No Place For Us - Alicia Zett - E-Book

No Place For Us E-Book

Alicia Zett

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Beschreibung

Wenn Liebe nicht ins Drehbuch passt: Der New Adult Liebesroman »No Place For Us« erzählt von Blumenhändlerin Ivy und Netflix-Star Jane, von dem Mut, zu sich selbst zu stehen, und von einer Liebe, die alle Unterschiede überwinden will. Zwischen Ivy und Jane sprühen die Funken, als die junge Schauspielerin zufällig Ivys Blumenladen in Frankfurt betritt. Trotzdem verlieren sie sich nach einer durchtanzten Nacht und einem einzigen Kuss aus den Augen. Erst ein halbes Jahr später begegnen Ivy und Jane sich wieder: Jane ist über Nacht zum Star einer Netflix-Serie geworden, während Ivy um die Existenz des Blumenladens kämpfen muss. Allen Unterschieden zum trotz fühlen Ivy und Jane, dass sie zusammen gehören – doch eine öffentliche Beziehung wäre das Ende für Janes Karriere, und Ivy möchte sich nach ihrem Outing nie wieder verstecken müssen … Alicia Zetts New Adult Liebesroman ist ihre eigene, queere Version von »Notting Hill«: einfühlsam, mutig und wunderbar romantisch. Entdecke auch die anderen beiden New Adult Romane aus Alicia Zetts Liebesroman-Reihe »Love is Queer«: »Not Your Type« (Marie und Fynn) »Maybe Not Tonight« (Luke und Jackson) "Alicia Zett hat mich mit 'Maybe Not Tonight' die Zeit vergessen lassen. Ein absolutes Wohlfühlbuch voller authentischer Charaktere, die mein Herz erobert haben." - Maren Vivien Haase, Buchbloggerin

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Seitenzahl: 512

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Alicia Zett

No Place For Us

Roman

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Wenn Liebe nicht ins Drehbuch passt:

Der New Adult Liebesroman »No Place For Us« erzählt von Blumenhändlerin Ivy und Netflix-Star Jane, von dem Mut, zu sich selbst zu stehen, und von einer Liebe, die alle Unterschiede überwinden will.

 

Zwischen Ivy und Jane sprühen die Funken, als die junge Schauspielerin zufällig Ivys Blumenladen in Frankfurt betritt. Trotzdem verlieren sie sich nach einer durchtanzten Nacht und einem einzigen Kuss aus den Augen.

Erst ein halbes Jahr später begegnen Ivy und Jane sich wieder: Jane ist über Nacht zum Star einer Netflix-Serie geworden, während Ivy um die Existenz des Blumenladens kämpfen muss. Allen Unterschieden zum Trotz fühlen Ivy und Jane, dass sie zusammen gehören – doch eine öffentliche Beziehung wäre das Ende für Janes Karriere, und Ivy möchte sich nach ihrem Outing nie wieder verstecken müssen …

 

Alicia Zetts New Adult Liebesroman ist ihre eigene, queere Version von »Notting Hill«: einfühlsam, mutig und wunderbar romantisch.

Entdecke auch die anderen beiden New Adult Romane aus Alicia Zetts Liebesroman-Reihe »Love is Queer«:

»Not Your Type« (Marie und Fynn)

»Maybe Not Tonight« (Luke und Jackson)

 

»Alicia Zett hat mich mit ›Maybe Not Tonight‹ die Zeit vergessen lassen. Ein absolutes Wohlfühlbuch voller authentischer Charaktere, die mein Herz erobert haben.« - Maren Vivien Haase, Buchbloggerin

Inhaltsübersicht

Widmung

Playlist zum Roman

Prolog

Jane

Ivy

Ivy

Jane

Jane

Ivy

Jane

Ivy

Jane

Ivy

Jane

Jane

Ivy

Jane

Ivy

Jane

Ivy

Jane

Ivy

Ivy

Jane

Ivy

Ivy

Jane

Ivy

Ivy

Jane

Ivy

Jane

Ivy

Jane

Ivy

Ivy

Jane

Ivy

Jane

Jane

Ivy

Ivy

Jane

Ivy

Ivy

Jane

Ivy

Jane

Ivy

Jane

Ivy

Jane

Ivy

Jane

Ivy

Jane

Ivy

Ivy

Jane

Ivy

Jane

Ivy

Epilog

Danksagung

Für Fynn, Marie, Luke, Jackson, Ivy und Jane.

Danke, dass ich eure Geschichten erzählen durfte.

Euch gehört ein ganz besonderer Platz in meinem Herzen.

Playlist zum Roman

~ ivy – Taylor Swift

~ La Vie En Rose – Daniela Andrade

~ we fell in love in october – girl in red

~ Blow Me (One Last Kiss) – P!NK

~ You’re Somebody Else – flora cash

~ She – dodie

~ When You Say Nothing At All – Ronan Keating

~ Small World – Idina Menzel

~ A Little Bit Yours – JP Saxe

~ Leave Us Alone – Amy Shark

~ Unfertig – Amy Wald

~ Stop Runnin’ – LIZ LOKRE

~ Yellow Rose – Matt Walden

~ Eins sein – Wilhelmine

 

Die komplette Playlist findet ihr auf Spotify unter:

No Place For Us Official Book Playlist.

Prolog
Juni 2020

Ich sitze auf unserem Bett und starre auf den offenen Koffer vor mir. In Gedanken korrigiere ich mich: Es ist nicht mehr unser Bett. Da war kein Geschrei, keine Explosion. Nur ganz leise Töne. Wie Wassertropfen auf feuchter Erde. Ich stand da und sagte nichts. Weil jedes Wort zu viel gewesen wäre. Weil sich keins davon richtig anfühlte.

Mein Blick wandert zur Wand. Die Tapete ist weißer, dort, wo unsere Bilder hingen. Weiß und strahlend. Daneben wirkt der Rest grau und abgenutzt. Drei Jahre. Das sind 36 Monate. Gibt es ein besseres Geschenk zum Jahrestag?

Du bist schuld daran, du hättest es verhindern können. Schreit die Stimme in meinem Kopf mir zu. Doch wieso ließ ich es dann geschehen? Der Koffer verschwindet nicht, zieht meine Augen immer wieder magisch an. Diese Unordnung. Allein in diesem kleinen Rechteck ist es unordentlicher als in meinem ganzen Kleiderschrank.

Ein Schlüssel dreht sich im Schloss, das Piepen, als die Alarmanlage ausgeschaltet wird, dann Schritte auf den Dielenbrettern. Wir reden nicht. Es scheint das Einzige zu sein, bei dem wir uns einig sind.

Der Koffer füllt sich vor meinen Augen. Hinzu kommen zwei kleine Taschen. Mehr nicht. Trotzdem fühlt sich die Wohnung um mich herum mit jedem verschwindenden Kleidungsstück gläserner an.

Schritte, ein letzter Blick, die halb gehobene Hand zu einem unsicheren Vielleicht-für-immer-Abschied. Ein letztes Zucken des Mundwinkels, als Erinnerung an die schönen Tage. Dann wieder die Tür, das Treppenhaus und irgendwo unten auf der nassen Straße das Aufheulen des Motors. Ich lasse mich nach hinten in die Kissen fallen und atme aus. Es scheint fast so, als echote es durch die ganze Wohnung zu mir zurück.

Ich erhebe mich, laufe durch das dunkle Wohnzimmer und trete in den Flur. Stille, polierter Fußboden, saubere Fenster, leere Jackenhaken. Ich drehe mich wieder um und blicke zwischen Wohn- und Essbereich hin und her. Alle Kissen und Küchengewürze an ihrem Platz. Ordnung. Sauberkeit. Sie ist weg. Wie oft habe ich mich über ihre Unordnung aufgeregt. Über die überall verteilten Socken und Haarspangen. Über das Gewürzpulver in der Spüle. Jetzt würde ich alles dafür geben, nur einen Krümel davon zu finden.

Die Wohnung ist blank gefegt. Sie ist leer, und ich bin es auch. Vielleicht hilft frische Luft. Ich trete ans Fenster, und als ich es aufziehe, fliegen mir einzelne Regentropfen ins Gesicht. Sie setzen sich in meinen Wimpern fest, fließen über meine Wangen. Ich schließe die Augen und atme den vertrauten Geruch ein. Es kommt nicht oft vor, dass ich die Zeit finde, hier in meiner Wohnung zu stehen und einfach nur aus dem Fenster zu sehen, dabei habe ich sie extra wegen dieser Aussicht gemietet. Unter den grauen Regenwolken schlängelt sich die Themse durch meine Heimatstadt. Sieben Stockwerke tiefer kommt ein Taxi quietschend zum Stehen, setzt zwei Personen mit Regenschirmen am Straßenrand ab und verschwindet hinter einem roten Doppeldeckerbus. Der Regen hat sich mittlerweile einen Weg in meine Wohnung gebahnt. Große Tropfen landen neben meinen Füßen auf den Dielenbrettern, doch das stört mich nicht. Ich verfolge den roten Bus, bis er um die nächste Ecke biegt und das Stück Farbe mit sich nimmt. Zurück bleibt das mir so vertraute Grau Londons. Es passt perfekt zu meiner Stimmung.

