Ostseeküste Schleswig-Holstein Reiseführer Michael Müller Verlag - Dieter Katz - E-Book

Ostseeküste Schleswig-Holstein Reiseführer Michael Müller Verlag E-Book

Katz Dieter

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Beschreibung

Der Reiseführer "Ostseeküste Schleswig-Holstein" aus dem Michael Müller Verlag: umfassend, übersichtlich, unentbehrlich Seit seiner Kindheit reist Autor Dieter Katz regelmäßig an die Ostsee. Dass es ihm die Gegend angetan hat, zeigt sich auch in seinem Reiseführer "Ostseeküste Schleswig-Holstein": Auf 456 Seiten mit 281 Farbfotos beschreibt er detailreich die schleswig-holsteinische Region entlang der Küste von Lübeck über Kiel bis Flensburg – inklusive der Holsteinischen Schweiz und Fehmarn. Auch für die 8. Auflage des Reiseführers hat der Autor erneut alles vor Ort akribisch recherchiert und ausprobiert und dabei das Buch um den nördlichen Abschnitt der Ostseeküste zwischen Kiel und Flensburg erweitert. 47 Karten verschaffen Ihnen den optimalen Überblick über Strände, Sehenswürdigkeiten, Inseln, Restaurants und Unterkünfte. Soll es ein Familienurlaub am Strand sein? Sind Sie naturverbunden oder interessiert an Kunst, Kultur und Geschichte? Mit unserem Reiseführer liegen Sie immer richtig. Die Insider-Tipps von Dieter Katz verraten Ihnen besonders lohnende Ziele sowie passende Unterkünfte oder Restaurants, in denen auch die Einheimischen gerne essen. Ökologisch, regional und nachhaltig wirtschaftende Betriebe sind kenntlich gemacht. Zahlreiche Vorschläge für Wanderungen und Radtouren laden dazu ein, die Gegend aktiv zu erkunden. Extra-Lesestoff, Anekdoten und Hintergründiges, liefern die farbigen Kästen, die im ganzen Buch verteilt sind.

