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Grotesk, dunkel und bizarr. Definitiv ein Leckerbissen für Noir-Fans. Stanton Carlisle lernt die schmutzigen Tricks der Jahrmärkte und wird zum skrupellosen Gauner. Er gibt sich als spiritueller Guru aus, um die Reichen und Schwachen auszunehmen. Doch sein Spiel der Täuschungen und Lügen treibt ihn geradewegs in die Albtraumgasse … Mit effektiver Atmosphäre und außergewöhnlicher Prosa geschrieben, ist Nightmare Alley mehr als ein großes Drama: Stantons entschlossener Aufstieg und der unvermeidliche Sturz ins Verderben ist die röntgenscharfe Durchleuchtung des 'american dream'. Nightmare Alley erscheint im Festa Verlag als deutsche Erstveröffentlichung. Time magazine: 'Nightmare Alley kombiniert die gruselige Welt von Tod Brownings Film Freaks mit dem eigenwilligen Zynismus eines Jim-Thompson-Romans.' Palm Beach Post: 'Stan Carlisle ist ein gutaussehender Betrüger, der sich langsam die Nahrungskette hinabarbeitet – ein Roman, in den kein Lichtstrahl eindringt.' Los Angeles Times: 'Der ›Albtraum‹ des Titels trifft es genau … der amerikanische Traum wird umgedreht. Die Vorstellung, dass die menschliche Kreatur in einer Falle lebt, der sie niemals entfliehen kann, stammt aus der Seele des Autors. Nie war Noir autobiografischer … Nightmare Alley bleibt ein Meisterwerk. Das menschliche Tier ist allein, hilflos angesichts des Schicksals, und stolpert durchs Dunkel.' James MacBride: 'Ein 1A-Guignol mit einem Hauch von schwarzer Magie.' Jack Conroy: 'Gresham hat etwas von Nelson Algrens gehässiger Kraft, mit der er die Menschen der untersten Schicht darstellt.' Chicago Reader: 'Dieser Roman verschlingt geröstete kleine Cormac McCarthy-Romane zum Frühstück.' FESTA MUST READ: Große Erzähler ohne Tabus. Muss man gelesen haben.
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Seitenzahl: 514
Veröffentlichungsjahr: 2019
Aus dem Amerikanischen
von Christian Veit Eschenfelder
und Anja Heidböhmer
Impressum
Die amerikanische Originalausgabe Nightmare Alley
erschien 1946 im Verlag Rinehart & Company.
Copyright © 1946 by William Lindsay Gresham
Copyright renewed © 1974 by Renee Gresham
Copyright © dieser Ausgabe 2019 by Festa Verlag, Leipzig
Veröffentlicht mit Erlaubnis von Renee Gresham
Alle Rechte vorbehalten
eISBN 978-3-86552-714-1
www.Festa-Verlag.de
Inhalt
Impressum
Inhalt
KARTE I
Der Narr
KARTE II
Der Magier
KARTE III
Die Hohepriesterin
KARTE IV
Die Welt
KARTE V
Die Herrscherin
KARTE VI
Das Gericht
KARTE VII
Der Herrscher
KARTE VIII
Die Sonne
KARTE IX
Der Hierophant
KARTE X
Der Mond
KARTE XI
Die Liebenden
KARTE XII
Der Stern
KARTE XIII
Der Wagen
KARTE XIV
Der Turm
KARTE XV
Die Gerechtigkeit
KARTE XVI
Der Teufel
KARTE XVII
Der Eremit
KARTE XVIII
Die Zeit
KARTE XIX
Das Schicksalsrad
KARTE XX
Der Tod
KARTE XXI
Die Kraft
KARTE XXII
Der Gehängte
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Für Joy Davidman
Madame Sosostris, die berühmte Hellseherin, / hatte eine böse Erkältung, aber dennoch / ist sie als weiseste Frau in Europa bekannt,/ mit einem Packen böser Spielkarten. Hier, sagte sie, / ist Ihre Karte, der ertrunkene phönizische Seemann. / (Was einst seine Augen waren, sind nun Perlen. Schau!) / Hier ist Belladonna, die Dame vom Felsen, / die Dame der Gelegenheiten. / Hier ist der Mann mit den drei Stäben und hier das Glücksrad, / und hier ist der einäugige Kaufmann, und diese Karte, / die leer ist, bedeutet etwas, das er auf seinem Rücken trägt, / was mir zu sehen verboten ist. Ich finde nicht / den gehängten Mann. Fürchte den Tod im Wasser …
– Das wüste Land
(Übersetzung von Karl Heinz Göller)
Die Sibylle hab ich in Cumae mit meinen eigenen Augen in einer Flasche hängen sehen. Und als die Jungen sie fragten »Sibylle, was willst du?«, antwortete sie »Sterben will ich.«
– Satyrikon
KARTE I
Der Narr
der im bunten Kostüm mit geschlossenen Augen in Richtung Abgrund am Ende der Welt schlendert.
Stan Carlisle stand ein gutes Stück hinter dem Eingang des Zelts im Licht einer nackten Glühbirne und beobachtete den Geek.1
Dieser Geek war ein dürrer Mann in langer schokoladenbrauner Unterwäsche. Seine schwarze Perücke sah wie ein Mopp aus und die braune Theaterschminke auf dem ausgemergelten Gesicht war durch die Hitze verschmiert und rund um den Mund verwischt.
Er lehnte an der Wand des Geheges. Rings um ihn lagen einige wenige – lächerlich wenige – locker zusammengerollte, misslaunige Schlangen, die sich in der heißen Sommernacht und dem grellen Licht unwohl fühlten. Eine kleine, dünne Königskobra versuchte, die Wand des Geheges nach oben zu kriechen, kam jedoch nicht weit und fiel zurück.
Stan mochte Schlangen. Er ekelte sich nicht vor ihnen, sondern konnte ihre Abscheu davor nachempfinden, mit einer Spezies wie dem Menschen eingepfercht zu sein.
Draußen näherte sich der Redner dem Höhepunkt seiner Ansprache. Stan wandte den ordentlich gekämmten blonden Kopf Richtung Eingang.
»… woher er stammt? Das weiß Gott allein. Gefunden wurde er auf einer unbewohnten Insel, 800 Kilometer vor der Küste Floridas. Herrschaften, in diesem Käfig wird sich gleich eines der unerklärlichen Mysterien des Universums abspielen. Ist er ein Mensch oder ist er eine Bestie? Sie erleben ihn in seinem natürlichen Lebensraum zwischen den giftigsten Reptilien dieser Welt. Sehen Sie, er ist so zärtlich zu diesen Schlangen wie eine Mutter zu ihrem Kind. Er isst und trinkt nicht, sondern ernährt sich ausschließlich von der Atmosphäre, die ihn umgibt. Und wir werden ihn noch ein weiteres Mal füttern! Diese Attraktion wird Sie etwas zusätzlich kosten, aber es wird kein Dollar sein, kein Vierteldollar, sondern nur ein schlankes 10-Cent-Stück, zehn 1-Cent-Stücke, zwei 5-Cent-Stücke, der zehnte Teil eines Dollars. Hereinspaziert, flink, flott und flugs!«
Stan schlenderte in den hinteren Bereich des Zelts.
Der Geek kroch unter einen Jutesack und wurde fündig. Man konnte das Quietschen hören, als ein Korken gezogen wurde, dann ein paar rasselnde Schluckgeräusche und ein Keuchen.
Die ›Einfaltspinsel‹ drängten herein – junge Leute mit Strohhut auf dem Kopf und Mantel auf dem Arm, hier und da eine fette Frau mit Knopfaugen.
Wieso hat diese Sorte Frau eigentlich immer Knopfaugen?, fragte sich Stan.
Die magere Frau mit dem kraftlosen kleinen Mädchen, dem versprochen worden war, es dürfe alles sehen, was die Schau zu bieten hatte. Und der Trunkenbold …
Es war wie bei einem Kaleidoskop – das Muster immer ein anderes, die Einzelteile stets die gleichen.
Clem Hoately, Besitzer der Ten-o-One-Schau und ihr Hauptredner, arbeitete sich durch die Menge. Er zog eine kleine, mit Wasser gefüllte Flasche aus der Tasche, nahm einen Schluck, um sich die Kehle anzufeuchten, und spuckte ihn danach auf den Boden. Dann stieg er auf die Stufe. Er sprach plötzlich leise und im Plauderton, was das Publikum zu ernüchtern schien.
»Herrschaften, ich muss Sie darum bitten, nicht zu vergessen, dass Ihnen diese Schau ausschließlich im Interesse der Wissenschaft und der Bildung dargeboten wird. Diese Kreatur, die Sie vor sich sehen …«
Eine Frau senkte den Blick, erblickte zum ersten Mal die kleine Königskobra, die noch immer verzweifelt versuchte, aus der Grube zu kriechen, und holte schrill durch die Zähne pfeifend Luft.
»… diese Kreatur ist von den führenden Wissenschaftlern Europas und Amerikas untersucht und als Mensch deklariert worden. Will sagen, er hat zwei Arme, zwei Beine, einen Kopf und einen Leib wie ein Mensch. Aber unter diesem Haarschopf befindet sich das Hirn einer Bestie. Sehen Sie, wie er sich unter den Reptilien des Dschungels heimischer fühlt als unter uns Menschen.«
Der Geek hatte eine schwarze Schlange aufgehoben, packte sie mit der Hand knapp hinter dem Kopf, sodass sie nicht nach ihm schnappen konnte, und wog sie vor sich hin murmelnd in den Armen wie einen Säugling.
