Oman - Wolfgang Hachtel - E-Book

Oman E-Book

Wolfgang Hachtel

4,7

Beschreibung

Von der Hauptstadt Muscat fahren wir zwischen Bergen und Meer nach Sur, in die Wahiba-Wüste, durch das Wadi Bani Khalid, zu den Oasenstädten Jabrin, Bahla und Nizwa, hinauf ins Hajar-Gebirge, besuchen die Exklave Musandam, fliegen schließlich nach Salalah im Weihrauchland Dhofar, schnorcheln bei Mirbat und erkunden die Wüste Rub al Khali.

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Inhalt

Vorwort

zur 2. Auflage

Zeit des Erinnerns

Rundreise im Nord-Oman

Die Reise beginnt

Mit Oman Air fliegen wir nach Muscat

In der Muscat Capital Area

Die Metropolregion wächst weiter

Vom Flughafen Muscat durch die Capital Area nach Ruwi

Auf dem Highway

Sultan Qaboos-Road

durch die Hauptstadtregion

In das Wadi Al Kabir, nach Al Bustan, Alt-Muscat und Mutrah

Für das Al Bustan Palace Hotel und den Al Alam-Palast ließ Sultan Qaboos ein Dorf umsiedeln und ein Drittel von Alt-Muscat abreißen

Eine Hotelfachschule in Ruwi

Junge Omanis, die zuvor noch nie gekocht haben, werden zum Chefkoch ausgebildet

Gemüse- und Fisch-Souq, Mutrah Souq

Die Fische werden fangfrisch morgens angeliefert und sollen bis Mittag verkauft sein; der Mutrach Souq ist das Ziel aller Touristen und auch vieler Einheimischer

Hypermarkets: LuLu und Carrefour

Die Vielfalt in den Früchte- und Gemüseabteilungen ist umwerfend

Sultan Qaboos Moschee

Eine der Größten und vielleicht die Schönste in der arabischen Welt, die einzige im Oman, die von Ungläubigen betreten werden darf

Königliches Opernhaus

Der Sultan ist ein Fan von Verdi und Puccini

Volkskundemuseum Bayt Al Zubair

Ein Geschenk des Sheikh Al Zubair bin Ali

Muscat Festival

Am meisten lockt uns erst einmal die Ankündigung: „Delicious local foods are another attraction for visitors at the festival, especially the Omani Halwa, being freshly prepared.“

Zwischen Bergen und Meer von Muscat nach Sur

Komfortable weiße Geländewagen vom Typ Toyota Land Cruiser stehen bereit

Wadi Mischt

Eine erste Dattelpalmen-Oase mit Moschee, ringsum Berge, in der Ferne das Gebirge Hajar A’Sharqiya im Dunst, wir sind beeindruckt!

Vom Wadi Dayka ins Wadi Arbayyin

Auf die blauen Wasser des Stausees zwischen kahlen Bergen schauen wir wie auf ein Wunder

Bimmah Sinkhole

Kreisrunde Doline im verkarsteten Kalkfels-Plateau

Wadi Tiwi

Das einst abgeschiedene Tal hat eine eigene Abfahrt von der Autobahn, aber noch haben Süßwasserpools und Palmengärtchen ihren Reiz

Wadi Shab

Abwärts klettern am Seil ist gefährlich. Was dann? Springen!

