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Ein Krieg endet, ein anderer beginnt. Das Imperium der Garde wurde zu Fall gebracht. Zumindest könnte man das glauben. Nach der verheerenden Schlacht um den Planeten Asgard richtet sich die Aufmerksamkeit aller Menschen auf das Eden-System, in dem die unrechtmäßige Machtübernahme des neuen Kanzlers einen blutigen Bürgerkrieg entbrennen lässt. Zwei Jahre nach diesem Ereignis sind die Besatzungen der Black-Arrow und Silence immer noch voneinander getrennt und im All verstreut. Jedoch ist eine Wiedervereinigung unvermeidlich, ebenso wie die Rückkehr berüchtigter Persönlichkeiten. Allerdings bringt das viele Probleme mit sich. Unerwartete Hindernisse und erbarmungslose Schicksalsschläge bringen viele Besatzungsmitglieder beider Schiffe an ihre Grenzen. Grenzen, die eines Tages unfreiwillig überschritten werden müssen und ihnen einiges abverlangen. Von der Schwarzen Legion fehlt jede Spur, seit die legendäre Destiny zerstört wurde. Allerdings wird sie mehr gebraucht als je zuvor. Die Konflikte privater Militärunternehmen sowie Kriege jenseits menschlicher Grenzgebiete nehmen unaufhörlich zu. Eine Rückkehr der Legion ist demnach nur eine Frage der Zeit. Aus den dunklen Untiefen des Weltraums erhebt sich derweil ein Geheimbund, mit dem Ziel, die autokratische Regierung Edens zu stürzen. Die Herkunft dieses Ordens wirft dabei ebenso viele Fragen auf wie die Tatsache, dass seine Anhänger Zugang zu der Technologie der lange untergegangenen Zivilisation der sogenannten Utopier haben. Wie Geister beeinflussen sie unbemerkt den Verlauf des Krieges und wenden unkonventionelle Methoden an.
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Seitenzahl: 540
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Kapitel 1: Verlorener Kurs
Kapitel 2: Ritter im Schatten
Kapitel 3: Die Asche von Eden
Kapitel 4: Kein Weg zurück
Kapitel 5: Überleben
Kapitel 6: Vergeltung
Kapitel 7: Blutiger Schnee
Kapitel 8: Verfluchte Seelen
Kapitel 9: Aufeinandertreffen
Kapitel 10: Soldaten und Krieger
Kapitel 11: Das Ende einer Ära
Impressum
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Die Fortsetzung von:
JENSEITS DES
UNBEKANNTEN
Es ist das Jahr 2337. Die Vereinten Systeme haben das Garde-Imperium und dessen Heimatwelt, Asgard, zu Fall gebracht. Einer der blutigsten Kriege der Menschheitsgeschichte geht damit zu Ende, jedoch bleibt das Chaos bestehen. Der ehemalige Verteidigungsminister und stellvertretende Kanzler, General Adams, ernennt sich zu einem Alleinherrscher, womit er einen Bürgerkrieg provoziert. Die Reste der Garde sammeln sich in den Untiefen des schwarzen Weltalls. Während all dem treiben die Trümmer des einst größten Schlachtschiffes der Menschen über dem Ring von Asgard.
Die Destiny ist zerstört und die Schwarze Legion wurde bis auf ein paar Überlebende nahezu vollständig vernichtet. Die Black-Arrow, das schnellste und berühmteste Raumschiff der Menschheit, ist verschwunden. Ebenso ihr Commander, Connor Raven. Die Crewmitglieder, die im Orbit von Asgard während eines Entermanövers verhaftet werden konnten, sind jetzt auf dem Weg zum neuen Machtzentrum der Menschheit, dem Eden-System.
Ähnlich geht es den Kopfgeldjägern der Silence. Ohne ihren Anführer, Dylan Sykes, sind sie der Staatsgewalt vollkommen ausgeliefert.
