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Die Schweißerin Veronica kennt sich mit Feuer bestens aus. Aber noch nie hat sie so lichterloh für jemanden gebrannt wie für Ian. Der sie fallen gelassen hat! Als sie für ihn arbeiten muss, kommt ihr eine gewagte Racheidee: Er soll sie nicht mit Geld bezahlen. Sondern mit - sich …
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Seitenzahl: 182
IMPRESSUM
Nur Rache brennt heißer erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2016 by Tiffany Reisz Originaltitel: „One Hot December“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY EXTRA HOT & SEXYBand 71 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Alina Lantelme
Umschlagsmotive: nd3000 / Getty Images
Veröffentlicht im ePub Format in 02/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733739492
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Veronica „Flash“ Redding schlug zum letzten Mal die Tür ihres Spinds zu. Sie streifte die Bomberjacke aus Leder über und schlug den Kragen hoch, um den Knutschfleck am Hals zu verdecken. Dann zog sie die Arbeitsschuhe mit Stahlkappen aus, packte sie in den Rucksack und schlüpfte in ihre leuchtend roten Sneakers.
Entschlossen holte sie tief Luft. Ihr Vorhaben ließ sich nicht mehr aufschieben. Sie musste es tun.
Ihr Boss Ian Asher stand in seinem Büro hinter dem Schreibtisch und studierte die Baupläne für das nächste Projekt: ein dringend benötigtes kleines Krankenhaus für die Menschen, die rund um den Mount Hood lebten.
Sie blieb in der Tür stehen und wartete darauf, dass Ian sie bemerkte. Das könnte eine Weile dauern. Er war ein Meister darin geworden, sie zu ignorieren. Der gut aussehende Mittdreißiger neben ihm musste der kürzlich angeheuerte Projektmanager Drew sein. Ian zählte ihm die Veränderungen auf, die fällig würden, wenn das Parlament in Oregon im nächsten Jahr dem Gesetzentwurf mit den neuen Bauvorschriften zustimmte.
„Und wenn diese Vorschriften nicht beschlossen werden? Soll deswegen wirklich das gesamte Bauvorhaben noch einmal geplant werden?“
„Sie werden beschlossen“, erwiderte Ian.
„Sind Sie sicher?“
„Er ist sicher“, schaltete Veronica sich ein.
Ian sah von den Bauplänen hoch und funkelte sie an. „Was gibt es, Flash?“
Anscheinend ist er nicht glücklich darüber, mich zu sehen. „Der Dad unseres Chefs ist Senator des Bundesstaates Oregon“, sagte sie zu Drew. „Deshalb weiß er, dass diese Vorschriften höchstwahrscheinlich verabschiedet werden.“
„Wenn die neuen Verordnungen gesetzlich vorgeschrieben werden, müssen wir nächstes Jahr nachrüsten. Wir machen es besser gleich richtig“, erklärte Ian. „Und mein Vater hat nichts damit zu tun.“
„Sie sind von der Ostküste hierhergezogen, nicht wahr?“, fragte sie den Projektmanager.
„Washington, D. C. Wieso?“
„Ihnen ist bewusst, dass sie auf Mount Hood, einem Stratovulkan, stehen? Und dass es kein ruhender Vulkan ist?“
„Hören Sie auf, dem neuen Mitarbeiter Angst einzujagen, Flash“, sagte Ian angespannt.
„Mir Angst einjagen?“, spottete Drew. „Inwiefern?“
„Laut den Prognosen ist bei uns im Pazifischen Nordwesten ein schweres Erdbeben überfällig“, fuhr sie fort. „Angeblich sogar ein gigantisches Erdbeben mit desaströsen Folgen.“ Als sie Drews erschreckten Gesichtsausdruck bemerkte, grinste sie teuflisch. Dieses Grinsen hatte sie im Spiegel geübt.
„Stimmt das?“, fragte er Ian.