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Seitenzahl: 774

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Inhaltsverzeichnis
Unterwegs mit Dieter KatzOrientiert an der Ostseeküste Schleswig-HolsteinsDie Region im ProfilErlebnis KulturStrandlebenAktiv an der OstseeküsteMit Kindern an der KüsteUnterwegs an der Ostseeküste Schleswig-HolsteinsLübeckLübeckGothmundBad SchwartauRatekauTravemündeNiendorfTimmendorfer StrandScharbeutzHaffkrugSierksdorfWandern: an der Sierksdorfer SteilküsteAltenkrempeNeustadt in HolsteinPelzerhakenRettinWandern: auf dem Rettiner WiesenwegSchashagen/BliesdorfGrömitzCismarKellenhusenWandern: von Kellenhusen nach DahmeDahmeRadfahren/Wandern: Dahme – Grube – Rosenfelder StrandGrubeHeringsdorfNeukirchenGroßenbrodeFehmarnBurgFehmarns OstenLeuchtturm StaberhukKatharinenhofBannesdorfPuttgardenNiobe-DenkmalFehmarns WestenWestermarkelsdorfPetersdorfWasservogelreservat WallnauFlügge/Flügger LeuchtturmOrthLemkenhafenFehmarns MitteLandkirchenAlbertsdorfGoldWulfener Hals/WulfenHohwachter Bucht und ProbsteiHeiligenhafenOldenburg in HolsteinLensahnWeissenhäuser StrandSehlendorfer Strand, BlekendorfHohwachtWandern: rund um den Großen BinnenseeLütjenburgBehrensdorfPankerHohenfeldeSchönbergWendtorf und SteinRadfahren: durch die ProbsteiLaboeHeikendorf (Möltenort)Probsteierhagen/Passader und Dobersdorfer SeeSelent/Selenter SeePreetzWandern/Radfahren: rund um den Lanker SeeHolsteinische SchweizSchönwalde am BungsbergWandern: auf den BungsbergKirchnüchelEutinWandern: rund um den Großen Eutiner SeeBad Malente-GremsmühlenPlönRadfahren: rund um den Plöner SeeBosauDersauAschebergWankendorfer SeengebietBad SegebergAhrensbökKiel und die Eckernförder BuchtKielDänischer WohldStrandeSchwedeneckWandern: Steilküste SchwedeneckNoer und AltenhofGettorfHüttener BergeEckernfördeSchwansenWaabsFahrradtour: Waabser SchleichwegeDampSpaziergang: Seeadlerrundweg DampSchönhagenSchleswig und die SchleiSchleswigWikinger Museum HaithabuSt.-Andreas-Kirche HaddebyWandern: rund um das Haddebyer NoorDanewerkIdstedter RäuberhöhleFarradtour: Rundtour durch das Schleswiger LandDie SchleidörferStexwig und BorgwedelMissunde und BrodersbyRiesebyUlsnisLindaunis und LindauSiesebyArnisKappelnMaasholmAngeln und die Flensburger FördeGeltinger BuchtWandern: Strandrunde HabernisSüderbrarupLangballig/UnewattGlücksburgHalbinsel HolnisFlensburgWasserslebenIndustriemuseum KupfermühleArnkiel ParkNachlesen & NachschlagenGeografie und LandschaftFlora und FaunaGeschichteTypisch OstseeküsteDas GildewesenPlattdeutschKatenLeuchttürmeWindmühlenWindkraftanlagenReisepraktisches in StichwortenAnreise und Verkehrsmittel vor OrtBadenBarrierefreiheitEssen und TrinkenKinderKlima und ReisezeitKunst und KulturHundesträndeSportÜbernachtenÜber dieses BuchÜbersichtskarten und PläneIndex
Alles im Kasten
Die HanseDie steinerne MausLübecker MarzipanDer Präsident geht badenDie vergessene KirchenschuldDer Untergang der Cap ArconaDer dicke Mann und die EicheFehmarnsundbrücke: Wahrzeichen der OstseeküsteSteinfischerDie VogelfluglinieFreie FehmaranerWo Jimi Hendrix sein letztes Konzert gabOle Liese – das Testament des FürstenDie BräutigamseicheDer Schwarze TrompeterKieler UmschlagDie Kieler WocheNOK - die meistbefahrene Wasserstraße der WeltDer Teufelsstein – größter Findling Schleswig-HolsteinsKieler Sprotten – eigentlich ein Etikettenschwindel?Die geheimnisvollen Moorleichen von WindebyHaithabu – bei den WikingernDie überflüssige Schlacht – IdstedtDie SchleiDer Riese von UlsnisWo liegt Deekelsen?U-Boot-Versenkung und Hinrichtung in der Geltinger BuchtBismarcktürmeBrarup-MarktJemanden dingfest machenGleichgeschlechtliche AmpelpärchenFlensburgs ru(h)mreiche VergangenheitPetuh und Petuh-TantenPunkte in FlensburgGrenzzaun nach DänemarkBernstein und andere StrandfundstückeSchleswig-Holsteinischer Adel und LeibeigenschaftDie Novembersturmflut von 1872Hünen- oder HügelgräberDer Strandkorb – Freiluftsofa in steifer BriseSchilf statt Ziegel: ein Dach aus ReetDie Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger
Kartenverzeichnis
Lübeck und Lübecker BuchtLübeckTravemündeNeustadtGrömitzFehmarnBurgHohwachter BuchtHeiligenhafenOldenburgPreetzHolsteinische SchweizEutinBad Malente-GremsmühlenPlönKiel und die Eckernförder BuchtKielEckernfördeSchleswig und die SchleiSchleswigKappelnAngeln und die Flensburger FördeGlücksburgFlensburgZeichenerklärungOstseeküste
Unterwegs mit
Dieter Katz
Jahrgang 1964, studierte Wirtschafts- und Erziehungswissenschaften sowie Ethik. Der promovierte Pädagoge und begeisterte Fotograf verbrachte jeden Sommer seines Lebens an den deutschen Küsten - erst familiär erzwungen, später aus Leidenschaft. Neben diesem Buch hat er für den Michael Müller Verlag weitere Reiseführer über die Ost- und Nordseeküste geschrieben.
Kann sich die Liebe zu einer Region vererben? In meinem Fall - glaube ich - schon. Alles begann in den Wirren der Nachkriegszeit, als mein Vater einen Freund kennenlernte, der von einem Grömitzer Bauernhof stammte. Von da an jedenfalls verbrachte er dort, später mit Familie, jeden Sommerurlaub. Und wir Kinder lernten die Vorzüge der Küste schnell kennen, genossen ein unbeschwertes Strandleben, schlossen Freundschaften, lernten Windsurfen und Segeln und die Ostseeküste lieben. Längst haben meine Frau und ich auch schon wieder erwachsene Kinder, denen ein ähnliches Schicksal beschieden war: Sie verbrachten jeden Sommer ihres Lebens an der Küste.
Leidenschaft macht neugierig, und immer wieder gibt es etwas Neuartiges zu entdecken, sei es im wunderschönen Hinterland mit seinen herrschaftlichen Gutshöfen oder an einem der versteckt gelegenen und damit etwas ruhigeren Strände.
Und das nicht nur im Sommer. Ich persönlich schätze besonders die Frühsommerzeit an der Küste, wenn wochenlang das Gelb der Rapsfelder intensiv erstrahlt und zum tiefen Blau des Himmels einen intensiven Kontrast erzeugt. Und am Ende der Saison, wenn die Laubwälder über den Steilküsten ihr malerisches Kleid anlegen, gibt es kaum etwas Schöneres als stundenlange Spaziergänge an den nun fast menschenleeren Stränden.
Was haben Sie entdeckt?
Haben Sie ein besonderes Restaurant, ein neues Museum oder ein nettes Hotel entdeckt? Wenn Sie Ergänzungen, Verbesserungen oder Tipps zum Buch haben, lassen Sie es uns bitte wissen!
Schreiben Sie an: Dieter Katz, Stichwort „Ostseeküste - Schleswig-Holstein“ c/o Michael Müller Verlag GmbH | Gerberei 19 | D - 91054 Erlangen [email protected]
Orientiert an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins
Die Region im Profil
Schleswig-Holsteins Ostseeküste ...
Mal präsentiert sich Schleswig-Holsteins Ostseeküste als schroffe Steilküste, mal als weite Strandlandschaft zum Sonnenbaden und Schwimmen. Einen vergleichbaren Kontrast gibt’s bei den Ortschaften: hier die Ostseebäder mit Tradition und klangvollen Namen, dort die vielen kleinen Städtchen und Dörfer, in denen es sehr beschaulich zugeht.
Die 120 km größte Städte sind Kiel (250.000 Einw.) und Lübeck (220.000 Einw.). Die schönen Sandstrände liegen an der Lübecker-, Hohwachter und Eckernförder Bucht. Die Küstenlinie erstreckt sch (einschließlich Fehmarn) über mehr als 400 km.
... ist eine sanft geschwungene Moränenlandschaft
Auch wenn Sonne, Strand und Meer die Attraktion der Küste sind - nicht unterschätzen darf man das reizvolle Hinterland, wo herrschaftliche Gutsanlagen, zu denen oft alte Baumalleen führen, Akzente setzen.
Die in der letzten Eiszeit durch die Schuttablagerung von Gletschern sanfthügelig geformte Landschaft ist ein Gesamtkunstwerk und unterscheidet sich deutlich von der flachen Nordseeküste Schleswig-Holsteins.
Nicht nur im Frühsommer, wenn das Gelb der Rapsfelder erstrahlt, lädt das Land zum Radfahren und Wandern ein. Die reizvolle Hügellandschaft bietet das ganze Jahr über Abwechslung, auch für Auto- und Motorradausflüge. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Visite bei der Bräutigamseiche bei Eutin oder am Jimi-Hendrix-Gedenkstein auf Fehmarn oder - der Gipfel - mit einem verwegenen Trip auf den Bungsberg, der mit 168 m ü. NN höchsten Erhebung Schleswig-Holsteins?
... ist schützenswerte Natur
Abseits der Touristenzentren lockt die Ostseeküste Schleswig-Holsteins mit herrlichen, zum Teil unberührten Naturlandschaften. Große Teile dieser ökologischen Schatzkammern stehen unter Schutz. Die im Buch beschriebene Region umfasst einschließlich der Holsteinischen Schweiz rund 55 teilweise recht kleine Schutzgebiete: Neben den Uferregionen der vielen Seen und Wasserläufe im Binnenland sind dies oft auch kleine Streifen an den Küsten und sogenannte Nehrungs- oder Strandhaken, die für den hiesigen Küstenverlauf typisch sind. Diese Landzungen entstehen im Laufe der Zeit durch Anschwemmung von Sand und Geröll und sind für bedrohte Vogelarten ideale Brutreviere.
Viele Naturschutzgebiete an der Küste sind mit Wanderwegen erschlossen und stehen Besuchern offen - natürlich außerhalb der Brutsaison der Vögel. Beliebt sind das Wasservogelreservat Wallnau in Westfehmarn, die Vogelschutzstation auf dem wildromantischen Graswarder bei Heiligenhafen und das Naturschutzgebiet Schleimündung. Hier gibt es jeweils mehrmals täglich informative Führungen.
... ist sonnenverwöhnt
Der deutsche Norden hat den Ruf eines Schlechtwettergebiets - zu Unrecht. Richtig ist: Das Küstenwetter ist kurzlebig, Temperaturschwankungen sind häufig. Doch lange Regenperioden gibt es kaum. Das Küstenklima ist vergleichsweise mild, die staubfreie, saubere und jodhaltige Luft gilt als gesundheitsfördernd. Tagsüber ist es fast durchgehend windig, abends wird es oft ruhiger. Kommt Wind von Westen, folgen oft Wolken und kurze Schauer. Kommt er von Osten, bringt er Sonnenschein.
... ist kulturell und architektonisch vielfältig
Eine reiche Museumslandschaft bieten vor allem Lübeck, Kiel und Flensburg. Alle drei Städte verfügen darüber hinaus über Glanzlichter der Norddeutschen Backsteingotik. So beherbergt Lübecks Marienkirche das höchste Backsteingewölbe der Welt, aber auch Kiels und Flensburgs Nikolaikirchen sind imposante gotische Hallenbauten. Das flache Land seinerseits beeindruckt ebenfalls mit einigen interessanten Museen und zudem mit schlossähnlichen Herrenhäusern, uralten Kirchen, historischen Windmühlen und idyllischen Reetdachkaten.
... ist eine Urlaubsregion für alle
Schleswig-Holsteins Ostseeküste und die Schleiregion sind nicht nur für Familien mit Kindern ein Paradies, sie sind Refugium für alle, die Entspannung und Ruhe suchen. Wenn Sie einfach nur salzgeschwängerte Luft atmen möchten, die Gegend mit dem Fahrrad erkunden oder nur einen faulen Badeurlaub ohne Schickimicki verbringen wollen, finden Sie abseits der Hotspots auch kleine Strände und Dörfer, um auszuspannen.
Aber auch wer sich die Abwechslung liebt, kommt auf seine Kosten. Das Freizeitangebot ist groß und bietet nicht nur zahlreiche sehenswerte Museen, die Küste zeigt auch ein außerordentlich gutes Angebot in punkto Kultur, Freizeitsport, Veranstaltungen oder Feste.
Sightseeing und mehr
Erlebnis Kultur
Was kann man unternehmen, wenn mal kein Strandwetter ist und sich die Wolken zusammenbrauen? Im Zimmer herumsitzen und auf besseres Wetter warten ist unnötig. Spannende Ausflugsziele, sehenswerte Museen und bemerkenswerte Veranstaltungen gibt es mehr als genug.