Mein Handy vibriert, und ich lese die Nachricht, während ich mit der freien Hand das Fenster schließe und den Regen wieder aussperre. Ich lese die SMS dreimal, bis mir aufgeht, was ihr Inhalt bedeutet. Seit Wochen warte ich auf diese Antwort. Habe von ihr geträumt und mir alle möglichen Reaktionen ausgemalt. Nur nicht diese. Normalerweise würde ich vor Freude in die Luft springen, direkt meine Schwester anrufen und laut in den Hörer schreien, weil dieser Traum endlich wahr geworden ist. Jetzt antworte ich nur mit einem lächelnden Smiley und schleppe mich zurück ins Bett. Es regnet bis weit in die Nacht hinein.

Etwas beginnt
August

Das beigefarbene Taxi rollt auf die große Rasenfläche am Rande des Frankfurter Stadtwalds, auf der gut zwei Dutzend Wohnwagen und größere Zelte stehen. Ich blicke durch die getönten Scheiben, streiche mir die braunen Strähnen aus dem Gesicht, die mir die Klimaanlage immer wieder in die Stirn bläst, und beobachte die Menschen draußen auf dem Gelände dabei, wie sie zwischen den einzelnen Wagen hin und her wuseln. Selbst durch das geschlossene Fenster höre ich eine helle Stimme, die hektisch Anweisungen in ein Walkie-Talkie spricht, und beobachte zwei Personen in Achselshirts dabei, wie sie ein riesiges Sonnensegel in Richtung Waldrand schieben.

Ich bin endlich hier. Allein der Anblick des Sets sorgt dafür, dass der Druck auf meiner Brust abnimmt. Die Trauer, die mich die letzten Wochen über begleitet hat, wird verdrängt von der pochenden Vorfreude auf diesen Dreh.

Ich steige aus, werde von der grellen Sonne geblendet und setze meine schwarze Sonnenbrille auf, um mich besser auf dem Gelände umsehen zu können. Die Absperrung rund um den Drehort haben wir bereits vorhin mit dem Taxi hinter uns gelassen, ich bin schon mittendrin in einem ganz eigenen Kosmos, abgeschnitten von der Wirklichkeit.

»Hi, hey, du bist Jane?« Die Person, zu der die Stimme gehört, trägt ein Headset und kommt so zügig auf mich zugelaufen, dass ihr schwarzer Pferdeschwanz durch die Luft fegt.

»Richtig erkannt«, antworte ich lächelnd und halte vorsichtshalber meinen Ausweis hoch. Auf dem Automatenbild sind meine Haare noch nicht ganz so lang, und meine braunen Augen werden auch nicht von einer Sonnenbrille verdeckt, doch mein Gegenüber scheint gar nicht darauf zu achten.

»Oh, den brauche ich nicht. Ich bin Fiona. Produktionsassistentin und, nun ja, diejenige, die dir deinen Wohnwagen zeigen darf.« Sie streckt mir ihre Hand entgegen, die ich dankbar ergreife.

»Das ist lieb, danke. Ich fühle mich am ersten Tag immer so, als müsste ich mich ohne Google Maps in einer fremden Stadt zurechtfinden.«

Fiona lacht und beginnt in Richtung der Wohnwagenstellplätze zu laufen. »Oh, das verstehe ich so gut! Als ich hier ankam, habe ich nachts das Klo gesucht und bin im Lichtdepartement gelandet.«

»Deswegen habe ich mir angewöhnt, die Wegbeschreibung zur Toilette immer schon im Voraus von meinem Manager anfragen zu lassen.«

»Den Trick merke ich mir. Komm, da vorne steht dein Wohnwagen. Übrigens direkt neben deinem privaten Klowagen, um den ich dich sehr beneide.«

Fiona läuft geradewegs auf einen hellgrauen Wagen zu, aus dessen Fenster man sicherlich einen schönen Blick auf den umliegenden Wald hat. Fast bedauere ich es, dass für die Außendreharbeiten nur drei Wochen angesetzt sind. Danach werden wir wieder in Hotels wohnen und die restlichen Szenen im Studio oder in der Innenstadt drehen.

»Et voilà. Willkommen in deinem Reich. In dieser Richtung liegen Catering, das Technikdepartement und unser Produktionszelt.« Sie zeigt die Wiese hinunter. Zwischen den anderen Wohnwagen kann ich ein großes, weißes Zelt ausmachen, und direkt daneben stehen mehrere schwarze Transporter, die, wie ich weiß, voll beladen mit Licht-, Ton- und Kameratechnik sind.

»Dein Kühlschrank wurde schon aufgefüllt, aber wenn du Hunger hast, findest du alles beim Catering oder auf den Snacktischen, du kennst das Spiel ja«, fährt Fiona fort.

»Du meinst die geheimen Orte, an denen es immer Schokoriegel und jede Menge frisches Obst gibt? Nein, nie davon gehört.«

Wir lachen beide, während Fiona mir die Tür zu meinem Wagen aufschließt. In schwarzen, aufgeklebten Buchstaben steht dort bereits mein Name: Jannina Ricci. Glücklicherweise verwenden am Set so gut wie alle meinen Spitznamen. Die Langversion hat mir noch nie gefallen. Wenn meine Mutter mich früher so angesprochen hat, wusste ich direkt, dass es Ärger gibt.

»Wenn du noch etwas brauchst, funk mich an, oder ruf ganz laut: Sushi! Dann sollte ich in weniger als einer Minute bei dir sein. Sonst sehen wir uns in drei Stunden beim Abendessen, aber jetzt komm erst einmal an.«

Fiona überreicht mir feierlich den silbernen Schlüssel, ich bedanke mich, dann läuft sie in Richtung des Produktionszeltes davon. Ich schließe die Tür hinter mir und sehe mich in meinem neuen Zuhause um. Der Innenraum ist geräumiger, als ich dachte. Rechts gibt es eine gemütliche Sitzecke, von der aus man durch die Rückscheibe in den Wald schauen kann, daneben befindet sich ein kleiner Herd mit Mikrowelle, Wasserkocher und dem eingebauten Kühlschrank mit gläserner Tür, durch die ich zwei Wasserflaschen, Orangensaft und eine Tüte Nüsse im Inneren erkennen kann. Mehr hatte ich auch nicht erwartet, immerhin werde ich durch das Catering mit drei Mahlzeiten am Tag versorgt.

Ich hieve meinen Koffer auf die Sitzbank, streife die Schuhe ab, um die Grasreste nicht im Wagen zu verteilen, und teste dann die Matratze des Bettes aus, das sich in der linken hinteren Ecke befindet. Sie ist um einiges bequemer als die letzte. Aber gut, da war ich auch nur an einem kleinen Fernsehfilmset. Man merkt schon jetzt, dass für diese Produktion mehr Geld zur Verfügung steht. Allein dass ich meinen eigenen Klowagen habe, der mit Solartechnik betrieben wird, sagt schon alles.

Eine Stunde später sitze ich auf der bequemen Sitzbank am Fenster und erzähle meiner Schwester Lucia alles.

»Und die Kabine hat ganze zwei Quadratmeter. Das ist fast schon luxuriös, Lu!«

»Wenn du noch ein Wort über diese Toilette verlierst, lege ich auf, ich schwör’s dir. Ich bin schwanger, Jane, meine Nerven halten das nicht aus.« Lucias Gesicht sieht auf dem Handydisplay tatsächlich alles andere als begeistert aus.

»Okay, entschuldige. Du hast vorhin nur gesagt, du willst wissen, wie es hier aussieht.«

»Da meinte ich eigentlich deinen Wohnwagen und das restliche Set. Keine genaue Beschreibung deines Dixi-Klos.«

»Es ist so viel mehr als ein Dixi-Klo.« Lucia verdreht die Augen, und ich lache. »Okay, okay, lassen wir das. Wann kommst du mich besuchen? Dann zeige ich dir den Rest.«

Lucia wohnt mit ihrer Familie nur eine knappe Stunde von Frankfurt entfernt. Wenn ich in meiner Wohnung in London bin, sehen wir uns meistens nur über Facetime, aber wenn ich mich schon einmal in ihrer Nähe befinde, müssen wir das ausnutzen.

»Ben braucht das Auto diese Woche, aber ich könnte am Sonntag vorbeischauen. Oder dreht ihr da die ganze Zeit?«

Ich hole den ausgedruckten Drehplan hervor, den ich vorhin bei der Anmeldung an der Pforte bekommen habe. »Nein, Sonntag sollte gehen, da drehen wir erst ab vier, um die Abendstimmung einzufangen.«

»Super, dann steht einem Schwesternfrühstück ja nichts im Wege.«

»Das klingt gut.«

»Und wie geht es dir sonst so?«

Ich weiß genau, worauf sie hinauswill. Seit der Trennung von Lara sind zwei Monate vergangen. In dieser Zeit habe ich jede Woche mit Lucia telefoniert und bin sogar einmal zu ihr geflogen, als es ganz schlimm wurde. Aber ich habe stets versucht, sie mit meinen Problemen nicht zu sehr zu belasten. Sie hat genug zu tun mit ihrer kleinen Tochter, der Schwangerschaft und dem Kalenderbusiness, das sie und ihr Mann aufgezogen haben.

Lucia war schon immer mein Anker. Die Person, die mich verstanden hat, wenn es sonst keiner tat. Es ist wundervoll, sie meine große Schwester nennen zu dürfen, aber auch schwierig, ständig mit ihr verglichen zu werden. Vor allem dann, wenn in deiner Familie nicht zählt, wie deine Karriere läuft, sondern wie viele Kinder du hast.

