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Als Playboy Tiago Santos sie aus einer brisanten Notlage rettet, klopft Dannys Herz nicht nur vor Erleichterung bis zum Hals - auch die Nähe des aufregenden Brasilianers beschleunigt ihren Puls! Nie hätte sie gedacht, dass Tiago sich so für sie einsetzt. Doch der smarte Polospieler überrascht sie noch mehr, denn er will Danny auf seine Hazienda entführen - als seine Frau! Es klingt wie ein Märchen, erst recht, da er sie genauso küsst, wie er mit ihr zu heißen Samba-Rhythmen tanzt … bis Tiago ihren sinnlichen Liebestraum auf eine harte Probe stellt …
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Seitenzahl: 202
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2015 by Susan Stephens Originaltitel: „At the Brazilian’s Command“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIABand 2241 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Alexa Christ
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733706876
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Das Testament des alten Mannes hatte alle schockiert. Alle, nur nicht seinen Enkel Tiago Santos. Dieser war nicht überrascht. Es war ganz einfach: Wenn er erben wollte, musste er heiraten. Fand er nicht bald eine Braut, dann würde die Ranch in Brasilien, die er liebte und die er zu einem Unternehmen von Weltrang ausgebaut hatte, an eine Treuhand-Gesellschaft fallen, deren Mitglieder in puncto Pferde nicht einmal wussten, wo hinten und wo vorne war.
Mein Großvater hat in seinen letzten Wochen einen veritablen Anfall von Größenwahn erlitten, dachte Tiago, als er den Privatjet landete, mit dem er von Brasilien zur Hochzeit seines besten Freundes Chico in Schottland geflogen war.
„Der Name Santos darf nicht aussterben“, hatte der alte Mann ihn auf seinem Sterbebett beschworen. „Es ist an der Zeit, dass du dir eine Frau suchst, Tiago. Wenn du keinen Erben zeugst, wird unsere Familie spurlos verschwinden.“
„Und wenn ich heirate und wir nicht das Glück haben, Kinder zu bekommen?“
„Dann adoptiert ihr eben“, erwiderte sein Großvater, ohne mit der Wimper zu zucken – ganz so, als wäre das das Einfachste der Welt. „Wenn du dich mir in diesem Punkt widersetzt, dann wirst du alles verlieren, was du dir so hart erarbeitet hast.“
„Und die Familien, die seit Generationen auf der Fazenda Santos leben? Willst du die auch enterben?“
„Spar dir deinen Appell an mein Mitgefühl, Tiago. Glaubst du wirklich, dass es mich kümmert, was nach meinem Tod geschieht? Ich will, dass mein Erbe weiterlebt. Das ist alles, was mich interessiert. Jetzt schau mich nicht so an.“ Der alte Mann verfiel in einen gebieterischen Ton. „Glaubst du, mir ist unser Besitz in den Schoß gefallen, vielleicht noch, weil ich ein so guter Mensch bin? Was ist so schlimm an dem, was ich von dir verlange? Du hast jede Woche eine andere Frau – nimm eine von ihnen. Du züchtest Pferde, oder? Jetzt verlange ich von dir, dass du ein Kind zeugst, das unseren Namen trägt. Du weißt, was geschieht, wenn du es nicht tust. Außerdem musst du die Frau ja nicht einmal behalten. Das Einzige, was zählt, ist das Kind.“
Es war unmöglich, mit einem Mann zu streiten, der im Sterben lag. Allein aus diesem Grund hatte Tiago den Mund gehalten. Aber eines war sicher: Egal, was es kostete, er würde die Ranch retten.
Die Faust kam aus dem Nichts, und sie traf Danny mitten ins Gesicht. Im nächsten Moment lag sie mit dem Rücken im Heu und kämpfte gegen Schock und Bewusstlosigkeit an. Brutale Hände griffen nach ihren Handgelenken, rissen sie über ihren Kopf. Dann schob sich ein harter Oberschenkel brutal zwischen ihre Beine. Der Mann kauerte über ihr. Sie waren ganz allein im Stall – abgesehen von den Pferden –, und es war dunkel. Die Band auf der Hochzeitsparty spielte so laut, dass niemand ihre Schreie hören würde.