„Wie sind hier im sicheren Bereich. Auf sichererem Gebiet. Die Küste wird es am stärksten treffen.“
„Ja, wir hier oben auf dem Berg werden wohl davonkommen“, meinte Flash. „Es sei denn, das Erdbeben löst einen Vulkanausbruch aus.“
„Ich …“ Der Projektmanager griff nach den Bauplänen. „Ich rufe den Architekten an. Jetzt. Sofort.“
„Wenn Sie möchten, kann ich Ihren Schreibtisch an den Boden schweißen“, sagte sie, als er schnell an ihr vorbei in Richtung Flur ging. „Auf meine Kosten!“, rief sie ihm nach.
„Du bist eine furchtbare Person“, sagte Ian, als sie allein waren.
„Neue Mitarbeiter ein bisschen zu schikanieren, gehört hier doch dazu. Soll ich dich daran erinnern, wie die Kollegen mich schikaniert haben, als ich hier angefangen habe?“
Er setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl. „Aber du hast es ihnen doch gründlich heimgezahlt, oder nicht?“
„Du meinst, als ich ihre Spinde zugeschweißt habe?“
„Ja.“ Wieder funkelte er Flash an. „Das meine ich.“
Ian war ein Prachtkerl. Wenn sie sich bei ihm unbeliebt machte – was oft der Fall war –, geriet sie in Versuchung, ihn anzuflehen, es auf seinem Schreibtisch mit ihr zu treiben. „Man kann sagen, dass die Männer und ich danach quitt waren.“
„Deine Kollegen haben dich doch nicht noch auf andere Weise geärgert, oder?“ Er strich sich die Haare aus der Stirn.
Sie betrachtete ihn. Er braucht einen Haarschnitt. Ihr gefiel es, wenn er die dunkelblonden Haare länger trug. Besonders wenn sie ihm in die Stirn fielen, während er Baupläne studierte. Aber wenn die Frisur zu seinen schicken Anzügen passen sollte, musste er zum Friseur gehen.
„Ich dachte, dass ihr …“
„Die Männer und ich kommen miteinander aus“, antwortete sie schließlich. „Ich musste seit Monaten keine Autotür mehr zuschweißen.“
„Dem Himmel sei Dank. Bei dir ist jederzeit damit zu rechnen, dass jemand vor Gericht zieht.“
„Weil ich die einzige Frau in deiner Crew bin?“
„Nein, weil du eine Verrückte bist.“
„Bezeichnest du alle Frauen, die dich nicht mögen, als Verrückte? Findest du dich dann nicht so mies?“ Flash verschränkte die Arme und lehnte sich lässig an den Türrahmen. Ian musste nicht wissen, wie angespannt sie in seiner Nähe war.
Nach einem Moment nickte er. „Du hast recht. Das zu sagen, war nicht fair von mir. Entschuldige.“
Sie zuckte die Schultern. „Nachdem du Sex mit mir hattest und mich dann abserviert hast, habe ich dich mit allen erdenklichen Schimpfwörtern verflucht. Wenn du willst, kannst du mich also gerne als Verrückte bezeichnen.“
Sofort stand Ian auf, lief zu ihr, zog sie nach drinnen und schloss die Tür hinter ihnen. „Kannst du bitte leiser sprechen? Ich versuche, ein angesehenes Unternehmen zu leiten.“
„Warum hast du mich dann eingestellt?“
„Das hat mein Vater getan.“
„Oh, stimmt. Warum hast du mich dann nicht gefeuert?“
„Weil du sehr gut in dem bist, was du tust.“
„Du bist auch nicht so schlecht.“ Sie zwinkerte ihm zu und setzte sich auf seinen Schreibtisch.
