Offene Türen - Uli Marienfeld - E-Book

Offene Türen E-Book

Uli Marienfeld

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Beschreibung

Wer mit Uli Marienfeld durch die offene Tür schaut, erlebt Schule als einen weiten Resonanzraum. Der unkonventionelle Schulleiter belegt mit Praxisbeispielen, wie eine begegnungsorientierte Pädagogik mit offenem Herzen in nicht perfekten Systemen umgesetzt werden kann. Mit zukunftsweisenden Texten, ermutigenden Impulsen und authentischen Berichten ehemaliger Schüler*innen und Kolleg*innen macht er in erfrischender Weise anschaulich, wie sich durch sensibel-entschlossenes Handeln verkrustete Strukturen aufbrechen lassen. Dieses Hoffnungsbuch ist ein inspirierender Reisebegleiter für Menschen, die unterwegs sind, Bildungssysteme zeitgemäß und zukunftsweisend zu gestalten.

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Uli Marienfeld

Offene Türen

Vom gelingenden Leben im schulischen Alltag

Aktualisierte Neuausgabe 2022

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2020

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Verlag Herder

Umschlagmotiv: Sara Marienfeld, Halle an der Saale

Alle Fotografien im Innenteil: © privat

E-Book-Konvertierung: ZeroSoft, Timisoara

ISBN Print 978-3-451-03360-5

ISBN E-Book 978-3-451-82737-2

Inhaltsverzeichnis

Vom gelingenden Leben im schulischen Alltag

Offene Türen

Türen, die sich mir in Schule, Studium und Referendariat öffneten

68er-Spätlese – Meine Schulzeit in Berlin (West) 1966–1978

Wissenschaftliche Hilfskraft, Mentor, Schulleiter, Held – Frido Pflüger, SJ

Ein Exkurs: Summerschool 1980 in Cortland, NY (USA)

Spätere Begegnungen mit Frido Pflüger

Wohltuende Menschlichkeit im schulischen Alltag – Günter Löhr

Promotionsstudium an der Deutschen Sporthochschule Köln (2004–2010)

Schüler*innen Türen öffnen

Beziehungspädagogik der geöffneten Tür

Transparente Strukturen schaffen – Spontan Zeit für Einzelne haben

Einfach Spaß beim Fußballspielen haben

„Alte Herren“ – Ein Schüler lässt ein Fach neu aufleben; Eltern unterstützen großzügig

Resonanzräume schaffen

Heterogenität ist normal – Unterschiedliche Lernwege ermöglichen

Alternative Formate ermöglichen vielfältige Erfahrungen

LAK – Tage für Lern- und Arbeitskompetenzen, ARS VIVENDI, Expert*innentage

Projektkurse

Herausforderung

Projekt Verantwortung

Auslandsaufenthalte in der Oberstufe

Projektwochen

Pulsare

Reisen erweitern den Horizont

Die Abiturjahrgänge 1991 und 1994

Beppo, der Busfahrer

Renovieren in Graz

Flops – oder was nicht unbedingt passieren muss

Schüleraustausch mit einer arabischen und einer jüdischen Schule in Israel (2015)

Die Gerechten unter den Völkern – Gespräch mit Samuel Schidem über pädagogische Erinnerungsarbeit heute

Schüleraustausch mit einer arabischen Schule in Israel mit Exkursionen in die Negev und ans Rote Meer (2020)

Lehrer*innen Türen öffnen

Praktikant*innen und Referendar*innen willkommen heißen

Rhythmen, die Geborgenheit geben

Vielfältigen Unterricht ermöglichen

Heterogenität ist auch im Kollegium normal – Vom Ermöglichen unterschiedlicher Arbeitsrhythmen

Zu verschiedenen Arbeitsstilen ermutigen

Verantwortung übernehmen lassen

Ausnahmen machen

Leitungskultur – Mit einem Team gemeinsam gestalten

Wochenende der Neuen Oberstufe

„Entspann Dich – hier hast Du Welpenschutz!“ – Vom Umgang mit Fehlern

Mit einem offenen Weltbild leben

Ein offenes Gottesbild

Ein offenes Weltbild

Ein offenes Menschenbild

Türen schließen können

Dienen oder sich bedienen lassen

Verantwortung übernehmen

Einen breiten Rücken haben

Offenheit ermöglichen

A Fragrance of Grace

Die eigene Geschichte trotz aller Brüche als Glückfall verstehen können

Tipps zum Weiterentdecken

Über den Autor

Über die Wegbegleiter*innen

Quellennachweise

Literatur

Anmerkungen

Anyone who does not believe in miracles,

is not a realist.