Die Hafenstadt Sur und ihre Dhauwerften

Die Stadt war einst ein Zentrum für den Indien- und Ostafrika-Handel; die

Fatah Al Khair

ist eine der letzten großen in Sur gebauten Dhaus

Von Sur ins Wadi Bani Khalid, zu den Wahiba Sands und nach Nizwa

Auf der Nationalstraße 23 fahren wir durch den äußersten Osten Omans, A’Sharqiyah

Wadi Bani Khalid

Das in die Felslandschaft eingegrabene Flussbett gilt als eines der schönsten Wadis im Oman

Wahiba Sands

Von unserem luxuriösen Wüstencamp lassen wir uns auf eine Düne chauffieren und warten im warmen Sand auf den Sonnenuntergang

Desert Camps und

dune bashing

Studiosus-Reisende übernachten im Edel-Camp

Ibra

Fischmarkt: glitzernde Fische im Wüstenland Ein toter Thunfisch liegt auf der Straße

Bienenkorbgräber bei Izki

Grabstätten aus dem 3. Jt. v. Chr. von Menschen der

Hafit

-Periode, die hier Kupfer abbauten

Die Palastfestung von Jabrin

Der Palast von 1670 zeugt vom hohen Können der Baumeister und gibt einen Eindruck von der Wohnkultur im Südarabien des 17. und 18. Jh.s

Das Fort der Wüstenoase Bahla

Die gewaltige Festung besitzt 15 Tore und 132 Wehrtürme und ist doch nur mit an der Sonne getrockneten Lehmziegeln erbaut

Nizwa und Hajar-Gebirge

Nizwa

Der alte Handelsplatz war seit den Anfängen des Islam ein politisches und religiöses Zentrum des Oman

Der Viehmarkt von Nizwa

Das Spektakel können Touristen hautnah erleben

Nizwa-Fort und großer

Souq

Die Angreifer wurden mit heißem Dattelsirup übergossen

Al Hembra, zum

Grand Canyo

n des Oman und zur Bergoase Al Hamra

Superlative: Der Blick ins 1000 m tiefe Canyon ist spektakulär; die ältesten der Lehmhäuser in Al Hamra, vor mehr als 300 Jahren errichtet, stehen noch immer

Von Nizwa durch das Wadi Bani Auf nach Nakhl und zurück nach Muscat

Wir fahren durch eine spektakuläre Felslandschaft auf einer Erdpiste, die von unseren Fahrern höchste Konzentration fordert

Musandam, die Halbinsel an der Straße von Hormus

Der geopolitisch-strategische Wert ist hoch

Musandam, eine omanische Exklave

Eine zerklüftete, felsige Küste, eine Vielzahl von kleinen Inseln und fjordähnlichen Buchten

Wie kommt man hin?

Zwischen Muscat und Khasab verkehren eine Schnellbootfähre und Flugzeuge

Khasab, die Hauptstadt Musandams

Moderne Oasenstadt (20.000 Einwohner) und Handelszentrum der Region

Schmugglerboote aus dem Iran

Die gegenüberliegende Küste des Iran ist nur gut 60 Kilometer entfernt

Delphinbeobachtung

Die Sprache der Delfine

Khor Sham, der längste Fjord Musandams

Auch in die abgelegenen Fischerdörfer kehrt die neue Zeit ein

Von Khasab auf den Jebel Harim

Die atemberaubende Piste führt bis auf etwa 1.600 m unter den 2.087 m hohen Gipfel

Von Khasab über Khor Nadj nach Sal al Ala

Der einzige Fjord Musandams, zumal mit Sandstrand, der mit dem Auto zu erreichen ist

Tropischer Dhofar

Ankunft in Salalah

Vom Flughafen führt eine von Palmen gesäumte Straße mit grünem Mittelstreifen in dieStadt

Hotel Crowne Plaza

(1000 und) fünf Nächte im prunkvollen Crowne Palace Hotel; herrlicher Strand, erstes Bad

Besuch bei Herrn Ali in seiner Plantage

Plantagen mit Papayabäumen, Bananenstauden und Kokospalmen verleihen Salalah den Hauch eines üppigen tropischen Gartens

Das Hiobsgrab

Keiner weiß, wer hier begraben liegt

Im Weihrauchland: Das Wadi Dhawka Frankincense Nature Reserve

Auf den halbtrockenen Kalksteinböden in 600 bis 800 m Höhe im Lee der Bergketten gedeihen die Weihrauchbäume besonders gut

Wüstenrosen und Drachenbäume,

Scenic view

und Wadi Darbat

Der seltene Drachenbaum ist im Oman vom Aussterben bedroht

Sumhuram, ein antiker Weihrauchhafen an der Lagune Khor Rori

An der Handelsroute zwischen Mittelmeer, Golfregion und Indien war Sumhuram eine wichtige Handelsstadt

Weihrauch-Souq in Salalah

Hier findet man alle Sorten des edlen Harzes

Ein Strand für Vogelfreunde

Fotografier den Vogel oder vergiss ihn!

