Nienhagen  -  mein kleines Dorf mitten in Europa - Heinrich Schütz - E-Book

Nienhagen - mein kleines Dorf mitten in Europa E-Book

Heinrich Schütz

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Beschreibung

Nienhagen, ein kleines Dorf in Sachsen-Anhalt und ganz nah bei Halberstadt, hätte nach der Flucht aus Hinterpommern für den Autor Heinrich Schütz eine zweite Heimat werden können. Er verlebte dort einige abwechslungsreiche und glückliche Kindheitsjahre im Umfeld einer mit der Mutter weitläufig verwandten Familie. Doch dann kam es ganz anders. Die erneute Flucht in den Westen Deutschlands rückte das Dorf für 40 Jahre in eine weite und nahezu unerreichbare Ferne. Als sich nach dem Mauerfall die Grenze, die Deutsche von Deutschen trennte, wieder öffnete, gab es kein Halten mehr. Durch viele Reisen wurde das nachgeholt, was eigentlich nicht nachzuholen ist. Dieses kleine Buch versucht, die Sehnsucht des Autors nach Nienhagen und seine Verbundenheit mit der Familie Tewes in Worten, aber vor allen Dingen in Bildern, zu erfassen. Viele habe ähnliche Erlebnisse gehabt, und für den einen oder anderen Interessierten ist es sicherlich hilfreich, wenn man dann das Erlebte dann auch zu Papier gebracht hat.

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Seitenzahl: 30

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Dieses Bilderbuch ist der Familie Tewes gewidmet, mit der ich mich nun schon seit 70 Jahren so eng verbunden fühle.

Inhaltsverzeichnis

1945 Wie alles anfing und dann plötzlich endete, ein Flüchtlingsschicksal

1990 Erste Anreise, nach dem Mauerfall

2015 Die wundervolle Fortsetzung einer langen Geschichte, in Bildern

1945 - 1990 - 2015

1945 Wie alles anfing und dann plötzlich endete, ein Flüchtlingsschicksal

Das Erlebnis Nienhagen nahm für mich seinen Anfang mit der Vertreibung aus dem pommerschen Paradies im Februar 1945. Über einige Umwege im winterlichen Norddeutschland landeten meine Mutter und ihre vier Kinder, mich eingeschlossen, am 17.März 1945 in jenem kleinen Dorf bei Halberstadt, dessen Lage ich schlichtweg im Herzen Europas einordne. Mein Vater, den man am Ende des Krieges noch zum Volkssturm eingezogen hatte, folgte uns zwei Tage später. Er hatte Glück gehabt, denn ein umsichtiger Vorgesetzter entließ ihn einige Wochen, bevor der längst verlorene Krieg sein offizielles Ende fand.

Zwei amtliche Dokumente zur Fluchtgeschichte.

Meine Eltern hatten Nienhagen als nächstmöglichen Anlaufpunkt vereinbart, was im Endeffekt dann ja auch als eine gute Wahl angesehen werden konnte.

Hier wollten wir das Ende des Schreckens abwarten, um dann wieder eines schönen Tages in unsere angestammte Heimat nach Tempelburg in Hinterpommern zurück zu kehren. Wie wir wissen, sollte dies ein Wunschtraum bleiben, allerdings auch eine

Erkenntnis, an die wir uns nur langsam gewöhnen konnten. Wir waren Flüchtlinge, Vertriebene, Heimatlose, Fremde im eigenen Land mit Migrationshintergrund, wie man heute sagen würde. Anders als bei den Flüchtlingen, mit denen wir uns in diesem Jahrhundert auseinandersetzen müssen, gab es damals keine Sprachbarrieren. Nicht überall in Deutschland hieß man allerdings die „Rucksackdeutschen“ willkommen, weder privat noch öffentlich. Der erste Ministerpräsident des Bundeslandes Rheinland-Pfalz, in dem ich übrigens heute lebe, schrieb 1945 an den „Chef de Gouvernement Militaire du Regierungsbezirk Coblence“ folgende Warnmeldung:

“ … Auch aus den abgetrennten Ostgebieten sind inzwischen Flüchtlinge in begrenzter Zahl hier eingetroffen, und zwar meist solche, die Verwandte hier wohnen haben. Da mit einem größeren und ungeregelten Andrang solcher Flüchtlinge zu rechnen ist, möchte ich nicht verfehlen, auf die ernsten Gefahren hinzuweisen, die die Durchsetzung der rheinischen Bevölkerung mit Bevölkerungsmassen aus dem Osten mit sich bringt. Abgesehen von den wirtschaftlichen und ernährungspolitischen Schwierigkeiten, sind es das konfessionelle und das politische Moment, die zur Sorge Anlass geben. In konfessioneller Beziehung würde der katholische Charakter des Rheinlands durch den Zuzug der meist protestantischen Ostdeutschen stark verwässert werden ….

Die politischen Gefahren einer derartigen Durchsetzung liegen in der andersartigen Mentalität der Ostbevölkerung begründet. Diese war von jeher militaristischer und nationalistischer und später nationalsozialistischer eingestellt als die der Westbevölkerung. Mit dem Flüchtlingsstrom würden zugleich unzählige Nationalsozialisten aller Schattierungen hier angesiedelt werden und unerkannt als Ideenträger Hitlers weiter wirken ….“

Welch ein brisantes und zugleich peinliches Geschichtsdokument! Ich musste es hier einfach einmal an den Pranger stellen. Hinter diesen Worten steckte nicht nur ein politisch-taktisches Kalkül, sondern hier offenbarten sich offensichtlich die Gedanken eines Verwirrten. Wir hatten es in Nienhagen gottseidank ganz anders angetroffen. Mit offenen Armen wurden wir von der Familie Tewes, die über viele Ecken mit meiner Familie verwandt ist, aufgenommen. Man rückte zusammen, man teilte.

Flüchtlingsfamilie Schütz (links der Autor).

Bald hatten wir auch unsere eigene kleine Wohnung, zunächst im Gasthof Nienhagener Hof, dann unter dem Dach der Schule, darauf in einem Behelfsheim, schließlich in einem Gebäude des ehemaligen Gutshofes. Aber unser Anker in Nienhagen blieb immer die Familie Tewes.