Inhaltsverzeichnis
Unterwegs mit Dieter Katz
Orientiert an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins
Kunst und Kultur
Baden und Outdoor
Küsten- und Inselurlaub mit Kindern
Unterwegs an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins
Dithmarschen
Brunsbüttel
Marne
St. Michaelisdonn
Burg
Friedrichskoog
Meldorf
Albersdorf
Tellingstedt
Hemmingstedt
Heide
Wöhrden
Büsum
Wesselburen
Eidersperrwerk
Lunden
Eiderstedt
Friedrichstadt
Tönning
Vollerwiek
Welt
Garding
Tetenbüll
Tating
St. Peter-Ording
Westerhever
Oldenswort
Witzwort
Simonsberg
Nordfriesisches Festland
Husum
Hattstedt
Beltringharder Koog
Bredstedt
Schlüttsiel (Ockholm)
Dagebüll
Niebüll
Klanxbüll
Seebüll und Neukirchen
Süderlügum
Leck
Inseln und Halligen
Amrum
Föhr
Nordstrand
Pellworm
Sylt
Helgoland
Hallig Hooge
Hallig Langeneß
Hallig Gröde
Hamburger Hallig
Hallig Norderoog
Hallig Nordstrandischmoor
Hallig Oland
Hallig Süderoog
Hallig Südfall
Nachlesen & Nachschlagen
Landschaft und Natur
Wattenmeer
Marschland
Geest
Pflanzen und Tiere
Flora
Fauna
Geschichte
Erste Besiedlung
Die Zeit der Christianisierung und der großen Sturmfluten
Freie Bauernrepublik Dithmarschen
Die Zeit der Walfänger, der Handelskapitäne und der Bauern
Entwicklung des Badetourismus und Angliederung an Preußen
Typisch Nordseeküste: vom Biikebrennen bis zu den Windmühlen
Biikebrennen
Boßeln/Klootschießen
Friesenhäuser
Friesische Sprache
Hünen- und Hügelgräber
Julbaum
Kirchen
Klotstockspringen
Küstenschutz: Warften, Deiche, Siele
Leuchttürme
Nordwestdeutsche Küche
Ringreiten
Windkraftanlagen
Windmühlen
Reisepraktisches: von der Anreise bis zum Übernachten
Anreise
Gästebeitrag/Kurabgabe
Hunde an die Leine
Klima und Reisezeit
Übernachten
Über dieses Buch
Übersichtskarten und Pläne
Index
Alles im Kasten
Der Nord-Ostsee-Kanal (NOK) – meistbefahrene Wasserstraße der Welt
Die Doppeleiche – Symbol der Zusammengehörigkeit von Schleswig und Holstein
Eldorado der Heavy-Metal-Szene: W:O:A
Seehunde – die putzigen Gesichter Nordfrieslands
Schlacht bei Hemmingstedt – David gegen Goliath
Heider Hohnbeer – das Hahnenfest
Der weiße Schwan auf der gelben Tonne: Tönnings Stadtwappen
Spaziergang zum Leuchtturm Westerherversand
Die Deichfehde von Osterhever
Der Haubarg – das größte Bauernhaus der Welt
Husums berühmter Sohn: Theodor Storm
Rebellensteuer als Strafe
Das Blütenwunder von Husum
Emil Nolde – umstrittener Expressionist mit Weltruhm
Vom Sklaven zum General: Hark Olufs
Sprechende Grabsteine
Wattwanderung zwischen Amrum und Föhr
Vogelkojen – Entenjagd der besonderen Art
Weinanbau auf Föhr und Sylt
Der Pharisäer – das nordfriesische Nationalgetränk
Versunkene Stadt im Meer: geheimnisvolles Rungholt
Pellworm – Vorreiter der Energiewende?
Lewer duad üs Slaav – lieber tot als Sklave!
Sylter Royal – Segen oder Fluch?
Sansibar – Sylts Promitreff
Hummerzucht auf Helgoland
(Über-)Leben auf den Halligen
„Flaschenpost“ mit Happy End vor Süderoog
Die Gezeiten: Ebbe und Flut
„The Small Five“ – Insider des Wattenmeeres
Quallen – lästige Begleiter am Nordseestrand
Seemannsohrringe
Reetdächer – funktional und malerisch
Bernstein – das Gold der Nordseeküste
Wie kommt die Krabbe aufs Brötchen?
Der Strandkorb – Freiluftsofa in steifer Brise
Kartenverzeichnis
Dithmarschen
Brunsbüttel
Friedrichskoog
Meldorf
Heide
Büsum
Eiderstedt
Friedrichstadt
Tönning
St. Peter-Ording
Nordfriesisches Festland
Husum
Niebüll
Inseln und Halligen
Amrum
Wyk
Föhr
Nordstrand
Pellworm
Sylt
Westerland
Helgoland
Hallig Hooge
Hallig Langeneß und Oland
Zeichenerklärung
Nordseeküste Schleswig-Holstein Übersicht
Unterwegs mit
Dieter Katz
Natürlich, die Nordfriesischen Inseln und die Halligen sind über jeden Zweifel erhaben und gehören eindeutig zu den schönsten Flecken Deutschlands. Inselfeeling pur eben. Aber die Küste Schleswig-Holsteins? Zugegeben, das war eine Liebe auf den zweiten Blick. Die Küste wirkt immer irgendwie verbaut, weil sich das flache Land zum Schutz vor den gelegentlichen Tobsuchtsanfällen der Nordsee hinter hohen Deichen versteckt. Und wenn ich diese an warmen Sommertagen voll Vorfreude auf ein kühles Bad erklimme, passiert es oft, dass das Meer wegen der Gezeiten gerade nicht da ist. Dann blicke ich auf die augenscheinlich karge, in Wirklichkeit aber außerordentlich fruchtbare braungraue Fläche des Wattenmeers und weiß, dass das erfrischende Nass verlässlich und in aller Ruhe alle sechs Stunden zurückkehrt. Und genau das ist es, was ich suche: die allerorts spürbare Weite und beneidenswerte Unaufgeregtheit. Schleswig-Holsteins Nordseeküste samt ihren Inseln und Halligen bietet von manchem nichts: keine Hektik, kaum Großstadt, vielerorts (sogar auf Sylt) kein Jetset, kein Nepp, keine VIP-Lokale oder Edelboutiquen, dafür viel Unverfälschtes. Stattdessen kann ich am Strand liegen oder mir bei Deichspaziergängen den Wind um die Nase wehen lassen und dabei das Wolkenkino betrachten oder den Seevögeln lauschen. Und wenn mich doch der Tatendrang ergreift, dann reicht ein Fahrrad, um ein paar Kilometer durch die Landschaft zu radeln, um eines der verstreut liegenden Dörfer mit ihren alten Kirchen zu erkunden oder um ein nettes Café anzusteuern.
Jahrgang 1964, studierte Wirtschaftswissenschaften, Erziehungswissenschaften und Theologie/Ethik. Der promovierte Pädagoge und begeisterte Fotograf hat - erst familiär erzwungen, dann aus Leidenschaft - jeden Sommer seines Lebens an den deutschen Küsten verbracht. Neben dem vorliegenden Buch hat er für den Michael Müller Verlag auch Reiseführer zu Ostfriesland, Norderney, Föhr & Amrum, Fehmarn und die Ostseeküste geschrieben.
In eigener Sache
Während der Arbeit an dieser Auflage waren die Auswirkungen der Corona-Krise auf Restaurants, Hotels, Museen etc. noch nicht abzusehen. Deswegen können nicht alle Informationen in diesem Buch auf dem aktuellen Stand sein. Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis und bitten Sie, gelegentlich einen Blick auf unsere Internetseiten zu werfen, wo wir Sie über Ihr Reisegebiet auf dem Laufenden halten. Wenn Sie mögen, können Sie diesen Service mit eigenen Erfahrungen vor Ort unterstützen. Schreiben Sie uns unter
[email protected], Stichwort „Reisebuch-Updates“. Wir sind dankbar für jeden aktuellen Hinweis.
Orientiert an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins
Die Region im Profil
Beneidenswerte Unaufgeregtheit auf langen (Deich-)Spaziergängen verspüren, klare und salzhaltige Luft atmen, die unendliche Weite mit dem Fahrrad erkunden, im Strandkorb lesen, Wind und Wellen hautnah erleben, wunderbare Inseln und Halligen entdecken - das ist Nordseefeeling pur.
♦ Nord-Süd-Erstreckung: max. 140 km
♦ West-Ost-Erstreckung: max. 35 km
♦ Küstenlinie: ca. 300 km, zudem ca. 250 km Insel- und Halligküste
♦ Einwohner: ca. 640.000 (davon 35.000 auf den Inseln) - und ebenso viele Schafe
♦ Die größten Städte: Husum (23.000 Einw.) und Heide (21.000 Einw.)
Schleswig-Holsteins Nordseeküste ist ...
... von Deichen geprägt
Auf den ersten Blick ist die Nordseeküste Schleswig-Holsteins v. a. eines: flach. Es gibt keine Berge, allenfalls ein paar bescheidene Hügel im Binnenland. Die auffälligsten Erhebungen sind die unendlich langen Deiche, auf denen unzählige Schafe als zuverlässige Rasenmäher ihren Dienst tun. Und entlang der Deichlinie erstrecken sich weite Salzwiesen und fruchtbares Marschland, die dem Meer mühsam abgerungen wurden. Die Nordsee hat die Küste im Laufe der Geschichte immer wieder mit gewaltigen Sturmfluten heimgesucht. Auch heute noch knabbern die Fluten oft zerstörerisch an den in den letzten Jahren im Schnitt auf 8,70 m erhöhten Festlandsdeichen, v. a. im Herbst und Winter. Natürliche lange Sandstrände sucht man an der Küste deshalb vergebens, sieht man einmal vom Strandparadies St. Peter-Ording und den Inselstränden von Sylt, Föhr und Amrum ab.
... von traumhaften Inseln und dem Wattenmeer flankiert
10-30 km vor der Küste liegen die fünf Nordfriesischen Inseln und die zehn weltweit einmaligen Halligen, deren Charakter mit dem nahen Festland kaum vergleichbar ist. Zwischen den Inseln und dem Festland erstreckt sich das flache Wattenmeer, das von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurde. Was bei Ebbe an eine schlammige Wüstenlandschaft erinnert, beherbergt eine Fülle von v. a. sehr kleinen Lebewesen, die sich auf einer Wattwanderung entdecken lassen. Etwa alle sechs Stunden setzt die Flut ein und sorgt dafür, dass das „richtige“ Meer zurückkommt. Jenseits des Wattenmeeres thront 70 km vom Festland entfernt inmitten der Deutschen Bucht das kleine Helgoland und lebt von seinem Mythos als Deutschlands einzige Felseninsel.
