Obstsorten - Manfred Fischer - E-Book

Obstsorten E-Book

Manfred Fischer

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Beschreibung

Der Farbatlas Obstsorten gibt Ihnen einen Überblick über mehr als 300 Obstsorten. Die gängigsten Obstsorten von Apfel, Birne, Quitte, Süß- und Sauerkirsche, Pflaume, Aprikose, Pfirsich und Beerenobstarten werden detailliert beschrieben. Neben den gängigsten Marktsorten, Obstsorten für den Streuobstbau, resistente Obstsorten für den ökologischen Anbau, Verarbeitungssorten und Liebhabersorten enthält der Farbatlas Obstsorten ein großes Sortiment an Wildobstarten und gegen Pilzkrankheiten resistente Tafeltraubensorten. Es werden Herkunft, Abstammung, Anbaueignung, Wuchs- und Ertragseigenschaften sowie die wichtigsten Fruchtmerkmale und Verwertungseigenschaften der Obstsorten beschrieben.

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Farbatlas Obstsorten

Manfred Fischer

Ulmer E-Books

Inhaltsverzeichnis

VorwortZur ersten AuflageZur dritten AuflageEinführungBrauchen wir neue Obstsorten?Vom Wildapfel zum KulturapfelZur Geschichte der deutschen ObstzüchtungAnforderungen an neue Sorten, ZuchtzieleUnterlagenSpezielle Nutzungsrichtungen (Zierformen, Industrieäpfel u.Ä.)Spezifische Zuchtziele für einzelne ObstartenKonventionelle und moderne ZüchtungsmethodenBefruchtungsbiologieVirusproblematik, Zertifizierung von ObstgehölzenDeutsche Genbank ObstSorten von A bis ZÄpfelBirnenQuittenKirschenPflaumenAprikosenPfirsiche, NektarinenTafeltraubenWildobstartenErdbeerenStrauchbeerenobstNachspann
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Vorwort

Zur ersten Auflage

Auf der Welt gibt es mehr als 40000 beschriebene Obstsorten. Viele sind noch vorhanden, viele auch verschwunden. Neue Sorten kommen ständig dazu. Im Anbau befindet sich davon nur ein winziger Bruchteil, und dieser kleine Teil unterliegt einem ständigen Wechsel. Während heutige Hochleistungssorten in der Regel aus einem systematischen Züchtungsprozess hervorgingen, entstanden alte Sorten häufig aus Zufallssämlingen oder aus Findlingen, die vegetativ vermehrt wurden. Die Bemühungen, alte Sorten zu bewahren oder wieder verstärkt anzubauen, sind sehr vielfältig. Wir waren bestrebt, im vorliegenden Buch alten wie neuen Sorten gerecht zu werden. Dabei wird sicher die eine oder andere Sorte vermisst. Mehr Sorten hätten aber den Umfang überschritten.

Planmäßige Obstzüchtung wird erst seit Anfang des vorigen Jahrhunderts betrieben. Dabei spielten neben der Verbesserung der Fruchtqualität und des Ertrages auch zunehmend die Verbesserung der Anbaueigenschaften und, vor allem in neuerer Zeit, die Verbesserung von Resistenzeigenschaften eine entscheidende Rolle. Neue Sorten sollen zudem ökologisch und biologisch orientierten Anbauverfahren entsprechen.

Der Sortenatlas soll Obstbauer und Liebhaber ansprechen. Im Mittelpunkt steht deshalb das aktuelle Sortiment im weitesten Sinne, wobei gängige Marktsorten ebenso behandelt werden wie Sorten für den Streuobstbau, resistente Sorten für einen ökologisch orientierten Anbau, Verarbeitungssorten, Sorten seltener Obstarten und Liebhabersorten. Manche interessante Neuzüchtung, in ähnlichen Büchern noch nicht beschrieben, konnte aufgenommen werden, einschließlich der wichtigsten Pillnitzer Obstsorten, was dem Sortenatlas durchaus seine spezifische Note verleihen dürfte.

Den Sortenbeschreibungen sind jeweils die markantesten Eigenschaften vorangestellt. Herkunft, Züchter, Beschreibungen von Baum, Wuchs, Blüte und Frucht, Befruchtungsbiologie, Erntezeit und Lagerverhalten, typische Geschmacksnuancen und, so weit möglich und sinnvoll, Angaben zu den Inhaltsstoffen der Früchte, insbesondere für Verarbeitungsobst, sollen dem Leser in wenigen Sätzen ein Bild von einer Sorte vermitteln, das ihn in die Lage versetzt, die Sorte als solche zu identifizieren oder sich für diese oder jene Sorte zu entscheiden. Deshalb wurde, so weit bekannt, auch großer Wert auf Angaben zur Resistenz gelegt, Eigenschaften, die heute den Wert einer Sorte erheblich beeinflussen.

Dem Verlag Ulmer gebührt mein besonderer Dank für die gestalterische Eleganz in Wort und Bild, die ein Ergebnis hervorragender Zusammenarbeit zwischen Verlag und Herausgeber ist.

 

Manfred Fischer

Dresden-Pillnitz/Gatersleben

im Frühjahr 1995

Zur dritten Auflage

Das Interesse an obstbaulicher Literatur ist ungebrochen. Zwei Auflagen des „Farbatlas Obstsorten“ sind nahezu vergriffen und es ist an der Zeit, eine weitere folgen zu lassen, zumal sich das Sortenkarussell immer schneller dreht.

Das ist auch der Grund, weshalb nunmehr 140 Sorten, das ist etwa die Hälfte aller beschriebenen Sorten, neu aufgenommen worden sind und auf zahlreiche ältere, mehrfach in vorherigen Auflagen des „Farbatlas Obstsorten“ (FISCHER) und im „Farbatlas Alte Obstsorten“ (HARTMANN und FRITZ) beschriebenen Sorten, verzichtet wurde. Einige markante ältere Sorten haben selbstverständlich ihren Stammplatz behalten. Erweitert wurde der Teil „Wildobstarten“, besser vielleicht als „Seltene Obstarten“ bezeichnet, und neu aufgenommen wurden elf Sorten von Tafeltrauben. Gerade Letztere finden unter Kleingärtnern und Selbstversorgern immer mehr Freunde, noch dazu, wenn sie sich durch Resistenz gegen Pilzkrankheiten auszeichnen. Weiterhin wurde besonders bei Apfel der Tatsache Rechnung getragen, dass vielfach Mutanten gängiger Sorten im Handel sind, die sich von der Muttersorte hauptsächlich durch ihre Farbausbildung unterscheiden. Dies wurde in einigen zusätzlichen Farbabbildungen dokumentiert. Einzelne Mutanten gesondert zu beschreiben, ließ der Platz nicht zu. Sie unterscheiden sich in der Regel in ihren Merkmalen auch nicht so stark von der Muttersorte. Aus Gründen der Aktualität wurden auch neue Sorten aufgenommen, von denen noch nicht alle wünschenswerten Daten vorlagen, z.B. genaue Inhaltsstoffanalysen oder sichere Ergebnisse zur Befruchtungsbiologie. So weit Anhaltspunkte vorhanden waren, wurde auf die Empfindlichkeit von Apfelsorten gegenüber Sonnenbrand hingewiesen. Dieses Merkmal rückt infolge der spürbaren Klimaerwärmung auch in unseren Breiten immer mehr in den Vordergrund. Schwierig war es, genügend Informationen über sogenannte „Clubsorten“ zu erhalten. Deren Anbau und die Vermarktung werden sehr restriktiv gehandhabt, Informationen zum Teil zurückgehalten. Trotzdem haben wir einige dieser Sorten in das Buch aufgenommen, da sie im Handel angeboten werden und für manchen Obstbauer vielleicht von Interesse sind.

Die bewährte Gestaltung des Buches wurde beibehalten. Dank der Hinweise zahlreicher Leser und der Mitautoren konnten weitere Verbesserungen in den einführenden Texten und den Sortenbeschreibungen vorgenommen werden. Erfreulich ist, dass mit Frau MÖHLER und Herrn SIEGLER neue Mitautoren gefunden werden konnten, die sich mit Elan in die Arbeit gestürzt und wesentlich zur Qualität dieser Ausgabe beigetragen haben. Ihnen und den bewährten Mitautoren sowie dem Redaktionsbüro Radebeul des Verlages Eugen Ulmer, Frau Dr. Jansen und Frau Schüller, gilt mein besonderer Dank für die sehr aufmerksame Arbeit.

So bleibt uns nur zu hoffen, dass auch die dritte Auflage wieder ihre Freunde finden wird.

 

Manfred Fischer

Dresden-Pillnitz

im Frühjahr 2010

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Einführung

Brauchen wir neue Obstsorten?

Ein kompetenter Schweizer Fachmann beantwortete diese Frage 1993 sehr bezeichnend mit „ja – aber ...“. Diese Antwort gilt 2010 gleichermaßen.