Weltmarktführer: Die Kieler Woche gilt als die größte Segelveranstaltung der Welt und zugleich als das größte Volksfest im Norden Europas. Und mit der Travemünder Woche findet die zweitgrößte Segelregatta weltweit ebenfalls in der Region statt.
Lebendige Altstädte
Dass Lübeck als UNESCO-Weltkulturerbe mit seinen Meisterwerken der Backsteinarchitektur stets einen Besuch wert ist, wissen Sie vermutlich schon. Die Hansestadt gilt als die „Mutter der Backsteingotik“. Aber auch in Flensburg, Schleswig und selbst in der ehemals kriegszerstörten Landeshauptstadt Kiel bildet eine gotische Backsteinhallenkirche den Mittelpunkt der Altstadt.
Und wen es in kleine Städte zieht: Auch das maritime Neustadt in Holstein glänzt mit Backsteinarchitektur, die herrliche Residenzstadt Plön und auch Eutin, das „Weimar des Nordens“, ja selbst Kappeln und das kleine Lütjenburg zeigen wahre Schmuckstücke. Und Shoppen kann man in den Fußgängerzonen dieser hübschen Städtchen natürlich auch.
Auch in anderen Orten der Region haben viele weitere, teils sehr bedeutende Backsteinbauten die Zeit überdauert. So ist Bad Segebergs Marienkirche Norddeutschlands älteste Gewölbebasilika der Backsteinromanik. Sie war das architektonische Vorbild für den Lübecker Dom. Als bedeutende Bauwerke im Stil der Backsteingotik gelten auch die Klosterkirchen von Cismar und Preetz.
Prächtige Herrenhäuser
Keine andere Gegend in Deutschland ist so reich an schlossartigen Herrenhäusern wie die Ostseeküste Schleswig-Holsteins. Sie nehmen einen wesentlichen Platz in der Kulturgeschichte des nördlichsten Bundeslandes ein und sind reich an historischen Kunstschätzen. Diese architektonischen Perlen liegen fast immer versteckt, umgeben von alten Bäumen und abseits der Verbindungsstraßen. Nicht nur die prächtigen Fassaden der herrschaftlichen Anlagen, auch die darauf zuführenden Baumalleen und die großen Parks darum herum zeugen von der einst stolzen Vergangenheit.
Anfangs waren es nur kleine Wasserburgen, doch mit der Entwicklung zu großen landwirtschaftlichen Gütern wurden auch die Herrenhäuser immer stattlicher. Meist waren es adelige Besitzer, die hier den Ton angaben und über das Land bis weit ins 20. Jahrhundert hinein herrschten. Bis heute sind viele dieser „Schlösser des Nordens“ in adeligem Besitz und verfügen über große Ländereien, nicht selten sind es 600 bis 1200 Hektar. So sind die meisten Herrenhäuser auch heute noch das, was sie seit jeher waren: Mittelpunkt eines landwirtschaftlichen Großbetriebs. Einige Gutshäuser haben sich für Besucher geöffnet und bieten gepflegte Ferienwohnungen wie auch Gästezimmer an oder beherbergen behagliche Cafés und Restaurants.
Festspielsommer
Lange schon haben die Kulturschaffenden die Reize der holsteinischen Architektur entdeckt. Vor allem im Juli und August verwandelt sich das Land an der Küste in einen großen Konzertsaal, und auch Liebhaber klassischer Musik kommen auf ihre Kosten: Das Schleswig-Holstein Musik-Festival (SHMF) ist eines der größten klassischen Musikfestivals Europas. Im Sommer klingen seine Klänge auch an ungewöhnlichen Orten, zum Beispiel in Gutsscheunen und Herrenhäusern, in Dorfkirchen und Basiliken (Kartenvorverkauf unter shmf.de). Landauf, landab gibt es weitere Musikfestivals, so die Eutiner Festspiele, die seit über 70 Jahren auf ihrer einzigartigen Naturbühne im Schlossgarten stattfinden. Eine zweite Freilichtveranstaltung blickt ebenfalls auf eine 70-jährige Tradition zurück: die berühmten Karl-May-Spiele in Bad Segeberg.
Was die vielen Hafen-, Altstadt- und Volksfeste oder Bauernmärkte angeht, entpuppen sich die meisten jedoch bei näherem Hinsehen als Verkaufsveranstaltungen und „Fressmeilen“ mit lauter Musik und ohne Charme. Eine Ausnahme von der Regel ist etwa das historische Klosterfest in Cismar am 2. Augustwochenende. Bunt und multikulturell geht es beim Europäischen Folklorefestival zu, das seit 70 Jahren Ende Juli in Neustadt in Holstein stattfindet, doch nur im 3-jährigen Turnus: 2025, 2028 etc.
Museumsland
Die reiche Geschichte des Landes spiegelt sich nicht zuletzt in seinen bemerkenswerten Museen wider, von denen es nicht nur in Lübeck, Kiel, Schleswig und Flensburg eine Fülle gibt. Auch kleine Gemeinden pflegen ihr Erbe in liebevoll gestalteten Sammlungen, die wir alle im Reiseteil beschreiben. Alltags- und kulturgeschichtlich hervorheben möchten wir das Europäische Hansemuseum Lübeck, das schleswig-holsteinische Freilichtmuseum Molfsee, den Museumshof in Lensahn sowie das Landschaftsmuseum Angeln in Unewatt.
Sommer, Sonne, Strandkorb
Strandleben
Die Sandstrände sind das Kapital der Ostseebäder. Da ist es kein Wunder, dass viele Gäste Jahr für Jahr wieder kommen, um ein unbeschwertes Strand- und Badeleben zu genießen und sich in die kalten Ostseefluten zu stürzen. Neben den Publikumsmagneten gibt es auch einsame Naturstrände und felsige Steilküstenabschnitte.
Wussten Sie, dass ...
... der Strandkorb eine ganz und gar deutsche Erfindung ist und sich im Ausland nie richtig durchsetzen konnte?
... in den Ostseebädern
Wenn Sie von Ihrer Ferienunterkunft auf den Strand gucken möchten oder zumindest nur wenige Meter Fußweg dorthin haben wollen, kommt als Urlaubsort eigentlich nur eines der Ostseebäder in Frage. Hier und da ist sogar noch etwas von der mondänen Bäderarchitektur übrig, doch in der Regel tobte der Bauboom der 1960er und 70er und zog wahre Bettenburgen hoch. Mehr oder weniger ist hier alles auf das Strandleben ausgerichtet, und die weißen und sorgsam sauber gehaltenen Strände sind fast zur Gänze mit Strandkörben bestückt. Die Küstenorte sind von einer hübschen Strandpromenade mit dazugehöriger Infrastruktur flankiert. Dem entspannten Badeurlaub steht also nichts entgegen.
... an einsamen Stränden
Wer einsame Strände schätzt, findet abseits der Küstenbäder nicht wenige naturbelassene Strandabschnitte. Diese sind jedoch nicht selten von Campingplätzen gesäumt und gehören meist zu kleineren Hinterlandgemeinden, die ebenfalls Ferienunterkünfte bereithalten. Für den Strandbesuch empfiehlt sich in diesem Fall ein Fahrrad. Es gibt aber auch ganz einsame Naturstrände, vor allem vor den Steilküsten. Angeschwemmter Seetang und Gehölz werden hier nicht weggeräumt, und beim Baden ist mit Steinen im flachen Wasser zu rechnen. Belohnt wird der Gast jedoch mit einer eigentümlichen und erholsamen Ursprünglichkeit. Zum Schutz vor Wind und Sonne haben sich besonders an Naturstränden die „Strandmuscheln“ (Windschutzzelte) bewährt.
... an Badestellen im Binnenland
Eine weitere Alternative abseits des Trubels sind die vielen, aber wenig bekannten Badestellen an den zahlreichen Seen im Hinterland, besonders in der Holsteinischen Schweiz und an der Schlei (→ Hinweise im Reiseteil). Ein Wegweiser mit Aufschrift „Badestelle“ kennzeichnet fast immer eine gepflegte, frei zugängliche Liegewiese (oft mit Toilette und Spielplatz) oder ein flaches Seeufer, oft mit etwas Sand bedeckt, das auch kleinen Kindern Badespaß ermöglicht.
Baden, Badeaufsicht, Wasserqualität
Was die Ostsee mit ihren flachen Sandstränden zum perfekten Ferienziel für Familien macht, ist der Umstand, dass Ebbe und Flut kaum zu spüren sind und es nicht einmal eine nennenswerte Brandung gibt. Das erlaubt fast überall ein vergleichsweise gefahrloses Baden.
Und obwohl sich das Ostseewasser sogar im Hochsommer auf selten mehr als 19 °Celsius erwärmt, sind die Strände an schönen Tagen bei Einheimischen und Gästen beliebt und in der Hochsaison voll. Teilweise gleicht der Uferstreifen dann einem einzigen Sandkasten. Um den Strand benutzen zu dürfen, benötigt man meist eine Strandkarte oder die ortsübergreifend gültige Ostseecard, mit der sich das Lösen einer Tageskarte erübrigt.
Selbstverständlich sind die meisten Badestrände der Küstenorte tagsüber bewacht. Weht eine rot-gelbe Flagge am Beobachtungsturm, ist die Station besetzt. Flattert zusätzlich die gelbe Flagge am Turm, signalisiert das Gefahr beim Baden und Schwimmen. Ist die rote Flagge gehisst, herrscht Badeverbot.
Die Wasserqualität ist im Allgemeinen gut und wird ständig überwacht. Aktuelle Daten zur Wasserqualität sind unter schleswig-holstein.de (unter dem Suchbegriff „Badegewässerqualität“) zugänglich. Infos und Vorhersagen über Wassertemperatur, Wind und Wasserstände bekommt man unter bsh.de.
Hundestrände
An fast allen Küstenorten sind spezielle Strandabschnitte (auch mit Strandkörben) für Hunde ausgewiesen. Das erlaubt ein unbeschwertes Herumtollen und stört Gäste ohne vierbeinigen Begleiter nicht. Konkrete Hinweise dazu im Reiseteil unter „Praktische Infos“. An den übrigen Strandabschnitten, auch an Naturstränden, können freilaufende Hunde für Brut- und Zugvögel, die sich Fettreserven für den Weiterflug anfressen müssen, gefährlich werden. Daher herrscht im Sommerhalbjahr außerhalb der Hundestrände Leinenzwang. Im Winterhalbjahr von 1. Oktober bis - je nach Ort - 31. März oder 30 April - sind fast alle Strände auch für Hunde zugänglich.
Tipp: Nehmen Sie zum Strand eine Flasche Süßwasser für Ihren Hund mit, damit dieser nicht durstig das salzige Ostseewasser trinkt. Zudem empfehlen sich für den Notfall Wundspray und Verband, falls sich Ihr Hund an einer scharfen Muschel schneidet.
Sportlich, sportlich
Aktiv an der Ostseeküste
Die Küste ist vor allem das Terrain der Radler. Gut ausgeschilderte Fahrradwege führen durch die Region, immer mehr Wanderwege kommen hinzu. Und natürlich ist für Wassersportler die Gegend ein Paradies. Nicht zuletzt ist Holstein ein Land des Reitsports - immerhin wurde eine Pferderasse nach diesem Landstrich benannt.
Tipp: Warum nicht mal wieder Minigolf spielen? Fast in jedem Ostseebad gibt es entsprechende Plätze, die mitunter sogar mit extra großen Bahnen versehen wurden (Adventure-Golf).
Fahrradfahren
Radeln und Ostseeurlaub - das gehört zusammen, weil das Fahrrad nicht nur tolle Touren erlaubt, sondern auch für den Weg zum Strand fast unentbehrlich ist. (Fahrradvermieter finden Sie im Reiseteil.)
Über ein gut ausgeschildertes Wegenetz geht es kreuz und quer durch das sanfthügelige Land. Fast immer verlaufen neben größeren Straßen ausgebaute Radwege, ansonsten bewegt man sich auf asphaltierten Straßen, Feldwegen und Feinschotterpisten. Probleme macht allenfalls der mitunter heftige Gegenwind.
Auskünfte zu regionalen Fahrradrouten geben die Touristinformationen. Infos und Downloads zu regionalen Rundtouren (von 16 bis 85 km Länge) finden Sie unter ostsee-schleswig-holstein.de/radfahren. Detaillierte Infos zu den Rad-Regionen und den Radfernwegen (und GPS-Tracks zum Download) gibt es auch unter sh-tourismus.de/radfahren sowie unter komoot.de.
Wenn Sie lieber lange Strecken bevorzugen, empfiehlt sich der beliebte Ostseeküsten-Radweg. Dieser verläuft über 438 km immer an der Küste entlang (→ Karte) und sollte wegen der vorherrschenden Westwinde am besten von Flensburg in Richtung Lübeck gefahren werden.
Wandern, Nordic Walking
Vor allem die Holsteinische Schweiz verfügt über ein gutes Netz von Wanderwegen. Vor Ort erhältliche Wanderkarten erleichtern dennoch die Orientierung. Für Jogger und Nordic Walker sind inzwischen 107 Routen mit 800 km Länge ausgewiesen (Infos über Laufrouten unter ostsee-schleswig-holstein.de/laufen-walken). Zudem gibt es in der Holsteinischen Schweiz abwechslungsreiche Wander- und Nordic-Walking-Strecken (malente-tourismus.de/aktivurlaub). Natur genießen können Sie auch einfach auf langen Strandspaziergängen oder auf den windigen Wegen an den zerklüfteten Steilküsten - gesunde Luft ist garantiert.
