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Onanieren Sie? Gerne? Dann ist dies das ideale Buch für Sie! Selbstbefriedigung ist als Form der Sexualität lange zu Unrecht verpönt gewesen: Sie ist gratis, man hat immer alles dabei, was man dazu benötigt, muß danach kein nerviges Rumgelaber ertragen und kann relativ problemlos unterbrechen, wenn man einen wichtigen Anruf bekommt. Kurz: Onanieren ist die sexuelle Unabhängigkeitserklärung an sich! Da ist es höchste Zeit für ein Buch, das verrät, wie man diesen Genuss noch weiter steigern kann. Für überzeugte Solosexuelle sind diese Seiten ebenso eine Fundgrube wie für Gelegenheitswichser. Sie erklären: etliche einfallsreiche Griffe und Techniken, mit denen Sie sich eigenhändig noch mehr Lust verschaffen können - von Spielen am Po bis zu selbstgebastelten Vaginen; psychologische Methoden, den Thrill dabei zu verstärken; welche Hilfsmittel empfehlenswert sind; worauf man bei Spielen in der Öffentlichkeit und beim Sich-selber-Fesseln achten sollte; was Sie besser bleiben lassen sollten, wenn Sie nur ein einziges Geschlechtsorgan besitzen, das Sie vielleicht noch benötigen; warum Onanieren Medizinern zufolge so gesund ist; welche Vorteile Onanieren für partnerschaftlichen Sex haben kann; wie der Mai in den USA als Nationaler-Selbstbefriedigungs-Monat gefeiert wird (und ob das ein Vorbild für Deutschland sein könnte); wie das Thema Masturbation in Pop-Songs und Kinofilmen auftaucht; welche Websites für Wichser am reizvollsten sind. Eingestreut sind immer wieder überraschende und oft amüsante Fakten aus der Weltgeschichte der Selbstbefriedigung: Wußten Sie, daß die alten Ägypter Nilüberschwemmungen auf göttliches Onanieren zurückführten? Welcher berühmte griechische Philosoph gerne in der Öffentlichkeit masturbierte? Welcher Literat durch die Werke Schillers zur Selbstbefriedigung getrieben wurde? Was der Dalai Lama zu diesem Thema sagt? Oder weshalb wir dieser Beschäftigung die Erfindung der Cornflakes verdanken? Außerdem gibt es offene Antworten auf zahlreiche aktuelle Fragen: Wie häufig ist Selbstbefriedigung "normal"? Wann kann sie problematisch werden? Wie kann man das verhindern? Mit welchen Tricks kann man heftiger und öfter hintereinander kommen? Wie beseitigt man verräterische Spermaflecken? Kann man sich selber einen blasen? Und das alles in jenem frechen, augenzwinkernden Schreibstil, für den Arne Hoffmann so bekannt geworden ist. "Onanieren für Profis" ist DAS Grundlagenwerk zur männlichen Selbstbefriedigung. Sparen Sie sich das Geld für 1000 Dates oder Bordellbesuche - kaufen Sie dieses Buch!
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Seitenzahl: 277
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Arne Hoffmann
Onanieren für Profis
Onanieren für Profis
Ein Ratgeber für Männer von
von
Arne Hoffmann
MARTERPFAHL VERLAG
Impressum der Ebook-Ausgabe:
© 2019 by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ (s. u.)
https://marterpfahlverlag.wixsite.com/erotikbuch
Omnia eius editionis iura reservantur
Covergestaltung von R. Happ unter Nutzung
desselben Fotos wie bei der Druckausgabe
E-Book-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net
ISBN 978-3-944145-66-2
Impressum der kartonierten Ausgabe
© 2005 by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ,
Firstbergstr. 2, D-72147 Nehren
www.marterpfahlverlag.com
Titelbild: Thomas Haas (www.erotischeeinblicke.de)
Coverlayout: Sibil Joho, Zürich (www.ikarus-design.com)
Druck: Print Com, Erlangen (www.print-com.de)
ISBN 3-936708-16-9
Inhalt
Vorwort
Selbstbefriedigung – zwischen Terror und Tabu
Warum wichsen? Die 1000 wichtigsten Gründe für genüssliche Selbstbefriedigung (gekürzte Liste)
Was jeder Profi wissen sollte
Nicht nur hinter vorgehaltener Hand: Fragen und Antworten zum Onanieren
Viele Wege führen zum Gipfel: Die tollsten Techniken für Solosexuelle
Hilfsmittel
Mehr als nur Handbetrieb: Sexinstrumente für Solisten
Alltagsgegenstände einmal anders: Solo-Sex-Toys selbst gemacht
Zugeschaut und mitgebaut: Vaginas Marke Eigenanfertigung
In Gedanken bei Klaus: Der eigene Hintern als Lustzone
Psycho-Thriller
Werden Sie zum König der Wichser: Heiße Tipps, damit es noch besser flutscht
Kommen Sie, wann Sie wollen: Wie man den Zeitpunkt seines Orgasmus kontrolliert
Ein heikler Thrill: Onanieren in der Öffentlichkeit – und worauf man dabei achten sollte
Wie man sich fesselt, so fühlt man: Tricks und Kniffe bei der Selbstbondage
Phantasien
Kickstart fürs Kopfkino 1: Wie man seine erotische Phantasie auf Touren bringt
Kickstart fürs Kopfkino 2: Erotika für Feinschmecker
Kickstart fürs Kopfkino 3: Die schärfsten Wichsvorlagen im Internet
Dirty talking, dirty typing: Die Freuden von Telefon- und Cybersex
Kultur und Geschichte des Wichsens
Masturbation Goes Pop genommen
Kleines Lexikon der Selbstbefriedigung
Literatur und Websites
Vorwort
(mit einer kleinen Verbeugung vor Lou Paget)
»Onanie ist Sex mit jemandem, den ich sehr liebe.«
Woody Allen
»Wir haben guten Grund anzunehmen, dass der erste Mensch aufrecht ging, um seine Hände für die Selbstbefriedigung frei zu haben.«
Lily Tomlin
Meine sehr verehrten Herren Leser,
liebe Wichser,
