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Mitte des 23. Jahrhunderts werden die von Menschen besiedelten Planeten durch eine kriegerische Alien-Zivilisation bedroht. Nach Jahren des Krieges herrscht ein brüchiger Waffenstillstand, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass jeder neue Waffengang mit den Fremden das Ende der freien Menschheit bedeuten würde. Zu überlegen ist der Gegner. In dieser Zeit bricht die STERNENKRIEGER, ein Raumkreuzer des Space Army Corps , unter einem neuen Captain zu gefährlichen Spezialmissionen in die Weite des fernen Weltraums auf... Alfred Bekker schrieb die fesselnden Space Operas der Serie CHRONIK DER STERNENKRIEGER. Seine Romane um DAS REICH DER ELBEN, die GORIAN-Trilogie und die DRACHENERDE-SAGA machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er schrieb für junge Leser die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER, DIE WILDEN ORKS, ZWERGENKINDER und ELVANY sowie historische Abenteuer wie DER GEHEIMNISVOLLE MÖNCH, LEONARDOS DRACHEN, TUTENCHAMUN UND DIE FALSCHE MUMIE und andere. In seinem Kriminalroman DER TEUFEL VON MÜNSTER machte er mit dem Elbenkrieger Branagorn eine Hauptfigur seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einem höchst irdischen Mordfall. Im November 2012 erschien mit DER SOHN DER HALBLINGE sein nächster großer Fantasy-Epos bei Blanvalet.
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Seitenzahl: 155
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Notlandung - Chronik der Sternenkrieger #19
Alfred Bekker's Chronik der Sternenkrieger
Alfred Bekker
Published by Alfred Bekker, 2018.
Title Page
Chronik der Sternenkrieger 19 | Notlandung | von Alfred Bekker
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Ein CassiopeiaPress E-Book
Die abweichende Original-Printausgabe erschien in der Romanreihe „STERNENFAUST“ unter dem Titel „Notlandung auf Debrais VII“.
© 2005,2008,2013 by Alfred Bekker
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich (Westf.)
www.AlfredBekker.de
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MITTE DES 23. JAHRHUNDERTS werden die von Menschen besiedelten Planeten durch eine kriegerische Alien-Zivilisation bedroht. Nach Jahren des Krieges herrscht ein brüchiger Waffenstillstand, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass jeder neue Waffengang mit den Fremden das Ende der freien Menschheit bedeuten würde. Zu überlegen ist der Gegner.
In dieser Zeit bricht die STERNENKRIEGER, ein Raumkreuzer des Space Army Corps , unter einem neuen Captain zu gefährlichen Spezialmissionen in die Weite des fernen Weltraums auf...
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ALFRED BEKKER schrieb die fesselnden Space Operas der Serie CHRONIK DER STERNENKRIEGER. Seine Romane um DAS REICH DER ELBEN, die GORIAN-Trilogie und die DRACHENERDE-SAGA machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er schrieb für junge Leser die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER, DIE WILDEN ORKS, ZWERGENKINDER und ELVANY sowie historische Abenteuer wie DER GEHEIMNISVOLLE MÖNCH, LEONARDOS DRACHEN, TUTENCHAMUN UND DIE FALSCHE MUMIE und andere. In seinem Kriminalroman DER TEUFEL VON MÜNSTER machte er mit dem Elbenkrieger Branagorn eine Hauptfigur seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einem höchst irdischen Mordfall. Im November 2012 erschien mit DER SOHN DER HALBLINGE sein nächster großer Fantasy-Epos bei Blanvalet.
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Ambrais VII, Trans-Alpha...
Der schrille Trauergesang der Nosronen erfüllte die Höhle. Ka-Akon, der oberste Kampfpriester im Dienst der Republik aller Nosronen, hatte für immer die knopfartigen, infrarotsichtigen Augen geschlossen.
Fast zwanzig Erdenjahre hatte Ka-Akon gelebt. Länger als die meisten seiner Art. Mit ganzer Seele hatte er sich der ureigensten Aufgabe eines Priesters gewidmet – dem Kampf gegen die Götter.