„Ja“, weil die bisherigen Sorten nicht alle Forderungen seitens der Verbraucher, der Verkäufer, der Erzeuger und der Vermehrer erfüllen können. Wir sollten uns auch keinen Illusionen hingeben, dass dies jemals erreicht wird! Dafür sind wechselnde und steigende Anforderungen der Verbraucher, aber auch ständig steigende Anforderungen der Produzenten verantwortlich. Mitunter sind die Forderungen sogar konträr, und nur eine Sortenvielfalt kann hier zu einem zumindest zeitweise von allen Seiten akzeptierten Kompromiss führen. Jede Sorte ist ein Kompromiss. Sie wird es auch in Zukunft bleiben, da es die „Idealsorte“ nie geben wird. Unterschiedliche Nutzungsrichtungen und -möglichkeiten einzelner Sorten fordern die Vielfalt geradezu heraus, ökonomische Zwänge setzen ihr aber entscheidende Grenzen. Universalsorten werden selten gefunden und sollten auch nicht unbedingt angestrebt werden. Wir brauchen also auch in Zukunft weitere neue Sorten.

Aber der Großhandel ist an einer Sortimentserweiterung nicht sonderlich interessiert. Neue Sorten müssen deshalb besser sein als bisherige und sie müssen möglichst eine vorhandene Sorte ersetzen. Die Einführung neuer Sorten braucht Zeit und Geduld und ist mit erheblichem Aufwand verbunden. Die bereits erwähnten ökonomischen Zwänge führen leicht zu einer Sortenmonotonie im Handel, die die vorhandene Vielfalt der Sorten schnell vergessen lässt. Dieser Entwicklung wirken glücklicherweise immer mehr Obstsorten-Enthusiasten entgegen, indem sie dem Verbraucher nach wie vor die breite Palette von Sorten anzubieten versuchen und somit zur Bereicherung des Marktes ganz entscheidend beitragen. Wir brauchen also auch noch alte und uralte Sorten. Wir benötigen alte Sorten aber nicht nur zur Belebung des Marktes, wir brauchen sie auch zur Erhaltung der genetischen Vielfalt, als Träger wichtiger Merkmale für die Züchtung, als geschichtliches und kulturelles Erbe, das es für künftige Generationen zu bewahren gilt. Zahlreiche alte Sorten haben heute noch ihre uneingeschränkte Bedeutung als Streuobstsorten (Tab. 1). Einige alte Apfelsorten spielen auch heute noch weltweit im Anbau eine Rolle, sie sind also von Neuzüchtungen noch nicht dauerhaft übertroffen worden (Tab. 2). Auch diese alten Sorten entstammen letztlich einem Selektionsprozess, der zwar natürlich vonstatten ging, der aber immer mehr durch Leistungsmerkmale bestimmt wurde. Diese Entwicklung lässt sich bis ins Altertum zurückverfolgen. Es erscheint daher angebracht, auf die Entwicklung der Kultursorten aus Wildarten – hier dargestellt am Beispiel des Apfels – einzugehen.

Vom Wildapfel zum Kulturapfel

Die Gattung der Äpfel (Malus) gehört zu den Rosengewächsen (Rosaceae) und bildet mit einigen anderen Gattungen, z.B. Birne (Pyrus), Quitte (Cydonia), Eberesche (Sorbus), Apfelbeere (Aronia) und Felsenbirne (Amelanchier) sowie einigen weniger bekannten außereuropäischen Verwandten, die Unterfamilie der Apfelartigen (Maloideae). Ihre Zusammengehörigkeit ist durch einen ähnlichen Bau der Blüten und Früchte gegeben.

Innerhalb dieser Unterfamilie gehört der Apfel zusammen mit Birne und Quitte zu der Gattungsgruppe, die es in ihren Kulturformen zu einer ansehnlichen Fruchtgröße und -qualität gebracht hat und eine bedeutende Rolle in der menschlichen Ernährung in den gemäßigten Breiten spielt. Darüber hinaus erfreuen uns mehr als 100 Zierapfelsorten durch bezaubernde Blüten- sowie Fruchtformen und -farben.

Das Entstehungszentrum der Gattung Malus ist in Zentralasien zu suchen, wo heute noch allein in den südwestchinesischen Gebirgen 20 Arten wild vorkommen. Ein kleineres Zentrum befindet sich im mittleren Nordamerika. Aus den ursprünglichen, im Tertiär vorhandenen Formen gingen verschiedene Entwicklungslinien hervor. Eine davon besiedelte die Gebirge Mittelasiens und breitete sich mit einigen Formen bis nach Europa aus. Diese Gruppe (Sektion Pumilae) ist durch einige Merkmale verwandtschaftlich miteinander verbunden:

Fruchtgröße von mindestens 20mm,

Ausbildung von nur einer Frucht pro Blütenstand,

Fruchtfärbung in Gelb- bis Rottönen,

gewisse primäre Geschmacksqualitäten der Früchte.

Aus dieser Gruppe ist der europäische Wildapfel, Malus sylvestris, am weitesten westwärts gewandert.

Die als Holzapfel bekannte Wildart hat aber an der Entstehung des Kulturapfels nur einen sehr geringen Anteil. Dagegen besitzt der zur erwähnten Gruppe gehörende Malus sieversii, der in den mittelasiatischen Gebirgen zwischen 1000 und 1800m vorkommt, Merkmale, die ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Vorfahren des Kulturapfels machen.

An Wildvorkommen dieses Apfels wurden beobachtet:

Fruchtgröße: 1,5 bis 6cm Durchmesser,

Gewicht: 6 bis 60g,

Form: flachrund bis hoch,

Farbe: hellgrün, hellgelb bis hellrot,

Geschmack: sauer, süß, bitter und adstringierend mit allen Übergängen,

Reifezeit: früh bis spät.

Man nimmt an, dass in einer ersten Selektionsstufe am Standort schmackhafte und haltbare Früchte bevorzugt wurden. Wegen der reichlichen Wurzelschosserbildung konnte man M. sieversii auch leicht vermehren und an andere Standorte verpflanzen. Allerdings kamen dafür außerhalb der Gebirgsstandorte nur Stellen mit hinreichender Wasserversorgung infrage. Vielleicht ging diese Phase auch schon mit einer (unbewussten) Selektion auf Trockenresistenz einher. Die Anfänge eines ausgedehnteren Obstbaues in diesen Gebieten fallen wahrscheinlich mit der Blütezeit des alten Perserreiches (6. Jh. v. Chr.) zusammen.

Man kann sich vorstellen, dass die weitere Verbreitung längs alter Handelsstraßen vor sich gegangen ist, die von Mittelasien aus nach Afghanistan, Iran und Transkaukasien führten. Von dort aus gelangten dann Apfelbäume mutmaßlich über griechische Kolonien im Schwarzmeerraum nach Südosteuropa und mit den Römern schließlich nach Mitteleuropa.

Ein eigener Wanderweg aber führte von Transkaukasien nach dem südlichen Russland und bildete dort unabhängig von den späteren mittel- und westeuropäischen Zentren ein genetisch unterschiedliches osteuropäisches Zentrum aus.

Von Europa gelangte dann der Apfel zu verschiedenen Zeiten in alle Gebiete der Erde, in denen Apfelanbau möglich ist. Nur in den frühesten Zeiten wird dabei in Europa auch eine spontane Einkreuzung mit Malus sylvestris von benachbarten Wildstandorten her gelegentlich eine Rolle gespielt haben. Bei der fortlaufenden späteren Selektion auf Fruchtgröße und Geschmacksqualität dürften allenfalls vorhandene Erbanlagen stark zurückgedrängt worden sein.

Nachdem die Entwicklung der Apfelzüchtung noch lange Zeit von dem zufälligen Auffinden geeigneter Sämlinge abhing, begann erst im 19. Jh. die bewusste Kreuzungsarbeit und zu Beginn der 30er-Jahre des vorigen Jahrhunderts unter ERWIN BAUR in Müncheberg die wissenschaftliche Obstzüchtung in Deutschland. Heute stehen in zunehmendem Maße auf der ganzen Welt Sorten zur Verfügung, die hohe Anforderungen an Produktivität und Qualität erfüllen. Die Obstzüchtung ist unterdessen in eine Phase eingetreten, in der die züchterische Realisierung von Resistenzen gegen die wichtigsten Krankheitserreger möglich ist. Zahlreiche resistente Sorten sind bereits im Anbau. Auf dieser Stufe der gezielten Erweiterung der genetischen Basis kommen nun wiederum Wildäpfel ins Spiel – als Träger von Resistenzgenen gegen verschiedene wirtschaftlich wichtige Krankheiten. Man kann annehmen, dass dieses Potential bei der großen Mannigfaltigkeit der Gattung Malus noch lange nicht erschöpft ist und in der Obstzüchtung langfristig erfolgreich genutzt werden kann.

