Nur eine feurige Sommerliebe? - Susan Stephens - E-Book

Nur eine feurige Sommerliebe? E-Book

Susan Stephens

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Beschreibung

Karina Marcelos ist die begehrteste Eventplanerin in Rio, ihr Motto: je mehr Arbeit, desto besser! Nur so kann sie ihre tragische Affäre mit dem verboten attraktiven Polospieler Dante Baracca vergessen. Kein Wunder, dass sie um ihre Fassung ringt, als ausgerechnet er sie für die Organisation des legendären Champion Cups engagiert. Doch mittlerweile weiß Karina, wie man einem treulosen Don Juan die Stirn bietet. Denn ihm die Wahrheit darüber erzählen, was jene leidenschaftliche Nacht für Folgen hatte? Niemals! Bis Dantes feuriger Blick ihr Herz erneut in Flammen setzt …

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Seitenzahl: 203

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IMPRESSUM

JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2015 by Susan Stephens Originaltitel: „Back in the Brazilian’s Bed“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIABand 2262 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Alexa Christ

Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 12outlook/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733709693

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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1. KAPITEL

„Du hast mich wofür engagiert?“

Karina Marcelos schirmte ihre Augen mit einer Hand gegen die grelle Morgensonne ab und starrte ihren Bruder fassungslos an. Sie standen auf dem Balkon vor Lucs Büro in seinem imposanten Hotel in Rio de Janeiro. Unter ihnen breitete sich das Panorama der Riesenstadt aus.

Luc, der nicht nur Geschäftsmann, sondern auch passionierter Polospieler war, hatte bisweilen diktatorische Züge an sich, wenn es darum ging, sein Geschäftsimperium zu verwalten. Aber er setzte sich nie rücksichtslos über die Gefühle seiner Schwester hinweg.

Doch jetzt wirkte Luc überrascht. „Warum machst du so ein Theater? Du bist doch die absolut naheliegende Wahl. Ich könnte mir niemanden vorstellen, der besser geeignet wäre, den Polo-Cup zu organisieren.“ Er zuckte nur kurz die Achseln und ging hinein, während Karina die Hände rang. Plötzlich brach ihr der Schweiß aus allen Poren aus.

Rasch folgte sie ihrem Bruder in sein angrenzendes Arbeitszimmer. „Du musst das wieder rückgängig machen“, forderte sie mit Nachdruck.

Stirnrunzelnd nahm Luc an seinem Schreibtisch Platz. Er war es nicht gewohnt, dass ihm etwas verweigert wurde – es sei denn, seine geliebte Frau Emma hatte die Finger im Spiel.

„Ich meine es ernst, Luc“, beharrte Karina. „Mein Terminkalender ist bis zum Bersten voll. Ich könnte diesem Projekt allenfalls ein paar Wochen widmen, aber es braucht deutlich mehr Zeit als das.“

Natürlich könnte sie sich die Zeit nehmen. Könnte aus dem Event ein Riesenspektakel machen. Der Aufwand war nicht der Grund, warum sie vor diesem Job zurückschreckte.

„Zu spät“, versetzte Luc knapp. „Die Plakate sind bereits gedruckt, und dein Name steht drauf. Ich habe nicht damit gerechnet, dass du dich weigern würdest. Als ich dich dem Team vorschlug, waren alle sofort begeistert.“

Das „Team“ war die Mannschaft der Thunderbolts, die berühmtesten Gaucho-Polospieler der Welt. Luc war ein Eckpfeiler der Mannschaft genauso wie Dante Baracca. In diesem Jahr war Dante an der Reihe, den Gaucho-Cup auszurichten.

„Was stimmt denn nicht?“, fragte ihr Bruder und schaute ungeduldig von seinem Papierkram auf.