Und doch war er letztlich friedlich gestorben.
James Levoiseur regulierte die Außenmikrofone seines schweren Kampfanzugs nach, um vor den schrillen, größtenteils im Ultraschallbereich liegenden Tönen geschützt zu sein, die bei dem Trauergesang der Nosronen erzeugt wurden.
Der tote Kampfpriester wurde auf einer Bahre getragen.
Ausgestreckt lag seine an einen übergroßen Maulwurf erinnernde Gestalt da.
Paolo DiStefano, der zweite auf Ambrais VII zurückgelassene Marineinfanterist, meldete sich über Helmfunk. »Mein Ortungsgerät zeigt die Signatur von mindestens zehn Kampfgleitern an, die gerade zur Landung ansetzen.«
»Dann werden wir jetzt wohl mit dem Gegenschlag der Etnord zu rechnen haben.«
»Verdammt, wir hätten uns längst von hier zurückziehen müssen, James!«
»Die Nosronen werden nicht gehen, bevor das Totenritual für ihren obersten Kampfpriester nicht abgeschlossen ist.«
*
RA-GALAN, KA-AKONS designierter Nachfolger, musste die Zeremonie durchführen. Eigentlich wäre die persönliche Anwesenheit des Tyrannen erforderlich, aber da sich Ka-Akon und seine Gruppe in einer vorgeschobenen, weit von der Zentralhöhle des nosronischen Herrschers entfernten Position befanden, war das unmöglich. Genauso wie es nicht möglich erschien, Ka-Akons Leichnam über diese lange Distanz zu überführen.
Das hätte den Abwehrkampf gegen die Etnord-Götter unterbrochen und ihnen die Gelegenheit gegeben, sich von den Schlägen zu erholen, die ihnen von den Kampfpriestern der Nosronen zugefügt worden waren.
Ra-Galan stand am Kopfende der Bahre.
Er hob die kurzen, mit breiten Grabpfoten ausgestatteten Arme und stieß schrille Laute aus, die die Translatoren der auf Ambrais VII zurückgebliebenen Menschen nur unzureichend übersetzte. Der Grund dafür lag wohl darin, dass für Trauerliturgie ein entlegenes Subvokabular der nosronischen Sprache verwendet wurde, das bislang von den Geräten einfach noch nicht aufgezeichnet und analysiert worden war.
Ein anderer, niederrangiger Kampfpriester stand neben Ra-Galan und hielt ihm einen offenen Behälter entgegen, in dem sich mühsam zusammengerupftes Seelenmoos befand.
Ra-Galan nahm etwas davon, woraufhin sich die Farbe des Mooses von einem satten Grün in ein tristes Grau veränderte.
Psychosensitivität war nur eine der erstaunlichen Eigenschaften, die von den beiden auf Ambrais zurückgelassenen Wissenschaftlern festgestellt worden war.
Professor Dr. Miles Rollins und Professor Dr. Eric Reilly II. waren Zeuge geworden, wie das Seelenmoos von den Nosronen dazu benutzt wurde, um Artgenossen von ihren Etnord-Parasiten zu befreien. Das Moos löste eine massive Abstoßungsreaktion aus.
An diesem Punkt hatten Reilly und Rollins einen Ansatz für die Abwehr der Etnord gesehen, deren Invasion trotz vorübergehender Erfolge nach wie vor eine Gefahr für die Humanen Welten sowie die mit ihnen verbündeten Sternenreiche waren.
So waren Rollins und Reilly nach der letzten Expedition des Sondereinsatzkreuzers STERNENKRIEGER II unter Captain Rena Sunfrost ins Ambrais-System bei den Nosronen zurückgelassen worden, um ihren Forschungen nachgehen zu können. Die Marines DiStefano und Levoiseur hatte man zu ihrer Sicherheit abgestellt.