»Jane, ich beobachte dein Hirn ja gerne bei seinen Gedankenwirrungen, aber langsam wird es dann doch etwas langweilig.«

»Entschuldige.«

»Ich kann Ben auch fragen, ob er morgen mal auf das Auto verzichtet, dann fahre ich direkt zu dir.«

»Nein, echt nicht Lu, das geht schon. Hier habe ich alles, was ich brauche, und eine bessere Ablenkung als ein Filmset kann es gar nicht geben.« Zumindest kann ich mir nichts vorstellen, was es dir so leicht macht, die Realität zu vergessen, wie in eine andere Rolle zu schlüpfen und darin eine vollkommen andere Geschichte zu erleben.

»Na schön, dann sag mir nur noch eins, weil ich es immer noch nicht ganz verstanden habe: Welches Märchen verfilmt ihr jetzt?«

Frustriert schüttle ich den Kopf. »Kein Märchen, eine Sage.«

»Ach, ist doch fast das Gleiche.«

Ich lächle, erkläre es ihr aber noch einmal: »Im Prinzip und wirklich ganz kurz zusammengefasst ist es eine moderne Variante der Robin-Hood-Sage. Nur dass in unserem Fall alles fünfzig Jahre in der Zukunft in einem postapokalyptischen Szenario stattfindet. Nach Umweltkatastrophen und einem Bürgerkrieg versinkt alles in Chaos. Meine Figur Robyn kämpft mit anderen Aufständischen gegen die Unterdrückung durch das Regime, sie bestehlen die Reichen und geben das Erbeutete zurück an die hungernde Bevölkerung.«

»Ich versteh die Grundstory immer noch nicht ganz, du weißt ja, ich steh eher auf Komödien.«

»Ich schick dir bei Gelegenheit einfach mal den Pressetext, der fasst die Handlung noch schöner zusammen.«

Lucia lächelt mich durch mein Handy hindurch an. »Ist doch egal, ob ich die Handlung verstehe oder nicht: Du spielst eine der Hauptrollen. Das ist einfach unfassbar!«

»Ich weiß, manchmal wache ich auf und denke, dass ich all das nur geträumt habe.«

»Du wirst das großartig machen.«

Ich weiß nicht, wieso, aber Lucias Zuspruch bedeutet mir sehr viel. Sie hat schon früher immer an mich geglaubt, auch damals schon, als ich in der zweiten Klasse im Theaterstück einen singenden Marienkäfer spielen musste und ständig meinen Text vergessen habe. Lucia hat am Ende so laut geklatscht, dass ich mich wenigstens nicht ganz so miserabel fühlte.

»Danke dir. Ich muss jetzt Schluss machen, Lu, hier findet heute Abend das erste Kennenlernessen statt, als Auftakt für den ersten Drehblock.«

»Uhh, das klingt ja sehr spannend! Dann klecker dich bloß nicht mit Soße voll.«

»Ein Mal. Das ist mir ein Mal passiert, und auch das liegt schon Jahre zurück!«

»Ich werde dich trotzdem immer daran erinnern.«

»Ich weiß«, gebe ich säuerlich zu. »Hab einen schönen Abend.«

»Du auch.«

Nachdem wir uns verabschiedet haben, stehe ich auf und öffne meinen Koffer, um mir ein Outfit für heute Abend auszusuchen. Wenn das neue Team zum ersten Mal aufeinandertrifft, ist das immer etwas ganz Besonderes. Ein paar kenne ich sogar schon. Lisanne, die Kostümbildnerin zum Beispiel, oder Zeynep, die Aufnahmeleiterin. Wir haben schon bei ein paar Produktionen zusammengearbeitet, und ich freue mich, sie heute Abend wiederzusehen. Mit meiner Schauspielkollegin Safiya habe ich bereits einmal zusammengearbeitet. Damals spielte sie meine beste Freundin in einem Familiendrama. Heute, fünf Jahre später, übernimmt sie die Rolle der Zohra, eine der Aufständischen, die sich mir und Arian angeschlossen haben.

Auch deswegen freue ich mich so sehr auf den Drehbeginn und auf das Essen heute Abend. Es wird mir guttun, ein paar bekannte Gesichter wiederzusehen. Ich hoffe, ich kann Lara bei all dem Trubel hier endlich vergessen.

Auch wenn ich weiß, dass genau das hier der Grund für unsere Trennung war.

Der ganz normale WG-Wahnsinn
September

Ein lautes Stöhnen weckt mich. Nicht schon wieder, denke ich, rolle mich zur Seite und drücke mir mein Kissen auf den Kopf, um die Geräusche aus dem Bad auszublenden. Als das nicht funktioniert, gebe ich auf, werfe die Decke von mir und setze mir das Brillengestell auf die Nase.

Die Luft in meinem Zimmer ist schwül und hinterlässt einen feuchten Film auf meiner Haut, also nehme ich die Blumentöpfe vom Fensterbrett und stelle sie vorsichtig auf den Holzboden, um das Fenster öffnen zu können.

Frische Luft strömt in das Zimmer, bringt das Windspiel über meinem Bett zum Klingen und fegt ein Blatt von meinem voll beladenen Schreibtisch. Ich lege es zurück auf den Stapel und nehme mir fest vor, es nachher ordentlich einzuheften. Dann greife ich mir meine Hose, die ich wie immer achtlos über den Schreibtischstuhl geworfen habe, und suche im Kleiderschrank nach zwei zueinanderpassenden Socken.

Als ich endlich zwei gefunden habe – der linke ist weiß mit einem orangen Streifen, der rechte weiß mit einem grünen Streifen –, trete ich erneut ans Fenster und sehe hinunter. Dafür, dass wir inmitten einer Großstadt wohnen, ist die Straße unter meinem Fenster alles andere als trist und grau. Große Apfelbäume flankieren sie auf beiden Seiten, und ich beobachte einige Menschen, die über das alte Kopfsteinpflaster flanieren. So früh am Morgen holen sich die meisten nur einen Kaffee oder frische Brötchen. Erst im Laufe des Tages füllt sich die Straße, wenn nach und nach die Restaurants ihre Türen öffnen und sich der würzige Duft von Pizza mit dem erfrischenden Geruch von Apfelwein vermischt. Ich liebe unsere Straße. Weil sie eine eigene kleine Welt inmitten von Frankfurt ist und dabei einen ganz besonderen Charme versprüht. Ich könnte mir keinen besseren Ort zum Leben vorstellen.

Wieder dringt ein Stöhnen durch die Wand, gefolgt von einem kehligen Lachen. Ich laufe zurück zum Bett und schlage mit der Hand gegen den Putz: »Entweder ihr beeilt euch, oder ich dreh das warme Wasser ab!«

Lachen und dumpfe Entschuldigungsrufe sind die Antwort. Ich grinse, binde mir die roten Locken aus dem Gesicht und ziehe mich fertig an. Wirklich sauer bin ich auf die beiden nicht. Trotzdem ist es nervig, dass Jackson mittlerweile fast hier wohnt. Eigentlich ist nur Luke in unsere WG eingezogen, nachdem er aus Kanada zurück nach Deutschland gekommen ist. Jackson ist ihm allerdings hinterhergeflogen, weil ihre Fernbeziehung wohl nicht funktioniert hat. Es ist also schön, die beiden so glücklich zu sehen, besser gesagt zu hören. Dennoch: Dass sie ständig zusammen das Bad blockieren, geht mir auf die Nerven. Genauso wie Joon und Parker, den anderen beiden Mitbewohnern der WG.

Ich greife nach der vollen Gießkanne unter meiner Heizung und beginne, alle Pflanzen im Zimmer zu gießen. Die himbeerfarbene Hortensie wäre sicher schon an einem Hitzschlag gestorben, hätte ich sie nicht so regelmäßig gegossen. Aber ich mag es, mich um sie zu kümmern.

Letzten Monat hatten wir unten im Haus einen Wasserrohrbruch. Dort liegt Paps’ Blumenladen, und da wir keine anderweitigen Lagermöglichkeiten hatten, habe ich unseren WG-Wohnraum und mein Zimmer kurzerhand als Auffangstation angeboten. Die Bauarbeiten sind zwar mittlerweile abgeschlossen, und ein Großteil des Ladens ist wieder trocken, aber irgendwie habe ich mich daran gewöhnt, dass mein Zimmer nun einem Gewächshaus gleicht. Es stört mich nicht. Ich liebe es, mit dem Geruch von Erde und Blumen einzuschlafen.

Nachdem alle Pflanzen versorgt sind, stecke ich das schwarze Shirt in den Bund meiner dunkelgrünen Arbeitshose, entferne ein paar Fussel von dem Stoff und streiche die Bügelfalten glatt, dann gehe ich in die Küche. Dort sitzt Joon bereits an unserem runden Esstisch und hebt seine Kaffeetasse zum Gruß. Eine halb aufgegessene Toastscheibe liegt auf seinem Teller.

»Morgen. Willst du auch was? Ich hab ’ne ganze Kanne gekocht.« Mit seinem rot-weiß karierten Schlafshirt und den schwarzen Haaren, die an der rechten Kopfseite abstehen, sieht er genauso müde aus, wie ich mich fühle. Ich bin einfach keine Frühaufsteherin, egal, wie viele Stunden Schlaf ich bekomme.

»Gern.« Ich hole mir eine Tasse aus dem Schrank, blicke hinein, um zu sehen, ob sie auch wirklich gespült wurde, und schenke mir großzügig Kaffee ein. Dann fülle ich Müsli in meine Schale, kippe ordentlich Haferdrink drüber und setze mich zu Joon.