... der nördlichste Zipfel der Republik
List auf Sylt ist die nördlichste Gemeinde Deutschlands und ragt bis dicht an die dänische Insel Rømø heran. Auch der nördlichste deutsche Festlandspunkt liegt in Nordfriesland, und zwar im erst 1981 erbauten Rickelsbüller Koog, der seitdem die Grenze zu Dänemark markiert. Von hier zieht sich die Nordseeküste weit hinunter bis an die Elbmündung. Der vornehmlich aus Nordwesten kommende Wind trifft hier weitgehend ungebremst auf die Küste trifft, was durchaus seine Vorteile hat: Wegen der ständigen Brise sind lange Regenperioden an der Westküste und erst recht auf den Inseln eher selten, zumal sich die Wolken oft erst über dem etwas hügeligeren Binnenland entladen.
... dünn besiedelt
Der nördlichste Zipfel Deutschlands gehört zu den bevölkerungsärmsten Regionen der Republik, die wenigen Städte haben allenfalls Kleinstadtformat. Dazwischen warten beschauliche, von sattgrünem Bauernland umgebene Kirchdörfer und in Küstennähe die von Kanälen und Wassergräben durchzogenen Köge auf ihre Entdeckung. Alles in allem also nichts für Event- und Shoppingbegeisterte, sondern eine Region zum Radeln und Baden - aber v. a. auch ein Refugium für alle, die weite Landschaften lieben und Ruhe und Erholung suchen.
... trotz touristischer Erschlossenheit nicht überlaufen
Vom Massentourismus mit seinen unschönen Begleiterscheinungen blieb die Nordseeküste Schleswig-Holsteins bis auf wenige Ausnahmen verschont, obwohl die Region jährlich insgesamt 2 Mio. Gäste mit etwa 15 Mio. Übernachtungen zu verzeichnen hat. Der Andrang konzentriert sich aber nur auf wenige Ferienorte. An der Küste ist dies v. a. der Bade- und Strandhotspot St. Peter-Ording mit ca. 3 Mio. Übernachtungen im Jahr. Mit weitem Abstand in der Gunst der Urlauber folgt Büsum (1,9 Mio. Übernachtungen pro Jahr). Voll wird es im Sommer v. a. auch auf Sylt (7 Mio. Übernachtungen) und mitunter auch auf Föhr (1,9 Mio. Übernachtungen), doch auch hier findet sich selbst in der Hochsaison immer noch ein ruhiges Plätzchen. Bettenburgen existieren als Relikte des Baubooms der 1970er- und 80er-Jahre nur wenige. Dennoch ist die Baulust ungebrochen, man zielt jetzt aber eher auf nachhaltigen Tourismus und auch auf gut betuchte Kundschaft. Vielerorts entstehen derzeit komfortabel ausgestattete Ferienhäuser, natürlich fast ausschließlich im Friesenhausstil und mit stilechtem Reetdach.
Sightseeing und mehr
Kunst und Kultur
Die Nordseeküste Schleswig-Holsteins ist uraltes Kulturland und verfügt mit steinzeitlichen Gräbern, mittelalterlichen Kirchen, Friesenhäusern, Haubargen und Windmühlen über viele bauliche Schätze. Auch in der Museumslandschaft hat Nordfriesland einiges zu bieten - vom Heimatmuseum bis zum Museum für Moderne Kunst ist alles dabei.
In Nordfriesland und Dithmarschen gibt es ...
♦ ... etwa 60 Museen - von der Heimatstube bis zur Kunstausstellung mit Weltruhm
♦ ... etwa 80 historische Kirchen mit z. T. bedeutenden Kunstschätzen
♦ ... rund 40 historische Windmühlen, von denen etwa 5 noch funktionsfähig sind
Malerische Altstädte
Es gibt sie auch in Nordfriesland, wenn auch nur vereinzelt. Denn oft genug haben Sturmfluten, aber auch Landgewinnungsmaßnahmen die Küstenlinie und Hafenzufahrten zerstört und damit auch die Entwicklung aufstrebender Handelsstädtchen gebremst. Reichlich maritimes Flair und eine schöne Altstadt können Sie in Husum genießen, dem einzigen nennenswerten Hafen der nordfriesischen Westküste. Ein wunderschönes Altstadtensemble mit reich verzierten Fassaden gibt es auch in dem Holländerstädtchen Friedrichstadt zu bestaunen.
Windmühlen, Leuchttürme und Haubarge
Sie prägen unser Bild von der Nordseeküste. Doch nur vergleichsweise wenige historische Mühlen haben das durch die Konkurrenz elektrisch angetriebener Industriemühlen hervorgerufene Windmühlensterben überlebt. Und diese sind teilweise in einem erbärmlichen Zustand. Besonders schön renoviert und der Öffentlichkeit zugänglich ist jedoch die Amrumer Windmühle, zugleich die älteste Holländer-Windmühle Schleswig-Holsteins.
Und auch bedeutende Leuchttürme gibt es nur auf den Inseln Amrum, Pellworm, Sylt und Helgoland. Mit einer Ausnahme allerdings: dem Leuchtturm Westerheversand. Dieser steht auf einer Warft in den Salzwiesen vor der Westküste und ist geradezu der Inbegriff eines Leuchtturms.
Eine architektonische Besonderheit sind auch die vielen Haubarge auf der Halbinsel Eiderstedt. Diese weltweit größte Bauform eines Bauernhauses gibt es nur hier.
Mittelalterliche Kirchen
Wegen der unzähligen uralten Sakralbauten verfügt die Nordseeküste samt ihrer Inseln und Halligen über einen vielfältigen Schatz an kostbarer Kirchenkunst. Die Palette reicht von steinernen oder bronzenen Taufbecken über formvollendete Altäre, Kanzeln und Abendmahlsbänke sowie kunstvoll verzierte Emporen mit wohlklingenden Orgeln bis hin zu mittelalterlichen Fresken. Vor allem auf der Halbinsel Eiderstedt ist die Kirchendichte beeindruckend. Eine Besonderheit sind zudem die „sprechenden Grabsteine“ auf Amrum, Föhr und Sylt.
Die besten Museen im Überblick
Nolde-Museum: Die Meisterwerke im ehemaligen Wohnhaus und Atelier Ada und Emil Noldes locken scharenweise Kunstliebhaber aus aller Welt ins kleine Seebüll an der Grenze zu Dänemark. Haus und Garten sind quasi eine Art Gesamtkunstwerk.
Museum Kunst der Westküste: Internationales Renommee genießt auch diese hochkarätige Gemäldesammlung zum Thema Meer und Küste im kleinen Alkersum auf Föhr. Das gemeinnützige Stiftermuseum geht auf den deutsch-schwedischen Pharmaunternehmer Frederik Paulsen zurück, dessen Vorfahren aus Alkersum stammten.
Theodor-Storm-Haus: Kultstätte für Storm-Liebhaber im ehemaligen Wohnhaus des bekannten Dichters in Husum mit einer Dauerausstellung zu Leben und Werk des berühmtesten Sohnes der Stadt.
Nordfriesland Museum: In Husums imposantem Nissenhaus untergebracht, widmet sich dieses Museum dem Kultur- und Naturraum der sturmflutgefährdeten Nordseeküste. Die Sammlung geht zurück auf den Husumer Auswanderer Ludwig Nissen, der in New York als bekannter Diamantenhändler zur wirtschaftlichen Elite gehörte. Sonderausstellungen verschiedener schleswig-holsteinischer Kunstschaffender des 19. bis 21. Jh. ergänzen die Ausstellung.
Dithmarscher Landesmuseum: Hier wird sehr lebendig die Alltagsgeschichte aus der jüngeren Vergangenheit Dithmarschens thematisiert, zudem präsentiert dieses Museum in Meldorf eine sehenswerte kulturhistorische Sammlung.
Museum am Meer: Interessanter Einblick in die Küstenfischerei und v. a. die Krabbenverarbeitung in Büsum, verbunden mit einer Ausstellung zur touristischen Entwicklung des Nordseebades.
Steinzeitpark Dithmarschen: In und bei Albersdorf sind die steinzeitlichen Spuren der Region zu besichtigen, bestehend aus verschiedenen vorzeitlichen Grabhügeln und einem Steinzeitdorf, das die Lebensverhältnisse der Jungsteinzeit-Menschen erfahrbar macht.
Aktivurlaub
Baden und Outdoor
Baden an traumhaft weiten Stränden? Das ist nur in St. Peter-Ording oder auf den Nordfriesischen Inseln möglich. Ansonsten ist die ganze Region ein Eldorado für Outdoor-Aktivitäten aller Art, v. a. aber eignet sich das flache Land hervorragend zum Fahrradfahren.
Detaillierte Infos zu den Radfernwegen der Region (und GPS-Tracks zum Download) gibt es unter www.sh-tourismus.de/aktivitaet/mit-dem-rad.
Strand und Meer
Die Festlandsküste ist in Sachen Badevergnügen das Aschenputtel unter den deutschen Küsten: Bis auf den wunderbar weiten Sandstrand von St. Peter-Ording und den benachbarten Westerhever gibt es keinen natürlichen Badestrand. Das Badeleben an der vollständig eingedeichten und eher brandungsarmen Nordseeküste spielt sich daher zumeist an den grasbewachsenen Außendeichen ab, die hier Grünstrand genannt werden und i. d. R. mit einigen Strandkörben bestückt sind. Oft führt ein Treppchen hinunter ins Watt oder es gibt sogar einen kleinen Badesteg. Das Baden ist hier allerdings nur bei Flut oder genauer: bei auflaufender Flut möglich, denn bei Ebbe zieht sich das Wasser bis weit ins Wattenmeer zurück.
Ganz ähnlich sind die Verhältnisse auf den Marscheninseln Nordstrand und Pellworm sowie auf den Halligen. Das alles muss dem Badevergnügen natürlich nicht abträglich sein, eine bessere Wahl für Badeurlauber sind aber sicherlich die Sandinseln Amrum und Sylt. Diese besitzen zur offenen See hin kilometerlange Sandstrände, oft mit starker Brandung. Und auch Helgoland verfügt mit der vorgelagerten Düneninsel über eine fantastische Badeinsel mit feinstem Sandstrand.
Bei beginnender Ebbe sollte man jedoch niemals ins Wasser gehen, weil der gewaltige Sog des seewärts ablaufenden Wassers selbst für den stärksten Schwimmer lebensgefährlich ist. Die durch die DLRG bewachten Strände sind mit gelb-roten Flaggen gekennzeichnet. Eine zusätzliche gelbe Flagge an den Beobachtungsstationen bedeutet, dass das Baden und Schwimmen aktuell nicht ungefährlich ist. Ist eine rote Flagge gehisst, herrscht Badeverbot.
Radtouren und Fernradwege
Mehrere Tausend Kilometer Radwegenetz stehen zur Verfügung, stets versehen mit den typischen weiß-grünen Wegweisern. Zu beachten ist der oft heftige Wind, der meist aus Westen weht und v. a. bei Rundtouren mindestens einmal garantiert von der falschen Seite kommt.
Dutzende etwa 20-40 km lange Rundtourenvorschläge durch Dithmarschen, Eiderstedt und Nordfriesland sowie eine umfangreiche Übersicht über Radverleihstationen finden Sie kostenlos unter www.nordseetourismus.de und www.echt-dithmarschen.de. Zudem schlängelt sich ab Friedrichstadt der Eider-Treene-Sorge-Weg als 240 km langer Rundkurs durch das größte Niederungsgebiet Schleswig-Holsteins, das sich im Übrigen auch für Kanu- und Kajaktouren eignet.
