Ovids Metamorphosen - Niklas Holzberg - E-Book

Ovids Metamorphosen E-Book

Niklas Holzberg

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  • Herausgeber: C. H. Beck
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Publius Ovidius Naso wurde 43 v.Chr. in Sulmo in Mittelitalien geboren, gehörte zum Ritterstand und sollte eigentlich die römische Ämterlaufbahn einschlagen. Zum Glück für die Weltliteratur brach er diese Karriere jedoch ab und wurde Dichter in Rom. Er genoß als Autor so berühmter Werke wie etwa der Amores (Liebesgedichte), der Ars Amatoria (Liebeskunst) oder der Fasti (eines römischen Festkalenders in Versform) höchstes Ansehen, als ihn im Jahre 8 n.Chr. das Verbannungsurteil des Kaisers Augustus traf; über die Gründe dieser relegatio läßt sich nur spekulieren. Ovid jedenfalls mußte nach Tomis am Schwarzen Meer ins Exil gehen, wo er vermutlich um 17 n.Chr. starb. Sein vielleicht bedeutendstes Opus und das auf jeden Fall heute populärste Werk antiker Dichtkunst überhaupt sind die Metamorphosen. Ovid erzählt darin in über 10.000 Versen rund 250 verschiedene antike Sagen, die alle eines gemeinsam haben – die wundersame Verwandlung ihrer Protagonisten. Niklas Holzberg bietet eine informative und unterhaltsame Einführung in dieses in jeder Hinsicht zauberhafte Werk: Er erhellt den Epochenhintergrund, ordnet es in die literarische Tradition ein, erklärt seine Struktur, stellt zahlreiche der darin erzählten Geschichten vor und sagt zudem das Wichtigste zu Überlieferung und Nachleben der Metamorphosen.

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Niklas Holzberg

OVIDSMETAMORPHOSEN

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verlag C.H.Beck

 

 

Zum Buch

Publius Ovidius Naso wurde 43 v. Chr. in Sulmo in Mittelitalien geboren, gehörte zum Ritterstand und sollte eigentlich die römische Ämterlaufbahn einschlagen. Zum Glück für die Weltliteratur brach er diese Karriere jedoch ab und wurde Dichter in Rom. Er genoß als Autor so berühmter Werke wie etwa der Amores (Liebesgedichte), der Ars Amatoria (Liebeskunst) oder der Fasti (eines römischen Festkalenders in Versform) höchstes Ansehen, als ihn im Jahre 8 n. Chr. das Verbannungsurteil des Kaisers Augustus traf; über die Gründe dieser relegatio läßt sich nur spekulieren. Ovid jedenfalls mußte nach Tomis am Schwarzen Meer ins Exil gehen, wo er vermutlich um 17 n. Chr. starb.

Sein vielleicht bedeutendstes Opus und das auf jeden Fall heute populärste Werk antiker Dichtkunst überhaupt sind die Metamorphosen. Ovid erzählt darin in über 10.000 Versen rund 250 verschiedene antike Sagen, die alle eines gemeinsam haben – die wundersame Verwandlung ihrer Protagonisten. Niklas Holzberg bietet eine informative und unterhaltsame Einführung in dieses in jeder Hinsicht zauberhafte Werk: Er erhellt den Epochenhintergrund, ordnet es in die literarische Tradition ein, erklärt seine Struktur, stellt zahlreiche der darin erzählten Geschichten vor und sagt zudem das Wichtigste zu Überlieferung und Nachleben der Metamorphosen.

Über den Autor

Niklas Holzberg lehrt als international renommierter Wissenschaftler Klassische Philologie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Im Verlag C.H.Beck ist von ihm lieferbar: Ovid. Leben und Werk (32005); Catull. Der Dichter und sein erotisches Werk (32003); Applaus für Venus. Die 100 schönsten Liebesgedichte der Antike (2004); Vergil. Dichter und Werk (2006); Horaz. Dichter und Werk (2009); Aristophanes. Sex und Spott und Politik (2010).