Die von der Schlacht gezeichnete Eden-Flotte trifft in dem Sternensystem ein und fliegt auf ihre Heimat zu, in den Orbit des Gasriesen Horus hinein, wo drei habitable Monde ihre Bahnen ziehen.
Es geht an dem innersten Vulkanmond Osiris und dem dahinter liegenden Wüstenmond Hyena vorbei. Die Schiffe machen sich für einen Landeanflug auf das grün-blaue Initium Novum bereit, wobei sie an einigen Raumstationen vorbeikommen. Eine dieser Stationen ist ein Hochsicherheitsgefängnis. Eines der Transportschiffe landet dort in einem der geschützten Hangars und bringt neue Gefangene. Unter den Frauen ist Kyra Hades. Sie wird abgeführt und wie alle Insassen registriert. Dazu bekommt sie einen grauen Sträflingsanzug. Begleitet von zwei Wachen, wird sie durch die Gänge geführt.
Hades: „Das ist ein Irrtum. Ich habe nie ein Verbrechen begangen. Ich will jemanden anrufen!“
Wache: „Keine Anrufe!“
Die beiden stoßen Kyra in eine Zelle, wobei sie zu Boden fällt. Als sie sich wieder aufrichtet, muss sie feststellen, dass sie in der Zelle nicht allein ist. Auf einem der beiden Betten sitzt eine andere Frau. Es ist Miranda Spicer von der Silence.
Miranda: „Willkommen.“
Hades: „Ich kenne dich irgendwoher. Scheiße! Du gehörst zu diesen Kopfgeldjägern. Zu diesem Sykes.“
Kyra weicht zurück und klopft an die Zellentür.
Hades: „Hey! Holt mich hier raus! Hilfe!“
Niemand auf dem Gang schenkt ihr Aufmerksamkeit.
Miranda: „Ich tue dir nichts, solange du mir keinen Grund dafür gibst.“
Hades: „Warum sollte ich dir glauben? Du bist eine Kriminelle.“
Miranda: „Du doch auch. Schon gemerkt, dass du dich hier in einem Gefängnis befindest?“
Hades: (Seufzt) „Lass mich in Ruhe. Ich will nicht mit dir reden.“
Sie sind sich gegenseitig abgeneigt, aufgrund der unangenehmen gemeinsamen Aufeinandertreffen in der Vergangenheit. Durch eine schmale Klappe in der Zellentür werden zwei Essenstabletts geschoben. Darauf befindet sich vorwiegend Fleisch. Demnach tut Kyra nichts anderes, als auf das Essen zu starren.
Miranda: „Keinen Hunger?“
Hades: „Ich esse das nicht.“
Miranda: „Wieso? Gut schmecken tut es bestimmt nicht, aber es ist besser als nichts.“
Hades: „Ich esse kein Fleisch. Generell nichts von Tieren.“
Miranda: „Die Tiere sind extra für dich gestorben.“
Hades: „Sehr schlechtes Argument. Iss du es doch.“
Miranda: „Da sage ich nicht nein.“
In den kommenden Tagen gibt Kyra ihr Essen jedes Mal ab. Ihre Behaglichkeit, kein Fleisch zu essen, hungert sie jeden Tag weiter aus.
So lange, bis es ihr gesundheitlich immer schlechter geht.
Miranda und Kyra ignorieren sich gegenseitig. Jedoch fühlt sich Miranda eines Abends dazu genötigt, etwas zu Kyras Hungerstreik zu sagen.
Miranda: „Hör auf damit! Du tust dir damit selbst keinen Gefallen. Es geht hier nicht mehr um Stolz, Ideale oder Ethik. Es geht ums Überleben. Dein Überleben!“
Miranda lässt eine ihrer doppelten Portionen liegen. Kyra antwortet darauf nicht und schaut nicht einmal zu ihr. Doch nach einigen Stunden, während denen Miranda nachdenklich aus dem Fenster blickt, setzt Kyra sich an den kleinen Tisch und isst seit über einem Jahrzehnt wieder Fleisch. Ihr Gesichtsausdruck scheint leer. Jedoch ist sie innerlich von sich selbst enttäuscht.