Tauchen und Schnorcheln im Süden des Oman

Das Meer vor Mirbat birgt für Taucher viele Überraschungen

Die Wüste Rub Al Khali

Die fast menschenleere Sandwüste reicht von den Emiraten bis weit nach Saudi-Arabien und erstreckt sich bis in den Oman und den Jemen

Rückflug

Von Salalah nach Muscat und non stop nach Frankfurt

Themen

Thema 1

Geschichte und Gegenwart des Omans

Geschichte bis 1970

Seefahrer und Oasenbewohner

Entwicklung seit 1970 unter Sultan Qaboos

Erdöl ermöglichte einen wirtschaftlichen Aufschwung und die Modernisierung in einer absoluten Monarchie

Die jüngste Entwicklung

Durch die Förderung neuer Wirtschaftszweige rüstet sich der Oman für die Zeit nach dem Erdöl

Religion

Die Mehrzahl der Omaner sind Ibaditen

Fastenbrechen im Oman

Im Oman zelebrieren Familien das Ende des Ramadan mit einem dreitägigen Fest

Frauen im Oman

Manche gehen ins Fitnessstudie, wo sie Freundschaften mit anderen Frauen knüpfen können

Unruhen im Oman

Auch der Oman war 2011 Schauplatz von Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei

Was ist Omanisierung?

Viele junge Omanis sind arbeitslos, gleichzeitig ist der Anteil ausländischer Arbeitnehmer außerordentlich hoch, eine ungute Entwicklung

Thema 2

Kleine Landeskunde

Geografie und naturräumliche Gliederung

Klima

Geologie und Besiedlung, Fauna und Flora

Besonderheiten der Flora

Thema 3

Salalah – eine Stadt im Umbruch

Salalah Beach: 30 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt entsteht ein Komplex aus Hotelanlagen – Retortenstadt inmitten der sandgelben Ebene

Thema 4

Weihrauch

In der Antike war das Harz des Weihrauchbaums,

Boswellia sacra

, wertvoller als Gold; auch heute dient Weihrauch kultischen Zwecken, und seine Verwendung in der Heilkunde ist vielfältig

Thema 5

Arabische Fettnäpfchen

Frau Marianne Overkamp-Al-Hamwi über interkulturelle Missverständnisse

Thema 6

Heikler Thronwechsel

Oman gilt als Hort der Stabilität. Doch nun ist der Sultan schwer krank. Ein Thronwechsel könnte der Region weitere Konflikte bescheren

Thema 7

Der Sultan beschert dem bayrischen Ferienort Garmisch-Partenkirchen einen Boom

Gäste aus den Golfstaaten bevorzugen im Sommer das kühlere Klima

Thema 8

Islam verstehen

Referenzen, weiterführende Literatur

Über den Autor

Vorwort zur 2., erweiterten Auflage

Auf Grund des regen Interesses an meinem im Jahr 2015 erschienen Oman-Büchleins habe ich mich zu einer 2., überarbeiteten und erweiterten Auflage entschlossen. Hinzugefügt habe ich die Wadi-Wanderung bei Tiwi ins Wadi Shab, Ergänzungen habe ich bei der Besichtigung einer Dhau-Werft in Sur vorgenommen. Neu hinzugekommen sind ein Besuch auf dem Viehmarkt in Nizwa, eine mehrtägige Exkursion auf die Halbinsel Musandam und eine zweitägige in die Wüste Rub al-Khali, das Leere Viertel, Tauchen und Schnorcheln bei Mirbat, Umbrüche in der Region Salalah und ein Bericht über omanische Sommergäste 2016 in der bayrische Gemeinde Garmisch.

