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Beim Brombeerpflücken hat Christy sich in den Ranken verfangen. Vergeblich kämpft sie gegen die dornige Umklammerung, da eilt ihr schon Julian, Lord Braybrook, zu Hilfe. Und ehe sie sich besinnen kann, sind es plötzlich seine starken Arme, die zärtlich umfangen halten, seine Lippen, die sie sanft liebkosen. Ein kurzer, berauschender Moment des Glücks. Mehr kann ? und darf es nicht sein. Niemals würde der Viscount Braybrook gesellschaftlichen Umgang mit einer Gouvernante pflegen ? oder sie gar zur Frau nehmen. So bleiben Christy nur ihre Träume, in denen alles möglich ist ?…
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Seitenzahl: 351
IMPRESSUM
Nur ein einziger Kuss, Mylord? erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2009 by Elizabeth Rolls Originaltitel: „Lord Braybrook‘s Penniless Bride“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe MYLADY ROYALBand 50 - 2010 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Gisela Grätz
Abbildungen: Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format in 04/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9780263209631
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Julian Trentham, Viscount Braybrook, biss sich – wenn auch freilich im übertragenen Sinne des Wortes – auf die Zunge und rief sich in Erinnerung, dass Serena, seine Stiefmutter, ihn dazu angehalten hatte, im Umgang mit seiner ungebärdigen Halbschwester Feingefühl walten zu lassen. Und wenn er Lissy nun erklärte, sie klinge wie eine zweitklassige Schauspielerin in einer schlechten Tragödie, wäre das nicht sonderlich taktvoll.
„Es ist einfach nicht gerecht, Mama!“, protestierte Alicia Trentham aufgebracht. „Julian hat gestern kaum fünf Minuten mit Harry gesprochen und …“
„Eine halbe Stunde“, korrigierte ihr Bruder und nahm auf der Chaiselongue Platz. „Lange genug, um mich zu vergewissern, dass er bis auf seinen Posten als Sekretär von Sir John keinerlei Zukunftsaussichten hat.“ Aus dem Augenwinkel beobachtete Julian die getigerte Katze, die auf Serenas Schoß saß. Die verwünschte Kreatur schien überzeugt, dass er ihresgleichen mochte. Sie hätte sich nicht gründlicher irren können.
„Fünf Minuten!“, beharrte Lissy. „Und danach hast du den armen Harry für unpassend erklärt. Was immer das heißen mag.“
„Unter anderem, dass der Bursche deinetwegen binnen eines Monats pleite wäre“, erwiderte Julian ungerührt. „Sei vernünftig, Lissy.“
Die Katze streckte sich und fixierte ihn mit ihren schillernden grünen Augen.
„Wäre er nicht!“ Lissy blitzte ihn an.
„Lissy, mein Liebes“, mischte Serena sich ein, „so charmant und angenehm Mr. Daventry auch sein mag …“ Sie wollte die Katze festhalten, doch das Tier war ihr bereits vom Schoß gesprungen. „Oje. Wo war ich? Ach ja, Mr. Daventry. Ich bin sicher, er ist nicht sehr wohlhabend, daher …“
„Was bedeutet schon Geld?“, fiel Lissy ihr ins Wort. „Und überhaupt – er hat schließlich ein Einkommen!“
„Zweihundert im Jahr?“ Julian unterdrückte ein verächtliches Schnauben. „Und natürlich spielt Geld keine Rolle. Sofern du lernst, ohne es auszukommen. Andernfalls wirst du die Erfahrung machen, dass es ziemlich wichtig ist. Jedenfalls wenn der Gerichtsvollzieher deine Möbel beschlagnahmt und der Vermieter dich vor die Tür setzt.“
„Harry besitzt ein eigenes Haus“, erklärte Lissy voller Genugtuung. „In Bristol. Das hat er mir selbst erzählt.“
„Aha. Ein Mann mit Liegenschaften also.“ Julian ließ die Katze, die mit beleidigendem Selbstvertrauen auf ihn zu stolzierte, nicht aus den Augen. Seine Setterhündin Juno, die zu seinen Füßen lag, hob den Kopf, winselte klagend und senkte die Schnauze wieder auf ihre Pfoten.
„Ich würde Lissy nicht heiraten“, meldete sich der sechsjährige Davy aus seiner Ecke des Salons, wo er das Puzzle einer Europakarte legte. „Ich will Mama heiraten.“
Irgendwie gelang es Julian, eine unbewegte Miene aufzusetzen. „Prima Idee, Kleiner“, erwiderte er. „Jedenfalls wenn du unbedingt im Newgate-Gefängnis landen möchtest.“
Lissy sah aus, als hätte sie am liebsten losgekichert, wäre sie nicht so beschäftigt gewesen, tief gekränkt auszusehen.
Die Katze sprang auf Julians Schoß und fand den Platz offenbar bequem. So bequem, dass sie, bebend vor Wohlbehagen, ihre Krallen in seine Hirschlederbreeches schlug.
„Schon gut, Davy“, wandte sich Lady Braybrook an ihren jüngsten Sohn. „Wenn du in dem Alter bist, wirst du mich sowieso nicht mehr heiraten wollen.“
„Natürlich nicht“, pflichtete Julian ihr bei. „Schließlich will Lissy mich ja auch nicht mehr heiraten, oder?“
„Das wollte ich nie!“, explodierte seine Halbschwester.
„Du hast mir einen Antrag gemacht, als du so etwa fünf warst“, erinnerte Julian sich grinsend. „Es war rührend.“ Er drehte sich zu Davy um. „Warum läufst du nicht in die Küche und lässt dir von Ellie etwas Leckeres zu essen geben?“
Der Junge sprang auf die Füße und war aus dem Zimmer, ehe seine Mutter der vortrefflichen Idee erzieherische Einwände wie mangelnden Appetit oder Magenverstimmung entgegensetzen konnte.
„Es ist nicht gerecht, Julian!“, brach es abermals aus Lissy hervor, kaum dass sich die Tür hinter ihrem jüngsten Bruder geschlossen hatte. „Und überhaupt – wie kommst du dazu, mir Vorschriften zu machen?“
„Vermutlich in meiner Eigenschaft als dein Vormund“, lautete die trockene Antwort, „was Strafe genug ist. Und nun beruhige dich, Lissy. Du bist viel zu jung, um an eine Ehe zu denken.“
„Ich werde bald achtzehn!“ Aus ihrem Mund klang der Satz wie ein Todesurteil.
„Du bist vor knapp einem Vierteljahr siebzehn geworden“, stellte Julian sachlich fest. „Kein Alter, in dem eine Frau zum alten Eisen gehört.“
„Und was, wenn es einer deiner reichen Freunde mit Titel wäre?“, entgegnete Lissy. „Zum Beispiel Lord Blackhurst?“
Julian verengte die Augen. „Da er verheiratet ist, würde ich ihn zum Duell fordern. Und ob du es glaubst oder nicht – bis mindestens nächstes Jahr wirst du von mir keine Erlaubnis zu einer Verlobung erhalten.“ Die Katze auf seinem Schoß rollte sich auf den Rücken und bot ihm ihren pelzigen Bauch dar. Schicksalsergeben kraulte er das schamlose Geschöpf.