Für Daniel Mackay Holzberg

Inhalt

  I. Vorwort

 II. Werkübergreifende Aspekte

1. Ovids Werdegang bis zu den Metamorphosen

2. Der augusteische Kontext

3. Die literarische Tradition

4. Die Werkstruktur

III. Werkanalyse

1. Die erste Pentade

Buch 1

Apollo und Daphne

Buch 2

Buch 3

Buch 4

Buch 5

2. Die zweite Pentade

Buch 6

Buch 7

Buch 8

Dädalus und Ikarus

Buch 9

Buch 10

3. Die dritte Pentade

Buch 11

Buch 12

Buch 13

Buch 14

Buch 15

Caesar, Augustus und Ovid

 IV. Überlieferung und Nachleben

 

Weiterführende Literatur

Register

I. Vorwort

Als ich von 1969–1972 in Erlangen studierte, wurden in den acht Semestern, während derer ich am Institut für Alte Sprachen meine Ausbildung erhielt, weder Vorlesungen noch Seminare über Ovid angeboten. Gewiß, der damalige Vorstand der kooptierten Abteilung für Mittellateinische Philologie, Paul Klopsch, beschäftigte sich mit dem Autor von einst so wirkungsmächtigen Texten wie der Liebeskunst und den Metamorphosen. Doch ihn interessierten lediglich die inhaltlich zum größten Teil eher enttäuschenden Pseudo-Ovidiana des Mittelalters, und hier vor allem Probleme der handschriftlichen Überlieferung sowie der Edition. Im Hinblick auf meine Abschlußexamina mußte ich natürlich über den Dichter informiert sein, aber in den einschlägigen Handbüchern war immer wieder zu lesen, Ovid sei ein unorigineller und überdies frivoler Autor. Der große Latinist Friedrich Klinger schloß den Dichter sogar von seiner erstmals 1943 publizierten, mehrfach aufgelegten und dabei stetig erweiterten Aufsatzsammlung Römische Geisteswelt aus.

Seit etwa der Mitte der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts hat sich diese Situation grundlegend geändert, ja in ihr Gegenteil verkehrt: Ovid gehört heute zu den von klassischen Philologen am häufigsten erforschten antiken Autoren und erfreut sich besonders bei denjenigen, die Texte mit den Methoden der modernen Literaturwissenschaft analysieren, höchster Wertschätzung. Jährlich erscheinen mehrere Monographien über den Dichter, in kaum einem neuen von Altphilologen edierten Zeitschriftenfaszikel fehlt ein Aufsatz über ihn, und Ovid-Tagungen erleben enormen Zulauf. Dem entspricht, daß die Studierenden der Latinistik überall in der Welt an den Hochschulen ein reiches Angebot an Lehrveranstaltungen über den Dichter erwartet. Sie finden in der Regel auch großen Gefallen an ihm, und das trifft sogar, wie ich selbst feststellen konnte, auf viele ihrer für verwandte Fächer eingeschriebenen Kommilitonen zu: Als ich im Sommer 2004 in München für Germanisten und Komparatisten eine Vorlesung über die Metamorphosen ankündigte, konnte ich über 300 Hörer dafür gewinnen.

Das Buch der mythischen Verwandlungen ist nicht zuletzt auch deswegen sehr beliebt, weil es in jüngster Zeit von postmodernen Autoren mehrerer Länder der Welt in narrativen und lyrischen Texten rezipiert wurde. Deshalb schien es mir gerechtfertigt, das vorliegende Brevier über die Metamorphosen nicht nur als bequemes Repertorium für Schüler, die Latein lernen, und Studenten der Klassischen Philologie, sondern auch als Einführung für einen möglichst breiten Leserkreis zu konzipieren; so erklärt es sich zum Beispiel, daß ich Zitate aus antiken Texten nur in deutscher Übersetzung vorlege. Um ein möglichst komplexes Bild von den Metamorphosen zu geben, spreche ich nach werkübergreifenden Vorbemerkungen sämtliche 15 Bücher der Reihe nach durch. Außerdem lege ich drei exemplarische Interpretationen ausgewählter Verwandlungsgeschichten vor.

Gewidmet ist das Büchlein meinem Sohn Daniel Mackay, damit der während des laufenden Schuljahrs im Gymnasium zur Lektüre der Metamorphosen Verpflichtete und deshalb etwas Frustrierte eines nicht vergißt: Als Achtjähriger schrieb er in seiner Freude an einigen erstmals gehörten Verwandlungsmythen das Büchlein «A Little Bit About Ovid».