Der Redner wartete, während das Publikum den Geek neugierig anstarrte.
»Sie mögen sich fragen, wie er es schafft, bei all den giftigen Schlangen unverletzt zu bleiben. Nun, Herrschaften, das Gift der Schlangen hat keinerlei Wirkung auf ihn. Würde er jedoch seine Zähne in meine Hand schlagen, könnte mich nichts auf Gottes grüner Erde vor dem Tod bewahren.«
Der Geek knurrte und blinzelte töricht in das Licht der Glühbirne über sich.
Stan fiel der Glanz eines Goldzahns in einem Mundwinkel auf.
»Aber, Herrschaften, als ich Ihnen erzählt habe, dass diese Kreatur mehr Bestie als Mensch ist, wollte ich Sie damit nicht auffordern, sich nur auf mein Wort zu verlassen. Stan …« Er wandte sich an den jungen Mann, dessen strahlend blaue Augen keine Spur von Überraschung zeigten. »Stan, lass uns ihn noch einmal füttern. Nur für unser Publikum. Reich mir den Korb.«
Stanton Carlisle langte nach unten, griff den Henkel eines kleinen, zugedeckten Korbs und hob ihn so hoch, dass die Zuschauer ihn sehen konnten. Sie wichen zurück, schubsten und drängten sich aneinander. Clem Hoately, der Redner, lachte ein wenig müde.
»Machen Sie sich keine Sorgen, Herrschaften, darin ist nichts, was Sie noch nicht gesehen haben. Im Gegenteil, ich denke, Sie alle wissen, was das ist.«
Er zog eine etwa halb ausgewachsene, gackernde Leghorn-Henne aus dem Korb und hielt sie hoch, damit sie jeder sehen konnte. Mit einer Handbewegung sorgte er für Ruhe.
Die Hälse reckten sich nach unten.
Der Geek hatte sich nach vorn auf alle viere gebeugt, den leeren Mund weit aufgesperrt. Plötzlich warf der Redner die Henne in den Käfig, Federn wirbelten durch die Luft.
Der Geek näherte sich dem Tier und schüttelte den schwarzen Baumwollmopp seiner Perücke. Er griff nach dem Huhn, doch das spreizte zur Selbstverteidigung hektisch die kurzen, dicken Flügel und wich zur Seite aus. Er krabbelte hinterher.
Zum ersten Mal zeigte das farbverschmierte Gesicht des Geeks eine Regung. Die blutunterlaufenen Augen waren nahezu geschlossen. Stan konnte erkennen, wie seine Lippen lautlos Worte formten. »Verdammtes Viech!«
Der junge Mann trat gemächlich aus der angespannten, nach unten starrenden Menge und ging steif in Richtung Eingang, die Hände in den Taschen. Hinter ihm war panisches Gackern und Schnattern zu hören und das kollektive Luftholen des Publikums.
Der Trunkenbold drosch mit dem schmutzigen Strohhut auf das Geländer ein.
»Schnapp dir’s olle Huhn, Junge! Schnapp’s dir!«
Dann schrie eine Frau und begann, hektisch auf und ab zu springen; die Zuschauer stöhnten unartikuliert, pressten die Körper dichter an die Bretterwand des Geheges und stellten sich auf die Zehenspitzen. Das Gackern war abrupt verstummt, man hörte Zähneklappern und einen angestrengten Grunzlaut.
Stan schob die Hände noch tiefer in die Taschen. Er schlug die Klappe am Zelteingang zur Seite und ging zurück in den Ring der Ten-o-One-Schau, durchquerte ihn bis zum Tor und warf einen Blick in den Mittelweg des Jahrmarkts. Aus einer Tasche zog er ein schimmerndes 50-Cent-Stück, griff mit der anderen Hand danach und die Münze verschwand. Mit einem heimlichen innerlichen Lächeln voller Zufriedenheit und Triumph tastete er am Saum seiner Flanellhosen entlang und ließ die Münze wieder erscheinen.
In der Sommernacht kamen die blinkenden Lichter des Riesenrads kaum zur Geltung und die Musik der Dampforgel klang, als wären ihre Hauptleitungen verstopft.
»Allmächtiger, heiß hier, nich’ wahr, Junge?«
Clem Hoately, der Hauptredner, stand neben Stan und wischte mit einem Taschentuch den Schweiß vom Band seines Panamahuts.
»Stan, Junge, wärst du so gut und würdest mir eine Flasche Limonade vom Getränkestand holen? Hier sind zehn Cent. Hol dir auch was.«
Als Stan mit den kalten Getränken zurückkehrte, verneigte sich Hoately dankbar.
»Jesus, mein Hals ist wund wie ein Bullenarsch zur Mückenzeit.«
Stan nippte an seiner Flasche.
»Mr. Hoately?«
»Ja, was?«
»Wie kriegt man jemanden dazu, den Geek zu spielen? Oder ist der hier der einzige, den es gibt? Ich meine, wird man so geboren? Mit dem Bedürfnis, Hühnern den Kopf abzubeißen?«
Clem schloss langsam ein Auge.
»Lass es dir gesagt sein, Junge. Bei den Schaustellern werden keine Fragen gestellt. Dann muss man sich auch keine Lügen anhören.«
»In Ordnung. Aber sind Sie zufällig auf den Kerl gestoßen, als er das … na, hinter einer Scheune oder so gemacht hat, und haben Sie das dann zur Nummer entwickelt?«
Clem schob den Hut nach oben.
»Ich mag dich, Junge. Sehr sogar. Und nur deshalb werde ich dir etwas Gutes tun. Und zwar werde ich dir meinen Stiefel nicht in den Arsch schieben, verstanden? Das ist das Gute.«
Stan grinste. Seine kalten hellblauen Augen hingen am Gesicht des älteren Mannes. Plötzlich senkte Hoately die Stimme.
»Nur weil ich dein Kumpel bin, erzähle ich dir jetzt keinen Scheiß. Du willst wissen, wo die Geeks herkommen? Na gut, hör zu … du findest sie nicht. Du machst sie dazu.«
Das ließ er zwar erst einmal auf sich wirken, aber Stanton Carlisle verzog keine Miene.
»Gut. Aber wie?«
Hoately packte den Jungen am Kragen und zog ihn zu sich. »Hör zu, Jungchen, soll ich dir eine verdammte Karte malen? Du suchst dir einen Kerl, und der ist kein Geek, sondern ein Trinker. So ’n Idiot, der sich am Tag eine ganze Flasche reinzieht. Also sagst du so was wie: ›Ich hab Arbeit für dich. Auf Zeit. Wir brauchen einen neuen Geek. Und bis wir den haben, ziehst du dir die Geek-Klamotten an und tust so, als ob.‹ Du sagst ihm: ›Du musst eigentlich nichts machen. Du hast eine Rasierklinge in der Hand und wenn du das Huhn packst, schlitzt du ihm damit den Hals auf und tust so, als würdest du sein Blut trinken.‹ Gleiches gilt für Ratten. Die Leute kennen es nicht anders.« Hoately ließ den Blick die Gasse entlangschweifen und musterte abschätzend das Publikum. Dann wandte er sich erneut Stan zu. »Das macht er eine Woche und du achtest drauf, dass er regelmäßig seine Flasche kriegt und einen Platz, wo er seinen Rausch ausschlafen kann. Das gefällt ihm. Denkt, er hätte den Himmel auf Erden gefunden. Nach einer Woche sprichst du dann mit ihm, du sagst: ›Nun, ich muss mir einen richtigen Geek suchen. Du kannst gehen.‹ Er kriegt dann Panik, weil einem richtigen Säufer nichts mehr Angst einjagt als das Risiko, auf dem Trockenen zu sitzen und weiße Mäuse zu sehen. Er sagt: ›Was ist los? Mach ich nicht alles richtig?‹ Dann sagst du: ›Beschissen machst du alles. Du kannst dem Publikum nichts vormachen. Gib deine Klamotten ab. Du kannst gehen.‹ Dann drehst du dich um und gehst weg. Er rennt dir hinterher, bettelt dich an, will noch eine Chance und du sagst: ›In Ordnung. Aber nach heute Nacht bist du raus.‹ Aber du gibst ihm seine Flasche.
Am Abend ziehst du deine Rede durch, trägst richtig fett auf. Und während du noch redest, denkt er ans Ausnüchtern, Schütteln und Zittern. Du redest weiter und gibst ihm Zeit zum Nachdenken. Dann schmeißt du das Huhn in den Käfig. Und er … er wird den Geek spielen.«
Die Zuschauer verließen gerade die Schau, blass, apathisch, schweigend. Alle, bis auf den Trunkenbold.
Stan beobachtete die Leute mit einem seltsam süßen, verträumten Lächeln im Gesicht, dem Lächeln eines Gefangenen, der eine Nagelfeile in einem Kuchen gefunden hat.
1 »Geek« war früher in Amerika die Bezeichnung für einen »wilden Mann«, der auf Jahrmärkten auftrat. Anm. d. Übersetzers.
KARTE II
Der Magier
der den Zauberstab gen Himmel streckt und mit der anderen Hand zu Boden weist.