Wo sollte sie anfangen? Sie wollte keinesfalls Lucs Misstrauen erregen. Es würde schwierig sein, eine plausible Erklärung dafür zu finden, weshalb sie nicht mit Dante zusammenarbeiten wollte. Genauso schwer war es, das Zittern zu ignorieren, das sie bei dem Gedanken überfiel, Dante wieder nahe zu kommen.

„Ich brauche dich, Karina.“

„Ich weiß, was dir diese Veranstaltung bedeutet, aber es gibt noch andere gute Event-Planer.“

„Keiner, der so gut ist wie du“, widersprach Luc und hob eine Augenbraue. „Ich verstehe dich nicht, Karina. Das ist der prestigeträchtigste Auftrag, den du je bekommen hast. Wo liegt das eigentliche Problem?“

Sie liebte ihren Bruder von ganzem Herzen, aber Luc hatte keine Ahnung, was er da von ihr verlangte. Bislang war sie Dante aus gutem Grund aus dem Weg gegangen. Der Mann hatte eine eiskalte Arroganz an sich. Wenn sie diesen Auftrag jetzt annahm, würden ihre Ausweichmanöver in Sachen Dante Baracca nicht mehr fruchten.

„Du hättest zumindest erst mit mir reden sollen, ehe du in meinem Namen eine solche Vereinbarung triffst.“

„Ich bitte um Verzeihung“, erwiderte Luc spöttisch. „Ich weiß auch nicht, warum ich auf die Idee kam, du würdest dich freuen. Du bist die angesagteste Event-Planerin in ganz Rio, Karina“, erinnerte er sie. „Wen hätte ich denn sonst fragen sollen?“

Er hatte schon recht damit, dass dieser Auftrag eine wahnsinnig spannende Herausforderung war. Aber der Mann, mit dem sie dabei würde zusammenarbeiten müssen, war das Problem.

„Dante Baracca ist ein arroganter, völlig rücksichtsloser Tyrann“, sprach sie leise ihre Gedanken aus.

„Er ist ein mächtiger, sehr erfolgreicher Unternehmer“, korrigierte ihr Bruder sie.

„Habe ich das nicht gerade gesagt?“

Schwarze Augen blitzten, während sich die Marcelos-Geschwister ein Blick-Duell lieferten.

Karina wollte ihren Bruder nicht verärgern, aber bei der Vorstellung, wie dieser Job laufen würde, wurden ihr die Knie weich.

Prüfend sah er sie an. „Da ist doch etwas, was du mir verheimlichst?“

Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. Sie konnte nicht antworten.

„Irgendetwas muss da sein“, beharrte er. „Wir kennen Dante seit Jahren. Ich spiele mit ihm im selben Team. Wenn es ein Problem gäbe, wüsste ich davon. Ich hoffe, du schenkst diesen lächerlichen Presseberichten keinen Glauben?“

„Was seinen Ruf angeht …“ Sie schnaubte verächtlich. „Wenn man den Medien glaubt, ist Dante der Teufel in Person. So gern ich auch die Herausforderung annehmen würde, mit einem solchen Mann zusammenzuarbeiten, so hätte ich doch erwartet, dass gerade mein Bruder mir das Recht einräumen würde, den Auftrag abzulehnen.“

Luc schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht, Karina. Es wurde bereits zu viel Geld investiert, als dass du jetzt noch aussteigen könntest.“ Dann schenkte er ihr einen Blick, der jedes Herz erweichen würde. „Tu es für mich, bitte. Wenn es Dantes Privatleben ist, was dir Sorgen bereitet, mach dir darum bitte keinen Kopf. In dieser Hinsicht wird er dich gar nicht wahrnehmen, weil viel zu viele Bewunderinnen um ihn herumschwirren.“

„Na, vielen Dank, das beruhigt mich nun wirklich“, entgegnete sie trocken. Luc hatte schon recht. Um die Spieler des Thunderbolt-Team scharten sich stets unzählige Polo-Groupies, viele weit glamouröser als sie selbst. Sie kam gar nicht auf die Idee, mit diesen Frauen konkurrieren zu wollen.