Lissy starrte ihn an. „Aber warum nicht?“
„Weil du zu jung bist“, antwortete er. „Und erzähl mir nicht noch einmal, dass du fast achtzehn wärst.“
„Aber wir lieben uns“, sagte sie verzweifelt. „Es ist einfach nicht gerecht. Bloß weil Harry nicht begütert …“
„Lissy“, Julian bemühte sich um Geduld und unterdrückte die zynische Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag, „Daventry kann sich eine Ehe mit dir nicht leisten! Nicht wenn ihm Rechnungen ins Haus flattern wie die, die ich letzten Monat aus Bath erhielt.“
Seine Schwester wurde rot. Anscheinend waren einige seiner bissigen Kommentare hinsichtlich der Notwendigkeit, Geldausgaben im Auge zu behalten, bei ihr angekommen.
„Trotzdem ist es nicht gerecht“, beharrte sie. „Und wenn ich ihn nicht mehr sehen darf, werde ich …“
„Ich habe ihm den Umgang mit dir nicht verboten“, fiel Julian ihr gereizt ins Wort. „Herrgott noch mal, Lissy! Führ dich nicht auf, als wären wir hier in einem schlechten Theaterstück.“
Serena hüstelte, und er biss die Zähne zusammen. Richtig, Feingefühl, hatte sie gesagt. „Daventry scheint ein netter junger Mann zu sein“, bemühte er sich ruhig fortzufahren, „und ich glaube, er würde die Grenzen des Erlaubten nicht überschreiten.“
„Heißt das, wir dürfen uns sehen?“
Er fixierte seine Halbschwester mit einem stählernen Blick. „Wenn ihr zu den gleichen Veranstaltungen eingeladen seid, selbstverständlich. Ich habe auch nichts dagegen, dass er dir die Aufwartung macht. Gelegentlich. Aber du wirst dich auf keinen Fall ohne Anstandsperson mit ihm treffen oder Briefe mit ihm wechseln. Und das gilt für jeden jungen Gentleman, der dich umwirbt, selbst wenn er König Midas persönlich wäre.“
„Du hältst dich wahrscheinlich für äußerst großzügig.“
Julian nickte. „Richtig. Jetzt, wo du es erwähnst, ja. Und“, setzte er hinzu, „wenn du je auf die Idee kommen solltest, mich für einen gefühllosen Tyrannen zu halten, denk daran, dass unser Vater Daventry mit der Peitsche verjagt, ihm die Hunde auf den Hals gehetzt, sich bei seinem Dienstherrn beschwert und dich zu einem Monat Zimmerarrest verdonnert hätte. Mindestens. Überleg dir außerdem, dass ich, sobald du einundzwanzig bist, keine Möglichkeit mehr habe, dir eine Heirat zu verbieten.“
Um Lissys Mund erschien ein aufrührerischer Zug. „Wenn du auch nur die geringste Ahnung von Liebe hättest, Julian, wüsstest du, wie quälend es ist, warten zu müssen!“
Sie sprang auf und stürmte aus dem Salon.
„Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, taktvoll zu sein“, sagte seine Stiefmutter ruhig.
Julian ließ ein geringschätziges Schnauben hören. „Taktvoll?
Was Lissy braucht, ist, dass man ihr den Kopf zurechtsetzt.“ Er gab der Katze auf seinem Schoß einen Schubs. „Weißt du, welche Bücher sie gerade liest, Serena?“
Seine Stiefmutter ignorierte die Frage und musterte ihn stattdessen eingehend. „Als du siebzehn warst …“
„Ja. Gut. In Ordnung“, beeilte sich Julian zu antworten, da ihm etliche seiner Jugendsünden einfielen. Er wandte den Blick von der Katze ab, die ihn entrüstet anstarrte. „Aber wenigstens wollte ich keine von ihnen heiraten.“
Serenas ersticktes Lachen ließ ihn erröten. Die Katze nutzte seine Ablenkung und war mit einem geschmeidigen Satz zurück auf seinem Schoß.
„Das stimmt“, erwiderte Serena amüsiert. „Wird Tybalt dir lästig? Verscheuch ihn einfach.“
Julian verzog das Gesicht. „Ich werde es überleben.“ Auch wenn der Kater seine Krallen erneut ausfuhr und in seinen Breeches versenkte. Serena mochte das Tier. „Habe ich euch damals viel Ärger verursacht?“
„Mehr als du dir vorstellen kannst“, versicherte sie ihm. „Wenn dein Vater hörte, was du wieder angestellt hattest, traf ihn jedes Mal fast der Schlag.“ Sie lächelte bei der Erinnerung. „Am schlimmsten war es, als uns zu Ohren kam, dass Worcester dich fordern wollte, weil du Hariette Wilson zu viel Aufmerksamkeit geschenkt hattest.“
Julian blinzelte verwundert. „Zum Teufel, Serena. Woher wusstest ihr davon?“
„Dann stimmte es also tatsächlich? Ich sagte deinem Vater damals, es sei wahrscheinlich nur ein dummes Gerücht, und er solle ihm keine Beachtung schenken. Habe ich mich geirrt?“
„Vater hat dir davon erzählt?“
Serena starrte ihn an. „Aber natürlich. Wie sonst hätte er mich um Rat fragen können?“
„Er hat dich um Rat gefragt?“ Vergeblich versuchte Julian sich vorzustellen, dass sein Vater die Beziehung seines Sohnes zu einer berüchtigten Kurtisane mit Serena diskutiert haben sollte.
„Häufig.“ Die grauen Augen seiner Stiefmutter funkelten belustigt. „Was nicht heißt, dass er sich oft danach richtete. Zumindest nicht mit Absicht.“
Julian entschied, dass er nichts Genaueres wissen wollte. „Nun gut. Ich werde den Sommer über hier sein, und den Winter verbringen Lissy und Emma bei Tante Massingdale. Das sollte reichen, um Lissy aus irgendwelchen Schwierigkeiten herauszuhalten.“
„Du bleibst, bis das Parlament seine Sitzungen wieder aufnimmt?“
Julian zuckte die Achseln. „Im Großen und Ganzen, ja. Ich muss Modbury einen geschäftlichen Besuch abstatten und werde ein paar Übernachtungen in Bristol einkalkulieren müssen. Da ich ihm ohnehin schreibe, kann ich ihn gleich bitten, mehr über Daventry herauszufinden – dieses Haus zum Beispiel.“
„Ich war überrascht, als Lissy es erwähnte“, bemerkte Serena.