Zur Geschichte der deutschen Obstzüchtung

Die Kunst des Veredelns als Voraussetzung für die identische Vermehrung einer Sorte war den Menschen der Vorzeit schon bekannt. Als scharfe Naturbeobachter holten sie sich wertvolle Apfelformen an ihre Wohnstätten oder veredelten geringwertige Gehölze damit um. Bereits die Griechen benannten ihre Sorten mit Namen (um 800 v. Chr.). Aus den Schriften der Römer sind viele Sortennamen überliefert. Sie führten ihre Kultursorten in Gallien und Germanien ein. Aus diesem Genmaterial entstanden in den folgenden Jahrhunderten die in Europa angebauten Obstsorten. Sämlingsvermehrung und Auslese in Klöstern, Herrschaftsgärten, später durch Pastoren, Lehrer und Gärtner führten schließlich zu zahlreichen, heute noch bekannten Sorten. Bis zum Ende des 18. Jh. sind uns von diesen Sorten keine Eltern bekannt. Erst von M. R. COX aus England wissen wir, dass er 1830 einige Kerne von ‘Ribston Pepping’ aussäte und daraus die Sorten ‘Cox’s Orange Pippin’ (heute meist nur ‘Cox’ genannt) und ‘Cox’s Pomona’ auslas und verbreitete. Der Obergärtner JAMES GRIEVE in Schottland erhielt aus einem Kern von ‘Potts Sämling’ die nach ihm benannte Sorte. Aus einem Samen von ‘Esopus Spitzenberg’ entstand in den USA Anfang des 19. Jh. die Sorte ‘Jonathan’. Es ist heute nicht mehr genau nachzuvollziehen, wer nun als erster eine bewusste Kreuzung, d.h. eine gezielte Bestäubung einer Muttersorte mit dem Pollen einer ausgewählten Vatersorte, durchgeführt hat. Es scheint aber sicher, dass dies Mitte des 19. Jh. erfolgte. Aus dem Klostergut Adersleben (‘Adersleber Kalvill’) oder von DIETRICH UHLHORN aus Grevenbroich (‘Zuccalmaglio’, ‘Berlepsch’, ‘Uhlhorns Wunderkirsche’ u.a.) sind derartige Kreuzungen bekannt. In der Lehranstalt in Geisenheim wurden bereits um 1880 erste Kreuzungsvorhaben durchgeführt, aus denen u.a. ‘Minister von Hammerstein’, ‘Geheimrat Breuhahn’ oder ‘Geheimrat Dr. Oldenburg’ hervorgingen. Die Anfänge einer systematischen Obstzüchtung sind in England und in den USA um 1910 zu suchen. Erste Zielrichtung war schon damals die Einkreuzung von Krankheitsresistenz in anfällige Kultursorten. Bei Apfel galt die Aufmerksamkeit dem Apfelschorf, bei Birne dem Feuerbrand.

In Deutschland wird systematische Obstzüchtung seit etwa 80 Jahren betrieben. Als Begründer der deutschen Obstzüchtung gelten ERWIN BAUR in Müncheberg und OTTO SCHINDLER in Pillnitz. BAURS Verdienst und das seiner Nachfolger in Müncheberg, C. F. RUDLOFF und MARTIN SCHMIDT, war es, dass in der Obstzüchtung von Anfang an die praktische Züchtung mit genetischen, pflanzenphysiologischen und resistenzbiologischen Untersuchungen verbunden wurde.

1937 ließ THEODOR ROEMER die erste Sortenregisterstelle für Kern- und Steinobst anlegen. Schwerpunkt seiner obstbaulichen Forschungen war die Prüfung von Obstsorten auf ihren Anbauwert für den heimischen Obstbau.

Die Wiege der deutschen Genbank der Malus- und Pyrus-Arten steht in Naumburg. Nach der Zusammenlegung der Obstzüchtung in Pillnitz wurde die Genbank ab 1971 von MURAWSKI und M. FISCHER ebenfalls dort integriert. Sie wurde und wird als wesentlicher Bestandteil der Obstzüchtung von BÜTTNER und GEIBEL bis 2002, von da an als integrater Bestandteil des Instituts für Obstzüchtung in Pillnitz von M. HÖFER wissenschaftlich betreut.

Die in Müncheberg aufgebauten Sammlungen an Malus- und Prunus-Arten und an Kultursorten dieser Obstarten bildeten das Ausgangsmaterial für grundlegende Arbeiten auf dem Gebiet der biotischen und abiotischen Resistenz der Kulturpflanzen. Eingeschlossen waren die Strauchbeerenobstarten und neben Apfel die Baumobstarten Birne, Pflaume und Kirsche. MARTIN SCHMIDT war es, der das Problem der Schorfresistenz des Apfels in seiner ganzen Breite erfasste und die Grundlagen der Resistenzzüchtung auf polygener Basis, aufbauend auf der Sorte ‘Stein-Antonowka’ (‘Antonovka kamienna’), entwickelte. Wildarten als Resistenzträger mit monogener Vererbung der Schorfresistenz, so z.B. Malus floribunda, wurden erst später genutzt. Die Arbeiten von M. SCHMIDT bilden heute noch die Grundlage für die Züchtung von Sorten mit stabiler Resistenz gegen Schorf. Die Obstzüchtung wurde von MURAWSKI fortgesetzt und intensiviert. Es entstanden zahlreiche Sorten, von denen noch heute einige im Anbau vertreten sind, wie ‘Alkmene’, ‘Auralia’ (Synonym ‘Tumanga’), ‘Undine’, ‘Helios’ oder ‘Carola’ (Synonym ‘Kalko’).

In Pillnitz wurde die Apfelzüchtung zum Schwerpunkt. Unter der Federführung von MURAWSKI, ab 1978 von CHRISTA FISCHER wurden durch die konsequente Verknüpfung anwendungsbezogener Züchtungsforschung, praktischer Züchtung und Sortenprüfung und unter Einbeziehung einer landesweiten Sortenprüfung bis 1991 im Rahmen der „Züchtergemeinschaft Obst“ der DDR unter der Leitung von MANFRED FISCHER, ab 1992 unter der Federführung des neu gegründeten Instituts für Obstzüchtung Pillnitz 32 neue Apfelsorten herausgebracht, von denen sich einige auch international durchsetzen. Folgende Apfelsorten gingen bisher aus der Pillnitzer Züchtung hervor (siehe Tab. 3, Seite 25):

‘Piros’ (S)*, 1985, qualitativ hochwertige Sommersorte

‘Pimona’, 1985, reich tragende Wintersorte

‘Pinova’ (S), 1986, ertragssichere Langlagersorte

‘Pikant’ (S), 1988, großfruchtige Herbstsorte

‘Pilot’ (S), 1988, Langlagersorte mit aromatischen Früchten

‘Piglos’, 1990, schwächer wachsende ‘Gloster’-Mutante

‘Remo’ (S), 1990, mehrfachresistente Industrieapfelsorte

‘Reglindis’ (S), 1990, mehrfachresistente Herbstsorte mit polygener Schorfresistenz

‘Retina’ (S), 1991, mehrfachresistente Sommersorte

‘Rewena’ (S), 1991, mehrfachresistente Wintersorte

‘Havelgold’, 1991, gut ausreifende, ‘Braeburn’-ähnliche Wintersorte

‘Pikkolo’, 1993, mittelgroßfruchtige, qualitativ interessante Wintersorte

‘Reanda’ (S), 1993, mehrfachresistente Wintersorte

‘Reka’, 1993, mehrfachresistente Frühherbstsorte mit polygener Resistenzgrundlage, Streuobstsorte

‘Rene’, 1993, mehrfachresistente Verarbeitungssorte

‘Relinda’ (S), 1993, mehrfachresistente, späte Verarbeitungssorte, Streuobstsorte

‘Releika’ (S), 1995, resistente, leuchtend rote, süße, kleinfrüchtige Herbstsorte

‘Pia’ (S), 1996, großfruchtige, attraktive Herbstsorte

‘Pirella’ (S), 1996, Herbstsorte mit edlem Geschmack

‘Piflora’ (S), 1996, Wintersorte mit sehr gutem Geschmack

‘Pingo’ (S), 1996, tiefrote Langlagersorte

‘Renora’ (S), 1996, mehrfachresistente, feste Wintersorte

‘Resi’ (S), 1996, spritzige Herbst-/Frühwintersorte, mehrfachresistent

‘Rebella’ (S), 1997, weltweit erste Sorte mit siebenfacher Resistenz, attraktive Herbstsorte

‘Regine’ (S), 1997, mehrfachresistente, festfleischige Lagersorte

‘Regia’ (S), 2001, polygen resistente, großfruchtige Wintersorte

‘Pilana’ (S), 2007, Herbstsorte, großfruchtig, pink-rote geschmackvolle Früchte

‘Pikosa’ (S), 2007, Spätherbstsorte, großfruchtig, aromatischer Geschmack

‘Pisaxa’ (S), 2007, Frühwintersorte, großfruchtig

‘Pivita’ (S), 2007, Wintersorte, feste, gut lagerfähige Früchte, ähnlich ‘Pinova’

‘Recolor’ (S), 2007, stabil schorfresistente Herbstsorte, mittelgroße Früchte, ausgeglichenes Aroma

‘Rekarda’ (S), 2007, schorfresistente Frühwintersorte, etwas säuerlicher Geschmack.

Dabei bedeuten:

* (S) = sortenschutzrechtlich geschützte Sorte,

   (R) = Sorte mit Warenzeichenschutz.

Diese Bezeichnungen wurden für alle Sorten im Buch verwendet.

 

Die Jorker Apfelzüchtung unter LOEWEL und SAURE, die auf Vorarbeiten von ZWINTSCHER in Köln-Vogelsang basieren, brachte die in ganz Europa verbreitete Sorte ‘Gloster’ heraus. Danach wurden unter der Leitung von TIEMANN unter Mitarbeit von DAMMANN, BLANK und FABY weitere Sorten herausgegeben:

‘Gloster’, 1969, ertragreiche Langlagersorte

‘Jamba’, 1969, qualitativ hochwertige Sommersorte

‘Ingol’, 1975, Mehrzweckapfel, besonders für Verarbeitung geeignet

‘Astramel’, 1986, qualitativ hochwertige Frühsorte

‘Margol’, 1993, hochwertige Lagersorte.