„Du bist meine Schwester“, erwiderte Luc genervt, so als verstehe sich daher von selbst, dass sie keinerlei männliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. „Dante geht es lediglich ums Geschäft. Ich hoffe, du bildest dir nicht ein, dass etwas anderes dahinterstecken könnte?“

„Natürlich nicht. Wofür hältst du mich?“

„Für eine äußerst erfolgreiche und sehr schöne Frau, die in Dante Baracca nie etwas anderes sehen würde als einen Freund aus Kindertagen. Und meinen Teamkollegen.“

„Und einen Mann, dem man besser aus dem Weg geht“, murmelte sie leise.

„Wie bitte?“, fragte Luc misstrauisch.

„Ich muss nicht all deine Teamkollegen mögen.“

„Du musst aber auch keine übertriebene Abneigung gegen sie hegen. Gib dir einen Ruck, Karina, und unterschreib den Vertrag. Ich habe keine Lust mehr zu warten.“

Unterschreiben und sich Dantes Nähe aussetzen – täglich mit ihm zusammenarbeiten?

Die Zeiten, da sie ein echter Wildfang gewesen war, der sich an die Fersen der Clique ihres Bruders heftete, waren lange vorbei. Dennoch sollte sie Luc diesen Gefallen tun. Sie hatte ihm so viel zu verdanken. Nach dem Tod ihrer Eltern hatte er sie quasi ganz allein großgezogen. Auch wenn er das mit Bravour gemeistert hatte, war er doch oft genug abgelenkt gewesen. Was Karina die Gelegenheit gegeben hatte, sich immer mal wieder in Schwierigkeiten zu bringen.

Jetzt musste sie sich eingestehen, dass Luc ihr mehr bedeutete als ihr dummer Stolz. Sie würde die Vergangenheit hinter sich lassen müssen, ganz so, wie sie es ihr damals im Krankenhaus geraten hatten.

„Ich sollte dir dafür danken, dass du meinen Namen ins Spiel gebracht hast“, gab sie zu, während sie vortrat, um den Vertrag zu unterschreiben.

Luc lächelte erleichtert. „Alle wollten dich haben – wenn ich dich nicht vorgeschlagen hätte, dann hätten sie mir vermutlich den Hals umgedreht.“

„Vielleicht.“ Karina legte den Kopf leicht schräg und schenkte ihrem Bruder ein liebevolles Grinsen. Zumindest einer von ihnen war glücklich. Sie wäre verrückt, wenn sie diesen Auftrag ablehnte. Es war nicht nur der prestigeträchtigste Job, der ihr je angeboten worden war – es war der Job schlechthin. Aber vor allem tat sie es für Luc.

Er umrundete den Schreibtisch und zog sie in seine Arme. „Viel Lärm um nichts, Schwesterherz. Das wird deine Meisterleistung werden, ganz bestimmt.“

Dante Baracca war nicht viel Lärm um nichts. Karina verbarg jedoch ihre Ängste und erwiderte die Umarmung ihres Bruders. Als sie einen Schritt zurücktrat, musterte sie ihn. Wie alle Mitglieder des Thunderbolt-Teams war er ein hoch attraktiver, beeindruckender Mann. Und sie liebte ihn. Deshalb begegnete sie seinen diktatorischen Zügen mit Nachsicht. So wie er ihre ständigen Provokationen tolerierte. Seine Bitte konnte sie einfach nicht ausschlagen, egal wie die Konsequenzen aussahen.

„Ich weiß, dass Dante dich früher, als du noch jünger warst, bis zur Weißglut gereizt hat“, bemerkte Luc, der deutlich entspannter wirkte, jetzt, wo ihm sein Triumph sicher war. „Ich war sehr verwundert, dass du ihn an deinem achtzehnten Geburtstag praktisch zum Ehrengast gemacht hast.“

Die Erinnerung ließ Karina zusammenzucken. Mühsam setzte sie ein Lächeln auf. „Meine Freunde wollten ihn dahaben.“ Sie zuckte die Achseln. „Und seitdem ist viel Wasser den Fluss hinuntergeflossen.“ Eine kolossale Untertreibung.