Wer lieber auf Streckenradwegen unterwegs ist, kann von Brunsbüttel 245 km bis hinauf zur dänischen Grenze radeln. Diese gut beschilderte Strecke ist ein Teilabschnitt des Nordseeküstenradwegs (North Sea Cycle Route), der mit 6000 km Länge einer der längsten ausgeschilderten Radwege der Welt ist und durch acht Länder führt. Empfehlenswert sind aber auch drei Streckenradwege in Ost-West-Richtung: So führt die Nord-Ostsee-Kanal-Route von Brunsbüttel bis Kiel mit einigen Abstechern 325 km durch das landschaftlich reizvolle Hinterland. Interessant ist v. a. die 47 km lange Etappe von Brunsbüttel bis Albersdorf, die nicht nur strikt am Kanal entlangführt, sondern auch die umliegenden Sehenswürdigkeiten streift. Ebenfalls in Umwegen führt der Wikinger-Friesen-Weg von St. Peter-Ording, historischen Spuren folgend, zunächst 62 km über die Halbinsel Eiderstedt bis Friedrichstadt und von dort weiter durch die Flusslandschaft Eider-Treene-Sorge und später an der Schlei entlang bis ins 185 km entfernte Maasholm. Interessant ist zudem die wenig befahrene Dänisch-Deutsche-Grenzroute, die über 130 km vom dänischen Høyer bis nach Flensburg führt.
Wattwandern - Spaziergang auf dem Meeresboden
Eine Wattwanderung ist ein Erlebnis für die ganze Familie. Da jedoch die Priele bei Flut schnell volllaufen und den Rückweg abschneiden können, sollten Sie eine Wattwanderung keinesfalls auf eigene Faust unternehmen. Überall bieten staatlich geprüfte Wattführer/-innen ihre Dienste an. Auf dem Programm stehen sowohl kleine, etwa 1,5 km lange Familienwanderungen im Watt als auch Streckenwanderungen zu den Halligen, oder Sie durchwaten das Meer zwischen Föhr und Amrum (Hin- oder Rückweg per Fähre). Nützliche Infos zum Wattwandern und alles Wissenswerte rund ums Wattenmeer.
Familienurlaub
Küsten- und Inselurlaub mit Kindern
Kinder, Strand und Meer - das passt eigentlich immer gut zusammen. Schleswig-Holsteins Wattenmeerküste und v. a. die sandigen Inseln bieten also ideale Voraussetzungen für einen unbeschwerten Familienurlaub. Spannende (Mitmach-)Museen und Tierparks runden das Angebot ab.
Ausflug zu den Seehundbänken
Immer ein Erlebnis für Familien mit Kindern ist eine „Seehundsafari“ mit dem Ausflugsschiff, bei der die scheuen Tiere aus nächster Nähe beobachtet werden können. Angeboten werden diese Fahrten v. a. von Büsum, Tönning und Schlüttsiel aus und natürlich auf den Inseln.
Kinderangebote der Gemeinden
Die Tourismus-Services der einzelnen Orte stellen häufig ein spezielles Kinderunterhaltungsprogramm zusammen, dessen Eintritt meist im Gästebeitrag enthalten ist. Die Palette reicht von Kinderfesten, Bastelangeboten und Piratenabenteuern bis zu Clown-Vorführungen oder der öffentlichen Lesung von Gutenachtgeschichten.
In einigen Orten gibt es darüber hinaus kommerzielle Indoor-Spielanlagen mit Klettertürmen, Rutschen, Trampolinen usw.
Familien- und Erlebnisbäder
Und wenn das Wetter mal nicht mitspielt? Schwimmbad geht immer, weshalb es in allen größeren Urlaubsorten auch Freizeit- und Erlebnisbäder gibt, die zumeist auch mit Riesenrutschen, Sprungtürmen oder Strömungskanälen und Außenbecken aufwarten. Große Bäder dieser Art gibt es in Büsum, Heide, St. Peter-Ording und Husum, auf Pellworm, in Wyk (Föhr) und Westerland (Sylt) und auf Helgoland.
Erlebnis Nationalpark Wattenmeer
Fast jeder Ferienort hat ein eigenes Nationalpark-Haus, das dem UNESCO-Welterbe Wattenmeer eine Ausstellung widmet, jeweils unter Berücksichtigung der lokalen Besonderheiten. Gleichzeitig gibt es dort immer ein tolles Angebot speziell für Kinder, z. B. Wattspaziergänge, Vogel-Entdeckungstouren oder Mikroskopierworkshops (Infos unter www.nationalpark-wattenmeer.de). Die bedeutendsten Einrichtungen dieser Art sind das Multimar Wattforum in Tönning und das Erlebniszentrum Naturgewalten in List.
Seehundstation Friedrichskoog
Die nur aus Spenden- und Eintrittsgeldern finanzierte Station ist die einzige ihrer Art an der schleswig-holsteinischen Küste und daher nicht nur etwas für Kinder - die kleinen Heuler sind einfach unfassbar süß.
Grachtenfahrt in Friedrichstadt
Das Holländerstädtchen Friedrichstadt vom Wasser aus zu erkunden, ist nicht nur für die Kleinen ein besonderes Erlebnis. Sie können z. B. Grachtenfahrten mit Ausflugsbooten unternehmen, Sie können aber auch Kanus, Tret- oder Elektroboote ausleihen, um das Städtchen auf eigene Faust zu erkunden. Sportliche können auch per SUP durch die Grachten paddeln.
Modellbahnzauber Friedrichstadt
Da leuchten nicht nur Kinderaugen: Kleine, mit Liebe zum Detail aufgebaute Modelleisenbahnanlage im Maßstab 1:87.
Draisinenbahn von Marne nach St. Michaelisdonn
Eisenbahnromantik und Familienspaß: An der schleswig-holsteinischen Küste gibt es eine stillgelegte Bahnstrecke, die man mit einer Fahrraddraisine erkunden kann. Die Strecke der Marschenbahn-Draisine führt 9 km durch Dithmarschen von Marne nach St. Michaelisdonn.
Westküstenpark St. Peter-Ording
Tierpark mit 800 Haus- und Wildtieren zahlreicher Rassen. Hauptattraktion ist ein Freigehege-Robbarium mit täglicher Seehundfütterung. Natürlich gibt es auch einen Streichelzoo, Spielplätze und ein großes Hüpfkissen für Kinder.
Phänomenia Büsum
Physik zum Anfassen und Ausprobieren. Die Kinder gehen an Experimentierstationen auf Entdeckungsreise und können physikalische Phänomene auch selbst erzeugen.
Schiffe gucken in Brunsbüttel
Nirgendwo kommen einem die dicken Pötte so nahe wie auf dem Nord-Ostsee-Kanal. Mit rund 100 Frachtschiffen täglich ist er die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. In Brunsbüttel mündet der Kanal an der Elbmündung in die Nordsee. Was liegt näher, als von einer Aussichtsplattform die Schiffe in den Schleusenkammern zu beobachten.
Unterwegs an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins
Dithmarschen
Dithmarschen ist etwas für Ruhesuchende und besticht durch eine von satten Weiden und fruchtbaren (Kohl-)Feldern und natürlich von den allgegenwärtigen Windkrafträdern geprägte Landschaft. Einen nennenswerten Badetourismus gibt es lediglich in Büsum und ein wenig auch in Friedrichskoog. (Klein-)Städtisches Flair finden Sie allenfalls in Heide und in Brunsbüttel.
Wussten Sie, dass ...
... alle 14 Fähren über den Nord-Ostsee-Kanal kostenlos benutzbar sind.
Dithmarschen ist der baumärmste und zugleich auch älteste Landkreis der Bundesrepublik. Er umfasst das fruchtbare Gebiet zwischen Elbe, Nordsee, Eider und dem Nord-Ostsee- Kanal und präsentiert sich in zwei unterschiedlichen Landschaftsformen: Im Osten die hügelige Geest, die sich v. a. in der Nähe von St. Michaelisdonn teilweise bis zu 40 m hoch aufwölbt. Im Westen breitet sich die Marsch aus, ein etwa 10 km breiter Streifen fruchtbaren Lands, das im Laufe der Zeit mithilfe von 14 flachen Kögen dem Meer abgerungen wurde. Heute wird es u. a. als größtes geschlossenes Kohlanbaugebiet Europas genutzt.
Vor den hohen Deichen erstreckt sich das weite Wattenmeer. Sandstrände sind hier Fehlanzeige, nur einige sog. Grünstrände verbergen sich hinter der 80 km langen Seedeichlinie, weshalb die großen Touristenströme ausbleiben.
Einen Namen machte sich der bereits seit dem Mittelalter „Dithmarschen“ genannte Landstrich als ehemals freie Bauernrepublik. Zwar hatte Dithmarschen immer Lehnsherren, deren Einfluss war jedoch - ähnlich wie in Eiderstedt - nicht sehr ausgeprägt, sodass einflussreiche Dithmarscher Bauerngeschlechter 1477 mit dem Rat der „Achtundvierziger“ eine eigene Regierung mit eigenem Landrecht bilden konnten.
Die freien Dithmarscher waren also nie Leibeigene irgendeines Adelsgeschlechts oder eines Kirchenfürsten. Das lag v. a. an den geografischen Besonderheiten - wem die mühselige Eindeichung und Kultivierung des fruchtbaren Marschlandes gelang, der hatte auch das Recht, Herr dieses Landes zu sein. Und das war eben eine großbäuerliche Oberschicht, zumindest bis zur Unterwerfung durch die dänische Krone im Jahr 1559. Das Dithmarscher Landrecht jedoch blieb noch bis zur preußischen Herrschaft 1864 bestehen, was die Dithmarscher bis heute mit gewissem Stolz erfüllt.
Mit 21.000 bzw. 13.000 Einwohnern sind die Kreisstadt Heide sowie Brunsbüttel die größten Städte Dithmarschens. Der überwiegende Teil des ländlich strukturierten Gebiets mit seinen rund 140.000 Einwohnern verteilt sich jedoch auf die drei noch bedeutend kleineren Städtchen Marne, Meldorf und Wesselburen und v. a. auf die 111 Landgemeinden. Kein Wunder also, dass in Dithmarschen bis auf wenige Ausnahmen (Büsum und Friedrichskoog) nicht der Tourismus, sondern die Landwirtschaft die erste Geige spielt.
Was anschauen?
Tiefste Landstelle Deutschlands: Nicht spektakulär, aber mit immerhin 3,54 m unter NN Deutschlands tiefster Punkt (in Neuendorf-Sachsenbande).
Seehundaufzuchtstation Friedrichskoog: Hier werden alle in Schleswig-Holstein gefundenen „Heuler“ wieder aufgepäppelt. Und das sind jährlich immerhin rund 230 putzige Robbenbabys.
Dithmarscher Landesmuseum: Sehenswerte kulturhistorische Sammlung, die zudem sehr lebendig die Alltagsgeschichte der jüngeren Vergangenheit Dithmarschens präsentiert.