Teile des Jorker Zuchtmaterials konnten von HANNA SCHMIDT in Ahrensburg weiterbearbeitet werden. Daraus entstanden folgende Sorten:

‘Ahrina’, 1994, Herbstsorte, großfruchtig, feinsäuerlicher Geschmack

‘Ahra’ (S), 1998, schorfresistente Herbstsorte mit guten Geschmackseigenschaften

‘Ahrista’ (S), 1999, schorfresistente, attraktive Frühherbstsorte

‘Gerlinde’ (S) ,1999, reich tragende, schorfresistente Herbstsorte.

Inzwischen arbeitet im Obstbaugebiet Niederelbe eine private Züchtergemeinschaft (ZIN) mit der Zielstellung, speziell für das Gebiet geeignete Apfelsorten zu selektieren (DIEREND und SCHACHT 2009).

Seit 1965 wurde unter Leitung von GISELA MILDENBERGER in Naumburg ein Birnenzüchtungsprogramm aufgebaut, welches ab 1971 in Pillnitz von M. FISCHER, zeitweilig in Kooperation mit tschechischen Kollegen, bis 2002 zu Ende geführt werden konnte. Zielstellung waren qualitativ hochwertige Sommer- und Winterbirnen mit geringer Krankheitsanfälligkeit. Die abschließenden Bewertungen des Zuchtmaterials erfolgten in der Genbank Obst in Pillnitz. Neue Sorten ab 2001 sind unter dem Markennamen “Saxonia”-Birnen im Handel.

Folgende Sorten wurden herausgegeben:

‘David’ (S), 1996, grüne Spätwintersorte, haltbar etwa bis Februar/März

‘Hortensia’ (S), 1996, attraktive Herbstsorte

‘Isolda’, 1996, großfruchtige Frühsorte vor ‘Clapps Liebling’

‘Uta’ (S), 1996, schwach wachsende Frühwintersorte, haltbar etwa bis Januar/Februar, goldbronzene Früchte

‘Armida’ (R), 2000, schwach wachsende, gelbe Herbstsorte

‘Manon’ (R), 2000, großfruchtige berostete Herbstsorte, sehr attraktiv

‘Eckehard’ (R), 2001, rot-grüne, robuste und ertragreiche Wintersorte

‘Elektra’ (R) (S), 2001, rot-gelbe, geschmacklich interessante Herbst-/Winterbirne

‘Gerburg’ (R), 2001, große, rot-gelbe Wintersorte

‘Gräfin Gepa’ (R) (S), 2001, rote, schmelzende Herbstsorte

‘Graf Dietrich’ (R), 2001, grünlich-gelbe Herbst-/Wintersorte, gute Qualität

‘Graf Wilhelm’ (R), 2001, lange lagerfähige, großfruchtige Wintersorte von bester Qualität

‘Hermann’ (R) (S), 2001, extrem frühe Sorte, Ersatz für ‘Bunte Julibirne’

‘Thimo’ (R) (S), 2001, edle, rot-gelbe Herbst-/Wintersorte.

Wertvolle Süßkirschenselektionen entstanden unter Leitung von LOEWEL und V. VAHL, später unter Mitwirkung von ZAHN im Alten Land. Unter besonderer Beachtung der lokalen Eignung für dieses Gebiet konnten seit 1966 zahlreiche interessante Sorten herausgegeben werden, von denen sich vor allem ‘Regina’ weltweit durchsetzt. Noch keine Sorte hat in den letzten Jahren das Sortiment so positiv beeinflusst wie ‘Regina’. Sie ist zurzeit die meistgepflanzte Sorte in Deutschland. Folgende Sorten wurden herausgegeben:

‘Valeska’, 1966, geschmacklich hochwertige herzförmige Kirsche

‘Alma’, 1966, heute noch als Befruchter für ‘Schneiders’-Nachkommen gedacht

‘Bianca’, 1966, extrem späte Sorte, als Befruchter genutzt

‘Annabella’, 1970, Nachkommen aus ‘Rube’ × ‘Allers Späte’

‘Erika’, 1976, Nachkommen aus ‘Rube’ × ‘Stechmanns Bunte’

‘Oktavia’, 1981, großfruchtige hochwertige Frischmarktsorte der sehr erfolgreichen Kreuzung ‘Schneiders Späte Knorpel’ × ‘Rube’

‘Viola’, 1981, desgl.

‘Regina’, 1981, desgl., hochwertige, späte, transportfähige Tafelkirsche

‘Johanna’, 1990, desgl.

‘Karina’, 1993, desgl.

Ab 1971 wurde die in Naumburg begonnene Süßkirschenzüchtung in Pillnitz weitergeführt. Mit der Zielstellung der Qualitätsverbesserung und Reifezeiterweiterung konnten unter MIHATSCH vom Pillnitzer Institut mehrere Sorten in den Handel gegeben werden. Sie werden heute kaum noch nachgefragt:

‘Nalina’, 1986, großfruchtige Frühsorte, nicht platzfest

‘Namosa’, 1986, platzfeste Sorte der 3. Kirschwoche

‘Nanni’, 1989, Frühsorte für leichte Böden

‘Nadino’ (S), 1989, großfruchtige Spätsorte, nicht platzfest

‘Namare’ (S), 1991, qualitativ hochwertige Sorte mittlerer Reifezeit

‘Naresa’, 1995, reich tragende Frühsorte, nicht platzfest

‘Naprumi’, 1995, großfruchtige Frühsorte

‘Namati’ (S), 1997, platzfeste, qualitativ wertvolle Spätsorte.

Ein weiteres Ziel in Pillnitz war es, wenig krankheitsanfällige Sauerkirschen mit unterschiedlichen Reifezeiten zu züchten, die sowohl für den Frischverzehr als auch die industrielle Verwertung geeignet sind. Das 1965 in Müncheberg von BRIGITTE WOLFRAM begonnene Zuchtprogramm wurde ab 1971 in Pillnitz fortgesetzt und steht seit 2003 unter Leitung von M. SCHUSTER. Daraus entstanden bisher folgende Sorten:

‘Korund’, 1989, sehr früh reifende Sorte für Frischverzehr, teilselbstfertil

‘Karneol’, 1990, hochwertige Sorte kurz vor ‘Schattenmorelle’ reifend, teilselbstfertil, großfruchtig

‘Morina’ (S), 1991, teilselbstfertile, gegen Monilia resistente Sorte für Frischverzehr und Konserve

‘Safir’ (S), 1991, selbstfertile, großfruchtige, süßsaure Sorte kurz vor ‘Schattenmorelle’

‘Topas’, 1991, sehr ergiebige, saure Verarbeitungssorte, teilselbstfertil

‘Achat’ (S), 2004, selbstfertil, 14 Tage vor ‘Schattenmorelle’ reifend

‘Jade’ (S), 2004, selbstfertil, kurz vor ‘Schattenmorelle’ reifend

‘Rubellit’ (S), 2006, selbstfertil, großfruchtig, mit ‘Schattenmorelle’ reifend

‘Spinell’ (S), angemeldet, selbstfertil, 10 Tage vor ‘Schattenmorelle’ reifend.

Aus dem in Gießen von GRUPPE und FRANKEN-BEMBENECK selektierten Kirschenunterlagenmaterial, was später von HANNA SCHMIDT in Ahrensburg weiter bearbeitet wurde, gingen als Ergebnis die schwach wachsenden GiSelA-Unterlagen hervor, von denen ‘GiSelA 5’ (S) und ‘GiSelA 6’ (S) heute von weltweiter Bedeutung sind.

Von mehr lokaler Bedeutung sind die in Weihenstephan von LIEBSTER, FEUCHT und SCHIMMELPFENG aus Prunus cerasus ausgelesenen ‘Weiroot’-Unterlagen für Kirschen, von denen W 13, W 72 und W 158 im Anbau stärker verwendet wurden.

Neuerdings gewinnen auch die von WOLFRAM in Pillnitz aus Prunus-Artkreuzungen selektierten schwach bis mittelstark wachsenden ‘PiKu’-Unterlagen mehr an Bedeutung, da sie nicht so empfindlich reagieren wie die ‘GiSelA’-Unterlagen. Vor allem PiKu 1, 2 und 4 werden vermehrt geprüft.

Erfolgreiche Pflaumenzüchtung wird seit den 1960er-Jahren in Stuttgart-Hohenheim von HARTMANN betrieben.

Aufbauend auf Selektionsarbeiten an Hauszwetschen und an der ‘Bühler Frühzwetsche’ konnten von HARTMANN vor allem qualitativ hochwertige Sorten mit Fruchtscharkatoleranz und zuletzt auch mit Scharkaresistenz herausgegeben werden, die eine Bereicherung des Sortimentes darstellen:

‘Hanita’ (S), 1991, scharkatolerante, reich tragende Qualitätssorte im mittelspäten Bereich

‘Katinka’ (S), 1992, scharkatolerante, qualitativ hochwertige Frühsorte

‘Elena’ (S), 1993, sehr spät reifende und ertragreiche, scharkatolerante Spätzwetsche

‘Felsina’ (S), 1994, mittelspäte, qualitativ hochwertige Sorte

‘Tegera’ (S), 1995, frühreife, transportfeste Sorte

‘Tipala’ (S), 1995, mittelfrühe, goldgelbe Sorte für Direktvermarktung

‘Presenta’ (S), 1997, sehr späte, scharkatolerante, qualitativ hochwertige und gut lagerbare Spätzwetsche

‘Jojo’ (S), 1999, ertragreiche, spät reifende, absolut scharkaresistente Sorte

‘Haganta’ (S), 2003, großfruchtige spätreife Qualitätssorte (Syn.: ‘Gigant’)

‘Colora’ (S), 2003, gelbrote, mittelfrühe Sorte für Direktvermarktung

‘Haroma’ (S), 2005, ertragreiche, aromatische und scharkatolerante Spätzwetsche

‘Habella’ (S), 2005, ertragreiche Spätzwetsche mit bester Fruchtqualität

‘Hanka’ (S), 2006, qualitativ hochwertige, scharkatolerante Frühsorte für Frischverzehr und Bäckereien

‘Freya’ (S), 2008, extrem scharkatolerante und ertragreiche mittelfrühe Sorte.