Rollins stand etwas abseits. Interessiert verfolgte er die Zeremonie der Nosronen, während Eric Reilly II. noch mit der Auswertung einiger Proben beschäftigt war und sich davon auch nicht durch die besonderen Umstände abhalten ließ, die zurzeit herrschten.
In diesem Moment legte Ra-Galan das Seelenmoos auf den Körper des toten Ka-Akon. Daraufhin veränderte es seine Farbe – oder besser gesagt: Es verlor sie. Innerhalb weniger Sekunden wurde das Moos vollkommen weiß.
Für die Nosronen das sichere Zeichen, dass die Seele des Obersten Kampfpriesters dessen Körper tatsächlich verlassen hatte.
Gleichzeitig stimmte Ra-Galan einen durchdringenden Gesang an, der im Frequenzbereich der hohen Sopran-Koloratur einer Mozart-Arie lag. Für die nosronischen Stimmen waren das jedoch ungewöhnlich niederfrequente Laute, deren Tiefe wohl Trauer ausdrücken sollte.
Nach und nach bedeckte der neue – sicherheitshalber bereits vor Antritt dieser Mission durch den Tyrannen persönlich zum Nachfolger bestimmte – Oberste Kampfpriester den Körper des Toten mit Seelenmoos, das daraufhin ebenfalls die Farbe verlor.
Die Grabkräfte erzeugten dabei mit den Pfoten klatschende Laute. Die Kampfpriester hatten ihre Luntenschlossgewehre geschultert und verharrten in einer angespannten Haltung.
Levoiseur wandte sich an Rollins, der nur den Schutzhelm eines leichten Kampfanzugs trug, der aber ebenfalls über Funk verfügte, was die Verständigung angesichts des ohrenbetäubenden Geräuschpegels erheblich erleichterte.
»Sir, wir werden angegriffen«, erklärte Levoiseur. »Die Etnord operieren mit mehreren Kampfgleitern in dem Gebiet über uns.«
»Ich denke, wir sind tief genug unter der Oberfläche, um vor den direkten Einwirkungen ihrer Strahlwaffen geschützt zu sein«, glaubte Rollins.
»Mag sein, aber eigentlich müssten wir uns jetzt sofort zurückziehen, wenn wir einer direkten Konfrontation ausweichen wollen. Und diese nosronische Taktik hat sich doch bisher als sehr erfolgreich herausgestellt.«
Rollins hob die Schultern. Er deutete mit einer knappen Geste in Richtung des neuen Oberpriesters. Die Zeremonie war noch in vollem Gang und ging weit über das Totenritual hinaus, das für einen gewöhnlichen Kampfpriester oder gar eine der Grabkräfte durchgeführt wurde.
Ka-Akon galt unter den Nosronen bereits als eine historische Persönlichkeit. Ein Held, der schon zu Lebzeiten beinahe mythische Qualitäten erlangt hatte.
»Ich fürchte, nichts und niemand wird die Nosronen davon abhalten, ihr Ritual in aller Ausführlichkeit durchzuführen«, glaubte Rollins.
»Sprechen Sie mit ihnen!«
»Mit wem denn? Ich müsste meine Worte an Ra-Galan richten – aber wenn ich das in dieser Situation täte, könnte es sein, dass ich damit unser gutes Verhältnis zu den Nosronen aufs Spiel setze. Und für vier auf sich gestellte Menschen auf Ambrais VII ist das noch gefährlicher, als ein Angriff der Etnord!«
»Professor Reilly, was meinen Sie?«, erkundigte sich Levoiseur über Helmfunk bei dem Wissenschaftler, dessen gegenwärtige Position sich etwa fünfzig Meter entfernt in einem Seitenarm jener Höhle befand, in der diese vorgeschobene nosronische Kampfgruppe gerade kampierte.
»Vertrauen wir darauf, dass die Nosronen die Gefahr am besten einschätzen können«, lautete Reillys Ansicht.
»Bitte, Sir?« Levoiseur glaubte schon, sich verhört zu haben.
»Die Etnord schwärmen jetzt mit Infanterie aus«, mischte sich DiStefano ein.