Wassersport
Ob an der Küste, ob auf den Seen: Ostholstein ist eines der schönsten Wassersportreviere Deutschlands. Besonders Segler, Wind- und Kitesurfer kommen hier auf ihre Kosten. Und an windstillen Tagen ist zunehmend Stand-Up-Paddling (SUP) populär.
Surf-, Kite-, SUP- und Segelschulen sowie Verleihstationen gibt es an der Küste fast allerorts. Action, auch auf dem Katamaran, ist damit fast überall möglich. Windsurfer, Kiter und zunehmend auch Wingfoiler, die auf einem Board stehend einen Flügel („Wing“) in der Hand halten, fühlen sich vor allem in Pelzerhaken, auf Fehmarn und an der Flensburger Förde wohl.
Bei Wasserwanderern ist die Holsteinische Schweiz beliebt. Die mit blauen Schildern als Wasserwanderweg markierte Schwentine verbindet die Seen der Holsteinischen Schweiz miteinander und ist für Paddler von Eutin bis Kiel auf rund 50 km befahrbar. Nähere Infos und Flyer für Wassersportler gibt es, auch zum download, bei den Touristinformationen und unter ostsee-schleswig-holstein.de. Verleihstationen unter holsteinischeschweiz.de.
... und sonst noch?
Golf: 16 anspruchsvolle Greens bietet die Region, teils mit herrlicher Aussicht. In Küstennähe liegen die Golfplätze bei Travemünde, Ratekau, Timmendorfer Strand, Brodau, Grömitz, Fehmarn, Hohwacht, Heikendorf, bei Schilksee (Uhlenhorst) und bei Eckernförde (Altenhof) sowie in Glücksburg. Im Binnenland gibt es Plätze in Bosau und Bösdorf am Plöner See, in Curau, Bad Segeberg und in Angeln (Stenerberg). Infos auch unter golfkueste.de.
Reiten: In der Region ist man auf Reiterferien spezialisiert. Nicht nur Ponyreiten für Kinder wird vielerorts angeboten, auch die Ausbildung in Reitschulen ist meist kein Problem. Ein Ausritt am Strand oder durch die Hügel ist ein Erlebnis und besonders in der Nebensaison an einigen Stränden möglich. Infos beim örtlichen Touristservice.
Angeln: Die Ostsee und ihr seenreiches Hinterland sind auch für Petrijünger paradiesisch. Gäste dürfen ohne Prüfung an der Küste und in vielen Binnengewässern angeln, vorausgesetzt, sie erwerben für 20 Euro einen Urlauberfischereischein (z. B. über serviceportal.schleswig-holstein.de). Einen Anglerguide finden Sie unter ostsee-schleswig-holstein.de. Darüber hinaus werden zünftige Hochseeangeltouren angeboten, zum Beispiel von Heiligenhafen aus.
Familienurlaub
Mit Kindern an der Küste
Strand, Meer, Kinder, das passt gut zusammen. Schleswig-Holsteins Ostseeküste bietet für einen unbeschwerten Familienurlaub beste Voraussetzungen. Spannende Orte wie Aquarien, Tier- und Freizeitparks runden das Angebot ab.
Tipp: Drachen nicht vergessen! Immer wieder ein Erlebnis - und zudem ein preiswertes - ist das Drachen-steigen-lassen. Der beständige Wind macht es fast immer möglich.
Buntes Programm
Zur Unterstützung ruhebedürftiger Eltern organisieren alle Ostseebäder ein Kinderunterhaltungsprogramm. Die Palette reicht von Kinderfesten, Bastelangeboten und Piratenabenteuern bis zu Clown-Vorführungen oder dem öffentlichen Vorlesen von Gutenachtgeschichten. Und bei Schietwetter können Sie auf die Familien- und Erlebnisbäder an der Küste zurückgreifen (Infos und Termine im örtlichen Veranstaltungskalender).
Hoch hinaus
Geschicklichkeit üben und Höhenangst überwinden: Kletterparks mit Parcours verschiedener Schwierigkeitsgrade machen ein Kletterabenteuer für die ganze Familie möglich. Der Kletterpark Grömitz erhebt sich auf am Strand errichteten mächtigen Holzpfählen, bei Scharbeutz , Kiel und Eckernförde gibt es schöne Waldhochseilgärten.
Rauchende Colts
Schon seit 1952 inszenieren die Karl-May-Spiele im schönen Freilichttheater am Bad Segeberger Kalkberg kribbelnde Wildwestromantik. Die Inmitten rauchender Colts, galoppierender Rothäute und actionreicher Explosionen fiebern die Zuschauer mit, wenn Winnetou und Old Shatterhand für das Gute, Wahre und Schöne kämpfen.
Eisenbahnromantik
Rund um den Bahnhof der Museumsbahnen Schönberger Strand haben sich rund 50 historische Schienenfahrzeuge versammelt, von denen sich einige am Wochenende Richtung Schönberg in Bewegung setzen. Zudem bietet die Angelner Dampfeisenbahn von Kappeln aus mit Museumszügen Fahrten nach Süderbrarup an.
Blick in die Ferne
Der Aufstieg auf einen Turm ist für Kinder immer etwas Besonderes. Faszinierend sind vor allem der Flügger Leuchtturm auf Fehmarn und der Mürwiker Wasserturm in Flensburg. Weite Aussichten bieten auch zahlreiche andere Türme wie der ehemalige Aufklärungsturm der Bundeswehr in der Ostsee-Erlebniswelt bei Großenbrode, der Parnaß-Turm in Plön, der Bismarckturm in Angeln, der Aschberg-Aussichtsturm in den Hüttener Bergen und natürlich der Fernmeldeturm auf dem Bungsberg.
Attraktionen, Attraktionen
Ein Erlebnis für Familien mit Kindern, allerdings ein nicht preiswertes, ist ein Besuch im Hansa Park Sierksdorf, „Deutschlands einzigem Erlebnispark am Meer“ - da schlagen nicht nur Kinderherzen höher Vor allem für kleinere Kinder ist zudem die Tolk-Schau in Angeln ein echtes Abenteuer.
Naturerlebnisse
Auch hier leuchten Kinderaugen: Tiere sind immer ein Erlebnis. Beeindruckend ist der Vogelpark Niendorf mit rund 250 verschiedenen Arten. Ein tierisches Vergnügen ist auch der Privatzoo Arche Noah in Grömitz, etwas gedrängter geht es im Tierpark Gettorf zu. Faszinierend ist auch der Schmetterlingspark Fehmarn. Und im Wildgehege von Bad Malente können Sie, ohne Eintritt zu bezahlen, ungezwungen heimische Waldtiere beobachten.
Unterwasserwelten
Verborgene Meereswelten lassen sich in den kommerziellen Aquarien SEA LIFE Timmendorfer Strand und im Meereszentrum Fehmarn erleben. Etwas kleiner und weniger kommerziell ist das Aquarium-GEOMAR in Kiel.
Leinen los!
Für eine Seereise braucht es keinen Ausflug mit dem Fährschiff von Puttgarden oder Travemünde aus. Gelegenheit bieten auch die Bäderschiffe auf der Lübecker Bucht und der Flensburger Förde, die an den Seebrücken der Ostseebäder festmachen. Auf der Kieler Förde verkehrt zudem als öffentlicher Personennahverkehr die Förde-Fährlinie. Empfehlenswert sind auch die Schiffe auf den Seen der Holsteinischen Schweiz ab Bad Malente, Eutin und Plön.
Schiffe gucken
Nirgendwo kommen einem die dicken Pötte so nahe wie auf dem Nord-Ostsee Kanal, der meistbefahrenen Wasserstraße der Welt. Bei Kiel mündet der Kanal in die Förde. Was liegt da näher, als von einer Aussichtsplattform in Kiel-Wik die Schiffe in den Schleusenkammern zu beobachten!
Unterwegs an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins
Lübeck und die Lübecker Bucht
Lübeck ist das perfekte Ziel für einen Tagesausflug oder ein ausgedehntes Wochenende. Hier beeindrucken historische Straßenzüge, reiche Kaufmannshäuser und prächtige Backsteinkirchen. Die Lübecker Bucht ist so etwas wie Deutschlands Riviera mit besonders feinsandigen kilometerlangen Stränden.
Lübecker Marzipan ...
... war in alter Zeit eine teure Medizin zur Behandlung von physischer Mattigkeit. Heute ist das einstige „Apothekerkonfekt“ eine weltberühmte Süßigkeit. Stimulierend wirkt die kalorienreiche Masse aus Mandeln und Zucker immer noch - machen Sie einen Selbstversuch ...
Schon von Weitem erkennt man die sieben Kirchtürme Lübecks. Seit dem 13. Jh. waren sie augenfälliges Wahrzeichen des führenden Handelszentrums im Ostseeraum. Doch das Weltkulturerbe präsentiert sich nicht etwa als säuberliches Arrangement denkmalgeschützter Bauwerke, sondern mit ein lebendigen Kultur- und Gastronomieszene. Daneben ist Lübeck auch so etwas wie ein Shoppingparadies, in dem Sie herrlich durch belebte Altstadtgassen schlendern können.
Und was die zahlreichen Museen anbelangt, kann es die 215.000-Einwohner-Stadt leicht mit Millionenstädten aufnehmen. Immerhin ist Lübeck Heimatstadt dreier Nobelpreisträger: Jeweils ein eigenes Museum widmete man Thomas Mann und Günther Grass, beides Literaturnobelpreisträger. Und auch dem dritten im Bunde, dem in Lübeck geborenen und aufgewachsenen Friedensnobelpreisträger Willi Brandt, wird mit einem eigenen Haus gedacht.
In der Lübecker Bucht reihen sich bekannte Ostseebäder mit klingenden Namen wie Perlen auf einer Kette, mal eher mondän wie Travemünde oder Timmendorfer Strand, mal eher familiär wie Grömitz oder Kellenhusen.
Die Lübecker Bucht ist schon lange mehr als Hamburgs Badewanne. Als nach dem Zweiten Weltkrieg von den 1800 km deutscher Ostseeküste für die Westdeutschen nur 328 km in Schleswig-Holstein zur Verfügung standen, wurden die verbliebenen Ostseebäder hastig und auf Kosten ihrer historischen Substanz erweitert. Bis heute tummeln sich hier die meisten Feriengäste Schleswig-Holsteins. Und die wollen vor allem eines: an den weiten und feinsandigen Stränden unbeschwert Badeurlaub machen. Nur ab und zu wird das Bild durch eine naturbelassene Steilküste unterbrochen. Wer eher Hafenromantik bevorzugt, dem sei ein Ausflug nach Niendorf oder Neustadt/Holstein empfohlen.
Ihren Abschluss findet die Lübecker Bucht in der vorspringenden Landspitze von Dahmeshöved. Nördlich davon haben vor allem die Campingplätze das Terrain belegt.
Was anschauen?
Holstentor Lübeck: Auf dem Weg in die Altstadt kommt eigentlich jeder am Wahrzeichen mit den zwei charakteristischen Türmen vorbei. Im Inneren der bis zu 3,5 m dicken Mauern geht es gruselig zu; hier verbirgt sich u. a. eine Folterkammer.
Lübecker Rathaus: Es gehört zu den schönsten Rathäusern Deutschlands und besticht mit schlanken Türmchen und runden Windlöchern.
Europäisches Hansemuseum: Im historischen Burgkloster mit modernem Anbau wartet eine Zeitreise durch 800 spannende Jahre Hansegeschichte, die multimedial erzählt wird.
Viermastbark Passat: Einer der letzten großen deutschen Windjammer ist in Travemünde zu bewundern. Er ist das Wahrzeichen des Ostseebades.
Kloster Cismar: Einst war das Kloster ein bedeutendes Wallfahrtsziel, dessen Kirche den ältesten Flügelaltar der Welt beherbergt.
Was unternehmen?
Aussichtsplattform Petrikirche: Herrlichen Ausblick über Lübeck hat man vom Turm der Petrikirche aus. Ein Fahrstuhl bringt bequem auf die Aussichtsplattform in 50 m Höhe.
Wakenitzfahrt: Die Schifffahrt von Lübeck aus über das stille Nebenflüsschen Wakenitz zum Ratzeburger See ist ein weniger bekannter, aber ungemein erholsamer Ausflug.
Vogelpark Niendorf: Weitläufiges Gelände, in dem stille Beobachter über 250 verschiedene Vogelarten entdecken und bewundern können.
Hansa Park: Nicht nur, aber vor allem für Kinder und Jugendliche ist er ein wirklich aufregender Erlebnispark am Meer.
Wo baden?
Priwallstrand: Der herrlich breite und nicht allzu volle Badestrand ist nur mit der Fähre erreichbar.
Pelzerhaken: Auf diesem schönen, sich um eine Landzunge ziehenden Strand gibt es viel Platz.
Grömitz: Vielleicht ist er der feinsandigste, sicher ist er der längste Strand der Lübecker Bucht, und dazu noch mit exklusiver Südlage.
Kellenhusen: Das gemütliche, unkomplizierte Familienbad mit seinem 4 km langen, fast steinfreien Strand geht flach ins Wasser über.
Klostersee-Strand: Einer der wenigen kurtaxenfreien Naturstrände der Bucht. Im seichten Wasser ist allerdings mit einigen Steinen zu rechnen.
Lübeck
Lübeck ist Weltkulturerbe, und das zu Recht. Die berühmte Silhouette der „Königin der Hanse“ mit ihren sieben Kirchtürmen grüßt schon von Weitem, etwas vom Ruhm und Reichtum vergangener Zeiten ist in der Altstadt an jeder Ecke zu spüren.