                           David Ben-Gurion

Vom gelingenden Leben im schulischen Alltag

André Heller hat seine Heimat einmal als das „Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten“ charakterisiert. Manches spricht dafür, über die deutsche Bildungslandschaft Ähnliches zu sagen. Allein die Tatsache, dass in sechzehn deutschen Bundesländern alle vier oder fünf Jahre vor Wahlen eine Veränderung verkündet wird, die nur selten inhaltlich solide vorbereitet oder nachhaltig angelegt ist, könnte einen in den Sarkasmus treiben. Ich habe mich für eine andere Perspektive entschieden. „Die beste Kritik am Schlechten ist die Praxis des Besseren“, hat Richard Rohr einmal formuliert.[1] Bei allen Defiziten, die ich in den Systemen verschiedener Bundesländer wie auch in der Praxis einzelner Schulen und meinem eigenen Tun erlebte, konnte ich doch immer auch offene Türen sehen. Bildung kann auch trotz Fehlern im System gelingen. Ich habe mich als Lehrer und Schulleiter darum bemüht, anderen solche Türen zu öffnen. DIE ZEIT hatte 2002 eine Serie „Schulmeister – Autoren preisen ihre Lehrer“, in der sich Redakteure positiv an Persönlichkeiten erinnerten, denen sie in ihrer Schullaufbahn begegnet waren.[2] Es waren ganz sicher keine fehlerfreien Menschen, sondern oft kantige Pädagog*innen. Aber jede*r von ihnen hat in dem bestehenden System Türen geöffnet, war ein Beispiel dafür, an das man sich offensichtlich noch nach Jahrzehnten erinnerte. Einzelne haben etwas möglich gemacht. „Autoren preisen ihre Lehrer“ ist eine der wenigen mir bekannten Ausnahmen, bei denen nicht die Schwächen des Systems kritisiert, sondern die Stärken des Einzelnen gelobt wurden.

In diesem Buch werde ich beispielhafte einzelne Anekdoten erzählen. An diesen sollen Leitlinien sichtbar werden, wie eine Schulkultur der Zukunft entwickelt werden kann. Es sind Erlebnisse aus mehr als 50 Jahren persönlicher Erfahrung als Schüler, Student, Referendar, Lehrer und Schulleiter. Diese Geschichten sollen Mut machen, einen Ethos zu entwickeln, in dem sich Möglichkeiten des Gestaltens entfalten können.

Anfangs werde ich davon schreiben,

wie mir selbst Türen geöffnet wurden. (Kapitel 1)

Danach beschreibe ich, wie man Schüler*innen Türen öffnen kann. (Kapitel 2)

Ich gehe auf die Chancen gemeinsamer Reisen ein. (Kapitel 3)

Und ich skizziere Ideen, wie man Kolleg*innen Raum geben kann. (Kapitel 4)

Abschließen werde ich mit einigen Gedanken, welche Veränderungen wir als Pädagog*innen in uns selbst zulassen können. (Kapitel 5)

Schule ist ein schöner Ort, an dem Leben gelingen kann.

Uli Marienfeld

Offene Türen

Die Verwaltungsräume meiner Gießener Schule lagen im Souterrain. Auf beiden Seiten des fensterlosen Innenflurs lagen die Büros, sodass dort auch mitten am Tag die Beleuchtung eingeschaltet war. Als ich bereits wenige Tage nach dem Tod meiner Frau im Frühling 2003 wieder in die Schule kam, begrüßte mich ein Kollege mit den Worten:

„Schön, dass Du wieder hier bist. Jetzt fällt wieder Licht in den Flur, weil Deine Tür offen ist.“

Wenige Jahre später arbeitete ich in Düsseldorf in einem lichtdurchfluteten Neubau. Mein Büro war zum Innenhof verglast. Es lag zwischen dem Sekretariat – genauer gesagt der Teeküche – und dem Andachtsraum. Die Türen dorthin standen in der Regel ebenso offen wie die zum Flur. Als ich mit dem Licht-Künstler Mischa Kuball dort saß, meinte er:

„Uli, weißt Du, wie schön es ist, dass bei Dir alle Türen offen sind. Es gibt so viele Direktionszimmer, die Sackgassen sind.“

Vor wenigen Jahren hatte ich in Berlin ein Gespräch mit einem älteren Kollegen, der sich in vielem nicht verstanden gefühlt hatte. Irgendwann meinte er:

„Ich habe inzwischen viele Schulleitungen gesehen. Es gibt Türen, die sind ständig geschlossen. Wie gut, dass Deine immer offen ist.“