Luc, der die Zwischentöne nicht heraushörte, lachte unbekümmert. „Wenn du meinst. Seit jenem Abend habe ich dich nicht mehr in Dantes Nähe gesehen, insofern gehe ich davon aus, dass er irgendetwas gesagt hat, was dir nicht gefallen hat, aber egal was es war, ich rate dir, es auf sich beruhen zu lassen. Du solltest das Wesentliche im Auge behalten.“

Sie sah das Wesentliche, und es war nicht hübsch.

Karina wandte sich ab und trat ans Fenster, um ein wenig Abstand zwischen sich und ihren Bruder zu bringen.

„Mir ist schon klar, dass das der größte Auftrag ist, den du bislang an Land gezogen hast“, bemerkte Luc, der ihr Verhalten missdeutete. „Es ist ganz natürlich, dass du ein wenig nervös bist, Karina, aber ich bin absolut sicher, dass du es schaffst.“

„Ich werde mein Bestes geben“, versprach sie und drehte sich wieder zu ihm um.

„Das weiß ich. Deshalb wollte ich ja auch dich für diesen Job und niemand anders. Und glaub mir“, fügte Luc mit einem beruhigenden Lächeln hinzu, „niemand findet den Umgang mit Dante leicht.“

„Es gibt genug Frauen, die es darauf ankommen lassen“, konterte sie trocken.

„Was geht das dich an?“, fragte Luc misstrauisch.

„Absolut nichts.“ Sie hielt seinem Blick stand, bis er von sich aus wegschaute.

Nur zu gut erinnerte sie sich, wie sie ihren Bruder angefleht hatte, ihr zu erlauben, ihr Studium im Ausland fortzusetzen. Sie hatte behauptet, dass sie Rio leid war und die Tatsache, dass sie dort unter seiner Fuchtel stand. Es sei an der Zeit, ihren eigenen Weg zu gehen, hatte sie argumentiert. Luc war nicht eine Sekunde auf die Idee gekommen, dass sie nur von Dante wegwollte. Also hatte er ihr die teure Hotelfachschule bezahlt, die sie mit Bravour abschloss. Sie war sogar so gut, dass sie ein Vollzeitstipendium an einem renommierten Schweizer Institut für Event-Planer erhielt. Auch dort reüssierte sie. Als sie schließlich nach Rio zurückkehrte, tat sie dies, um die Welt zu verändern – oder zumindest die Hotelkette ihres Bruders.

Ihre Sporen musste sie sich langsam verdienen. Zuerst gab er ihr nur kleine Aufträge, bis er ihr schließlich erlaubte, auch an seinen größeren Projekten zu arbeiten. Der Gaucho-Polo-Cup war der größte Auftrag bislang. Und ja, sie wollte ihn. Natürlich war sie der Aufgabe gewachsen. Sie besaß die Expertise und das Insiderwissen, das es brauchte, um die wichtigste Veranstaltung im Polosport zu organisieren. Aber sie würde mit Dante zusammenarbeiten, und das war das Problem. Zwar war sie nicht mehr dieselbe Karina wie in der Vergangenheit, aber würde Dante das überhaupt erkennen? Wenn man der Presse Glauben schenkte, hatte er sich kein bisschen verändert. Das Wort „wild“ beschrieb ihn immer noch zutreffend. Wann immer sie ein Hochglanzmagazin aufschlug, sah sie an seiner Seite mindestens eine bildschöne Frau. Dante Baracca zog solche Frauen an wie Motten das Licht. Allerdings entledigte er sich ihrer auch immer wieder in Rekordzeit. Insofern hatte sich nichts geändert.