Er sandte die Anzeigen seines Ortungsgeräts auf die Helmdisplays der anderen Teilnehmer dieser Expedition. Eine schematische Übersicht erschien vor Levoiseurs linkem Auge. Deutlich war die Position der Höhle gekennzeichnet, in der sie sich im Moment aufhielten. Sie lag fast vierhundert Meter unter der planetaren Oberfläche und galt als sicher. Das dazwischen liegende Gestein und Erdreich bildete sowohl einen Schutz gegen direkten Beschuss, als auch gegen die Ortungssysteme der Etnord, über deren Leistungsfähigkeit man allerdings nur indirekte Schlüsse ziehen konnte, indem man sorgfältig beobachtet hatte, bei welchem Verhalten von der anderen Seite eine Reaktion erfolgte.
Umgekehrt waren natürlich auch die Ortungsmöglichkeiten der Menschen in dieser Tiefe eingeschränkt. Normalerweise wäre es je nach Zusammensetzung des über ihnen liegenden Gesteins sogar völlig unmöglich gewesen, die feindlichen Gleiter auszumachen. Aber glücklicherweise hatte sich die Signatur der Laserwaffen, die von den Etnord bevorzugt benutzt wurden, als sehr durchdringend erwiesen. Die Gleiter der Etnord waren mit entsprechenden Geschützen ausgerüstet worden und daher sehr deutlich zu orten. Schwächere Signaturen deuteten auf ausgeschwärmte Infanterie mit entsprechenden Handwaffen hin. Da die Etnord darüber hinaus auch Projektilwaffen verwendeten, die Weiterentwicklungen der von den Menschen verwendeten Nadler und Gauss-Gewehre darstellten, musste man damit rechnen, dass mindestens anderthalbmal so viele Kämpfer ausgeschwärmt waren, wie sich Strahler-Signaturen anmessen ließen.
Zumindest entsprach das den Erfahrungen, die Levoiseur und DiStefano bei ihren bisherigen Begegnungen mit den Etnord-Kampftruppen gemacht hatten.
Auf den Helmdisplays aller vier Expeditionsteilnehmer war deutlich zu sehen, wie sich die Etnord aufteilten und verschiedene Höhleneingänge ansteuerten.
»Es wird eine leichte Explosion angezeigt«, meldete DiStefano und interpretierte damit eine deutlich anmessbare seismische Erschütterung, deren Ursprung in der Nähe eines Höhleneingangs liegen musste, der von den Nosronen verschlossen worden war. Jetzt schickten sich die Etnord offenbar an, diesen Eingang wieder zu öffnen.
»Wir werden versuchen müssen, die Etnord aufzuhalten«, erklärte Levoiseur.
»Zwei Marines gegen eine hochmodern ausgerüstete Armee?«, fragte Rollins zweifelnd.
»Sollen wir erst warten, bis die Etnord in einer Position sind, die sie in die Lage versetzt, uns zu vernichten?«
Bislang hatten sich Levoiseur und DiStefano nach Möglichkeit bei direkten Konfrontationen mit den Etnord zurückgehalten. Schließlich wollten sie unbedingt vermeiden, dass die andere Seite von ihrer Anwesenheit erfuhr.
Die Nosronen wiederum hatten im Laufe der Zeit eine Kampftechnik entwickelt, die auf Sabotage der Energieversorgung hinauslief. Dass sie mit ihren Luntenschlosswaffen keine Chance gegen die Etnord hatten, lag auf der Hand. Aber zwischenzeitlich hatten die Nosronen es sogar geschafft, den gesamten Planeten energietechnisch lahm zu legen. Ein Schlag, von dem sich die Etnord noch immer nicht ganz erholt hatten. Teile von Ambrais City wurden noch immer nicht mit Energie versorgt. Den Etnord ging es vor allem darum, die Anlagen zur Förderung und Weiterverarbeitung jener Mineralien in Betrieb zu halten, die für die Antimaterietechnik wichtig waren, was ihnen inzwischen wieder einigermaßen gelang.