Bonn, im September 2016

Wolfgang Hachtel

Vorwort zur 1. Auflage: Zeit des Erinnerns

Spät am Abend sind wir von unserer Reise in den Oman zurückgekommen. Wieder zu Hause, beginnt nun die Zeit des Erinnerns. Unsere Notizen und Fotos helfen uns. Wir erinnern uns an ein abwechslungsreiches, wundervolles Land, zwischen den Wüsten der Arabischen Halbinsel und dem Indischen Ozean gelegen, die Heimat Sindbads und das Land des Weihrauchs. An wilde Gebirgsketten und tief eingeschnittene Wadis, an kleine Palmen-haine und blaue Pools hier und da, an grüne Oasen und Gärten, an die Dünenlandschaften der Wahiba-Wüste und des Leeren Viertels, die langen weißen Sandstrände am Arabischen Meer.

An die vielen neuen und teils prächtigen Gebäude in der Capital Area, an die historischen Hafenstädte Muscat und Sur, an Nizwa im Landesinnern und die Festungen in seiner Umgebung, an quirlige Souqs und stille Bergdörfer.

An die Menschen, die im Sultanat Oman leben, arabische Omanis, dunkelhäutige Sansibaris, Bauern und Fischer, Einwanderer aus Indien und Persien, Gastarbeiter aus Pakistan, Indien, Bangladesch.

Und nicht zuletzt erinnern wir uns an die Worte, die vielfältigen Erläuterungen und Beschreibungen unserer Reiseleiterin.

Rundreise im Nord-Oman

Die Reise beginnt

19. Januar 2015, am Abend

Frankfurt, Flughafen, Terminal 2 mit den Fluggastbereichen D und E: Hier sind neben anderen die Schalter und das Gate unserer kleinen, exotischen Fluglinie Oman Air. Nur Oman Air fliegt Muscat von Deutschland aus direkt an.

Mit dem ICE am Fernbahnhof angekommen, haben wir jetzt schon einen ersten Teil der Reise hinter uns, zu Fuß und mit dem Schuttlebus haben wir eine gute Stunde benötigt. Anders als Terminal 1 ist das Terminal 2 ein hoch gewölbter, heller und transparenter Bau aus Stahl und Glas.

Einige unserer Mitreisenden sind bereits da, nun kommt auch unserer Reiseleiterin, Frau Marianne Overkamp-Al-Hamwi, und begrüßt uns. Ohne sie gehören zu unserer Reisegruppe 11 Frauen und 7 Männer, darunter einige Paare; einige werden erst in Muscat zu uns stoßen.

Frau Overkamp-Al-Hamwi, 61, Orientalistin, hat in Tübingen und Bonn studiert und ist seit 25 Jahren Reiseleiterin bei einem deutschen Reiseveranstalter. Sie war mit einem Syrer verheiratet, hat viele Jahre in Syrien gelebt, längere Zeit auch im Jemen und, unterstützt durch ein DAAD-Stipendium, in Indonesien. Seit fünf Jahren arbeitet sie immer wieder im Oman. Sie kennt weitere islamische Länder und auch den Iran und spricht fließend Arabisch. Im Jahr 2004 hat Frau Overkamp der Wochenzeitung DIE ZEIT ein lesenswertes Interview gegeben: Arabische Fettnäpfchen.

Der Airbus A330-300 hebt pünktlich um 21:35 Uhr ab. Die Economy-Class mit 204 Sitzplätzen ist eher spärlich besetzt; deshalb bietet sich im weitern Verlauf des Flugs die Möglichkeit, sich auf freien Sitzen auszustrecken und ein wenig zu schlafen.