Ratgeber zur Selbstbefriedigung für Frauen gibt es im In- und Ausland gar nicht so wenige. Sie heißen »Mit zarter Hand«, »Immer wenn ich mich verführe«, »Sex for One«, »Tickle Your Fancy«, »The Clitoral Truth« oder »Danke, ich schaff’s alleine«. Was die Selbstbefriedigung von Männern angeht, besteht hier bis auf sehr wenige Ausnahmen Fehlanzeige. Natürlich liegt das vor allem daran, dass man Frauen auch die einfachsten und selbstverständlichsten Dinge immer erst noch lang und breit beibringen muss. Ein anderer Grund mag allerdings auch sein, dass mit dem Beginn des Zeitalters der sexuellen Revolution sich das Hauptaugenmerk in Sachen Lust und Liebe besonders auf Frauen richtete. Männer, so nahm man offenbar an, würden schon selber dafür sorgen, dass sie nicht zu kurz kämen. Nur hat bis jetzt noch niemand die Sache so richtig in die Hand genommen …
Während wir von einer Flut an Erotikratgebern zugeschüttet werden, taucht darin ausgerechnet jene sexuelle Beschäftigung nicht auf, der wir am häufigsten und liebevollsten nachgehen. Uns wird seit der Erfindung des Kamasutras eine ganze Latte vergnüglicher Stellungen und Techniken präsentiert, aber sobald man für einen Abend keine Partnerin auftreiben kann, schaut man in dieser Hinsicht ziemlich dumm aus der Wäsche. Zigtausend Jahre Kulturgeschichte der Sexualität – und die Solo-Nummern werden einfach ausgeklammert. Bis heute. Oder wann haben Sie das letzte Mal in der »Men’s Health« oder der FHM [For Him Magazine; der Verleger] einen Artikel gelesen wie: »22 Spitzen-Tipps, wie Sie sich ohne jede fremde Hilfe in Ekstase bringen?« Wundern Sie sich eigentlich darüber, dass Sie sich darüber noch nie gewundert haben?
Obwohl wir von Natur aus wissen, worum es im Prinzip beim Onanieren geht, macht uns das nicht unbedingt zu großartigen Wichsern. Das werden wir erst. Ich war jedoch schon immer der Meinung, dass man alles, was man tut, gut machen sollte. Finden Sie nicht auch, dass man Dinge, die man gut macht, viel mehr genießt? Beim Onanieren ist das nicht anders. Es sollte keine mechanische Handlung sein, sondern eine Erfahrung, die man von Anfang bis Ende genießt. Damit Ihnen das gelingt, müssen Sie wissen, was Sie tun.
Nirgendwo aber kann man erfahren, wie man es macht, geschweige denn, wie man es gut macht. Weder unsere Väter noch unsere Lehrer haben uns bei ihren Versuchen zur Sexualerziehung irgendwelche Anweisungen gegeben. Unseren Vätern können wir im Grunde keine Schuld geben: Wenn sie tatsächlich etwas über die Techniken wussten, war es ihnen viel zu peinlich, ihr Wissen an den Sohn weiterzugeben1. Und ein Lehrer, der im Unterricht Masturbationstechniken angesprochen hätte, wäre seinen Job sicher bald los gewesen.
Als Erwachsenen jedoch ist es vielen Männern peinlich, mehr über das Onanieren zu wissen oder ihre eigenen Fertigkeiten auf diesem Gebiet verbessern zu wollen, ja, manche schämen sich deshalb sogar. Denn welcher Mann möchte schon ein toller Wichser sein? Oder anders ausgedrückt: Wie kann er zugeben, dass er ein toller Wichser sein möchte, und dabei gleichzeitig ein echter Kerl bleiben?
Aus diesen Gründen habe ich beschlossen, ein Buch zu schreiben, das Männer die Kunst des Masturbierens lehrt, und ich hoffe, dass ich Ihnen anregende Ideen vermitteln kann, um sich ein Vergnügen zu bereiten, das Ihre wildesten Erwartungen übertrifft. Ich glaube, dass Onanieren Ausdruck und Feier unserer Gefühle sein sollte, und alles, was ich mir wünsche, ist brillante Selbstbefriedigung mit einer Phantasie meiner Wahl. Das scheint mir eigentlich keine zu große Erwartung zu sein. Wenn ich dazu beitragen kann, diesen Genuss auch bei meinen Lesern zu vergrößern, habe ich selbst in einsamen Stunden den besten Job der Welt. Bis ich nach Feierabend endlich meine Hände in den Schoß legen kann – um selbst dann nicht untätig zu bleiben …
1 Ausnahmen bestätigen die Regel: "[Toni war] etwa zehn Jahre alt und (…) ein widerlicher Balg. daß er meistens ungewaschen und immer ungekämmt einherkam, (…) daß er nicht grüßte und für einen Gruß nicht dankte - das alles hätte sich noch ertragen lassen, wären Herr und Frau Feldmann nicht gar so demonstrativ überzeugt gewesen, ein Prachtexemplar der Menschheit hergestellt zu haben, und hätten sie ihn nicht mit all der Affenliebe, zu der jüdische Menschen einem einzigen Sohn gegenüber fähig sind, verzogen und verwöhnt. Toni durfte sich einfach alles erlauben, und er ließ sich nur selten etwas entgehen. Noch heute denke ich mit Ingrimm an den Tag zurück, als ich seinem Vater eine dringende telephonische Nachricht übermitteln wollte und das Pech hatte, an Toni zu geraten: Er hob den Hörer ab, imitierte mit beharrlichem ›Tü-tütü-tütü‹ das Besetztzeichen und war durch nichts zu bewegen, die Verbindung aufzunehmen.
Auch wenn Gäste ins Haus kamen, litten sie unter Tonis Exzessen, die von seinen Eltern mit wohlwollendem Schmunzeln verfolgt und als Ausdruck seiner frühzeitig entwickelten Persönlichkeit interpretiert wurden. Nicht einmal vor der an jedem Donnerstag stattfindenden Tarockpartie machte er halt, und der Papa mochte sich auch dann nicht zum Eingreifen entschließen, wenn das geniale Kind unter den Tisch kroch, die Hosenaufschläge der Spieler mit Asche und Zigarettenresten füllte, ihre Schuhbänder durchschnitt oder ähnlich erfindungsreichen Unfug trieb.