»Treten Sie doch näher, Herrschaften, ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf die Attraktion lenken, die auf der vorderen Bühne auf Sie wartet. Verehrtes Publikum, Sie werden gleich Zeuge einer der spektakulärsten Darstellungen physischer Stärke, die unsere Welt zu bieten hat. Nun, wie ich sehe, sind einige der jungen Burschen hier auch ziemlich kräftig, aber lassen Sie mich eines sagen, meine Herren, der Mann, den Sie hier gleich bestaunen werden, lässt den durchschnittlichen Hufschmied oder Athleten aussehen wie ein Kleinkind, das noch nicht laufen kann. Die Kraft eines afrikanischen Gorillas im Körper eines griechischen Gottes. Herrschaften, begrüßen Sie mit mir Herculo, den perfektesten Mann der Welt.«
Bruno Hertz: Wenn sie doch nur einmal herübersehen würde, während ich das Gewand nicht trage, würde ich in der gleichen Minute mit Freuden tot umfallen. Um Gottes willen, ich würde mir das Herz herausschneiden und es ihr auf einem Tablett servieren. Kann sie das nicht sehen? Ich schaffe es nicht, den Mut aufzubringen, ihre Hand im Lichtspielhaus zu halten. Wieso muss ein Mann immer solche Gefühle für eine Frau wie sie hegen? Ich kann nicht einmal Zeena sagen, wie verrückt ich nach diesem Mädchen bin, denn dann würde Zeena versuchen, uns zusammenzubringen, und ich würde mir wie ein Dummkopf vorkommen, weil ich nicht wüsste, was ich zu ihm sagen sollte. Molly – welch ein wunderschöner amerikanischer Name. Sie wird mich niemals lieben. Ich weiß es tief im Herzen. Aber ich würde jeden einzelnen dieser Wölfe aus der Schau in Stücke zerreißen, wenn sie ihr Leid antäten. Würde es nur einer von ihnen versuchen, könnte Molly mich dabei beobachten. Vielleicht könnte sie dann erahnen, wie ich fühle, und würde mir ein einziges Wort schenken, an das ich mich immer erinnern könnte. Das ich zur Erinnerung mit nach Hause nehmen könnte, nach Wien.
»… hier herüber, Herrschaften. Könnten Sie etwas näher treten? Diese Schau bietet Ihnen nun nicht das Größte, was Sie jemals gesehen haben. Oder was meinen Sie, Major? Verehrtes Publikum, ich präsentiere Ihnen zur Erbauung und Unterhaltung Major Mosquito, den kleinsten je gemessenen Menschen. 20 Zoll, 20 Pfund, 20 Jahre – und für sein Alter hat er eine Menge riesiger Ideen. Falls eines der Mädchen an einer Verabredung nach der Schau interessiert ist, geben Sie mir Bescheid, ich werde sehen, was ich tun kann. Der Major wird Sie mit einer von ihm selbst kreierten kleinen Nummer unterhalten, er wird singen und stepptanzen zu dem großartigen Lied Sweet Rosie O’Grady. Bühne frei, Major.«
Kenneth Horsefield: Wenn ich ein Streichholz anzünde und es diesem riesigen Affen unter die Nase halte, würde ich dann wohl sehen, wie seine Nasenhaare Feuer fangen? Mein Gott, was für ein Affe! Ich würde ihn gerne fesseln, ihm den Mund aufhalten, mich zurücklehnen, eine Zigarre rauchen und ihm einen Zahn nach dem anderen herausschießen. Affen. Alles verdammte Affen. Besonders die Frauen mit ihren riesigen Mondgesichtern. Ich würde nichts lieber tun, als mit einem Hammer reinzuschlagen und zuzusehen, wie sie wie Kürbisse zerplatzen. Ihre riesigen, schmierig roten, weit aufgesperrten Münder. Fett und Dreck, mehr haben sie nicht zu bieten.
Gott, es geht schon wieder los. Derselbe dumme Witz. Eine Frau zeigt es hinter vorgehaltener Hand der anderen. Wenn ich noch einmal diese Hand sehe und dieselbe Geste, dann schreie ich den verdammten Laden in Grund und Boden. Eine Million Weibsbilder und immer die gleiche gottverdammte Geste hinter der gleichen gottverdammten Hand und die andere kaut immer Kaugummi. Irgendwann erschieß ich sie. Ich habe die Knarre nicht im Koffer, um Pfadfinder damit zu spielen. Und das ist das Frauenzimmer, das ich abknallen werde. Ich hätte es schon längst getan. Aber sie würden mich auslachen, wenn sie bemerkten, dass ich den Lauf mit einer Hand halte und den Abzug mit der anderen betätige.
Joe Plasky: »Vielen Dank, Professor. Herrschaften, ich bin bekannt als der Halbmensch-Akrobat. Wie Sie sehen können, sind meine Beine vorhanden, sie nützen mir nur nicht sonderlich viel. Kinderlähmung, als ich noch klein war – sie sind einfach nicht normal gewachsen. Also habe ich beschlossen, sie zusammenzuknoten und zu vergessen und mein eigenes Ding zu machen. Ich steige auf diese Weise Treppen nach oben. Auf den Händen. Ganz sicher. Und jetzt ein Hüpfer, ein Hopser und ein Sprung. Dann umdrehen und wieder nach unten, ein Kinderspiel. Vielen Dank, Herrschaften.«
»Hier ist eine weitere kleine Nummer, die ich mir selbst ausgedacht habe. Manchmal, in überfüllten Straßenbahnen, habe ich nicht genügend Platz, um auf beiden Händen zu stehen. Also muss ich mir anders helfen. Ganz ruhig. Und zack!, stehe ich auf einer! Ich danke Ihnen vielmals.«
»Beim nächsten Kunststück werde ich Ihnen etwas zeigen, das noch kein anderer Akrobat auf der Welt versucht hat: einen Vorwärtssalto, aus dem Handstand in den Handstand. Sind alle bereit? Dann los. Ein toller Trick – wenn ich ihn mache. Vielleicht könnten Sie in der ersten Reihe ein paar Schritte zurücktreten. Keine Sorge, nur ein Scherz. Bisher hat dieser Trick immer funktioniert. Sie sehen ja, dass ich nach wie vor lebendig bin. Nun gut, los geht’s – hoch –, und einmal herum! Herzlichen Dank, Leute.«
»Kommen Sie doch etwas näher, ich werde jetzt einige Souvenirs verteilen. Ich kann natürlich nicht reich werden, indem ich sie verschenke, aber ich werde mein Bestes tun. Hier hätte ich ein kleines Büchlein voller alter Lieder, Gedichte, Witze, Tricks und Gesellschaftsspiele. Und ich werde keinen Dollar dafür verlangen, nicht einmal einen halben, sondern lediglich magere zehn Cent. Das ist alles, was es kostet, Herrschaften, zehn Cent für einen Abend voller Spaß und guter Laune. Und nur hier und heute lege ich Ihnen als kleinen zusätzlichen Anreiz noch diese kleine Bauchtänzerin aus Papier obendrauf. Sie müssen nur ein Streichholz hinter das Papier halten, dann sehen Sie ihren Schatten und lassen sie tanzen.«
»Sie wollen eins? Vielen Dank, Kollege. Bitte sehr, Herrschaften, randvoll mit erlesenen Gedichten, Dramen und geistreichen Sprüchen von den weisesten Männern dieser Welt. Und das alles für nur zehn Cent …«
Meine Schwester schrieb mir, dass die Kinder beide Keuchhusten haben. Ich werde ihnen einen Farbkasten schicken, um sie abzulenken. Kinder lieben Malfarben. Ich werde ihnen auch Wachsmalstifte schicken.
»Matrose Martin, die lebende Bildergalerie. Werte Damen und Herren, der junge Mann, den Sie nun vor sich sehen, ist in See gestochen, als er noch ein Knabe war. Als Schiffbrüchiger landete er auf einer tropischen Insel mit nur einem einzigen Bewohner, einem alten Seefahrer, der dort gestrandet war und dort den Großteil seines Lebens verbracht hatte. Alles, was dieser damals aus dem Wrack hatte retten können, war eine Tätowier-Ausrüstung. Um sich die Zeit zu vertreiben, brachte er Matrose Martin diese Kunst bei und der probierte sie an sich selbst aus. Die meisten der Motive, die Sie sehen, sind seine Eigenkreationen. Dreh dich um, Seemann. Auf dem Rücken trägt er eine Kopie des weltberühmten Bildes Rock of Ages. Auf seiner Brust, dreh dich wieder um, Matrose, das Schlachtschiff Maine, das im Hafen Havannas explodierte. Nun, wenn ihr jungen Burschen im Publikum gerne einen Anker, eine amerikanische Flagge oder die Initialen eurer Liebsten auf dem Unterarm hättet, in drei wunderschönen Farben, dann kommt hoch auf die Bühne und stattet dem Matrosen einen Besuch ab. Feiglinge sind jedoch nicht erwünscht.«
Francis Xavier Martin: Junge, Junge, diese Brünette, die die Nummer mit dem elektrischen Stuhl aufführt, ist ’ne Wucht. Ich habe alles, um sie glücklich zu machen und nach mehr lechzen zu lassen. Nur dass Bruno sich wohl wie eine Wildkatze auf mich stürzen würde. Ob ich noch mal was von dem Rotschopf aus Waterville höre? Mir geht fast einer ab, wenn ich bloß an die denke. Was für ein Körper … und weiß ihn auch einzusetzen. Aber diese Molly, die ist der Wahnsinn. Was für ein Vorbau! Steht wie ’ne Eins. Und das ohne Körbchen, Bruder, wie Gott sie schuf.
