Nils Holgerssons wunderbare Reise - Selma Lagerlöf - E-Book

Nils Holgerssons wunderbare Reise E-Book

Selma Lagerlöf

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Beschreibung

Der bekannte Klassiker neu erzählt - Detailreich und kindgerecht illustriert von Anne Suess - Ein wunderbares Vorlesebuch für die ganze FamilieWer kennt nicht Nils Holgersson? Den kleinen Jungen aus Südschweden, der von einem Wichtel in einen Däumling verwandelt wird und fortan mit seinem neuen Freund, dem Gänserich Martin, und einer Schar Wildgänse über das Land zieht. Die Reise führt zum Kullaberg, über die Insel Öland, bis hinauf nach Lappland. Bevor Nils zurückkehren und wieder ein richtiger Junge werden kann, muss er einige Abenteuer bestehen: den gefährlichen Fuchs Smirre verjagen, den weisen Adler Gorgo befreien, seinen Freund Martin retten und vieles mehr. Einst von der schwedischen Schriftstellerin Selma Lagerlöf als Lesebuch für die Schule geschrieben, wird Nils Holgersson inzwischen seit über 100 Jahren von Kindern auf der ganzen Welt geliebt. Der vorliegende Band erweckt die fantastische Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen zu neuem Leben: Die liebevolle Nacherzählung des Klassikers durch Anne Ameling sowie die bezaubernden neuen Illustrationen von Anne Suess begeistern Groß und Klein. Ein ganz besonderer Geschichtenschatz für die Kinder von damals und heute, zum Wiederentdecken, Kennenlernen und Träumen!

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Seitenzahl: 93

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NilsHolgerssons

wunderbare Reise

Es war einmal ein Junge, der hieß Nils Holgersson. Er lebte auf einem kleinen Hof in Südschweden. Sein Haar war flachsgelb und er war gertenschlank. Leider war er zu nichts zu gebrauchen. Seine Lieblingsbeschäftigungen waren Schlafen, Essen und dumme Streiche machen.

Doch eines Tages taucht ein Wichtel auf und verwandelt Nils in einen Däumling. Fortan zieht dieser mit seinem neuen Freund, dem Gänserich Martin, und einer Schar Wildgänse über das Land. Die Reise führt zum Kullaberg, über die Insel Öland, bis hinauf nach Lappland. Nils muss spannende Abenteuer bestehen: den gefährlichen Fuchs Smirre verjagen, den weisen Adler Gorgo befreien, seinen treuen Freund Martin retten und vieles mehr.

Die liebevolle Nacherzählung des Klassikers von Selma Lagerlöf und die bezaubernden Illustrationen von Anne Suess begeistern Groß und Klein.

eISBN: 978-3-8155-5472-2

© Schwager & Steinlein Verlag GmbH

Emil-Hoffmann-Str. 1

50996 Köln

Schwedische Originalfassung von Selma Lagerlöf

Nacherzählt von Anne Ameling

Illustriert von Anne Suess

Redaktion: Esther Görgen

Gesamtherstellung: Schwager & Steinlein Verlag GmbH

Alle Rechte vorbehalten

www.schwager-steinlein-verlag.de

NilsHolgerssons

wunderbare Reise

Nacherzählt von Anne AmelingIllustriert von Anne Suess

Inhalt

Der Wichtel

Verzaubert

Nils schließt Freundschaft mit Martin

Gefahr in der Nacht

Nils rettet die Eichhörnchen

Burg Glimmingehus

Der Tanz der Kraniche

Ausflug ins Dorf

Smirre spielt sein Fuchsspiel

Daunenfein

Ein gemeiner Plan

Nils wird gefangen

Gorgos Geschichte

Lappland

Ein schreckliches Geheimnis

Der Goldschatz auf den Schären

Ein schwerer Abschied

Die Heimkehr

Der Wichtel

Es war einmal ein Junge, der hieß Nils Holgersson. Er lebte auf einem kleinen Hof in Südschweden. Sein Haar war flachsgelb und er war gertenschlank. Leider war er zu nichts zu gebrauchen. Seine Lieblingsbeschäftigungen waren Schlafen, Essen und dumme Streiche machen.