Eines Nachmittags aber trieb er's zu bunt. Sei es, daß Papa Feldmann im Verlust und folglich mißgelaunt war, sei es, daß er (in Abwesenheit von Frau Feldmann) den Augenblick gekommen sah, endlich einmal den Herrn hervorzukehren - jedenfalls erhob er sich plötzlich mit energischem Ruck, packte seinen Sohn an der Hand und führte ihn aus dem Zimmer. Nach einigen Minuten kam er allein zurück, nahm seinen Platz wieder ein, (…) und die Partie nahm ihren erstmals ungestörten Fortgang (…).
Erst als die Partie beendet (…) war, erkundigte sich einer der Teilnehmer: ›Sagen Sie, Feldmann - was haben Sie eigentlich mit Ihrem Buben gemacht, daß er uns nicht mehr gestört hat?‹
Herrn Feldmanns Antwort erfolgte (…) mit einwandfreier Klarheit (und offenbarte ein Maß an väterlicher Selbstüberwindung, wie es eben nur ein Kartenspieler aufbringen kann):
›Ich hab ihm onanieren gelernt.‹" (Friedrich Torberg, Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlands in Anekdoten, 1975, dtv 1266, S. 67 f. - Anmerkung des Verlegers).
Selbstbefriedigung – zwischen Terror und Tabu
BEVOR WIR UNS MITTEN INS THEMA STÜRZEN, wäre es doch einmal interessant, eine Antwort auf die Frage zu finden: Warum eigentlich gibt es auf dem riesigen Markt der Selbsthilfeliteratur und Sexratgeber nicht auch eine kleine Palette an Ratgebern für die bessere Masturbation? Wie kommt’s, dass Onanieren hier immer noch mit einem Tabu behaftet ist?
Die schlechte Propaganda, die die Selbstbefriedigung genießt, hat zunächst einmal zu einem guten Teil mit der christlichen Religion zu tun. Diese sorgte mit einigem Nachdruck dafür, dass der eigenhändige Lustgewinn als etwas Verwerfliches galt. So sah Kirchenvater Thomas von Aquin in ihr eine größere Sünde als in der Unzucht. Als grundlegend dafür gilt die alttestamentarische Geschichte Onans, der dieser Freizeitbeschäftigung ihren Namen gab. Dabei ist dies ein wenig kurios, denn die Geschichte spielte sich folgendermaßen ab: Onans Bruder ließ nach seinem Tod eine Witwe zurück. Gottes Wille nahm Onan in die Pflicht, mit dieser Frau an Stelle seines verstorbenen Bruders ein Kind zu zeugen. Onan wohnte seiner Schwägerin zwar tatsächlich bei, zog sich jedoch im entscheidenden Moment zurück, so dass sein Samen lediglich die Erde benetzte. Damit wird deutlich, dass Onans eigentliche »Sünde« keineswegs in Selbstbefriedigung bestand, sondern darin, dass er sich erstens dem Willen Gottes widersetzte und zweitens die Gelegenheit zur Reproduktion verschwendete. »Every sperm is sacred«, jede Spermie ist heilig – das sangen ja schon Monty Python.
Nun gelangten Tabuforscher jedoch zu der Erkenntnis, dass das Masturbationsverbot wesentlich älter ist als die jüdisch-christlichen Glaubenssysteme, die zu seiner Rechtfertigung herbeigezogen werden. Selbstbefriedigung wurde in der Frühgeschichte nicht als moralisch falsch oder Charakterfehler bewertet, sondern als Verschwendung einer Gelegenheit, Nachkommen zu zeugen, sowie von körperlicher Energie, Manneskraft. Logischerweise stand weibliche Masturbation bei weitem nicht so sehr im Zentrum dieses Tabus wie männliche.
Auch in unserem Zeitalter, in dem das Zeugen immer neuer Nachkommen längst nicht mehr von überragender Bedeutung für den Fortbestand von Völkern oder gar der Menschheit ist, hielt die katholische Kirche lange an diesem Tabu fest. Traktate aus dem vorigen Jahrhundert bezeichnen Selbstbefriedigung als »das stillschweigend übersehene Monster in unserer Mitte«. Noch am 29. Dezember 1975 ließ Papst Paul VI in einer »Kongregation für die Glaubenslehre« verlauten: »Tatsache ist, dass sowohl das kirchliche Lehramt in seiner langen und stets gleichbleibenden Überlieferung als auch das sittliche Empfinden der Gläubigen niemals gezögert haben, die Masturbation als eine zumindest schwer ordnungswidrige Handlung zu brandmarken.« 1994 bezeichnete Papst Johannes Paul II. die weibliche Onanie als sündige Wollust, die männliche ließ er als organisch bedingtes Übel gerade noch mal durchgehen. Man mag spekulieren, wie er zu jenem Entschluss gekommen sein mag …
Andererseits, so könnte man einwenden, war die Kirche – im Vergleich zu ihrer sonstigen Sexual- und Leibfeindlichkeit – gegenüber der Selbstbefriedigung geradezu noch zurückhaltend eingestellt. So steht im Pönitenzbuch von Cummean auf Homosexualität noch sieben Jahre Kerker und auf Hurerei drei Jahre, aber einen Onanisten ließ man laufen, indem man ihm ein wenig Psalmensingen und einen Tag Fasten auferlegte – etwas, was viele Gläubige gerne von sich aus taten. Und der Jesuitenpater Ignatius von Loyola erwähnt in seinen Geistigen Exerzitien, in denen er Todsünden von Lässlichkeiten unterscheidet, das Masturbieren nicht einmal. Insofern kann man sagen, dass die katholische Kirche das Wichsen wohl nicht gerade als eine Form der hochstehenden spirituellen Meditation betrachtet hat, sie machte aber auch keinen Riesenaufstand deswegen: Mein Gott, Schwamm drüber.
Der wahre Terror begann erst mit dem sogenannten Zeitalter der Aufklärung und der Wissenschaft. Oder was man damals dafür hielt.