Rückblickend auf die eigene Schulzeit, das Studium in Tübingen, Graz, Cortland (USA), Braunschweig sowie später an der Sporthochschule Köln, das Referendariat in Braunschweig, meine Tätigkeiten an Schulen in Gießen, Düsseldorf und Berlin, scheint mir das Bild der offenen Tür passend dafür, wie ich die Welt gesehen habe, aber auch, wie ich versuchte, sie zu gestalten. Es war und bliebt ein Denken in Möglichkeiten. Ich wollte offene Türen sehen, wollte mutig durch sie neue Räume betreten. Es ging mir – und es geht mir bis heute – darum, eine Kultur zu kreieren, in der Entfaltungsmöglichkeiten für andere geschaffen werden – anfangs vor allem für Schüler*innen, später als Oberstufen- und Schulleiter zunehmend auch für Kolleg*innen bzw. für Schulen insgesamt. Manches mag sich in den letzten Jahrzehnten an unseren Schulen verändert haben, aber eine offene, zuversichtliche Perspektive war früher ebenso nützlich wie heute. Die Hattie-Studie[3] hat die Bedeutung der Persönlichkeit der Lehrenden wissenschaftlich fundiert erneut unterstrichen. Mit meinen Geschichten aus der Schule blicke ich dankbar zurück. Ich möchte Mut machen, mit Leidenschaft Lehrer*in zu sein. Es ist meine Überzeugung, dass man in diesem Beruf nicht automatisch krankheitshalber frühpensioniert werden muss. Man kann über Jahrzehnte junge Menschen begleiten, von und mit ihnen lernen sowie dabei die Welt entdecken und mitgestalten. Es ist eine wunderbare Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen sowie das Leben in seiner Vielfalt in Gemeinschaft zu genießen. Der Soziologe Hartmut Rosa spricht von „Resonanz“,[4] einer lebendigen Begegnung, die etwas zum Schwingen bringt. Er verweist in einem weiteren Buch darauf, dass das Eigentliche „unverfügbar“[5] bleibt. Es geht also nicht darum, allgemeingültige Muster zu entwickeln, die dann irgendwo kopiert werden können. Es geht um den Resonanzraum Schule. Es geht um verantwortliches kreatives Gestalten in Situationen. Ich schreibe von meinem persönlichen Erleben. Vielleicht ermutigen diese Berichte einige – junge wie ältere – Kolleg*innen, eigene mutige Erfahrungen zu machen.

Neben meinen eigenen Erinnerungen habe ich ehemalige Schüler*innen und Kolleg*innen gebeten, aus ihrer Perspektive einige Aspekte beizutragen. Viele haben sich Zeit genommen, Persönliches von sich mitzuteilen. Es ist ein großes Geschenk, mit diesen Menschen auch nach Jahren verbunden zu sein. Ihre Sichtweisen ergänzen das Bild. Ihre Gedanken verdeutlichen auch, dass es nicht um Fehlerlosigkeit oder Perfektion geht. Die Grundmuster unseres Handelns bleiben nicht unbemerkt. Oft sind es die kleinen, kaum beachteten Dinge, die wohltuend, ermutigend und horizonterweiternd wirken.

Die Wegbegleiter*innen hatten keine inhaltlichen Vorgaben. Ihre Beiträge sind jeweils dort eingefügt, wo es mir passend schien. Sie sind jeweils kursiv gedruckt und grau hinterlegt. Ich bin sehr dankbar für diese Gedanken.

„eat the meat – spit out the bones“

Ulli Falk, Kollege 2004–2016

In jeder Rückschau lauert die Gefahr, mit verklärtem Blick und mit der unbewussten Neigung der Rechtfertigung das Bild der Ereignisse doch möglichst sanft zu zeichnen. Das galt schon früher und gilt heute in vielleicht noch deutlicherem Maße – jede Instagram Story als ein augmentierter Rückblick auf eine allzu wünschenswerte Welt. Wie Pippi Langstrumpf machen wir die Welt (und unsere Vergangenheit), wie sie uns gefällt. Wir überspitzen, lassen aus, bewerten gnädig oder streng. Wir dekonstruieren und erfinden unsere eigene Narration. In der Hoffnung, dass die eigene Bewertung das öffentliche Bild belegt und prägt.

Wie anders viele der Personen, die uns in den Büchern der Bibel begegnen. Keiner käme auf die Idee, bei Jakob, dem Betrüger, einen Gebrauchtwagen zu kaufen. So klar und scharf wird dort nicht nur sein Charakter umrissen, so einfach und lebendig werden auch die Umstände umschrieben, auf deren Hintergrund ein größerer Plan erkennbar wird. Wie bei dem Dichterkönig David. Er tritt uns eben nicht als der fehlerlose Held, sondern als runder Charakter entgegen: mit Brüchen in der Biografie, gebrochen an eigenen Ansprüchen, als denkbar unperfekter Sohn und unperfekter Vater, als unperfekter Ehemann und Vorgesetzter. Beste Gesellschaft in der wir – Uli und Ulli – uns befanden und befinden. In diesem Sinne bitte ich auch diesen Rückblick zu lesen. Zu lesen als Ereignisse, die in der Rückschau sicherlich gefärbt und zu unserer eigenen Narration geworden sind und mittlerweile für ihn und mich eine eigene Bedeutung entfalten. Im Februar 2016 trennten sich unsere gemeinsamen Wege und ich will versuchen, meinen Freund und die gemeinsame Zeit der Schulleitung und Schulentwicklung zu umschreiben.