Nach einem Monat Isolationshaft dürfen die beiden zum ersten Mal ihre Zelle verlassen. Das Gefängnisabteil ist ausschließlich für weibliche Insassen. Jedoch sind diese ebenso kriminell und aggressiv wie die männlichen Sträflinge auf der anderen Seite der Station. In einem Aufenthaltsraum mit Essensausgabe holen sich die beiden etwas zu essen. Das ängstliche und zurückhaltende Auftreten von Kyra wird allerdings schnell zu einer Zielscheibe für die anderen. Als Kyra sich einen abgelegenen Platz sucht, schlägt man ihr das Tablett aus der Hand. Während man über sie lacht, hebt sie ihr Essen wieder auf und wendet ihren Blick niemandem zu. Mit gesenktem Kopf setzt sie sich in die äußerste Ecke des Raumes. Miranda schaut von der anderen Seite aus zu. Sie scheint langsam Mitleid für Kyra zu empfinden. Nachdem sie beide am Abend wieder in ihrer Zelle sind, lässt ein Gespräch nicht lange auf sich warten.
Miranda: „Du bist in keinster Weise aggressiv oder kriminell. Sag mir, wie kommt ein so unschuldiges Mädchen wie du in so einen Knast?“
Hades: „Zur falschen Zeit, am falschen Ort gewesen. Warum du hier bist, kann ich mir denken.“
Miranda: „Diese Ausrede kenne ich irgendwoher. Was bist du? Was hattest du für einen Job, dass man dich in einen Hochsicherheitsknast bringt?“
Hades: „Ich war die Botanikerin auf der Black-Arrow. Ich hatte mit Pflanzen zu tun. Mehr nicht. Während der Schlacht um Asgard hat man uns geentert und etwa die Hälfte der Crew festgenommen. Das Schiff konnte entkommen.“
Miranda: „Du gehörst hier nicht hin.“
Hades: „Ich weiß. Raven wird kommen und mich hier rausholen.“
Miranda: „Bist du dir da sicher?“
Hades: „Ich vertraue ihm. Ich liebe ihn und er liebt mich.“
Miranda: „Ihr wart zusammen?“
Hades: „Wir sind ... Er wird kommen. Das weiß ich.“
Miranda: „Ich hoffe für dich, dass du recht hast.“
Tage und Wochen vergehen. Doch sich an den Gefängnisalltag zu gewöhnen, ist für Kyra undenkbar. Vor allem, weil sie ein gefundenes Fressen für die anderen Insassen ist. Eines Abends kommt sie mit blutender Lippe und blauen Flecken im Gesicht zurück in die Zelle.
Miranda: „Fuck, was ist denn mit dir passiert?“
Hades: „Da stehen doch Wachen im Aufenthaltsraum. Wieso machen die nichts?“
Miranda: „Sie sind korrupt.“
Hades: „Warum setzen die dann keine Wachandroiden ein?“
Miranda: „Weil man die nicht bestechen kann.“
Kyra setzt sich entsetzt auf ihr Bett.
Hades: „Ich hasse es hier. Sag mal, wieso bist du überhaupt hier gelandet?“
Miranda: „Es lief alles schief, was schieflaufen konnte. Nachdem wir euch in eurem Anwesen überfallen haben, wollten wir uns einen Ort suchen, an dem wir uns vor den Kopfgeldjägern verstecken wollten.
Den Ort haben wir auch gefunden, doch dann fand uns auch irgendwann die elysianische Spezialpolizei. Danach wurden wir alle in unserem eigenen Schiff festgenommen. Alle außer Dylan.“
Hades: „Dylan Sykes ... Wie war er so?“
Miranda: „Was interessiert dich das?“
Hades: „Neugier?“
Miranda: „Er war impulsiv. Von Hass erfüllt. Auf sich selbst und auf die ganze Menschheit. Niemand kann es ihm übelnehmen. Er hatte eine echt beschissene Kindheit und hat eine Menge durchmachen müssen. Er sah nur das Schlechte in allem. Das Gute wollte er von sich abstoßen. Obwohl ihn letztendlich Rache und sein Selbsthass zerfressen haben, war er tief im Inneren immer ein guter Mensch.