München, im Frühjahr 2007

Niklas Holzberg

II. Werkübergreifende Aspekte

Wie die moderne ist auch die antike Poesie besser zu verstehen, wenn man nicht einfach nur den Text liest und sich mit den wichtigsten Erläuterungen zu Namen und Sachen begnügt, sondern sich zudem einen Überblick über die historischen und literarischen Voraussetzungen sowie den Gesamtaufbau des Werkes verschafft. Das gilt in sehr hohem Maße für die Metamorphosen, da Ovid hier Bezüge zur eigenen Zeit herstellt, ausgiebig auf die verschiedensten Werke der griechischen und römischen Literatur anspielt und von den Lesern offensichtlich erwartet, daß sie sein Opus von Anfang bis Ende als ein «ununterbrochenes» (1.4: perpetuum) lesen und dabei das Ganze im Auge behalten. Im folgenden sollen deshalb zunächst Ovids Leben und Werk bis zur Abfassung der Metamorphosen und der Kontext der augusteischen Epoche, dann die Vielfalt der vom Dichter «zitierten» Poesie und Prosa und schließlich der uns vorliegende Text als Gesamtkunstwerk betrachtet werden.

1. Ovids Werdegang bis zu den Metamorphosen

Das erste Gedicht in der Elegiensammlung Amores (Liebeserfahrungen), die Ovid um 15 v. Chr. in Rom als sein erstes Werk publizierte, beginnt wie Vergils Aeneis mit dem Wort Arma (Waffen). Aber während in dem Epos Waffen, die im Krieg eingesetzt werden, eine wichtige Rolle spielen, läßt Ovids persona, der Ich-Sprecher der Amores, sich von dem Vorhaben, über Waffentaten zu dichten, durch den Liebesgott Amor abbringen. Dieser stiehlt nämlich gleich von dem zweiten Hexameter, dem sechshebigen Metrum des Epos, einen Versfuß, so daß nur ein fünfhebiger Pentameter zustande kommt und der Dichter abwechselnd Hexameter und Pentameter, also elegische Distichen schreiben muß. Das aber bedeutet: Sein Thema sind nunmehr die elegische Liebe und die von ihm damit gemachten Erfahrungen. Erotik dominiert auch in den anderen poetischen Werken, die Ovid nachweislich vor den Metamorphosen verfaßte. Gleichwohl dichtete er weiterhin mit Blick auf Vergil, da er wie der Autor von Bucolica, Georgica und Aeneis sein poetisches Œuvre systematisch konzipierte. Hatte Vergil in dreistufigem Voranschreiten seiner als «Kleinpoesie» geltenden Hirtendichtung das auf höherem Niveau stehende Lehrgedicht über den Landbau und schließlich sein Epos als die angesehenste aller poetischen Gattungen folgen lassen, so schrieb auch Ovid, bevor er sich mit den Metamorphosen auf das Gebiet des epischen Genres wagte, zunächst Kleindichtung und dann didaktische Poesie.

Auf den beiden ersten Stufen seines Werdegangs begnügte Ovid sich freilich mit der erotischen Thematik, setzte aber dem jeweils einen Werk Vergils stets zwei Dichtungen entgegen: den Bucolica nicht nur die Amores, sondern auch die 15 Epistulae Heroidum (elegische Versepisteln mythischer Frauen und Sapphos), und den Georgica die wie Amores und Epistulae in elegischen Distichen geschriebenen Lehrgedichte Ars amatoria (Liebeskunst) und Remedia amoris (Liebestherapie). Alle diese Werke hatte Ovid, wie sich Anspielungen in Ars und Remedia entnehmen läßt, bis spätestens 4 n. Chr. fertiggestellt. Damals war der Dichter, der sich nun stolz als «Vergil der Elegie» bezeichnen konnte (Rem. 395f.), 47 Jahre alt. Am 20. März 43 v. Chr. in Sulmo im Pälignerland aus altem Rittergeschlecht geboren, hatte Publius Ovidius Naso, wie er mit vollem Namen hieß, nach dem Rhetorikstudium in Rom und der Ausübung unterer Ämter in der Administration der Stadt die sich ihm anschließend eröffnende senatorische Laufbahn nicht eingeschlagen, sondern sich ganz auf das Verseschreiben verlegt; mit Hilfe ausreichender finanzieller Mittel konnte er sich das offenbar leisten. Wie der Dichter, der dreimal verheiratet war und eine Tochter hatte, in Rom lebte, entzieht sich unserer Kenntnis. Aber wir wissen, daß er die Stadt im Jahre 8 n. Chr. für immer verlassen mußte: Kaiser Augustus, der Prinzeps, hatte ihn aus Gründen, die teilweise im dunkeln liegen (S. 15–17), nach Tomi am Schwarzen Meer in der Gegend des heutigen Costanza verbannt. Dort dürfte er etwa neun Jahre später (um 17 n. Chr.) gestorben sein.