Diese Sorten bestimmen derzeit maßgeblich das Sortiment. Mit der Sorte ‘Jojo’ steht die weltweit erste gegen die Viruskrankheit „Scharka“ resistente Sorte zur Verfügung. Das Programm wird heute erfolgreich in Weihenstephan von NEUMÜLLER fortgesetzt, wobei das von KEGLER in Aschersleben entdeckte und von HARTMANN erfolgreich in der Pflaumenzüchtung umgesetzte Phänomen der Hypersensibilität gegenüber Scharka zu immer mehr absolut scharkaresistenten Sorten und Unterlagen führen wird.

Auch in Müncheberg (MURAWSKI), später in Pillnitz (MÄNNEL und FISCHER) wurde besonders Frühpflaumenzüchtung betrieben. ‘Gräfin Cosel’ ist eines der Ergebnisse. In letzter Zeit wurden auch von der Forschungsanstalt Geisenheim von JACOB scharkatolerante Pflaumen herausgegeben, die aus Kreuzungen mit der jugoslawischen Sorte ‘Cacanska naibolia’ (‘Cacaks Beste’) hervorgingen: ‘Top’ (S), ‘Topper’ (S), ‘Topking’ (S), ‘Tophit’ (S), ‘Top 2000’ (S), ‘Topfive’ (S), ‘Topend Plus’ (S), ‘Topstar’ (Syn.: ‘Tolledo’) (S) und ‘Plumtastic’ (Syn.: ‘Toska’) (S).

Seit der Reform der Weinmarktordnung der EU vom 01.08.2000 dürfen Tafeltrauben auch außerhalb der für den Weinbau zugelassenen Flächen produziert werden. In Deutschland spielte der Anbau und die Züchtung von Tafeltrauben bis dato keine Rolle. Einige Sorten sind als Nebenprodukt bei der Züchtung von Keltertrauben entstanden. Jedoch stammen die meisten im heutigen Anbau befindlichen Sorten aus Osteuropa, Nordamerika und der Schweiz. Die über mehrere Generationen mit zahlreichen Rückkreuzungen erfolgte Einbeziehung von resistenten amerikanischen Reben in europäische Sorten zielt auf pilzwiderstandsfähige Varietäten ab.

MURAWSKI gelangen in den 1950er-Jahren erste erfolgreiche Artkreuzungen zwischen Schwarzer Johannisbeere und Stachelbeere, als deren Ergebnis 1983 die ‘Jochelbeere’ herausgegeben wurde.

Teile des Müncheberger Beerenobst-Zuchtmaterials wurden nach dem Krieg in Voldagsen und später in Köln-Vogelsang von BAUER weiter bearbeitet. BAUERS Arbeiten zur Artbastardierung von Strauchbeerenobst führten zur Herausgabe der ‘Jostabeere’. Zahlreiche mehltautolerante Stachelbeersorten sowie krankheitstolerante Sorten von Schwarzer Johannisbeere und Himbeere waren das Ergebnis zielgerichteter resistenzzüchterischer Arbeiten von BAUER. Die „Erdbeerwiese” mit den dekaploiden Sorten ‘Spadeka’ und ‘Florika’ sind weitere Ergebnisse seiner Arbeiten.

Erste züchterische Arbeiten an Erdbeeren erfolgten in Deutschland durch GOESCHKE in Köthen. Das bedeutendste Ergebnis ist die Sorte ‘Deutsch Evern’. Die bekanntesten älteren Pillnitzer Züchtungsergebnisse sind ebenfalls die aus der Erdbeerzüchtung. Die SCHINDLER-Sorte ‘Mieze Schindler’ hat auf Grund ihrer hohen Fruchtqualität immer noch ihre Bedeutung im Liebhaberanbau. Die Sorte entstand 1925 und ist seit 1933 im Handel! Weitere bekannte Erdbeersorten von SCHINDLER waren die seinerzeit bedeutenden Sorten ‘Oberschlesien’, ‘Ernst Preuß’ und ‘Johannes Müller’ (1919) sowie ‘Proskau’ und ‘Pillnitz’ (1931).

Nach dem Krieg wurde die Erdbeerzüchtung von H. MÜLLER wieder aufgenommen. Die Sorten ‘Sachsen’, ‘Dresden’ (1951) und ‘Anneliese’ (1961) entstammen diesem Programm. Die Überführung der Müncheberger Züchtung 1971 nach Pillnitz unter MURAWSKI und ULRICH führte u.a. zur Zulassung der ersten für maschinelle Ernte geeigneten Erdbeersorten ‘Fratina’ und ‘Fracunda’ (1976). Diese Sorten zeichnen sich vor allem durch konzentrierte Fruchtreife und gute Widerstandsfähigkeit gegen Botrytis-Fruchtfäule aus. Vorher entstanden aus diesem Programm noch in Müncheberg die Sorten ‘Brandenburg’ (1953) und ‘Havelland’ (1971). Aus dem von DATHE ab 1992 fortgesetzten Züchtungsprogramm gingen die Sorte ‘Fraroma’ (S) (2001), später aus privater Züchtung ‘Mieze Nova’ (S) (2006) hervor.

Europaweite Bedeutung erlangte die in Luckenwalde begonnene und nach dem Krieg in Ahrensburg weitergeführte Erdbeerzüchtung unter SENGBUSCH. Die Sorte ‘Senga Sengana’ (1954), heute immer noch eine wichtige Sorte vor allem in osteuropäischen Ländern, erreichte eine selten große internationale Anbauverbreitung. Sie wird heute von Hochleistungssorten übertroffen, war aber in den 1960er-Jahren ein absoluter Schlager und ist bis heute die Standardsorte in der Fruchtverarbeitung (Marmelade, Gefriertrocknung). Solche Erfolge sind Züchtern selten vergönnt. Die zahlreichen Senga-Nachfolgesorten, vor allem von HONDELMANN gezüchtet, erlangten diese immense Bedeutung dann nicht mehr, erreichten aber in Deutschland zeitweilig einen beträchtlichen Anbauumfang. Bekannte Züchter, wie STÜCKRATH, FRANTZ oder die Firma HUMMEL, sind gegenwärtig mit der Erdbeerzüchtung in Deutschland beschäftigt. In Dresden gründete sich im Jahr 2008 die „Hansabred GmbH & Co. KG“ (Züchter K. OLBRICHT) als europäisches Firmenkonsortium verschiedener Erdbeer-Vermehrungsbetriebe aus Großbritannien, Frankreich, Spanien, Niederlande und Deutschland zur Züchtung neuer Erdbeersorten.

Anforderungen an neue Sorten, Zuchtziele

Die Qualität einer Obstsorte, d.h. die Summe ihrer Eigenschaften, ist entscheidend für Ihre Anbaueignung. Hoher Ertrag, gute Fruchtqualitäten, leichte Beerntbarkeit waren seit jeher oberste Zuchtziele. Daneben treten heute Forderungen des umweltschonenden Anbaus, der die Einschränkung oder den Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmaßnahmen beinhaltet. Diese Zuchtziele mit dem Anspruch auf beste Fruchtqualität, exzellenten Geschmack, ansehnliche Fruchtform und ansprechende Fruchtfarbe zu verbinden, ist eine wichtige Aufgabe der Züchtung. Hinzu kommen die Ansprüche der Produzenten an günstige Wuchseigenschaften und an eine optimale Ertragsstruktur der Gehölze.

Es ist offensichtlich, dass für den Erwerbsobstbau, für Streuobstsorten, Industriesorten oder Liebhabersorten unterschiedliche Kriterien für die Züchtung gelten. Für ökologisch betriebenen Anbau werden die Resistenzeigenschaften eine absolut vordergründige Rolle spielen müssen, für Industriesorten dagegen Saftausbeute oder Inhaltsstoffe, um nur einige Beispiele zu nennen.

Die Obstzüchtung kann allerdings diese Vielzahl von Problemen allein nicht lösen, sie muss eingebunden sein u.a. in technologische, pflanzenbauliche, biotechnologische und phytopathologische Forschungsarbeiten. Nur wenn diese Ziele gemeinsam angegangen werden, sind Fortschritte möglich. Biologisch produzierende Betriebe brauchen resistente Sorten, damit Aufwand und Nutzen in einem vertretbaren Verhältnis bleiben. Auch eine gewisse Akzeptanz unter den Verbrauchern für einen Mehraufwand oder eine etwas geringere Fruchtqualität biologisch erzeugten Obstes kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass letztlich Preis, Aussehen und Qualität und nicht Ideologie und Reklame das Kaufverhalten der Masse der Konsumenten bestimmen. Die Zuchtziele sind daher sehr breit gefächert.

Bestandes- und Ertragssicherheit (Züchtung auf Resistenz)

Im Vordergrund der Bemühungen, die Bestandes- und Ertragssicherheit von Obstanlagen zu erhöhen, steht die Züchtung von Sorten, welche gegenüber pilzlichen, bakteriellen und tierischen Schaderregern, aber auch gegen Kälte, Trockenheit, Hitze u.a. Stressfaktoren widerstandsfähig sind. Auf Grund der Klimaerwärmung bekommt auch die Forderung nach einem geringeren Kältebedürfnis der Sorten erhöhte Bedeutung (vgl. KRÜGER 2009, LUEDELING et al. 2009).

Dabei wird in der Resistenzstrategie davon ausgegangen, mit den Schaderregern zu leben, also nicht den Totalerfolg als das zu verfolgende Ziel anzustreben, sondern den durch die Schaderreger verursachten Schaden stabil auf ein wirtschaftlich tragbares Maß einzuschränken. Es ist von besonderer Wichtigkeit, auch die ständige Veränderlichkeit der Schaderreger mit zu beachten und so das System Wirt – Parasit in seiner umweltbezogenen Dynamik konstant zu halten.

Im integrierten Obstbau wird nicht mehr wie früher die totale Vernichtung aller Schaderreger angestrebt, denn damit würde auch den Nützlingen die Nahrungsquelle genommen. Bei Duldung ökonomisch vertretbarer Schaderregerdichten werden biologisch-ökologische Regelmechanismen innerhalb der Agro-Ökosysteme bewusst genutzt, um das biologische Gleichgewicht zwischen Schaderregern, Nützlingen und den zahlreichen neutralen, in der Baumkrone lebenden Organismen, die weder nützlich noch schädlich sind, die aber in der Nahrungskette eine wichtige Rolle spielen, zu erhalten.

Aus diesen Gründen wird als Zuchtziel „Feldresistenz“ angestrebt, eine Resistenz, die der Pflanze einen ausreichenden Schutz gewährt, aber den Schaderreger-Populationen das Überleben ermöglicht, indem ein ökonomisch nicht ins Gewicht fallender Befall bewusst geduldet wird. Vollständige Resistenz, d.h. Immunität, zwingt in den meisten Fällen den betreffenden Schaderreger, um selbst überleben zu können, zur Mutation, sodass er die Resistenz der Wirtspflanze durchbrechen kann.

Das kann leicht passieren, wenn die Resistenz nur auf einer oder wenigen Erbanlagen beruht. Wird die Resistenz aber durch viele Erbanlagen bedingt, ist ein Durchbrechen kaum möglich. Ziel der Züchtung ist es deshalb, verschiedene Resistenzquellen in eine Sorte einzukreuzen (Pyramidisierung von Resistenzen, vgl. KELLERHALS et al. 2009), die ein Durchbrechen nahezu ausschließen und so zur Stabilität des Gesamtsystems beitragen. Die Erfolgsaussichten solcher Arbeiten werden weitgehend davon abhängen, wie es gelingt, beide genetischen Systeme, nämlich das der Wirtspflanze, also der Sorte, und das der Schaderreger in der Züchtung zu beherrschen.

Da es viele Krankheiten und Schädlinge gibt, die dem Obstbaum zu schaffen machen können, ist es ein wichtiges Ziel in der Züchtung, Sorten mit Mehrfachresistenz zu entwickeln. Bei Apfel ist das z.B. Resistenz gegen Schorf, Mehltau und Feuerbrand, bei Kirsche Resistenz gegen die Rindenkrankheiten Valsa (Cytospora) und Pseudomonas, für die Sauerkirsche Widerstandsfähigkeit gegen das Nekrotische Ringfleckenvirus und gegen Monilia, bei Erdbeere Resistenz gegen die Wurzelfäuleerreger Verticillium und Phytophthora sowie gegen Grauschimmel und Mehltau, bei Tafeltrauben Toleranz gegen Echten und Falschen Mehltau sowie möglichst hohe Winterfrosthärte. Für Obstgehölze ist eine ausreichende Frostresistenz generell wichtig, damit nicht nach kalten Wintern Lücken in die Bestände gerissen werden bzw. nach Blütenfrösten noch ein annehmbarer Ertrag garantiert werden kann. Holzfrost- und Blütenfrostresistenz sind züchterisch zwar positiv beeinflussbar, aber der Aufwand zur Testung, insbesondere der Blütenfrostresistenz, ist erheblich, sodass höchstens das bereits stark eingeschränkte Zuchtmaterial in der letzten Prüfstufe geprüft werden kann. Heute beschränken sich Frostresistenzprüfungen lediglich auf Freilandbeobachtungen.

Aus der Vielzahl von Schaderregern haben unter den ökologischen Bedingungen des mitteleuropäischen Raumes in der Hauptsache folgende Schaderreger eine wirtschaftliche Bedeutung: unter den Pilzkrankheiten der Apfelschorf, der Birnenschorf, der Mehltau, der Obstbaumkrebs, Monilia, Fruchtfäulen, verursacht durch Gloeosporium, die Valsakrankheit, unter unseren Bedingungen vor allem an Steinobst, der Grauschimmel der Erdbeere, Blattfallkrankheiten; unter den Bakterienkrankheiten der Feuerbrand an Kernobst und der Bakterienbrand an Steinobst sowie unter den tierischen Schaderregern der Apfelwickler, die Kirschfruchtfliege, Blattläuse, Blutläuse, Spinnmilben, Miniermotten.

Gegen die meisten genannten Krankheiten und Schädlinge ist eine gezielte Resistenzzüchtung bereits möglich. Somit trägt diese Züchtung dazu bei, dass der Einsatz an Pflanzenschutzmitteln weiter minimiert werden kann. Ein gänzlicher Verzicht wird aber kaum möglich werden.

Erfolgsaussichten in der Resistenzzüchtung bestehen dann, wenn innerhalb eines Sortimentes einer Obstart deutliche Befallsunterschiede gegenüber bestimmten Krankheiten oder Schädlingen gefunden werden, die züchterisch genutzt werden können. Weiterhin bedarf es entsprechender Infektions- und Selektionsmethoden, um die resistenten Pflanzen auch auslesen zu können. In der Züchtung kommt es weiterhin auf eine hohe Leistungsfähigkeit der eingesetzten Methoden bezüglich Umfang zu prüfender Pflanzen, Schnelligkeit und Sicherheit an. Die Weiterentwicklung des methodischen Instrumentariums, insbesondere auch durch die Einführung markergestützter Selektionsmethoden, erlaubt es den Züchtern, immer mehr Schaderreger in das Resistenzzüchtungsprogramm aufzunehmen.

Fruchtqualität

In der Obstzüchtung stand zu jeder Zeit die Verbesserung der Fruchtqualität im Vordergrund der Selektion. Die Fruchtqualität ist ein sehr komplexes Merkmal. Züchterisch lassen sich nur die „einfachen“ Merkmale beeinflussen bzw. verändern. Im Allgemeinen wird in der Obstzüchtung auf folgende Fruchtmerkmale selektiert:

äußere Qualität, wie Größe, Form, Farbe, Berostung, Wachsbelag, Glanz, Stiel- bzw. Kelchlösbarkeit, einheitliche Abreife,

innere Qualität, wie Zucker, Säure, Aromastoffe, Pektine, phenolische Verbindungen, Saftigkeit, Textur, Fleischfarbe, die in ihrer Gesamtheit die Geschmacksqualität ausmachen, Steinlöslichkeit bei Steinobst,

Zeit und Dauer der Genussreife,

Lagerfähigkeit der Früchte unter verschiedenen Lagerbedingungen, langes „Shelf-life“ bei Kernobst,

Krankheiten der Früchte, wie Stippigkeit, Glasigkeit, Fleischbräune, Schalenbräune, Schorf, Monilia, Fruchtfäulen.

Erschwerend bei der Selektion wirkt, dass die Ausbildung der Fruchtqualität sehr stark modifikativ, d.h. durch äußere Umstände und weniger erblich, beeinflusst wird. Wesentliche Einflussfaktoren sind Standort, Kulturmaßnahmen, Witterungsbedingungen oder die Verwendung verschieden stark wachsender Unterlagen bei Kern- und Steinobst. Die Sorten reagieren darauf mehr oder weniger stark sortentypisch, was erst durch mehrjährige Prüfungen erkannt werden kann.

 

Fruchtgröße: Das Merkmal Fruchtgröße hat eine große Variationsbreite und ist durch Umwelteinflüsse modifizierbar. In Kreuzungsnachkommenschaften finden wir aber immer wieder ein Vorherrschen der Kleinfrüchtigkeit, sodass die Elternwahl zur Erzielung großfruchtiger Nachkommen sehr sorgfältig zu treffen ist und eine entsprechend große Anzahl von Nachkommen vorhanden sein muss, um die gewünschten Exemplare zu finden. Das betrifft alle Obstarten.

 

Deckfarbe: Das Merkmal Deckfarbe der Frucht unterliegt einer außerordentlichen Streubreite und wird ebenfalls stark durch Umwelteinflüsse modifiziert. Die Vererbung ist kompliziert, da sehr viele Erbanlagen an der Farbausbildung beteiligt sind. In Nachkommenschaften der verschieden gefärbten Elternsorten entstehen die vielfältigsten Farbvarianten, Formen mit und ohne Deckfarbe, gestreifte, flächig gefärbte Früchte, helle oder dunkle Töne. Rote Deckfarbe scheint bei Apfel und Birne dominant über Grün und Gelb zu sein, ein Vorteil für die Selektion. Von vielen Sorten ist inzwischen bekannt, in welcher Weise sie ihre Fruchtfärbung vererben, sodass ein lenkender züchterischer Einfluss möglich ist. Oft finden sich später im Anbau rote Farbmutanten, die eine Kernobstsorte wesentlich aufwerten können (z.B. ‘Pinova’ < ‘Evelina’).