Ich werde mich nicht vergewaltigen lassen, dachte Danny verzweifelt.
Angst und Wut verliehen ihr Kraft. Aber nicht genug! Der Mann war zu stark für sie. Sie riss den Kopf zur Seite und suchte fieberhaft nach etwas, mit dem sie ihn abwehren konnte. Wenn sie nur eine Hand freibekäme …
Während sie sich wild unter ihm aufbäumte, lachte er triumphierend.
Dieses Lachen kannte sie.
Carlos Pintos!
Es war alles so schnell gegangen, dass sie vor Entsetzen und Panik ihren brutalen Exfreund nicht sofort erkannt hatte. Pintos hatte sie bis in dieses abgelegene Dorf in den schottischen Highlands verfolgt. Wie weit wollte er noch gehen, um sie dafür zu bestrafen, dass sie ihn verlassen hatte?
Angst und Hass rasten durch ihr Blut, vermischten sich. Und der Zorn, der jetzt in ihr aufstieg, gab Danny neue Stärke. Rasch ließ sie ihr Knie vorschnellen, um ihn zwischen den Beinen zu treffen, doch Pintos war zu schnell für sie. Mit einem verächtlichen Lachen schlug er ihr erneut ins Gesicht.
„Du warst damals langweilig, und du bist es heute“, höhnte er, während Danny vor Schmerz die Zähne zusammenbiss. „Warum gibst du nicht einfach zu, dass du mich willst, und gibst nach?“
Niemals.
Es hatte eine Weile gedauert, bis Danny klar geworden war, dass Carlos Pintos – ein großer Star im Polosport – ein brutaler Mistkerl war. Sie war auf ihn hereingefallen, auf den Charme, den er in der Öffentlichkeit stets zeigte. Doch je häufiger sie allein waren, desto gewalttätiger wurde er. Wahrscheinlich hatte er seinen Charme heute dazu benutzt, um sich an den Security-Leuten vorbeizumogeln.
Als er ihr Gesicht zu lecken begann, drehte sich ihr beinahe der Magen um. Sie wusste, dass sie nur eine Chance hatte. Deshalb sammelte sie all ihre verbliebene Kraft, schoss in die Höhe und rammte ihm ihre Stirn ins Gesicht.
Mit einem Aufschrei taumelte er zurück, die Hand auf die Nase gepresst, aus der Blut zwischen seinen Fingern hervorströmte. Danny griff blitzschnell nach dem Heunetz an der Wand, zog sich daran hoch und schob den Riegel der Stalltür zur Seite. Dann stolperte sie auf wackligen Beinen hinaus ins Freie.
Nachdem Tiago sich heimlich von der Hochzeitsparty davongeschlichen hatte, machte er einen Spaziergang über die Felder des ausgedehnten Highland-Landguts. Als Erbe einer riesigen brasilianischen Ranch lag es ihm im Blut, jedwedes Farmland professionell zu begutachten. In der Öffentlichkeit galt er als einer der besten internationalen Polospieler, doch seine private Welt bestand aus der wilden brasilianischen Pampas-Landschaft, in der er Pferde züchtete.
Er beschleunigte seine Schritte und lief auf das große Stallgebäude zu. Sein Freund Chico hatte eine gute Partie gemacht, indem er die Erbin dieses Besitzes heiratete. Allerdings brachte er ein eigenes Imperium in Brasilien in diese Ehe mit ein, insofern war es eine gleichberechtigte Verbindung. Chico hatte die Absicht, sowohl hier als auch in Brasilien Pferde zu züchten.
Was mehr ist, als man über mich sagen kann, dachte Tiago trocken. Den Wunsch seines Großvaters zu erfüllen und eine Ehefrau zu finden hatte bislang noch nicht geklappt. Er liebte seine Freiheit zu sehr, um sich fest zu binden.
Als er dem Stall näher kam, entspannte er sich. Er war lieber bei den Pferden, als in einem Ballsaal Small Talk zu betreiben. Der Hof vor dem Stall war nur spärlich erleuchtet, ganz im Gegensatz zu den riesigen Kristalllüstern, die die Party in dem großen alten Haus ins rechte Licht setzten.