Vom Wasser umschlossen: Weltkulturerbe Lübeck

Fast scheint es, als sei Lübeck mit seinen jahrhundertealten, Betriebsamkeit atmenden Straßenzügen und den vielen historischen Gebäuden so etwas wie ein lebendes Museum, das überdies noch bequem zu Fuß erkundet werden kann. Die gesamte Altstadt befindet sich auf einem von der Trave umflossenen Oval. Wenn Sie zunächst eine andere Sicht auf die Stadt einnehmen wollen - kein Problem. Auf den Travekanälen verkehren stündlich Ausflugsschiffe, die die Altstadt mit ihren Salzspeichern am Ufer auch von der sehenswerten Wasserseite aus zugänglich machen.
Stadtbummel
Das nach wie vor schönste Entree in die Altstadt bildet das wuchtige, doppeltürmige Holstentor. Von hier ist es nur ein kurzes Stück hinauf zum weltberühmten Rathaus und der gewaltigen St.-Marien-Kirche. Noch vor Beginn eines Stadtrundgangs kann man vom Turm der nur wenige Schritte entfernten St.-Petri-Kirche einen herrlichen Rundblick über die Stadt genießen. Ein Aufzug führt hinauf zur 50 m hohen Aussichtsplattform (5 €). Oben angekommen, erkennt man, dass sich die Stadt auf einem Hügel befindet, von dessen Zentrum um die Marienkirche die Straßen fast schachbrettartig nach allen Seiten hinunter zum Wasser führen. Es wird auch deutlich, dass Lübecks historisches Zentrum nur rund 1 km breit und knapp 2 km lang ist, alles ist also bequem zu Fuß erreichbar.
Noch ist die Altstadt nicht autofrei, aber verkehrsberuhigt. Vom Markt aus zieht sich die stets geschäftige Fußgängerzone, die Breite Straße, nach Norden. Auf ihr ist auch das berühmte Café Niederegger zu finden, das den Ruf Lübecks als Marzipanstadt mitbegründet hat (→ Lübecker Marzipan). Aber v. a. das jenseits von Markt und Geschäftsmeile liegende Lübeck lohnt, entdeckt und erlaufen zu werden. Dicht gedrängte Häuserzeilen mit über 3000 prächtigen Patrizierhäusern, die stolz ihre typischen Stufengiebel zeigen, schmücken viele Straßen und Plätze. Prunkvolle Exemplare finden sich beispielsweise im Ostteil der Altstadt, so in der Fleischhauer-, Hüx- und in der Wahmstraße. Alle drei Straßen bilden zudem ein wunderbar abwechslungsreiches Shopping-Viertel.

Lebensgroße Marzipanfiguren: Marzipansalon im Café Niederegger

Ebenfalls sehenswert sind die Gruben (so heißen die zur Trave führenden Straßen) im Südwesten, insbesondere die im Schatten von St. Petri beginnende Große Petersgrube. Sie ist die einzige Altstadtstraße, in der die ursprünglichen Fassaden der Gebäude vollständig erhalten geblieben und darüber hinaus auch noch Bürgerhäuser aller Baustile zu finden sind. Die Große Petersgrube mündet in die Straße An der Obertrave, wo einige Restaurants zur Einkehr einladen und auch Traverundfahrten starten. Eine wenig bekannte Besonderheit ist der Bau an der Obertrave 19-20, der von außen wie ein uralter, schöner Speicher aussieht. Das aber ist nur Tarnung, denn es handelt sich schlicht um einen Bunker.
Obwohl Lübeck einst eine überaus reiche Stadt war, lebten in der Hansestadt natürlich nicht nur wohlhabende Kaufleute. Im Norden der Altstadt liegt beispielsweise das Gängeviertel (an der Engelsgrube), wo auf engstem Raum die spätmittelalterlichen Handwerker und Tagelöhner wohnten. Deren ehemalige Behausungen sind durch Gänge verbunden, die teilweise so niedrig sind, dass man sich tief bücken muss, um hindurchzugelangen. Heute ist die Hinterhofidylle der winzigen, blumenberankten Häuschen liebevoll restauriert, und es lohnt sich unbedingt, bei einem Stadtspaziergang in diese andere Welt mit ihren „Scheinsackgassen“ und versteckten Ausgängen einzutauchen. In der gesamten Altstadt sind heute noch etwa 90 dieser typischen Lübecker Gänge erhalten geblieben.
Stadtgeschichte
Dreimal musste Lübeck gegründet werden, ehe es sich in voller Blüte entwickeln konnte. Etwas nördlich der heutigen Stadt, am Zusammenfluss von Trave und Schwartau (Alt-Lübeck genannt), entstand um das Jahr 1000 die Slawensiedlung Liubice, was „die Liebliche, die Schöne“ bedeutet. Doch im Jahr 1138 wurde diese Siedlung, in der sich mittlerweile bereits eine Niederlassung deutscher Kaufleute mit christlicher Kirche behauptete, im Zuge innerslawischer Auseinandersetzungen von heidnischen Slawen komplett niedergebrannt.
Die Neugründung erfolgte 1143 unter der Federführung des Schauenburger Grafen Adolf II., der auf eben jenem Hügel zwischen Trave und Wakenitz, der heute noch die Altstadt bildet, eine Siedlung errichten ließ. Hier bestand seit alter Zeit ein Handelsweg, deshalb war der Standort ein idealer Ausgangspunkt, um das slawische Gebiet zu unterwerfen. Schnell zog die neue Stadt viele Kaufleute an und wickelte einen immer größeren Teil des Nordosthandels ab. Das wiederum war dem Lehnsherren des Grafen, Herzog Heinrich dem Löwen, ein Dorn im Auge, denn in seinem unmittelbaren Einflussbereich nahm der Handel ab. Deswegen forderte er Adolf II. auf, ihm die Hälfte der städtischen Einnahmen zu überlassen, was dieser jedoch ablehnte. Daraufhin entzog der Herzog der Stadt das Recht auf einen Fernhandelsmarkt, womit den hiesigen Kaufleuten die Existenzgrundlage genommen wurde. Das vorläufige Ende der Stadtgeschichte markierte schließlich ein verheerender Brand im Jahr 1157, dem große Teile der Siedlung zum Opfer fielen.
Der Neuanfang und damit gewissermaßen die dritte Stadtgründung ließ allerdings nicht lange auf sich warten. Nachdem Heinrich der Löwe den Kaufleuten nach der Brandkatastrophe einen neuen Siedlungsplatz im Lande Ratzeburg zugeteilt hatte, der jedoch wirtschaftlich nicht sonderlich florierte, ließ er sie kurzerhand zurückholen und wies sie an, ihre alte Siedlung wiederzuerrichten. So entstand Lübeck 1159 unter Heinrich dem Löwen nochmals, und zwar mit einem Grundriss, der heute noch Bestand hat. Eine seiner ersten Maßnahmen bestand darin, Lübeck zum Bischofssitz zu machen (den Grundstein für den Dom soll er angeblich selbst gelegt haben), sodass die Stadt schon bald zum Zentrum der Missionierung Ostholsteins wurde. Zudem stattete er Lübeck mit einem Stadtrecht (nach Soester Vorbild) aus, welches später „Lübisches Recht“ genannt und mehr als 100 Städten im Ostseeraum verliehen wurde.
Aus Brandschutzgründen waren ab 1250 nur noch Backsteine als Baumaterial erlaubt. Auf engstem Raum entstanden so prächtige Häuser und Höfe, deren kunstvolle Giebel noch heute den Charme der Stadt ausmachen. Aufgrund seiner vielfältigen Handelsbeziehungen gelangte Lübeck innerhalb kürzester Zeit zu Macht und Reichtum. Dokumentiert wird dies u. a. durch die berühmten sieben Kirchtürme, die innerhalb von nur fünf Jahrzehnten, nämlich zwischen 1170 und 1220, erbaut wurden.
Zwar fiel die Stadt 1201 zwischenzeitlich in die Hände der Dänen, aber mit der Schlacht von Bornhöved (1227) erlangte auch Lübeck seine Souveränität zurück und wuchs rasant weiter. Denn nun wurde die neue Metropole an der Ostsee von Friedrich II. auch noch zur freien Reichsstadt erhoben, war also fortan keinem Grafen, Herzog oder Bischof, sondern lediglich dem Kaiser verpflichtet. Im Jahr 1300 trat die Stadt dann der Hanse bei und konnte hier rasch eine Führungsrolle übernehmen, ja sich zur „Königin der Hanse“ entwickeln (→ Kasten). Was Venedig für das Mittelmeer war, wurde Lübeck für die Ostsee, nämlich das Handelszentrum schlechthin. Die Metropole wuchs immer weiter und war bald nach Köln die zweitgrößte Stadt des Reiches.
Die Hanse
Die Geschichte der Hanse begann mit einer Fahrgemeinschaft: Fernhandel treibende deutsche Kaufleute taten sich seit dem 12. Jh. (beispielsweise in Gotland oder London) zusammen, um ihre ebenso einträglichen wie gefährlichen Reisen kostengünstig zu organisieren. Aus den losen Interessengemeinschaften entwickelten sich dauerhafte Kooperationen, von Außenstehenden Hansen („Schar“ oder „Bund“) genannt. Diese Hansen waren die Keimzellen, aus denen im 13. Jh. unter der Führung Lübecks ein Bund niederdeutscher Städte entstand.
Vornehmliches Ziel der Hanse war (neben der Sicherung der städtischen Freiheiten) die Sicherung des Handels. Sie bot ihren Mitgliedern im Ausland Rechtssicherheit, verwaltete die ausländischen Handelsprivilegien und organisierte den Fernhandel. Über die Richtlinienkompetenz des Städtebundes entschieden unregelmäßig stattfindende Hansetage, die seit 1356 im Lübecker Rathaus abgehalten wurden. Dabei erörterten die Hansedelegierten nicht nur kaufmännische Fragen, sondern entschieden auch darüber, ob Krieg oder Frieden ihren wirtschaftlichen Interessen zuträglicher war. Spätestens mit dem Frieden von Stralsund 1370, der den zehn Jahre dauernden Krieg gegen Dänemark beendete und die Vorherrschaft der Hanse im Ostseeraum festigte, war der Städtebund - und damit Lübeck - auf dem Höhepunkt seiner Macht angelangt. Der Hanse gehörten 200 Binnen- und Hafenstädte an. Ihre Einflusssphäre reichte vom Finnischen Meeresbusen bis zur Zuidersee im Westen und Thüringen im Süden.
Den Aufstieg zur „Königin der Hanse“ verdankte Lübeck seiner strategisch günstigen Lage. Die Stadt, die seit dem Erwerb von Travemünde 1329 über einen ungehinderten Zugang zur Ostsee verfügte, war der Knotenpunkt der bedeutendsten hanseatischen Handelsrouten zwischen Ostseeraum und Westeuropa. Die Lübecker Lagerhallen wurden von den Kompanien, die für den Handel mit dem Osten und dem Norden zuständig waren, mit Rohstoffen beliefert. Die Nowgorod-Fahrer brachten Holz, Pelze, Teer, Wachs und Hanf aus Russland, Erz und Hering kamen aus Schweden, Stockfisch aus Norwegen. Von Lübeck aus wurden die Rohstoffe weiterversandt, während aus dem Süden und Westen Europas gelieferte Fertigwaren (Tuche, Werkzeuge, Wein etc.) für den Markt im Norden und Osten umgeschlagen wurden.
Grundlage für die logistischen Anforderungen war das richtige Transportmittel. Die Schiffe der Hanse, die Koggen, waren billig zu produzieren und verfügten dank ihres bauchigen Rumpfs vielleicht nicht über die Eleganz venezianischer Galeeren, dafür aber über die immense Ladungskapazität von bis zu 100 Tonnen. Die Lübecker Flotte war noch bis zum Dreißigjährigen Krieg größer als die Englands, lediglich die Niederländer besaßen mehr Schiffe.
Mit dem Verlust des hanseatischen Kontors in Nowgorod 1478 begann der Niedergang der Hanse. Der alte Städtebund erwies sich auf Dauer gegenüber sich verändernden Marktbedingungen (der wirtschaftspolitischen Entwicklungen der frühneuzeitlichen Staaten, die wachsende Bedeutung der großen Bankhäuser) als nicht konkurrenzfähig. Mit der zunehmenden Bedeutung des transatlantischen Handels verschoben sich zudem die europäischen Marktzentren nach Westen und marginalisierten den Ostseehandel. Der letzte Hansetag wurde 1630 abgehalten, neben Lübeck nahmen nur Hamburg und Bremen daran teil.
Die politische Macht lag bei den reichen Kaufleuten, was fast zwangsläufig zu Differenzen mit den kirchlichen Autoritäten führen musste. Als steinernes Sinnbild kaufmännischen Selbstbewusstseins ließen die stolzen Ratsherren ab 1250 die gigantische Marienkirche bauen. Der Bischof, weitgehend entmachtet und des selbstherrlichen Rates überdrüssig, zog nach Eutin und lenkte seitdem von dort die Geschicke seines Bistums Lübeck.
Im Zeitalter der Reformation musste Lübeck behutsam vorgehen, denn die freie Reichsstadt unterstand ja dem katholischen Kaiser. Zudem wollte und konnte Lübeck als Oberhaupt der Hanse seine ebenfalls z. T. katholischen Handelspartner nicht plötzlich verprellen. So dauerte es in Lübeck bis zum Jahr 1531, ehe der Rat der Stadt auf Drängen der Bürgerschaft eine protestantische Kirchenordnung verabschiedete.
Durch geschickte Diplomatie schafften es die Lübecker Ratsherren, ihre stark befestigte Stadt aus dem Dreißigjährigen Krieg herauszuhalten, sodass Lübeck bis zum Ende des 18. Jh. eine blühende Kaufmannsstadt blieb. Der Niedergang begann erst, als napoleonische Truppen die Stadt 1806 besetzten. Zwar war der Spuk bereits 1813 wieder vorbei, doch die wenigen Jahre reichten aus, um die wirtschaftliche Macht Lübecks zu brechen. Einen wesentlichen Einfluss hatte die von Napoleon gegen England verhängte Wirtschaftsblockade (Kontinentalsperre), die auch Auswirkungen auf die Handelsaktivitäten der Hansestädte hatte. Die Folge war der Bankrott zahlreicher Kaufmannsfamilien.
Noch bis 1937 blieb Lübeck als eine von sechs Städten in Deutschland freie Reichsstadt, die sie seit 711 Jahren war. Dann wurde die Stadt von den Nationalsozialisten der preußischen Provinz Schleswig-Holstein zugeschlagen und verlor - anders als Bremen und Hamburg - ihre Selbstständigkeit.
Am Palmsonntag 1942 ging ein Teil Lübecks im britischen Bombenhagel unter; es war der erste große Luftangriff auf eine deutsche Stadt. Von weiteren Zerstörungen blieb Lübeck wohl nur deshalb verschont, weil der Schweizer Präsident des Internationalen Roten Kreuzes sich vehement für eine „Neutralisierung“ der Stadt als Umschlagplatz für Rot-Kreuz-Sendungen einsetzte. Dennoch schien es nach Kriegsende fast unmöglich, die gewaltigen Schäden zu beheben. Doch im Laufe der Zeit gelang es den Lübeckern, viel von der einstigen Pracht wiederherzustellen. Als Lohn für die jahrzehntelangen Bemühungen wurde die gesamte Altstadt 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Heute, da sich der Osten Europas neu geordnet und seine Grenzen geöffnet hat, liegt Lübeck wieder ganz zentral und hofft darauf, erneut Drehscheibe des Ostseehandels zu werden.
Sehenswertes
In der Weltkulturerbestadt Lübeck stolpern Sie geradezu über Kunstschätze, die sich unmöglich alle bei einem Kurzbesuch besichtigen lassen. Nicht entgehen lassen sollten Sie sich jedoch nach Möglichkeit die folgenden Sehenswürdigkeiten:
Holstentor
Der mächtige Verteidigungsbau mit seinen beiden charakteristischen Türmen wurde 1464-1478 unter der Leitung des Lübecker Ratsbaumeisters Hinrich Helmstede erbaut. Das Tor lag wie eine Art Brückenkopf vor der Stadt in Richtung Holstein (daher der Name). Es war mit 30 Geschützen ausgestattet, die jedoch nie zum Einsatz kamen. Schon während der Bauzeit hielt der weiche Boden der gewaltigen Last der bis zu 3,5 m dicken Mauern nicht stand, woraufhin der Südturm in Schieflage kam. Diese Neigung versuchte man bei der Errichtung der oberen Geschosse auszugleichen. Im Laufe der Jahrhunderte ist jedoch das gesamte Bauwerk abgesackt.