Unsere Wege haben sich im wahrsten Sinne des Wortes in Düsseldorf gekreuzt. Ulis Weg, die Oberstufe der Gesamtschule an der Fürstenberger Straße zu entwickeln, lief zunächst parallel zu meinem Weg, der taufrischen Gründung des Gymnasiums mit zwei winzigen fünften Klassen: kaum Berührungspunkte, kaum gemeinsame Zeiten, Kollegen und Themen. Sein Job war aus meiner Perspektive der Neugründung eine beneidenswerte Aufgabe: zum ersten Mal ein Abiturjahrgang, die Oberstufe mit neuen Ideen infizieren, Begeisterung säen, Kollegen inspirieren – und all das mit Ressourcen an erfahrenem Personal. Was wir machten, war zwar unterschiedlich, unsere Herangehensweise war dagegen sehr ähnlich: no nonsense, eat the meat – spit out the bones. Ein hohes Maß an Ambiguitätstoleranz: ohne alles schon zu haben oder das Terrain genau zu kennen, mutig sich auf Neues einlassen. Im Rückblick war dies ein Schlüssel der nahezu spannungsfreien Zusammenarbeit, in der wir einander nicht viel erklären mussten, sondern unausgesprochen ganz oft den gleichen Ansatz wählten. Unsere Herangehensweise war von gleichen Überzeugungen und Grundwerten geprägt: ein Glücksfall, der uns später mit Nicole Napiwotzki in einem externen Coaching genau so gespiegelt wurde – eine außergewöhnliche Konstellation, in der Leiterpersönlichkeiten sich ergänzen und eben nicht in Konkurrenz zueinander treten. Die fehlenden Reibungsverluste und die Konzentration auf die Vorwärtsbewegung sind wahrscheinlich der Grund dafür, dass wir die Pionierjahre mental und physisch halbwegs gesund überstanden haben. Im Zusammenspiel und mit dem Rückenwind des Schulträgers entstand reichlich positive Energie.

Die Pragmatik von Schulentwicklung hat die beiden zunächst parallelen Projekte nach wenigen Jahren zusammengeführt. Zwei Oberstufen waren keine Option, das Gymnasium arbeitete auf einen Neubau hin, die Gesamtschule brauchte Raum, in eine geregelte Vierzügigkeit hineinzuwachsen. Die Oberstufe zog in gemietete Kirchenräume. Genau dort fanden unsere Wege ihren gemeinsamen Raum: in einem winzigen, dunklen Büro. Uli in der Doppelrolle als Direktor und als Leiter der Oberstufe, ich nach wie vor mit dem Aufbau der Sek. I beschäftigt.

Mitten im verzögerten Bau an der Buchenstraße habe ich ihn als einen Mann kennengelernt, dessen Charakter sich in den wesentlichen Zügen in den folgenden Jahren nicht änderte und dessen Handeln, wie kann es anders sein, gerade auch in seiner Widersprüchlichkeit Kraft gewann. Wie ein Oxymoron Gegensätze und Widersprüche vereint und zum Nachdenken anregt, so forderte Ulis Handeln und seine Persönlichkeit sein Umfeld ein ums andere Mal heraus und zwang viele von seinen Wegbegleitern, regelrecht nachzudenken, Stellung zu beziehen, Neuland zu betreten. Gegensätze und Widersprüche sind unangenehme Zeitgenossen. Wo wir sie im Gegenüber erkennen, sind diese immer auch ein ungnädiger Spiegel unserer eigenen Widersprüchlichkeit, das Ärgernis am Gegenüber vielleicht die Erkenntnis der eigenen Unzulänglichkeit.

Ich bleibe in den Bildern der Gegensätzlichkeit. Ulis Kommunikation war in der barschen Sanftheit für die einen eine Einladung, sich zu engagieren und Potenziale zu entdecken, für andere brüskierend, unklar, Wischiwaschi. Warmherzig, großzügig und überschwänglich für die einen und narzisstisch, undurchsichtig für die anderen, die eine heimliche Agenda witterten und nicht wussten, wo die Reise so genau hinging. Egal ob im persönlichen, mündlichen Kontakt oder schriftlich in Mails oder Artikeln und Berichten: immer geht und ging es ihm um Schönheit, Staunen und darum, Begeisterung zu entfachen. Bis heute kommt kaum eine E-Mail von Uli ohne Bilder aus. Wasser, Sonne, Sonnenuntergang, Sonnenuntergang mit Wasser, Sonnenuntergang mit Wasser und in Berlin, Schönheit am Himmel, Schönheit am Straßenrand, spielende Kinder …