Seine Mutter machte sich oft Sorgen, weil Nils so boshaft war.

Er ärgerte mit Vergnügen die Tiere auf dem Hof – und auch alle anderen.

Eines Sonntagmorgens machten sich Nils’ Eltern zurecht, um in die Kirche zu gehen. Die Familie von Nils war arm, aber von ihrem kleinen Bauernhof konnten sie alle ganz gut leben.

Nur eine Sorge blieb.

„Wenn Nils sich nur ein bisschen mehr Mühe geben würde“, sagte die Mutter wie schon so oft, als sie ihren Mantel anzog.

In die Kirche wollte Nils nicht gehen. Stattdessen überlegte er auch in diesem Moment, was er wohl anstellen könnte, während seine Eltern fort wären. Lag da nicht Vaters Flinte auf dem Schrank? Er könnte ja ein bisschen damit schießen. Das hatte er schon ganz lange vorgehabt!

Nils’ Vater jedoch ahnte, dass sein Sohn wie immer Unfug ausheckte. Er legte ihm ein Schulbuch hin. Sachkunde. Ausgerechnet!

„Lies bitte das Kapitel über Schweden“, sagte er. „Ich frage dich ab, wenn wir zurück sind.“

Das Kapitel über Schweden war ganz schön lang. Nils stöhnte. Aber der Vater sah ihn so streng an, dass er nicht wagte, zu widersprechen.

Als seine Eltern endlich gegangen waren, schlug Nils wütend das Buch auf.

„Das ist so langweilig“, schimpfte er vor sich hin.

Widerwillig fing er an zu lesen. Schon bald wurden ihm die Augenlider schwer, immer schwerer und dann sank sein Kopf auf das Buch.

Er schlief einfach ein.

Ein leises Poltern ließ ihn wieder hochschrecken. Er blickte in den Spiegel vor dem Stubentisch und sah im Spiegelbild, dass die Truhe seiner Mutter offenstand.

In dieser Truhe verwahrte seine Mutter Dinge, die sie gern hatte. Die meisten davon hatte sie von ihrer eigenen Mutter bekommen: silberne Spangen, Spitzentaschentücher, eine Tracht. Niemals würde sie diese Truhe offenstehen lassen. Nils erschrak.

War etwa ein Dieb im Haus?

Da bemerkte er einen kleinen Schatten am Rand der Truhe. Als er sich umdrehte und genau hinsah, erkannte er, was das war: Ein Wichtel saß auf dem Rand der Truhe. Jedenfalls vermutete Nils, dass es ein Wichtel war. Er hatte noch nie einen gesehen.

Da saß ein kleines, dürres Männlein mit breitkrempigem Hut, Schnallenschuhen und Runzelgesicht. Es hatte ein Spitzentuch aus der Truhe gezogen und strich bewundernd mit seiner kleinen Hand darüber.

Nils wäre nicht Nils gewesen, wenn ihm nicht gleich ein dummer Streich eingefallen wäre. Er nahm sich seinen Kescher von der Wand, mit dem er sonst Schmetterlinge fing, und schlich sich an die Truhe heran.

Schwupp, da hatte er den Kescher über das Männlein geschwungen, und wupp, da zappelte es auch schon im Netz. Damit es nicht wieder herausklettern konnte, schwang Nils den Kescher hin und her, sodass dem armen Wichtel ganz schwindelig wurde.

„Halt, hör auf, ich bitte dich“, flehte er. „Wenn du mich herauslässt, zaubere ich dir einen Silbertaler, groß wie die Uhr deines Vaters!“

Nils war mittlerweile ein bisschen unheimlich zumute. Ihm waren all die Geschichten eingefallen, die er über Wichtel gehört hatte. Wer wusste schon, was dieses harmlose Männlein alles anstellen konnte?