Eidersperrwerk: Deutschlands größtes Küstenschutzbauwerk mit mächtigen Sturmfluttoren, durch das sogar eine Straße führt, die Dithmarschen mit Eiderstedt verbindet.
Wo baden?
Perlebucht-Büsum: Im Nordwesten des Nordseeheilbads wurde eine dünenartige, künstliche Insel geschaffen - samt Sandstrand und Lagune fürs tideunabhängige Plantschen und Baden.
Friedrichskoog-Spitze: Großer und sehr gepflegter Grünstrand mit reichlich Strandkörben hinter dem Seedeich mit seiner 100 m breiten Deichböschung. Kleine Übergänge führen direkt hinab zum Wattenmeer. Es gibt auch einen Strandbuddelbereich für Kinder. Baden ist nur bei Flut möglich.
Was unternehmen?
Draisinenfahrt: Von Marne bis zum 9 km entfernten St. Michaelisdonn können Sie die Marschlandschaft mit einer Fahrraddraisine erkunden.
Tagesausflug nach Helgoland: Deutschlands einzige echte Hochseeinsel mit der berühmten „Langen Anna“ besuchen und dabei zoll- und mehrwertsteuerfrei einkaufen - mit der MS „Funny Girl“ von Büsum aus.
Schiffe gucken in Brunsbüttel: Frei zugänglich sind die kleinen Aussichtsplattformen an der Schleuse des Nord-Ostsee-Kanals in Brunsbüttel. Mit rund 100 Frachtschiffen täglich ist der Kanal die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt.
Brunsbüttel
Schnurgerade führt die Koogstraße als eine Art Einkaufsstraße zur Schleuse des Nord-Ostsee-Kanals - sie ist Lebensader und touristische Attraktion der Hafen- und Industriestadt zugleich. „Schiffe-gucken“ ist die Hauptmotivation der meisten Besucher.
Mit Plastikmüll beflaggt: Segler am Kanalhafen
Zum Greifen nah sind hier an der Schleusenmeile die vielen Frachtschiffe und auch die riesigen Kreuzfahrtschiffe, von denen jährlich über 100 den Kanal passieren. Die Schleuse teilt die Stadt in einen kleineren industriell geprägten Südteil und ein größeres Wohn- und Einkaufsviertel, das sich unmittelbar an die Schleusenanlage schmiegt und Brunsbüttel ein wenig maritimen Charakter verleiht. Am Fuß der Schleuse befinden sich ein kleiner Kurzliege-Yachthafen für die Freizeitskipper und eine Promenade, die sich in den letzten Jahren gemeinsam mit der Koogstraße als „Schleusenmeile“ mit Kinderspielplatz, Cafés, Restaurants und Boutiquen usw. zu einem Shopping- und Freizeitviertel gemausert hat. Um Gäste anzulocken, verzichtet man im Innenstadtbereich auf Parkgebühren (Parkscheibe genügt).
Aber nicht nur der Bereich um die Schleuse ist beeindruckend, auch der historische, allerdings knapp 3 km westlich der Schleuse gelegene Ortskern von Brunsbüttel (Brunsbüttel-Ort) hat seinen Reiz, v. a. das Idyll rund um den Marktplatz mit der Jakobuskirche, dem Heimatmuseum und dem Alten Diakonat von 1779 („Boie-Haus“, Markt Nr. 12), das als eines der schönsten Fachwerkhäuser Dithmarschens gilt. Malerisch liegen hier im Marktgeviert die Häuser rings um den großen, mit Bäumen begrenzten Kirchplatz und vermitteln einen Eindruck davon, wie der Ort aussah, als Brunsbüttel noch ein beschauliches Elbdorf war.
Der Nord-Ostsee-Kanal (NOK) - meistbefahrene Wasserstraße der Welt
1895 erfüllte sich ein lange gehegter Traum: Kaiser Wilhelm II. eröffnete feierlich den damals noch nach seinem Großvater Wilhelm I. benannten Wasserweg zwischen der deutschen Nordsee und der Ostsee. Der Kanal führt von Brunsbüttel bis nach Kiel, wo die Schiffe nach dem Ausschleusen an den Holtenauer Schleusen ihren Weg in die Ostsee finden. Die Zahlen sind beeindruckend: Mehr als 35.000 Frachtschiffe jährlich, die bis zu 235 m lang, 32,5 m breit und 40 m hoch sein dürfen, passieren den Kanal von der Elbmündung bis Kiel oder umgekehrt. Hinzu kommen etwa 17.000 Boote der Sportschifffahrt. Auch wenn das Schiffsaufkommen in den letzten Jahren deutlich abgenommen hat, so ist der 99 km lange, 162 m breite (Sohlbreite 90 m) und 11 m tiefe Kiel-Canal, wie er international heißt, doch immer noch die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Er spart den Umweg um Jütland und den großen Belt, das sind immerhin rund 460 km. Für die aus Hamburg kommenden Schiffe ist der Vorteil noch größer. Diese sparen beispielsweise auf dem Weg von Hamburg nach Rostock rund 800 km (432 Seemeilen) und damit Treibstoff. Der Zeitgewinn ist weniger groß, als man auf den ersten Blick denkt, denn auf dem Kanal gilt ein Tempolimit von 15 km/h (8,1 kn), weshalb die Durchfahrt je nach Verkehrsdichte und Schiffsgröße 6:30-8:30 Std. dauert. Um angesichts der immer größer und schneller werdenden Schiffe die Attraktivität der Wasserstraße dennoch zu erhalten, subventioniert der Staat kräftig. Die Gebühren decken die Kosten nicht einmal zur Hälfte, aber immerhin beschäftigt der Kanal etwa 450 Menschen, und etwa 3000 weitere Arbeitsplätze sind von ihm indirekt abhängig. Nicht nur die Schleusen und der Kanal sind wartungsanfällig, sondern auch die Zufahrten. Und weil sich in der Unterelbe immer viel Schlick ansammelt, ist ein Saugbagger fast ständig damit beschäftigt, die Schleusenzufahrt davon zu befreien.
Mitten in Brunsbüttel an der Nordseite des Kanals lässt sich das Aus- und Einschleusen der Schiffe hautnah auf zwei kleinen Aussichtsplattformen miterleben. In den vier (und bald fünf) Schleusenkammern werden die Schiffe in 30-45 Min. je nach Wasserstand im Schnitt um nur etwa 1,50 m gehoben oder gesenkt, um die Wasserstandsunterschiede zwischen der tideabhängigen Elbe und dem Kanal auszugleichen. Die beiden kleineren Schleusen messen dabei 125 m (bei einer Nutzbreite von 22 m), die beiden größeren Schleusen sogar 310 m (bei einer Nutzbreite von 42 m). Schiffe bis 235 m Länge dürfen diese Schleuse passieren, sie zählt damit zu einer der größten Schleusen der Welt. Und damit auf dem Kanal keine Unfälle passieren, muss jedes größere Schiff zusätzlich einen Lotsen mit an Bord nehmen.
Bis Ende 2026 schließlich soll in der Mitte der Schleusen auf der sog. Schleuseninsel noch eine fünfte große Schleusenkammer entstehen.
Auch die Geschichte des Kanals ist bemerkenswert. Schon zwischen 1777 und 1784 wurde der Traum vom Wasserweg zwischen beiden Meeren durch den weltweit ersten Seekanal verwirklicht, als zwischen Kiel und Rendsburg der 43 km lange Eiderkanal entstand und die Schiffe von hier aus auf einer etwas nördlicheren Route über die Eider zur Nordsee gelangten. Als nach langen Auseinandersetzungen und Kriegen mit Dänemark 1864 die Herzogtümer Schleswig und Holstein an Preußen fielen, nahmen die Pläne für einen neuen, auch aus militärischen Gründen wichtigen Kanal konkretere Formen an. Ab 1887 bewegten 8000 Arbeiter acht Jahre lang 80 Mio. Kubikmeter Erde, um das Bauwerk zu schaffen.
Historisches Segelschiff auf dem Kanal am Burger Fährhaus
Die neue Wasserstraße zerschnitt Gemeinden und Verkehrswege. Um die Akzeptanz des Jahrhundertbauwerks in der Bevölkerung zu stärken, verfügte daher der Kaiser die kostenlose Nutzung aller Brücken und Fähren. Diese Verfügung gilt nach wie vor: Alle 13 Fahrzeugfähren und die eine Fußgängerfähre (Holtenau) sind kostenlos nutzbar. Zudem überspannen zehn Hochbrücken den Kanal, davon zwei Autobahnbrücken, zwei kombinierte Eisenbahn- und Straßenbrücken und zwei reine Eisenbahnhochbrücken.
Was nur wenig bekannt ist: Das Privileg der ersten Verbindung zwischen Nord- und Ostsee genießt weder der Eiderkanal noch der NOK, sondern der im Mittelalter angelegte Stecknitzkanal. Dieser wurde bereits 1381-98 auf Anregung Lübecks gebaut und verlief viel weiter südlich zwischen der Trave bei Lübeck und der Elbe bei Lauenburg (östlich von Hamburg). Seit 1900 ersetzt der 62 km lange Elbe-Trave-Kanal diese mittelalterliche Verbindung.
Geschichte
Bis zum Bau des Nord-Ostsee-Kanals war Brunsbüttel eine einfache Siedlung am Mündungstrichter der Elbe. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das immer wieder von Sturmfluten heimgesuchte Dorf 1286, doch wegen andauernder Landverluste wurde Brunsbüttel („Der Ort des Brun“, also „des Braunen“) Mitte des 17. Jh. etwas landeinwärts verlegt und dort nach einem streng rechtwinkligen Grundriss im Stil der Zeit neu aufgebaut. Heute liegt dieses Alt-Brunsbüttel ganz am westlichen Rande der Stadt, weil mit dem Bau der etwas weiter östlich liegenden Kanalschleuse im Jahr 1895 um diese herum ein blühendes Mittelzentrum entstand. Dieses hieß Brunsbüttelkoog, war zunächst selbstständig und erhielt 1948 sogar Stadtrechte. Erst 1970 entstand aus dem alten Brunsbüttel und dem an der Schleuse liegenden Brunsbüttelkoog sowie einigen umliegenden Dörfern die Stadt Brunsbüttel. Nach wie vor sorgen Schleuse und Kanal für krisenfeste Arbeitsplätze, zumal sich wegen der verkehrsgünstigen Lage reichlich Industrie ansiedelte. Mitte des 20. Jh. entstanden zudem ein Ölhafen an der Nordwestseite des Kanals und ein Elbehafen. Gemessen an seinen Warenumschlagszahlen ist Brunsbüttel mit Abstand der größte Hafen der schleswig-holsteinischen Nordseeküste.
Übernachten
1 Schleusenhotel
Essen & Trinken
2 Torhaus 3 Ginelli
Sehenswertes
Schleuseninfo-Zentrum (SiZ): In direkter Nachbarschaft zu den Schleusenanlagen wird im Gebäude der Touristinfo mit Fotos, Filmen, Modellen und diversen Exponaten über den Bau, die Bedeutung und die Funktionsweise des Nord-Ostsee-Kanals informiert. Sie erfahren beispielsweise, dass es in Brunsbüttel wie auch auf der anderen Kanalseite in Kiel-Holtenau zwei kleine und zwei große Schleusenkammern gibt. Es wird aber auch über das derzeit größte Wasserbauprojekt Europas informiert.