Der Spaß begann 1710, als ein englischer Doktor namens Bekkers sein Buch »Onania, oder die erschröckliche Sünde der Selbstbefleckung« (auf deutsch Leipzig 1736) herausbrachte. Bekkers gilt damit mit Bezug auf den biblischen Onan als Erfinder des Wortes Onanie. Wie man schon ahnt, war er kein großer Fan davon. Im Gegenteil: Für ihn stellte sie ganz in der kirchlichen Tradition eine »himmelschreiende Sünde« dar, die einem Mord gleichkam, weil sie Samen verschwendete, der menschliches Leben hätte zeugen können. Hätte Bekkers also auch jede Gelegenheit zu einem guten Fick mit der Möglichkeit zur Kinderzeugung, die man nicht wahrnahm, als einer Tötung gleichgestellt betrachtet? Wohl kaum. Er war vor allem von der damals kursierenden »Säftetheorie« beeinflusst, der zufolge jeder Mensch nur über eine bestimmte Menge von Körpersäften (Blut, Sperma etc.) verfügte. Irgendwann stand keine Munition mehr zur Verfügung, weil der betreffende Mann sie zu voreilig verschwendet hatte. Heute wissen wir natürlich, dass diese Körperflüssigkeiten ständig nachgebildet werden.
Wie man bei Bekkers erkennt, war im achtzehnten Jahrhundert die Wissenschaft noch immer stark durch den christlichen Glauben beeinflusst. Auch bedeutendste Forscher wie Isaac Newton sahen sich in erster Linie als Christen. Nur ging Bekkers jetzt daran, wie so viele vor und nach ihm, sein persönliches Weltbild scheinbar wissenschaftlich zu »untermauern«. Und damit erzeugte er die Mär von der Gesundheitsgefährdung durch Onanie. Seiner Darstellung nach führte sie zu den verschiedensten Leiden, darunter Schwindsucht, Epilepsie, Erektionsschwächen, feuchte Träume und Unfruchtbarkeit.
Nun kann kein Mensch einen Blödsinn verzapfen, der groß genug ist, dass sich nicht irgendein anderer begeistert diesem Unfug anschließt. In Bekkers’ Fußstapfen trat recht bald der Schweizer Arzt Samuel-Auguste Tissot, der 1760 (manche Quellen nennen andere Jahreszahlen) seine Dissertation »Von der Onanie, oder Abhandlung über Krankheiten, die von der Selbstbefleckung herrühren« veröffentlichte. Darin war von weiteren, noch viel schlimmeren Erkrankungen die Rede. Der Text erschien in mehreren Auflagen und in verschiedenen Sprachen. Andere Mediziner begannen, sich daran zu orientieren, und veröffentlichten (insbesondere in Amerika, Frankreich, Deutschland und England) ihre eigenen Traktate dieser Art. So hieß es bald von ärztlicher Seite, Onanie würde das Gehirn derart austrocknen, dass man »es in der Hirnschale rasseln hörte«. Von einem achtjährigen Jungen als Fallbeispiel hieß es, er onaniere seit mehreren Jahren, hätte fast pausenlos Erektionen, und diese Gewohnheit habe seine Kopfform dermaßen verändert, dass seine Mutter allmählich Mühe hatte, noch einen passenden Hut zu finden. Das Gehirn eines anderen Jungen, eines Dreizehnjährigen, soll zu zwei Dritteln mit Eiter bedeckt gewesen sein. Mittlerweile galt die Ansicht, dass Masturbation körperliche, geistige oder seelische Schädigungen hervorrief, bei sämtlichen führenden Ärzten und Psychiatern als allgemeiner Kenntnisstand, aus dem man genausowenig ausbrechen konnte, wie wenn heutzutage ein Mediziner behaupten würde, dass Menschen Gedanken lesen oder sich die Seele vom Körper trennen könnte.
Die ersten Ratgeber schlugen Gegenmaßnahmen vor wie: Meditation über traurige Dinge, flüssigkeitsarmes Abendessen oder nicht mehr dran denken. Aber solche Halbherzigkeiten waren viel zu schwach für eine solch ungeheure Bedrohung, wie man sie von der Selbstbefriedigung inzwischen auszugehen glaubte. Verängstigte Eltern im neunzehnten Jahrhundert taten ihr Möglichstes, um insbesondere ihre Söhne vor diesem Übel zu bewahren. Dabei legten sie den Jungen Keuschheitsgürtel mit Innendornen an, so dass jede Gliedversteifung sehr schmerzhaft werden würde, sie banden ihnen nachts die Hände in Säcke, befestigten Kieselsäckchen auf ihrem Rücken, damit sie sich im Bett nicht gerade ausstrecken konnten, oder installierten Apparaturen, die im elterlichen Schlafzimmer eine Glocke klingeln ließen, wenn der Junge eine Erektion hatte. Der nächste Schritt waren chirurgische Operationen wie das Aufschlitzen der Vorhaut, das Durchtrennen von Nervensträngen, das Einspritzen von Silbernitratlösungen (es sei erstaunlich, was eine Harnröhre so alles aushalte, befand der Erfinder dieser sogenannten Lallemand-Methode), das Einführen von Stahlsonden in den Penis und vielerlei Einfälle mehr. Manche Sittenwächter bekämpften sogar die von der Öffentlichkeit ansonsten begeistert aufgenommene Erfindung des Fahrrades damit, dass es ein nur allzu dürftig verkleidetes Vehikel für das Vergnügen an der Masturbation darstelle – so die Experten.
Etwas ziviler war da zu Beginn des 20. Jahrhunderts John Harvey Kellogg, der auch von dem Gedanken besessen war, dass Selbstbefriedigung bis zu Tuberkulose, Wahnsinn und Tod führen konnte. Als »Gegenmittel« erfand er 1906 verschiedene Nahrungsprodukte, welche die Gedanken der Jugend weg von der Sexualität und hin zur Gesundheit lenken sollten – eines davon waren die Cornflakes.