„Modbury wird mir sicher sagen können, ob Daventry wirklich der Eigentümer ist“, erwiderte Julian. „Zumindest scheint Alcaston sein Pate zu sein, er hat ihm jedenfalls die Stellung verschafft.“
Serena runzelte die Stirn. „Der Duke of Alcaston?“
„Ja. Er empfahl Daventry für den Posten bei Sir John.“ Julian machte eine Pause. „Wirst du klarkommen, wenn ich nicht da bin? Oder willst du nicht lieber, dass Tante Lydia …“
Er verstummte, als er Serenas aufgebrachten Gesichtsausdruck bemerkte.
„Ich mag an diesen elenden Stuhl gefesselt sein, Julian, aber das heißt nicht, dass ich jemanden brauche, der unablässig um mich herumschwirrt“, ließ sie ihn wissen. „Und da das genau das ist, was Lydia tun würde – nein, ich will nicht, dass sie zu Besuch kommt.“
„In Ordnung“, gab er nach. „Keine Tante Lydia.“
Er würde jemand anderen finden müssen, denn wenn ihre Töchter den Winter in Bath verbrachten, brauchte Serena Gesellschaft. Julian betrachtete seine Stiefmutter voller Zuneigung. Dass sie an diesen elenden Stuhl gefesselt war, wie sie es ausdrückte, schränkte sie in ihrer Bewegungsfreiheit ein. Und obwohl er verstand, dass sie es kategorisch ablehnte, ihre Schwägerin kommen zu lassen – Lydia würde in der Tat erbarmungslos jammern und die Ungerechtigkeit des Schicksals beklagen –, wer sonst kam infrage?
„Julian, ich will nicht, dass irgendeine wohlmeinende Verwandte Wirbel um mich macht.“
„Ich weiß.“ Manchmal fragte er sich, ob sie seine Gedanken lesen konnte. Er würde sich eine andere Lösung ausdenken müssen. Zunächst aber galt es, Modbury zu schreiben und ihn zu bitten, mehr über Daventry herauszufinden.
Ich glaube, ich habe das Haus ausfindig gemacht, von dem Sie schrieben, Mylord. Es liegt an den Christmas Steps. Allerdings hält Daventry sich nicht dort auf.
Nein?
Nein, Mylord. Soweit ich gesehen habe, wohnt nur eine junge Frau in dem Gebäude. Eine Mrs. Daventry …
Du lieber Himmel! dachte Julian, als er nun am oberen Ende der Christmas Steps genannten Gasse stand und sich an die Unterhaltung mit Modbury erinnerte. Sein Vorhaben, dort hinunterzugehen, konnte man nur als verrückt bezeichnen. Modbury war ebenfalls dieser Ansicht gewesen, und Julian begriff nun, weshalb. Der enge mittelalterliche Durchgang war so steil, dass man ihn tatsächlich mit Treppen versehen hatte. Laut Modbury führte er hinunter zum alten Kai, und früher hatten die Häuser, die ihn flankierten, die Sorte Etablissements beherbergt, die Seeleute aufzusuchen pflegten, wenn sie auf Landurlaub waren – Bordelle und Tavernen.
Sie können dort unmöglich hingehen, Mylord!
Und ob er konnte. Julian packte den Griff seines Spazierstocks fester und begann, die regennassen Stufen hinunterzusteigen. Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder hielt Daventry eine Mätresse in dem Haus – solche Frauen benutzten häufig den Namen ihres Beschützers –, oder er war bereits verheiratet. Alles in allem hielt Julian eine Ehefrau für wahrscheinlicher. Eine Geliebte war nur dann praktisch, wenn sie einem regelmäßig das Bett wärmte. Aber so oder so – Lissys törichter Verblendung wäre im einen wie im anderen Fall ein Ende gesetzt, falls eine Beschreibung dieser Umgebung nicht schon ausreichte.
Die Gasse war dunkel, und es herrschte eine feuchte, dumpfige Kälte. Der Wind, der an den Ladenschildern rüttelte, wehte ihm Gerüche nach gekochtem Kohl, Fisch und säuerlichen menschlichen Ausdünstungen entgegen. Julian blieb stehen und legte den Kopf in den Nacken. Die Obergeschosse der alten Fachwerkhäuser kragten so weit über, dass kaum Licht oder frische Luft nach unten drang. Weiter vorn bemerkte er ein paar heruntergekommene Tavernen, die den anrüchigen Ruf der Gasse eindeutig bestätigten. Es waren nur wenige Fußgänger unterwegs, aber er bemerkte, dass ihm misstrauische Blicke aus Fenstern und Hofeingängen folgten. Kurz rief er sich die Adresse, die Modbury ihm gegeben hatte, in Erinnerung – ja, das Haus, das unterhalb des nächsten Treppenabschnitts auf der gegenüberliegenden Seite zwischen dem Fischladen und der Apotheke lag, musste es sein.
Eine einäugige räudige Katze fauchte ihn an, als er sich der angelehnten Eingangstür näherte. Dann suchte sie eilends das Weite.
Im Haus erhob jemand die Stimme.
„Nun seien Sie doch vernünftig, Fräuleinchen. Hier hab ich Mr. Daventrys Brief, und da steht ganz klar ‚das Haus samt Inventar‘! Sehen Sie? Samt Inventar. Nicht ‚samt Inventar, falls nicht zufällig jemand anders es beansprucht‘. Also …“
„Ich gehe doch davon aus, dass Sie meine Person nicht als Teil des Inventars betrachten und vorhaben, mich mitsamt meinen Kleidern und Haarbürsten auf das Auktionspodest zu stellen“, ertönte eine weibliche Stimme. So spröde und belehrend, wie sie klang, hätte jeder normale Mensch es sich vermutlich zweimal überlegt, die Frau, der sie gehörte, gegen sich aufzubringen.
„Und wenn Sie in der Lage sind, diesen Unterschied zu begreifen“, fuhr die Sprecherin ironisch fort, „werden Sie sicherlich auch einsehen, dass Sie meine persönliche Habe nicht beanspruchen können. Da Mr. Daventry nicht mein Ehemann ist …“, an dieser Stelle wurde der Ton unverkennbar zornig, „… zählt nämlich weder Letztere noch ich zu seinem Eigentum!“
Verdammt. Nicht die Ehefrau also. Aber vielleicht doch die Mätresse …?
„Kommen Sie nächste Woche wieder“, sprach die ungehaltene Frau weiter, „dann können Sie das Haus haben. Samt Inventar. Weil ich zu diesem Zeitpunkt ausgezogen bin und meine Besitztümer mitgenommen habe.“
Julian schob die Haustür ein Stück auf und erblickte einen großen, bullig wirkenden Mann in altmodischen Kniehosen und einem schlichten Gehrock, der ihn als achtbaren Geschäftsinhaber auswies. Obwohl er halb abgewandt stand, war seine Verärgerung an seinem zusammengepressten Kiefer deutlich zu erkennen.