Etwas Seelenfrieden hätte ihm gutgetan. Als die Polizei uns beinahe in die Mangel genommen hatte, sagte Dylan, er würde sie ablenken und uns damit die Flucht ermöglichen. Als wir dann jedoch bei der Silence ankamen, liefen wir in eine Falle. Über den Funk bekamen wir gerade noch so mit, dass sie Dylan eliminiert hätten. Ich weiß nicht, ob er uns so retten oder sich für uns opfern wollte.“
Hades: „Ich weiß leider nicht, ob mir das leidtun sollte. Schließlich hat er unser aller Leben zerstört und einen meiner Freunde umgebracht.“
Miranda: „Raven hat auch einen unserer Freunde getötet. Aber ich weiß selbst, dass das kein Ausgleich ist.“
Hades: „Warum habt ihr uns überhaupt gejagt? Warum ausgerechnet uns?“
Miranda: „Sykes wurde auf Hyena einmal von Eden-Commandos entführt. Er brach aus dem Gefängnis aus und hatte einen Auftrag mitgenommen. Wer auch immer ihn entführt hat, bot uns eine Menge Geld und einen Freischein für alle Verbrechen im Eden-System.“
Hades: „Ihr wisst nicht, wer der Auftraggeber ist?“
Miranda: „Nein. Sykes wusste es auch nicht. Er schien allerdings für das Militär gearbeitet zu haben.“
Hades: „Ich könnte mir gerade nur eine einzige Person vorstellen, die dafür infrage kommt. General Adams.“
Miranda: „Euer neuer Kanzler? Entschuldigung. Diktator?“
Hades: „Er hasst Raven, seit er mit der Black-Arrow aufgetaucht ist.
Er hat auch das Enterkommando veranlasst, welches unsere Crew festgenommen hat.“
Miranda: „Dann scheinen wir wohl einen gemeinsamen Feind zu haben.“
Hades: „Ja. Aber das macht uns noch lange nicht zu Freunden.“
Miranda lacht leise.
Miranda: „Du warst mit deinem Commander zusammen? Wie war Raven?“
Hades: „Als Freund oder Commander?“
Miranda: „Beides?“
Hades: „Er ist ein guter Anführer. Rücksichtsvoll, freundlich, zielstrebig, überzeugt und selbstlos, aber auch sehr geheimnisvoll.
Was er alles auf Utopia erlebt hat, hat ihn geprägt. Er musste viel ertragen und einstecken. Doch auch er schien in letzter Zeit eine Existenzkrise zu haben. Zuletzt geriet er durch ein Alien-Portal in eine Zwischenwelt zwischen den Universen.“
Miranda: (Schaut verwirrt) „Was?“
Hades: „Wir verfolgten die Spuren einer uralten Spezies. Irgendwo in der Andromedagalaxie traf er auf etwas. Es zeigte ihm die Wirklichkeit der Realität und das Universum. Aber diese Begegnung veränderte ihn irgendwie.“
Miranda: „Dass ihr hinter alten Zivilisationen her wart, wusste ich schon irgendwie. Aber das klingt wirklich irre. Du musst mir davon erzählen.“
Hades: „Das könnte einige Zeit dauern.“
Miranda: (Lacht) „Ich habe gerade keine Termine. Ich habe Zeit.“
Im Laufe des Abends erzählt Kyra von den geheimnisvollen Utopiern und Raven. Während sie anschließend Geschichten über Raven und Sykes austauschen, stellen sie fest, dass sich die beiden eigentlich gar nicht so unähnlich sind.