Die entstandenen Ängste warfen lange Schatten. Noch 1930 beschrieb kein anderer als D. H. Lawrence, der Verfasser von »Lady Chatterley’s Lover«, Masturbation als »gewiss das gefährlichste Laster, von dem eine Gesellschaft langfristig befallen sein kann«. Und für die US-amerikanische Marine-Akadamie Annapolis waren im Jahre 1940 Hinweise auf Selbstbefriedigung ein ausreichender Grund, um Bewerber nicht in ihre Reihen aufzunehmen. Noch in offiziellen Lehrbüchern der fünfziger Jahre wurden Prügel, Zwangsmaßnahmen und Operationen als Lösung des »Problems Selbstbefriedigung« aufgeführt.
Wie Volker Elis Pilgrim in seinem Buch »Der selbstbefriedigte Mensch« (aus dem auch einige der oben genannten Beispiele stammen) ausführt, hielt sich auch zum Zeitalter der sexuellen Revolution in den sechziger und siebziger Jahren der schlechte Ruf der Onanie recht hartnäckig. Der Duden stufte sie zur »Ersatzbefriedigung« herab, für den Brockhaus war sie ein »normales Durchgangsstadium« in der Pubertät – den Jugendlichen sollte beigebracht werden, ihren »Geschlechtstrieb allmählich zu beherrschen«. Noch abfälliger äußerten sich evangelische und katholische Wörterbücher zur Sexualpädagogik. Den Protestanten galt Masturbation als »primitivste Form sexueller Befriedigung«, die »ethisch zu verurteilen« sei, da »Ziel des Geschlechtsverlangens die intime Vereinigung der Ehegatten« sei. Die Katholen drückten sich verquaster und zugleich verdammender aus: Da die »geschlechtliche Befähigung des Menschen (…) wesentlich auf die personale und liebende Begegnung im Fleische und auf den Dienst an der Fruchtbarkeit ausgerichtet« sei, die Selbstbefriedigung jedoch »die Ausrichtung auf das Du umbiegt auf das Ich und bloße Triebbefriedigung« suche, sei diese Handlung »schuldhaft in dem Maße, als sie bewusst und frei gewollt geübt« werde. Folglich gibt es auch im Jahr 1970 noch putzige Ratgeber, wie man Heranwachsenden diese Sünde austreiben könne: So wußte Thomas Klaus in seinem Buch »Sexualerziehung« (Stuttgart 1970) zu berichten: »Alle Formen der Onanie in der Ehe sind Zeichen oder Beginn einer ernsten Störung, die psychotherapeutische Eheberatung oder Behandlung erfordert.« Damit es gar nicht erst dazu kommt, könne der »Charakter des Heranwachsenden« dadurch gebildet werden, dass man Selbstbefriedigung bewusst bagatellisiere: »Seit zwei Jahrzehnten erleben wir außerordentlich günstige Ergebnisse, wenn in persönlichen Gesprächen, wie vor allem in der Selbsthypnose des Autogenen Trainings und notfalls in ärztlich-hypnotischer Behandlung die Worte wiederholt werden: ›Onanie ist ganz gleichgültig‹.«
Mit anderen Worten: Selbstbefriedigung wurde noch vor wenigen Jahrzehnten noch immer als so krankhaft und behandlungsbedürftig bewertet wie beispielsweise Homosexualität oder Sadomasochismus, und die Freiheit zur sexuellen Selbstbestimmung musste von der Mehrheit ebenso mühsam gegen (oft selbsternannte) Autoritäten erkämpft werden, wie es Minderheiten in der sexuellen Ausrichtung nicht erspart blieb. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften rügte die Zeitschrift »Bravo« wegen Verleitung zur Masturbation, Günter Amendts Fernsehsendung zu seinem Buch »Sexfront« wurde 1969 wegen »Aufrufs zur Onanie« verboten, und als der Showmaster Dietmar Schönherr (»Wünsch dir was«) 1975 in einer Umfrage des »Münchener Merkur« befand, dass über Selbstbefriedigung zu wenig gesprochen werde, entschied der verantwortliche Redakteur, dies nicht drucken zu können. Und als sich die Sängerin Nina Hagen 1979 in der ORF-Talkshow »Club 2« überraschend daran machte, Techniken weiblicher Onanie vorzuführen, sorgte das für einen größeren Skandal.
Von der erblühenden Frauenbewegung dieser Zeit wurde mit diesem Thema sehr unterschiedlich umgegangen. Die Feministin Betty Dodson etwa entwarf 1972 ein Manifest pro weibliche Selbstbefriedigung, das ein Jahr später zu einem Artikel in der Zeitschrift »Ms.«, noch später zu einem kompletten Buch avancierte (ursprünglicher Titel »Liberating Masturbation«, neuveröffentlicht 1986 als »Sex for One«; unter diesem Titel ist es auch in Deutschland erschienen). Dodsons Buch wurde zum Bestseller. Weitere Ratgeber dieser Art folgten. Sexfreundliche Frauenrechtlerinnen wie Annie Sprinkle, Carol Queen oder auch Madonna taten einiges, um Selbstbefriedigung als Teil ihrer Bühnenperformance der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Radikalfeministinnen wie Alice Schwarzer hingegen zogen derweil noch immer mit Parolen wie »Gegen Pornos und Wichser!« durch die Lande. Tatsächlich war die Porno-Industrie ein entscheidender Einflussfaktor darauf, dass die verschiedenen Varianten der menschlichen Lustbefriedigung auch einem breiteren Mainstream offen zugänglich gemacht wurden.
Allmählich besannen sich die Sexualexperten eines anderen. In einem ersten Schritt wurde für Mediziner, Pädagogen und Psychologen Selbstbefriedigung zunächst ein ganz natürlicher Teil des jugendlichen Entwicklungsprozesses. Noch weiter aufgeweicht wurde das Tabu durch den sich neu herausbildenden Markt der Ratgeberliteratur: Die international bekannteste Koryphäe auf diesem Gebiet, Dr. Ruth Westheimer, empfahl Masturbation ebenso ausdrücklich auch für Erwachsene wie beispielsweise Alex Comfort (»Joy of Sex«). Selbst das alte Märchen, dass Selbstbefriedigung ein Notbehelf für Einsame war, letztlich also doch auf eine Charakterschwäche hinwies, verschwand. Neuere Untersuchungen ergaben, dass Menschen um so öfter onanieren, je aktiver sie auch sonst im Sexualleben sind. Jemand, der schon früh im Leben mit solchen Entspannungsübungen beginnt, ist auch mit einem Partner um so intensiver zugange – vielleicht wegen einer offeneren Einstellung gegenüber Sex, vielleicht wegen einer größeren Vertrautheit mit dem eigenen Körper und seinen Reaktionen. Bekanntes Beispiel ist der Schriftsteller David Guy, der in seinem Buch »The Autobiography of my Body« (»Die Autobiographie meines Körpers«) seinen Lebenslauf der Selbstbefriedigung darlegt und zu dem Schluss kommt, die glücklichsten Erfahrungen damit in den Phasen gehabt zu haben, in denen er verheiratet war.