Aber die Nosronen ließen in ihrem Kampfeswillen nicht nach.
Ihrer mythisch überlieferten Geschichte zu Folge war es ihnen schließlich in grauer Vorzeit schon einmal gelungen, die Götter zu vertreiben.
Manchmal allerdings erschien Levoiseur das nosronische Vertrauen in die eigene Kraft schon beinahe selbstmörderisch.
»Wir sollten noch etwas abwarten, damit wir klarer sehen, was die andere Seite plant«, schlug DiStefano vor. »Aber dann müssen wir eingreifen.«
»Auf die Gefahr hin, dass man die Anwesenheit von Marines des Space Army Corps entdeckt?«, fragte Rollins.
»Notfalls ja«, bestätigte DiStefano.
*
LICHTJAHRE ENTFERNT am Trans-Alpha-Brückenkopf des Space Army Corps...
»Achtung!«
»Rühren und setzen!«, sagte Admiral Ned Nainovel.
Captain Rena Sunfrost, Kommandantin des Sondereinsatzkreuzers STERNENKRIEGER II, und ihr Erster Offizier Lieutenant Commander Steven Van Doren entspannten ihre Körperhaltung und nahmen in den bequemen Schalensitzen Platz. Im Vergleich zum Konferenzraum der STERNENKRIEGER war die Offiziersmesse des Carriers LEVIATHAN geradezu gewaltig.
Ned Nainovel war gegenwärtig nicht nur Kommandant dieses gewaltigen, 1500 Meter langen Y-förmigen Riesen, der mit seinen dreihundert Jägern die bislang stärkste Waffe des Space Army Corps darstellte, sondern führte auch den Befehl über die Space Army Corps Einheiten des Brückenkopfs auf der Trans-Alpha-Seite des Wurmlochs im Picus-Sektor. Nachdem die Etnord bei ihrem letzten Angriff mit Hilfe ihrer vor Kurzem von den Fulirr übernommenen Antimaterietechnik die Verminung der Wurmloch-Porta aus dem Weg geräumt hatten, suchte das Oberkommando des Space Army Corps nun nach einer Möglichkeit, Wurmloch Alpha auf Dauer zu schließen. Zumindest solange dies nicht geschehen war, sollte der eine Raumkugel mit einem Radius von einer Astronomischen Einheit umfassende Brückenkopf aufrechterhalten werden.
Neben dem Admiral hatten Geschwader-Commodore Moss Triffler, der Kommandant der an Bord stationierten Jägerstaffeln sowie Commodore Jay Thornton Platz genommen, der aus dem Stab des Oberkommandos unter Admiral Mark Akato abkommandiert worden war.
»Willkommen zurück im Trans-Alpha-Sektor, Captain Sunfrost«, sagte Ned Nainovel. Sein Gesicht wirkte dabei wie aus Stein gemeißelt. Die stahlblauen Augen musterten Rena aufmerksam. »Wie ich hörte, hatten Sie seit Ihrer letzten Mission in diesem Gebiet dringende Aufgaben an anderer Stelle zu erledigen.«
»Bislang ist die STERNENKRIEGER leider der einzige Sondereinsatzkreuzer des Space Army Corps«, erinnerte Rena und dachte dabei: Wenn jemand wie Sie Smalltalk zu machen versucht, Admiral, kann das nur daneben gehen.
Dazu war Nainovel auch gar nicht der Typ – er war vielmehr gerade heraus und direkt. Seine Führungsfähigkeiten – auch in heiklen Situationen – waren geradezu legendär. Aber als Salonlöwe taugte er nicht.
»Das wird ja nicht auf Dauer so bleiben. Immerhin hat sich die STERNENKRIEGER II bewährt«, sagte Nainovel. »Wie auch immer, Sie haben bei Ihrer letzten Mission im Ambrais-System vier Personen zurückgelassen.«
»Meinen tadelnden Eintrag in die Personalakte habe ich dafür bereits erhalten«, gab Rena zurück.