♦ Kanalmuseum Atrium: Mitte März bis Ende Okt. tägl. 10.30-17 Uhr. Eintritt 3 €, Schüler ab 12 J. 1 €, Fam. 6 €. Schleusenführungen März-Okt. So u. Di, Juni-Sept. zudem Mi/Do jeweils um 14-15.30 Uhr (Treffpunkt und Anmeldung bei der Touristinfo; Dauer: 75 Min.). Erw. 4,50 €, Schüler ab 12 J. 3 €. Gustav-Meyer-Platz 2, Tel. 04852-391186, www.schleuseninfo.de.
Aussichtsplattform Nordseite (in Brunsbüttel): Die beiden kleinen Aussichtsplattformen sind von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang kostenlos zugänglich. Auf www.traumschiffe-im-kanal.de können Sie sehen, welche Schiffe wann die Schleuse passieren.
Heimatmuseum: Ein buntes Sammelsurium historischer Ausstellungsstücke, die einen interessanten Einblick in die maritime und handwerkliche Vergangenheit der Stadt bieten. Im ehemaligen, 1905 errichteten Rathaus gibt es auf zwei Etagen so unterschiedliche Dinge wie ein kleines Klassenzimmer, das ehemalige Büro des Brunsbütteler Schiffsmeldedienstes, eine Schuhmacherwerkstatt und alte Haushaltsgeräte zu sehen. Und man kann sogar eine Sammlung an Blechverschlüssen bestaunen, die man einst für die Gläser aus dem „PANO-Werk“ herstellte und die daran erinnern, dass diese Art der heute weltweit in der Lebensmittelindustrie verwendeten Verschlüsse 1938 in Brunsbüttel entwickelt wurde und hier auch heute noch produziert wird. Gelegentliche Sonderausstellungen ergänzen das Angebot.
♦ Di, Do u. Sa/So 14.30-17.30 Uhr, Mi 10-12 Uhr. Eintritt frei, es ist auch ein Audio-Guide für einen unterhaltsamen Rundgang durch Alt-Brunsbüttel erhältlich (3 €). Markt 4, Tel. 04852-7212, www.museum-brunsbuettel.de.
Stadtgalerie: Seit 1992 ist in dem von außen unspektakulär-modern anmutenden Tagungs- und Kulturzentrum Elbeforum die städtische Kunstsammlung untergebracht. Sie zeigt wechselnde Ausstellungen von der Klassischen Moderne bis zur zeitgenössischen Kunst.
♦ Mi-Sa 15-18 Uhr, So 11-18 Uhr. Eintritt frei (Spende erbeten). Von-Humboldt-Platz 5, Tel. 04852-540017, www.stadtgalerie-brunsbuettel.de.
Jakobuskirche: Es muss der Zorn Gottes im Spiel gewesen sein, als während der Predigt des Pastors unter „Donnerschlag“ der Blitz einschlug und der Vorgängerbau der vergleichsweise schlichten Backstein-Saalkirche bis auf die Grundmauern abbrannte. Eine Gedenktafel in der Kirche erinnert an dieses Ereignis und auch daran, dass die tapferen Brunsbütteler im Jahr 1724 ihr Gotteshaus mitten auf dem heute begrünten Marktplatz wieder aufbauten. Außergewöhnlich ist der prächtige weiße Schnitzaltar aus dem 17. Jh., der mit seinem bizarren Knorpelbarockstil zwölf medaillonartige Bildfelder umschließt. Gestiftet wurde der pompöse Altar seinerzeit vom dänischen König Frederik IV., der just zum selben Zeitpunkt die baufällige Schlosskirche in Glückstadt abreißen ließ und - nachdem er vom Brand gehört hatte - deren Altar den Brunsbüttelern überließ. Die dankbaren Brunsbütteler widmeten daraufhin ihrem Landesherren die prächtige Königsloge neben der Orgel, obgleich der König natürlich nie nach Brunsbüttel kam. Schön ist auch der von Putten getragene Taufbrunnen aus Sandstein (um 1700) mit seinem darüberhängenden kunstvoll geschnitzten Deckel sowie die mit zehn Aposteln geschmückte Hängekanzel von 1725.
♦ Tägl. 9-17 Uhr.
Von Bäumen umrankt: Jakobuskirche in Alt-Brunsbüttel
Praktische Infos
Einwohner 12.000
InformationTouristinfo, Gustav-Meyer-Platz 2 (im Atrium an der Schleuse), 25541 Brunsbüttel, Tel. 04852-391186, www.echt-dithmarschen.de. Kein Gästebeitrag.
Fähre Gleich an 2 Stellen der kleinen Stadt gibt es eine Auto-Kanalfähre über den Nord-Ostsee-Kanal; eine davon verkehrt alle 10 Min. rund um die Uhr (im 24-Std.-Takt), die Überfahrt ist kostenlos. Schon eine kleine Seereise hingegen ist die Fahrt mit der Elbfähre von Brunsbüttel nach Cuxhaven. Die Überfahrt (im 3-Std.-Takt) dauert 60 Min.; Hin- und zurück Erw. 20 €, Kind 9 €, Familien 40 €; Hund kostenlos.
Schwimmen Freizeitbad Brunsbüttel, innen 25-m-Bahnen, Kinderrutsche; zudem ein beheiztes Außenbecken. Erw. 5 €, Kinder 2,80 €, Saunalandschaft 16 €. Am Freizeitbad, Tel. 04852-940450. Beheiztes Freibad Ulitzhörn, einzigartige Lage direkt an der Kanalmündung mit Blick auf die Schiffe. 50-m-Bahnen, kleines Sprungbrett und sogar Strandkörbe gibt es hier zu mieten. Bis 20 Uhr geöffnet. Erw. 4,50 €, Kinder 2 €. Ulitzhörn 1, Tel. 04852-2208.
Veranstaltungen Wattolümpiade, jährlich Mitte August durchgeführte Benefizveranstaltung an der Elbmündung, bei der bis zu 500 „Wattleten“ in verschiedenen schlammigen Disziplinen wie Wattfußball oder „Wattwolliball gegeneinander antreten. Kanal-Geburtstag, eine Art Volksfest mit Fischmarkt und musikalischen Darbietungen, bei dem 3 Tage lang Ende Juni der Geburtstag des Nord-Ostsee-Kanals gefeiert wird. Der Ausklang des Sommers wird dann Anfang September romantisch mit der NOK-Romantika gefeiert, bei der die Schleusenstadt mit Lichterketten und Feuerdarbietungen in ein buntes Lichtermeer verwandelt wird; nicht nur in Brunsbüttel, bis hinüber nach Kiel werden dann entlang des Kanals zahlreiche Fackeln und Lichter entzündet.
Wochenmarkt Jeden Di 8-12 Uhr in der Koogstraße.
Essen & Übernachten KarteSchleusenhotel1, ansprechend geführtes 40-Betten-Hotel im Herzen der Stadt, reichhaltiges Frühstücksbüfett. DZ ab 90 €. Koogstr. 67-71, Tel. 04752-9880, www.schleusenhotel.de.
Torhaus2, durchgehend italienisch-deutsche Küche (Pizza), auch Fischgerichte. Die Qualität überzeugt nicht immer, bestechend ist aber die Lage. Von der großen Terrasse können Sie schön das Treiben vor der Schleuse beobachten (tägl. 10-21 Uhr). Gustav-Meyer-Platz 3, Tel. 04752-940577.
Ginelli3, stilvoll eingerichtetes italienisches Restaurant am Marktplatz von Alt-Brunsbüttel. Gute Küche, Mo-Fr auch Mittagstisch. Freundlicher Service, kleine Außenterrasse, Di Ruhetag. Markt 5, Tel. 04852-530717.
Marne
Das kleine Städtchen der Marschen und Köge ist das Zentrum der Südermarsch und v. a. bekannt wegen des guten Bieres - hier wird das Dithmarscher Pils gebraut. Ansonsten geht es hier recht beschaulich zu.
Marne liegt verkehrsgünstig an der B 5, direkt an der Grenze von alter zu neuer Marsch - durch Landgewinnungsmaßnahmen der letzten drei Jahrhunderte ist Marne etwa 7 km ins Binnenland gerutscht. Der letzte Koog wurde hier erst in den 1930er-Jahren eingedeicht.
Der kleine Ort ist schnell zu Fuß erkundet. Einige Gebäude rund um die St.-Magdalenen-Kirche können nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch Marne den Weg so vieler Städtchen geht, in denen viele Läden leer stehen, weil sich am Ortsrand Discounter angesiedelt haben. Aber immerhin hat Marne noch Stadtrechte (seit 1891) und daher auch ein markantes backsteinernes Rathaus, das in einer späten Jugendstilform im Jahr 1915 gegenüber der Kirche errichtet wurde und dessen Vorbild das fast zeitgleich erbaute Büsumer Rathaus ist. Ausgestattet ist es mit einem wuchtigen Schaugiebel und einem Torbogen. Auffällig ist auch die grün-weiß verputzte Sonnenapotheke unweit der Kirche, die an dieser Stelle seit 1755 existiert. Und Marne hat noch immer seine Privatbrauerei, in der nach wie vor die weithin bekannten Dithmarscher Biere gebraut werden.
Der 1934 errichtete Müllenhoff-Brunnen (Markt/Süderstraße) erinnert an den Marner Märchensammler und Germanistik-Professor Karl Viktor Müllenhoff (1818-1884) und mit der Gestalt des von einer Elster gekrönten Wunderbaums an eine alte Dithmarscher Sage. Nach dieser Erzählung soll zur Zeit der sog. Dithmarscher Freiheit eine riesige Linde mit gekreuzten Zweigen während der Besetzung des Landes verdorrt sein. Und der Sage nach sollte sie erst wieder ausschlagen, wenn eine Elster darauf genistet und fünf weiße Jungen ausgebrütet hätte, dann nämlich hätte auch Dithmarschen seine Freiheit zurück. An die gleiche Sage erinnert die Skulptur einer riesigen Hasenelster im Stadtzentrum (Königstraße), also einer Elster, die eine Hasenmaske trägt. Mit ihrer aufgesetzten Hasenmaske verkörpert die im Jahr 2000 errichtete Skulptur zudem symbolhaft den Marner Karneval - Marne ist die nördlichste Karnevalshochburg Deutschlands. Merkwürdigerweise ist Marne der einzige Ort im ansonsten eher faschingsfernen Schleswig-Holstein, wo man es schafft, jährlich einen Rosenmontagszug mit etwa 50 Motivwagen und Gruppen auf die Beine zu stellen, und das immerhin schon seit 1978.
Geschichte
Das Städtchen lag bis ins 18. Jh. hinein direkt am Meer, was auch den erstmals im 12. Jh. erwähnten Namen erklärt - der Name „Marne“ hat seine Wurzeln im Angelsächsischen (Myrne) und bedeutet „Siedlung am hohen Ufer“.
