.www.lesezeit-sk-baecker.de
Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig. Friedrich Hölderlin »Der Sommer«* und »Das menschliche Leben«**:www.hoelderlin-gesellschaft.de
© 2012 Hermann-Josef Emons Verlag Alle Rechte vorbehalten Umschlagmotiv: photocase.de/joexx Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch, Berlin eBook-Erstellung: CPI – Clausen & Bosse, LeckISBN 978-3-86358-076-6 Schwaben Krimi Originalausgabe
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Für Frank
Ihre Finger glitten mit gezieltem Griff zu dem Verschluss auf ihrem Rücken, lösten die zwei kleinen Ösen. Augenblicklich hatte sie das Gefühl, besser atmen zu können, während ihre hellen, runden Brüste der Schwerkraft folgten. Sie sog die Luft tief ein, sah im Spiegel, wie sich bei jedem Atemzug ihr Brustkorb deutlich hob und wieder senkte. Sie streifte die Träger von den Schultern, ließ den BH zu Boden fallen. Ohne den Blick von ihrem Spiegelbild zu nehmen, streifte sie auch ihren Slip ab. Stand nackt vor dem großen Spiegel und betrachtete sich, ihre äußere Hülle, ihren Körper.
Sie war nicht besonders groß, auch nicht schlank. Dennoch wohlproportioniert, Rundungen da, wo sie hingehörten. Ihre Haut war hell, fast weiß. Das Haar fiel ihr in langen rotblonden Locken über die Schultern. Nicht sanft und weich. Eher dick und schwer. Auf ihren runden Wangen zeichneten sich einzelne Sommersprossen ab. Die Nase war gerötet, und ihre Augen glänzten feucht. Eine Träne lief langsam hinab zu ihren sanft geschwungenen Lippen, hinterließ einen salzigen Geschmack.
Sie ließ die Hände über ihren Bauch gleiten, hinauf zu ihren schweren Brüsten, hob sie ein Stück, straffte die Schultern. Betrachtete die kleinen dunklen Knospen. Ihr Blick wanderte zu ihrer Körpermitte, ihrem Bauch, dem gekräuselten Haar zwischen ihren Beinen.
Hinter ihrem Rücken spiegelte sich das Bett.
Sie schloss die Augen, schlang die Arme um ihren Körper, hielt sich fest, ganz fest. Dann löste sie die Umklammerung, streichelte zärtlich mit den Fingern über ihre Haut, die Arme, die Brüste, den Bauch … gab sich der Erinnerung hin, spürte die aufsteigende Hitze in ihrem Schoß. Als sie die Augen wieder öffnete, umspielte ein wehmütiges Lächeln ihre Lippen.
Sie öffnete eine Schranktür, schob einige Kleidungsstücke zur Seite. Ganz links hing das blaue Kleid mit dem zarten Muster am Saum. Sie nahm es heraus, hängte den leeren Bügel an den Knauf der Schranktür. Sie stieg in das Kleid, schloss den Reißverschluss an der Seite. Kühl umschmeichelte der sanft fließende Stoff ihren Körper.
Donnerstag
Brander hatte gefühlte fünf Minuten die Augen geschlossen, als die leise Melodie seines Handys ihn aus dem Schlaf riss. »Peppi« verkündete das Display. Hastig griff er nach dem Apparat, meldete sich mit belegter Stimme.
»Andi, ich bin’s«, hörte er seine Kollegin am anderen Ende. Etwas undeutlich und heiser.
»Morgen«, brummte er verschlafen ins Telefon. Durch die Ritzen der Jalousie drangen die ersten blassen Lichtstrahlen des Tages ins Zimmer. Munteres Vogelgezwitscher klang vom Garten herauf.
Er schielte zu Cecilia, die ihm den Rücken zuwandte und das Kissen über den Kopf zog.
»Sorry, Andi, gibt Arbeit«, nuschelte Peppi in sein Ohr.
Brander rieb sich müde durch das Gesicht, warf einen Blick auf den Wecker. Noch nicht einmal halb fünf. »Was für Arbeit?«
»Ich…« Er hörte ein erschöpftes Seufzen. »Da liegt ’ne Frau im Neckar.«
»Was?« Der Adrenalinschub vertrieb umgehend die Müdigkeit. Hatte er Peppi richtig verstanden? Warum sprach sie so undeutlich? »Peppi, was ist los bei dir? Bist du betrunken?«
»Scheiße, ja… hör zu…« Sie atmete tief durch, und Brander konnte förmlich sehen, wie sie versuchte, sich zusammenzureißen. Seine Kollegin schien wirklich reichlich viel getankt zu haben.