„Mach nicht so ein besorgtes Gesicht, Karina“, unterbrach Luc ihre Gedanken. „Man könnte fast meinen, ich würde dich mit einem Monster zusammenbringen. Hier …“ Er streckte ihr eine Zeitschrift entgegen. „Schau dir das an – Dante schwimmt gerade auf einer Welle des Erfolgs.“

Dante Baracca zierte das Front-Cover. Wer auch sonst? Den Gott des Polosports verbannte man nicht auf die hinteren Seiten.

„Es gäbe keinen besseren Zeitpunkt für euch beide, um wieder zusammenzukommen.“

„Wir werden nicht zusammenkommen“, widersprach sie heftig. „Ich werde nur an seiner Seite arbeiten, mehr nicht.“

„Natürlich, du hast recht“, stimmte er rasch zu – vermutlich, um sie zu besänftigen.

Karina betrachtete das Cover. Gott sei Dank konnte Luc nicht hören, wie schnell ihr Herz schlug beim Anblick des Mannes, der schon immer eine wahnsinnige Wirkung auf sie gehabt hatte – im Guten wie im Schlechten. Das Foto zeigte Dante im Sattel eines schwarzen Hengstes. Hinter ihnen versank gerade die Sonne im Meer. Dantes muskulöser Oberkörper war nackt, er selbst im Profil zu sehen. Ein fast übertrieben romantisches Bild – und ein Anblick zum Dahinschmelzen.

Unwillkürlich wanderten Karinas Gedanken in der Zeit zurück. Ihr Mund wurde trocken. Wahrscheinlich würde es ihr nie gelingen, die Vergangenheit abzuschütteln. In vielerlei Hinsicht wollte sie das auch gar nicht. Die Erinnerungen waren bittersüß. Der Verlust zu groß, die Traurigkeit zu allumfassend. Dante würde immer seinen Anteil daran haben. Er trug noch immer die Ohrringe, die zu ihren eigenen passten. Dante hatte sie ihr zu ihrem achtzehnten Geburtstag geschenkt und sie dabei geneckt, dass sie Zwillinge sein könnten, aber der Blick, den er ihr schenkte, war nicht der eines Bruders gewesen. Nach der Party packte sie die Ohrringe in die hinterste Schublade ihrer Kommode, weil sie eine zu grausame Erinnerung waren an Dante und an alles, wofür er stand. Ja, sie waren eine zu bittere Erinnerung an die verwandten Seelen, die einander beinahe zerstört hätten.

„Hör auf, dir Sorgen zu machen, Karina“, wiederholte Luc, als sie erneut die Stirn runzelte. „Du kommst mit einem Barbar klar, mit mir. Warum dann nicht auch mit zweien?“

„Wenn Dante bereit ist, die Sache auf meine Art anzugehen, könnte es funktionieren“, gab sie zurück.

„Das wird bestimmt spannend zu beobachten“, bemerkte Luc trocken.

„Das ist kein Scherz, Lucas“, versetzte sie streng. „Eins sollte dir klar sein: Du kannst mich nicht einfach ohne meine Erlaubnis an deine Freunde vermitteln, wann immer es dir passt. Keine Dante Baraccas mehr – verstanden?“

Luc drehte sich zur Tür, wo gerade seine Sekretärin aufgetaucht war und entschuldigend die Hände hob. „Warum sagst du das Dante nicht selbst? Komm rein, mein Freund …“

Luc marschierte bereits auf die Tür zu, um seinen Teamkollegen zu begrüßen. Dabei fügte er hinzu: „Karina kann gar nicht abwarten, dir zu erzählen, was sie alles geplant hat.“

2. KAPITEL

Die Zeit schien stillzustehen, während sie sich mit Blicken maßen. Dantes Körper reagierte sofort – kein Wunder, brach doch die Vergangenheit mit aller Macht über ihn herein. Eine Vergangenheit, der er besser keine Beachtung schenkte, solange sich ihr Bruder, sein Freund Luc in einem Raum mit ihnen aufhielt. Er war Karina seit ihrem achtzehnten Geburtstag nicht mehr so nah gewesen. Und damals hatte er viel mehr von ihr gesehen, als er es jetzt tat.