Marne: Mühlenhoff-Brunnen
Infolge der (vorübergehenden) Befreiung von der dänischen Herrschaft durch die Schlacht von Bornhöved im Jahr 1227 wurde Dithmarschen zum weitgehend unabhängigen Bauernstaat. Rechtlich unterstand Marne zunächst dem Erzbischof von Bremen, später dem Herzog von Holstein. Und mit dem Bau einer großen Kirche wurde Marne bald eines der Zentren Dithmarschens. Einen richtigen Aufschwung erlebte Marne erst zu preußischer Zeit ab 1867, als in der Gründerzeit neue Köge entstanden und damit fruchtbares Marschland der Nordsee abgerungen wurde. 1891 bekam der aufstrebende Ort sogar Stadtrechte. Die repräsentativen Wohnhäuser aus dem 19. und frühen 20. Jh. prägen z. T. noch heute das Stadtbild.
Sehenswertes
Maria-Magdalenen-Kirche: Erst 1906 auf der alten Marner Kirchwarft erbaut und damit im Stil der Zeit einem frühgotischen Vorbild nachempfunden. Die baufällige Vorgängerkirche wurde kurz zuvor abgerissen (1904). Die neue Saalkirche errichtete man in einem Stilmix aus Neugotik und Neuromanik und stattete sie v. a. im Inneren mit Jugendstilelementen aus. Markant ist v. a. der schmale, aber mit 61,5 m sehr hohe Kirchturm.
Die von vier Figuren auf einem Ring getragene uralte Bronzetaufe (um 1300) stammt noch aus dem Vorgängerbau und ist das mit Abstand älteste Einrichtungsstück der Kirche. Auch die kostbar verzierte Kanzel sowie das Orgelgehäuse (beide von 1603) wurden wiederverwendet. Der hölzerne Altar, die Emporen, das Kirchengestühl und die mit Jugendstilelementen versehenen Glasfenster stammen jedoch aus dem Erbauungsjahr 1906.
♦ Mo/Di u. Do 9-17 Uhr, Mi u. Fr 9-12 Uhr. Österstr. 16.
Heimatmuseum im Skatklub
Dithmarscher Privatbrauerei
Heimatmuseum Marner Skatclub: Die in der kleinen Gründerzeitvilla von 1905, dem ehemaligen „Skathaus“, untergebrachte Ausstellung geht im Wesentlichen auf die Sammlung des 1873 gegründeten Skatclubs zurück. Das der Geselligkeit der Marner Oberschicht dienende Clubhaus wurde einst nicht nur mit Utensilien des Biertrinkens und Rauchens geschmückt, sondern u. a. auch mit einigen kolonialen Mitbringseln, z. B. mit einem Schild aus Elefantenhaut und chinesischen Richtschwertern. Die Sammlung wurde 1977 von der Stadt übernommen und 1990 durch einen Anbau erweitert. Mit vielen Bildern, Fotos und interessanten Exponaten (v. a. historischen Einrichtungsgegenständen und Handwerksmaschinen) vermittelt sie einen etwas sammelsuriumartigen, aber durchaus interessanten Einblick in die Marner Stadt- und Familiengeschichte. Präsentiert werden darüber hinaus einige vorgeschichtliche Funde aus der Region.
♦ Di-Fr und So 14.30-18 Uhr. Erw. 2 €, Kinder 0,50 €, Familien 3 €. Museumsstr. 2, Tel. 04851-3518.
Dithmarscher Brauerei: Die heute einzige Privatbrauerei an Schleswig-Holsteins Westküste wurde im Jahr 1884 von der Familie Hintz gegründet und stellt bis heute im nördlichen Ortszentrum ihr Dithmarscher Bier her, das stilvoll und traditionell in Bügelflaschen, den sog. Beugelbuddeln, abgefüllt wird. Derzeit produzieren und vermarkten gut 40 Mitarbeiter täglich etwa 150.000 Flaschen gängiger Biersorten wie Pils, Dunkel oder Bockbier. Bei einer Besichtigung der Braustätte, die teils über enge Treppen und Gänge führt, können Sie den Brauern über die Schulter schauen sowie die Flaschenabfüllung und das Verpacken der Kisten beobachten. Eine Einkehr im Karlskeller mit Verkostung und kleinem Imbiss rundet die Besichtigung ab.
♦ Besichtigung Di oder Do um 15 Uhr (bis 17.30 Uhr) nach vorheriger Anmeldung. 7 €/Pers., Anmeldung unter Tel. 04851-96234 oder per E-Mail. Privatbrauerei Karl Hintz, Österstr. 18, www.dithmarscher.de.
Startpunkt der Draisinenbahn
Kleinod: Neufelder Hafen
Marschenbahn-Draisine: Der einstige Bahnabzweig von St. Michaelisdonn über Marne nach Friedrichskoog wurde bereits 1961 eingestellt. Die Gleise von Marne nach St. Michaelisdonn sind aber noch erhalten, sodass Sie diese 9 km lange, stillgelegte Marschenbahnstrecke mit Fahrraddraisinen erkunden können. Maximal vier Personen finden auf der Draisine Platz, jeweils zwei Personen müssen dann kräftig in die Pedale treten. Sie müssen bei der Fahrt auch ein paar kleine Straßen queren, dabei müssen Sie zunächst eine Schranke öffnen (gegebenenfalls Ampeln bedienen) und die Draisine dann über die Straße bzw. den Überweg schieben. Die Draisine ist die einzige in Deutschland mit Stecksegel, das bei entsprechenden Verhältnissen für ein wenig Windunterstützung sorgt. Die Strecke beginnt bzw. endet am alten Marner Bahnhof, wo (wie auch in St. Michaelisdonn) jeweils ein ausgedienter Eisenbahnwaggon als Kiosk bzw. Café dient.
♦ Mai-Sept. Einfache Fahrt 25 €/Draisine (bis 4 Personen), Hin- und Rückfahrt 50 €. Gefahren wird ca. 70 Min. lang. Abfahrt täglich ab Marne 12 und 16 Uhr (in der Gegenrichtung ab St. Michaelisdonn um 10 und 14 Uhr). Reservierung möglich. Bahnhofstr. 41, Tel. 04851-957686 (Marne) oder Tel. 04853-8816510 (St. Michaelisdonn), www.marschenbahn-draisine.de.
Neufelder Hafen: Ein knapp 6 km südlich von Marne gelegenes Kleinod für Ruhesuchende. Der tideabhängige Hafen mit seinem kleinen Hafenkai beherbergte einmal eine ansehnliche Fischerflotte. Wegen zunehmender Landgewinnungsmaßnahmen und damit zunehmender Verschlickung dient er seit Anfang der 1970er-Jahre jedoch nur noch als Sportboothafen für Boote mit einem Tiefgang von max. 1,50 m. Meeresluft können Sie hier zwar schnuppern, die Außenelbe versteckt sich jedoch hinter einem breiten Gürtel von Salzwiesen, lediglich in der Ferne lassen sich die Schiffe ausmachen. Auf dem Deich laden zwei Restaurants zum Verweilen ein.
Praktische Infos
Einwohner 5900
InformationTouristik Marne-Marschenland e. V., Deichstr. 2 (am ZOB), 25709 Marne, Tel. 04851-957686, www.echt-dithmarschen.de.
FahrradverleihLamberty, Süderstr. 23, Tel. 04851-597, www.lamberty.de.
Schwimmen Marner Schwimmhalle, schnörkellose Halle mit 25-m-Bahnen, Fußbecken für Wechselbäder, Dampfbad und 2 finnischen Saunen. Erw. 3,50 €, Kinder 2,50 €, Sauna 8 €. Wechselnde Öffnungszeiten (zumeist nachmittags und abends). Wilhelmstr. 35, Tel. 04851-4644.
Badestelle Kaiser-Wilhelm-Koog: Wenn Sie die Einsamkeit lieben, können Sie 8 km westlich von Marne die komfortlose Badestelle des Kaiser-Wilhelm-Koogs ansteuern. Nach Überwindung des Elbdeiches müssen Sie noch etwa 150 m seewärts durch die Salzwiesen zum Wattenmeer laufen. Nur eine einsame Dusche inmitten der Schafe und ihren Hinterlassenschaften weist auf das Badevergnügen hin.
Stadtführung Unter dem Motto „1000 Schritte um das Rathaus“ jeden Do um 11 Uhr (15. Juni bis 15. Okt.). 2 €/Pers. Tel. 04851-957686, Treffpunkt: Touristinfo, Deichstr. 2, Anmeldung nur bei Gruppen nötig.
Wochenmarkt Jeden Mi 8-12 Uhr auf dem Marktplatz rund um die Kirche.
Essen & ÜbernachtenMarner Hof, kleines, vergleichsweise einfaches 20-Zimmer-Hotel garni in einem renovierten Altbau, großes Frühstücksbüfett. Die Rezeption ist selten geöffnet, aber Sie erhalten den Zimmerschlüssel jederzeit per Zahlencode unproblematisch am Schlüsselkasten. DZ 80 €. Kleiner Ring 8, Tel. 04851-9566310, www.marner-hof.de.
Op’n Diek, uriges Lokal direkt auf dem Deich am Neufelder Hafen (6 km südlich von Marne). Es gibt rustikale norddeutsche Küche von einer großen Speisekarte mit Fisch- und Fleischgerichten und leckere Fischbrötchen. Zum Abschluss kann man sich einen leckeren Eiergrog gönnen. Strandkorbterrasse mit Ausblick. Tägl. ab 11.30 Uhr (Mo/Di Ruhetag). Op’n Diek 3, 25724 Neufeld, Tel. 04851-1840.
Alice Heimathafen, ebenfalls am Neufelder Hafen gelegen, alles ist hier etwas gediegener als im benachbarten Op’n Diek. Es gibt eine relativ kleine Karte mit klassischen Gerichten, die mit frischen Zutaten modern interpretiert werden (z. B. Zanderfilet mit Safranschaum, Lachsfilet in Weißweinsoße). Schöne Terrasse. Tägl. 12-21 Uhr (Mo/Di Ruhetag). Op’n Diek 5, 25724 Neufeld, Tel. 04851-9567380.
St. Michaelisdonn
10 km nordöstlich von Marne liegt St. Michaelisdonn in schöner Lage am Übergang von der flachen Marsch zur hügeligen Geest. Der Ort ist Endpunkt der Draisinenbahn und Heimat einer besonders schön gelegenen historischen Windmühle.
Draisinenbahnhof: Waggon-Café
St. Michaelisdonn präsentiert sich als unaufgeregter, für Dithmarschen schon relativ großer Wohnort ohne nennenswerten Tourismus. Am südöstlichen Ortsrand erhebt sich an den Moorwiesen das Kleve (Kliff), das heute ein 12 ha kleines Naturschutzgebiet ist. Der für hiesige Verhältnisse mit einer Höhe von bis zu 40 m ü. NN eindrucksvolle Höhenzug markierte vor 5000 Jahren die ehemalige Küstenlinie. Weithin sichtbar und wunderschön auf dem „toten Kliff“ gelegen, bildet die HoperWindmühle „Edda“ so etwas wie eine Bilderbuchkulisse (ausgeschildert). Dieser baulich gelungene reetgedeckte Kellerholländer ersetzte im Jahr 1842 einen Vorgängerbau, von dem man einen Balken mit der Aufschrift „A.D. 1666 8. Mai“ übernahm. Erst 1959 erhielt die Mühle den Namen „Edda“. Ein Mühlenverein kümmert sich um die Erhaltung des nur selten zu besichtigenden historischen Bauwerks. Der benachbarte historische Bauernhof wartet derzeit allerdings noch auf bessere Zeiten.