„Jetzt hören Sie mir mal zu, Fräuleinchen!“, knurrte er, offensichtlich am Ende seiner Geduld. „Kann sein, ich hab da was missverstanden, aber das gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, so einen Ton anzuschlagen. Und ich hol die Konstabler, wenn Sie irgendwas außer Ihren Kleidern und Haarbürsten mitnehmen. ‚Samt Inventar‘ heißt es in dem Brief, und ich hab eine genaue Aufstellung von allem. Von allem, jawohl.“ Er fuchtelte mit einem Blatt Papier herum, vermutlich vor dem Gesicht seiner unsichtbaren Gegnerin. „Wenn die kleinste Kleinigkeit fehlt, zeig ich Sie an, merken Sie sich das!“
Die Sache geht mich nichts an, sagte Julian sich. Sein gesunder Menschenverstand riet ihm dringend, sich aus irgendwelchen Rechtsstreitigkeiten zwischen Daventry und der Frau herauszuhalten. Nur war der Mann nicht Daventry … und was genau hatte er missverstanden?
„Sie können jetzt gehen, Goodall“, meldete die Frau sich erneut zu Wort. „Und ich würde vorschlagen, Sie klären Ihre Weisungen erst einmal mit meinem Bruder. Im Übrigen wird sich mein Anwalt mit Ihnen in Verbindung setzen.“
Aha, Daventry war also ihr Bruder.
Weit davon entfernt, eingeschüchtert zu sein, machte der Mann, den sie mit Goodall angeredet hatte, einen Schritt nach vorn, vermutlich auf sie zu.
„Wollen Sie mir drohen, Fräuleinchen?“ Sein Ton war auf einmal beunruhigend scharf.
„Gehen Sie!“ Schwester oder nicht – die Angst in ihrer Stimme veranlasste Julian, zu handeln. Mit drei raschen Schritten stand er hinter den Streitenden.
„Goodall!“, rief er scharf.
Ruckartig drehte der Mann sich zu ihm um. „Wer zum Teufel sind Sie?“
„Die Dame hat Sie aufgefordert zu gehen“, erwiderte Julian kalt. „Als Bekannter von Mr. Daventry rate ich Ihnen, genau dies zu tun, bevor ich den Behörden zur Kenntnis bringe, dass Sie in dieses Haus eingedrungen sind und die Bewohnerin belästigen. Verschwinden Sie also!“
Er ging an Goodall vorbei, ohne die Frau wirklich wahrzunehmen. Ihm fiel lediglich auf, dass sie mittelgroß war, eine Brille trug und ein langweiliges braunes Kleid anhatte. Den Blick auf den aufgebrachten Mr. Goodall geheftet, trat er zwischen die beiden Kontrahenten.
Goodalls Gesichtsfarbe verdunkelte sich. „Wie kommen Sie dazu …?“
„Verschwinden Sie!“ Julian fischte sein Visitenkartenetui aus der Rocktasche. „Und um Ihre Frage zu beantworten“, er nahm eine Karte heraus und hielt sie Goodall hin. „Ich bin Viscount Braybrook.“
Goodall wurde blass und schluckte. „Ich bin sicher … das ist …“, stotterte er. „Ich hatte nicht die Absicht …“
„Hinaus jetzt!“
Goodall ging.
Julian schloss die Tür hinter ihm, steckte das Etui mit den Visitenkarten zurück in die Tasche und wandte sich um, um die Dankesbekundungen seiner Jungfrau in Nöten entgegenzunehmen …
„Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind, aber Sie werden so freundlich sein, ebenfalls zu gehen.“
Der Blick, der ihn traf, war ausgesprochen frostig, und irgendetwas an den Augen hinter den unkleidsamen Brillengläsern irritierte ihn, ohne dass er hätte benennen können, was es war. Sie betrachtet mich, als besäße sie die Fähigkeit, mich völlig zu durchschauen, schoss es ihm durch den Sinn. Und ich würde nicht darauf wetten, dass ihr gefällt, was sie sieht.
Was seinen Eindruck von ihr anging – die Frau war ein Rätsel. Unter der alles verhüllenden, ungewöhnlich hässlichen Haube blieb ihre Haarfarbe ein Geheimnis. Genauso wie ihre Figur – welche auch immer sie besitzen mochte – unter dem Kleid, das einzig und allein dadurch auffiel, dass es gänzlich formlos und in einem Braunton gehalten war, wie er trister nicht sein konnte.
Der letzte Funke Hoffnung, dass sie Daventrys Geliebte war, erlosch. Keine Dirne, die etwas auf sich hielt, würde ein solches Kleid tragen, geschweige denn eine Brille.
Mit vorgerecktem Kinn stand sie entschlossen vor ihm, ihr Mund ein schmaler Strich.
„Keine Dankbarkeit, Madam?“, erkundigte er sich gedehnt.
Ihre eigentümlich durchdringenden Augen verengten sich. „Die behalte ich mir vor, bis ich weiß, wer Sie sind und aus welchem Grund Sie ungebeten bei mir erscheinen“, lautete die eisige Erwiderung.
„Nun, Sie werden beides nicht herausfinden, wenn Sie mich hinauswerfen“, betonte er und beglückwünschte sich im Stillen zur bestechenden Logik seiner Bemerkung.
Seine Worte schienen ihr einzuleuchten. Ihre schmale Rechte ballte sich kurz zur Faust, und ihre blassen Wangen röteten sich. Ansonsten zeigte ihre Selbstbeherrschung keinen Riss.
„Also gut. Wer sind Sie?“
Man konnte ihr keinen Vorwurf daraus machen, dass sie misstrauisch war. Abermals fischte Julian das Etui mit seinen Visitenkarten aus der Tasche, zog eine heraus und hielt sie ihr hin.
Sie zögerte einen Moment, ehe sie die Karte mit spitzen Fingern entgegennahm. Dann trat sie einen Schritt zurück und las, was darauf stand.
Julian beobachtete sie fasziniert. Irgendetwas an ihr … an ihrem Gesicht … war anders. Aber was? Abgesehen davon wirkte sie nichtssagend.
„Lord Braybrook also.“ Sie hob den Blick. „Vorausgesetzt, Sie sind der, für den Sie sich ausgeben, und nicht irgendein Halunke, der …“
„Ich sollte Sie vermutlich darauf hinweisen, dass das eine das andere nicht unbedingt ausschließt“, warf er ein.
Er konnte förmlich spüren, wie sie die Stacheln aufstellte. „Da bin ich ganz Ihrer Meinung“, versetzte sie bissig, um im nächsten Moment aufzufahren: „Herrgott noch mal – eins meiner Augen ist blau, das andere braun. Und nun hören Sie endlich auf, mich anzustarren.“
Das eine blau, das andere … Tatsächlich. Jetzt konnte er es sehen. Eins der Augen hinter den Brillengläsern war blau, und das andere hatte eine bernsteinartige Farbe.
„Und nein, ich bin keine Hexe“, informierte sie ihn.
Julian grinste. „Das hatte ich auch nicht angenommen, nachdem Goodall seine menschliche Gestalt behielt und nicht als Kröte hier heraushüpfte.“
Für den Bruchteil eines Moments flackerte etwas in ihren Augen auf, das Belustigung hätte sein können. Es zuckte um ihren Mund, der, wie er auf einmal bemerkte, überraschend sinnlich war. Volle rosige Lippen, die aussahen, als verstünden sie zu lächeln.