Eine weitere Gegensätzlichkeit wird deutlich in der Art und Weise, wie Uli sein Amt der Schulleitung definiert hat. Wir füllen unsere Ämter, geben der Rolle, die wir einnehmen, ein Gesicht, wir werden mit der öffentlichen Wirkung unseres Amtes identifiziert und umgekehrt. Die Definition von Leitung ist für Uli zutiefst mit seinem Menschenbild und Gottesbild verbunden. Ich habe in der Zeit mit ihm und von ihm dienende Leiterschaft gelernt. Ermöglichungskultur als Paradigma: andere in die Lage versetzen zu glänzen, Plattformen bauen, Bühnen bieten, ganz egal ob Schüler oder Eltern oder Lehrer. Die Mitarbeiter werden nicht zu Erfüllungsgehilfen der Unternehmensziele. Sie sind nicht die Schachfiguren in einem strategischen Spiel. Es geht nicht darum, als Gewinner dazustehen. Dieser Ansatz tut jedem Gegenüber gut, weil er Raum schafft, und er ist gleichzeitig so radikal anders, dass er nicht oder oftmals falsch verstanden wird.

In dieser Rolle war es unvermeidlich, auch zur Zielscheibe zu werden. Enttäuschte Erwartungen, Eitelkeiten und Sachzwänge in dem schulischen Tagesbetrieb, Fehleinschätzungen, Naivität und auch Unerfahrenheit und unsere eigene Dummheit: alles zusammen reichlich Gelegenheit, charakterlich herausgefordert zu werden – und unsere Mitspieler herauszufordern. Wir haben uns damals versprochen, uns nicht auf Machtspiele einzulassen. Ein Feld, auf dem wir hoffnungslos unterlegen wären? Vielleicht schon, aber ganz sicher aus der tiefen Überzeugung, dass es der falsche Weg ist, der Samen von Bitterkeit sät und allzu viele Verletzungen und Verletzte zurücklässt. Beziehungen sind wichtiger als Dinge. Menschen sind wichtiger als Projekte. Freunde sind wichtiger als unsere Dogmen, unsere vehement vorgetragenen Überzeugungen, die allzu oft den Test der Zeit dann doch nicht überstehen.

Ein weiterer scheinbarer Widerspruch, ein Gegensatz, der Uli und unsere gemeinsame Zeit ganz gut umschreibt, war auch in der Physis des großen Sportlers abzulesen; der humpelnde Starke. In all den Jahren habe ich Uli für seine Fitness und Physis bewundert und gleichzeitig hat er Jahr um Jahr um diese gerungen, hat mit Verletzungen und Schmerzen zu kämpfen gehabt. Im Rückblick sehe ich Uli als verwundeten Heiler; als jemand, der in und trotz aller offensichtlichen Schwächen und Unzulänglichkeiten in der Lage war, anderen Menschen Heilung anzubieten. Jemand, der in der Lage war, ein Habitat zu schaffen, in dem Seelen und Talente genährt werden, gesund werden, in dem Schüler und Kollegen Ruhe und neue Perspektiven finden konnten. Erstaunlich, wie der untalentierteste Gärtner auf Gottes weitem Erdkreis doch die Talente des großen Weltengärtners lebt, sich die Gummistiefel anzieht, sich die Hände dreckig macht, auch bei Regen pflanzt, düngt, jätet und sich kindlich, diebisch an Knospen, Blüten und den Früchten freuen kann. Erstaunlich.

Jeder Absatz ließe sich durch Anekdoten und Namen und Eindrücke ergänzen, aber das Gesamtbild bleibt – und stimmt: Es bleibt erstaunlich, dass unser Handeln trotz und mit all unseren Widersprüchlichkeiten ab und zu zum Segen wird. Mit den Brüchen unserer Biografie, gebrochen an den eigenen Ansprüchen, als denkbar unperfekte Menschen. Beste Gesellschaft, lieber Uli, in der wir uns befinden, und ein Auftrag an alle, die eigenen Unzulänglichkeiten nicht zur Begrenzung werden zu lassen.

Türen, die sich mir in Schule, Studium und Referendariat öffneten

No subversive ever does something big.He is always carrying secret messages,planting suspicion that there is something beyondwhat culture says is final.