»Und? Haben sie dich geweckt?«, fragt Joon und grinst mir über die Tasse hinweg entgegen, wobei seine Brillengläser beschlagen.

»Ich denke jedes Mal, ich hab vergessen, den Porno von gestern Nacht auszumachen.«

Joon prustet in seinen Kaffee.

»Wie geht’s eigentlich Parker?«, frage ich, weil ich gestern Nacht nur gehört habe, wie die beiden weit nach Mitternacht in die Wohnung gestolpert sind. Parker war früher nie der Typ, der auf Partys gegangen ist, darin haben sich sein Zwillingsbruder Matteo und er immer unterschieden. Seit wir allerdings in einer WG wohnen, scheint er Gefallen daran gefunden zu haben. Nur, dass er sein Limit noch nicht gut einschätzen kann.

»Vorhin hat er noch geschlafen. War super gestern, schade, dass du arbeiten musstest.«

»Tja, irgendjemand muss ja die Miete nach Hause bringen«, erwidere ich grinsend, obwohl natürlich jeder von uns meinem Vater Miete zahlt.

»Ich schau mal nach Parker«, sage ich, fülle noch schnell ein Glas mit Leitungswasser und laufe durch den Flur zu Parkers Zimmer.

Luke und Jackson sind nicht mehr zu hören. Auch das Wasser wurde abgedreht. Sie scheinen also endlich fertig zu sein.

»Bist du wach?« Ich klopfe leicht an Parkers Tür und öffne sie, als er nicht antwortet. Schließlich mache ich mir Sorgen, dass mein bester Freund im Schlaf erbrochen hat oder sonst was.

Doch Parker liegt ganz friedlich im Bett. Er ist halb unter seiner Bettdecke vergraben, die dunkelbraunen Haare kleben verschwitzt an seiner Stirn, und er trägt noch sein Outfit von gestern Abend. Graues, ausgewaschenes V-Neck-Shirt, schwarze Jeans, weiße Socken. Sein Shirt ist im Schlaf nach oben gerutscht, sodass man den Bauchansatz sehen kann, der sich sanft hebt und senkt. Etwas kribbelt in meinen Fingern. Ich überlege, die Hand auszustrecken und ihn im Bauchnabel zu kitzeln, so wie wir es früher als Kinder immer getan haben.

Stattdessen trete ich direkt vor Parkers Bett und stelle das Wasserglas auf seinem Nachttisch ab.

»Aufwachen, Schlafmütze!« Ich puste ihm ganz leicht ins Gesicht, und Parker schlägt die verquollenen Augen auf. Sie sind noch ganz glasig. Orientierungslos sieht er sich im Zimmer um.

»Was?«, fragt er, dann schnellt sein Blick von mir zu seinem halb nackten Oberkörper, und er reißt die Bettdecke so schnell nach oben, dass sein Leguan Jimi Blue im Terrarium neben seinem Bett aufschreckt und sich hinter seinem großen Felsen versteckt.

»Du hast Jimi erschreckt«, rüge ich ihn, doch Parker geht nicht darauf ein.

»Schon mal was von Anklopfen gehört? Ich hätte ganz nackt sein können!«, entrüstet er sich.

»Glücklicherweise warst du das ja nicht. Und außerdem, wenn ich dich dran erinnern darf: Ich kenne dich seit dem Kindergarten. Ich habe genug Nacktfotos von dir.«

Parkers blasses Gesicht läuft rosa an, und er zieht die Decke noch ein Stückchen höher.

»Ich hab dir Wasser gebracht. Dachte, das kannst du nach der Nacht gestern gebrauchen.«

Parkers Blick fällt auf seinen Nachttisch. Dankbar nimmt er das Glas und leert es in einem Zug.

»Ahh. Danke, das war nötig.«

»Immer wieder gern. Krankenschwester Ivy ist zur Stelle.« Ich salutiere vor ihm und bringe ihn so zum Lachen.

»Du spinnst.«

»Und du stinkst. Alkohol und Rauch passen nicht zu dir.«

Parker hebt die Decke an und riecht an seinen Klamotten. Angeekelt lässt er den Stoff los. »Danke auch. Ich geh gleich duschen.«

»Gute Idee. Luke und Jackson sind gerade fertig geworden.«

Parkers Blick sieht alles andere als erfreut aus. »Schon wieder?«, fragt er nur, und ich nicke.

»Na dann«, er seufzt und setzt sich langsam auf.

»Ich muss gleich los zur Arbeit. Wollen wir nachher zusammen kochen?«, frage ich noch, bevor ich mich zur Tür umdrehe.

»Klar. Auf was hast du Lust? Joon und ich wollten eh einkaufen gehen.«

»Wie wär’s mit meinem Ivyanischen Reiseintopf?«

Parker reckt einen Daumen in die Höhe.

Ich laufe zurück in die Küche, leere meine Kaffeetasse und schaufle mir noch zwei Löffel Müsli in den Mund, dann renne ich schnell ins Bad, das glücklicherweise immer noch frei ist, putze mir die Zähne und trage noch etwas Wimperntusche auf.

»Bis heute Abend«, rufe ich Joon zu, als ich an ihm vorbei und über das Treppenhaus nach unten in den Blumenladen rausche.

Zur Rosenblüte

Ich stehe hinter dem Ladentresen und binde den Blumenkranz zusammen, während Herrn Grubers Blick meinen Fingern aufmerksam folgt. Bei ihm fühlt es sich so an, als bewerte er jede einzelne Bewegung, jedes Blatt, das ich in den Strauß einarbeite. Und ich verstehe, wieso ihm das so wichtig ist. Seine Frau ist letzte Woche beerdigt worden. Dies ist bereits der zweite Kranz, den er in Auftrag gibt. Wie schon beim letzten Mal verarbeite ich weiße Gerbera, hellblauen Rittersporn, Eukalyptusblätter und Sonnenblumen, weil das ihre liebsten Blumen waren.

Seit vier Jahren arbeite ich im Laden meines Vaters, der den wundervollen Namen Zur Rosenblüte trägt. In diesen Jahren habe ich mehr Sträuße und Kränze gebunden, als ich zählen kann. Viele davon waren für Geburtstage, Muttertage oder Hochzeiten. Die für Beerdigungen oder Trauerfeiern fallen mir jedoch am schwersten. Weil ich das Gefühl habe, es zwei Menschen recht machen zu müssen: dem Menschen, der den Kranz in Auftrag gibt, und dem, der das Werk vom Himmel aus betrachtet.

Es gab Tage, da standen hier Menschen vor mir, die total aufgelöst waren, am ganzen Körper zitterten und denen ich erst einmal einen Stuhl und ein Glas Wasser anbieten musste, damit sie sich beruhigen konnten. Es gibt Menschen, die ganz sachlich erklären, was sie sich wünschen, das sind dann meistens Standardgestecke. Die emotionalen Aufträge sind anders. Man braucht mehr Feingespür, mehr Empathie.

Ich zupfe noch ein paar Blätter zurecht, dann überreiche ich Herrn Gruber den Kranz.

»Danke«, sagt er nur, doch ich erkenne das feuchte Glänzen in seinen Augen und weiß, dass er ihm gefällt.

Nachdem er gezahlt hat, lasse ich mich auf den Stuhl hinter dem Tresen sinken und wische ein paar lose Blätter von der Theke.

Mein Blick schweift durch den Laden, und ich überlege schon einmal, wie ich das Schaufenster nächste Woche dekorieren möchte. Mehr Herbstanemonen wären schön, und Pampasgras, ja. Ich schreibe es auf die Bestellliste.

Der Laden ist nicht groß, wenn drei Menschen gleichzeitig herumlaufen, wird es schon eng. Zu solch einem Ansturm kommt es allerdings nur selten. In dem kleinen Verkaufsraum befinden sich außer dem Tresen, der gegenüber der Eingangstür steht, auch noch drei halbhohe, eckige Tische mit mehreren Pflanzen und Blumengestecken darauf. In einem schwarzen Wandregal stehen die bunten Vasen, die Paps’ Freundin in Mainz produziert, daneben befindet sich unser Sortiment an Hängepflanzen.

Unser Laden ist klein, aber auch sehr gemütlich. Letztes Jahr hat Parker eine Holzbank auf dem Sperrmüll gefunden. Wir haben sie zusammen in Paps’ Wagen gehievt, zu Hause abgeschliffen und in einem dunklen Braunton angestrichen. Jetzt steht sie direkt unter der Wand mit den Hängepflanzen. Zwei Kissen in Blattform liegen darauf. An besonders ruhigen Tagen mache ich dort die Bestellungen für den Laden fertig.

Die kleine Holzuhr über der Ladentür, die Paps selbst zusammengezimmert hat, verrät mir, dass es bereits nach zwölf ist. Ich sortiere noch schnell die Flyer mit Pflegetipps und -tricks vor mir auf dem Tresen neu, sodass nun ganz vorne einer über Herbstblüher liegt, dann schnappe ich mir den Ladenschlüssel und meine Tasche, schließe die Eingangstür hinter mir ab und schlendere zu meinem Lieblingsbäcker auf der anderen Straßenseite.

Kurze Zeit später sitze ich mit einem warmen Wrap auf den steinernen Treppenstufen im Hinterhof unseres Ladens, wo mich keine Kundschaft stören kann, und beiße in die leckere Hummus-Tomaten-Füllung. Gleichzeitig ziehe ich mit der freien Hand meinen Laptop aus dem Rucksack, auf dem sich die Excel-Tabelle mit unserer Buchhaltung befindet.