Nainovels Gesicht entspannte sich etwas. Ein dünnes Lächeln spielte jetzt um seine Lippen. Er lehnte sich etwas zurück und erwiderte: »Ich möchte ausdrücklich feststellen, dass dafür Admiral Fabri die Verantwortung trägt. Sowohl Ihr direkter Vorgesetzter Commodore Jackson, als auch ich – als derjenige, dessen Verband Sie seinerzeit unterstellt waren – haben uns dagegen ausgesprochen. Aber Fabri hat in dieser Sache als Chef des Personalwesens im Space Army Corps das letzte Wort gehabt. Wenn ich Ihnen eine Empfehlung geben darf: Legen Sie Beschwerde ein. Sie hätten gute Chancen, aus der Sache ungeschoren herauszukommen.«
»Danke, aber ich habe wenig Lust, mich auf einen Hickhack durch die Instanzen der Militärjustiz einzulassen.« Erst recht nicht, wenn die wichtigen Leute es offenbar gutheißen, was ich getan habe. Aber das auszusprechen wäre wohl übelstes Geschleime.
Triffler schmunzelte.
Nainovels Gesicht blieb hingegen unbewegt. »Das müssen Sie entscheiden, Captain.«
»Natürlich.«
»Wahrscheinlich wird Ihnen dieser kleine Fleck an der ansonsten weißen Weste auch nicht die Karriere vermasseln. Dazu sind Sie viel zu gut – und ganz gleich, welche Ungerechtigkeiten einem die Space Army Corps Hierarchie auch hin und wieder zumuten mag, auf die Dauer setzt sich Qualität immer durch.«
»Danke, Sir.«
Was mag Van Doren in diesem Moment durch den Kopf gehen?, fragte sich Rena. Wenn man als einer der besten und hoffnungsvollsten Kommandanten des Space Army Corps degradiert wird und wieder als Erster Offizier unter einer vergleichsweise unerfahrenen Kommandantin wie mir dienen muss, nur weil man Menschlichkeit gegenüber dem Feind gezeigt hat, kann man Nainovels Worte nur als Hohn empfinden.
Steven Van Doren hatte sich inzwischen mit seiner Situation einigermaßen abgefunden, während Rena dessen höhere Kompetenz nicht mehr als Bedrohung ihrer Position begriff. So hatte sie ausdrücklich darum gebeten, nach dem Ende der STERNENKRIEGER I Van Doren auch auf bei ihrem Nachfolgekommando als Ersten Offizier zugeteilt zu bekommen, obwohl er seit seiner Degradierung nur noch den Rang eines Lieutenant Commander inne hatte und die Stelle eigentlich mit einem Commander besetzt werden sollte.
Ned Nainovel wandte sich nun an Van Doren. »Freut mich, dich zu sehen, Steven.«
»Es ist lange her, dass wir auf Ganymed mit dem Nadler Zielschießen auf Methantropfen veranstaltet haben«, entgegnete Van Doren.
Ein verhaltenes Lächeln spielte um Nainovels Mundwinkel.
Wodurch wird dieser Moment der Verlegenheit jetzt verursacht?, überlegte Rena. Die Erwähnung des Jupitermondes Ganymed und die Tatsache, dass beide Männer etwa gleich alt waren, legte nahe, dass sie sich von der Space Army Corps Akademie kannten. Nur haben sich ihre Karrieren von der Rangstufe her in genau entgegengesetzte Richtungen entwickelt. Vielleicht ist das der Grund.
Nainovel beendete diesen Moment unterschwelliger Peinlichkeit. »Wie auch immer, ich möchte zur Sache kommen. Das Oberkommando hat mich angewiesen, die STERNENKRIEGER erneut ins Ambrais-System zu entsenden, um die abgesetzten Wissenschaftler und die beiden Marines wieder an Bord zu nehmen. Rollins und seine Gruppe hatten schließlich mehrere Monate Zeit, ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Wirkungsweise des ›Seelenmooses‹ der Nosronen zu vervollkommnen und daraufhin zu überprüfen, inwiefern es sich für Maßnahmen zur Abwehr der Etnord-Gefahr eignet. Darüber hinaus soll dieser Brückenkopf ja nicht bis in alle Ewigkeit aufrechterhalten werden.«
»Gibt es bereits konkrete Planungen zur Schließung von Wurmloch Alpha?«, erkundigte sich Sunfrost.