»Da liegt eine Frau im Neckar. Sie ist tot. Ich… ich hab sie gerade gefunden.«
»Ertrunken?« Unweigerlich tauchten Bilder eines aufgedunsenen Körpers vor seinem inneren Auge auf. Blassbläuliche Haut, fortgeschrittenes Verwesungsstadium. Er blinzelte ein paarmal, um die Erinnerung zu vertreiben.
»Kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall ist sie tot.«
»Okay, ich bin unterwegs.« Er sprang aus dem Bett und wollte schon auflegen, hielt sich im letzten Augenblick zurück. »Peppi?«, rief er in den Apparat, ehe ihm einfiel, dass Cecilia neben ihm lag und zu schlafen versuchte. Er dämpfte seine Stimme. »Wo genau bist du?« Der Neckar war lang.
»Neckarinsel, Platanenallee, zwischen Indianersteg und Silcherdenkmal.«
»Hast du die Dienststelle–«
»Alle unterwegs.«
»Ich beeil mich.« Er hatte kaum aufgelegt, als sein Handy erneut klingelte. Im Display las Brander die Nummer seiner Dienststelle. Er ließ den Anrufer gar nicht erst zu Wort kommen. »Ich weiß schon Bescheid, bin unterwegs.«
Er legte auf und drehte sich zu Cecilia, die das Kissen zur Seite geschoben hatte und ihn besorgt ansah. »Ist was mit Peppi?«
»Nein, aber ich muss zum Dienst.« Er gab ihr einen Kuss, zog Hemd, Jeans und Weste vom Stuhl und eilte ins Bad.
***
Auf der Fahrt von Entringen nach Tübingen wäre er beinahe dem Starenkasten an der Kreuzung Richtung Pfäffingen in die Falle gegangen. Gerade noch rechtzeitig trat er auf die Bremse. Er hatte keine Lust auf den Papierkram »Beamter im Einsatz« et cetera, et cetera. Da ansonsten kaum Verkehr herrschte, erreichte er dennoch in kürzester Zeit sein Ziel. Er fuhr in die Uhlandstraße und hielt auf dem Parkplatz vor dem Gebäude des Uhland-Gymnasiums, auf dem sich bereits ein ganzer Fuhrpark behördlicher Fahrzeuge aneinanderreihte: mehrere Polizeieinsatzwagen, ein Notarztwagen, die Feuerwehr sowie Spezialwagen des Erkennungsdienstes. Das komplette Aufgebot. Sogar ein paar Schaulustige hatten sich zu dieser frühen Stunde schon eingefunden.
Er grüßte im Vorübergehen die Kollegen, lief am Uhland-Denkmal vorbei über das Indianerstegle, eine schmale Brücke, die über den Flutgraben auf die Insel führte. Vor ihm, am nördlichen Ufer des Neckars, erhob sich, leicht verschwommen im Morgendunst, die Häuserfront der Altstadt mit Evangelischem Stift, Burse und etwas weiter rechts davon der Hölderlinturm. Vor dem Turm lag eng aneinandergedrängt eine ganze Flotte Stocherkähne vertäut und wartete auf die nächste Ausfahrt.
Erst vor wenigen Wochen hatte Brander Freunde und Familie zur Feier seines fünfundvierzigsten Geburtstages zu einer Stocherkahnfahrt auf dem Neckar eingeladen. Es war ein herrlicher frühsommerlicher Tag gewesen, und sie hatten anschließend abends lange im Biergarten des Casinos gesessen, getrunken, gegessen und gefeiert. Es schien schon wieder Ewigkeiten zurückzuliegen.
Brander wandte sich nach links und sah wenige Meter entfernt die Kollegen von der Schutzpolizei, die damit beschäftigt waren, die Umgebung des Fundorts mit rot-weißem Absperrband zu sichern. Die Feuerwehrleute bereiteten die Bergungsarbeiten vor, während der Erkennungsdienst bereits fleißig fotografierte. Peppi saß etwas abseits auf einer Bank. Sie hielt den Kopf gesenkt, sodass ihre dunklen Locken vor ihr Gesicht und über die Schultern fielen. Sie trug ein hell gemustertes Sommerkleid, das den hellbraunen Teint ihrer Haut zur Geltung brachte und dessen untere Hälfte nass und schwer um ihre Beine hing.
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