„Ich habe nicht von dieser Nacht geredet.“
Flash schlug die Beine übereinander. „Oh. ‚Diese Nacht.‘ Sie hat also einen Namen.“
„Diese dumme Nacht. Diese Nacht im Vollrausch.“
„Wir waren nicht betrunken, Ian. Du hattest zwei Bier getrunken, ich zwei Whiskey, und wir sind beide trinkfest. Schieb dem Alkohol nicht deine schlechten Entscheidungen in die Schuhe.“
„Also war es eine schlechte Entscheidung?“
Sie reckte das Kinn. „Sag du es mir.“
„Ja, war es. Diese Unterhaltung ist der Beweis dafür. Ich will nicht mit einer Angestellten eine solche Unterhaltung führen. Ich versuche, ein guter Chef zu sein. Dabei bist du nicht hilfreich.“
„Vielleicht weil du kein guter Chef sein willst.“ Fast tat er Flash leid. Aber nur fast. Er war reich, sah gut aus und hatte von seinem Vater mit den besten Wünschen einen hochbezahlten Job in einem millionenschweren Bauunternehmen angetragen bekommen.
Also fiel es ihr schwer, Mitgefühl für ihn aufzubringen. Andererseits war er eins sechsundachtzig groß, breitschultrig und ungeheuer gut im Bett. Das wusste sie definitiv. Dank „dieser Nacht“ vor sechs Monaten.
Daher empfand sie ein kleines bisschen Mitgefühl – was sie ihm natürlich nicht sagte. Er musste nicht wissen, dass sie ihn mochte. Im Gegenteil: Je überzeugter er war, dass sie ihn nicht mochte, desto besser.
„Armer Ian“, sagte sie kopfschüttelnd. „Ein tragisches Opfer der Begierde. Dein Leben sollte verfilmt werden. Können wir Chris Hemsworth dafür gewinnen, dich darzustellen? Eure Haare gleichen sich. Und eure Schultern. Daran erinnere ich mich, weil ich daran geknabbert habe.“
„Du hast an Chris Hemsworths Schultern geknabbert?“
„Eine Lady genießt und schweigt. Zu dumm, dass ich keine Lady bin.“
„Flash.“
„Ian.“
„Du sollst nicht Ian zu mir sagen. Sonst denken die Leute, dass unsere Beziehung über die eines Chefs zu seiner Angestellten hinausgeht.“
„Es war einmal eine Nacht, in der du mich von hinten genommen hast. Jetzt sag mir noch einmal, dass wir nur geschäftlich miteinander verkehren.“
„Warum lasse ich mir das gefallen? Ich muss eine verdeckte masochistische Ader haben.“
„Es sind die Haare, nicht wahr?“ Sie fuhr durch ihre raspelkurzen knallroten Haare, bis sie noch weiter vom Kopf abstanden. Suzette, die Friseurin mit den vielen Piercings, hatte sie vor zwei Jahren dazu überredet, sich die langen Haare abscheiden zu lassen und sich eine klassische Punkfrisur zuzulegen.
Langhaarfrisuren und die Arbeit auf Baustellen passten ohnehin nicht zusammen. Außerdem gefiel es ihr, die älteren Kollegen zu erschrecken. Diese Männer glaubten immer noch, dass Frauen, die ihre Haare kürzer als schulterlang trugen, entweder lesbisch oder Kommunistinnen waren.
„Was willst du? Bitte sag es mir und geh wieder. Damit ich tun kann, was im Moment anliegt.“
„Es dir selbst besorgen, während du an mich denkst?“
„Flash, bitte.“
Ian wirkte so peinlich berührt, dass sie fast laut gelacht hätte. Es kam nicht oft vor, dass ein so starker, gut aussehender und gelassener Mann in Verlegenheit geriet. Das war irgendwie liebenswert. Deswegen machte es so viel Spaß, ihm derart zuzusetzen.
„Du weißt, dass ich nicht wirklich so heiße. Mein Name ist Veronica. Du kannst diesen Namen sagen. In dieser Nacht hast du mich Veronica genannt. In ‚dieser Nacht‘, meine ich.“ Sie setzte die beiden Worte mit den Fingern in Anführungszeichen.