Entstanden ist der Ort, als neben einigen Katen auf einer ehemaligen Düne (Donn) im Jahr 1611 die St.-Michaelis-Kirche errichtet wurde. Die in Ortsmitte gelegene einfache Saalkirche mit ihrer Holzbalkendecke wurde 1730 nach Westen hin erweitert, der markante freistehende Glockenturm kam erst 1964 hinzu. Im Kircheninneren fehlt das historische Gestühl, bemerkenswert sind v. a. der von einem einheimischen Künstler geschnitzte Barockaltar und die spätbarocke, reich verzierte Taufe (um 1670).
St. Michaelisdonn: Mühle „Edda“
Barlt: Mühle „Ursula“
Durch den Bau der Marschenbahn Hamburg-Westerland 1878 und die Gründung einer Zuckerfabrik 1888 (die allerdings 1995 geschlossen und 2004 abgerissen wurde) erfuhr St. Michaelisdonn einen weiteren Aufschwung. Von hier führte ein 1961 stillgelegter Bahnabzweig bis Friedrichskoog - das Teilstück bis Marne können Sie heute mit einerFahrraddraisine befahren.
Erwähnenswert ist zudem das am nördlichen Ortsrand in der alten Schule von Westdorf untergebrachte Freimaurermuseum, immerhin das drittgrößte seiner Art in Europa (beim Restaurant St. Michael, Meldorfer Str. 2). Im ersten Stock des Gebäudes residiert die Freimaurerloge und gewährt mit der Präsentation von 5500 Exponaten und rituellen Gegenständen Einblicke in die Geschichte der geheimnisumwitterten Freimaurertradition (jeden ersten Samstag im Monat von 15-18 Uhr, Eintritt frei; Tel. 0172-4541277, www.freimaurer-museum.de).
Windmühlenliebhaber kommen nicht nur in St. Michaelisdonn, sondern auch in der Umgebung auf ihre Kosten. Knapp 7 km nordwestlich steht im OrtBarlt mit der Windmühle „Ursula“ ein interessanter, 1875 erbauter Galerieholländer mit Jalousieflügeln und Windrose. Die von Wirtschaftsgebäuden umgebene Mühle war noch bis 2000 als eine der letzten Vollerwerbsmühlen Deutschlands in Betrieb. Sie wird mitunter noch zur Futtervermahlung betrieben. Zudem gibt’s hier ein Hofcafé samt Hofladen, Eiswagen und Waschbärgehege (Di-So 13-18 Uhr). Im Garten hinter dem Müllerhaus steht eine bemerkenswerte uralte Doppel-Hainbuche, die wohl das Überbleibsel einer einstigen Wallhecke ist. Eine weitere historische Mühle finden Sie 6 km südlich von St. Michaelisdonn im Ort Eddelak(Süderstr. 27). Die Windmühle „Gott mit uns“ wurde 1865 u. a. unter Verwendung von Teilen des Vorgängerbaus errichtet. Die Mühlentechnik ist noch bemerkenswert gut erhalten. Der reetgedeckte Galerieholländer wird auch „Hochzeitsmühle“ genannt, weil er heute auch als Außenstelle des Standesamts Burg-St. Michaelisdonn dient.
Einwohner 3500
InformationTouristinfo St. Michaelisdonn und Umgebung, Bahnhofstr. 26, 25693 St. Michaelisdonn, Tel. 04853-807305, www.echt-dithmarschen.de. Kein Gästebeitrag.
Schwimmbad Beheiztes Freibad mit 25-m-Becken und Kinderrutsche (Mai-Sept. tägl. 13-20 Uhr). Erw. 3 €, Kind 2 €. Burger Str. 18a, Tel. 04853-8249.
Essen & Übernachten**** Landhaus Gardels, in der ruhigen Ortsmitte gelegenes Ringhotel. 22 mit Liebe zum Detail eingerichtete Zimmer (DZ 134-146 €). Fitness- und Saunabereich. Gutes Frühstücksbüfett. Angeschlossen ist das 2-Sterne-Haus „Der kleine Hans“ (DZ 68-92 €, Frühstück für 11 €/im Hotel Gardels, www.kleiner-hans.de). Zum Hotel gehört auch das Restaurant Gustav’s: gehobenes Niveau, Speisen mit frischen Zutaten (z. B. Sauerfleisch, Filet-Topf, Entenbrust oder Kabeljau), tägl. 18-22 Uhr (So Ruhetag). Westerstr. 19, Tel. 04853-8030, www.landhaus-gardels.de.
Hohenkamp Camping, sehr gepflegter, auf einer Anhöhe neben dem Sportflugplatz von St. Michaelisdonn gelegener Campingplatz mit gut 50 Stellplätzen, auch sechs renovierte Zimmer im Haupthaus zu mieten (60 €, Gemeinschaftsküche). Hopen 55, Tel. 0173-1467190, www.hohenkamp-camping.de.
Bio/Regional Dithmarscher Gänsemarkt, 5 km nördlich von St. Michaelisdonn gibt es in Gudendorf eine Gänsefarm, die sich zum Familienausflugsziel gemausert hat. Sie können den Kükenstall besuchen (Eintritt frei), Ihre Kinder auf dem Spielplatz oder in der Spielscheune toben lassen, in großen Hofladen Bettwaren, Kissen und Dekoartikel erwerben und im großen Café/Restaurant Leckereien aus der Farmküche und frische Kuchen (z. B. Eierlikörtorte) genießen. April-Dez. tägl. 10-17 Uhr (Mo Ruhetag). Hauptstr. 1, 25693 Gudendorf, Tel. 04859-445.
Burg
Hier geht es wie so oft in Dithmarschen ruhig und beschaulich zu, und doch ist der Luftkurort Burg ein wenig anders als die übrigen Ortschaften der Region. Der Grund dafür ist, dass Burg eben gerade nicht im Marschland liegt, sondern am Rande eines hohen Geestkerns und damit in einer ungewöhnlich hügeligen Landschaft. Zudem grenzt der Ort an den Nord-Ostsee-Kanal.
Ein großer Parkplatz an der kleinen Freilichtbühne bietet einen guten Ausgangspunkt für eine Ortserkundung. Diese Freilichtbühne lehnt sich an die Rückseite eines mächtigen, teils 10 m hohen Erdwalls, bei dem es sich um den Rest einer Flucht- und Schutzburg aus dem frühen 9. Jh. handelt. Dieser einst nahezu kreisrunde sog. Bökelnburgwall hat einen Durchmesser von etwa 100 m, im Inneren befindet sich ein Friedhof.
Zentraler Punkt des kleinen Ortes ist jedoch der erhöht liegende Marktplatz nahe der St.-Petri-Kirche. Drei schöne historische Gebäude schmücken die Ostseite des Platzes: ein reetgedecktes niederdeutsches Fachwerk-Hallenhaus (Haus Nr. 8), das um 1750 errichtet wurde, und ein nur wenige Jahrzehnte jüngerer, weiß getünchter Backsteinbau (Haus Nr. 9), in dem sich seit 1839 eine „privilegierte“ Apotheke befindet. Das Privileg bzw. die Konzession zum Betrieb dieser Apotheke wurde damals noch vom dänischen König verliehen (der auch Herzog von Holstein war). Das älteste Gebäude ist jedoch das rechts neben der Apotheke vor der Kirche am Denkmal gelegene ehemalige Diakonat (Große Bergstr. 11) aus dem Jahr 1613. Der kleine Ort hat auch zwei Museen zu bieten: 300 m westlich des Ortskerns befindet sich das Museum Ditmarsium, knapp 2 km außerhalb im Burger Wald gibt es zudem ein Waldmuseum mit Aussichtsturm.
Schön und schlicht: Petri-Kirche Burg
Geschichte
Der Ortsname Burg leitet sich vom historischen Bökelnburg (plattdeutsch für „Buchenburg“) ab, weil sich der Burgwall damals in einem Stück Buchenwald befand. Und auch heute noch ist der einst zum Schutz vor Wikingern, Franken und Slawen mit hohen Palisaden gespickte steile Wall dicht mit Buchen bewachsen. In Norddeutschland tragen übrigens zahlreiche lediglich von einem hohen Erdwall umgebene Schutzanlagen im Namen die Bezeichnung „Burg“ oder gelten als Fluchtburg, und das auch ohne jene steinernen Gebäude, die man gemeinhin als Burg bezeichnen würde. Im Inneren des Walls fanden damals die Burgbesatzung und die schutzsuchende Bevölkerung in einfachen Blockhäusern Zuflucht. Der in exponierter Lage am Geestrand gelegene Burgwall hat eine maritime Tradition, weil in früheren Zeiten die Küstenlinie bzw. einzelne Meeresarme bis dicht an die Stadt heranreichten. Noch im 18. Jh. gab es in der Burger Au eine Werft und eine bedeutsame Torfschifffahrt. Und mit dem Bau des Nord-Ostsee-Kanals bekam der Ort sogar einen Kanalhafen, der 1940 jedoch wieder zugeschüttet wurde.
Sehenswertes
Petri-Kirche: Direkt hinter dem Marktplatz liegt das dörflich wirkende, weiß getünchte Gotteshaus, dessen kleiner Turmaufsatz fast mittig auf dem Kirchendach platziert ist. Ursprünglich bestand der auf das 12. Jh. zurückgehende Kirchenbau aus Feldsteinen, die jedoch im Laufe der Zeit weitgehend durch Ziegelsteine ersetzt wurden. Weil die Kirche in früheren Zeiten eine wertvolle Reliquie des Hl. Petrus besaß, wurde sie im Spätmittelalter zur viel besuchten Wallfahrtskirche - heute geht es hier wesentlich ruhiger zu. Die Innenausstattung des fast rechteckigen, einschiffigen Baus mit einer Erweiterung an der Südseite ist vergleichsweise spartanisch, historisch bedeutsam sind lediglich die schlichte Holzkanzel (1621) und das Holzkruzifix (14. Jh.) über dem Altar. Ein Schiffsmodell an der Seitenwand erinnert an die maritime Tradition Burgs.
Neben der Kirche befindet sich eine Doppeleiche mit einem Gedenkstein zum Aufstand von 1848 mit der Aufschrift „Up ewig ungedeelt“ (→ Kasten). Richtung Marktplatz befindet sich ein von drei Eichen eingerahmtes Denkmal für die Gefallenen des deutsch-französischen Krieges von 1870/71.
♦ Die Kirche ist gewöhnlich geöffnet. Falls nicht, erhält man den Kirchenschlüssel von Mi-So zwischen 14 und 18 Uhr im „Lütten Café“ (Krenzerstr./Burgstr.).