„Komm rein, mein Freund, komm rein.“

Dante löste seinen Blick von Karina, als Luc ihn in den Raum zog, doch die Nachwirkungen dieser ersten Begegnung nach so vielen Jahren waren noch so groß, dass er alles ausblendete außer ihr. Tatsächlich waren seine Gefühle so stark, dass er sich ernsthaft fragte, ob seine Entscheidung richtig war. Als Luc seine Schwester als Event-Planerin für den Gaucho-Cup vorgeschlagen hatte, war sein erster Impuls gewesen, Nein zu sagen. Warum sollte er die Vergangenheit wieder aufleben lassen? Ärger dieser Art konnte er in seinem Leben nicht gebrauchen.

Dann hatte er jedoch entschieden, dass es gemein wäre, Karina nur wegen ihrer gemeinsamen Vergangenheit abzulehnen. Zumal sie die Schwester eines Teamkollegen war und insofern eine Chance verdiente. Er hatte bereits beschlossen, den Kontakt zu ihr, während sie auf seiner Ranch arbeitete, auf ein Minimum zu begrenzen. Da sie ihm schon seit Jahren konsequent aus dem Weg ging, würde ihr das sicherlich auch recht sein. Aber jetzt, wo er sich mit Karina in ein und demselben Raum aufhielt, war er gezwungen, seine Entscheidung noch einmal zu überdenken. Ihre Wirkung auf ihn war erstaunlich – und beunruhigend.

„Dante …“

Ihre Stimme klang sanft und höflich – vermutlich ihrem Bruder zuliebe, denn Karinas Blick stand in krassem Gegensatz zu ihrem Tonfall. Da war keinerlei Intimität vorhanden. Intimität? Sie wirkte geradezu feindselig. Hatte jene eine Nacht vor so vielen Jahren einen solchen Tribut gefordert? Offensichtlich. Nun, daran konnte er nichts ändern. Karina hatte sich mehr von ihm gewünscht, als er ihr geben konnte. Daher hatte er sie nur zu ihrem eigenen Besten aus seinem Bett geworfen. In emotionaler Hinsicht konnte er ihr nichts bieten. Selbst heute noch wunderte es ihn, dass er die Sorge um sie über seine eigene selbstsüchtige Lust gestellt hatte. Damals war er ein reiner Egoist gewesen.

Was Frauen anging, war er das noch immer. Und er hatte ihnen immer noch nichts zu bieten. Der einzige Unterschied zu früher bestand darin, dass Karina nicht mehr interessiert war. Schlimmer noch. Das Licht in ihren Augen war erloschen. Wo steckte die Karina, die er kannte? Was war mit dem Wildfang geschehen, der ihm bei jeder sich bietenden Gelegenheit Paroli bot?

„Du siehst gut aus“, bemerkte er und suchte dabei nach Hinweisen auf die Karina von einst.

„Ist das so?“

Ihre Herausforderung erregte ihn. Also war sie doch noch am Leben. Sie war schon immer eine gute Schauspielerin gewesen, und er konnte ja durchaus verstehen, warum sie sich ihm gegenüber so kühl gab. Der Schlag, den er damals ihrem Stolz versetzt hatte, musste immens gewesen sein. Doch er hatte damals einen hohen Preis dafür gezahlt. Ihre war zu Ende gewesen.