Eugene H. Peterson

68er-Spätlese – Meine Schulzeit in Berlin (West) 1966–1978

Der Weg zur Grundschule und später zum Gymnasium war so kurz, dass ich selten früher als fünfzehn Minuten vor Unterrichtsbeginn unsere Wohnung verlassen musste. In meiner Erinnerung an diese Jahre spielt Schule eine eher geringere Bedeutung. Familie und Sportverein haben mehr Raum in meinem Gedächtnis. Ich erinnere mich gut an eine Klassenreise nach Spiekeroog in der 4. Klasse. Das endlos scheinende Meer, Fußball spielen am Strand, die ersten Schwarz-Weiß-Fotos mit einer eigenen kleinen Kodak-Instamatic-Kamera. Meinen einzigen Tadel erhielt ich am 2. Oktober 1971. Der handgeschriebene Text an meinen Vater lautete: „Sehr geehrter Herr Marienfeld, leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Ulrich wegen seines Verhaltens im Biologie-Unterricht getadelt werden muss. Er schwatzte häufig und warf sogar mit Papier. Hochachtungsvoll …“. Dass meine Mutter nicht einmal angeschrieben wurde, war im bürgerlichen Berlin-Steglitz dieser Zeit nicht unüblich. Meine Eltern, die durchaus ordentliches Verhalten von mir verlangten, fanden diese „pädagogische Maßnahme“ glücklicherweise auch lächerlich. Sie haben dieses Dokument für mich aufbewahrt. Es hing Jahrzehnte später für alle sichtbar in meinem Schulleiterbüro in Düsseldorf. Es sollte daran erinnern, dass auch bei mir nicht alles glatt lief. Aber es sollte unser Team auch dazu ermahnen, pädagogische Konsequenzen nicht formal abzuarbeiten, sondern wirklich sinnvoll einzusetzen, stets zu versuchen, die Perspektive von Kindern wie Eltern mit in den Blick zu nehmen.

Der Übergang zum Gymnasium verlief für mich unproblematisch. Anders bei meinem Freund Stefan. Dessen Vater, ein typischer Arbeiter, bekam beim Vorstellungsgespräch von dem Direktor zu hören: „Herr Gäth, Sie wissen, dass dies eigentlich keine Schule für Arbeiterkinder ist.“ Mit Beharrlichkeit und Geduld bekam er schließlich doch einen Platz. Stefan war nie ein guter Schüler. Er wollte Landwirt werden – weil er in den Ferien regelmäßig bei einem Onkel in Westfalen auf dessen Hof mithelfen konnte. Irgendwie bekam er die Qualifikation für die Oberstufe. Mit den vermeintlich leichten Leistungskursen Biologie und Erdkunde absolvierte er sein Abitur mit einem Schnitt von 3,1. Er studierte Agrarwissenschaften an der Universität Göttingen, bestand alle Abschlüsse mit Auszeichnung, promovierte, habilitierte und erhielt mit 36 Jahren einen Lehrstuhl in den Umweltwissenschaften. Als einer der Ersten beschäftigte er sich wissenschaftlich mit Fragen knapper werdender Ressourcen. Seine Bildungsbiografie ist für mich ein wunderschönes Beispiel, wie Menschen etwas lernen können, wenn sie von der Sache begeistert sind. Irgendwie hat Stefan das Schulsystem überstanden. An der Universität konnte er in dem aufblühen, wofür sein Herz schlug.

Auch wenn es eine Zeit war, in der die Autorität von Lehrer*innen fast uneingeschränkt zu gelten schien, hatte ich mit der Muttermilch eine gute Portion Selbstbewusstsein mitbekommen. In der 7. Klasse hatten wir Mathematik und Geografie bei Frau Dr. Herzog. Ihr Name war Programm. Wir hatten großen Respekt vor dieser Dame. Wir wurden von ihr mit „Sie“ angesprochen. Dies verlieh dem Unterricht zusätzliche Ernsthaftigkeit. Sie war eine natürliche Autorität, die uns ihre Fächer in großer Klarheit vermitteln konnte. Eines Tages sollte ich der Klasse mit einem Globus die Gezeiten erklären. Also ging ich nach vorne, nahm den Globus in die Hand und begann mit den Worten: „Stellt euch vor, ich bin die Sonne und das ist die Erde.“ Zur großen Überraschung aller begann Frau Dr. Herzog zu lachen: „Na, an Selbstbewusstsein fehlt es Ihnen aber auch nicht.“

Als es an die Wahl der Leistungskurse für die Oberstufe ging, hörte ich auf ihren Rat. Die promovierte Geografin riet mir, die Kombination Mathematik und Englisch zu belegen. „Wenn Sie an Geografie in ein paar Jahren immer noch großes Interesse haben, können Sie das Fach mühelos studieren.“ Nur wenige Jahre später waren es genau die Englischkenntnisse, die mir erlaubten, an einem Austauschprogramm der Uni Tübingen teilzunehmen. Diese Erfahrung hat meinen pädagogischen Horizont wesentlich erweitert.