Die Doppeleiche - Symbol der Zusammengehörigkeit von Schleswig und Holstein
Die heutige Einheit des nördlichsten deutschen Bundeslandes hat eine lange Vorgeschichte. Bis Mitte des 15. Jh. herrschten die Schauenburger Grafen über Schleswig und Holstein. Als dann der letzte Schauenburger Graf, Adolf VIII., kinderlos starb, wählte die schleswig-holsteinische Ritterschaft dessen Neffen, den dänischen König Christian I., zum Landesherrn. Mit diesem wurde im Jahr 1460 im sog. Ripener Privileg vereinbart, dass die zwei Herzogtümer „up ewig ungedeelt“ (auf ewig ungeteilt)bleiben sollten. Jedoch galt das von Deutschen und Dänen besiedelte Herzogtum Schleswig (das Gebiet nördlich der Eider) weiterhin als königlich-dänisches Lehen, während das ausschließlich von Deutschen besiedelte Holstein (das Gebiet zwischen Eider und Elbe) nach wie vor Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation blieb und damit Reichslehen war. Bei einer Trennung hätte Schleswig also vom dänischen König und Holstein vom deutschen König als Lehen an einen neuen Landesherrn vergeben werden können. In der Folgezeit war Dänemark allerdings immer wieder bestrebt, auch Holstein ganz seinem Königreich zuzuschlagen.
Als 1848 die endgültige Einverleibung ins dänische Königreich drohte, erhoben sich die durch den zunehmenden Deutschnationalismus ermutigten Holsteiner und die deutschsprachigen Einwohner im südlichen Schleswig gegen die Dänen, hatten jedoch zunächst keinen Erfolg damit. Erst nach dem Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 wurden Schleswig und Holstein dann 1867 schließlich gemeinsam preußisch.
Auf ewig ungeteilt: Doppeleichen-Gedenkstein in Burg
Zur Erinnerung an die Revolte von 1848 wurden an deren 50. Jahrestag 1898 überall in dem nun zum deutschen Kaiserreich gehörenden Schleswig-Holstein Doppeleichen gepflanzt. Die Doppeleiche hatte man als Symbol für die Zusammengehörigkeit von Schleswig und Holstein gewählt, zum einen, weil die Eiche als „deutscher Baum schlechthin“ galt, zum anderen, weil Doppeleichen Bäume sind, die zwar zwei getrennte, manchmal auch zusammengewachsene Stämme haben, aber eine gemeinsame Krone bilden. Man kann sie nicht voneinander trennen, ohne dass der ganze Baum zerstört oder schwer beschädigt wird.
Etwa 100 Doppeleichen haben in Schleswig-Holstein die Zeit überdauert, eine davon befindet sich neben der Petri-Kirche in Burg (Dithmarschen), die sich allerdings erst in einer Höhe von etwa 2 m teilt.
Ditmarsium: Das interessante Apotheken- Gewerbe- und Schifffahrtsmuseum in einer ehemaligen Sattlerei verdankt sich der Initiative eines engagierten Fördervereins. In einer mit Fotos, maritimen Exponaten, Schiffsmodellen und einer originalen Kapitänskajüte ausgestatteten Ausstellung erhält man zunächst Einblicke in die Burger Schifffahrt. Außerdem gibt es verschiedene historische Werkstätten und Läden zu sehen: Neben den Gerätschaften der alten Sattlerei können Sie eine historische Uhrmacherwerkstatt, einen Frisörladen, einen Kaufmannsladen und eine altertümliche Zahnarztpraxis bewundern. Höhepunkt und ganzer Stolz des Museums ist aber sicherlich die im Obergeschoss platzierte historische Originaleinrichtung der örtlichen königlich-dänischen Apotheke. In verschiedenen kleinen Räumen können Sie die komplette Einrichtung der alten Landapotheke bewundern, also nicht nur den Verkaufsraum, sondern auch die Materialkammern (mit Giftkammer), das Kontor („Büro“), das Laboratorium und auch die „Stosskammer“ (zum Zerkleinern der Heilkräuter mit Mörsern). Zum Haus gehört auch ein gepflegter Apothekergarten mit einheimischen Arzneipflanzen, und ein kleines Schiffercafé gibt es auch.
♦ Mai-Okt. Di u. Fr-So 14-17 Uhr. Erw. 4 € (mit Gartenführung 5 €), Schüler 2 €. Große Mühlenstr. 6, Tel. 04825-902200, www.ditmarsium.de.
Waldmuseum: Ungewöhnlich für die waldarme Nordseeküstenregion gibt es auf dem höchsten Punkt des 1,5 km von der Ortsmitte gelegenen, 65 m hohen Wulfsboom ein Waldmuseum. Dieses ist im Unterbau eines 21 m hohen und sehr massiv wirkenden Aussichtsturms untergebracht, der an dieser für schleswig-holsteinische Verhältnisse durchaus exponierten Stelle 1914 errichtet wurde. Von einer verglasten Aussichtsplattform haben Sie knapp über den Baumkronen des 50 ha großen Waldes einen schönen Ausblick über weite Teile Dithmarschens und hinüber zu der den Nord-Ostsee-Kanal überspannenden Hochdonner Eisenbahnbrücke.
Die schon ein wenig betagte Ausstellung selber präsentiert das Ökosystem Wald und insbesondere die heimische Tier- und Pflanzenwelt u. a. mit zahlreichen Tierpräparaten. Aber auch die Burger Heimatgeschichte, Fossil- und Bernsteinfunde sowie die Mooreichen sind Ausstellungsthemen. Entstanden ist das Museum am Fuße des Turms im Jahr 1968 aus der pädagogischen Auswertung einer Schulwaldarbeit an der Realschule Burg und wird seitdem auch gerne von Schulklassen besucht.
Neben dem Museum befindet sich ein umzäuntes Areal mit einem schön gestalteten Waldlehrpfad, der mit Rutschen und Schaukeln auch Spielmöglichkeiten für Kinder bietet. Zudem führt ein etwa 2 km langer, ebenfalls mit Infotafeln bestückter Rundwanderweg durch den angrenzenden Wald. Dabei kommen Sie an einem Teich vorbei, bekommen einen schönen Bestand japanischer Lärchen sowie alter Buchen und Eichen zu sehen, können ein Torfmoospolster bestaunen und v. a. eine hier in der Nähe gefundene Mooreiche, die aus der Zeit um Christi Geburt stammt und von dem Moor konserviert wurde.
♦ Karfreitag bis Ende Okt. Di-So 11-17 Uhr (Mo Ruhetag). Erw. 4 €, Kinder (4-18 J.) 2 €. Für Kinder liegen Quizbögen zur spielerischen Museumserkundung bereit. Die Zufahrt über die Waldstraße ist beschildert. Von einem Waldparkplatz geht es 250 m zu Fuß hinauf zum Museum mit dem Aussichtsturm. Waldstr. 141, Tel. 04825-2985, www.burger-waldmuseum.de.
Ditmarsium Burg
Waldmuseum
Praktische Infos
Einwohner 4100
InformationTouristinfo, Holzmarkt 5 (im Ladengeschäft „Tee-Burg“), 25712 Burg, Tel. 04825-901194, www.echt-dithmarschen.de. Kein Gästebeitrag.
Kanuverleih für Paddeltouren in der Burger oder Wilster Au. Achterhörn 7, 25554 Neuendorf-Sachsenbande, Tel. 0162-2122510. Infos unter www.wilsterau-kanu.de.
Schwimmen Waldschwimmbad Burg, beheiztes Erlebnisfreibad mit 80-m-Wasserrutsche und Wildwasserkanal. Mai-Sept. 10-20 Uhr. Erw. 3,50 €, Kinder 2 €. Am Sportplatz 10, Tel. 04825-8857.
Wochenmarkt Jeden Fr 8-12 Uhr auf dem Marktplatz.
Essen & Übernachten Dat lütte Café, kleines Café im historischen Gebäude in Ortsmitte. Es gibt wunderbare Tortenkreationen. Gartenplätze vorhanden. Derzeit nur So 14-18 Uhr. Krenzerstr. 1, Tel. 04825-923938.
Mein Tipp Burger Fährhaus, traditionsreiches, 1895 erbautes Restaurant, Café und Hotel in wunderbarer Lage direkt am Burger Fährübergang des Nord-Ostsee-Kanals. Nur 4 liebvoll eingerichtete Zimmer, zum großen Teil mit Kanalblick (DZ ab 100 €), gutes Frühstück und ein gutes Restaurant mit kleiner, wechselnder Karte, in dem v. a. regionale Produkte verarbeitet werden (z. B. gebratenes Goldforellenfilet oder Rumpsteak von der Husumer Färse). Und mit dem Fährhaus-Bräu wird hier sogar ein eigenes Craft-Bier gebraut. Vom Restaurant und dessen Terrasse können Sie wunderbar das Treiben auf der Kanalfähre und den regen Schiffsverkehr beobachten. Tägl. 12-22 Uhr (im Winter Di Ruhetag). Hafenstr. 48, Tel. 04825-2417, www.burger-faehrhaus.de.
In der Umgebung
Tiefste Landstelle Deutschlands: Die Zugspitze mit ihren 2962 m Höhe kennt jeder als höchsten Berg Deutschlands. Wenn Sie aber auch mal an der tiefsten Stelle Deutschlands stehen wollen, lohnt ein kurzer Abstecher von gut 6 km mit der kostenlosen Fähre über den Nord-Ostsee-Kanal nach Neuendorf-Sachsenbande. Hier liegt mit immerhin 3,54 m unter NN Deutschlands tiefster Punkt (sieht man einmal vom Seegrund des bei Timmendorfer Strand gelegenen Hemmelsdorfer Sees ab, der sogar 39 m unter dem Meeresspiegel liegt). Ohne eine Jahrhunderte andauernde Eindeichung der Elbe und ohne die Niederschlags-Entwässerung dieses fruchtbaren Marschlandes würde der Wasserspiegel hier in der Wilstermarsch um 5 m höher stehen. Ein hölzerner Pfahl an einem Parkplatz direkt neben der Landstraße weist auf diese exponierte Stelle hin. Die untere hölzerne Tafel erklärt anschaulich, dass der genaue Vermessungspunkt von Deutschlands tiefster Landstelle etwas entfernt halbrechts auf der Weide zu finden ist (also etwa auf „zwei Uhr“ rechts neben dem Haus). Sitzmöglichkeiten und Infotafeln laden an der gepflegten Anlage zur Rast ein, zudem zeigt ein Flutmarker, wie hoch hier ohne entsprechenden Küstenschutz das Wasser bei den vergangenen Sturmfluten gestanden hätte. Deutlich wird die Lage unterhalb des Meeresspiegels auch durch einen artesischen Brunnen - man hat hier eine Bohrung in die wasserführende Schicht in etwa 25 m Tiefe vorgenommen. Und da in einer Senke unterhalb des Grundwasserspiegels das Wasser unter Überdruck steht, kommt es hier ohne Pumpen von selbst an die Oberfläche.
♦ Anfahrt: An der Landstraße zwischen Burg (Dithmarschen) und Wilster gelegen, 500 m vor Neuendorf-Sachsenbande auf der rechten Seite (Infos auch unter www.tiefstelandstelle.de).
3,54 m unter NN: Deutschlands tiefste Stelle
Wacken: