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Selbst gebaute und gestaltete Nützlingsquartiere - vom Insektenhotel bis zum Fledermauskasten - bieten vielen Tieren geeignete Ruhe- oder Überwinterungsplätze. Zusätzliche Gartenelemente aus natürlichen Materialien und Strukturen schaffen wichtige Lebensräume. Oft sind sie netter Blickfang und zugleich sinnvolle Ergänzung im Kreislauf der Natur, wie zum Beispiel bei Trockensteinmauern, Baumstümpfen oder Wurzelstöcken. In einem abwechslungsreichen Garten mit einer Vielfalt an Pflanzen finden die angesiedelten Hummeln, Bienen, Schmetterlinge und viele andere nützliche Insekten sowie Igel, Fledermäuse, Frösche und andere Kleintiere ein reiches Nahrungsangebot. Der Garten befindet sich im gesunden, naturnahen Gleichgewicht, Schädlinge werden auf natürliche Art und Weise bekämpft - ein regulierendes Eingreifen ist kaum noch nötig.
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Seitenzahl: 96
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Inhalt
Lebensraum Naturgarten
Paradies „Nützlingsgarten“
Wer ist nützlich, wer nicht?
Prinzip Nützlingshotel
Hotels für Insekten
Platz für viele Gäste
Hotel für Wildbienen & Co
Hummelhotels
Florfliegenkasten
Ohrwurmversteck
Marienkäferquartier
Schmetterlingshotel
Hotels für größere Nützlinge
Nistkästen für Vögel
Fledermauskasten
Igelhaus
Quartier für Eidechse & Co
Lebensräume und Futterquellen im Garten
Blumen- und Wildkräuterwiesen
Staudenbeete mit ungefüllten Blüten
Wildgehölze
Schling- und Kletterpflanzen
„Wilde“ Ecken
Totholz
Laub, Mulch, Kompost
Trockene Standorte
Rund ums Wasser
Balkon und Terrasse
Kreative Gestaltung (in) der Natur
Die Natur erleben
Nützlingshotels einmal anders
Infos & Adressen
Vorwort
(Foto: Alexander Haiden/Natur im Garten)
Ein Garten bietet so viele Möglichkeiten. Hier hat es jeder in der Hand, ein kleines Refugium zu schaffen, in dem sich alle wohlfühlen – Mensch, Tier und Pflanze. Zur Freude über den eigenen gestalteten Raum kommt noch die Freude über so manches Kraut, das sich frei entwickeln konnte und über so manches Tier, das sich hier niedergelassen oder auch einquartiert hat. Im lebendigen Garten gibt es laufend Neues zu entdecken und zu beobachten. Wenn man auf die wichtigsten Ansprüche der kleinen Lebewesen achtet, hat die Natur vor dem eigenen Haus Erstaunliches zu bieten.
Nützlingsquartiere bieten eine zusätzliche Unterstützung für die heimische Tierwelt. Solche kleinen Bauwerke können ohne viel Aufwand hergestellt werden und sehr kreativ gestaltet sein. Sie ergänzen die Lebensräume der nützlichen Gartenhelfer und sind leicht im Garten unterzubringen. Und wenn die Tierwelt in ihrer Vielfalt bestehen kann, hält sie unseren Garten in einem gesunden Gleichgewicht.
Monika Biermeier
Juli 2012
Lebensraum Naturgarten
(Foto: Monika Biermaier)
Im Frühjahr ertönt ein fröhliches Vogelgezwitscher. Hummeln besuchen frühe Blüten, das Leben der Bienen, Schmetterlinge und Käfer wird immer emsiger. „Summen und Surren“ gehört zum Sommer wie der Duft der Holunderblüte und der laue Wind. Im Herbst fallen die reifen Früchte von den Bäumen, Wintervorräte werden angelegt. In Hecken, Stauden und Wiesen nisten sich Insekten und Kleintiere ein. Andere ziehen sich in Baumhöhlen und Erdgänge zurück.
All das macht das Leben im Garten aus.
Paradies „Nützlingsgarten“
(Foto: Monika Biermaier)
Vögel, Bienen, Käfer, Igel und Frösche machen einen Garten erst so richtig lebendig. Diese nützlichen Tiere fühlen sich in abwechslungsreich gestalteten Räumen mit einer Vielfalt an heimischen Pflanzen wohl. Damit sie nicht nur kurze Besucher sind, brauchen sie geeignete Plätze zum Schlafen, zur Futtersuche, zur Fortpflanzung und zum Überwintern.