Der Eindruck verflüchtigte sich so rasch, wie er gekommen war.
„Das war frivol“, sagte sie in einem Ton, in dem man von einem Insekt sprechen würde. Ihr üppiger, weicher Mund wurde wieder missbilligend zu einer schmalen Linie zusammengepresst.
„Oh, es ist Ihnen aufgefallen!“, erwiderte er und verneigte sich.
Dieses Mal weiteten sich ihre Augen, doch sie hatte sich umgehend wieder in der Gewalt.
Sein Interesse wuchs. Was brauchte es, um ihre Selbstbeherrschung ins Wanken zu bringen?
„Müssen all Ihre Retter mit einer so liebenswürdigen Reaktion rechnen?“, fragte er. „Wissen Sie, es stimmt – ich bin tatsächlich mit Harry bekannt. Und was den Grund meines Hierseins angeht, so wollte ich Ihnen einen Besuch abstatten. Als ich hörte, wie Goodall mit Ihnen umsprang, sah ich mich veranlasst, einzugreifen. Aus gänzlich uneigennütziger Ritterlichkeit, Mrs. Daventry.“
„Miss Daventry“, korrigierte sie ihn.
Er beobachtete sie genau. „Wie das? Man teilte mir mit, hier wohne eine Mrs. Daventry.“
Ihre Miene wurde ausdruckslos. „Nicht mehr. Meine Mutter ist vor ein paar Monaten verstorben.“
„Das tut mir leid“, sagte er ruhig.
„Danke, Mylord. Möchten Sie nicht Platz nehmen?“
Sie wies auf einen abgewetzten Ohrensessel, dessen zerkratzte Lederpolsterung Zeugnis davon ablegte, dass etliche Katzen ihn allzu sehr gemocht hatten. Die einzige andere Sitzgelegenheit im Raum war ein höchst unbequem aussehender Holzstuhl, über dessen Lehne ein Umhang hing. Julian wählte den Holzstuhl und wandte sich zu ihr um, als er sie leise aufkeuchen hörte. Ihr Gesicht zeigte einen Ausdruck von Verblüffung.
„Was ist?“, wollte er wissen. „Haben Sie ernsthaft geglaubt, dass ich mich in den Sessel setze?“
Sie presste die Lippen zusammen. „Meiner Erfahrung nach geben Gentlemen dem bequemen Sessel den Vorzug.“
Seine Meinung von Harry Daventry sank um ein Erhebliches. „Dann kann es sich nicht um Gentlemen gehandelt haben, nicht wahr?“
Sie presste die Lippen noch fester zusammen. „Aber Sie sind einer?“
Er lachte. „In der Regel. Ich werde Sie warnen, wenn ich das Bedürfnis verspüre, mich schlecht zu benehmen.“
„Das wäre sehr freundlich. Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?“
Höflich und gesittet. So gleichmütig, als habe sie den Vikar zu Gast.
Aber Tee? Er mochte Tee nicht einmal dann, wenn er höchsten Ansprüchen genügte. Und die Vorstellung, von welcher Qualität die Sorte wäre, die man ihm hier servieren würde, jagte ihm einen Schauder den Rücken hinunter. Abgesehen davon jedoch verlangten es seine guten Manieren, das Angebot anzunehmen, und Miss Daventry sah aus, als könnte sie etwas Warmes zu trinken gebrauchen.
„Ich danke Ihnen, Madam. Das wäre sehr nett.“
Sie nickte. „Dann entschuldigen Sie mich bitte für einen Moment. Mein Hausmädchen hat Ausgang.“ Sie machte einen anmutigen Knicks und verschwand durch eine Tür im hinteren Teil des Salons.
Julian holte tief Luft und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Aus diesem Grund war er schließlich gekommen – um sich ein genaues Bild von den Verhältnissen des jungen Mannes zu machen. Hätte Lissy sehen können, wie beengt sie als Daventrys Gattin leben müsste – denn zweifellos bliebe auch Miss Daventry nach einer Eheschließung ihres Bruders hier wohnen –, wäre ihr der Gedanke an eine Heirat zweifellos rasch vergangen.
Es herrschte allerdings eine makellose Reinlichkeit, wie ihm auffiel. Als ob Staub sich in ein Zimmer, in dem Miss Daventry wohnte, gar nicht erst hineinwagte. Alles glänzte vor Sauberkeit. Die Holzoberflächen waren gewachst und poliert. Nirgendwo Spinnweben. An einer Wand stand ein Schreibsekretär mit einem Vitrinenaufsatz, der vor Büchern beinahe überquoll. Julian runzelte die Stirn. Das Möbelstück war unmodern, aber es zeugte von vergangenem Wohlstand.
Interessant. Andere Gegenstände fielen ihm auf. Auf einem altmodischen Esstisch mit herunterklappbaren Seitenplatten stand ein Messingkandelaber, der offenbar einmal versilbert gewesen war. Das abgestoßene Beistelltischchen neben dem Ohrensessel diente als Ablage für weitere Bücher. Alles Zeichen dafür, dass die Daventrys begütert gewesen sein mussten und sich die schönen Dinge des Lebens hatten leisten können. Auch wenn der Rest nur mehr kostbare Erinnerungsstücke waren, von denen sie sich nicht hatten trennen mögen, als sie hier gelandet waren. Vielleicht hatten sie ihr Vermögen in der großen Krise im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts verloren. Er konnte ihre missliche Lage durchaus nachvollziehen. Sein eigener Vater hatte die damaligen Schwierigkeiten gemeistert, aber in den letzten Jahren war er nicht mehr so umsichtig gewesen … Du lieber Himmel, wie kalt es hier drinnen war!
Julian presste die Lippen zusammen. Harry Daventry würde die Finanzen seiner Familie nicht auf Kosten von Lissys Glück sichern. Sein Blick fiel auf den Bücherstapel auf dem Beistelltisch – Predigtsammlungen vermutlich und Erbauungslektüre. Er nahm den obersten Band in die Hand und hob die Brauen. Sir Walter Scott – Ivanhoe. Überrascht las er die Titel der nächsten Werke – Gedichtsammlungen von Wordsworth und Byron. Miss Daventry mag also Romantisches, dachte er und griff nach dem letzten Buch – Jane Austens Northanger Abbey. Serena hatte der Roman gefallen …
Stirnrunzelnd legte er die Bücher wieder an ihren Platz. Widersprüche, die sich unter der prüden Schlichtheit eines braunen Kleides und einer unförmigen Haube verbargen … Er fragte sich, welche Farbe ihr Haar haben mochte. Mausbraun? Es würde zu der Brille und diesem fest zusammengepressten Mund passen. Obwohl … es schien Momente zu geben, in denen ihre Lippen weich werden konnten. Was es wohl braucht, um ihre eherne Beherrschtheit ins Wanken zu bringen? fragte er sich erneut.