Nainovel wandte sich an Thornton. »Vielleicht können Sie dazu etwas sagen, Commodore! Schließlich verfügen Sie doch über einen direkten Draht zum Stab von Admiral Akato.«
»Das Problem besteht darin, eine Verminungstechnologie zu finden, die nicht einfach von den Antimateriebomben der von den Etnord erbeuteten Fulirr-Schiffe aus dem Weg geräumt werden kann. Wir verhandeln natürlich mit unseren Verbündeten über dieses Thema. Sowohl mit den K'aradan als auch mit den Genetics. Letztere haben hier ein paar interessante Vorschläge unterbreitet, aber auf politischer Ebene traut man ihnen nicht über den Weg.«
»Ich wette, das geht von Raimondo aus«, stellte Nainovel fest.
»Sein Argument ist, dass die Genetics kein echtes Interesse an der Schließung des Wurmlochs haben, sondern es für sich haben wollen.«
Commodore Jay Thornton hob die Augenbrauen. »Was nach dem bisherigen Verhalten der Regierung auf Genet nicht ganz von der Hand zu weisen ist!« Er zuckte mit den Schultern.
»Nun denn, wir haben sie andererseits ja auch nicht mit wissenschaftlichem Personal an der letzten Erkundungsmission der STERNENKRIEGER in den Trans-Alpha-Sektor beteiligt, was bei Lordmanager Zaid mit Sicherheit nicht sehr positiv aufgenommen wurde.«
»Kommen wir zur gegenwärtigen Lage«, schloss Ned Nainovel den »gemütlichen« Teil der Besprechung.
»Commodore, vielleicht geben Sie dem Captain eine kurze Zusammenfassung der Situation, wie sie sich während Sunfrosts Abwesenheit hier rund um den Brückenkopf entwickelt hat.«
»Ja, Sir.« Thornton nickte. »Im Großen und Ganzen hat sich die Lage deutlich beruhigt. Die Etnord haben seit drei Wochen keine ernsthaften Versuche mehr unternommen, den Brückenkopf zurückzudrängen. Woran das liegt, wissen wir nicht. Wir nehmen an, dass sie ihre Kräfte über Wurmloch Beta in unseren Teil der Galaxis bringen und zu einem großen Schlag ausholen. Vielleicht wollen sie ihre Herrschaft über das Fulirr-Gebiet auch nur konsolidieren, bevor sie einen erneuten Angriffsversuch unternehmen. Darüber gibt es im Moment nur Spekulationen. Darüber hinaus haben wir den Ausgang von Wurmloch Beta im Trans-Alpha-Sektor immer noch nicht eindeutig lokalisieren können. Es gibt mehrere Systeme in einem Umkreis von fast tausend Lichtjahren, die dafür in Frage kommen. Aber für eine groß angelegte Erkundungsmission fehlen uns im Moment die Flotteneinheiten. Davon abgesehen ist das Oberkommando im Augenblick zunächst einmal auf Verteidigung und Konsolidierung eingestellt.«
»Nach den verheerenden Auswirkungen der Schlacht um Alpha Picus nur zu verständlich!«, lautete Ned Nainovels Kommentar. »Ich meine – es war ein Sieg, aber noch so ein Sieg und wir sind am Ende.«
»Die andere Seite hat allerdings auch ganz schön bluten müssen«, äußerte sich Geschwader-Commodore Moss Triffler.
»Auf jeden Fall haben wir im Moment so etwas wie eine Verschnaufpause, was bedeutet, dass die Gelegenheit relativ günstig ist, die Gruppe um Professor Rollins zurückzuholen.«