Eine halbe Stunde Mittagspause ist das Maximum, das Paps zulässt, weil unser Laden ohnehin nicht gerade super läuft in den letzten Monaten und wir noch den Kredit abbezahlen müssen, den uns die Reparatur des Wasserrohrbruchs eingebracht hat. Natürlich sind wir für so einen Fall versichert, aber sie haben Paps vorgeworfen, den Rohrbruch selbst verschuldet zu haben, und sich deswegen geweigert, uns irgendetwas auszuzahlen. Ich versuche also, die Zeit möglichst sinnvoll zu nutzen. Sprich: Nahrungsaufnahme und Buchhaltung in einem.

Ich hebe den Blick vom Bildschirm und sehe mich in dem kleinen Hinterhof nach Garfield um.

Wenn der Straßenkater von gegenüber vorbeischaut, kriegt er auch ein paar Streicheleinheiten und manchmal sogar einen Entenstick. Er liebt die Dinger abgöttisch, und in den letzten Jahren habe ich ihn sogar dazu gebracht, Männchen zu machen oder mir seine Pfote zu reichen, um an das Leckerchen zu kommen. Doch heute ist er nirgendwo zu sehen.

Unser Laden liegt ziemlich am Ende der Berger Straße, direkt neben einem Friseursalon und einem Café. Die dunkelgrüne Außenfassade haben Paps und ein Freund vor ein paar Jahren selbst gestrichen. Ich mag es, dass das alte Haus von außen so besonders aussieht. Das Schaufenster dekorieren wir jede Woche neu; vor dem Eingang steht ein altes, rostiges Fahrrad, dessen Körbe vorne und hinten mit Blumen bepflanzt wurden, und um die Tür rankt sich ein besonders schöner Efeu, der Paps’ ganzer Stolz ist. Laut ihm ist dieser Efeu der Grund für meinen Namen. Er sei schon hier an dieser Tür gewachsen, als er und meine Mutter das Haus damals von seinen Eltern bekommen haben. Sie war bereits mit mir schwanger, und irgendwie hat er es geschafft, sie zu überreden, mich Ivy zu nennen. Das englische Wort für Efeu.

Wer weiß, vielleicht hatte sie bereits geplant, uns kurz nach meiner Geburt zu verlassen, und es war ihr egal, wie mein Name lauten sollte. Ich habe es nie herausgefunden. Seit ich denken kann, gibt es nur Paps und mich, und wir kriegen das alles auch sehr gut alleine hin. In all den Jahren sind wir ein wirklich gutes Team geworden. Paps kümmert sich um die Pflanzen, holt die Bestellungen bei unseren Zwischenhändlern ab und klärt die großen Aufträge. Ich stehe meistens im Laden, binde die Sträuße, dekoriere die Schaufenster und behalte den Überblick über unsere Buchhaltung. Wobei die mir in den letzten Monaten immer wieder Bauchschmerzen bereitet.

Ich schaue auf den flimmernden Bildschirm vor mir und beginne, die Bestelllisten durchzusehen und die einzelnen Aufträge zusammenzurechnen.

In der Schule habe ich Zahlen gehasst. Zumindest bis zur Mittelstufe. Dann merkte ich, wie viel es einem bringt, stets zu wissen, wie viel man ausgibt. Was man von der Steuer absetzen und wie man sich sogar etwas vom Staat zurückholen kann. Paps war darin schon immer schlecht. Seit ich seine Buchführung übernommen habe und mich unter anderem um die Steuererklärung kümmere, läuft es um einiges besser.

Ich kenne diesen Laden, seit ich denken kann, bin quasi zwischen Blumenerde aufgewachsen und kann mir keinen anderen Beruf für mich vorstellen. Ich stehe gerne im Laden, aber noch lieber fahre ich mit Paps auf Events oder Hochzeiten und sorge dort für die richtigen Blumenarrangements. Jede Location hat ihren ganz eigenen Charme, und die leuchtenden Augen des Brautpaares oder der Veranstaltenden machen mich jedes Mal aufs Neue glücklich. Leider bleiben vor allem diese großen Aufträge in letzter Zeit immer häufiger aus. Aber im Herbst und Winter ist es meistens etwas schwierig, nächstes Jahr im Frühling werden wir sicher genug Aufträge haben, um den Kredit abbezahlen zu können.

Natürlich würde ich gerne wieder einmal in den Urlaub fahren oder samstags freimachen, aber gerade bleibt dazu einfach keine Zeit, und das verstehe ich. Erst einmal müssen wir den Laden aus den roten Zahlen holen.

Ich bin Nick
September

Als ich an meinem ersten richtigen Arbeitstag aufwache, dröhnt mein Schädel noch von gestern Abend, doch das hält mich nicht davon ab, die Decke zurückzuwerfen, das Wohnwagenfenster zu öffnen und mein Gesicht in die kühle Morgenluft zu halten.

Mein Kopf ist immer noch leicht überfordert von all den Eindrücken und Gesprächen des letzten Abends. Aber es ist ein gutes Gefühl. Mein Gehirn ist randvoll und lässt keinen Platz für schlechte Gedanken.

Die Stimmung beim gestrigen Kennenlernessen war ausgelassen und fröhlich. Wir haben am Tisch rotiert, sodass jede mal neben jedem saß. Unser Regisseur David stellte uns diese Methode als Team-Speeddating vor, und der Begriff ist wirklich passend.

Nun schwirrt mein Kopf voller Namen, und ich hoffe, dass ich mich nachher am Set wenigstens noch an ein paar davon erinnern kann. Zumindest die Namen meiner engsten Crew habe ich mir gemerkt. Die Menschen, mit denen ich die meisten Szenen drehen werde. Safiya kannte ich ja bereits, aber auch mit Frieda habe ich tolle Gespräche geführt. Sie ist erst zwölf, hat aber schon in zig Produktionen mitgespielt. Ein wenig erinnert sie mich an mich selbst vor vielen Jahren. In der Serie wird sie Karla spielen, ein Mädchen, das ich zu Beginn unserer Raubzüge aus einem brennenden Haus rette. Für Robyn ist es Schicksal, sich ab sofort um dieses junge Mädchen zu kümmern, sie als eine Art Ziehtochter aufzunehmen und ihr alles beizubringen, was sie weiß.

Ich habe mich vor allem wegen Robyns Beziehung zu Karla und wegen ihres ausgeprägten Gerechtigkeitssinns für das Casting angemeldet. Aber auch die Stuntszenen haben mich gereizt.

Gestern Abend hatte ich außerdem ein sehr interessantes Gespräch über die Kunst des Bogenschießens mit Raj. Sein Charakter Haru ist der vierte im Bunde unserer kleinen Truppe. Nachdem seine Frau ermordet und die beiden Töchter an Menschenhändler verkauft wurden, sind es Rachegedanken, die ihn zum Weitermachen antreiben. Er ist es auch, der der Gruppe sein Wissen vom Jagen mit Pfeil und Bogen weitergibt.

Raj hat sich offenbar schon lange vor Drehbeginn mit dem Bogenschießen auseinandergesetzt, denn was ich gestern alles über diesen Sport erfahren habe, ist wirklich faszinierend.

Es ist genau das eingetreten, was ich mir erhofft hatte: Ich habe gestern kein einziges Mal an Lara gedacht und den Abend voll und ganz genossen. Ich freue mich auf den Dreh und die nächsten Wochen mit diesem tollen Team und kann es kaum erwarten, endlich richtig mit der Arbeit loszulegen!

Der Einzige, den ich bisher noch nicht wirklich kennengelernt habe, ist mein Schauspielkollege und die zweite Hauptfigur der Serie: Nicolas. Er kam erst heute früh an und schläft gerade vermutlich noch. Als wir vor einigen Wochen in einem Tableread das Skript zur Serie durchgegangen sind, war er auch nur über Skype anwesend, das heißt, ich kenne seine Stimme und weiß, wie er aussieht, mehr aber auch nicht.

Vielleicht bin ich deswegen so gespannt auf unser erstes Treffen, denn bereits heute Nachmittag werden wir vor laufender Kamera Sex haben. Gut, dass ich im Schauspielstudium auf solche Situationen vorbereitet wurde.

Meinen ersten Filmkuss hatte ich mit dreizehn. Ich war total aufgeregt, doch am Ende war es sehr unspektakulär. Das Licht war zu grell, ich konnte nur sein Haarspray und das Make-up riechen, das unsere Gesichter davon abhalten sollte, zu sehr zu glänzen. Es war ein unschuldiger Kuss. Der erste für meine Figur. Der erste für mich.

Später in der Schule fragten mich die anderen Mädchen aus, wie es gewesen sei. Viele von ihnen waren bisher noch ungeküsst und lechzten danach, zu erfahren, wie es sich anfühlte. Ich hatte keine Ahnung, was ich ihnen sagen sollte. Für mich hatte es sich nicht besonders angefühlt, kein bisschen. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass mein erster Kuss mit einem Jungen war. Vermutlich lag es an den Kameras und den vielen Menschen um uns herum. Dennoch weiß ich, dass sich mein erster Kuss mit einem Mädchen ganz anders anfühlte.

Da waren keine Kameras, kein Regisseur und keine Beleuchterin. Da waren nur wir beide unter der Decke in einem Schullandheim. Ihre weichen Lippen zogen meine wie magisch an. Sie brachten meinen Körper zum Kribbeln und entfachten ein Feuerwerk.