Ich wünschte, diesem Krautfresser Bruno würde irgendwann eine Ader platzen, während er seine Hufeisen verbiegt. Gottverdammt, diese Molly hat Beine wie ein Rennpferd. Vielleicht kann ich ja mal drübersteigen und mich dann vom Acker machen. Gott, das wär es wirklich wert.
»Hier herüber, Herrschaften, hierher. Auf dieser Bühne können Sie eine der erstaunlichsten Frauen dieser Welt sehen. Und genau neben ihr befindet sich ein originalgetreuer Nachbau des elektrischen Stuhls des Gefängnisses Sing Sing.«
Mary Margaret Cahill: Vergiss nicht zu lächeln. Das hat Papa immer gesagt. Meine Güte, wie sehr ich mir wünsche, Papa wäre hier. Wenn ich ihn dann im Publikum entdecken und sehen würde, wie er mir zulächelt, wäre alles in bester Ordnung. Zeit, die Hüllen fallen zu lassen und ihnen einen tollen Anblick zu liefern. Papa, mein Schatz, pass auf mich auf …
Der Vater hatte Molly in ihrer Jugend viele wundervolle Dinge beigebracht, die auch noch Spaß gemacht hatten. Zum Beispiel wie man auf würdevolle Weise ein Hotel verließ mit zwei der besten Kleider unter der Kleidung, die man gerade trug. Das hatten sie einmal in Los Angeles machen müssen und Molly hatte es geschafft, all ihre Kleider nach draußen zu schaffen. Nur dass sie Vater beinahe erwischt hätten und er sich herausschwindeln musste. Papa war wundervoll darin, sich aus der Affäre zu ziehen, und immer wenn es eng wurde, amüsierte sich Molly insgeheim, weil sie wusste, Papa konnte sich auch dann noch herauswinden, wenn ihn alle anderen schon in der Klemme wähnten. Papa war wunderbar.
Papa kannte immer so nette Leute. Die Männer waren ab und zu besoffen, aber die Damen sahen alle wunderschön aus und hatten meist rote Haare. Sie waren immer ganz lieb zu Molly, und als sie elf war, hatten sie ihr beigebracht, wie man sich die Lippen anmalt. Bei ihrem ersten Versuch trug sie zu viel Lippenstift auf und Papa lachte lauthals und sagte, sie sehe aus wie ein frühreifes Mädchen aus einem Freudenhaus.
Die Dame, mit der Papa zu dieser Zeit befreundet war – ihr Name war Alyse –, brachte ihn zum Schweigen und sagte: »Komm hierher zu mir, Liebling. Alyse wird dir zeigen, wie man das macht. Lass uns das Zeug wegwischen und dann fangen wir von vorn an. Das Ziel ist es, die Leute nicht wissen zu lassen, dass du geschminkt bist, besonders in deinem Alter. Nun pass auf.« Sie sah Mollys Gesicht genau an und fuhr fort. »Hier fängst du an. Du darfst Rouge nur hier auftragen. Lass dir nichts anderes erzählen. Du hast ein eckiges Gesicht und willst es glatter und runder wirken lassen.«
Sie zeigte ihr, was sie zu tun hatte. Dann wusch sie alles wieder ab und ließ es Molly allein versuchen.
Molly wollte, dass Papa ihr half, aber er sagte, das sei nicht seine Aufgabe – und dass er besser darin sei, Schminke verschwinden zu lassen, besonders von Hemdkragen. Molly fühlte sich furchtbar dabei, alles selbst auftragen zu müssen, weil sie Angst hatte, sie würde es falsch machen. Schließlich fing sie an zu weinen, Papa nahm sie auf den Schoß und Alyse zeigte ihr noch einmal, was sie tun musste. Danach war alles wieder in Ordnung und Molly benutzte immer Schminke, ohne dass es jemand merkte.
»Großer Gott, Mr. Cahill. Was für ein wunderschönes Kind! Und die Kleine sieht so gesund aus! So hübsche, rosige Wangen!«
Darauf sagte Papa dann immer: »Gewiss, werte Dame. Das machen die viele Milch und das frühe Zubettgehen.«
Und dabei zwinkerte er Molly zu, weil sie eigentlich gar keine Milch mochte, und Papa meinte, Bier sei genauso gut für sie, und sie mochte auch Bier nicht gerne, aber es war immer so schön kalt und dazu gab es Brezeln und solche Sachen. Papa sagte auch, dass es schade sei, früh ins Bett zu gehen und alles zu verpassen, wenn man am nächsten Tag doch ausschlafen und es später nachholen konnte – es sei denn, man müsse zu einem frühen Training auf die Rennbahn und ein Pferd im Auge behalten. Und dann sei es besser, lange wach zu bleiben und erst danach ins Bett zu gehen.
Aber wenn Papa ordentlich Geld beim Pferderennen gemacht hatte, betrank er sich, und wenn er betrunken war, versuchte er immer, sie ins Bett zu schicken, wenn gerade alles großartig war, und obwohl irgendwelche Leute immer versuchten, ihr etwas anzudrehen, machte sie sich nie etwas aus Alkohol.
Einmal war in dem Hotel, in dem sie haltmachten, ein Mädchen, das ganz furchtbar betrunken war und anfing sich auszuziehen, und sie mussten sie ins Zimmer neben Mollys legen. Viele Männer kamen und gingen die ganze Nacht lang und am nächsten Tag kam die Polizei und verhaftete das Mädchen, und Molly hörte die Leute reden und später sagte irgendjemand, sie hätten das Mädchen gehen lassen, aber sie habe ins Krankenhaus gemusst, weil sie irgendwie innerlich verletzt worden sei. Danach konnte Molly schon den Gedanken, sich zu betrinken, nicht mehr ertragen, weil dann alles Mögliche mit einem passieren konnte, und mit einem Mann sollte nichts passieren, außer wenn man ihn liebte. Das sagten jedenfalls alle und die Leute, die Liebe machten, ohne sich zu lieben, wurden Flittchen genannt. Molly kannte mehrere Frauen, die Flittchen waren, und sie fragte Papa einmal, wieso sie Flittchen waren, worauf er antwortete, dass sie sich von jedem für Geschenke oder Geld umarmen und küssen ließen. Das sollte man nicht machen, es sei denn, der Mann war ein famoser Bursche und keiner, der einen hinterging und sich aus dem Staub machte, wenn man ein Baby bekam. Papa meinte, man sollte mit niemandem Liebe machen, dessen Zahnbürste man nicht auch benutzen würde. Er sagte, das sei eine gute Regel und wenn man diese Regel befolge, könne man nichts falsch machen.
Molly konnte Papas Zahnbürste benutzen, und das tat sie auch häufig, wenn sie eine ihrer Zahnbürsten im Hotel zurücklassen mussten oder Papa sich die weißen Schuhe damit putzte.
Molly wachte meist vor ihrem Papa auf, und manchmal lief sie dann zu ihm und sprang auf sein Bett, und dann grunzte er und machte komische Schnarchgeräusche – na ja, sie klangen gleichzeitig komisch und furchtbar – und dann tat er so, als dächte er, ein Buntspecht sei im Bett, und dann warf er den Hotelleuten vor, sie hätten einen Buntspecht in sein Hotelzimmer gelassen, und erst dann fand er heraus, dass es die ganze Zeit Molly gewesen war und kein Buntspecht, und er küsste sie und sagte ihr, sie solle sich beeilen und sich anziehen und dann nach unten gehen und ihm ein Programm für die Rennbahn am Zigarrenstand holen.
Eines Morgens rannte Molly in Papas Zimmer und eine Frau lag mit ihm im Bett. Sie war eine hübsche junge Dame und hatte kein Nachthemd an und Papa auch nicht. Molly wusste, was passiert war: Papa hatte sich in der Nacht zuvor betrunken und vergessen, seinen Pyjama anzuziehen, und auch die Frau war betrunken gewesen und er hatte sie zum Schlafen mit auf sein Zimmer genommen, weil sie zu voll war, um nach Hause zu gehen, und eigentlich hatte er sie mit in Mollys Zimmer schlafen lassen wollen, aber davor waren sie einfach eingeschlafen. Molly zog die Bettdecke sehr, sehr vorsichtig zur Seite und fand heraus, wie sie einmal aussehen würde, wenn sie groß war.
Danach zog sich Molly an, ging nach unten und holte das Programm für die Rennbahn, das Papa später noch bezahlen musste, und als sie wieder oben war, schliefen die beiden noch immer, nur hatte sich die Frau ganz nah an Papa gekuschelt. Molly stand eine Weile still und schweigend in der Ecke des Zimmers und hoffte, sie würden aufwachen und sie sehen, und dann würde sie zu ihnen rennen und Buuu! schreien und sie erschrecken. Aber die Frau machte ein leises Geräusch, eine Art wohliges Seufzen, und Papa blinzelte mit einem Auge und umarmte sie. Sie öffnete die Augen und sagte ganz langsam und verschlafen »Hallo, Süßer«, und dann fing Papa an, sie zu küssen, und nach einer Weile war sie ganz wach und küsste ihn zurück. Schließlich legte sich Papa auf sie und wackelte auf dem Bett hin und her und Molly fand das so lustig, dass sie laut lachte, und die Frau schrie: »Raus mit dem Kind!«
Papa war wunderbar. Er schaute auf eine witzige Art über die Schulter und sagte: »Molly, hättest du nicht Lust, dich für eine halbe Stunde in die Lobby zu setzen und mir schon mal ein paar Gewinner auszusuchen? Ich muss der Königin hier zu ihren Übungen verhelfen. Du willst sie doch nicht ablenken, ansonsten verstaucht sie sich noch etwas.«
Papa hielt still, bis Molly das Zimmer verlassen hatte, aber als sie draußen war, hörte sie das Bett quietschen und fragte sich, ob die Frau Papas Zahnbürste benutzen würde, und sie hoffte, dass sie das nicht durfte, weil Molly sie danach nicht mehr benutzen wollte. Ihr würde dann schlecht werden.