Ein dichter Efeu-„Pilz“ rund ums Haus isoliert nicht nur gut, sondern bietet auch einer Vielzahl an Nützlingen Quartier. (Foto: canaryluc/fotolia.com)
Naturinseln schaffen
In Gärten mit sehr hohen Bäumen, dichten Hecken, Gebüschsäumen und Holz- und Steinhaufen können sich die Tiere in der Natur zurückziehen und in Verstecken ihre Nester bauen. Gräser und Wildkräuter, Wildfruchtsträucher und Bäume, die Früchte und Samen tragen, bieten ihnen das ganze Jahr über Futter. Heimische Pflanzen mit pollen- und nektarreichen Blüten fördern Hummeln, Bienen und Schmetterlinge. Teiche mit flachen Uferbereichen und Sand- und Kiesflächen am Rand ziehen zahlreiche Vögel zum Trinken und zum Baden an. In der Dämmerung stillen Igel ihren Durst oder Fledermäuse jagen über der offenen Wasserfläche nach Insekten.
TIPPAuf kleinstem Raum leisten Kletterpflanzen, Kräuterkisten und Staudenbeete mit ungefüllten Blüten einen wichtigen Beitrag zur Vernetzung der Naturräume.
Der Erhaltung von lockeren Baumbeständen, alten und morschen Bäumen, frei wachsenden Hecken, Dornengestrüpp und Wiesensäumen kommt daher große Bedeutung zu. Gärten mit solch ursprünglichen Lebensräumen stellen kleine Naturinseln dar, die für das Überleben vieler Tierarten notwendig sind.
Funktionierendes Ökosystem
In einem gesunden Garten hält sich die Tier- und Pflanzenwelt im Gleichgewicht. Bienen, Hummeln und Schmetterlinge sammeln Pollen und Nektar von den Blüten, um sich und ihre Nachkommenschaft zu ernähren. Im Gegenzug sorgen sie dabei für die Bestäubung der Blüten und die Fortpflanzung dieser Pflanzenarten. Die Insekten wiederum sind Nahrung für Vögel, Igel und andere Gartenbewohner.
Und wenn sich heimische Pflanzen an standortgerechten Plätzen entwickeln können, haben Krankheiten und Schädlinge wenig Chancen. Kommt es doch einmal zu einer übermäßigen Vermehrung einer Tierart, stellen sich schnell die entsprechenden Fressfeinde ein und weisen die Schädlinge in die Schranken.
Natürlicher Kreislauf
Absterben, Verwelken und Vermodern, Vergehen und wieder neu Entstehen gehören zum Kreislauf der Natur. Abgestorbenes Pflanzenmaterial ist Nahrung für viele Lebewesen. Diese setzen durch den Abbau wieder Nährstoffe für neues Wachstum frei. Pflanzen sind Nahrung für Tiere sowie Behausung, Versteck und Nistplatz. Tiere sorgen für die Zersetzung und Aufbereitung von Nährstoffen, die wieder den Pflanzen zur Verfü-gung stehen. In einem Garten mit einem intakten Naturhaushalt ist leicht nachvollziehbar, wie neues Leben entsteht.
Vorteile des „Nützlingsgartens“
Das zeichnet einen Garten mit vielen Nützlingen aus:
abwechslungsreiche Gestaltungaufrechtes Ökosystem – Blüten nähren Insekten, Insekten sorgen für Bestäubung, Insekten sind Nahrung für Vögel und andere Kleintieregesunder Garten – Tier- und Pflanzenwelt kann sich selbst im Gleichgewicht halten (wenn ausreichend Nützlinge vorhanden, halten sie Schädlinge im Zaum)gesteigerter Erlebniswert durch TierbeobachtungKreislaufwirtschaftInsekten sorgen dafür, dass die Pflanzen bestäubt werden und damit die Art erhalten bleibt. (Foto: Monika Biermaier)
Eine Vielfalt heimischer Blütenpflanzen ist wichtig, um Nützlinge im Garten zu halten. (Foto: Monika Biermaier)
Wer ist nützlich, wer nicht?