Gleich würde sie wieder hereinkommen. Miss Ehrbarkeit, beladen mit einem Tablett, das irgendwo abgestellt werden musste … am Fenster stand ein kleiner Teetisch.
Er erhob sich seufzend und schob den Tisch zwischen den Ohrensessel und den Stuhl. Gute Manieren, sagte er sich. Ein Gentleman tut solche Dinge. Es ging ihm nicht darum, Miss Daventry zu beweisen, dass nicht alle Männer rücksichtslose Tölpel waren, die sich in den einzigen bequemen Sessel setzten und ihrer Schwester den Holzstuhl überließen. Und es ging ihm ganz bestimmt nicht um sie. Es war einfach ein Gebot der Höflichkeit.
Sein Blick fiel auf den leeren Kamin. Es war kalt hier drinnen!
Er brauchte keine drei Minuten, um ein paar Holzscheite auf den Rost zu schichten, die Zunderbüchse zu finden und ein Feuer in Gang zu bringen. Kaum hatte er sich wieder gesetzt, ging die Tür auf, und Miss Daventry kam mit einem kleinen Tablett herein.
Ihre Augen weiteten sich, als sie das Feuer bemerkte.
Julian erhob sich und nahm ihr das Tablett ab. Er stellte es auf den Teetisch, bevor er sich zu ihr umdrehte.
Sie hatte sich nicht vom Fleck bewegt und starrte das Teetischchen an, als überlege sie, wie es dort hingekommen sei. Dann schweifte ihr Blick wieder zum Kamin, und Julian beobachtete erstaunt, wie ihre Züge mit einem Mal alle Anspannung und Strenge verloren und ein Ausdruck von Erschöpfung an ihrer Stelle sichtbar wurde, so als sei eine Last von ihr abgefallen, die weit schwerer war als das Teetablett, das er ihr aus den Händen genommen hatte.
Beinahe augenblicklich hatte sie sich wieder in der Gewalt. „Wie freundlich von Ihnen, Mylord“, bemerkte sie spröde. „Setzen Sie sich doch bitte.“
Sie beugte sich über das Tablett und schenkte Tee ein. „Milch? Zucker?“
„Nur Milch, bitte.“
Nachdem sie ihm seine Tasse gereicht hatte, goss sie sich selber ein und nahm Platz. Ihre Haltung war so gerade, als habe sie einen Spazierstock im Kreuz.
Julian nahm vorsichtig einen Schluck und stellte zu seiner Überraschung fest, dass der Tee, wenn man das Zeug denn mochte, alles andere als schlecht war. Und die Tassen, wiewohl alt und hier und da angeschlagen, waren aus bestem Porzellan und mussten ein kleines Vermögen gekostet haben. Aber außer dass Harry Daventry erwähnt hatte, der Duke of Alcaston sei sein Pate, pflegte er offenbar nicht mit großartigen Verbindungen oder einer prunkvollen Vergangenheit anzugeben.
„Vielleicht könnten Sie mir erklären, woher Sie meinen Bruder kennen, Mylord?“
Miss Daventrys kühle Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Wusste sie von Lissy? Wenn ja, dann hatte sie wahrscheinlich ihren Segen gegeben. Sie war nicht dumm, und die Vorteile einer solchen Verbindung lagen auf der Hand. Es war sogar vorstellbar, dass sie dadurch selbst eine akzeptable Partie machen konnte.
„Ihr Bruder hat sich mit meiner Schwester angefreundet.“
Miss Daventrys Hand, mit der sie die Teetasse zum Mund führen wollte, verharrte mitten in der Bewegung. Alle Farbe wich aus ihren Zügen. „Ihre Schwester …?“ Mit einem leichten Klirren wurde die Teetasse auf dem Unterteller abgesetzt. „Ist Ihre Schwester zufällig Miss Trentham?“
„Ja.“ Also hatte Daventry ihr von Lissy geschrieben. „Meine Halbschwester.“
Sie saß wenn möglich noch aufrechter, einen entschlossenen, unnachgiebigen Zug um den Mund. Trotz ihrer blassen Wangen wirkte sie beinahe erhaben.
Zum Teufel damit! Zweifellos würde sie die ehrgeizigen Heiratspläne ihres Bruders bis aufs Messer verteidigen. Warum sollte sie nicht? Eine derartige Verbindung wäre die Rettung für sie.
Julian biss die Zähne zusammen.
Es hatte die Pflicht, Lissy zu schützen. Alles andere war nicht von Bedeutung. Selbst wenn er Miss Daventrys Stolz in den Staub treten musste.
„Wie außerordentlich bedauerlich“, sagte sie ruhig. „Ich gehe davon aus, dass Sie alles in Ihrer Macht Stehende tun, um diese Sache zu unterbinden.“
Bedauerlich?Aus ihrem Blickwinkel? Er war es, der Grund hatte, Mr. Daventry zu missbilligen. Was sollte sie gegen Lissy einzuwenden haben?
„Ich wüsste nicht, womit meine Schwester Ihre Ablehnung verdient hätte“, erwiderte er in einem Ton eisigen Hochmuts.
„Wieso sollte ich Vorbehalte gegen Miss Trentham hegen, wenn ich sie doch gar nicht kenne?“, gab sie unbeeindruckt zurück. „Was ich missbillige, ist …“ Sie hielt inne, und ihre Wangen röteten sich. „Ich denke, ich verstehe den Zweck Ihres Besuchs, Mylord. Es soll eine Warnung an Harry sein. ‚Halte dich von meiner Schwester fern, dann halte ich mich von deiner fern.‘ Ist es das?“
Empörung schoss in ihm hoch. „Wie bitte?“ Gott sei Dank hatte sie seinen eigentlichen Verdacht nicht erraten.
Sie sah ihn unerschrocken an. „Wenn es nicht der Fall ist, muss ich mich entschuldigen, was ich hiermit tue. Ich konnte mir keinen anderen Grund für Ihren Besuch vorstellen.“
War es möglich, dass sie Kenntnis von seinem Ruf hatte – etwa durch die Briefe ihres Bruders?
„So will es mir scheinen, Madam“, erwiderte er. „Aber wie ich schon sagte, ich bin ein Gentleman, was immer Sie an Gegenteiligem gehört haben mögen.“
„Ihr Ruf geht mich nichts an, Mylord.“ Sie nahm ihre Tasse und nippte an ihrem Tee.
„Was lässt Sie glauben, dass ich einen habe, Miss Daventry?“ Und zwar einen von der Sorte, die man mit einer ehrbaren Frau nicht besprach, wie er sich im Stillen eingestehen musste.
Über den Rand ihrer Tasse hinweg musterte sie ihn nachdenklich, bevor sie antwortete: „Jeder hat einen Ruf, Mylord. Die Frage ist lediglich …“, sie nahm einen Schluck, „welchen. Und da Sie ein Mann sind, geht mich Ihrer nichts an.“
„Dennoch haben Sie Bezug darauf genommen, Madam.“
Sie hob die Brauen. „Ich, Mylord? Ganz gewiss nicht. Es war Ihre Bemerkung, dass ich unschmeichelhafte Dinge über Sie erfahren haben könnte, die den Schluss nahelegte, dass Ihnen – verdient oder nicht – ein Ruf vorauseilt.“
Julian verschluckte sich fast an seinem Tee. Argumentierte sie immer so stichhaltig? Serena, erkannte er, hätte ihr dafür applaudiert.