Als Molly 15 war, fragte sie einer der Stalljungen, ob sie sich mit ihm auf den Heuboden legen wollte, und sie ging mit ihm und er fasste sie an und fing an, sie zu küssen, und sie hatte ihn nicht gern genug, um ihn zurückzuküssen, und überhaupt ging ihr alles viel zu schnell, und sie wehrte sich gegen ihn und schrie »Papa! Papa!«, weil der Junge sie anfasste, und Papa kam auf den Boden geklettert und schlug den Jungen so fest, dass er wie tot runter ins Heu fiel, aber das war er nicht. »Geht es dir gut, Kleines?«, fragte Papa und legte einen Arm um Molly. Er küsste sie und drückte sie eine Minute lang fest an sich und sagte dann: »Du musst auf dich achtgeben, Kindchen. Diese Welt ist voller Wölfe. Dieser Bursche da wird dich nicht mehr belästigen. Aber du musst auf dich aufpassen.«
Und Molly lächelte und sagte: »Ich hätte seine Zahnbürste sowieso nicht benutzen wollen.«
Dann grinste Papa und berührte sie zärtlich mit der Faust am Kinn. Molly hatte keine Angst mehr, doch sie blieb immer in der Nähe ihres Vaters oder anderer Mädchen. Das Erlebnis war furchtbar, weil sie sich bei den Ställen nicht mehr wohlfühlte und nicht mehr wie früher mit den Stalljungen oder den Jockeys reden konnte, und selbst wenn sie es tat, starrten sie ihr nur immer auf die Brüste und dann kam sie sich verwundbar vor und hatte irgendwie Angst vor ihnen, auch wenn sie nett waren.
Dennoch war sie froh darüber, Brüste zu bekommen, und sie gewöhnte sich an die Blicke der Jungs. Früher hatte sie sich immer den Kragen ihres Nachthemds nach unten gezogen, damit es so aussah, als hätte sie ein Abendkleid an, und einmal hatte Papa ihr eine Abendrobe gekauft. Sie war wunderschön und wenn man sie von der einen Seite angeschaut hatte, schimmerte sie hellrosa und von der anderen sah sie goldfarben aus, und sie war schulterfrei und tief ausgeschnitten. Doch in diesem Jahr ging Centerboard bankrott und Papa hatte deswegen viel zu finanzieren und sie mussten den gesamten Besitz verkaufen, um sich versorgen zu können. Sie gingen zurück nach Louisville.
Es sollte das letzte Jahr werden.
Papa bekam Arbeit bei einem alten Freund, der ein Spielkasino unten am Fluss besaß, und Papa war sein Geschäftsführer und trug immer einen Smoking.
Nach einer Weile lief alles gut, und nachdem Papa einige seiner Rechnungen beglichen hatte, meldete er Molly bei einer Tanzschule an und sie lernte Akrobatik und Stepptanz. Sie hatte besonderen Spaß daran, ihm die neuesten erlernten Schritte zu zeigen. Papa konnte auch tanzen, obwohl er nie Unterricht genommen hatte. Er behauptete, er habe eben irische Füße. Er wollte auch, dass sie Gesangsstunden nahm, aber sie war nie gut im Singen – da kam sie nach ihrer Mutter.
Bei einer Schulaufführung trug Molly eine Hawaii-Nummer vor, in einem richtigen Hularock, den Papa aus Honolulu geschickt bekommen hatte, und ihre Haare fielen ihr wie eine dunkle Wolke über die Schultern, und sie hatte Blumen im Haar und trug dunkle Schminke, und alle applaudierten und einige der Jungs pfiffen und das machte Papa wütend, weil er dachte, sie seien frech, aber Molly liebte es, weil Papa da war, und solange er da war, machte sie sich keine Sorgen, dass etwas passieren könnte.
Sie war 16 und erwachsen, als die Dinge den Bach hinuntergingen.
Irgendwelche Kerle aus Chicago kamen in die Stadt und auf Papas Arbeit gab es Ärger. Molly fand nie heraus, was genau passiert war. Ein paar große Männer standen eines Nachts vor dem Haus, ungefähr um zwei Uhr, und Molly wusste, dass es Polizisten waren, und sie bekam weiche Knie bei dem Gedanken, Papa habe etwas Schlimmes getan und sie seien hinter ihm her, aber er hatte ihr immer erklärt, wie man mit Polizisten umgehen musste: lächeln, sich dumm stellen und ihnen einen irischen Namen nennen.
»Bist du Denny Cahills Tochter?«, fragte einer.
Molly bejahte.
»Ich habe echt schlechte Nachrichten für dich, Kleines. Es geht um deinen Vater.«
Molly hatte das Gefühl, die Beine würden ihr wie auf einer Glasplatte weggerissen, als hätte sich die Erde plötzlich zur Seite geneigt und würde aus rutschigem Glas bestehen und sie fiele in die Dunkelheit und würde weiterfallen, immer weiter, in ein bodenloses Loch.
Sie stand einfach da und flüsterte:
»Sagen Sie es schon.«
»Dein Vater hat sich wehgetan, Mädchen. Schlimm wehgetan.«
Der Mann sah auf einmal nicht mehr wie ein Polizist aus. Eher wie ein Mann, der selbst eine Tochter hatte. Sie machte einige Schritte auf ihn zu, weil sie Angst vor einem Sturz hatte.
»Ist Papa tot?«
Er nickte und legte einen Arm um sie, und eine Zeit lang konnte sie sich an nichts mehr erinnern, nur war sie im Krankenhaus, als sie wieder zu sich kam, und fühlte sich ausgelaugt und schläfrig und dachte, sie sei verletzt worden, und sie fragte immer wieder nach ihrem Papa und eine Krankenschwester sagte, sie solle besser den Mund halten, und dann erinnerte sich Molly daran, dass ihr Vater tot war, und sie fing an zu schreien und hysterisch zu lachen und konnte nicht aufhören, und dann kamen sie und stachen ihr eine Beruhigungsspritze in den Arm und sie verlor erneut das Bewusstsein, und das wiederholte sich ein paarmal, und irgendwann konnte sie zu weinen aufhören und sie sagten ihr, sie müsse das Krankenhaus verlassen, weil andere Leute das Bett brauchten.
Mollys Großvater, Richter Kincaid, bot ihr an, bei ihm und ihrer Tante zu leben, wenn sie einen Wirtschaftskurs absolvieren und innerhalb eines Jahres eine Arbeit finden würde, und Molly gab ihr Bestes, aber irgendwie wollte ihr der Stoff nicht in den Kopf, obwohl sie sich prima an die Platzierungen von Rennpferden erinnern konnte. Der Richter hatte eine komische Art, sie anzusehen, und einige Male schien es, als würde er freundlicher, er war aber im nächsten Moment gleich wieder unnahbar. Molly versuchte, lieb zu ihm zu sein und ihn Großvater zu nennen, aber das mochte er nicht, und einmal, nur um zu sehen, was passieren würde, rannte sie auf ihn zu und warf ihm die Arme um den Hals, als er von der Arbeit kam. Er wurde furchtbar wütend und befahl ihrer Tante, sie aus dem Haus zu werfen, weil er sie nicht mehr in seiner Nähe ertragen könne.
Es war schlimm ohne den Vater, der ihr die Dinge erklärte und mit ihr redete, und Molly wünschte sich, sie wäre zusammen mit ihm gestorben.
Schließlich erhielt sie ein Stipendium an der Tanzschule, und dort arbeitete sie stundenweise mit den jüngeren Kindern, und Fräulein La Verne, die Schulleiterin, ließ sie bei sich wohnen. Fräulein La Verne war anfangs sehr nett, genauso wie ihr Freund Charlie, ein lustig aussehender, irgendwie dicker Mann, der immer herumsaß und Molly anstarrte und sie mit den gespreizten Fingern auf den Knien und den vorspringenden Augen an einen Frosch erinnerte.
Irgendwann reichte es Miss La Verne und sie sagte zu Molly, sie solle sich lieber eine Arbeit suchen, aber Molly wusste nicht so recht, wie sie das anfangen sollte, und schließlich fragte Miss La Verne: »Wenn ich dir eine Arbeit besorge, bleibst du dann auch dabei?«
Molly versprach es.
Es war eine Arbeit bei einem Schausteller. Sie sollte bei einer hawaiianischen Tanzschau mitmachen, die Kooch Show genannt wurde – zwei andere Mädchen und Molly. Der Mann, der für die Schau verantwortlich war und das Reden übernahm, hieß Doc Abernathy. Molly mochte ihn gar nicht und er versuchte immer, die Mädchen zu verführen. Und das, obwohl Jeannette, eine der Tänzerinnen, und Doc fest zusammen waren und sie wahnsinnig eifersüchtig auf die anderen beiden Mädchen war. Doc ärgerte Jeannette gerne, indem er mit ihnen herumalberte.