 

Geschmack: Neben zahlreichen Aromastoffen ist dafür vor allem das Zucker-Säure-Verhältnis maßgebend. Es unterliegt in den Nachkommenschaften einer kontinuierlichen Aufspaltung, d.h., wir finden alle Übergänge von total sauer bis extrem süß, wobei süß über sauer dominiert. Der Anteil Nachkommen mit süßen Früchten ist wesentlich höher als der mit sauren Früchten. Die Vererbung ist von vielen Apfelsorten bekannt, sodass auch hier das Ergebnis züchterisch lenkend beeinflusst werden kann. Daraus ergibt sich auch die Möglichkeit, gezielt Kreuzungseltern für die Züchtung von Sorten für spezifische Nutzungsrichtungen auszusuchen. Günstige Zuckerwerte liegen bei Apfel beispielsweise zwischen 11 und 16% der löslichen Trockensubstanz, günstige Säurewerte zwischen 0,6 und 1,2%. Die meisten guten Apfelsorten und einige Neuzüchtungen liegen in diesem Bereich. Auch die resistenten Apfelsorten liegen in diesem Bereich, was beweist, dass die Kombination hoher Tafelqualität mit Resistenzeigenschaften ohne weiteres zu erreichen ist. Es verwundert nicht, dass chemische Analysen zur Bewertung der Geschmacksqualität von Sorten wenig Erfolg versprechend sind, da sie niemals die Vielzahl möglicher Varianten in einem „Endwert“ Geschmack ausdrücken können. Hier helfen nur organoleptische Prüfungen durch geschulte Personen, die – trotz unterschiedlicher Geschmacksvorstellungen – eine relativ sichere allgemeine Bewertung der Geschmacksqualität vornehmen können.

 

Lagerfähigkeit: Lange Lagerfähigkeit der Früchte und langes „Shelf-life“, d.h. noch möglichst lange Haltbarkeit nach der Auslagerung, ist für viele Obstarten ein weiteres erstrebtes Zuchtziel. Viele Komponenten beeinflussen diese Merkmale. Da sie polygen, d.h. durch viele Erbanlagen gesteuert werden, wird man auch hier immer wieder auf Langlagersorten als Eltern zurückgreifen müssen, um ähnliche Formen auslesen zu können. Der natürliche Reifetermin der Vorfahren unserer heutigen Kultursorten liegt in der Regel bei Apfel und Birne im Bereich der Frühsorten. Die Vererbung tendiert auch immer wieder in Richtung kurze Lagerdauer und Frühreife. Sicher hat bereits eine natürliche Auslese in früheren Zeiten dazu beigetragen, dass wir heute über zahlreiche Langlagersorten verfügen. Als Merkmalsträger unter den alten Sorten sind solche wie ‘Boiken’, ‘Bohnapfel’ oder ‘Ontario’ schon denkbar. Aus heutiger Sicht würden sie den Qualitätsanforderungen nicht mehr genügen, man muss dann schon auf ‘Golden Delicious’, ‘Pinova’, ‘Pilot’, ‘Jonagold’, ‘Gala’ oder ähnliche Sorten für Kreuzungsprogramme zurückgreifen.

Ertrag und Kronenmorphologie

Neben den zahlreichen Möglichkeiten, den Ertrag durch Anbaumaßnahmen und durch die Wahl der Unterlage (bei Baumobst und z.T. auch bei Strauchbeerenobst) zu beeinflussen, wird mit der Sortenwahl ein bestimmtes Ertragsniveau festgelegt, denn das Ertragspotenzial einer Sorte ist erblich fixiert. Es ist allgemein bekannt, dass es alternierende und regelmäßig tragende, „faule“, „fleißige“ und auch überreich tragende Sorten gibt. Mit der Ertragshöhe wird gleichzeitig über die Fruchtqualität und über die Regelmäßigkeit des Ertrages entschieden. Regelmäßiger und hoher Ertrag bei gleich bleibend ausreichender Fruchtgröße und -qualität ist daher ein sehr hoher züchterischer Anspruch. Um dem zu genügen, müssen einzelne Komponenten der Ertragsbildung, wie Blütenzahl, Blühorte, Fruchtungstendenz, Fruchtgröße, Befruchtungsfähigkeit der Blüten, Blütenfrostverträglichkeit u.a. im Selektionsprozess Beachtung finden. Es ist leicht vorstellbar, dass viele Wechselwirkungen zwischen diesen Merkmalen bestehen. Es ist zurzeit deshalb auch nur möglich, von ertragreichen Sorten als Eltern auszugehen, um wieder ertragreiche Nachkommen selektieren zu können.

Eine wichtige Komponente der Ertragskapazität einer Baumobstsorte ist ihre Kronenmorphologie, d.h. ihr Verzweigungsverhalten (viele oder wenige Seitentriebe, viele oder wenige Kurztriebe, Verzweigungswinkel u.a.). Diese morphologischen Merkmale lassen sich gut und frühzeitig erfassen und bilden wesentliche Selektionskriterien. Man muss hier aber – in Korrespondenz mit der Beurteilung der Fruchtqualität – schon rechtzeitig auf eine mögliche spezifische Nutzungsrichtung einer neuen Sorte hinarbeiten:

Intensivsorten für den Erwerbsanbau (Ziel: geringer Schnittaufwand, gute Belichtung der Früchte),

Industriesorten (Ziel: schüttelfähige Kronen),

Sorten für den landschaftsprägenden Streuobstanbau (Ziel: starker Wuchs, robuste Krone, hohe Widerstandsfähigkeit),

Sorten für Liebhaber und Hobbygärtner (Ziel: „schöne“ bis extreme Wuchsformen, leicht handhabbar).

Anschauliches Beispiel sind die Columnarbäume bei Apfel, die Säulenäpfel, die extrem kurze Internodien besitzen und sich nahezu nicht verzweigen, also wie eine Säule im Garten (oder auf dem Balkon im Blumentopf) stehen und dennoch Früchte tragen. Es gibt davon bereits mehrere Sorten, die inzwischen wesentlich günstiger zu beurteilen sind als die ersten und unter dem Begriff „Ballerina-Bäume“ angeboten werden. Sie sind ein ansprechendes Hobby-Objekt, auch für den Erwerbsanbau existieren bereits einige Probepflanzungen.

Sorten für den landschaftsprägenden Streuobstbau haben sich nicht nur als solche durchgesetzt, weil sie gesund und robust sind, sondern weil sie ganz einfach auch schöne Kronen bilden. Landschaftsprägend kann ein Gehölz erst im hohen Alter sein, ebenso alt sind auch die bisher dafür genutzten Sorten. Warum sollen aber neben den alten Sorten nicht auch einige neue erprobt werden? Die resistenten Pillnitzer Apfelsorten ‘Relinda’ oder ‘Retina’ als Beispiel eignen sich mit ihrem gesunden Laub und ihrer auffallenden eleganten Wuchsform sicher gut dafür.

Unterlagen

Alle Baumobstarten, auch einige Strauchbeerenobstarten, werden auf Unterlagen veredelt. Unterlagen beeinflussen nicht nur die Wuchsstärke, sondern auch die Verzweigungsdichte, die Astwinkel und die Ansatzstellen der Blütenknospen, phänologische Daten, Regelmäßigkeit und Höhe des Ertrages, Fruchtfärbung, Fruchtqualität einschließlich Haltbarkeit, Empfindlichkeit gegenüber Frost u.a. Die Unterlagenwirkung kann dabei sehr sortenspezifisch sein, sodass das Leistungspotenzial einer Sorte recht unterschiedlich zur Wirkung kommen kann.

Die bewusste Nutzung der spezifischen Kombinationseignung Sorte – Unterlage ist der Schlüssel zum Erfolg. Das setzt aber umfangreiche Prüfungen und viel Erfahrung voraus, um herauszufinden, welche Sorte auf welcher Unterlage an welchem Standort am besten gedeiht.

Durch die Veredlung werden zwei genetisch und damit physiologisch verschiedene Partner zu einem Individuum vereinigt, in dem sich die beiden Stoffwechsel gegenseitig beeinflussen. Die Art und Weise der Beeinflussung ist nicht für alle Merkmale vorausschaubar und nur im Experiment zu ermitteln. Die Sorte wiederum beeinflusst die Unterlage bezüglich des Aufbaues und der Stabilität des Wurzelsystems, der Nährstoffaufnahme, des Speichervermögens für Reservestoffe, der Frostresistenz, phänologisch bedingter Abläufe u.a. Letztere Phänomene sind weit weniger erforscht und werden meist vernachlässigt. Aus Versuchen ist aber bekannt, dass der Unterlageneinfluss auf die Sorte überwiegt. Das betrifft sowohl das Wachstum als auch die generative Entwicklung der Sorte.