„Wir sprachen von Ihrer Schwester, Mylord“, wechselte sie das Thema. „Ich habe nichts gegen Miss Trentham. Aber ich habe etwas gegen das Interesse meines Bruders an ihr.“
„Eine gute Unterscheidung. Würde es Ihnen etwas ausmachen, Ihre Einwände auszuführen?“
Sie reckte das Kinn.
„Über dem Kamin hängt ein Spiegel, Mylord. Betrachten Sie sich darin. Vergegenwärtigen Sie sich Ihre Herkunft. Ihren Besitz. Machen Sie sich Ihren Rang bewusst. Dann schauen Sie sich um und sagen Sie mir, was Sie sehen.“
Er antwortete nicht. Ihre nüchterne, nichts beschönigende Einschätzung kam seiner eigenen gleich. Seine ebenso offene, schonungslose Erwiderung hätte lauten müssen, dass alles in diesem Raum von Verarmung sprach. Aber angesichts ihrer stillen Würde brachte er die Worte nicht über die Lippen. Was eine unverzeihliche Dummheit war.
„Ihr Schweigen ist Antwort genug“, sprach sie nach einem Moment weiter. „Harry und Miss Trentham kommen aus verschiedenen Welten. Sie, Mylord, können unmöglich damit einverstanden sein, dass Ihre Schwester einen solchen Schritt tut. Ich nehme an, das war es, was Sie mir mitteilen wollten, und sicherlich auch, dass Sie Harry untersagt haben, Ihre Schwester wiederzusehen.“
„Nicht ganz, Miss Daventry.“
Er hatte zwar genau diese Absicht gehabt, aber Serena war gegen ein solches Verbot gewesen.
Miss Daventry starrte ihn an, und er spürte, wie es um seine Mundwinkel zu zucken begann.
Seine Reaktion brachte sie aus dem Konzept.
„Sie können diese Verbindung nicht gutheißen!“ Ein Ausdruck von Fassungslosigkeit schwang in ihrer Stimme mit.
„Selbstverständlich nicht“, erwiderte Julian. „Aber meine Schwester hat einen störrischen Charakter, und in vier Jahren, wenn sie volljährig ist, kann ich ihr nichts mehr verbieten. Ich teile Ihre Bedenken, ungeachtet Ihrer Verbindungen mit dem Duke of Alcaston …“
„Meiner was?“
„Alcaston, der Pate Ihres Bruders.“ Julian musterte ihr leichenblasses Gesicht. „Sind Sie in Ordnung, Miss Daventry?“
„Ja … ja, vollkommen.“ Langsam kehrte die Farbe in ihre Wangen zurück. „Das hat Harry Ihnen gesagt, nicht wahr? Es macht hoffentlich keinen Unterschied für Sie?“
„Nein“, erwiderte er ernst. „Ihr Bruder ist trotzdem keine angemessene Partie für meine Schwester, nicht einmal mit der Leibrente, die Seine Gnaden für ihn ausgesetzt hat.“
Sie nickte. „Also haben Sie Harry das Haus verboten und …“
„Nein, das habe ich nicht.“ Serena hatte ihn davon überzeugt, dass der schnellste Weg, heimliche Rendezvous zu begünstigen, der war, Begegnungen, die die Möglichkeit der Beaufsichtigung boten, zu untersagen. Es leuchtete ihm ein, obwohl …
„Nein? Was für ein Bruder sind Sie überhaupt?“
Das saß. „Ein guter, hoffe ich“, gab er gekränkt zurück. „Ja, natürlich hätte ich den beiden jeglichen Umgang miteinander verbieten können! Aber was würde es nützen, wenn Lissy sich dann als tragische Julia betrachtet und mit ihrem vermeintlichen Romeo durchbrennt?“ Das hatte jedenfalls Serena zu bedenken gegeben.
„Lissy?“
„Wir nennen sie Lissy. Ihr Taufname ist Alicia“, erklärte er.
„Verzeihen Sie mir, ich hatte nicht die Absicht, Ihnen vorzuschreiben, wie Sie das Leben Ihrer Schwester reglementieren …“
„Ich hoffe doch, dass ich das nicht tue“, unterbrach er sie trocken.
Sie wurde rot. „Verzeihung, ich …“
„Hören Sie auf, sich zu entschuldigen, sonst komme ich noch auf die Idee, dass Sie mir Honig ums Maul schmieren möchten.“
„Nichts, Mylord, läge mir ferner.“
„Ich dachte es mir“, murmelte er.
Das brachte sie zum Schweigen. Ihr strafender Blick indes hätte die Luft zwischen ihnen in Brand setzen können.
Julian grinste – er konnte nicht anders. Wie sehr wünschte er, Serena wäre Zeuge dieses Wortwechsels! Bei dem Gedanken stutzte er. Serena würde diese spröde, freimütige junge Frau mögen. Eine junge Frau, die in Kürze ihr Heim verlassen musste … Und Lissy brauchte eine ordentliche Dosis Ernüchterung, die sie davon überzeugte, dass ein Leben mit Harry Daventry nicht ihr Traum vom Liebesglück sein würde, sondern ein Albtraum. Ja. So konnte es gehen. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Er hätte sich auf die Schulter klopfen mögen.
Aber dann fiel ihm ein, dass nicht nur Miss Daventrys Zusage noch ausstand, sondern dass er ihr das Angebot auch noch gar nicht gemacht hatte.
„Miss Daventry“, begann er, „soweit ich Ihrem Gespräch mit Goodall entnahm, wollen Sie sich eine neue Unterkunft suchen, wenn dieses Haus verkauft ist.“
„Bis ich eine Anstellung als Gesellschafterin oder Gouvernante gefunden habe.“
Er konnte sein Glück kaum fassen. „Ich frage mich, ob ich Ihnen ein Angebot für die Position einer …“
„Nein! Auf gar keinen Fall!“, unterbrach sie ihn empört.
Ihr Gesicht war flammend rot geworden. „Ich mag in einer heruntergekommenen Gegend leben“, fuhr sie aufgebracht fort. „Aber das bedeutet nicht, dass …“ Sie verstummte und biss sich auf die Lippe.
Julian begriff, dass Miss Daventry – eine achtbare Frau in ärmlichen Verhältnissen –, unabhängig davon, ob sein Ruf ihm vorausgeeilt war oder nicht, allen Anlass hatte, Angeboten von Gentlemen mit Misstrauen zu begegnen.
„Meine Stiefmutter braucht eine Gesellschafterin“, führte er aus. Und wartete ab.