Der Airbus ist recht neu, seine Innenausstattung sehr passagierfreundlich, der Service perfekt, die individuelle Auswahl an Medien erstaunlich, das Essen eher durchschnittlich.

In der Muscat Capital Area

20. Januar

Vom Flughafen Muscat durch die Capital Area nach Ruwi

Die Flugzeit beträgt circa sieben Stunden. Um 7:15 Uhr Ortszeit (3 Stunden Zeitverschiebung) landen wir auf dem Flughafen Muscat International Airport. Willkommen! Ahlan-wa-sahlan!

Am Flughafen erhalten wir ein Single Entry Visum für einen Aufenthalt bis zum 19. Februar; es kostet 20 Omanische Rial (OR). Vorher müssen wir uns am Schalter der Travel-Ex World Wide Money Exchange zum Geldwechsel anstellen. Wir sind nicht wenig erstaunt, für einen OR nicht etwa zwei Euro, wie uns in Deutschland gesagt wurde, sondern fast zwei Euro 50 Cent auf den Tisch legen zu müssen. Unser Euro – abgewertet gegenüber dem Rial! Das trifft uns schon hart.

Mit dem bereitstehenden Bus fahren wir vom Flughafen bei Seeb in östlicher Richtung auf der Sultan Qaboos Road durch die Capital Area, die sich heutzutage über 50 Kilometer von Seeb im Westen bis Mutrah, Muscat und Al Bustan im Osten erstreckt. Bei der Fahrt über die wenigstens sechsspurige Stadtautobahn, deren Ränder begrünt sind und die unterbrochen wird von großzügigen Verkehrskreiseln, sehen wir bereits die gewaltigen Ausmaße der Stadtentwicklung von der ehemals kleinen, von Bergen eingegrenzten Hafenstadt Muscat zur Metropole Groß-Muscat.

Und Oman baut weiter. Aber nur begrenzt in die Höhe. Wolkenkratzer sieht man hier keine. Die Gebäudehöhe ist in der Regel auf zehn Stockwerke beschränkt.

Wir kommen am Stadtteil Al Ghubrah vorbei, wo die Minarette der Sultan Qaboos Moschee in den Himmel ragen, die größte Moschee Omans und die einzige, die auch von Nichtmuslimen betreten werden darf. Wir passieren Gebäude der zahlreichen Ministerien, kenntlich an ihrer Beflaggung.

Vielerorts erscheinen Stadtteile weitläufig in ihrer Anlage, manche sind auch eng bebaut. Hier wie sonst im Oman orientiert sich die moderne Archi-tektur an den traditionellen Vorbildern. Die Omanis scheinen einen eigenen Baustil entwickelt zu haben, der moderne Elemente mit islamischer Architektur verbindet.

Nicht nur die Stadtautobahnen, auch die anderen Straßen sind gut ausgebaut, es sind vier und zweispurige breite Highways. Über viele Brückenbauwerke kreuzen sie andere Straßen und die Wadis, die zum Meer hinziehen. Dennoch kommt es zu manchem Stau wegen des dichten Verkehrs. Diese vielen Autos – das haben wir so nicht erwartet. Und fast nur neue, große, überwiegend Japaner, Marke Toyota. Die Ausschilderung ist in arabischer und zumeist auch in englischer Sprache.

Schließlich erreichen wir den Stadtteil Ruwi und unser Hotel Al Falaj. Hier übernachten wir dreimal.

Ruwi ist eine sehr junge Ansiedlung; noch vor drei Jahrzehnte war das Gelände in der Umgebung des Wadi Al Kabir Brachland. Heute ist Ruwi ein Handels- und Geschäftszentrum. Moderne Architektur bestimmt die Straßenzüge.

