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Hiermit legt der Verfasser den dritten Band einer Trilogie vor und wieder versucht er fiktive Fragen zu seinem bisherigen Leben mit größtmöglicher Offenheit und Ehrlichkeit zu beantworten. Der Adressat ist sein Enkel. Die Fragen entstammen sämtlich einem Erinnerungsalbum, das man in jedem Buchladen kaufen kann. Die Antworten spiegeln über die persönliche Ebene hinaus ein Stück fast ausschließlich in Berlin erlebter Zeitgeschichte wider.
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Seitenzahl: 64
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für
Elisabeth Dummin,
Kurt Fender
und
Nina Gräsler
Das Umschlagbild zeigt Ingrid und Jürgen Hembd im Spätsommer 2014 am Brunnen im Garten des Senioren-Hauses Lerchenweg, aufgenommen von Mehdi Bahmed.
Vorwort
Über Hobbies und Freizeit
01. Was hast Du früher in Deiner freien Zeit gemacht?
02. Welche Musik hast Du früher gerne gehört?
03. Welche Sänger waren damals populär? Bist Du auch mal zu einem Konzert gegangen?
04. Was war Dein Lieblingsprogramm im Radio? Bist Du dafür manchmal extra zu Hause geblieben?
05. Kannst Du Dich erinnern, wann Ihr den ersten Fernseher bekommen habt? Was war es für einer?
06. Was waren früher Deine Lieblingsbücher? Welche sind es heute?
07. Hast Du Sport getrieben? Warst Du Mitglied in einem Sportverein?
08. Was ist Dein Lieblings-Fußballverein? Und welche Fußballmeisterschaft wirst Du nie vergessen?
09. Wer ist Deiner Meinung nach der beste Sportler aller Zeiten? Warum?
10. Hast Du viel Zeit mit Heimwerken verbracht? Was war Dein größtes Heimwerkerprojekt?
11. Erinnerst Du Dich noch an Dein erstes Auto? Was für eines war es und wie viel hat es gekostet?
12. Wenn Du abends ausgegangen bist, was hast Du dann unternommen?
13. Gab es eine bestimmte Uhrzeit, zu der Du wieder zu Hause sein musstest?
14. Weißt Du noch, welchen Kinofilm Du als erstes im Kino gesehen hast?
15. Wann hast Du Deine erste Urlaubsreise unternommen? Wohin ging sie?
16... Wann bist Du das erste Mal ins Ausland gereist?
Über Lebensweisheiten und wichtige Erfahrungen
17. Welche Momente Deines Lebens würdest Du gerne noch einmal erleben?
18. Welche drei Dinge sind besonders wichtig für Dich?
19. Welche Träume, die Du früher hattest, sind in Erfüllung gegangen?
20. Gibt es Entscheidungen in Deinem Leben, die Du bedauert hast?
21. Welche Ereignisse oder Momente in Deinem Leben waren schwierig für Dich?
22. Was war die beste Entscheidung, die Du jemals getroffen hast?
23. Was war die schwierigste Entscheidung in Deinem Leben, die Du getroffen hast?
24. Welche Menschen haben Dich in Deinem Leben besonders geprägt?
25. Welche Freundschaften waren bzw. sind besonders wichtig für Dich?
26. Gab es besonders wichtige Menschen in Deinem Leben, von denen Du Abschied nehmen musstest? Wie bist Du mit dem Verlust umgegangen?
27. Welche Einstellung zum Tod hast Du? Glaubst Du an ein Leben nach dem Tod?
28. An was, hoffst Du, werden sich die Menschen nach Deinem Tod besonders erinnern?
29. Was ist eines der schönsten Dinge, die Du in Deinem Leben erreicht hast?
30. Was ist das größte Geschenk, das Dir jemand bereiten kann?
31. Was ist das Angenehmste am Älterwerden? Was sind die weniger schönen Aspekte dabei?
32. Womit beschäftigst Du dich heute am liebsten? Hast Du Hobbies?
33. Was genießt Du gegenwärtig am meisten?
34. Was findest Du, sollte jeder einmal in seinem Leben gesehen oder erlebt haben?
35. Was würdest Du tun, wenn Du noch einmal für einen Tag Kind sein dürftest?
36. Welche fünf Ratschläge fürs Leben möchtest Du mir gern auf den Weg geben?
Nachwort
Der erste Teil des Untertitels – Über Hobbies und Freizeit – lässt mich in Bezug auf meine eigene Person aufhorchen und nachdenken. Unter einem Menschen mit einem Hobby, also einem Steckenpferd, stelle ich mir jemanden vor, der sich nach getaner Arbeit praktisch in jeder verfügbaren freien Minute einer bestimmten selbstgestellten Aufgabe oder Leidenschaft hingibt.
Ich jedoch war zum Beispiel nie ein Hobbygärtner oder Autotüftler, kein Sammler von Briefmarken oder Münzen und kein Leistungssportler auf Rekordjagd. Fehlanzeige. Gern habe ich mich immer wieder bestimmten Interessengebieten gewidmet: ich habe über lange Zeit hinweg bis heute gesungen und musiziert oder gemalt und gezeichnet. Aber keine dieser Beschäftigungen war je eines meiner Identitätsmerkmale. Sie konnten ruhig eine Zeit lang schlummern, ohne dass mir daraus seelischer Schaden erwachsen wäre.