Tiago hatte den Hof halb überquert, als die Stalltür aufflog und eine kleine Frau, die in irgendein flatterndes Etwas gekleidet war, keuchend hinaustaumelte.
„Was zum Teufel …“ Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Er rannte auf sie zu, doch die Frau schrie ihm irgendeine Obszönität entgegen, packte ihn am Revers und fauchte wie eine Löwin, bevor sie versuchte, ihn wieder von sich zu stoßen. Als ihr das nicht gelang, trat sie zurück und funkelte ihn zornig an.
Im ersten Moment erkannte er sie nicht. Doch dann …
„Danny?“
Er kannte dieses Mädchen. Sie war die beste Freundin von Lizzie, Chicos Braut, und eine der Brautjungfern bei der Hochzeit. Zum ersten Mal war er ihr auf Chicos Ranch in Brasilien begegnet, wo beide Frauen, Lizzie und Danny, eine Fortbildung zur Pferdewirtin gemacht hatten. Und zwar unter der Anleitung des Meisters in der Kunst, Schüler zu terrorisieren: seines Freundes und Teamkollegen Chico Fernandez.
„Was ist passiert?“, fragte er, während sie ihn weiter anstarrte. Sie keuchte, als wäre sie einen halben Marathon gelaufen. Dann sah er ihr geschwollenes Gesicht. „Deus, Danny!“
Rasch ging er an ihr vorbei und starrte in den dunklen Stall. Da dort nichts Ungewöhnliches zu sehen war, wandte er sich wieder der verletzten Frau vor ihm zu.
„Danny, ich bin’s, Tiago aus Brasilien. Erkennst du mich nicht? Was machst du hier draußen allein?“ Und wo zur Hölle war die Security, fragte er sich, während er wild umherblickte.
„Was geht es dich an?“ Während sie sprach, berührte sie die roten Striemen auf ihrer Wange.
„Ruhig, chica… Du bist in Sicherheit.“
„In Sicherheit, bei dir?“, stieß sie hervor. Und dann schrie sie: „Pass auf!“ Im nächsten Moment gab sie ihm einen kräftigen Schubs und machte ihn so auf die schattenhafte Gestalt aufmerksam, die plötzlich hinter ihnen lungerte.
Geistesgegenwärtig schirmte Tiago sie mit seinem Körper ab, parierte die Attacke und schlug den Mann k. o.
Carlos Pintos!
Er verabscheute den Kerl. Pintos verlieh dem Polosport einen schlechten Ruf. Er betrog sowohl auf dem Spielfeld als auch überall sonst. Er war Dannys Exfreund und hatte sie geschlagen, wie Tiago sich jetzt erinnerte. Kurz stieß er die reglose Gestalt mit der Stiefelspitze an und überzeugte sich davon, dass Pinto wirklich schachmatt gesetzt war, ehe er seinen Freund Chico auf dem Handy anrief.
Nach einem angespannten Wortwechsel drehte er sich wieder zu Danny um.
„Nicht“, sagte sie und hob ihre Hände, so als wolle sie ihn abwehren.
Während Dannys Zeit in Brasilien waren sie sich oft begegnet. Er hatte sie geneckt, und sie hatte zurückgeflirtet. Doch nie war es darüber hinausgegangen.
„Danke würde mir schon reichen“, versetzte er ironisch. „Und lass mich dir versichern, dass ich absolut nicht die Absicht habe, dich zu berühren.“
Während er sprach, betrachtete er ihre Verletzungen. Blaue Flecken und Kratzer, vermutlich nichts Schlimmeres. Trotzdem, man würde die Polizei benachrichtigen müssen. Und er würde hierbleiben, bis Pintos verschwunden war – und hinter Schloss und Riegel.
„Danke“, murmelte Danny, während sie ihn stirnrunzelnd anschaute.
Tiago richtete sein Jackett, strich sich das Haar aus dem Gesicht und fragte dann rundheraus: „Hat er dich berührt?“
„Was denkst du denn?“
„Ich sehe die offensichtlichen Verletzungen, aber ich denke, du weißt, was ich meine.“
Grimmig schüttelte sie den Kopf. „Das, was du denkst, hat er nicht getan. Ihr Männer denkt doch alle nur dasselbe.“
Also gut: Sie stand wahrscheinlich noch unter Schock. Aber das würde er nicht auf sich sitzen lassen. „Wirf mich nicht mit Pintos in einen Topf. Außerdem hast du mir immer noch nicht gesagt, was du allein hier draußen machst.“
„Ich war im Stall und habe nach den Pferden gesehen“, erklärte sie widerwillig.