„Na gut“, sagte er also und hörte auf, das Netz zu schwingen.

Als aber der Wichtel schon fast aus dem Kescher herausgeklettert war, kam Nils ein neuer Gedanke. Eigentlich war so ein Silbertaler ja nicht besonders viel. Wenn einer schon zaubern konnte! Der Wichtel könnte ihm ruhig noch ein paar andere Wünsche erfüllen.

Und Nils begann erneut, den Kescher zu schütteln. Kaum hatte er die erste Bewegung gemacht, da traf ihn ein Schlag ins Gesicht.

Oder zumindest fühlte es sich so an. Er taumelte nach rechts, er taumelte nach links, dann fiel er um und wusste für eine Weile rein gar nichts mehr.

Als er erwachte, war alles so, wie es sein sollte: Die Truhe war zu, der Kescher hing an der Wand. Kein Wichtel weit und breit.

Nur seine Wange, die brannte fürchterlich. Er hatte also nicht geträumt, so viel stand fest. Nils sah sich im Zimmer um. Seltsam. Das war doch alles nicht richtig! Die Möbel schienen plötzlich riesig zu sein. Hatte der Wichtel sie etwa verhext? Was würden seine Eltern dazu sagen? Mühsam kletterte Nils zuerst Sprosse für Sprosse den Stuhl hinauf und von dort auf den Tisch.

Sein Buch lag noch immer aufgeschlagen da. Doch er musste sich mitten darauf stellen, um es überhaupt lesen zu können.

Wie eigenartig sich das anfühlte!

Und dann sah Nils doch noch einen Wichtel. Der hatte eine rote Zipfelmütze und eine Lederhose an, genau wie er.

„He, du siehst aus wie ich!“, rief Nils und winkte.

Der Wichtel winkte zurück.

Nils drehte sich, dann schnitt er eine Grimasse. Der Wichtel machte es ihm nach.

„He, mach mir nicht alles nach!“, schimpfte Nils. Aber in seinem Bauch machte sich ein mulmiges Gefühl breit.

Er nahm seine Mütze ab und setzte sie auf. Der Wichtel machte das Gleiche. Nils machte einen Purzelbaum. Der Wichtel auch.

Und da begriff Nils endgültig, dass er vor dem Spiegel stand. Er streckte die Hand aus und berührte die glatte Oberfläche. Nicht die Möbel hatte der Kobold verzaubert, sondern ihn, Nils. Er war wichtelwinzig, nicht größer als eine Maus.

Nils begann, bitterlich zu weinen. Sein Spiegelbild weinte mit.

Verzaubert

Bald trocknete Nils seine Tränen und begann nachzudenken. Sicher hatte der Wichtel ihn nur für eine kurze Zeit verzaubert. Nils schloss fest die Augen und wartete. Erst nach einer ganzen Weile wagte er wieder einen Blick auf sein Spiegelbild. Nichts, gar nichts hatte sich verändert. Er war und blieb ein Winzling.

„Ich muss den Wichtel finden und mich bei ihm entschuldigen“, sagte Nils laut zu sich selbst.

Sich entschuldigen – darin war Nils eigentlich gar nicht gut. Aber was blieb ihm übrig? Er rutschte das Tischbein herunter und begann, die Stube abzusuchen. In jede Ecke und Ritze schaute er. Der Wichtel aber blieb verschwunden.

Sicher ist er im Kuhstall, dachte Nils, denn er hatte mal gehört, dass Wichtel sich dort gerne aufhalten.

Er ging durch die Tür nach draußen. Vor der Türschwelle fand er seine Holzschuhe. Auch sie waren auf Wichtelgröße geschrumpft.