Auch habe ich an den Leistungskurs Englisch an sich gute Erinnerungen. Neben den Klassikern 1984 und Animal Farm sollten wir auch One Flew Over the Cuckoo’s Nest lesen. Da die Verfilmung damals gerade in den Berliner Kinos lief, gingen wir vorab aus eigener Initiative abends in eines der Programmkinos. Wir waren so stolz darauf, den Film in Originalsprache gesehen zu haben. Unsere Kursleiterein, Frau Lundt, war Leserin des TIME-Magazines. Von ihr bekamen wir jede Woche die aktuelle Ausgabe zu den bisher schon sorgfältig gesammelten Ausgaben der letzten Monate in unseren Kursraum. Neben der Pflichtlektüre des Semesters hatten wir die zusätzliche Aufgabe, pro Quartal drei Artikel des TIME-Magazine kurz schriftlich zusammenzufassen. Uns schien es eine sehr einfache Aufgabe zu sein. Hier einmal die Überschrift gelesen, dann der Text unter den Fotos, einen Artikel überflogen, später gemerkt, dass man ihn nicht so spannend fand. Erst als Lehramtsstudent ist mir aufgefallen, dass selbst die Faulsten unter uns auf der Suche nach für uns möglichst einfachen Artikeln mindestens zehn Texte wahrgenommen hatten. Wären zehn Artikel verpflichtend gewesen, hätten wir vermutlich rebelliert. So waren wir dankbar für ihr freundliches Entgegenkommen. Wir hatten nicht gemerkt, wie sie uns zum Lesen verführt hatte.

Von den Feierlichkeiten zum Abitur ist mir noch in Erinnerung, dass wir seit vielen Jahren der erste Jahrgang waren, der einen Abiball organisiert hatte. Wir – viele Jahre später von einer Abiturientin des Jahrgangs 1989 liebevolle als 68-Spätlese bezeichnet – nutzten die Gelegenheit, um auszudrücken, was wir von denen hielten, die uns formal vorgesetzt waren. Sie zeigten in unseren Augen häufig nicht das Rückgrat, von dem Bettina Wegener in ihrem Lied Sind so kleine Hände 1976 gesungen hatte. Zur Bekanntgabe der Ergebnisse der schriftlichen Klausuren hatten wir uns in Morgenmänteln am Schultor versammelt. Hand in Hand gingen wir in Zweierreihen über den Hof und sangen Lieder der Sesamstraße. Nach der Bekanntgabe blieben wir noch auf dem Hof, öffneten für mehr als achtzig Abiturient*innen fünf Flaschen Sekt, indem wir sie nach Entfernen des Drahtes über dem Korken so lange schüttelten, bis dieser möglichst hoch in den Himmel flog. Der alarmierte Schulleiter erschien wenige Augenblicke später. Er machte mich als Schüler*innensprecher darauf aufmerksam, dass das Trinken von Alkohol auf dem Schulgelände verboten sei. Ich rechnete ihm kurz vor, wie viel jede*r von uns bei den vorhandenen fünf Flaschen Sekt trinken könne. Dann beendete ich das Gespräch meinerseits mit der nicht gerade respektvollen Floskel „Sie haben Ihre Dienstpflicht getan“. Mir tat er damals fast leid. Man sah ihm an, dass er im Grunde nichts gegen unsere Aktion hatte. Aber an diesem bürgerlichen Gymnasium konnte er sich aus dienstlichen Gründen nicht einfach mit uns freuen. – Der stellvertretende Schulleiter galt als aalglatt. Er war ein schleimiger Typ. Was hatten wir eine Freude daran, 300 Plastikbeutel mit Sägespänen zu füllen, sie zu verschließen, um sie dann Stück für Stück an die Abizeitungen zu tackern. In der Abizeitung war ein Hinweis abgedruckt, wie man die Schleimspur abstreuen kann, um nicht darauf auszurutschen, falls man der unangenehmen Person begegnen sollte.

Wenn ich Jahrzehnte später bei den Vorbereitungen auf den Abi-Streich als Schulleiter gefragt wurde, ob manche ironische Aktion oder Bemerkung verletzend sei, dann erinnerte ich mich gut an meine eigenen Abiturerfahrungen als Schüler. Bis auf sehr, sehr wenige Ausnahmen konnte ich erleben, wie die Abiturient*innen das in sie gesetzte Vertrauen nicht missbrauchten, sondern sensibel humorvolle Beiträge darboten, über die wir gemeinsam viel lachen konnten.

Wissenschaftliche Hilfskraft, Mentor, Schulleiter, Held – Frido Pflüger, SJ

Irgendwie war es für mich nie eine Option gewesen, mein Studium in Berlin (West) zu beginnen. In einer von einer Mauer begrenzten Stadt erst von der Schule an die Uni, um wieder an die Schule zu gehen. Das war keine große Perspektive. Eine Biografie sollte auch andere Aspekte aufweisen, wenn es um Lebenserfahrung oder Weitsicht geht. Daher war mein Plan, zumindest das Studium irgendwo in Westdeutschland zu absolvieren. Erst 2016 sollte ich in meine Heimatstadt zurückkehren. Damals konnte ich nicht ahnen, was in der Zwischenzeit passieren würde.