Er glaubte ihr keine Sekunde. Chico hatte genug Mitarbeiter, die dafür zuständig waren. Und nicht einmal Danny war so sehr mit ihrem Job verheiratet.
Sie schwieg einen Moment und sah ihn flüchtig an. „Ich habe hier mein halbes Leben verbracht“, sagte sie schließlich, „und ich habe mich hier immer sicher gefühlt. So etwas ist mir noch nie passiert. Und wenn du es unbedingt wissen musst“, fügte sie zornig hinzu, „ich wollte allein sein. Ich brauchte eine Pause … abseits des Trubels.“
„Das verstehe ich“, entgegnete er. Immerhin war es ihm genauso gegangen. „Manchmal braucht man etwas Zeit, um nachzudenken. Gerade wenn sich vieles verändert.“
„Alles ändert sich“, murmelte sie. „Nur ich, ich bin immer noch hier.“
Er vermutete, dass sie ihre Freundin Lizzie vermissen würde, jetzt, wo diese Chico geheiratet hatte. Und vielleicht war das Diplom, das Danny auf Chicos Ranch erworben hatte – einer der angesehensten Schulen der Welt für Pferdepfleger und – trainer –, nicht das Glückslos, das sie sich erhofft hatte. „Erfolg braucht Zeit. Besonders Erfolg mit Pferden.“
„Und Geld“, warf sie ein. „Geld, das ich einfach nicht habe. Wenn es etwas gibt, was ich gelernt habe, dann, dass ich nicht alles im Leben haben kann.“
„Du täuschst dich. Schau mich an.“
Er sah, wie sie flüchtig lächelte über seine Arroganz. Doch er wusste, dass Selbstbewusstsein die wichtigste Voraussetzung war, um erfolgreich zu sein. Wenn er selbst nicht an sich geglaubt hätte, wer hätte es sonst tun sollen?
„Auch du kannst es schaffen“, sagte er, und als sie schon widersprechen wollte, fügte er hinzu: „Ich gebe zu, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, aber ich habe für dieses Glück auch wie ein Ochse geschuftet – genauso wie du. Ich hatte immer eine Vision, wie meine Zukunft aussehen sollte. Du hast das auch. Als wir uns auf Chicos Ranch in Brasilien das erste Mal begegneten, da wolltest du dir dein eigenes Pferdegestüt aufbauen, nicht wahr?“
„Ja“, erwiderte sie, schüttelte dabei aber langsam den Kopf. „Damals war ich naiv und idealistisch. Ich wusste nicht, welche Hindernisse vor mir lagen.“
„Meinst du denn, ich hatte es leicht?“
Sie standen nahe beieinander. So nahe, dass ihm ihr zarter Duft in die Nase stieg und ihn bezauberte. Zu seiner Freude bemerkte er, dass ihr flackernder Blick ruhiger wurde, als sie ihn ansah.
„Ich habe hart gearbeitet und meinen Traum niemals aufgegeben. Das solltest du auch tun, Danny. Gib niemals … niemals deine Träume auf.“
Ihr Blick wanderte zu Pintos hinüber.
„Schau nicht zu ihm hin. Sieh mich an.“
Er war erleichtert, als sie es tat.
„Danke.“ Sie wirkte so verloren. Verletzt. „Danke, dass du mich daran erinnerst, was ich vom Leben will, und dass er keinen Anteil daran hat.“
„Du musst mir nicht danken. Du bist stark. Du wirst darüber hinwegkommen.“ Er blickte auf den Mistkerl auf dem Boden, der noch immer reglos dalag.
Pintos hatte nicht einmal seinen Hosenstall geschlossen. Es war wirklich knapp gewesen. „Ich bleibe bei dir, bis die Security hier ist“, versicherte er Danny, als er sah, dass sie noch immer Angst hatte. „Ich werde Pintos der Polizei übergeben, und dann bringe ich dich zurück ins Haus.“
„Das ist nicht nötig“, wehrte sie ab und schlang dabei schützend die Arme um sich.