Nils zog sich das Herz zusammen. Wenn der Wichtel seine Schuhe auch verwandelt hatte, dann hieß das vielleicht, dass er Nils für immer klein lassen wollte. Nein, das durfte nicht sein!

Nils schlüpfte in die Holzschuhe und trat auf den Hof.

„Oh, seht mal, der freche Nils ist ein Däumling, ein Däumling!“, rief ein kleiner Spatz.

„Gut, gut, gut, das geschieht ihm ga-ga-ganz recht!“, gackerten die Hühner.

„Was hat er nur getan? Was hat er nur getan?“, schnatterten die Gänse.

Nanu?, dachte Nils. Wieso verstehe ich, was sie sagen?

Und dann wurde ihm klar, dass es mit dem Zauber zu tun haben musste. Einen Moment lang freute er sich darüber. Doch das schadenfrohe Geschrei und Gegacker der Hühner und Gänse nahm kein Ende.

„Hört auf, ihr blöden Schnatterviecher!“, rief er und warf einen Stein nach ihnen.

Die Hühner aber liefen auf ihn zu und umringten ihn. Er war so klein – welches Huhn sollte da noch Angst vor ihm haben?

Wäre in diesem Moment nicht die Katze gekommen, hätte das alles wohl ein schlimmes Ende genommen. So aber taten die Hühner schnell, als hätten sie schon die ganze Zeit nur nach fetten Würmern gesucht, und ließen Nils einfach stehen.

„Liebe Katze!“, rief Nils. „Gut, dass du da bist! Du kennst hier auf dem Hof doch jedes Versteck, kannst du mir sagen, wo der Wichtel wohnt?“

Die Katze blickte mit sanften Augen auf ihn herab.

„Natürlich kann ich das“, sagte sie ruhig. „Aber ich tu’s nicht.“

„Bitte hilf mir doch“, bat Nils. „Du siehst doch, dass er mich verzaubert hat!“

Da blitzten die Augen der Katze gefährlich auf. „Darf ich dich daran erinnern, wie oft du mich am Schwanz gezogen hast?“, fragte sie.

„Und ich tu’s nochmal, wenn du mir nicht sofort hilfst!“, rief Nils wütend. Diese Katze sollte nicht meinen, er hätte Angst vor ihr!

Aber da stürzte sie sich mit einem Sprung auf ihn, warf ihn einfach um, stellte ihre Vorderpfote auf seine Brust und fauchte ihm direkt ins Gesicht. Nils schrie um Hilfe, doch vergeblich.

Niemand würde ihm hier helfen. Das wurde ihm plötzlich klar.

Die Krallen der Katze piekten in seine Brust. Und dann, ganz unvermittelt, ließ sie ihn wieder los.

„Deine Mutter ist gut zu mir. Deshalb lass ich dich gehen. Du hast ja jetzt verstanden, wer von uns stärker ist“, sprach sie spöttisch und ging auf sanften Pfoten davon.

Nils zitterte. Er rannte so schnell er konnte zum Kuhstall. Er musste den Wichtel finden! Sonst war er verloren!

Drei Kühe lebten im Kuhstall. Als sie Nils sahen, muhten sie aus Leibeskräften los.

„Oh, das ist gerecht! Komm her, Däumling, ich will dich stoßen, damit du weißt, wie es sich anfühlt, wenn du mit deinem Holzschuh nach uns wirfst!“, brüllte die erste Kuh.

„Komm her, ich schubs dich um, für die Bremse, die du mir ins Ohr gesetzt hast!“, brüllte die zweite.

„Komm nur, dann kriegst du die Strafe dafür, dass du deiner Mutter immer den Melkschemel weggezogen hast!“, brüllte die dritte.

Nils kam gar nicht zu Wort. Er konnte nicht sagen, dass er den Wichtel suchte, oder dass es ihm jetzt leid tat, was er alles angestellt hatte. Er rannte schnell hinaus, weg von dem Lärm.

Keines der Tiere hatte Mitleid mit ihm. Warum auch?