Es klopft an meiner Wohnwagentür, und ich drehe mich schnell um, um sie zu öffnen. Ich dachte, ich hätte noch Zeit, bis ich in die Maske muss, aber hey, wenn es früher losgeht, habe ich auch absolut nichts dagegen.

Erst als ich die Tür öffne, fällt mir auf, dass ich noch meinen hellblauen Seidenpyjama trage. »Entschuldigung, ich bin gleich …«

»Alles cool, wir haben noch ’ne Stunde.«

Vor mir steht ein braun gebrannter Typ mit verwuschelten blonden Haaren und Zahnpastalächeln.

»Ich bin Nick und du Jane, oder? Virtuell haben wir uns ja schon einmal gesehen, nicht wahr?«

Ich nicke und streiche über meinen Schlafanzug. So hatte ich mir unser erstes richtiges Treffen definitiv nicht vorgestellt. Andererseits … Wem wollen wir hier etwas vormachen? In wenigen Stunden werden wir nackt nebeneinanderliegen. Also setze ich ein ungezwungenes Lächeln auf und trete zur Seite. »Das haben wir. Komm gerne rein.«

Nick drückt sich an mir vorbei und sieht sich interessiert im Wohnwagen um.

»Darf ich?«, er deutet auf die Sitzbank am Fenster, und ich nicke schnell, dankbar, dass er sich nicht einfach auf mein ungemachtes Bett gesetzt hat.

Nick schafft es irgendwie, seine langen Beine zu einem Schneidersitz zusammenzufalten und sich auf die schmale Bank zu quetschen. Dann sieht er wieder zu mir. »Ich bin leider erst heute früh angereist, hab ich was Wichtiges verpasst?«

»Nur ein wirklich geniales Speeddating, sonst eigentlich nichts.« Ich rolle meinen Koffer zur Seite, um mich auf den Stuhl gegenüber von ihm fallen zu lassen.

»Ernsthaft? Oh, Mann, da kommt man einmal zu spät …«, er grinst. »Aber David ist supercool, oder? Ich hab mich gerade draußen schon mit ihm unterhalten.«

»Das finde ich auch. Seine letzten zwei Filme haben mir wahnsinnig gut gefallen. Ich mag die Art und Weise, wie er Stille einfängt, weißt du, was ich meine?«

Nick setzt sich etwas aufrechter hin und sieht überrascht aus. »Jaa, ja tatsächlich, das ist mir auch aufgefallen. Klar, er inszeniert auch Actionszenen und die kleinen Nebenhandlungen sehr gut, aber irgendwie haben mich diese stillen Momente besonders gecatcht.« Er lächelt und streicht sich die Haare aus der Stirn. »Freut mich wirklich, dich kennenzulernen, Jane.«

Ich mustere diesen jungen Mann in meinem Wohnwagen, bei dem sicher viele andere Frauen schwach geworden wären, und male mir aus, wie es wird, zusammen mit ihm zu arbeiten. Sympathisch ist er mir auf jeden Fall schon mal. Also antworte ich: »Das kann ich nur zurückgeben. Wo kommst du eigentlich her?«

»Hamburg, und du?«

»London.«

»Nice. Da hab ich auch mal ein Jahr lang gelebt, aber im Herzen bleibe ich dann doch ein Hamburger Jung. Schon Hummeln im Hintern wegen nachher?«

Ich schüttle den Kopf und sehe ihm direkt in die Augen. »Nein. Ich finde, solche Szenen sind immer sehr routiniert, außerdem wird man ja auch von allen Seiten ununterbrochen angestrahlt.«

Nick lacht laut auf. »Du sagst es! Und dann ständig dieses Wasserspray, damit die Haut schön glänzt.«

Wir lassen uns noch einige Zeit über diverse Sexszenen aus, die wir in unserer Karriere schon gedreht haben, und stellen dabei fest, dass uns die Szenen am meisten mitnehmen, bei denen wir keiner steifen Choreografie folgen müssen, sondern uns vom Moment treiben lassen können. Das hängt immer sehr stark von der Person ab, die den Film inszeniert, aber ich habe David gestern schon als lockeren Menschen kennengelernt, also überträgt sich das vielleicht auch auf seine Regiearbeit.

Nick erzählt mir, dass er letztes Jahr eine echt spannende Rolle in einem Kinofilm von der Regisseurin hatte, die ich schon längere Zeit verfolge. Sollte ich es einmal schaffen, in einem ihrer Filme mitzuspielen, wäre das die größte Ehre. Ihre Frauenrollen sind erfrischend anders, ihr Humor nicht überspitzt, und ihr Blick für die Dynamik zwischen den verschiedenen Charakteren überrascht mich jedes Mal aufs Neue. Dass Nick es an ihr Set geschafft hat, lässt ihn in meiner Achtung noch einmal steigen.

»Mit zwölf wurde ich zu meinem ersten Casting eingeladen und hätte es fast verpasst, weil mein Bruder dachte, der Brief sei Werbung. Er hat ihn einfach in den Müll geworfen!«, erzählt Nick entrüstet.

»Das erinnert mich an meine Schwester, die damals am Telefon sagte, sie habe keine Schwester, da müsse sich die Produktionsfirma verwählt haben.« Der Gedanke bringt mich zum Lächeln. Schon unfassbar, wie viele Jahre das jetzt schon her ist. Das war zu einer anderen Zeit. In einem anderen Leben. Was wohl aus mir geworden wäre, wenn die Produktionsfirma nicht noch einmal zurückgerufen hätte? Ich will gar nicht daran denken.

»Ich glaube, unsere Geschwister würden sich sehr gut verstehen«, meint Nick schmunzelnd.

»Meine ist leider schon seit Jahren mit ihrem Mann verheiratet.«

»Und meiner heiratet seinen Verlobten in einem halben Jahr.«

»Das freut mich für ihn.« Tatsächlich bin ich angenehm überrascht. Zwar ist der Großteil der Menschen, mit denen ich tagtäglich im Filmgeschäft zu tun habe, sehr tolerant, doch es gibt immer wieder unschöne Ausnahmen. Dass Nick nicht dazugehört und so selbstverständlich von seinem Bruder spricht, finde ich schön.

Kurze Zeit später laufen wir in Richtung Catering, um noch etwas zu frühstücken, bevor es in die Maske geht.

Auf unserem Weg kommen wir an zig Wohnwagen vorbei, die sich aneinanderreihen, fast könnte man denken, wir befänden uns auf einem gigantischen Campingplatz. Lediglich die großen Kräne und Technikfahrzeuge lassen darauf schließen, dass es sich um ein Filmset handelt. Unsere Wohnwagen und die des Produktionsteams stehen leicht abseits näher am Waldrand, die der Crew mit etwas Abstand davor. Nick und ich haben den Luxus einer privaten Toilette, der Rest des Teams teilt sich zwei Toilettenwagen. Außerdem gibt es eine ganze Cateringkolonne, die uns jeden Tag mit frisch zubereitetem Essen versorgen wird. Wenn ich das hier mit meinen ersten Filmsets vergleiche, wird erneut klar, dass in dieser Produktion erheblich mehr Geld steckt. Allein die Auswahl der Frühstücksspeisen ist überragend.

Nick und ich holen uns einen Kaffee und lassen uns von Cateringchef Achim ein Müsli zusammenstellen.

Während wir auf unser Frühstück warten, tritt David zu uns. Seine braunen Locken hat er unter einem dunkelroten Basecap versteckt, und seine blauen Augen lächeln uns entgegen. »Hi, ihr zwei, das wird heute ein aufregender Tag!«

»Du sagst es. Wir können es kaum erwarten.«

Nick zwinkert mir zu und nimmt dann sein Müsli mit Haferflocken und Nüssen entgegen. »Danke dir, Achim, das sieht köstlich aus!«

»Na, das höre ich doch gern.« David lächelt und bestellt dann Toast und Rührei, während ich meine Schale mit griechischem Joghurt und Honig in Empfang nehme.

»Am besten, ihr geht schon einmal zu Robine. Frühstücken könnt ihr auch dort, sie will sich nur eure Hauttöne schon einmal ansehen. Wäre es okay, wenn wir uns danach in dem kleinen Zelt neben meinem Wohnwagen treffen? Ich würde gerne ein paar Dinge mit euch besprechen, bevor es ans Set geht.«

»Du meinst, bevor wir nackt vor der Kamera stehen?«, fragt Nick grinsend.

»Auch das. Ich weiß, ihr seid bereits Profis, aber da ihr beiden noch nie zusammen gespielt habt und die Produktion uns ausgerechnet diese Szene auf den ersten Drehtag legen musste, dachte ich mir, dass wir die wichtigsten Punkte schon vorab klären.«

»Kriegen wir jetzt unser eigenes Speeddating?«, fragt Nick erfreut.

»Nicht ganz, aber es geht in die Richtung«, David lächelt und beißt in seinen Toast. »Dann bis gleich.«

»Ich weiß, du hast auch noch nicht mit ihm gearbeitet, aber hast du seine neueste Serie gesehen?«, fragt Nick und wendet sich zu mir, sobald David verschwunden ist.

»Die mit dem Ausbruch aus der Psychiatrie?«

»Ja, genau. Die hat mir so gut gefallen, dass ich meiner Agentin gesagt habe, dass sie mich zum Casting anmelden soll. Ich hab echt nicht damit gerechnet, angenommen zu werden.«

»Wieso das denn nicht?«, frage ich überrascht.