„Und ob das nötig ist“, widersprach er. „Du solltest heute Abend nicht allein sein. Und ein Arzt sollte sich deine Verletzungen anschauen.“
Langsam schüttelte sie den Kopf, so als durchlebte sie die schrecklichen Minuten noch einmal. „Ich kann nicht glauben, dass ich das zugelassen habe.“
„Du hast nichts zugelassen, Danny“, erwiderte er mit Bestimmtheit. „Du hast nichts falsch gemacht. Geh nur in Zukunft nicht mehr allein in die Dunkelheit hinaus.“
„Warum?“ Plötzlich klärte sich ihr Blick, und sie schaute ihn scharf an. „Weil du nicht in der Nähe sein wirst, um mich zu retten?“
Ruhig hielt er ihrem Blick stand. „Ganz genau.“
Dannys Gefühle befanden sich in Aufruhr. Ja, sie war schockiert über das, was im Stall vorgefallen war, aber genauso unglaublich war es, dass sie jetzt neben Tiago Santos stand. Auch ohne Carlos Pintos zu ihren Füßen wäre ihr das verdammt beunruhigend vorgekommen. Schon in Brasilien hatte sie sich zu Tiago hingezogen gefühlt. Von Anfang an war da eine Verbindung zwischen ihnen gewesen. Und sie spürte sie auch jetzt.
Was einmal mehr beweist, was für ein schlechtes Urteilsvermögen ich in Sachen Männer habe, dachte Danny. Tiago war ein notorischer Playboy, weshalb sie ihn bei ihrer ersten Begegnung auch genauso behandelt hatte. Sie hatte ihn geneckt, weil das nun mal in ihrer Natur lag, aber sie hatte auch eine gehörige Distanz zu ihm gewahrt.
„Da kommt die Security“, verkündete er, als zwei Wachen auf sie zuliefen. „Sobald wir mit der Polizei gesprochen haben, können wir ins Haus zurückkehren.“
„Ich brauche keinen Aufpasser, Tiago“, betonte sie.
„Das ist gut, denn ich stehe auch nicht zur Verfügung.“
„Warum gehst du nicht einfach zur Party zurück?“, schlug sie vor. „Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen, dich hier festzuhalten.“
„Du hältst mich nicht fest“, widersprach er. „Wir gehen gemeinsam zurück. Ich will nicht, dass dir noch mal etwas passiert.“
„Was glaubst du, was mir zwischen hier und dem Hauseingang zustoßen kann?“
Tiagos Antwort bestand aus einem Blick, der deutlich machte, dass er sich nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen würde, und sie musste zugeben, dass sie sich trotz seines Rufs bei ihm sicher fühlte. Sie musste es einfach nur schaffen, ihre Schulmädchen-Schwärmerei für ihn abzulegen. Tiago Santos war nichts für sie.
„Nur noch ein paar Minuten“, erwiderte er und schaute sie besorgt an.
Mit einem Lächeln registrierte sie, dass sein sanfter, leicht heiserer Ton derselbe war, mit dem er in Brasilien seine Pferde beruhigte.
„Du musst nicht zur Party zurückkehren, Danny. Ich werde dich entschuldigen.“
„Nein, das wirst du nicht“, schoss sie vehement zurück.
Tiago hob eine Augenbraue. Er war ein derart gut aussehender Mann, dass sich kaum jemand seiner Anziehungskraft entwinden konnte. Und er schien ihre Gedanken lesen zu können. Schon in Brasilien war das so gewesen.
Die ganze Situation fühlte sich völlig irreal an. Sie sehnte sich nach der Ruhe ihres Zimmers, danach, unter die Dusche zu gehen und jeden Zentimeter ihres Körpers sauber zu schrubben. Um Carlos Pintos’ Berührung loszuwerden. Hoffentlich konnte sie danach vergessen, dass sie jemals so dumm gewesen war, sich in einen Mann wie ihn zu verlieben.
Während Tiago den beiden Wachleuten Instruktionen erteilte, beobachtete sie ihn und dachte dabei, wie sehr er sich von Carlos unterschied. Er strahlte eine ruhige Autorität aus. Auch im Gespräch mit der Polizei, die kurz darauf eintraf, war er von überwältigender Souveränität.