Er wurde enttäuscht. Außer dass die Röte in ihren Wangen sich vertiefte, behielt sie die Fassung.
„Ich verstehe“, erwiderte sie. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie wirklich mich für diese Aufgabe wollen.“
Kein Erklärungsversuch. Keine Entschuldigung. Sie ging einfach über die peinliche Situation und die Verlegenheit, die daraus hätte entstehen können, hinweg. Im Stillen klatschte er ihr Beifall.
„Warum sollte ich nicht?“
„Halten Sie sich nur die Folgen vor Augen“, antwortete sie. „Wenn ich in Ihrem Hause lebte, würde Harry sich das zunutze machen …“
„Genau“, versetzte er sanft. „Sie wären ein naheliegender Grund für seine Besuche. Aufschlussreich für Alicia.“
Sie sah ihn überrascht an. „Sie meinen …“
„Sie kennenzulernen, zu erfahren, dass Sie für Ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen …“
„… gäbe ihr einigen Stoff zum Nachdenken“, beendete sie den Satz.
„Genau.“ Sie hatte umgehend begriffen, worum es ging. „Und sie könnte mir nicht mehr nachsagen, ich sei ein geldgieriger, gefühlloser Unmensch, denn wenn ich Ihnen diese Anstellung verschaffe, könnte sie das nur so deuten, dass ich Sie schätze und infolgedessen auch Ihren Bruder.“ Aber Alicia würde Daventry in einem anderen Licht sehen – als einen jungen Mann, der nicht die Mittel hatte, für den Unterhalt seiner Schwester zu sorgen.
Miss Daventry schwieg. Sie dachte über sein Angebot nach. Andernfalls, so viel wusste er inzwischen von ihr, hätte sie es rundheraus abgelehnt. Sie hatte ihren eigenen Kopf und behielt es sich vor, ihn zu benutzen.
„Ich glaube nicht, dass ich eine angemessene Gesellschafterin für eine Dame wie Lady Braybrook wäre“, erklärte sie schließlich.
Hätte es sich bei der betreffenden Dame nicht um Serena gehandelt, wäre er ganz ihrer Meinung gewesen. So jedoch …
„Sie würde Sie unterhaltsam finden. Sanftmut langweilt sie, und ich denke, wir sind uns einig, dass diese Eigenschaft nicht zu Ihren Tugenden zählt.“ Eine Untertreibung, milde gesprochen.
Belustigt beobachtete er, wie sie errötete. „Seit einem Unfall vor ein paar Jahren kann sie nicht mehr laufen“, fuhr er fort. „Ich will eine intelligente Person als Gesellschafterin für sie. Zunächst hatte ich an jemand Älteren gedacht, aber ich glaube, sie wird Sie mögen. Außerdem sprachen Sie von einer Stelle als Gouvernante – verfügen Sie über Lehrerfahrung?“
Sie nickte. „Ja.“
„Ich habe noch eine jüngere Schwester und einen sechsjährigen Bruder. Die beiden bräuchten eine Erzieherin, jedenfalls den Sommer über.“
Miss Daventry sah ihn skeptisch an. „Aber danach werden sie mehr Unterricht haben müssen, und ich kann nicht gleichzeitig zwei Aufgaben erfüllen.“
Er tat den Einwand mit einem Schulterzucken ab. „Dann wird die neue Gouvernante da sein, und Sie müssten nur an deren freien Tagen einspringen oder wenn sie krank ist. Natürlich würde ich Sie entsprechend bezahlen. Sagen wir, hundert Pfund pro Jahr?“
Obwohl er nicht eben damit rechnete, dass Miss Daventry in Jubel ausbrechen würde, ging er doch davon aus, dass sein Angebot sie überraschen würde. Normalerweise konnten Gouvernanten oder Gesellschafterinnen sich glücklich schätzen, wenn sie ein Viertel dieser Summe erhielten.
Ihre vollen rosigen Lippen öffneten sich, und ihn durchzuckte ein Gefühl, von dem er inständig hoffte, dass es lediglich Genugtuung war …
„Sie können nicht im Ernst daran denken, einer Gesellschafterin, die der Gouvernante zur Hand geht, eine solche Summe zu zahlen“, versetzte sie. „Das ist lachhaft.“
Und ob er konnte, zum Teufel noch einmal! Er verbiss sich die Bemerkung und entschied sich für eisige Höflichkeit.
„Wie bitte, Madam?“
„Es ist lachhaft“, wiederholte sie und presste die Lippen aufeinander.
Lachhaft, in der Tat. Wie viel mehr wollte diese Hyäne denn noch?
„Außerdem“, fuhr sie fort, „wäre es der regulären Gouvernante gegenüber ungerecht, zumal wenn sie älter ist und über mehr Erfahrung verfügt, mir einen derart astronomischen Lohn zu zahlen!“
Verblüfft starrte er sie an. „Sie beklagen sich darüber, dass ich Ihnen zu viel anbiete?“
„Was dachten Sie denn?“, fragte sie überrascht.
Er schüttelte fassungslos den Kopf. „Miss Daventry, gestatten Sie mir, Ihnen zu sagen, dass die meisten Menschen keinen Gedanken an diesen Aspekt verschwenden würden. Mein Angebot steht.“
Sie verengte die Augen. „Fünfzig.“
Julian verbiss sich ein Lachen. Großer Gott, hier saß er und stritt sich mit der zukünftigen Gouvernante – nein, feilschte mit ihr wie ein Händler an der Getreidebörse – und versuchte sie zu überreden, einen höheren Betrag zu akzeptieren!
„Miss Daventry, Ihre Skrupel in allen Ehren, aber Ihr Wert liegt für mich in weit mehr als der Gesellschaft, die Sie meiner Stiefmutter leisten, oder dem Wissen, das Sie meinen jüngeren Geschwistern vermitteln.“
„Ich könnte scheitern“, betonte sie.
„Einhundert pro Jahr“, beharrte er und kämpfte den Drang nieder, diese rechtschaffene, hässlich gekleidete Frau mit den beunruhigend rosigen Lippen und den ernst blickenden verschiedenfarbigen Augen auszulachen. „Und wenn das hilft – außer Ihnen und mir wird niemand erfahren, wie viel Sie verdienen. Ganz bestimmt nicht die andere Gouvernante.“
„Nein, es hilft nicht“, gab sie umgehend zurück. „Es wäre immer noch ungerecht, ob die andere Gouvernante es wüsste oder nicht. Ich wüsste es.“
Er biss die Zähne zusammen. Verwünschtes Frauenzimmer. Konnte sie ihr Gewissen nicht außer Acht lassen und seine Großzügigkeit akzeptieren? „Miss Daventry“, sagte er seufzend. „Gelegentlich spiele ich Karten. Oder ich wette. Wollen wir sagen fünfundzwanzig im Jahr als Gesellschafterin? Weitere fünfundzwanzig als Gouvernante. Und ich setze die restlichen fünfzig darauf, dass es Ihnen gelingt, meine Schwester davon abzubringen, Ihren Bruder zu heiraten.“