(Foto: Frank Wohlfeil/fotolia.com)
Ob Nützling oder Schädling ist nicht immer eindeutig. Ein Schädling, der einem Nützling das Überleben sichert, ist vielleicht doch nicht so schädlich, wie es zunächst aussieht.
Sind ein paar Pflanzengallen auf einer Pflanze schädlich? Oder Nahrungsvorrat für Vögel, die darin auch im Winter noch etwas zum Fressen finden?
Sind die ersten Blattläuse auf dem Holunderstrauch im Frühjahr Schädlinge? Oder Starthilfe für Marienkäfer, die damit nach der langen Winterpause das erste Futter finden und dort gleich ihre Eier ablegen?
DER MENSCH DEFINIERT, wer Schädling ist und wer Nützling. Jedes Insekt hat in der Natur seine Funktion, manche davon sind in unseren Augen schädlich, andere nützlich. Schädlich ist, was das natürliche Gleichgewicht nachhaltig stört, was überhandnimmt, was uns als Bedrohung erscheint. So wie manche Wildkräuter „Unkräuter“ sind, weil sie sich unmäßig und am falschen Ort ausbreiten.
Eine Störung des natürlichen Gleichgewichts wird im Naturgarten nicht so schnell vorkommen. Im ausgeräumten Garten hingegen, in dem Nützlinge keine Überlebenschance haben, ist ein Ausgleich innerhalb der Tierwelt kaum möglich. Auch eine der Region und dem Klima nicht entsprechende Pflanze wird nicht recht gedeihen, sie ist krankheits- und schädlingsanfällig – und schon sind Schädlinge im Garten.
DIE MENGE MACHT’S Mit einer vielfältigen heimischen Bepflanzung und einer vielfältigen Tierwelt spielt die Frage: „Wer ist Schädling, wer nicht?“, nur eine untergeordnete Rolle, solange uns ein Schaden nicht wirklich unangenehm auffällt. Meist geht es um die Menge an Schädlingen und ob das Ökosystem innerhalb des Gartens funktioniert und selbst ausgleichen kann. Der Schaden oder Verlust von ein paar Blättern oder Früchten ist nicht sehr bedeutend – wenn man hier überhaupt von „Verlust“ sprechen kann. Was für uns Verlust ist, bedeutet für die Tiere Nahrung und Überleben. Und wenn wir schon davon ausgehen, dass alles in der Natur für uns gedacht ist: Das schädliche Insekt mag wieder Nahrung für den nächsten in der Nahrungskette sein, den Vogel, an dem wir uns erfreuen – so haben wir wieder einen „Gewinn“.
Die harmlose Blindschleiche ist ein eifriger Insektenvertilger (Foto: Klaus Vornberger/Wikimedia Commons)
Prinzip Nützlingshotel
(Foto: Monika Biermaier)
Die Tiere sollten die Ruhe- und Nistmöglichkeiten sowie Futter im Garten möglichst selbst vorfinden. Nur dann ist ihr langfristiges Überleben gesichert.
Wenn es jedoch an möglichen Rückzugsplätzen mangelt und für ausreichende Futterquellen gesorgt ist, hilft ein Nützlingshotel, Tiere in den Garten zu bringen und dort zu halten. Mit der Aufbereitung von verschiedenen „Minilebensräumen“ werden sie angelockt. Als Zusatzservice finden die Nützlinge möglichst alle Materialien vorbereitet, die sie zum Nestbau brauchen. Oft genug wird ihnen durch den Ordnungssinn des Menschen Lebensraum genommen. Mit den Nützlingsbauten werden sie in ihrer Lebensweise unterstützt.
Naturbelassene Materialien
Für Nützlingsquartiere sollten möglichst nur natürliche Materialien verwendet werden, die wieder in den Kreislauf der Natur eingehen und verrotten. Eine chemische Behandlung von Holz ist kontraproduktiv, weil die Tiere dadurch belastet werden. Im Sinne eines Naturgartens kommt der Einsatz von Giften sowieso nicht infrage. Das Ziel lautet, Insekten & Co in den Garten zu holen und ihnen Lebensräume zu schaffen, damit sie bleiben und sich vermehren können. Sie ersparen uns den Einsatz von Gift, wenn sie als Nützlinge und Schädlinge die Natur im Gleichgewicht halten.