„Jeder nennt dich Flash.“
„Du hast Veronica gesagt, als du in mir warst.“
„Verdammt, Flash …“
„Sag meinen richtigen Namen, und ich sage dir, warum ich hier bin. Danach gehe ich und lasse dir deine Ruhe. Oder ich lasse dich mit einem ramponierten Nervenkostüm hier zurück. Je nachdem, wie sehr ich dich geärgert habe.“
„Letzteres trifft eher zu. Du raubst mir den letzten Nerv.“
„Das ist das Aufregendste, was jemals ein Mann zu mir gesagt hat.“
Ian stand auf und ging so nah an sie heran, dass er sie hätte küssen können, wenn er sich hinunterbeugte. „Veronica“, flüsterte er weich.
Genau auf diese Weise hatte er ihren Namen auch in dieser dummen Nacht gesagt. Er hatte sie auch genauso angesehen. Ihr Vorhaben, ihn zu quälen, wurde zum Bumerang. Denn jetzt erinnerte sie sich lebhaft an alles.
Eines Abends waren Ian, sie und noch vier andere Männer nach der Arbeit noch in eine Kneipe gegangen, um etwas zu trinken. Doch diese Kollegen hatten als Familienväter früh nach Hause gehen müssen.
Sie beide waren noch geblieben und hatten sich unterhalten. Nicht über die Arbeit, sondern über Kunst. Sein Vater hatte Veronica damals eingestellt, deshalb hatte Ian nicht gewusst, dass sie das Schweißen gelernt hatte, weil sie in der Freizeit Metallbildhauerin war.
Flash hatte ihr Smartphone gezückt und ihm ein Foto gezeigt, auf dem ein knapp zwei Meter hoher Kletterrosenstrauch aus Kupfer und Aluminium zu sehen war. Er hatte erst ihre Skulptur und dann sie als Kunstwerk bezeichnet.
Dann hatten sie sich geküsst. Sogar während des gesamten Weges bis zu ihrer Wohnung und die ganze Nacht lang hatten sie sich geküsst. Und jetzt, sechs Monate später, dachte sie immer noch ständig daran. „Ich kündige.“
Ian war perplex. „Wie bitte?“
„Ich kündige. Laut Kündigungsfrist habe ich in zwei Wochen meinen letzten Arbeitstag.“
Schockiert trat er zurück. „Du kündigst.“
„Das habe ich doch gerade gesagt. Sogar zweimal.“
„Warum? Weil du und ich …“
„Weil wir Sex hatten? Nein, bilde dir ja nichts ein.“
„Ich bilde mir nichts ein.“ Er seufzte. „Ich weiß, dass du nicht gerade begeistert darüber warst, wie ich die Situation gehandhabt habe.“
„Du hast mich nach einer Nacht abserviert und gesagt, dass du dich nicht mit einer Untergebenen verabreden kannst.“
„Das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, dass ich als dein Boss in der übergeordneten Position bin.“
„Nur noch zwei Wochen lang“, entgegnete Flash.
„Was wirst du tun?“
„Ich habe einen neuen – einen besseren – Job.“
„Besser? Besser als hier?“
Sie verdrehte die Augen. „Ob du es glaubst oder nicht: Nur mit Männern zusammenzuarbeiten, stellt für Frauen nicht unbedingt ein ideales Arbeitsumfeld dar. Die Kollegen und ich sind miteinander ausgekommen. Aber ich hätte es gern auch mit ein paar Frauen zu tun. Außerdem schweiße ich abends in meinem anderen Leben als Metallbildhauerin. Tagsüber möchte ich mal etwas anderes tun. Das kannst du mir nicht verübeln.“
„Das tue ich nicht“, meinte Ian. „Du hast es hier länger ausgehalten, als alle dachten.“
„Ich musste mit allen Mitteln darum kämpfen, mir bei der Crew Respekt zu verschaffen. Ich bin es ein bisschen leid, darum zu kämpfen, wie ein Mensch behandelt zu werden. Das kannst du mir auch nicht verübeln.“
„Nein. Also für wen arbeitest du in Zukunft?“
„Kennst du Glover Greene? Sie leitet die Gärtnerei mit dem angeschlossenen Gartenmarkt an der Landstraße.“
„Ja. Glover ist toll. Ich habe meinen Rasentrimmer bei ihr gekauft.“
„Ich bin die neue stellvertretende Filialleiterin. Ich verdiene so viel wie hier. Aber die Arbeit geht nicht so auf die Knochen. Ich mag es nicht, wenn ich nach Feierabend zu erschöpft für die Bildhauerei bin. Ich will meine Laufbahn als Künstlerin nicht noch länger auf Eis legen.“
„Deine Kunst ist wichtig für dich. Das verstehe ich, aber ich verliere dich nicht gern. Wir werden keinen anderen Schweißer finden, der so gut ist wie du.“
„Doch, das wirst du. Aber niemanden, mit dem man so viel Spaß hat wie mit mir.“
„Flash …“ Er verstummte.