Dass Selbstbefriedigung inzwischen überhaupt kein Tabu mehr darstellt, ist allerdings auch wieder nicht wahr. Obwohl deutlich über 90 Prozent aller sexuell gesunden Personen Gefallen daran finden, wäre es beispielsweise als Gesprächsthema auf Partys immer noch kaum vorstellbar. US-Präsident Clinton musste 1995 den Rücktritt seiner Gesundheitsministerin Dr. Jocelyn Elders, Universitätsprofessorin der Pädiatrie, einfordern, nachdem diese Masturbation öffentlich als natürlichen Bestandteil der menschlichen Sexualität bezeichnet hatte und darauf verwies, dass sie zumindest die Verbreitung von AIDS und Teenager-Schwangerschaften verhindern könne, so dass man vielleicht sogar in den Schulen darüber unterrichten solle. Ein öffentlicher Aufschrei des Protests war die Folge. Auch Clintons Vize-Präsident Al Gore wurde während seiner Wahlkampfkampagne in Artikeln deshalb angefeindet, weil er Naomi Wolf als Beraterin engagiert hatte und diese Masturbation als Mittel der Selbsterkundung für junge Frauen in ihrem Buch »Promiscuities« unterstützte. Und im Deutschland des Jahres 2001 verlor Axel Kunert, Autor des »Handbuchs der Onanie« (Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf), seinen Job als Leiter eines Fachverlags, nachdem seine Arbeit an diesem Thema öffentlich wurde.
In Film und Fernsehen war diese Praktik vor 1960 quasi komplett unsichtbar, wurde also nicht einmal warnend oder abwertend dargestellt. Das Fernsehen nahm sich dieses Themas später vor allem in Sitcoms an. Berühmtheit erlangte hier vor allem die 49. Episode der Reihe »Seinfeld« (Folgentitel: »The Contest«, in den USA erstausgestrahlt am 18. November 1992). Darin ging es um eine Wette, wer am längsten »ohne« aushält – das Wort »Masturbation« selbst fiel nie.
Kinofilme insbesondere der späten Neunziger boten diesem Thema noch etwas mehr Raum. So verwöhnten sich Männer selbst in Filmen wie »American Beauty«, »American Pie« und »Verrückt nach Mary«, Frauen in »The Crow: City of Angels«, »Sliver«, »Pleasantville« und ebenfalls »American Pie« (in dem es ohnehin um fast nichts anderes geht). Man könnte noch einige andere Filme aufführen. Eine sehr eindringliche Masturbationsszene ist beispielsweise auch in David Lynchs »Mulholland Drive« zu sehen. Dennoch, so befindet zumindest Rebecca Alvin in ihrer lesenswerten Studie »Masturbation Taboo in the American Media«, sind entsprechende Szenen im Gegenwartskino insgesamt noch immer sehr selten und fallen vor allem auf drei prototypische Darstellungsweisen zurück:
a) Der/die Masturbierende wird als einsamer Mensch gezeigt, der sich aus Verzweiflung selbst befriedigt (etwa in »Happiness«, vertreten durch den obszönen Serienanrufer Allen, oder »Mulholland Drive«, vertreten durch die von unerreichbarem Ruhm und Zuwendung träumende Betty/Diane; den Anfang von Brian de Palmas »Dressed to Kill« sowie »American Beauty« könnte man hinzufügen);
b) Masturbation symbolisiert sexuelle Abweichung oder einen Charakterfehler (etwa in Abel Ferraras »Bad Lieutenant«, vertreten durch den namenlosen, von Harvey Keitel gespielten Anti-Helden, sowie ebenfalls in »Happiness«, vertreten durch den pädophilen Vater Bill, der sich vor Jungenmagazinen einen ’runterholt);
c) Masturbation ist ein Initiationsritus für den Jugendlichen auf dem Weg zum Erwachsenwerden (etwa in »American Pie«, vertreten durch verschiedene männliche und weibliche Teenager in den absurdesten Situationen, sowie erneut in »Happiness«, vertreten durch Bills Sohn Billy, der in der Schlusssequenz des Films nach seiner ersten Ejakulation der gesamten Familie stolz verkündet, dass er gerade gekommen sei).