„Du siehst auch gut aus, Dante.“

„Danke.“

Jetzt, wo der Austausch an Höflichkeiten vorüber war, musterte er sie von Neuem. Sie war ganz Frau, nicht mehr das junge Mädchen, das so gern provozierte und kokettierte. Ihre Figur hatte sexy Kurven bekommen, und ihr dichtes schwarzes Haar glänzte, auch wenn sie leider dazu übergegangen war, es streng zurückzubinden. Wann immer er bei einem Polospiel einen Blick auf sie erhaschte, trug sie einen Knoten oder einen Pferdeschwanz – genau wie jetzt. Als Mädchen hatte sie ihre wilde Löwenmähne ungezähmt über die Schultern fallen lassen.

„Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?“, fragte sie zuvorkommend, doch ihr Blick wirkte, als hätte sie ihm am liebsten einen Giftbecher gereicht.

Dante musste sich ein Lächeln verkneifen. „Nur Wasser, bitte.“

Ausdruckslos wandte sie sich ab, um seiner Bitte nachzukommen, doch als sie zurückkehrte und ihm das Glas reichte, berührten sich kurz ihre Finger, was sie erröten ließ. Da konnte sie sich so unterkühlt geben – sie spürte die Verbindung zwischen ihnen immer noch. Genauso wie er.

Das weckte seinen Jagdinstinkt, was Karina offensichtlich sofort bemerkte, denn sie warf ihm einen warnenden Blick zu. Offensichtlich hatte sie ihm nicht verziehen. Verübeln konnte er ihr das nicht, denn er hatte ihr damals keine Erklärung dafür gegeben. Wenn er bei ihr geblieben wäre, hätten sie einander zerstört. Sie war zu jung gewesen, zu unschuldig für ihn. Wenn er mehr als eine Nacht zugelassen hätte, wären sie unweigerlich auf eine Katastrophe zugesteuert. Doch das hatte Karina nicht verstanden und stattdessen nur seinen Verrat gesehen.

Als sie den Raum durchquerte, folgte er ihr mit Blicken. Es amüsierte ihn, dass sie offensichtlich so viel Abstand wie möglich zwischen sich und ihn legen wollte. Doch urplötzlich packte ihn die Eifersucht. Wer hatte sie seit jener Nacht in den Armen gehalten? Wer hatte gehört, wie sie vor Wonne aufschrie? Und wer hatte ihre Unschuld seitdem gekostet?

„Es tut gut, dass du hier bist, Dante.“

Lucs Worte rissen ihn aus seinen Überlegungen. Karinas Bruder hatte schon immer einen kameradschaftlichen Umgang mit seinen Teamkollegen gepflegt, und so legte er jetzt einen Arm um Dantes Schultern. Seine Geste stand in völligem Gegensatz zu der Spannung, die zwischen Dante und Karina herrschte. Er musste sich die Gedanken an Lucs Schwester kategorisch verbieten, ehe er seinem Freund antworten konnte. „Vielen Dank, Luc. Ich bin gerne hier.“

Und dann redeten sie über das nächste Spiel und über die Pferde, die sie in letzter Zeit erworben hatten, doch in keiner Sekunde vergaß Dante Karinas Gegenwart. Seit ihrer Kindheit war er mit Luc zusammen ausgeritten. Sie waren Brüder im Geiste, beide äußerst ehrgeizig. Kein einziges Mal hatte Dante mit Luc über Karina gesprochen. Die Schwester eines Freundes war tabu, und auch wenn ihn seit Jahren die Frage quälte, ob Karina einen Liebhaber hatte, so wäre er nie auf die Idee gekommen, Luc danach zu fragen.

„Karina hat den Vertrag unterschrieben!“

„Ausgezeichnet.“ Dante drehte sich zu ihr um. „Ich kann mir niemanden vorstellen, der besser geeignet wäre, den Gaucho-Cup zu organisieren.“

„Ja, niemand versteht die Anforderungen, die an uns Spieler gestellt werden, besser als meine Schwester“, stimmte Luc voller Zuneigung zu.

Karina sagte nichts.