Sie ahnte, was Ian empfand. Dass er etwas sagen wollte, was er nicht über die Lippen brachte. Ihr war es seit sechs Monaten genauso ergangen. „Gern.“
„Moment mal. Ich habe mich nicht bei dir bedankt.“
„Aber du willst dich dafür bedanken, dass ich gehe. Das nehme ich zumindest an. Ich weiß, dass ich eine …“ Sie suchte nach dem richtigen Wort. „… eine komplizierte Mitarbeiterin war. Zudem weiß ich, dass du dich wohler fühlst, wenn ich weg bin.“
„Mir wäre es lieber, dich hier zu haben, als mich wohler zu fühlen.“
„Und ich arbeite lieber für eine Frau, die ich respektiere.“
„Als für einen Mann, den du nicht respektieren kannst?“, fragte er angespannt.
Sie bemerkte, dass sie ihn verletzt hatte. „Ich respektiere dich“, sagte Flash so weich, wie er ihren Vornamen gesagt hatte. „Wirklich. Was ich sagen wollte, ist: Ich arbeite lieber für eine Frau. Ich mag dich nicht besonders. Aber ich respektiere dich.“
„Ich habe es im Doggy Style mit dir getrieben.“
„Genau so wollte ich es. Warum sollte ich den Respekt vor dir verlieren, weil wir guten Sex hatten? Ich bin kein Mann. Ich verliere nicht den Respekt vor jemandem, nur weil er so geschmacklos war, mit mir zu schlafen. Tatsächlich betrachte ich den Sex als einen unserer besseren Momente. Ich respektiere dich mehr, weil du es mit mir getrieben hast.“
„Ich lasse es mir durch den Kopf gehen. ‚Diese‘ Nacht.“ Ian sah ihr tief in die Augen, bevor er den Blick wieder abwandte.
Sie legte ihm kurz eine Hand auf sein Herz und tätschelte dann seine Brust. „Ich gehe, bevor ich etwas Dummes tue oder sage. Wofür ich bekannt bin. Zum Beispiel habe ich deine Schreibtischschubladen zugeschweißt.“
„Moment mal. Du hast was getan?“ Er rannte zu seinem Schreibtisch. Alle Schubladen ließen sich problemlos öffnen.
„Nun, du hast nachgesehen, nicht wahr?“
Er knallte die oberste Schublade zu. „Du kleine Teufelin.“
„Ich nerve dich nur ein bisschen. Ich muss los, Boss. Ein schönes Leben noch.“ Flash ging zur Tür.