Das Al Falaj Hotel wurde kurz nach der Machtübernahme von Sultan Qaboos erbaut. Heute gehört es zur Mercure-Gruppe und wurde erst vor kurzem komplett renoviert und neu eingerichtet. Es ist mit seiner zentralen aber ruhigen Lage ein idealer Ausgangspunkt für die Erkundung von Muscat. Man erreicht in wenigen Fahrminuten Mutrah, die Souqs, das historische Muscat und den modernen Einkaufsbereich von Ruwi mit seinen vielen kleinen Shops und Restaurants.

Das Hotel verfügt über 136 Zimmer und 4 Suiten. Es bietet mehrere Restaurants mit indischer, japanischer, omanischer Küche, diverse Bars und einen großen Swimmingpool. Alle Zimmer sind ausgestattet mit Bad/WC, Safe, Minibar und Fernseher (Satellitenempfang). Internetzugang ist möglich. Die Preise variieren stark, sind aber erschwinglich.

Die Zimmer stehen nun doch nicht schon bei der Ankunft zur Verfügung. Den Grund haben wir bereits vernommen. In der vorangegangenen Nacht, in der wir sanft im Flieger schlummerten, war ein heftiger Wolkenbruch über der Region niedergegangen. In viele Gebäude waren die Wassermassen von oben und zu ebener Erde eingedrungen, ein Hospital, an dem wir vorbeigefahren sind, hat man evakuieren müssen. Auch unser Hotel war in Mitleidenschaft gezogen worden, einige Zimmer hatten geräumt werden müssen.

Doch lange warten müssen wir nicht und können den Rest des Vormittags entspannen.

In das Wadi Al Kabir, nach Al Bustan, Alt-Muscat und Mutrah

Am Nachmittag machen wir eine erste Schnuppertour mit dem Studiosus-Bus. Von Ruwi fahren wir auf der Prachtstraße längs des Wadi Al Kabir – die weißen Türmen des symbolischen Wadi-Al-Kabir-Tors tragen vergoldete Rösser. Vergoldet sind auch die Modelle omanischer Kaffeekannen in Übergröße am Straßenrand. Zuerst erreichen wir Al Bustan und den wohl interessantesten Verkehrskreisel der Stadt, denn in seiner Mitte, vom Wasser eines künstlichen Teichs umspült, steht die Sohar, eine 14 m lange Dhau.

Mit diesem in einer Werft in Sur neu gebauten Schiff segelte Timothy Severin im Jahr 1980 in acht Monaten ins chinesische Kanton. Damit hat er den Beweis geliefert, dass omanische Händler mit diesen kleinen Schiffen, gebaut aus einheimischem Material und ohne Nägel, bereits im 8. Jh. solche Seewege zurücklegen konnten.

Hier steht auch das Al Bustan Palace Hotel. Der Bau erhebt sich zu Füßen der steil aufragenden Hajarberge an einem weißen Sandstrand, eingebettet zwischen Palmen und subtropischen Gärten; Al Bustan bedeutet der Garten. Für den Bau des Hotelkomplexes musste ein Fischerdorf umgesiedelt, Felsen gesprengt und aufgebrachte Bewohner beschwichtigt werden. Gebaut wurde das Hotel für die königlichen und fürstlichen Hoheiten der arabi-schen Halbinsel, die sich hier 1985 im Rahmen ihrer Sitzungen des GCC (Gulf Cooperation Council) getroffen haben. Die oberste Etage ist ständig für den Sultan reserviert. Wer über genügend omanische Rial verfügt, kann sich hier der Illusion hingeben, mit dem Sultan unter einem Dach zu wohnen.

Von Al Bustan geht es weiter über die Sidab-Straße, vorbei am kleinen Fischerort Sidab, zum historischen Alt-Muscat, dessen Gebäude geschützt in einer Bucht liegen, umgeben von schroffen Bergen. Im Zentrum steht der 1974 eingeweihte königliche Al Alam-Palast, an derselben Stelle, an der seit dem 19. Jh. die palastartigen Häuser der Sultane der Al Bu Said-Dynastie standen. Für den Neubau ließ Sultan Qaboos nach 1971 die Residenz seiner Vor-fahren abreißen und das Gelände einebnen.