Nick fährt sich durch die blonden Haare, verwuschelt seine Surferfrisur so nur noch mehr. »Das Casting war eine absolute Katastrophe. Ich hab verschlafen, kam viel zu spät und hab mich ständig verhaspelt.«

»Also bist du wie gemacht für die Rolle.«

»Das hat David auch gesagt.« Nick lacht, und mir wird klar, dass es stimmt. In der Serie verkörpert er meinen leicht verpeilten Partner namens Arian. Wir lernen uns während eines Raubzuges kennen, bei dem ich ihm quasi das Leben rette, weil er vergessen hat, die Hintertür zu sichern. Im Laufe der Serie kommen wir uns jedoch immer näher, ich bringe ihm den Umgang mit Waffen bei, und gemeinsam setzen wir es uns als Ziel, Recht und Ordnung zurück in unsere Heimatstadt zu bringen.

Nicks Rolle passt also schon recht gut zu ihm, meine hingegen ist das komplette Gegenteil von mir. Ich habe in meinem Leben noch nicht eine Gruppe angeführt, nicht einmal zur Klassensprecherin wurde ich gewählt. Außerdem fühle ich mich schon schlecht, wenn ich in einem Laden nichts kaufe und ohne etwas zu bezahlen an der Kassiererin vorbeilaufe, und was Pistolen und schnelle Motorräder angeht … Ich hasse laute Geräusche und habe keinen Führerschein. Letzteres habe ich extra für die Serie nachgeholt, sodass ich jetzt wenigstens mit einem Motorrad eine ebene Strecke entlangfahren kann, von halsbrecherischen Manövern nach einem Raubzug bin ich allerdings noch meilenweit entfernt. Robyn könnte mir also nicht unähnlicher sein, aber ich liebe ihre Stärke, bewundere sie für ihren Mut und den ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Vielleicht hat mich die Rolle deswegen sofort angesprochen. Weil Robyn all das verkörpert, was ich gerne wäre. Wer weiß, vielleicht kann sie mir ja noch einiges beibringen.

Eine halbe Stunde später haben wir fertig gefrühstückt und sitzen nebeneinander in der Maske. Während Robine sich um meine Haare kümmert, mein Gesicht reinigt und mich schminkt, komme ich innerlich zur Ruhe. Die Maske ist für mich einer der schönsten Orte an einem Filmset. Vielleicht hatte ich bisher einfach nur Glück, aber ich habe noch niemanden kennengelernt, der diesen Job ausgeführt hat und nicht nett war.

Robine ist wundervoll. Ihre Hände spendieren mir sogar eine kurze Kopfmassage und kämmen meine Haare so lange, bis sie seidig weich glänzen. Nach nur zwanzig Minuten ist mir nicht mehr anzusehen, dass ich erst vor Kurzem aufgestanden bin.

»Deine Haut ist etwas trocken, nimm diese Feuchtigkeitscreme immer vor dem Schlafengehen, dann kriegen wir das hin.« Robine steckt mir eine kleine Tube zu und fährt mir dann ein letztes Mal durch die Haare. »Et voilà – du bist fertig!«

Nick sitzt auf dem Stuhl neben mir und wird noch abgepudert. Yasmin scheint ganz verliebt in seine Haare, denn immer wieder fährt sie hindurch, um den perfekten Grad zwischen elegant schick und lässig verstrubbelt hinzubekommen.

Ausnahmsweise fällt das Kostümdepartement heute raus. Immerhin werden wir in der nächsten Szene so gut wie nackt sein. Sie stecken uns lediglich durchsichtige Pads zu, die wir über den Intimbereich legen können. Später wird davon nichts mehr zu sehen sein, für uns ist es einfach angenehmer. Zumindest denken das alle. Mich stören diese Fremdkörper tatsächlich oft, sie machen es mir schwer, mich in die Situation einzufühlen. Aber ich sage nichts, weil ich mich nicht direkt aufführen möchte wie eine Diva.

Take 1

Und jetzt schließt bitte die Augen«, dirigiert David, der auf einem Klappstuhl in seinem Zelt sitzt und auf Nick und mich blickt. Wir haben uns auf eine weiche Decke ins Gras gesetzt, tragen beide nur einen grauen Bademantel, den wir ausziehen werden, sobald die Kameras laufen. Bis dahin haben wir allerdings noch eine Stunde. Ich finde es gut, dass David sich extra die Zeit nimmt und Nick und mir etwas Privatsphäre für diesen doch sehr intimen Moment schenken möchte.

Ein letztes Mal sehe ich Nick in die braunen Augen, dann schließe ich meine Lider.

»Jetzt streckt langsam den rechten Arm aus und versucht, den anderen zu berühren. Wenn ihr nachher diese Szene spielt, dann denkt daran, dass sich eure Figuren bereits seit einiger Zeit kennen. Sie haben sich bereits geküsst, aber die Anziehung muss nach wie vor greifbar sein. Versetzt euch in eure Rolle, spürt den Körper eures Gegenübers.«

Ich kenne die Methode, die David hier anwendet, wir haben sie schon ein paarmal im Schauspielstudium durchgeführt, aber damals kannte ich mein Gegenüber immer. Heute ist das anders. Nick habe ich bis heute Morgen nur auf einem flackernden Bildschirm gesehen, weswegen es ganz normal ist, dass da noch eine gewisse Distanz zwischen uns herrscht. Diese müssen wir ablegen, wenn die Szene nachher authentisch wirken soll. Also strecke ich meinen Arm aus und versuche, Nicks Schulter in der Dunkelheit zu ertasten. Er ist schneller. Seine Finger streifen über den Stoff des Bademantels, wandern meinen Arm hinauf, verweilen kurze Zeit an meinem Hals und legen sich dann um meine Wange. Ich höre seinen Atem, spüre die Wärme seiner Finger. Ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell funktionieren würde, doch seine Berührungen fühlen sich nicht unangenehm an. Meine Hand streift nun auch über seine Haut. Ich spüre die Muskeln in seinem Oberarm, streife über seinen Adamsapfel, dann nach hinten zu seinem Nacken.

»Sehr gut. Geht nur so weit, wie ihr möchtet, und sagt bitte, wenn euch eine Berührung unangenehm ist. Ich werde jetzt nichts mehr sagen und mich erst melden, wenn ihr die Augen öffnen könnt«, höre ich Davids Stimme leise, dann wird ein langsames Musikstück abgespielt, das mich an die Meditationsmusik erinnert, die ich manchmal morgens beim Aufstehen höre.

Nicks Hand wandert über meinen Hinterkopf, fährt durch meine langen Haare. »Was benutzt du für ein Shampoo? Die sind so krass weich.«

»Bitte nicht reden, ihr zwei, nur spüren«, höre ich Davids Stimme ruhig aus weiter Ferne.

»Sorry«, murmelt Nick und unterdrückt ein Lachen, als ich seinen Nacken umfasse und durch die abstehenden Haare fahre. Ist er dort etwa kitzlig?

Nicks Gesicht nur mit meinen Fingern zu erkunden, ist etwas ganz anderes, als ihn anzusehen. Ich spüre seine langen Wimpern, die markante Nase und die Wangenknochen, die sich leicht anspannen, als ich darüberfahre. Obwohl er gerade eben frisch rasiert wurde, kann ich die Bartstoppeln erfühlen, und als ich aus Versehen mit dem Finger seine Unterlippe streife, verzieht sich diese zu einem Lächeln.

Ich habe mich noch nie besonders zu Männern hingezogen gefühlt, aber diese Übung hier … Ich kann sehr gut verstehen, wieso Robyn unbedingt mit Arian schlafen möchte. Am liebsten würde ich jetzt schon die Augen öffnen, doch David gibt keinen Laut von sich. Ich frage mich, ob er uns überhaupt noch beobachtet.

Nicks Finger liegen mittlerweile ebenfalls auf meinem Mund. Mit dem Daumen fährt er den Schwung meiner Oberlippe entlang, während die andere Hand meinen Unterarm hinabwandert und seine Finger schließlich meine umschließen. Es ist ein schönes Gefühl. Nicks Berührungen sind alles andere als ruppig oder hart, sie sind sanft und doch bestimmt. Ist das noch er, oder spielt er mittlerweile seine Rolle? Robyn atmet schwer, als er über ihren Hals fährt, seine Hand über ihren Nacken wieder in ihre Haare wandern lässt …

»Perfekt. Ihr dürft jetzt die Augen öffnen.«

Ich schlage meine Lider auf und bin kurze Zeit überwältigt von dem Mann, der dort vor mir sitzt. Arians, nein, Nicks Augen leuchten dunkel, seine Pupillen sind geweitet, und auch er atmet schnell. Im Hintergrund wird die Musik leiser gedreht und verschwindet schließlich ganz. Es fühlt sich an, als würde ich aus einer Art Trance erwachen.

»Wow. Ihr zwei … Das wird eine sehr gute Szene«, höre ich David begeistert sagen, doch seine Stimme kommt mir weit entfernt vor. Ich sammle mich, kontrolliere meinen Puls und muss dann tatsächlich lachen.

»Verdammt, das war intensiv.«

»Ja«, antwortet Nick mit rauer Stimme, räuspert sich dann und grinst in Davids Richtung. »Ich denke, wir kriegen das gleich gut hin.«

»Das denke ich auch.«

 

Nachdem wir ein letztes Mal abgepudert wurden und Robine meine Haare wieder in Ordnung gebracht hat, die Nick doch sehr zerstört hat, laufen wir endlich in Richtung Set.