Blick von St. Petri: Salzspeicher und Holstentor

Durch die Entwicklung der Kriegstechnik war das Holstentor schon relativ schnell veraltet, sodass bereits im 16. Jh. eine dem Tor vorgelagerte Bastion errichtet wurde, um die Verteidigungsanlage zu verstärken. Deren prächtiges Tor wurde Mitte des 19. Jh. abgerissen, und fast wäre dem Holstentor das gleiche Schicksal widerfahren. Zu dieser Zeit war es nämlich zur Ruine verfallen und wurde von vielen als „steinernes Gerümpel“ verunglimpft; folgerichtig drohte der Abriss. Nach kontroversen Diskussionen im Rat entschied man sich aber schließlich doch mit einer Stimme Mehrheit für den Erhalt und die Renovierung des historischen Bauwerks. Heute ist das Holstentor in aller Welt bekannt. Dazu beigetragen hat sicher auch der Umstand, dass es von 1958 bis 1991 auf den 50-Mark-Scheinen der Deutschen Bundesbank verewigt war. 2006 wurde diese Tradition wieder aufgegriffen, damals erschien das Holstentor auf der Rückseite der ersten deutschen 2-Euro-Gedenkmünze.
Begrüßt wird der Besucher mit einer über dem Falltor angebrachten Inschrift in goldenen Lettern: Concordia Domi Foris Pax („Eintracht drinnen, außen Frieden“). Auf der Stadtseite des Tors, dessen Mauern teilweise über 3 m dick sind, sieht man die großen Buchstaben S.P.Q.L. als Abkürzung für Senatus Populusque Lubecensis („Senat und Volk von Lübeck“). Heute beherbergt das Holstentor ein Museum, das sich in erster Linie mit Lübeck als einstiger Handelsmacht befasst (→ Museum).
Petrikirche
Ein Fahrstuhl führt zur 50 m hohen Aussichtsplattform hinauf und ermöglicht einen tollen Rundblick über die Dächer der Stadt. Die im 13. Jh. erbaute ehemalige Kirche der Fischer wurde im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört und über viele Jahrzehnte (bis 1987) wiederaufgebaut. Seitdem dient die weitgehend kahle, weiß getünchte Kirchenhalle als Ausstellungsraum kulturellen Zwecken. Die Kirche finanziert sich ausschließlich aus den Eintrittgeldern.

Eingangshalle des Rathauses

♦ Aussichtsplattform: Jan./Feb. tägl. 11-17 Uhr, März-Dez. tägl. 10-19 Uhr, letzte Auffahrt 30 Min. vor Schluss. Eintritt 5 €, Schüler 3 €. Kirche: März-Dez. tägl. 11-16 Uhr. Eintritt frei. In der Kirche gibt es auch ein kleines Café (Mo-Sa 12-17 Uhr). Petrihof 1, Tel. 0451-7907014, st-petri-luebeck.de.
Rathaus
Es wurde zwischen dem 13. und 15. Jh. errichtet und gilt als eines der schönsten Rathäuser in Deutschland, obwohl es keinen einheitlichen Baustil aufweist. Vom Markt aus fällt der Blick auf die mittelalterliche, um 1350 fertiggestellte Fassade mit den lasierten Steinen, deren Pracht die Bedeutung der Stadt als „Haupt der Hanse“ dokumentieren sollte. Drei Türme und zwei riesige Windlöcher zieren die Hauptfront, darunter befindet sich ein in der Renaissance erbauter Laubengang. Besonders eindrucksvoll sind die sich nach Süden hin zwischen Markt und Fußgängerzone erstreckenden Vorbauten - zunächst das um 1300 entstandene Lange Haus mit seiner Wappenschildfolge unter dem Hauptgesims. Daran schließt sich das vielleicht auffälligste Gebäude der Stadt an, der Kriegsstubenbau (um 1440) mit seiner Glasursteinfassade und den schmalen, spitzbehelmten Rundtürmen zwischen hohen, mit Stadtwappen geschmückten Schildwänden. Zur Marktseite zieht sich ein Arkadengang durch beide Gebäude. Von der Fußgängerzone (Breite Straße) aus führt eine große Freitreppe hinauf in die im Stil der Neugotik gestaltete Eingangshalle des Rathauses.
Im Erdgeschoss des alten Rathaustraktes befindet sich der Audienzsaal mit seiner aus dem Rokoko stammenden Ausstattung. Er war früher Tagungsort des hansischen Obergerichts. Ein hölzernes Portal mit zwei unterschiedlich hohen Türen führt in den Saal. Die höhere Tür war den Ratsherren vorbehalten, die mit ihren großen Hüten erhobenen Hauptes eintreten konnten, während die Angeklagten die niedrige Tür benutzen mussten. Noch bis 1963 war der hohe eiserne Ofen die einzige Möglichkeit, den Saal zu heizen.