Der Natur entnehmen und wieder zurückgeben – für die Herstellung eines Nützlingsquartiers sind keine großartigen Anschaffungen notwendig. Für die meisten Hotels benötigt man nicht mehr als unbehandeltes Holz und ein paar Nägel oder Schrauben. Holzstücke, Äste, Zweige und Halme für das Innenleben finden sich im Garten. Mit der Zeit verwittern und verrotten die Naturmaterialien und können wieder dem Kompost zugeführt werden. In der Folge entstehen auch keine Entsorgungsprobleme. Dachpappe oder vorhandene Materialien und Gefäße, die wiederverwertet werden oder zweckdienlich sind, sind selbstverständlich erlaubt.
„Sauberer“ Garten?
Wenn der Mensch zuerst alles im Garten geplant und zugeordnet hat und später alles gesaugt, gereinigt und aufgeräumt, dann hat nicht nur kein wildes Kraut mehr eine Chance, es wird auch kaum noch Tiere geben, die die natürliche Aufräumarbeit erledigen. Hier kann auch die Natur nicht mehr helfen. Wer soll dem lästigen Fressschädling dann im Fall des Falles noch Einhalt gebieten?
Kein Ausgleich in Sicht, höchstens noch aus Nachbars Naturgarten.
Hotels für Insekten
(Foto: Liese Jilka)
Ein Insektenhotel ist wie ein Fenster mit Ausblick in die kleine, aufregende Welt unseres eigenen Gartens. Wir können hautnah verfolgen, was da an Insekten unterwegs ist und was sie zum Überleben brauchen. Je besser das Hotel ausgestattet ist, desto mehr Gäste werden angelockt. Gibt es dann auch noch eine reiche Auswahl an Blumen, Wildkräutern und Sträuchern in der Nähe des Hotels, ist die Verpflegung mit Pollen und Nektar gesichert und das Hotel wird voll belegt sein.
Platz für viele Gäste
(Foto: Lise Jilka)
Die große Hotelanlage lädt viele verschiedene Insekten ein. Jedes kann sich einen geeigneten Platz zum Schlafen, zur Brutvorsorge und zum Überwintern aussuchen. Meist sind die Zimmer nach kurzer Zeit bezogen – der Bedarf an Wohnraum ist groß. Was erfreulich ist, denn es zeigt, dass genügend Insekten darauf warten und sofort zur Stelle sind, sobald es einen neuen Platz zu erobern gibt.
Jeder noch so kleine Hohlraum wird von ihnen genutzt, ob Stängel, Mauerritze oder eine Lücke im Holz. Er wird rasch als Nistkammer eingerichtet und mit selbst gemachtem Baumaterial aus Pflanzenresten verschlossen. Der Verschluss hält den ganzen Winter über, bis sich im nächsten Jahr dahinter neues Leben regt.
Das Hotel
Das Hotel kann als Regal unter einem Dachvorsprung oder wie ein kleines Haus mit Spitzdach oder Flachdach gestaltet werden. Es kann beim Bau einer Mauer oder eines Zaunes gleich integriert oder in die Scheibe eines hohlen Baumstamms eingebaut werden.
Die zahlreichen Unterkünfte darin werden mit verschiedenen Holzstücken mit Bohrlöchern, mit Reisig, Schilf und Strohhalmen, Pflanzenstängeln und hohlen Zweigen von Brombeere oder Holunder hergestellt. Alte Ziegel, Ton, Lehm und Heu füllen weitere Kammern. All diese Materialien lassen sich leicht sammeln und ein paar alte Bretter bilden den Rahmen. Im Sinne der Nachhaltigkeit – Vorhandenes wiederverwenden, Altes einem neuen Zweck zuführen – werden Ressourcen gespart und Abfall vermieden. Der Bau eines Nützlingshotels ist eine gute Gelegenheit, Vorhandenes wiederzuverwenden und Altes einem neuen Zweck zuzuführen.
Die Bewohner
In die diversen Röhren und Gänge ziehen vor allem Wildbienen, Hummeln und einige Wespenarten ein. Auch Marienkäfer, Florfliegen, Ohrwürmer und Schmetterlinge finden darin geeignete Verstecke. Für sie kann man aber auch eigene Hotels bauen (siehe Seite 23–31).
TIPPIdealerweise sollten die „Hotelbauarbeiten“ bis Anfang März fertiggestellt sein, dann wollen die ersten Gäste ein ziehen.