Was macht mein bisheriges Freizeitverhalten eigentlich aus?
Irgendwie habe ich mich stets im Dienst vorgefasster Wünsche und Ziele gefühlt, musste mich, wie ich meinte, stets sinnvoll beschäftigen, war von innerer Unruhe getrieben und habe zum Beispiel sogar noch in meiner unterrichtsfreien Zeit mit großer Selbstverständlichkeit meinem Beruf zugearbeitet – ziemlich unfähig, die Seele baumeln zu lassen. Ein Leistungsmensch?
Ich bekenne mich schuldig: ich habe es vermutlich nie richtig gelernt, Muße zu üben und mich treiben zu lassen. Äußerlich scheinbar ruhig, werde ich ungeduldig, wenn ich glaube aus meiner Zeit nichts „Nützliches“ machen zu können und fühle mich ständig in Aufbruchsstimmung, immer zwar in aller Ruhe auf Achse, allenthalben jedoch irgendwie auf der Suche.
Mit den Lebensweisheiten ist es gleichfalls so eine Sache! Sie erinnern mich an Kalendersprüche und diese sind oft aufdringlich fromm, formelhaft oder mit erhobenem Zeigefinger belehrend auf Wirkung bedacht und letztlich wenig richtungweisend für das tägliche Leben vor Ort. Wer sich zudem selbst für weise hält, scheidet vermutlich schon aufgrund dieser Selbsteinschätzung aus dem Rennen aus!
Oft stoßen sich unsere für uneingeschränkt gültig gehaltenen theoretischen Lebensprinzipien hart im Raum! Das Leben selbst erscheint mir dagegen sehr komplex und kaum berechenbar und seine Herausforderungen lassen sich wohl nur selten erfolgreich mit eher vereinfachenden Kurzformeln begegnen. Deshalb mag ich Ideologien nicht!
Wir können lediglich Bedingungsfaktoren des jeweiligen Geschehens analysieren und müssen aus den Umständen des Hier und Jetzt heraus mutig und zügig entscheiden – Fehlentscheidungen inbegriffen! Als Nachfahren tun wir gut daran, die Entscheidungen unserer Vorfahren immer aus deren Zeit heraus zu begreifen. Diese Gnade mögen uns auch unsere eigenen Nachkommen erweisen!
Oft genug können wir im Blick auf die Zukunft nur improvisieren und fragen uns später staunend, was wir uns zuvor bei Diesem und Jenem wohl gedacht haben mögen. Aber wir müssen nun einmal tagtäglich eine Vielzahl oft kniffliger Entscheidungen treffen, da wir bekanntlich vorwärts leben und nirgendwo endlos – sozusagen irgendwo im Niemandsland stehend – verharren können.
Schiedsrichter können ein Lied singen von falschen Tatsachenentscheidungen!
Lehrer und weitere Berufsgruppen übrigens auch!
Auf meinen Arztrechnungen stehen unter den Diagnosen stets jene Krankheiten, die bei mir gesichert seien. Ich habe sie also! Ich werde mit ihnen fertig und fühle mich im Übrigen gesund!
Wenn ich in den Spiegel meines Lebens blicke, entdecke ich Fehlentwicklungen, die ich, um beim Wort zu bleiben, für durchaus gesichert halte. Ich bin nicht etwa stolz darüber, aber ich stehe zu mir, weil mir daneben auch manches gelungen ist.
Ich passe wohl gut zu meinen Nächsten und bin einer der Ihren; denn Heilige leben vermutlich woanders!
Berlin, im Herbst 2014
Jürgen Hembd
Lass mich mit dem Jahr 1955 beginnen! Da wurde ich nämlich konfirmiert und habe mindestens fünf Züge an meiner ersten und zugleich letzten Zigarette getan. Nachmittags stand vor der Wohnungstür im ersten lichtlosen Hinterhof in der Belziger Straße 50 ein junger Mann mit einer Pudelmütze über seinem dichten schwarzen Haarschopf vor mir und lud mich mit freundlichen Worten in seine Jungschar-Gruppe an der Kirchengemeinde Alt-Schöneberg ein. Es handelte sich um Gundolf Herz, der später evangelische Theologie studierte und Pfarrer der hiesigen Landeskirche wurde.
Wir sangen einmal wöchentlich Fahrtenlieder, fanden Freude an „bunten Abenden“ im Anbau des Gemeindehauses, legten die Bibel aus, zelteten im Jagen 61 des Berliner Grunewaldes, gingen auf „Westwanderfahrt“ – mit Kochgeschirr und Gitarre und Wimpel und einem Affen auf dem Rücken. Dies war ein rucksackähnliches Holzgestell, mit Pferdefell bezogen. Wir trugen damals graue Fahrtenhemden mit einem aufgenähten Ankerkreuz und verfolgten fasziniert, wie unsere Lederhosen unterwegs allmählich immer speckiger, sprich dreckiger, wurden. In jenen Tagen lernte ich Erwin Edelmann in Zeppenfeld (Kreis Siegen) kennen, der mich als seinen Gast beherbergte und mir zum Freund wurde.