Luc, der das Unbehagen seiner Schwester nicht zu bemerken schien, blickte auf das Wasserglas in Dantes Hand. „Bist du sicher, dass du nichts Stärkeres willst?“

„Ja, ganz sicher, danke. Ich will einen klaren Kopf bewahren.“

Karinas Blick wurde noch vernichtender.

„Wollen wir?“, fragte sie knapp und deutete mit dem Kopf auf den Konferenztisch.

„Natürlich.“ Dante marschierte quer durch den Raum, um ihr einen Stuhl zurechtzurücken.

Innerhalb von wenigen Minuten gelang es Karina zu beweisen, was sie als Planerin wert war. Gleich zu Beginn sprach sie mehrere Punkte an, die seinen Anwälten entgangen waren. Und trotzdem: Als sie ihre Ausführungen schloss, fühlte Dante Enttäuschung in sich aufkeimen. Er kannte Karina nun schon so lange, dass er auf etwas Besonderes gewartet hatte – einen kleinen Hauch Magie, der die Veranstaltung von der üblichen Masse abhob.

„Nun, ich denke, das war es vorläufig“, sagte sie, nachdem sie ihre abschließenden Überlegungen geäußert hatte. „Ich wünsche dir eine gute Heimreise.“

Ursprünglich hatte er tatsächlich vorgehabt, gleich nach dem Meeting wieder abzureisen, doch jetzt war er fest entschlossen zu bleiben. Er wollte herausfinden, wer Karina heute war, und er wollte sich ein abschließendes Urteil darüber bilden, ob sie in der Lage sein würde, die Vision zu realisieren, die er für den Polo-Cup hatte. Was er bislang gehört hatte, ließ ihn daran zweifeln. Deshalb lehnte er sich mit einem Lächeln zurück und erwiderte: „Ich habe keine Eile.“

Ihre Miene verhärtete sich. Schließlich war es Luc, der in die Bresche sprang und die Situation rettete. „Du willst doch noch nicht gehen, oder?“, fragte er.

Dante erwiderte das Lächeln seines Freundes. „Nein, natürlich nicht.“

„Karina“, rügte Luc seine Schwester, als die auffallend stumm blieb. „Wo sind deine Manieren? Dante kann jetzt noch nicht gehen. Der Anlass ruft nach einem Glas Champagner.“

„Da stimme ich Luc zu“, schaltete sich Dante ein. „Wozu die Hetze?“

Karina warf ihm einen weiteren mörderischen Blick zu.

Ganz offensichtlich wollte sie nicht, dass er blieb. Und das weckte sein Interesse. Denn es fiel ihm auf, dass sie ihn ansah, als sei er der leibhaftige Teufel – aber nicht ein Teufel, vor dem sie davonlief, sondern eher ein Teufel, den sie bekämpfen wollte. Das war ein großer Fortschritt. Es verlieh ihr Feuer – der ausdruckslose Automat verwandelte sich wieder in die Karina, die er kannte.

„Du bist der Kunde. Was immer du wünschst“, erwiderte sie und setzte ein Plastik-Lächeln auf.

Harte Augen. Harte Lippen. Harter Mann. Wie hatte sie je glauben können, mit Dante zusammenarbeiten zu können? Natürlich wusste er nichts davon, aber ihre gemeinsame Nacht hatte weitreichende Folgen gehabt. Karina musste sich krampfhaft daran erinnern, dass die Vergangenheit in diesen Business-Verhandlungen keine Rolle spielte. Sie war stolz auf die Karriere, die sie sich aufgebaut hatte. Sie hatte hart dafür gearbeitet und würde sich das von niemandem wegnehmen lassen – auch nicht von Dante Baracca.

„Deine Schwester scheint ein wenig zerstreut“, bemerkte Dante zu Luc, ganz so, als sei sie gar nicht mehr anwesend. „Vielleicht bezweifelt sie ja, ob es möglich ist, mit mir zusammenzuarbeiten? Was meinst du?“

„Ich denke, sie wird schon mit dir fertigwerden“, entgegnete Luc trocken.