Nur höchst selten, wenn überhaupt, wird Masturbation mit jener Selbstverständlichkeit präsentiert, die sie für fast jeden Menschen in seinem ganz normalen Alltagsablauf darstellt. Stattdessen werden althergebrachte Stigmata lediglich in leicht veränderter Form übernommen. Da Medien prägend für das Entstehen kultureller Normen sind, kann dies dazu führen, dass viele Leser und Filmzuschauer ihre eigene Lebenswirklichkeit als fragwürdig erleben: Wer sich selbst befriedigt, ist diesen Medienbildern zufolge immer noch charakterschwach, vereinsamt, krank oder auf einer jugendlichen Entwicklungsstufe stehengeblieben. Auch bleibt Masturbation selten ohne (negative) Folgen. Onanie als Beschäftigung glücklicher, sexuell erfüllter Menschen mit Vorbildcharakter zu zeigen unterliegt sehr häufig immer noch einem Tabu. Eine der wenigen Ausnahmen, in denen Selbstbefriedigung gar als befreiend und beseligend gezeigt wurde, war »Pleasantville« – ein Film, der wegen solcher Szenen von schockierten Christen quer durch die USA mit empörten Reaktionen bedacht wurde.2
Woran liegt es also, dass bis hinein in die jüngste Gegenwart eine so angenehme und unschädliche Beschäftigung wie die Selbstbefriedigung noch immer einem Makel unterliegt? Der Psychologe und Soziologe Volker Elis Pilgrim sieht den Grund darin, dass Sexualität auch und gerade in unserer Gesellschaft genauso auf Leistung ausgerichtet sein müsse wie alles andere: »Der Trieb darf weder schweifen noch Muße haben, er selber ist den Kategorien der Leistung unterworfen.« Tatsächlich aber, so Pilgrim, werde man der menschlichen Sexualität nicht gerecht, wenn man sie auf ihre Funktion der Fortpflanzung reduziere und ihre ebenso wichtige Funktion als »biochemisches Phänomen zur Regulation des gesamten organischen Haushaltes« übergehe: »Sogar die allgemeine Natur interessiert immer erst die Erhaltung des Individuums, dann die der lebenden Artmitglieder und schließlich erst die Hervorbringung der Nachkommen. (…) Dem Körper ist nicht genug gut getan, wenn seine sexuellen Bedürfnisse an eine Person gekettet werden.«
Was eine prima Überleitung zu unserem nächsten Kapitel darstellt …
2 Kennen Sie Ayn Rand? Bei uns kaum bekannt, erreichte sie in den USA Millionenauflagen und gilt dort als der (weibliche) "Guru des (Radikal-)Kapitalismus" und Begründerin des "Objektivismus". Selbst geringste staatliche Eingriffe ins Wirtschaftsgeschehen galten ihr bereits als verwerflicher "Sozialismus". Das Christentum lehnte sie ebenfalls ab. Die Heroen in ihren Büchern waren allesamt erfolgreiche Erfindergenies oder Firmengründer, Menschen, die geistig schöpferisch waren und neue Wege beschritten. Nichts empfand Rand als schimpflicher, als geistig "aus zweiter Hand zu leben" - was sie nicht daran hinderte, eine sektenähnliche Gemeinschaft von Schülern um sich zu scharen, von denen sie bedingungslose geistige Gefolgschaft verlangte, wie Jeff Walker in seinem kritischen Buch "The Ayn Rand Cult" (1999) darlegte. Auch sexuell stellten die Rand'schen Helden höchste Ansprüche: Entweder sie fanden jemanden, der ihnen geistig ebenbürtig war - dann fielen sie vergewaltigungsgleich übereinander her -, oder sie fanden niemand Passendes - dann enthielten sie sich nicht nur jeglichen Verkehrs, sondern auch jeglicher Selbstbefriedigung. So kompromisslos waren die! Ein Rand'scher Held namens Francisco d'Anconia, Bergwerksbesitzer, war in "Atlas wirft die Welt ab" verknallt in die tüchtige Eisenbahnbesitzerin Dagny Taggart - nur leider machten es die Umstände jahrelang unmöglich, dass sich die beiden sahen. "Die Umstände" - das war ein immer "sozialistischer" werdendes Amerika. Um sein Bergwerk nicht einem solch schändlichen System auszuliefern, sprengte d'Anconia es eines Tages in die Luft. Walker dazu: "Neo-Objectivist Karen Reedstrom asks how realistic it is in Atlas for Francisco to go twelve years without any sexual outlet in the hope that he will one day get together with Dagny again. (When the first d'Anconia copper mine blows up, one wonders if it was simply that Francisco was doing a pit-inspection there when his testicles finally exploded.)" (S. 109). Auch John Galt, ein weiterer Superheld dieses Romans und ebenfalls in Dagny verknallt, kommt zehn Jahre ohne Onanie aus. Walker: "In real life both likely would periodically masturbate while fantasizing about Dagny; however Galt the Onanist probably would not fit with Galt as Rand's Ideal Man." (ebenda). Anmerkung des Verlegers
Warum wichsen?
Die 1000 wichtigsten Gründe für genüssliche Selbstbefriedigung (gekürzte Liste)
VIELLEICHT PREDIGE ICH BEI IHNEN JA SCHON ZU EINEM LÄNGST BEKEHRTEN. Wenn Sie ohnehin schon ohne jedes schlechte Gewissen Ihre Palme wedeln, will ich mich Ihnen gar nicht weiter aufdrängen. Sollten Sie jedoch noch Bedenken haben oder bei Geschäftsessen immer noch schief angeschaut werden, wenn Sie Kollegen oder Vorgesetzten von einem Ihrer liebsten Hobbys berichten, dann können Ihnen die folgenden Gründe dabei helfen zu erklären, warum das tägliche Onanieren genauso wichtig wie der regelmäßige Frühsport sein kann:
• In zahlreichen Untersuchungen hat sich gezeigt, dass sich regelmäßige Sexualität positiv auf Gesundheit und Lebensdauer auswirkt. Sie bringt den Kreislauf und das Immunsystem auf Hochtouren und führt dazu, dass der eigene Körper hilfreiche Hormone wie Testosteron ausschüttet. Sex mit einem Partner wäre natürlich am besten, aber auch Solo-Sex zählt in dieser Hinsicht, wenn er lustvoll zelebriert wird. Ihr Körper hat keine Ahnung, ob er gerade Sperma für eine Vagina oder für ein Taschentuch produziert. Außerdem beugt das regelmäßige Ausputzen des Rohres lästigen Prostata-Entzündungen und vermutlich sogar Krebserkrankungen vor. Aber nicht nur das: Auch die Stärkung der Beckenboden-Muskulatur und ihre bessere Durchblutung sind positive Nebeneffekte.
Was allerdings trotz immer wieder erhobener Vermutungen wohl eher nicht durch Onanieren gestärkt wird, ist Ihre Armmuskulatur. Es sei denn, Ihr Teil ist wirklich einen halben Meter lang und entsprechend schwer herumzuwuchten. Andernfalls muss ich Sie leider enttäuschen. Sie bauen schließlich auch keine Muskeln auf, wenn Sie Hunderte von Buchseiten umblättern.