Den blau und golden schimmernden Palast hat ein indischer Architekt entworfen. Der Palast kann nicht besichtigt werden. Er wird als Arbeitspalast bezeichnet, der Sultan lebt hier nie.

Die Regierungsgebäude rechts und links tragen dazu bei, dass Alt-Muscat uns heute als ein Regierungsbezirk ohne wirkliches eigenes Leben erscheint und man fast nur Touristen, an Feiertagen auch einheimische, trifft. Cafés und Restaurants gibt es nicht.

Zum Eingang des Palasts führt in gerader Linie ein breiter, eindrucksvoller Prachtboulevard, an dem schwere, dreiarmige Kandelaber stehen, gesäumt von Arkaden und Blumenbeeten. Die Marmorplatten, auf denen wir gehen, sind spiegelglatt poliert; die Spiegelung der Fußgänger gibt auch ihre bunte Kleidung farbentreu wieder. Am imposanten Tor zum Palast fallen goldglänzende Wappenschilde mit dem Emblem des Sultanats ins Auge (Krone, gekreuzte Säbel, Krummdolch).

Alt-Muscat wird überragt von den zwei mächtigen Festungen Fort Al Jalali und Fort Mirani, von den portugiesischen Besatzern im 16. Jh. errichtet. Die portugiesische Herrschaft dauerte von 1507 bis 1650. Würden wir hoch zum Eingang von Fort Mirani steigen, könnten wir zur Meerseite des Palastgeländes mit Anlegestellen und Kaimauern hinunterschauen.

Alt-Muscat ist seit 1626 von einer mächtigen Mauer umgeben. Von den ursprünglich vier Stadttoren sind zwei erhalten. Wir passieren das Haupttor Bab Al Kabir – seine heutige Gestalt ist dem motorisierten Straßenverkehr angepasst –, spazieren an der alten Stadtmauer entlang und malen uns aus, wie viele Angriffe die Forts wohl überstehen mussten. Dann stehen wir vor der Al Khor-Moschee, deren Blau und Gold sich von den grau-braunen Mauern der Festung Al Mirani freundlich abheben.

Die alte Passstraße über den felsigen Bergrücken zwischen Alt-Muscat und Mutrah war vor 1978 die einzige asphaltierte Verbindung zwischen den beiden Orten. Von hier hat man am späten Nachmittag einen zauberhaften Blick auf das historische Muscat und die Festungen.

Jenseits der Passhöhe öffnet sich der Blick auf den Hafen Mutrah, im Vordergrund der Jachthafen. Die Passstraße schlängelt sich in Serpentinen hinunter und endet am Verkehrskreisel (Riyam-Roundabout) beim Riyam-Park; dies ist ein öffentliches Gelände mit Spiel- und Erholungsbereichen. An seinem Rand steht ein weithin sichtbares Wahrzeichen von Mutrah, ein überdimensionaler Weihrauchbren-ner; der weiße Bau auf einer eingeebneten Berg-kuppe ist ein Aussichtsturm.

Obwohl nur wenige Kilometer von Alt-Muscat entfernt und heute durch eine breite Straße verbunden sind Mutrah und seine Hafenbucht völlig anders: lebhaft und voller Menschen. Hier kann man den omanischen Alltag in seiner ganzen Vielfalt erleben, vor allem wegen des Mutrah Souq, dem größten und wahrscheinlich schönsten im Oman, und wegen des Hafens Mina Qaboos; er ist der größte des Landes. Hier treffen wir auf ein Schiff aus der Freien und Hansestadt Bremen. Riesig liegt sie da – Al Said ist der Name der Mega-Yacht. Mit 155 Metern Länge soll sie die zweitgrößte private Yacht der Welt sein (