Außer über die ZVS konnte man sich 1978 in Baden-Württemberg auch direkt bei den Hochschulen für das Lehramtsstudium Sport bewerben. Freiburg war meine erste Wahl gewesen. Aber die erste Zusage erhielt ich aus Tübingen. Was ein paar Tage wie eine Notlösung aussah, erwies sich schon bald als für mich idealer Studienort. Sport zu studieren war pure Lebensfreude. Für die Mathematik galt es, etliche Berge zu bezwingen – nicht nur auf dem Weg zur Morgenstelle, dem auf einem „Berg“ gelegenen modernen Gebäudekomplex der Naturwissenschaften, in dem auch das Mathematische Institut lag.

Das Pflichtprogramm für die beiden ersten Semester bestand aus Analysis und linearer Algebra. Verrückterweise mussten wir keine Klausuren schreiben. Man bekam die Scheine durch die Abgabe von Übungsaufgaben. Diese haben wir nicht alle selbstständig gelöst. Vermutlich wäre ich in diesem System gescheitert – wäre da nicht eine wissenschaftliche Hilfskraft gewesen, von der ich weit mehr als Mathematik gelernt habe. Frido Pflüger, der weltoffene Jesuit, war nach seinem Theologiestudium gerade noch in den letzten Semestern seines Lehramtsstudiums in Mathematik, Physik und Astronomie. Bei Frido konnten wir immer ein Glas Wasser oder auch eine Tasse Kaffee bekommen. Erst recht hatte er stets ein offenes Ohr, um über Gott und die Welt zu sprechen. Aber wenn es um die Übungsaufgaben zur Analysis ging, war die erste Frage immer: „Zeig mal, was Du schon gemacht hast.“ Er war bereit zu helfen. Aber er wollte sehen, woran er bei jedem anknüpfen konnte. Es war unausgesprochen klar, dass er mich bei meinem Lernen unterstützen wollte, er aber nicht nochmals das wiederholen würde, was ich schon in der Vorlesung gehört hatte oder in Büchern nachlesen konnte. Später habe ich als Lehrer gelernt, auf Forderungen wie: „Das müssen Sie meinem Kind beibringen!“ zu reagieren, indem ich meine Bereitschaft zu unterstützen bekräftigte, aber ebenso deutlich darauf hinwies, dass das Lernen nur im Kind selbst stattfinden kann. Auch antwortete ich auf Aussagen von sich für die Oberstufe bewerbenden Schüler*innen wie „Ich möchte mein Abitur“ fast formelhaft mit der Frage: „Schön, und was wirst Du dafür tun?“

Frido half mir auch sehr, indem er die Unterschiedlichkeit meiner beiden Studienfächer knapp formulierte. „Im Sport macht Dir alles Spaß. In Mathematik musst Du hart arbeiten – also setze Dich hin. Fang jetzt damit an, wenn Du das Studium bestehen möchtest.“ Dies war eine klare, einfühlsame Ansage. Sie half mir weiter. Über moralische Appelle mancher Dozenten konnten wir dagegen nur lachen. So versuchte ein junger Professor uns als Erstsemester von der Notwendigkeit zu überzeugen, uns ausschließlich der Mathematik hinzugeben. „Ich bin der Herr, Dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Wer so spricht, ist die Mathematik“, haben wir von ihm mehr als einmal zu hören bekommen. Eines Tages unterstrich er seine grenzenlosen Forderungen mit dem Hinweis auf sein persönliches Vorbild. Er habe in seiner Zeit als Student stets bis nachts um halb zwei Übungsaufgaben gelöst. Ein neben mir sitzender Kommilitone meinte dazu: „Was für ein coole Idee. Wenn wir nach dem Handballtraining nachts um 1.00 Uhr aus der Kneipe kommen, setzen wir uns noch eine halbe Stunde an die Aufgaben.“

Ein Exkurs: Summerschool 1980 in Cortland, NY (USA)

Im Sommer 1980 bot sich die Gelegenheit, an einem Austauschprogramm der Universität Tübingen teilzunehmen. Das Programm begann noch vor dem Start in die Semesterferien. Trotzdem konnten alle Teilnehmer*innen ihre Kurse vorzeitig abschließen. Selbst die Zwischenprüfung in Mathematik wurde dank eines einzelnen Hochschullehrers vorgezogen. Günter Scheja hatte selbst einige Jahre in den USA gelehrt. Er wusste um die Bedeutung solcher Erfahrungen, nicht nur für die akademische Laufbahn, sondern vor allem für die Persönlichkeitsentwicklung. „Sie werden dort so viel mehr als Mathematik lernen“, ermutigte er uns. Eines der Seminare an der