Molly mochte Zeena schon immer. Sie war die Wahrsagerin des Ten-o-One auf der anderen Seite des Mittelweges. Zeena war furchtbar freundlich und wusste mehr über das Leben als jede andere Person, die Molly jemals kennengelernt hatte. Außer Papa. Zeena ließ Molly bei sich schlafen, wenn sie in Hotels übernachteten, damit sie Gesellschaft hatte, denn Zeenas Ehemann schlief im Zelt und bewachte die Requisiten. Das behauptete er jedenfalls. Der eigentliche Grund war, dass er trank und es Zeena nicht mehr besorgen konnte.
Zeena und Molly wurden gute Freunde und Molly wünschte sich nicht mehr, tot zu sein.
Jeannette wurde immer gemeiner, weil Doc Molly so viel Aufmerksamkeit schenkte und sie nicht glauben konnte, dass Molly nicht auch ihren Teil dazu beitrug.
Das andere Mädchen beschwichtigte Jeannette: »Wenn man so ein Fahrgestell hat wie das Cahill-Mädchen, muss man niemanden ermutigen.«
Doch Jeannette hielt Molly für eine abscheuliche Person. Eines Tages flüsterte Doc ihr etwas über Molly zu und Jeannette warf sich wie ein wildes Tier mit gefletschten Zähnen auf die Rivalin. Sie schlug Molly ins Gesicht und bevor sie sich umsehen konnte, hatte Jeannette einen Schuh ausgezogen und verprügelte sie damit. Doc stürmte zu ihnen und er und Jeannette hatten einen furchtbaren Streit. Sie fluchte und brüllte und Doc sagte, sie solle die Klappe halten, oder er würde ihr auf die Titten schlagen. Molly rannte zum Ten-o-One, der Chef schmiss Doc aus dem Zirkus und die Kooch Show zog wieder nach New York.
»15.000 Volt werden durch den Körper dieser jungen Dame schießen, ohne ihr dabei ein einziges Haar zu versengen. Herrschaften, Mamsell Electra, das Mädchen, das wie Ajax in der Heiligen Schrift dem Blitz die Stirn bietet …«
Lieber Himmel, ich hoffe, mit den Drähten ist alles in Ordnung. Ich will Papa hier haben. Gott, wie sehr ich ihn hier haben will. Ich darf nicht vergessen zu lächeln …
»Hier rüber, Teddy, halt dich an Mamas Hand fest. Damit du nicht zertrampelt wirst und was sehen kannst. Das da ist ein elektrischer Stuhl, so wie sie den auch im Zuchthaus haben. Nee, die werden der Dame nicht wehtun, hoffe ich jedenfalls. Siehst du? Die binden sie an dem Stuhl fest. Aber irgendwie macht der die Elektrizität nichts aus. So wie der Regen am Rücken vom alten Gänserich runterläuft. Keine Angst, Teddy. Der wird nichts passieren. Siehst du, wie der die Haare vom Kopf abstehen durch die Elektrizität? Blitze machen so was, hab ich gehört. Da. Siehst du? Sie hält eine Glühbirne in der einen Hand und den Draht in der anderen. Siehst du die Glühbirne leuchten? Das heißt, dass die Elektrizität durch sie durchströmt, ohne dass ihr wehgetan wird. Ich wünschte, bei deinem Pa wäre das auch so mit Elektrizität. Der hat sich richtig schlimm verbrannt letzten Winter, als die Stromleitung runtergefallen ist, während er Jim Harness geholfen hat, seinen Weg freizuräumen. Komm, Teddy. Mehr machen die da drüben nicht.«
Jetzt kann ich aufstehen. Matrose Martin starrt mich schon wieder an. Ich kann nicht weiterhin jedes Mal Nein zu ihm sagen, wenn er mich nach einer Verabredung fragt. Aber er denkt einfach immer schneller daran als ich. Ich darf nicht klein beigeben, niemals. Ich darf kein Flittchen sein. Ich will nicht, dass es so abläuft, das erste Mal. Papa …
Stanton Carlisle: Der Große Stanton erhob sich und lächelte, ließ den Blick über die ihm zugewandten Gesichter schweifen. Er atmete tief durch.
»Nun, wertes Publikum, zuerst werde ich Ihnen zeigen, wie man Geld macht. Gibt es irgendjemanden hier im Publikum, der gewillt ist, mir für einen Augenblick eine Dollarnote anzuvertrauen? Sie werden sie zurückbekommen … wenn Sie flink auf den Beinen sind. Danke, Kamerad. Also. Wie Sie sehen, halte ich nichts in den Händen, und auch in meinen Ärmeln verstecke ich nichts.«
Er zeigte dem Publikum seine Hände, sie waren leer, bis auf die Dollarnote. Er zog am linken Ärmel. In einer der Falten dort befand sich eine Rolle Geldscheine, die er fingerfertig ergriff.
»Nun, also, ein Dollar – Moment mal, Kamerad. Sind Sie sicher, dass Sie mir nur einen gegeben haben? Sie sind sicher. Ist möglicherweise alles, was Sie bei sich haben, oder? Hier sind aber zwei … eins und zwei. Zählen Sie ruhig mit. Das ist ein guter Trick. Besonders zum Wochenende hin.«
Wer lacht über die ältesten Witze? Einer von fünf.
Auf keinen Fall vergessen. Einer von fünf ist der geborene Trottel.
Er ließ eine Dollarnote nach der anderen erscheinen, bis er einen grünen Fächer in der Hand hielt. Dann gab er dem Mann sein Geld zurück. Dabei wandte er die linke Seite vom Publikum ab und nahm einen kleinen Metallbecher in die Hand, der an einem an seiner linken Hüfte befestigten Gummiseil hing.
»Nun, wie Sie gesehen haben, sind sie aus dem Nichts erschienen. Sehen wir mal, was passiert, wenn wir sie zusammenrollen. Ein Dollar, zwei, drei, vier, fünf, sechs. Sind alle da und abgezählt. Und jetzt rollen wir sie zusammen.«
Er nahm die Geldscheine in die linke Hand und steckte sie verstohlen in den Becher.
»Einmal gegen die Hand pusten.«
Er ließ den Becher los, der fiel herunter und schlug ihm sachte unter dem Mantel gegen die Hüfte.
»Und siehe da! Verschwunden!«
Hier und da wurde spärlich applaudiert, als würden sich die Leute ein bisschen dafür schämen. Diese Trottel.
»Wo sind sie hin? Wissen Sie, ich stehe hier, Tag für Tag, und wundere mich immer wieder, wohin sie verschwunden sind!«
Das war Thurstons Nummer. Bei Gott, ich werde so lange damit weitermachen, bis ich einmal jemanden in dieser Ansammlung von Bauerntrampeln sehe, einen Einzigen nur, der sie versteht. Das taten sie nie. Aber das Herbeizaubern der Dollarnoten fand regen Anklang. Die armen Schweine. Sie alle wünschten sich, sie könnten das auch. Aus Luft Geld machen. Ich verdiene mir meines aber anders. Immer noch besser als Immobilien. Mein alter Herr und seine Geschäfte. Sonntags Vertreter der Kirchengemeinde, unter der Woche Trickbetrüger. Scheiß auf ihn, den Bibelsprüche klopfenden Dreckskerl.
»Nun, wenn Sie mir für einen Augenblick Ihre Aufmerksamkeit schenken würden. Ich habe hier einige Ringe aus Stahl. Sie hängen nicht zusammen. Separate, solide Ringe aus Stahl. Ich habe hier einen, zwei, drei-vier, fünf, sechs-sieben-acht. Stimmt’s? Nun werde ich zwei davon nehmen. Sie aneinanderklopfen. Und schon sind sie miteinander verbunden! Würden Sie, Madam, mir die Ringe abnehmen und sagen, ob Sie irgendwo ein Verbindungsstück oder eine Öffnung finden? Nein? Ich danke Ihnen. Alles massiv. Und noch einmal, zwei getrennte Ringe. Und los! Verbunden!«
Ich sollte einen Zahn zulegen, die werden unruhig. Aber genau das ist das Leben. Alle Augen sind auf dich gerichtet. Wie macht er das nur? Mein Gott, wie raffiniert! Sie versuchen, es zu durchschauen. Für sie ist es eben Magie. Das ist das Leben. Sie glotzen dich an, hängen an jedem deiner Worte und du kannst ihnen erzählen, was du willst. Sie glauben dir. Du bist ein Magier. Massive Ringe miteinander verbinden. Geld aus der Luft ziehen. Magie. Sie gehören dir. Du darfst nur nicht aufhören zu reden.
»Und nun, Herrschaften, acht voneinander getrennte, einzelne Ringe, doch ich muss nur die magischen Worte sprechen und sie fliegen ineinander, verbinden sich, untrennbar, werden zu einer soliden Masse. Sehen Sie sich das an! Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Und jetzt habe ich hier ein kleines Büchlein, das sein Gewicht in Gold wert ist. Eine Sammlung Zaubertricks, die Sie selbst durchführen können. Ein einstündiger Auftritt in Ihrem Verein, im Restaurant, in der Kirchenversammlung oder bei sich zu Hause. Sie müssen lediglich eine Stunde lang üben für ein Leben voller Spaß, Magie und Zauberei. Dieses Buch wurde früher für einen Dollar verkauft, heute aber gebe ich es Ihnen für einen Bruchteil davon – einen Vierteldollar. Auf geht’s, Herrschaften, Beeilung, denn gleich beginnt Madame Zeena, die Seherin, und ich bin sicher, Sie sind alle neugierig, doch sie fängt erst an, wenn alle, die eines dieser großartigen Bücher möchten, auch eines bekommen haben. Vielen Dank, der Herr. Und Ihnen auch. Noch jemand? Gut.