Als wir dort ankommen, bin ich wieder einmal fasziniert davon, was die Arbeit der Setdesigner bewerkstelligen kann. Unter einer großen, von goldenem Licht beschienenen Eiche am Waldrand befindet sich ein Bett aus roten und orangen Blättern. Darüber aufgespannt sind bereits drei große Lichtstrahler und eine Kamera, die in Vogelperspektive auf uns herabschauen wird.

Wie in den meisten Szenen werden wir mit A- und B-Kamera drehen. Während die A-Kamera in dieser Szene Nahaufnahmen von Nick und mir machen wird, bleibt die B-Kamera am gleichen Platz und filmt uns von oben. So müssen wir die einzelnen Takes nicht immer zweimal drehen, was natürlich erheblich Zeit spart.

Die Szene, die wir heute drehen werden, findet am Ende der fünften Folge der Serie statt. Unsere Truppe hat sich bereits ein Lager im Wald aufgebaut und den ersten Überfall erfolgreich absolviert. Nun wird bereits der zweite geplant, doch mittlerweile werden auch die Spannungen zwischen Arian und Robyn stärker. Zu einem Kuss ist es bereits gekommen, jetzt haben wir uns entfernt, um noch einmal den Plan durchzusprechen, doch Robyn hat anderes im Sinn. Sie führt Arian zu diesem Blätterbett, wir entkleiden uns, und tada – liegen nackt auf dem Waldboden. Ich weiß, welche symbolische Bedeutung diese Szene hat. Das vollkommene Vertrauen zwischen den beiden muss sichtbar werden. Robyn, die ihre harte Schale ablegt, und Arian, der dort auf diesem Blätterberg einmal die Führung übernimmt und sich nicht ganz so tollpatschig anstellt.

Es ist eine wirklich schön geschriebene Szene, aber auch eine anspruchsvolle. Weil es so vieles gibt, was beachtet werden muss.

Nick und ich stellen uns, immer noch in unseren Bademänteln, neben Chris vom Lichtdepartement, der gerade mit einem Reflektor in der Hand versucht, das beste Licht einzufangen. Aktuell befinden sich noch zwei Stand-ins in der Szene. Zwei Menschen, die ungefähr unsere Größe und Hautfarbe haben. Mit diesen beiden wird die Szene aufgebaut, ausgeleuchtet und die Kamera richtig ausgerichtet, sodass alles bereits fertig ist, wenn wir vor die Kamera treten. Früher fand ich das komisch, heute genieße ich es, nicht stundenlang im Scheinwerferlicht zu stehen, bis endlich alles richtig eingepegelt ist.

Nathalie, die Kamerafrau, winkt uns zu sich, um uns den Bildausschnitt zu zeigen, damit wir wissen, was von uns gleich zu sehen sein wird und was nicht.

»Ihr kennt das Spiel ja. Versucht, eure Arme und Beine dicht am Körper zu lassen, so lange wir etwas weiter weg sind, bei Nahaufnahmen müsst ihr nicht mehr so sehr darauf achten, und wenn doch etwas zu sehen ist, was nicht FSK16 wäre, dann sage ich euch Bescheid, und wir machen einen neuen Take. Alles ganz locker, okay?«

Wir nicken und hören im nächsten Moment David rufen, der bis gerade eben noch in ein Gespräch mit Reiner, dem Verantwortlichen für die Tontechnik, vertieft war.

»So, das Set ist eingerichtet. Ich bitte jetzt alle, die nicht zwingend hier sein müssen, zurück zur Basis zu gehen. Damit wir ein bisschen Privatsphäre für die beiden schaffen können.«

Einige Crewmitglieder winken uns zu, wünschen uns Glück für die Szene, bevor sie zurück zur Wohnwagenlandschaft laufen, die sich gut hundert Meter von unserem Drehort befindet.

Zurück bleiben nur David, Nathalie, Chris und Reiner. Selbst Zeynep, unsere Aufnahmeleiterin, hat ihr Klemmbrett an David übergeben.

Hinter mir erkenne ich noch Sarah, die für Script & Continuity zuständig ist. Also dafür, dass es später keine Anschlussfehler im Schnitt gibt und beispielsweise meine Haare immer über der rechten Schulter liegen und nicht auf einmal über der linken. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was sie sich bei dieser Szene aufschreibt, aber glücklicherweise muss ich mir darüber keine Gedanken machen.

Und dann beginnt es. Nick und ich lassen unsere Bademäntel auf den Klappstühlen zurück, auf denen unsere Namen stehen, und laufen nackt in die Mitte des Sets, folgen Davids Anweisungen und legen uns nebeneinander auf die Blätter. Es fühlt sich nicht seltsam an, nackt vor einer Kamera zu liegen, darin habe ich mittlerweile Übung. Außerdem bin das nicht ich, sondern Robyn. Es ist erstaunlich, wie viel das ausmacht.

Das Licht ist nicht zu grell, sondern wärmt nur leicht mein Gesicht. Der Scheinwerfer direkt über uns befindet sich hinter einem Cookie, oder auch Cucolores genannt, einer Vorrichtung, die für Schatten oder Muster sorgt und so bestimmte Lichtstimmungen in Szenen erzeugen kann. Durch den Cookie sieht es genauso aus, als falle das Licht über uns tatsächlich durch ein dichtes Blätterdach.

Ich spüre Nicks Körper neben mir, nein, Arians. Ich denke an den Moment vorhin im Zelt zurück, an die Berührung seiner Hände. Ich habe keinerlei sexuelles Interesse an ihm, aber ich habe das Knistern gespürt, den Funken, der unsere beiden Figuren verbindet. Die sogenannte Chemie, von der später in der Serie hoffentlich alle sprechen werden. Ich hoffe, Arian und Robyn werden genau das ausstrahlen.

»Ton ab«, höre ich Davids Stimme wie aus weiter Ferne.

Ich schließe die Augen und verdränge ganz schnell Laras Gesicht aus meinen Gedanken, als es an die Oberfläche dringen will. Es gelingt mir, kostet aber einiges an Willenskraft. Dann öffne ich die Augen und sehe Nick an.

»Wow«, sagt er nur, als er das Feuer in meinem Blick bemerkt. Ich bin nicht mehr Jane. Ich bin Robyn, die knallharte Rebellin. Und ich liebe diesen Mann. Komme, was wolle.

Jemand schlägt die Klappe, und wieder dringt Davids Stimme an mein Ohr: »Und bitte.«

 

Um kurz nach fünf wird die letzte Klappe geschlagen. Wir sind abgedreht für heute. Ich atme aus und kehre langsam wieder in meinen Körper zurück. Das dauert immer einige Zeit. Diese Methode haben sie uns damals an der Schauspielschule gezeigt, und nicht bei allen hat sie so gut funktioniert, aber ich habe sie in den letzten Jahren immer weiter perfektioniert.

Nick klopft mir auf die Schulter. »Na, lief doch ultragut fürs erste Mal.«

Ich stimme ihm lachend zu. Ich hatte Respekt vor dieser Szene, aber dank Davids Intimitätsübung vorhin im Zelt habe ich es wirklich geschafft, mich vollkommen darauf einzulassen.

Dennoch bin ich froh, als ich in meine Jeans schlüpfen kann und das Make-up vom Gesicht gewischt bekomme. Ich weiß nicht, wieso, aber ich fühle mich schuldig. Weil es mir nicht schwerfiel, diese Szene zu spielen. Ich habe Lara ganz einfach verdrängt, und auch wenn es das ist, was ich die ganze Zeit wollte, fühlt es sich so an, als hätte ich sie betrogen. Dabei ist das lächerlich. Eine Sexszene im Film ist ungefähr so sexy wie ein Besuch bei der Gynäkologin.

Ich rufe mir die Worte meines Managers wieder in den Kopf. Immer wieder hat er mir eingetrichtert, dass ich mein Privatleben zu Hause lassen muss und es auf keinen Fall mit vor die Kamera tragen darf. Genau das scheine ich endlich geschafft zu haben. Es ist nur bitter, dass es erst jetzt klappt, wo Lara und ich nicht mehr zusammen sind.

 

Als ich zurück zu meinem Wohnwagen laufe, werfe ich einen Blick auf mein Handy und stelle fest, dass es erst halb sechs ist. Ich überlege, was ich heute noch machen möchte. Irgendwie habe ich keine Lust, die Texte für morgen durchzugehen. Ich weiß, dass ich sie kann. Nein, nach der Szene heute stehe ich immer noch unter Strom, und mein Körper verlangt förmlich danach, etwas zu erleben.

Während ich an den zwei Taxen vorbeilaufe, die dort für Shuttle-Fahrten in die Stadt bereitstehen, fasse ich einen Entschluss. Bis jetzt habe ich von Frankfurt nur die Hochhäuser aus der Ferne gesehen. Tatsächlich habe ich schon in den meisten deutschen Großstädten gedreht, aber von Frankfurt kenne ich nichts als den Flughafen und den Hauptbahnhof. Es wird höchste Zeit, das zu ändern.

Erst als ich im Taxi sitze, wird mir klar, dass ich gar nicht weiß, wohin ich eigentlich will. Ich frage den Taxifahrer nach einem guten Café, und er empfiehlt mir die Berger Straße.