Einige Tage später, als Kyra durch den Aufenthaltsraum läuft, stellt man ihr ein Bein. Sie stürzt und verteilt dabei ihr Essen über den Boden. Diesmal bleibt es jedoch nicht nur bei einfachem Gelächter.
Als sie versucht aufzustehen, wird sie wieder umgeschubst. Da sie sich auch nicht dagegen wehrt, dauert es nicht lange, bis sie auch geschlagen und getreten wird. Während sich um die Prügelei eine Menschengruppe versammelt, kommt Miranda von der anderen Seite des Raumes hinzu. Mit einem wütenden Gesichtsausdruck geht sie zielstrebig durch die Menge, packt sich die Frau, die gerade auf Kyra eintritt und wirft sie über den Tisch. Drei andere Insassinnen kommen sofort aggressiv auf sie zu. Miranda schnappt sich ein Tablett und benutzt es als Waffe. Ihre Schläge sind so schnell, dass man sie mit bloßem Auge kaum verfolgen kann. Mit Tritten, Armhebeln und Würfen kämpft Miranda gegen jeden, der auf Kyra losgegangen ist.
Einige Blutspritzer auf der Tischplatte später kommen mehrere Wachen mit Betäubungsstäben in den Raum. Durch einen Elektroschock werden Miranda und Kyra von den anderen getrennt und zurück in die Zelle gebracht. Diese Aktion wird sie nun zwei Monate Isolationshaft kosten.
Hades: „Danke für deine Hilfe.“
Miranda: „Warum wehrst oder verteidigst du dich nicht?“
Hades: „Ich kann so etwas nicht.“
Miranda: „Was? Dann lass mich es dir zeigen. So bist du zumindest nicht komplett hilflos.“
Hades: „Du wirst mir helfen?“
Miranda: „Auf die Hilfe anderer zu vertrauen, ist immer mit einem Risiko verbunden. Was ist, wenn sie es doch nicht schaffen oder die Sache am Ende noch verschlimmern? Ich werde dir zeigen, wie du dir selbst helfen kannst.“
Sie beginnen mit einem kleinen Training, Miranda schlägt mehrmals aus verschiedenen Richtungen auf Kyra ein. Fürs Erste ist ihre einzige Aufgabe das Abblocken. Doch auch bei dieser einfachen Übung lässt Kyras Konzentration und Kondition schnell nach. Nach einigen Tagen voller Grundtechniken kommen auch schon die ersten Selbstzweifel auf.
Hades: „Was bringt es mir zu lernen, wie man kämpft, wenn wir keine Waffen benutzen können?“
Miranda: „Bevor du lernst, mit Waffen zu kämpfen, muss dein Körper zu einer Waffe werden.“
Hades: „Sehe ich aus wie eine Waffe?“
Miranda: „Noch nicht. Fangen wir damit an, deinen Körper fit zu machen. Wie viele Liegestützen kannst du?“
Hades: (Den Kopf schüttelnd) „Nicht einmal zehn.“
Miranda: (Grinsend) „Das werden wir ändern.“
Ein hartes und anstrengendes Fitnesstraining steht Kyra bevor.
Begleitet von Tagen voller Schmerz und Muskelkater. Diverse Trainingsübungen verteilen sich auf den ganzen Tag. Jede davon kräftezehrender als die anderen. Nach einigen Wochen jedoch reicht es Kyra.
Hades: (Sauer) „Ich will das nicht mehr. Mir tut alles weh und ich spüre keine Fortschritte. Ich mühe mich ab für nichts.“
Miranda: „Keine Fortschritte? Du steigerst dich jeden Tag. Stück für Stück. Es kann lange dauern, aber am Ende wirst du den Unterschied merken. Bleib dran! Beiß dich durch! Lass dich von deinen Schmerzen antreiben! Die Anstrengung bleibt immer gleich, aber du kommst jeden Tag weiter. Je öfter du deine Grenzen überschreitest, umso weiter dehnst du sie aus.“
Hades: „Eindeutig hört sich das einfacher an als getan.“
Miranda: „Natürlich, sonst könnte es jeder.“
Eines Abends sitzen die beiden in ihrer Zelle am Tisch und essen.