• Haben Sie sich manchmal gestresst, nervös und unter Druck gefühlt, aber gespürt, wie stark diese negativen Empfindungen nach einer Runde Masturbieren zurückgegangen sind? Ja ja, die Hormone … In diesem Fall liegt es vermutlich an den Endorphinen und dem bereits erwähnten Testosteron. Von dem psychologischen Nutzen einer kurzen Auszeit und dem Abtauchen in eine Phantasiewelt einmal ganz abgesehen. So gelangte Manfred F. De Martino in seinem Buch über »Human Autoerotic Practices« (New York 1979) zu dem Schluss: »Komplett entgegengesetzt der Einstellung gegenüber Selbstbefriedigung, die in der Vergangenheit herrschte, weisen anerkannte Psychotherapeuten und Sexualforscher heute darauf hin, dass ein Mangel an Erfahrung mit Onanieren mit seelischen Krankheiten in Verbindung gebracht werden kann und nicht dessen Ausübung.« Mittlerweile gehen Mediziner mehr und mehr davon aus, dass Selbstbefriedigung Depressionen lindern und das Selbstbewusstsein stärken kann.
• Die erwähnten Hormon-Ausschüttungen beim Sex haben noch einen weiteren erfreulichen Effekt: Onanieren macht schlau! Werner Habermehl vom Medizinischen Forschungsinstitut in Hamburg teilte der Studentenzeitschrift UNICUM Mitte 2004 in einem Interview mit, dass sich die bei der körperlichen Lust steigenden Mengen von Adrenalin und Cortisol positiv auf die kleinen grauen Zellen auswirkten – und die beim Orgasmus durch den Körper flutenden Endorphine und das Serotonin das Selbstbewusstsein kräftigten. Wer keinen Partner hat, kann sich die mentale Stärke jederzeit auf eigene Faust besorgen.
• Bei manchen funktioniert Wichsen als erstklassige Einschlafhilfe, andere werden dadurch erst richtig wach. Finden Sie heraus, zu welcher Gruppe Sie gehören, und Sie kommen entweder abends oder morgens in die passende Stimmung.
• Onanieren gibt Ihnen die Möglichkeit, Ihren Körper und seine sexuellen Reaktionen besser kennenzulernen. Und dieses Wissen können Sie prima anwenden, wenn schließlich doch jemand anderes in Ihrem Bett landet und Sie die linke Hand nicht mehr frei haben. Vom richtigen Einsatz an Sexspielzeugen bis zur wirkungsvollsten Atemtechnik: Forschen Sie doch erst einmal im Einzelversuch, bevor Sie sich in Gefahr bringen, dabei immer wieder abgelenkt zu werden.
• Apropos: Die US-amerikanische Sexpertin Carol Queen weist darauf hin, dass das »Versuchslabor Selbstbefriedigung« auch hilfreich dabei sein kann, beim Erlernen von aufheizendem Sprechen während des Sex Hemmungen abzubauen.
• Bei dieser Gelegenheit können Sie übrigens auch lernen, wie Sie geschickt ein Kondom überstreifen, ohne dass dabei Ihre Erektion verschwindet – so lange, bis Sie das wie selbstverständlich beherrschen.
• Wenn Sie so etwas reizt, können Sie beim Onanieren auch lernen, wie sie Ihren Orgasmus hinausschieben, möglichst lange dicht an der Schwelle bleiben, seine Qualität beeinflussen oder mehrere Orgasmen hintereinander haben. Deshalb habe ich in diesem Buch eigens ein Kapitel zum Thema Orgasmuskontrolle untergebracht.
• Phantasievolles und gekonntes Masturbieren nimmt es mit jedem Puffbesuch auf – und Sie sparen sich den Stress mit einer Dame, die ständig insgeheim auf die Uhr schaut. Ziehen Sie einmal kurz durchs Bordell, um sich Appetit zu machen, legen Sie dann selbst Hand an sich und laden Sie von den gesparten 60 Euro ein paar gute Freunde zum lecker Essen ein.
• dasselbe Geld sparen Sie übrigens auch im Vergleich zum Dating mit vielen Frauen, die offiziell nicht als Prostituierte firmieren …
• Sie haben es vermutlich schwerer, Frauen für sich zu gewinnen, wenn Sie notgeil und von weiblicher Aufmerksamkeit abhängig wirken. Je genialer Sie sich selbst Befriedigung verschaffen und ihre Erotik am Leben erhalten können, desto souveräner und selbstbewusster treten Sie auf. Aber Achtung: Der in Filmen wie »Verrückt nach Mary« gezeigte Trick, sich durch Selbstbefriedigung vor einem Date sexuell zu entladen, funktioniert nicht. Stattdessen werden Sie nur noch schärfer, weil Ihr Testosteronspiegel angestiegen ist. Ich spreche hier von einer langfristigen Strategie: sexuelle Autonomie durch lustvolle Selbstversorgung.
• Diese Autonomie wiederum führt dazu, dass Sie sich nicht aus den falschen Gründen für eine Partnerin entscheiden: weil sie Ihr sexuelles Begehren stillen kann. Stattdessen haben Sie Zeit, sich eine Partnerin zu suchen, die wichtigere Qualitäten erfüllt: zum Beispiel Zuwendung, Verlässlichkeit, emotionale Reife und Stabilität.
• Sie wollen gerne Nachwuchs haben? So verrückt es sich im ersten Moment anhört: Auch dabei kann Ihnen Selbstbefriedigung unter Umständen helfen. Ihre Spermien bleiben nämlich nicht fruchtbar, wenn sie über eine Woche untätig in Ihrem Körper herumgelungert haben. Falls Sie sich jedoch regelmäßig entladen, kann frischer Nachschub anrücken.
• Sie haben ein wichtiges berufliches Gespräch vor sich, bei dem Sie entspannt und gutgelaunt wirken wollen, kommen aber so gar nicht in die entsprechende Stimmung? Ein paar mal kurz über den Riemen gezogen, und die Chancen stehen zumindest deutlich besser. Und falls es ein lästiges und langweiliges Pflichtgespräch am Telefon ist, wäre statt »davor« vielleicht sogar »währenddessen« eine Überlegung wert?
• Haben Sie sich in den letzten Jahren mal das Fernsehprogramm angeschaut? Also ich wüsste da ja was Besseres, wenn Sie sich eh schon zu Tode langweilen.
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