Nun, wertes Publikum, laufen Sie nicht weg. Die nächste vollständige Schau beginnt erst in 20 Minuten. Bitte schenken Sie Ihre Aufmerksamkeit so lange der nächsten Bühne. Madame Zeena – die Frau, die auf wundersame Weise durch die Zeit reist. Sie sieht, sie kennt und sie erzählt die verborgensten Geheimnisse Ihrer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Madame Zeena!«
Stan sprang von seinem kleinen Podest und schob sich durch das Gedränge zu einer Miniaturbühne, die mit weinroter Seide verhüllt war. Eine Frau war zwischen den Vorhängen hervorgetreten. Die Menge strömte zu ihr und starrte abwartend zu ihr hinauf. Einige Zuschauer kauten gedankenverloren und stopften sich Popcorn in den Mund.
Die große Frau trug eine weiße Robe, die am Saum mit astrologischen Symbolen bestickt war. Eine Kaskade aus blondem Haar fiel ihr über den Rücken und ihre Stirn schmückte ein Band aus vergoldetem Leder, das mit Glasperlen besetzt war. Als sie die Arme hob, rutschten ihr die weit geschnittenen Ärmel der Robe bis zu den Ellbogen hinunter. Die weißen Unterarme mit den vereinzelten Sommersprossen waren knochig, sahen aber durchaus kräftig aus. Sie hatte blaue Augen, ihr Gesicht war rundlich und ihr Mund ein wenig zu schmal, was ihr das Aussehen einer aufwendig gestalteten Puppe verlieh.
Sie hatte eine tiefe, durchaus herzlich klingende Stimme.
»Treten Sie näher, Herrschaften, nur nicht so schüchtern. Falls mir jemand von Ihnen eine Frage stellen möchte, dann wenden Sie sich bitte an meinen Assistenten Mr. Stanton. Er verteilt kleine Kärtchen und Umschläge. Schreiben Sie Ihre Frage auf die Karte und achten Sie darauf, dass niemand sieht, was Sie schreiben, denn das geht nur Sie etwas an. Und ich möchte nicht, dass mich jemand etwas fragt, das ihn nichts angeht. Wir sollten uns nur um unsere eigenen Dinge kümmern, dann halten wir uns Ärger vom Hals. Wenn Sie Ihre Frage aufgeschrieben haben, unterschreiben Sie mit Ihren Initialen oder geben Sie Ihren ganzen Namen als Zeichen Ihres Vertrauens an. Geben Sie dann bitte den geschlossenen Umschlag bei Mr. Stanton ab. Sie werden gleich sehen, was ich als Nächstes tue.
Während wir warten, bis jeder mit seiner Frage fertig ist, fange ich schon einmal an. Es ist nicht unbedingt nötig, dass Sie etwas aufschreiben, aber es hilft Ihnen dabei, sich zu konzentrieren, und verhindert, dass Ihre Gedanken abschweifen. Als ob Sie sich den Namen einer Person merken wollen, die Sie gerade erst kennengelernt haben … es hilft immer, sich eine kurze Notiz zu machen. Ist es nicht so?«
Einer von fünf Köpfen nickte gebannt, die anderen Zuschauer sahen sie einfach nur an, einige starrten stumpfsinnig vor sich hin, aber den meisten standen ihre Fragen ins Gesicht geschrieben.
Fragen? Sie alle haben Fragen, dachte Stan, während er die Karten und die Umschläge verteilte. Wer hat die nicht? Beantworte ihre Fragen und sie gehören dir, ihr Körper, ihr Geist. So gut wie, jedenfalls.
»Ja, Madam, Sie können sie fragen, was Sie wollen. Ihre Fragen werden streng vertraulich behandelt. Niemand außer Ihnen wird erfahren, was Sie schreiben.«
»Nun«, begann Zeena, »hier gibt es eine Dame, die sich um ihre Mutter sorgt. Sie fragt mich auf mentalem Wege: Wird es Mutter bald besser gehen? Stimmt das? Wo befindet sich diese Dame?«
Eine Hand wurde zaghaft in die Höhe gestreckt. Zeena lenkte die Aufmerksamkeit in ihre Richtung.
»Nun, Madam, ich würde sagen, es sieht so aus, als ob Ihre Mutter ein Leben geführt hat, das von harter Arbeit geprägt war, und sie hatte eine Menge Sorgen, größtenteils des Geldes wegen. Aber es gibt da etwas, das ich noch nicht klar deuten kann.«
Stan betrachtete die Dame, die ihre Hand gehoben hatte. Die Frau eines Farmers. Sonntagskleidung, seit zehn Jahren aus der Mode. Zeena konnte sich bei ihr ins Zeug legen, sie war vollkommen unbefangen.
»Ich würde sagen, Ma’am, dass Ihre Mutter eine lange Erholungspause braucht. Beachten Sie, dass ich Ihnen nicht sage, wie sie zu dieser Ruhe kommt – mit all den Steuern und den Krankheitsfällen in der Familie und den Arztrechnungen, die sich immer höher stapeln. Ich weiß, wie es ist, denn auch ich hatte früher viele Sorgen, genau wie Sie alle. Bis ich gelernt habe, mich von den Sternen lenken zu lassen. Aber ich denke, falls Sie und Ihre Brüder … nein. Sie haben ein paar Schwestern, nicht wahr? Eine Schwester? Nun, falls Sie und Ihre Schwester Ihrer Mutter ein paar Wochen der Ruhe bescheren könnten, dann sollte sich ihr Gesundheitszustand rasch verbessern. Hören Sie auf das, was der Arzt sagt. Oder nehmen Sie sich erst einmal Zeit, zum Arzt zu gehen. Ich denke nicht, dass ihr diese Hausmittelchen sonderlich guttun. Bringen Sie Ihre Mutter zum Arzt. Vielleicht wird er eine Handvoll Kartoffeln oder ein Ferkel als Teilzahlung der Rechnung akzeptieren. Wie dem auch sei, ich bin zuversichtlich, dass sie sich bald besser fühlt. Sie müssen nur daran glauben. Wenn Sie nach meinem Auftritt zu mir kommen, kann ich Ihnen vielleicht mehr sagen. Und halten Sie sich an die Sterne und vergewissern Sie sich, dass Sie nichts zur falschen Zeit des Monats tun.«
»Ich sehe gerade, dass Mr. Stanton eine Handvoll Fragen eingesammelt hat, und sobald er sie auf die Bühne bringt, werden wir fortfahren.«
Stan schob sich durch die Menge auf eine durch Vorhänge abgetrennte Tür zu, die sich seitlich der kleinen Vorbühne befand, und schlüpfte hindurch. Auf der anderen Seite führten ein paar einfache Holzstufen nach oben zur Bühne. Es war dunkel und roch nach billigem Whiskey. Unter den Stufen befand sich eine Klappe, die einen kleinen Verschlag unter der Bühne öffnete.
Auf der anderen Seite der Klappe erschien ein verschlafener, unrasierter Mann in einem sauberen weißen Hemd. In einer Hand hielt er einen Stapel Umschläge. Ohne ein Wort zu sagen, reichte Stan ihm die Umschläge, die er eingesammelt hatte, bekam den anderen Stapel in die Hand gedrückt und innerhalb weniger Sekunden hatte er damit die Bühne betreten. Zeena nahm ihre Position vor dem kleinen Tisch ein, auf dem eine Schale aus Metall und eine dunkle Flasche standen.
»Nun bitte ich meinen Assistenten, alle Fragen in die Schale zu legen. Viele Menschen fragen mich, ob ich bei dem, was ich tue, spirituellen Beistand habe. Ich antworte ihnen stets, dass der einzige Geist, den ich kontrolliere, in dieser Flasche ist – Alkohol. Ich werde nun etwas davon auf Ihre Fragen schütten und ein Streichholz in die Schale werfen. Sehen Sie, wie sie bis auf den letzten Umschlag verbrennen? Nun kann jeder von Ihnen beruhigt sein, der gedacht hat, irgendjemand könnte herausfinden, was Sie aufgeschrieben haben. Oder dass ich Ihre Frage ziehe und vorlese. Ich habe keinen Umschlag auch nur angerührt. Das muss ich auch gar nicht, denn ich habe bereits einen Eindruck gewonnen.«
Stan hatte sich in den hinteren Teil der Bühne zurückgezogen und beobachtete still die Leute im Publikum, wie sie den Hals streckten und förmlich an den Lippen der Seherin klebten.
Im Bühnenboden, der einige Zentimeter oberhalb der Augenhöhe der Zuschauer lag, befand sich ein viereckiges Loch. Zeena strich sich über die Stirn und bedeckte die Augen mit der Hand. In der Öffnung erschien ein Stück Papier, gehalten von einem schmutzigen Daumen. Darauf stand geschrieben: Was soll ich mit dem Wagen machen? J. E. Giles.
Zeena hob den Blick und verschränkte entschlossen die Arme.
»Ich empfange etwas … unklar, doch der Schleier lüftet sich allmählich. Ich empfange die Initialen J … E … G. Ich denke, es handelt sich um einen der Herren unter uns. Stimmt das? Wäre die Person, die diese Initialen besitzt, so gut und würde bitte die Hand heben?«
Ein alter Farmer hob einen Finger so knorrig wie eine Weinrebe.
»Hier, Ma’am.«
»Ah, da sind Sie ja. Ich danke Ihnen! Mr. Giles. Das ist Ihr Name, Giles, nicht wahr?«
Ein Raunen ging durch die Menge.