Marienkirche: Mutterkirche norddeutscher Backsteingotik

♦ Besichtigungen derzeit nur im Rahmen von 2-stündigen Stadtführungen, die im Regelfall Mo-Sa um 10.30, 11 und 14 Uhr sowie So um 11 Uhr stattfinden. Man sieht dann das ganze Rathaus mit dem historischen Bürgerschaftssaal.
Marienkirche
St. Marien ist die Kirche des einst mächtigen Rates der Stadt Lübeck. Mit ihrem Bau wollten die Ratsherren die immense Bedeutung der Stadt unterstreichen und sicher auch ihre eigene Machtfülle demonstrieren. Die Arbeiten begannen im Jahr 1250 und waren erst 100 Jahre später abgeschlossen; seither bildet die Marienkirche den Mittelpunkt der Stadt.
Architektonische Vorbilder waren die gotischen Kathedralen Frankreichs, die die Kaufleute auf ihren Reisen kennengelernt hatten. Allerdings waren die aus Naturstein gebaut, während das heimische Baumaterial der Backstein war - man musste also gewissermaßen „baustofftechnische Übersetzungsarbeit“ leisten. Dies gelang so meisterhaft, dass die dreischiffige Kirche - damals die größte der Christenheit und noch heute immerhin die drittgrößte Deutschlands - zum Prototypen und damit zur „Mutterkirche“ der nordeuropäischen Backsteingotik wurde.
Beim Betreten der Kirche richtet sich der Blick unweigerlich hinauf zum mit zartem Blätter- und Rankenwerk bemalten Mittelschiff, mit fast 40 m immer noch das höchste Backsteingewölbe der Welt.
Im Zweiten Weltkrieg musste St. Marien schwerste Beschädigungen hinnehmen. In der Bombennacht am Palmsonntag 1942 fielen auch die Glocken des Südturms hinab und krachten durch das Gewölbe auf den Boden der südlichen Turmkapelle, wo sie noch heute liegen. Einige Kunstschätze konnten allerdings vor der Zerstörung gerettet werden, so der Antwerpener Marienaltar (1518) mit seinen vergoldeten Holzschnitzereien, das in Bronze gegossene Sakramentshaus (1479) und die Bronzetaufe von Johann Apengeter aus dem 14. Jh.
In der nördlichen Totentanzkapelle befindet sich eine riesige astronomische Uhr. Es handelt sich um eine Rekonstruktion, denn das Original von 1566 fiel den Kriegsbomben zum Opfer, hatte bis dahin aber jahrhundertelang einwandfrei funktioniert. Die Uhr war und ist ein wahres Meisterwerk an Präzision und Technik. Auf ihrer Kalenderscheibe ist genau abzulesen, auf welchen Wochentag irgendein Datum aus der Zeitspanne zwischen 1911 und 2080 fiel bzw. fällt. Täglich um 12 Uhr mittags setzen sich die Figuren der Uhr in Gang.
Die steinerne Maus
Eine der bekanntesten Stadtlegenden Lübecks ist die von der gefräßigen Maus, an die heute ein Sandsteinrelief mit Rosenstock an einer Säule hinter dem Chor in der Marienkirche erinnert (Abendmahltisch): An der Außenwand des Vorgängerbaus der heutigen Kirche wuchs einst ein mächtiger Rosenstock, der nach damaliger Überlieferung die Stadt vor allen Angreifern schützte. Dementsprechend wähnten sich die Bürger zunächst auch im Jahr 1201 in Sicherheit, als die Dänen vor den Toren der Stadt standen. Leider mussten sie aber bald feststellen, dass eine Maus im Rosenstock ihr Nest gebaut, die Wurzeln angefressen und die Pflanze zum Absterben gebracht hatte. Der Zauber des Rosenstocks war damit ein für alle Male verflogen und die Ratsherren der Stadt ergaben sich mutlos den Dänen. Zur Erinnerung an die Geschehnisse ließen sie später in ihrer neuen Kirche Maus und Rosenstock in Stein meißeln. Und obwohl das Mäuschen seinerzeit so viel Schaden angerichtet hat, soll es heute Glück bringen - zumindest dann, wenn man es streichelt. Und das tun seit Jahrhunderten sehr viele, wie unschwer an der von unzähligen Berührungen herrührenden schwarzen Färbung des feinen Sandsteinreliefs zu erkennen ist.
Anstelle der ebenfalls verbrannten Originalorgel wurde 1968 ein neues Meisterwerk geschaffen, damals die größte mechanische Orgel der Welt. Sie verfügt über fünf Manuale, 101 Register und rund 8500 Pfeifen. Um auf ihr spielen zu können, muss der Organist etwa 15 Minuten Fußweg quer durch die Kirche und das Kirchendach zurücklegen und dabei 110 Stufen erklimmen.
♦ Tägl. 10-18 Uhr, im Winter 10-16 Uhr. Zur Gebäudeerhaltung zahlen Erwachsene 4 € Eintritt (den sog. Marientaler). Führungen Mai-Sept. (1:30 Std.) um 12.15 und 15 Uhr, Okt. und in der Adventszeit um 12.15 Uhr (Spende erbeten). Marienkirchhof 2.
Jakobikirche
Die Kirche, die den Zweiten Weltkrieg völlig unversehrt überstanden hat, wurde 1334 als Kirche der Schiffer und Seefahrer fertiggestellt. In ihrem Inneren beeindrucken v. a. der Altar (um 1500) und das reich beschnitzte Gebetsgestühl. In St. Jakobi befinden sich auch die letzten historischen Orgeln Lübecks mit originalem Pfeifenbestand. Ihre ältesten Teile sind gotische Werke (die heutigen Hauptwerke), von denen es weltweit nur noch sehr wenige gibt (um 1466 entstanden und damit aus hochprozentigem Blei). Die kleine Orgel wurde 1637 von Friedrich Stellwagen meisterhaft umgebaut (sie heißt auch Stellwagen-Orgel). Die größere Orgel über der Westempore ist mehrfach umgestaltet worden (hauptsächlich im 16. und 17. Jh.) und füllt die ganze Turmwand. Die Orgeln bestechen noch heute durch ihren außergewöhnlichen Klang; wer sich davon überzeugen will, kann an einer Orgelvesper teilnehmen (jeden Sa um 17 Uhr).
Die nördliche Turmkapelle beherbergt ein zerborstenes Rettungsboot der 1957 im Atlantik untergegangenen „Pamir“ und erinnert auch mit den am Boden eingemeißelten Namen an die 80 Toten dieses Unglücks. Das Schwesterschiff der „Pamir“, die „Passat“, liegt heute als Museumsschiff in Travemünde. Die Backsteintraufenhäuser vor der Kirche stammen aus dem Jahr 1601 und dienen seit dieser Zeit als Pastorat.
♦ Tägl. 10-18 Uhr, Mo nur bis 16 Uhr. Breite Straße/Jakobikirchhof.
Heiligen-Geist-Hospital
Das Hospital gegenüber der Jakobikirche wurde schon 1286 eingeweiht und war für mittelalterliche Verhältnisse ein wahrer Monumentalbau. Stifter dieser Sozialeinrichtung waren fromme Lübecker Kaufleute, aufgenommen wurden kranke und alte Bewohner der Stadt. Im Kernbau der Anlage, dem Langen Haus mit seiner sich über fast 90 m erstreckenden Halle, standen bis 1820 die Betten der Heimbewohner nebeneinander in Reih und Glied. Dann wurden winzige hölzerne Kabäuschen eingebaut, die sehr spärlich eingerichtet waren und lediglich der Nachtruhe dienten. Die Halle war und ist nur über die Hospitalskirche aus zu betreten, dessen sehenswerte Altarraumabtrennung (Lettner von 1300) die Legende der hl. Elisabeth erzählt, die als Schutzpatronin der Armen, Alten und Kranken gilt. Erst 1970 zogen die letzten Bewohner hier (widerstrebend) aus. Heute werden Halle und Kammern in der Adventszeit für einen sehr stimmungsvollen Weihnachtsmarkt genutzt (dann 3 € Eintritt). In den 1970er-Jahren wurden die übrigen Gebäude zum modernen Seniorenheim und zur Altentagesstätte umgebaut.
♦ Tägl. 10-16 Uhr, im Sommer bis 17 Uhr, Mo geschlossen. Eintritt (außer bei Sonderausstellungen) frei. Am Koberg, Tel. 0451-1222040.
Schiffergesellschaft
Das ebenfalls an der Jakobikirche gelegene und von einem Dreimaster als Wetterfahne gekrönte Haus der Schiffergesellschaft (Breite Straße 2) ist die älteste erhaltene Seemannskneipe der Welt. Bereits 1535 erwarb die Gilde der Schiffer und Kaufleute Lübecks ihr Gildehaus, und es zieht noch heute Touristen magisch an. Nach wie vor sitzt man in der seit 150 Jahren als Restaurant genutzten ehemaligen Versammlungshalle an langen Tischen und Bänken aus dunklem Eichenholz, an deren Enden die Wappen der Seefahrer angebracht sind. Die vor über 600 Jahren gegründete Schiffergesellschaft (1401) besteht übrigens noch heute als Bruderschaft und nimmt nur Lübecker Kapitäne auf. Sie verwendet die Pachteinkünfte nach wie vor satzungsgemäß für die Unterstützung bedürftiger Seeleute und deren Witwen.
Stiftshöfe
Die Versorgung von Armen, Witwen und Waisen in gepflegten Stiftshöfen war und ist bis heute eine Lübecker Besonderheit. Ende des 19. Jh. gab es noch 170 Stiftshöfe in der Stadt, viele davon sind bis heute erhalten geblieben. Deswegen gibt es neben dem berühmten Heiligen-Geist-Hospital noch andere Wohnstifte mit jahrhundertelanger Tradition. Meist sind sie nach ihrem Gründer, i. d. R. einem wohlhabenden Lübecker Kaufmann, benannt. Zu ihnen zählt der Von-Dornes-Hof in der Schlumacherstraße 15-23 (nahe Hüxstr.), der vor etwa 550 Jahren gegründet wurde und in dem noch heute Altenwohnungen untergebracht sind. Der jüngste Stiftshof ist der 1725 erbaute Haasenhof(Dr.-Julius-Leber-Str. 37-39), in dem ursprünglich Wohnungen für Witwen und ledige Frauen zur Verfügung standen. Aus dem Jahr 1612 stammt die im Renaissancestil gebaute Wohnanlage Glandorps Hof, die aus einem dreigeschossigen Backsteintraufenhaus mit zwei Flügelbauten besteht (Glockengießerstr. 45-51). Auch diese Anlage wird heute noch genutzt. Der vielleicht eindrucksvollste aller Stiftshöfe befindet sich ebenfalls in der Glockengießerstraße (Nr. 23-27, neben dem Grass-Haus); es ist der 1639 erbaute Füchtingshof.Durch ein prächtiges Sandsteinportal gelangt man in den Hof und sieht die jeweils paarweise angeordneten Eingangstüren der Wohnungen, die einst Kaufmanns- und Schifferwitwen vorbehalten waren (freie Unterkunft auf Lebenszeit). Die Stiftung Johann Füchting Testament betreibt das Wohnstift noch heute.
♦ Besucher sind von 9-12 und 15-18 Uhr willkommen.
Burgtor
Baulicher Höhepunkt des Burgtorviertels im Norden der Altstadt ist das imposante Burgtor selbst. Es sicherte einst den einzigen natürlichen Zugang zur Stadt (noch heute fließt der Verkehr mitten hindurch). Das Tor mit seinen vier Öffnungen geht im Kern auf das 13. Jh. zurück und erhielt seine heutige Form bereits im Jahr 1444, als es mit schwarzen und roten Ziegeln neu verblendet wurde. Nach einem Brand im Jahre 1685 bekam es seine barocke Turmhaube. Zu beiden Seiten des Tores ist noch etwas von der alten, gewaltigen Stadtmauer von 1320 erhalten.