Generell gilt, dass durch die Wahl der Unterlage die Baumform an die jeweiligen Standortbedingungen angepasst werden kann. Kleinkronige Apfelbäume erhält man auf der Unterlage M 9, mittelstark wachsende auf M 26, Supporter 4 (Pi 80) oder MM 106, stark wachsende Bäume auf Sämlingsunterlage. Je schlechter der Boden ist, auf dem gepflanzt werden soll, desto stärker wachsend sollte die Unterlage sein. Das gilt gleichermaßen für Birnen (Quitte als schwach wachsende Unterlage, Sämling als stark wachsende Unterlage) und Süßkirschen (‘GiSelA 5’ schwach wachsend, ‘PiKu 1’ oder ‘PiKu 3’ mittelstark wachsend, Prunus-avium-Sämling stark wachsend).

Spezielle Nutzungsrichtungen (Zierformen, Industrieäpfel u.Ä.)

Bereits die Namensgebung für alte Apfelsorten, wie ‘Manks Küchenapfel’, ‘Roter Trierer Weinapfel’, ‘Gelbmöstler’, weist auf ihre vorwiegende Nutzungsrichtung hin. Bei Sauerkirschen, Johannisbeeren oder Stachelbeeren ist eine häusliche oder industrielle Verarbeitung mehr oder weniger selbstverständlich, bei vielen anderen Obstarten gibt es spezielle Sortimente für die Nutzungsrichtungen Tafelfrucht, Kompottherstellung, Saft- (Nektar-) oder Mostproduktion oder auch Trocknung, bei Wein Tafeltrauben oder Keltertrauben. Auch eine pharmazeutische Nutzung, vor allem von Wildobstarten wie Sanddorn, kann das Ziel einer Selektion sein. War es früher mehr oder weniger üblich, Obstsorten vielseitig im Haushalt zu verwenden, ist heute eine starke Spezialisierung auf Grund wesentlich gestiegener Ansprüche unumgänglich. Der Verarbeitungsindustrie werden heute spezielle Sortimente in entsprechender Reifezeitstaffelung angeboten, die den Forderungen industriemäßiger Fruchtproduktion und -verarbeitung weitgehend entgegenkommen. Die Selektion dieser Sortimente war ausgerichtet auf hohen Gehalt an Aromastoffen, gute Pressbarkeit und hohe Saftausbeute, dazu kamen hohe und regelmäßige Ertragsleistung und für die Herstellung von besonders wertvollen Verarbeitungsprodukten aus Früchten, die mit geringstmöglichem Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel aufgewachsen sind, Sorten mit Resistenz gegen verschiedene Pilzkrankheiten. Für Kindernahrung z.B. kann der Anspruch an die Produktqualität nicht hoch genug sein.

Spezifische Zuchtziele für einzelne Obstarten

Apfel

Hauptzuchtziel ist die Kombination von hoher Fruchtqualität, gleichmäßig hoher Ertragsleistung mit Resistenz gegen Schorf, Mehltau, Feuerbrand, Rindenkrankheiten, tierische Schaderreger sowie Winterfrost und – soweit möglich – Blütenfrost.

Diese Zielstellung gilt für alle Reifegruppen, von den Sommer- bis zu den Langlagersorten. Schwacher bis mittlerer Wuchs bei mäßiger Verzweigungsdichte, nicht zu früher Austrieb und zu frühe Blüte und rechtzeitiger Triebabschluss sind wünschenswert. Aus befruchtungsbiologischer Sicht sind diploide Sorten triploiden vorzuziehen. Gutes Aussehen, glatte Schale und runde bis etwas hoch gebaute Form, abknackendes, nicht schnell verbräunendes, saftiges Fruchtfleisch, gleichmäßige Abreife, gute Pflückbarkeit, geringe Druckempfindlichkeit, gutes Lagerverhalten und stabiles „Shelf-life“ sind die Hauptforderungen an die Früchte. Die Fruchtgröße sollte zwischen 130 und 180g liegen. Anfälligkeit für Lagerkrankheiten und Stippigkeit werten eine Sorte stark ab.

Als strategische Zielstellung in der Resistenzzüchtung wird die Kombination von monogen – d.h. durch nur eine Erbanlage – bedingter Resistenz mit polygen – d.h. durch viele Erbanlagen – bedingter Resistenz angesehen. Dabei sind Wildarten (für monogene Resistenz) und alte Kultursorten (für polygene Resistenz) als Resistenzquellen zu nutzen. Ziel ist stabile „Feldresistenz“, nicht Immunität. In verschiedenen Malus-Arten, die für die Pilzresistenzzüchtung genutzt wurden, konnten auch Erbanlagen für Feuerbrandresistenz gefunden werden, sodass über mehrere Kreuzungsschritte Dreifach- bzw. Vielfachresistenz gegen Schorf, Mehltau und Feuerbrand sowie weitere Schaderreger wie Rote Spinne, Blattläuse oder Rindenkrankheiten zu erreichen ist. Resistenz gegen Viruskrankheiten ist denkbar, aber züchterisch schwer zu realisieren. Ziel sind Sorten, die problemlos für integrierte und biologisch orientierte Anbauverfahren eingesetzt werden können.

Als Ergebnis der langjährigen Arbeit in Pillnitz als Beispiel konnten zahlreiche mehrfachresistente Sorten herausgegeben werden. Sie sind in Tabelle 3 (Seite 25) zusammengefasst.

Birne

Wichtigste Zuchtziele sind neben hoher Fruchtqualität und gleichmäßig hoher Ertragsleistung Resistenz gegen Feuerbrand, Schorf, Holz- und Winterfrost sowie Birnenverfall (pear decline – eine Mykoplasmose) und Rindenbrand. Mittlerer bis schwacher Wuchs mit flachen Astwinkeln sind ebenso wichtig wie später Blühbeginn. Der Fruchtqualität kommt entscheidende Bedeutung zu, schmelzendes Fruchtfleisch von trotzdem transportfesten Früchten mit feiner Schale wäre das Ideal. Die Fruchtform und -farbe spielen gerade bei Birne eine entscheidende Rolle. Folgernde Reife und vorzeitiger Fruchtfall sowie schnelles Teigigwerden sind unerwünscht. Gute Lagersorten mit langem „Shelf-life“ fehlen weitgehend, solche Sorten sollten bevorzugt ausgelesen werden.

Süßkirsche

Für eine lange Angebotsdauer und zur Risikominderung wird eine Reifezeitstaffelung der Sorten von etwa 8 Wochen angestrebt. Die Sorten sollten festfleischig, großfruchtig und trotzdem platzfest, trocken vom Stiel lösend, reich tragend und möglichst dunkelrot gefärbt sein. Die Fruchtfleischkonsistenz der Knorpelkirschen wird weichfleischigen Sorten vorgezogen. Geringe Anfälligkeit gegenüber Fruchtfäulen, gleichmäßige Abreife und Selbstfertilität sind weitere Zuchtziele. Für Brenn- und Industriekirschen wird Schüttelfähigkeit vorausgesetzt, aber auch für Tafelkirschen ist dies ein lohnendes, wenn auch schwer erreichbares Ziel. Die Züchtung strebt eine Kombination von hoher Fruchtqualität und mittlerer Wuchsleistung mit Resistenz gegen Rindenkrankheiten, ausgelöst durch Pseudomonas (Bakterienbrand) und Valsa (Krötenhautkrankheit), an. Resistenzzüchtung muss einhergehen mit Bestandeshygiene und geeigneten Schnittverfahren. Die Umstellung der bisherigen Kronenformierung auf Spindelerziehung in Verbindung mit schwach wachsenden Unterlagen (‘GiSelA 5’) und Regenschutzüberdachung kommen der Forderung nach nicht geplatzten oder gefaulten Kirschen sehr entgegen und ermöglichen wieder den Anbau auch wertvoller platzempfindlicher Sorten.

Sauerkirsche

Für Sauerkirschen werden einerseits mehr süßsaure, großfruchtige Sorten für die häusliche Verwertung und andererseits ausgesprochene Industriesorten mit hoher Ertragsleistung, hohem Säuregehalt und Schüttelfähigkeit angestrebt. Weiterhin wird nach Typen gesucht, die keinen intensiven Schnitt benötigen, d.h. nicht zum Verkahlen neigen. Eine wichtige Rolle kommt der Resistenz gegen das Nekrotische Ringfleckenvirus, ebenso einer hohen Widerstandsfähigkeit gegenüber Monilia laxa und der Sprühfleckenkrankheit (Blumeriella japii) zu. Sauerkirschen sollten selbstfertil und ertragssicher sein. Ein größeres Sortiment mit besserer Reifezeitstaffelung wäre wünschenswert.

Pflaume

Hauptzuchtziel für alle Sorten ist Scharkaresistenz. Die Resistenz sollte gepaart sein mit hoher Fruchtqualität (Backfähigkeit bei Spätsorten eingeschlossen) von mittelgroßen bis großen, blauen und steinlösenden, transportfähigen und einige Zeit lagerfähigen Früchten. Platzfestigkeit, geringe Alternanzneigung, geringes Folgern bei der Ernte, nur mittlerer Wuchs und Widerstandsfähigkeit gegen Monilia und Phytophthora sind weitere Zuchtziele. Eine leichte Pflückbarkeit ist wünschenswert, gute Konservierbarkeit als Ganzfrucht erhöht den Wert einer Sorte.

Pfirsich, Aprikose, Nektarine

Neben hoher Fruchtqualität, Steinlösbarkeit und Platzfestigkeit spielen für unsere Breiten Blütenfrostwiderstandsfähigkeit, Scharkatoleranz bzw. -resistenz und Monilia