„Was hast du jetzt vor?“
„Abendessen im Skyway“, antwortete sie. „Glover sagt, dass es dort Trüffelfritten gibt.“
„Nein, ich meine deine zweiwöchige Kündigungsfrist. Sie ist bedeutungslos. Da wir vor Anfang Januar keine Bauarbeiten mehr geplant haben, musst du in diesem Monat sowieso nicht mehr arbeiten. Theoretisch könntest du schon nächste Woche bei Glover anfangen.“
„Der Gartenmarkt ist bis März geschlossen. Die Vorbereitungen fangen erst im Januar an, also kann ich bis dahin einfach meine Freizeit genießen. Es ist Dezember, weißt du? Ich backe Weihnachtskekse, esse sie und widme mich der Bildhauerei. Und du?“
„Keine Kekse. Arbeit“, meinte Ian. „Ich habe ein neues Haus gekauft. Vielmehr ein altes Haus.“
„Cool. Wo?“, fragte Flash.
„In Government Camp. Eine alte Skihütte.“
„Du musst Schnee lieben.“
„Stimmt. Dort oben liegen bereits gut sechzig Zentimeter Schnee. Von der Küche aus habe ich einen tollen Ausblick.“
„Klingt nett.“
„Es muss renoviert werden.“
„Aber wie ich dich kenne, ist die Hütte trotzdem mit allem Luxus ausgestattet. Selbst wenn sie renoviert werden muss.“
„Gut. Du hast gewonnen. Ich bin eine verzogene Blage und werde es immer bleiben. Ich habe nicht verdient, was mir in den Schoß gefallen ist. Aber ich versuche, mich all dem würdig zu erweisen, okay?“
Ian zögerte, bevor er fortfuhr: „Deswegen wollte ich nicht, dass wir weiterhin miteinander schlafen. Denn wenn einem jemand Macht über sich gibt, missbraucht man sie anständigerweise nicht. Und ob es dir gefällt oder nicht: Ich hatte Macht über dich. Mehr, als du weißt.“
„Was soll das heißen?“
„Nichts“, erwiderte er schnell. „Ich sage nur, dass ich die Macht habe, Leute anzuheuern und zu feuern. Ich sollte nicht mit jemandem schlafen, den ich feuern kann. Ich habe es für dich getan.“
„Na, dann vielen Dank für die Abfuhr. Das war sehr galant. Viel Erfolg bei der Renovierung deiner Skihütte. Müssen auch Schweißarbeiten erledigt werden?“
„Ja, ein paar.“
„Säubere das Metall vorher. Aceton ist dafür geeignet. Falls du keines im Haus hast, kannst du dir meinen Nagellackentferner ausleihen.“ Flash warf ihm einen letzten Blick zu – vielleicht zum letzten Mal in ihrem Leben – und verließ mit hocherhobenem Kopf sein Büro.
Der Flur war menschenleer. Heute war der letzte Arbeitstag vor den Weihnachtsfeiertagen gewesen. Alle anderen Angestellten hatten es eilig gehabt, das Gebäude zu verlassen. Außer Ians neuem schwarzem Subaru stand nur noch ihr roter, in die Jahre gekommener Ford Ranger auf dem Parkplatz.
Sie versuchte sich einzureden, dass sie froh darüber war, gekündigt zu haben – und sie war auch froh darüber. Der neue Job begeisterte sie. Nette Leute, eine schöne Umgebung sowie gute Bezahlung und Arbeitgeberleistungen. Die Gärtnerei selbst war ein gepflegter Garten Eden und bot eine Menge Inspiration für ihre Blumenskulpturen aus Metall.
Aber … Ian. Er war ein fantastischer Liebhaber. Leidenschaftlich, sinnlich, kraftvoll, dominant. Er hatte alles, was sie bei einem Mann suchte. Der erste Kuss war elektrisierend, der zweite berauschend gewesen. Beim dritten Kuss hätte sie ihre Seele verkauft, um ihn in sich zu spüren.
Stundenlang hatte sie sich ihm hingegeben. Als sie an diesem Abend mit ihm ins Bett gegangen war, war sie halb in ihn verknallt gewesen. Am nächsten Morgen war sie unsterblich verliebt.
Doch dann hatte er sie abgewiesen. Das lag sechs Monate zurück. Sie sollte darüber hinweg sein. Sie hatte noch am selben Tag darüber hinwegkommen wollen. Aber was ihr Herz anging, täuschte ihr Ruf als toughe Frau.