„He, wo willst du hin?“, rief er ihr nach, als sie sich auf den Weg zum Haus machte.
„Wir haben mit der Polizei gesprochen. Pintos ist weg …“
„Ich muss in deine Richtung, schon vergessen?“, versetzte er, während er zu ihr aufschloss. „Geh gleich rauf auf dein Zimmer. Ich werde Lizzie sagen, was passiert ist.“
„Nein, das wirst du nicht. Lizzie hatte heute schon genug Aufregung. Sie hat bestimmt bemerkt, dass ich fehle. Vermutlich hat sie den Polizeiwagen gesehen. Das hier ist ihr Tag, nicht meiner. Ich möchte ihn nicht ruinieren. Sag ihr einfach, dass das Theater vorbei ist und sie sich keine Sorgen zu machen braucht. Oder … erzähl ihr einfach, ich hätte nach den Pferden gesehen und darüber die Zeit vergessen. Sag ihr, ich wäre ausgerutscht und in den Matsch gefallen … Ich gehe rasch in mein Zimmer, ziehe mich um und bin im Nullkommanichts wieder auf der Party.“
„Ich sehe zu, was ich tun kann“, versprach Tiago. „Aber ich werde sie nicht anlügen. Danny, du kannst nicht so tun, als wäre nichts passiert.“ Wortlos betrachtete er ihr Gesicht, während sie ihn mit einem finsteren Blick bedachte. Ein schwaches Lächeln spielte um seinen Mund. „Es wird dir nicht gelingen, es geheim zu halten.“
„Und warum nicht?“
„Du wirst heute Abend keinen Schönheitswettbewerb mehr gewinnen.“
Instinktiv berührte sie ihr Gesicht und stöhnte. Sie hatte nicht an den Abdruck der Faust gedacht, der sich auf ihrer Wange abzeichnen musste.
„Hast du etwas zum Auftragen?“, fragte Tiago.
„Ich bin sicher, dass etwas im Haus ist.“
„Vielleicht sollte ich doch einen Arzt für dich rufen?“
„Ein Arzt kommt um diese Uhrzeit nicht mehr raus – und warum sollten wir ein solches Theater veranstalten? Danke für deine Fürsorge, Tiago, aber es sind nur ein paar Striemen. Die verschwinden auch wieder.“
„Und du musst nicht ständig stark sein“, schoss er zurück.
„Was kümmert es dich?“ Plötzlich traten ihr Tränen in die Augen. Sie schluckte sie herunter.
Doch es war ein schwerer Fehler, dabei in seine Augen zu schauen. Es war wie ein Sog, und sie war nahe dran, alles um sie herum zu vergessen. Und gerade deshalb konnte sie um keinen Preis der Welt zulassen, dass er sie bevormundete – oder bemitleidete. Und wenn es nur daran lag, dass es für sie viel zu gefährlich war, sich vorzustellen, wie es wäre, einen Mann wie Tiago Santos zu haben, der sich um sie sorgte.
„Ich muss mich bei dir bedanken“, sagte sie, als sie sich mit einiger Verspätung ihrer Manieren entsann.
Er winkte ab. „Keine Medaillen, Danny. Sie würden nur meinen Anzug ruinieren.“
Irgendwie schaffte er es immer wieder, sie zum Lächeln zu bringen. Er gab den Helden in der schimmernden Rüstung, doch darunter steckte noch immer der Playboy. Sie durfte nie vergessen, dass Tiago Santos einen Charme besaß, dem bereits unzählige Frauen zum Opfer gefallen waren. Diesen Charme durfte sie nicht romantisieren, denn darunter verborgen war ein ganz anderer Mann.
Unter den frischen Manschetten seines makellosen Hemdes schauten wilde Tattoos hervor. Ein goldener Ohrring blitzte im Lichtschein. Nein, dieser Mann war kein sicherer Hafen, kein edler Retter. Tiago Santos war ein gefährlicher Mann.
Annie, die Haushälterin auf Rottingdean, wartete bereits an der Eingangstür auf sie.