Der Dom:ältestes Baudenkmal der Stadt

Aegidienkirche
Die im Zweiten Weltkrieg unzerstört gebliebene Kirche mit ihrem 86 m hohen quadratischen Turm war als Kirche der Handwerker und Bauern das kleinste und bescheidenste Gotteshaus der Stadt. Im Inneren der im 13. Jh. erbauten und im 15. Jh. erweiterten Kirche ist v. a. der von einem Lübecker Meister 1587 reich beschnitzte „Singechor“ bemerkenswert (so wird die Lettnerbühne hier genannt). Sehenswert sind auch die gotischen Wandmalereien im Chor und in der Turmhalle, die nahezu vollständig erhalten sind.
♦ Di-Sa 10-16 Uhr. Aegidienstr. 75.
Dom
Ohne das älteste Baudenkmal der Stadt mit seinen beiden 115 m hohen Türmen wäre die Silhouette Lübecks nur unvollständig. Am gewaltigen Dom wurde schon im 12. Jh. fleißig gebaut. Fertiggestellt war er im Jahr 1230, doch bald darauf baute man ihn - dem Zeitgeschmack entsprechend - zur gotischen Hallenkirche um. 800 Jahre lang hielt er allen äußeren Einflüssen stand, dann brannte er im Zweiten Weltkrieg vollständig aus. Die Kriegszerstörungen am Dom waren so gewaltig, dass der Wiederaufbau Jahrzehnte brauchte; das Paradies, eine besonders kunstvolle, ursprünglich spätromanische Vorhalle, konnte erst 1982 wiederhergestellt werden.
Die Mitte des Doms beherrscht ein tatsächlich 17 m hohes Triumphkreuz mit dem von Figuren der Heilsgeschichte umgebenen Gekreuzigten. Geschaffen wurde es 1477 vom einheimischen Bildhauer Bernd Notke, von dem auch der holzgeschnitzte Lettner stammt. Die Renaissancekanzel, an die 1625 eine Kirchenuhr angefügt wurde, datiert aus dem Jahr 1568. In der Kirche befinden sich zahlreiche weitere Kunstschätze, v. a. Bischofsgrabplatten sowie Steinsärge der Fürstbischöfe von Lübeck und späteren Großherzöge von Oldenburg.
Die zum Dom hinführende kleine Straße heißt Fegefeuer und galt im Mittelalter als Fluchtweg für diejenigen, die Unterschlupf im Machtbereich des Bischofs suchten und sich auf diese Weise der städtischen Gerichtsbarkeit entziehen wollten.
♦ Tägl. 10-18 Uhr, im Winter 10-16 Uhr. Mühlendamm 2.
Museen und Ausstellungen
Lübeck ist eine Stadt mit eindrucksvollen Museen, die sich fast alle zu einem Verbund zusammengeschlossen haben. Der Eintritt in die meisten Museen beträgt 8 € für Erwachsene und 2,50 € für Schüler (Kinder unter 6 J. sind frei). Zudem gibt es zwei verschiedene Familienkarten (wahlweise mit einem oder zwei Erwachsenen) für 9 bzw. 17 €. Wichtig: Beim Besuch eines zweiten Hauses der Lübecker Museen innerhalb von drei Tagen erhalten Sie bei Vorlage der Eintrittskarte einen Rabatt von 50 % (nicht im Europäischen Hansemuseum). Infos unter die-luebecker-museen.de.
Museum Holstentor
Das Kernstück der Ausstellung über die „Macht des Handels“ bildet ein Stadtmodell, das Lübeck um 1650 zeigt. Auch historische Schiffsmodelle der berühmten Hansekoggen erinnern an die große Vergangenheit der Stadt. Der eher unrühmliche Teil der Stadtgeschichte, nämlich der äußerst grausame Umgang mit Gefangenen, wird in der Folterkammer dokumentiert. Die befindet sich im 3. Stock und ist ein reines Museum, denn systematisch gefoltert wurde im Holstentor nie (→ Holstentor).
♦ Tägl. 10-17 Uhr, Jan-März Mo geschlossen. Eintritt 8 €, Schüler 2,50 €, Familien 17 €. Holstentorplatz, Tel. 0451-122-4129.
Katharinenkirche (Museumskirche)
In der im 14. Jh. erbauten turmlosen Kirche eines ehemaligen Franziskanerklosters konnte im Hochchor und im Mittelschiff noch original mittelalterliche Farbgebung freigelegt werden. Im Inneren beherbergt die Backsteinbasilika u. a. das berühmte Gemälde „Auferweckung des Lazarus“ von Jacopo Tintoretto (1578). Einen großen Schatz stellen auch die im Vorübergehen gut sichtbaren neun Terrakottafiguren dar, welche die Nischen der Westfassade zieren. Die drei linken wurden 1930-33 von Ernst Barlach geschaffen, ursprünglich für einen auf 18 Figuren angelegten Zyklus mit dem Titel „Gemeinschaft der Heiligen“. Die Kirche dient häufig auch als Raum für Sonderausstellungen.
♦ Nur Mitte April bis Mitte Okt. Do-So 12-16 Uhr. Eintritt 2 €, Kinder 1,50 €. Königstraße/Ecke Glockengießerstraße. Infos zu Führungen und Sonderausstellungen unter museumskirche.de, Tel. 0451-122-4137.
Museum Behnhaus Drägerhaus
Um einen Eindruck zu bekommen, wie reiche Kaufleute im 18. und 19. Jahrhundert lebten, lohnt ein Besuch der beiden nebeneinander liegenden Stadtpalais. Die Räume im Drägerhaus zeigen eine original erhaltene Folge von Fest- und Repräsentationsräumen des 18. Jahrhunderts. Das benachbarte Behnhaus zeigt Wohnräume des 19. Jh. Genutzt werden die historischen Ensembles heute als Galerie des 19. Jahrhunderts und der klassischen Moderne. Gezeigt werden u. a. Bilder des 1789 in Lübeck geborenen Bürgermeistersohns Johann Friedrich Overbeck, der einer der wichtigsten Vertreter der zeitgenössischen religiösen Malerei war. Daneben sind auch Werke nachfolgender Künstlergenerationen zu sehen, beispielsweise Arbeiten von August Macke (1887-1914) oder Edvard Munch (1863-1944).

Lübecks Visitenkarte: das Holstentor

♦ Jan.-März tägl. 11-17 Uhr, April-Dez. 10-17 Uhr (Mo jeweils Ruhetag). Eintritt 8 €, Schüler 2,50 €, Familien 17 €. Königstr. 9-11, Tel. 0451-122-4148.
Europäisches Hansemuseum (Burgkloster)
Erst 2015 eröffnet, führt dieses Themenmuseum im Norden der Altstadt die Besucher in einer Art Zeitreise durch 800 Jahre Hansegeschichte (mit einer Fokussierung auf die großen Handelsniederlassungen Lübeck, Nowgorod, Brügge, London und Bergen). Für den Rundgang geht es mit einem gläsernen Aufzug in eine Art unterirdisches Geschichtslabyrinth, in dem man zunächst die beim Bau des Museums wieder freigelegten uralten Baufundamente zu sehen bekommt. Außerdem werden die Geschichte der Hanse und deren weitreichende Handelsbeziehungen wie auch die Kunst des Mittelalters chronologisch in interessanten Rauminszenierungen präsentiert. Die Ausstellung, die auch über zahlreiche wertvolle Originalexponate verfügt, ist eine Multimedia-Mischung aus wissenschaftlich fundierten Rekonstruktionen, Licht- und Soundinstallationen, illustrierenden Filmen, aber auch klassischen Informationstafeln.
Der für 50 Mio. Euro erbaute backsteinern-historisierende, aber dennoch futuristisch anmutende Museumsneubau wurde in den historischen Burghügel integriert. Er steht neben dem im Jahr 1229 gegründeten Burgkloster, das heute als die bedeutendste norddeutsche Klosteranlage des Mittelalters gilt (ehemals ein Dominikanerkloster). Nach der Reformation wurde es als Armenhaus genutzt, später als Gericht und Untersuchungsgefängnis. Unter nationalsozialistischer Herrschaft diente es schließlich der Inhaftierung von Juden und Widerstandskämpfern, danach beherbergte es ein Museum für Archäologie.

Raum Newa im Europäischen Hansemuseum

♦ Tägl. 10-18 Uhr. Erw. 14 €, Kinder unter 18. J. frei. Besucher können sich von einem Audioguide führen lassen. Auf der Dachfläche befindet sich eine öffentlich zugängliche Terrasse mit schönem Traveblick und am Eingang (Spielhof) das Stadtcafé Fräulein Brömse. An der Untertrave 1, Tel. 0451-8090990, hansemuseum.eu.
Museumsquartier St. Annen
Das Quartier in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Klosters im Südwesten der Altstadt besteht aus dem St.-Annen-Museum mit seinen mittelalterlichen Schätzen und aus der Kunsthalle St. Annen, in der moderne Kunst präsentiert wird.
Im kunsthistorisch sehr bedeutsamen St.-Annen-Museum sind alte Schätze kirchlicher Kunst und des Kunsthandwerks ausgestellt. Kernstück ist die größte deutsche Sammlung mittelalterlicher Schnitz- und Flügelaltäre (28 prächtige Altäre), zu der u. a. auch das kostbarste Kunstwerk Lübecks gehört: der berühmte Memling-Altar von Hans Memling. Eine Lübecker Kaufmannsfamilie stiftete diesen berühmten Passionsaltar im Jahr 1491 für den Dom. Nach dem Zweiten Weltkrieg soll ein reicher Amerikaner eine unvorstellbar hohe Summe für den Altar geboten haben, mit der man einen großen Teil der Stadt hätte wiederaufbauen können; die Lübecker lehnten jedoch ab.
Zu sehen gibt es darüber hinaus 25 Epochen- und Themenräume, darunter einige vollständig eingerichtete Wohnräume alter Lübecker Kaufmannsfamilien sowie erlesene Möbel, Gemälde, Porzellan und Fayencen.
Die Kunsthalle St. Annen