Das Schlimmste daran war, dass Ian recht gehabt hatte. Sie hatten beide nach ein paar Drinks den Kopf verloren. Als Geschäftsführer von Asher Constructions musste er ein Unternehmen leiten, und es gab gute Regeln, die es Chefs untersagten, mit Angestellten zu schlafen. Sie schloss die Autotür auf.
„Flash? Warte.“
Sie drehte sich um. Ian kam auf sie zu. Er trug seinen schwarzen Wintermantel über dem schwarzen Designeranzug.
Er hatte ihr einmal erzählt, wie er sich er vor zwanzig Jahren im Unternehmen seines Vaters hochgearbeitet hatte. Vor dem College hatte er die Baustellen aufgeräumt. Danach hatte er zeitweise fast jeden Job im Unternehmen übernommen.
Wenn er immer noch nur zur Crew gehörte hätte, wäre eine Beziehung vielleicht möglich gewesen. Doch jetzt sah sie nur einen Mann mit Geld, Macht und Prestige, der in einer völlig anderen Liga spielte. „Ja? Was gibt es?“
Er blieb vor ihr stehen, schaute sie aber nicht an, sondern an ihr vorbei und betrachtete schweigend den Mount Hood, der über den Baumwipfeln hervorragte.
Will er mich den ganzen Tag lang hier in der Kälte stehen lassen? „Ian?“
„Ich brauche deine Hilfe.“
„Mich um Hilfe zu bitten, muss dir schwergefallen sein.“
„Es war nicht leicht.“
„Wobei?“, fragte Flash.
Er fuhr sich durch die Haare. „Es geht um eine ziemlich filigrane Arbeit in meinem Chalet, die ich mir nicht zutraue.“
„Und zwar?“
„Der große Steinkamin. Das sehr schöne, noch original erhaltene schmiedeeiserne Kamingitter fällt fast auseinander. Könntest du vielleicht heute Abend zu mir kommen und einen Blick darauf werfen?“
„Muss es heute Abend sein?“
„Hast du etwas vor?“
„Wärst du eifersüchtig, wenn es so wäre, Ian?“
„Am Hals hast du einen Knutschfleck, den du mit dem Kragen zu verdecken versuchst. Wer ist der Glückliche?“
„Niemand, den du kennst“, antwortete Flash. „Ein alter Freund von der Highschool, der vor einem Monat in die Stadt zurückgezogen ist. Wir haben wieder Verbindung aufgenommen und sie dann erneut abgebrochen.“
„Hat es nicht funktioniert?“
„Interessiert dich das wirklich?“
„Ja“, antwortete er mit Nachdruck.
„Er war nett, clever, hat gut geküsst und war beeindruckt von meinen Bildhauerarbeiten. Aber nach gut einer Woche hat er gesagt, dass er sich als Bankkassierer nicht länger mit einer Frau verabreden kann, die als Schweißerin arbeitet. Mit einer Frau, die männlicher wirkt als er. Ganz egal, wie heiß diese Frau auch wäre. Das waren seine Worte, nicht meine. Er meinte, seine Freunde würden ihn damit endlos aufziehen.“
Sie schüttelte den Kopf über ihre eigene Dummheit. Sie hatte wirklich geglaubt, dass aus den Dates mehr werden könnte. „Ich habe erwidert, dass für mich auch kein Mann infrage kommt, der weniger männlich wirkt als ich. Danach hat er mich kurz beschimpft und ist gegangen. Gut, dass ich ihn und sein armseliges kleines Ego los bin.“
„Du musst aufhören, dich mit Männern unter deinem Niveau zu verabreden.“
„Ich war mit dir im Bett.“
„Genau darauf will ich hinaus.“
Flash lachte. „Du bist süß. Leider.“
„Es ist ein Fluch.“ Ian grinste sie an. „Du hättest diesem Mann sagen können, dass du demnächst nicht mehr als Schweißerin arbeitest.“