„Chico hat mir erzählt, was passiert ist“, sagte sie leise zu Tiago, während sie Danny ins Haus zog. Danny sah, wie er kurz nickte.
„Ehe du gehst“, rief er ihr hinterher. „Hier ist meine Karte. Falls du irgendetwas brauchst …“
„Deine Karte?“ Die Vorstellung, dass ein Barbar wie er eine Visitenkarte mit sich herumtrug, entlockte ihr ein Lächeln, dennoch nahm sie die Karte entgegen. „Ich werde nichts brauchen, aber nochmals vielen Dank für heute Abend.“
Tiago biss die Zähne zusammen. Offensichtlich war er es nicht gewohnt, auf diese Weise entlassen zu werden. Im nächsten Moment drehte er sich um und machte sich wieder auf den Weg zur Party.
Als Danny allein war, ging sie direkt unter die Dusche und hielt ihr Gesicht voller Dankbarkeit in den warmen Wasserstrahl. Welche Entschuldigung hatte sie dafür, mitten in der Nacht allein im Stall zu sein? Und dann auch noch während Lizzies Hochzeitsfeier?
Also gut, sie hatte ein bisschen Ruhe gebraucht, um darüber nachzudenken, was sie mit ihrem Leben anfangen wollte, jetzt, wo ihre beste Freundin verheiratet war. Schon als Kind hatte sie sich in den Stall geflüchtet, wenn sie Kummer hatte.
Nie im Leben hatte sie damit gerechnet, dass ihr ausgerechnet dort Carlos Pintos auflauern würde. Gott sei Dank würde er nun für einige Zeit ins Gefängnis wandern. Das hatte ihr die Polizei versichert. Wie sich herausstellte, wurde er ohnehin schon gesucht, weil er mehrere andere Frauen attackiert und sexuell belästigt hatte.
Daher musste sie sich nun nur noch um Tiago Santos Sorgen machen.
Na toll, dachte Danny und fragte sich, wie sie den verdammten Mann aus dem Kopf kriegen sollte. Solange er ihr so nah war, konnte sie an nichts anderes denken.
Aber wohin sollte das führen? Wäre es nicht besser, endlich erwachsen zu werden und sich die Männer grundsätzlich aus dem Kopf zu schlagen? Wäre das nicht sicherer? Wenn sie jemals beruflich weiterkommen wollte, blieb ihr sowieso nichts anderes übrig. Und worauf wartete sie überhaupt? Es war an der Zeit, dass sie endlich anfing, ihr eigenes Pferdegestüt zu planen.
Danny lachte laut auf und drehte am Knauf, bis Eiswasser auf sie herabregnete. Vielleicht würde sie das zur Vernunft bringen! Ihr eigenes Gestüt. Dazu fehlten ihr mehrere Hunderttausend Pfund Startkapital, und die Aussichten, irgendwann und irgendwie zu einer solchen Summe zu kommen, waren mehr als gering.
„Danny?“, rief Annie von der anderen Seite der Tür zu ihr herüber.
„Ja?“
„Da ist jemand, der dich sehen möchte, Liebes.“
Das Kosewort am Ende des Satzes entlockte Danny ein Lächeln. „Gib mir eine Minute, ich schnappe mir schnell ein Handtuch …“
Das war bestimmt Lizzie. Am besten verharmloste sie den Vorfall, um ihre Freundin nicht zu beunruhigen. Oder noch besser: Sie würde rasch das Thema wechseln und Lizzie zum Lachen bringen. Schließlich war dies ihre Hochzeit. Da sollte alles perfekt sein. Dafür würde Danny schon sorgen.
„Ich kann ihm auch sagen, dass du im Moment niemanden sehen möchtest, wenn dir das lieber ist, Liebes?“
Ihm?
„Er macht sich wirklich Sorgen um dich …“ Annie wartete, und als sie keine Antwort erhielt, fügte sie hinzu: „Ich denke, du solltest ihn zumindest kurz empfangen, um ihm zu sagen, dass alles in Ordnung ist …“
Dannys Herz schlug Purzelbäume. Sie zitterte am ganzen Körper. Es gab nur einen Mann, der wusste, was im Stall passiert war. Und sie hatte gerade geschworen, ihn aus ihrem Leben zu streichen.