»Das dachte ich mir. Nun denn, Mr. Giles, Sie haben ein Problem, ist das richtig?«
Der alte Mann nickte feierlich.
Stan bemerkte die tiefen Falten in seinem roten Nacken. Alter Landwirt. Sonntagskleidung. Weißes Hemd, schwarze Krawatte. Was er immer auf Beerdigungen trug. Die Krawatte hatte bereits einen Knoten und war lediglich an den obersten Hemdknopf gehängt. Der Anzug bestand aus einem derben Stoff – von Sears, Roebuck & Co. oder einem Kleidergeschäft in der Stadt.
»Lassen Sie mal sehen«, fuhr Zeena fort, die Hand wieder an der Stirn. »Ich sehe … warten Sie. Ich sehe grüne Bäume und hügeliges Land. Gepflügtes Land. Von einem Zaun umgeben.«
Der alte Mann stand mit offenem Mund da, runzelte konzentriert die Stirn, bedacht darauf, kein einziges Wort zu verpassen.
»Ja, grüne Bäume. Wahrscheinlich Weidenbäume in der Nähe eines kleinen Flüsschens. Und ich sehe etwas unter diesen Bäumen stehen. Ein … es ist ein Wagen.«
Stan sah den Mann andächtig nicken.
»Ein alter blauer Wagen, der unter den Bäumen steht.«
»Bei Gott, Ma’am, das ist richtig. Er steht tatsächlich dort!«
»Das dachte ich mir. Nun, irgendetwas daran raubt Ihnen den Schlaf. Sie denken an eine Entscheidung, die es zu treffen gilt und die im Zusammenhang mit diesem Wagen steht, stimmt das? Sie denken darüber nach, was Sie mit dem Wagen anstellen sollen. Nun, Mr. Giles, ich würde Ihnen gerne einen Rat geben: Verkaufen Sie diesen alten blauen Wagen nicht.«
Der alte Mann schüttelte ernst den Kopf.
»Nein, Ma’am, das werde ich nicht. Er gehört mir nicht.«
Im Publikum wurde gekichert. Ein junger Mann lachte laut. Zeena brachte ihn zum Schweigen, indem sie selbst laut und kehlig lachte. Sie wand sich heraus: »Genau das wollte ich herausfinden, mein Freund. Herrschaften, hier haben wir einen ehrlichen Herrn und nur mit solchen Leuten möchte ich zu tun haben. Natürlich würde er nichts verkaufen, was ihm nicht gehört, und ich bin wirklich froh, das zu hören. Aber lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen, Mr. Giles. Stimmt etwas nicht mit diesem Wagen?«
»Feder unter dem Sitz ist kaputt«, flüsterte er und seufzte.
»Nun, ich habe den Eindruck, Sie fragen sich, ob Sie die Feder reparieren lassen sollen, bevor Sie den Wagen zurückgeben, oder ob Sie ihn mit der kaputten Feder zurückgeben und versuchen sollen, die Sache unter den Teppich zu kehren. Ist das richtig?«
»Genau so ist es, Ma’am.«
Der alte Farmer sah sich triumphierend um. Er fühlte sich bestätigt.
»Nun, ich würde sagen, Sie sollten in dieser Angelegenheit auf Ihr Gewissen vertrauen. Ich würde zu einem Gespräch mit dem Besitzer tendieren, um herauszufinden, ob die Feder bereits lädiert war, als er Ihnen den Wagen geborgt hat. Sie sollten die Sache im Nu geklärt haben.«
Stan verließ unauffällig die Bühne und kroch hinter den Vorhängen die Stufen hinab. Er quetschte sich durch die Öffnung und kletterte in den Verschlag. Verdorrtes Gras und einige Lichtstrahlen fanden ihren Weg durch die Ritzen der aus Holzbrettern bestehenden Wände und genau über Stans Kopf stand Zeena auf der Bühne. Dort unten war es heiß und es stank süßlich nach Whiskey. Die Luft war zum Schneiden dick.
Pete saß an einem kleinen Tisch unter der Klappe. Vor ihm lagen die Umschläge, die Stan ihm gereicht hatte, bevor er auf die Bühne der Seherin gestiegen war.
Er öffnete sie mit einer Schere, seine Hände zitterten. Als er Stan sah, grinste er ihn betreten an.
Über ihnen läutete Zeena das Ende ihrer »Lesungen« ein und begann zu verkaufen: »Nun denn, Herrschaften, wenn Sie wirklich wissen wollen, wie die Sterne Ihr Leben beeinflussen, dann müssen Sie keinen Dollar zahlen. Nicht einmal einen halben. Ich habe hier einige Horoskope, ganz speziell auf Sie abgestimmt. Sagen Sie mir, wann Sie Geburtstag haben, und Sie erhalten eine Vorhersage zukünftiger Ereignisse komplett mit Zeichendeutung, Berufsberatung, Ihren persönlichen Glückszahlen und Ihrem Glückswochentag, dazu einen Kalender mit den Mondphasen, die Ihrem Wohlstand und Ihrem Erfolg förderlich sind. Meine Zeit ist begrenzt, Herrschaften, also lassen Sie uns das schnell über die Bühne bringen. Sie kosten nur einen Vierteldollar, wer zuerst kommt, mahlt zuerst, beeilen Sie sich, denn viele habe ich nicht.«
Stan quetschte sich aus dem Schwitzkasten, teilte behutsam die Vorhänge, betrat das vergleichsweise kühle Hauptzelt und schlenderte in Richtung Getränkestand.
Magie ist in Ordnung, aber nur, wenn man wie Zeena die menschliche Natur zu deuten vermag. Sie beherrscht diesen Zauber, der einen bis ganz nach oben bringen kann. Sie überzeugt mit ihrer Darbietung. Niemand beherrscht das wie sie. Ohne Vorbereitung. Es braucht Jahre, um so reden zu können, und sie lässt sich durch nichts aus der Fassung bringen. Ich muss einfach mit ihr reden, rausfinden, wie sie das macht. Sie ist eine kluge Frau, das steht fest. Schade nur, dass sie mit einem Säufer wie Pete zusammen ist, der nicht mal mehr einen hochkriegt. Das sagen jedenfalls alle. Sie ist keine schlecht aussehende Frau, obwohl sie schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat.
Moment mal, Moment mal. Vielleicht sollten wir genau da ansetzen …
KARTE III
Die Hohepriesterin
Königin des geborgten Lichtes, die den Schrein zwischen den Säulen des Tages und der Nacht hütet.
Vor der nassen Windschutzscheibe flackerte das Rücklicht des vorausfahrenden Lasters rubinrot in der Dunkelheit der Nacht. Das monotone Geräusch der Scheibenwischer war hypnotisierend. Stan saß zwischen den beiden Frauen und erinnerte sich an die verregneten Tage, die er alleine, vor neugierigen Blicken geschützt, auf dem stickig heißen, vertrauten Dachboden zu Hause zugebracht hatte.
Molly saß rechts von ihm an der Tür und lehnte den Kopf ans Fenster. Ihr Regenmantel raschelte, wenn sie die Beine übereinanderschlug. Auf dem Fahrersitz beugte sich Zeena nach vorne, schaute angestrengt durch die Windschutzscheibe und folgte blind dem Laster, der mit der Schlangenkiste und dem Zeug für die Geek-Schau beladen war, außerdem mit Brunos Gewichten und Martins Tätowier-Ausrüstung. Der Geek war mit seiner Flasche in eine kleine Höhle gekrochen, die aus übereinandergestapelten Ausrüstungsgegenständen und zusammengefalteter Zeltplane bestand.
Als der Fahrzeugkorso an einer Kreuzung anhielt, beobachtete Zeena im Scheinwerferlicht die stämmige, mit einer Regenjacke bekleidete Gestalt Brunos, der sich aus der Fahrerkabine schwang und zum Heck des Lasters stapfte, um einen Blick auf die Ausrüstung zu werfen und nachzusehen, ob die Gewichte richtig befestigt waren. Danach kam er zu ihnen und stieg auf das Trittbrett. Zeena kurbelte das Fenster herunter.
»Hallo, mein Lieber. Nass genug für dich?«
»So gut wie«, antwortete er gelassen. »Wie sieht’s hier bei euch aus? Wie geht’s Pete?«
»Liegt hinten und pennt auf den Vorhängen. Glaubst du, wir werden bei dem Wetter versuchen aufzubauen?«
Bruno schüttelte den Kopf. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf eine Stelle neben Zeena und Stan und für einen Moment blieben seine Augen traurig an Molly hängen, die ihm nicht einmal das Gesicht zugewandt hatte.
»Wollte nur nachsehen, ob alles in Ordnung ist.«
Er machte kehrt, war kurz im Licht der Scheinwerfer zu sehen und verschwand in der Dunkelheit. Der Laster vor ihnen setzte sich erneut in Bewegung. Zeena wechselte den Gang.
»Ist ein guter Mann«, sagte sie irgendwann. »Molly, du solltest Bruno eine Chance geben.«
»Nein danke«, antwortete Molly. »Mir geht es auch so gut. Danke, aber ich verzichte.«
»Ach komm. Bist jetzt ein großes Mädchen. Zeit, dass du mal ein bisschen Spaß hast. Bruno könnte genau richtig für dich sein. So wie er dich immer anschaut … Als ich noch ein Mädel war, hatte ich einen Kerl, der war Holzfäller. Hatte ungefähr einen Körperbau wie Bruno. Mann, Mann, Mann … das sag ich dir!«