Ohne noch wirklich darüber nachzudenken, isst Kyra alles, was sie bekommt. Egal, ob es sich dabei sogar um Fleisch handelt.
Hades: „Ich habe da mal eine Frage an dich. Warum bist du so geworden, wie du bist? Was war der Grund dafür? Ich meine, nicht jeder wird mal eben zu einer Kampfmaschine. Vor allem nicht als Frau.“
Miranda: „Na ja. Ich habe viel durchgemacht. Freunde und Kinder verloren.“
Hades: „Kinder?“
Miranda: „Mein Sohn tötete meine Tochter aus Spaß. Danach ist meine Familie für mich gestorben. Ich sah überall nur noch Feinde, konnte niemandem vertrauen. Irgendwann wendete ich dieser Gesellschaft den Rücken zu und entdeckte das Leben einer Gesetzlosen für mich. Ich wollte mein altes Leben hinter mir lassen und machte einen Neuanfang. Ich konnte sein, wer ich sein wollte, konnte überall hin, wo ich hinwollte. Ich hatte jede Freiheit.
Irgendwann stieß ich dann auf die Kopfgeldjäger. Menschen, die es verdient haben, in den Arsch zu treten wurde für mich zum Hobby und letztendlich zum Beruf. Dann lernte ich auch Dylan kennen und bewahrte ihn vielleicht das ein oder andere Mal davor, etwas Dummes zu tun.“
Hades: „Ich finde, du bist viel zu gutmütig und selbstlos dafür, dass du eine gesetzlose Kopfgeldjägerin bist.“
Miranda: „Da hast du vielleicht recht. Aber unsere Erlebnisse und Erfahrungen machen aus uns, was wir sind. Sich selbst zu akzeptieren, ist der erste Schritt, den Krieg gegen sein Gewissen zu gewinnen.“
Hades: „Miranda Spicer. Eine Kopfgeldjägerin voller Weisheit.“
Sie lachen gemeinsam.
Hades: „Immerhin bin ich in diesem trostlosen Gefängnis in guter Gesellschaft.“
Miranda: „Darüber würde ich gerne mit dir reden. Ich habe nicht vor, hier zu bleiben. Ich will ausbrechen.“
Hades: „Ausbrechen? Das ist eine Raumstation. Wie willst du das schaffen?“
Miranda: „Mit deiner Hilfe.“
Hades: „Wie soll ich dir dabei helfen?“
Miranda: „Ich muss dich vorbereiten und trainieren. Währenddessen planen wir heimlich unser Vorhaben.“
Hades: „Wie lang wird das dauern?“
Miranda: „So lange, wie du brauchst, um bereit zu sein.“
Hades: „Und wann bin ich bereit?“
Miranda: „Das werde ich dir dann sagen.“
Hades: „Du scheinst ziemlich zuversichtlich zu sein, was das angeht.“
Miranda: „Das ist nicht mein erstes Gefängnis. Man bezeichnet diese Station nur als Hochsicherheitsgefängnis, weil man der Meinung ist, von Raumstationen nicht fliehen zu können. Wir werden uns allerdings ein Shuttle schnappen.“
Hades: „Wäre es nicht einfacher, eine Rettungskapsel zu stehlen?“
Miranda: „Die haben einen vorberechneten Kurs. Die Polizei würde vor uns am Landeplatz warten. Ein Shuttle ist der einzige Weg, aber dafür werden wir gut kämpfen müssen.“
Hades: „Was auch sonst?“
Jeden Tag machen sie zusammen Sport, unterbrochen von einem knallharten Kampftraining. Zu den Zeiten, in denen die Wachen den Gang nicht patrouillieren, ist das Kampftraining am intensivsten.
Ob boxen, Kicks, Hebel oder kämpfen mit improvisierten Waffen.
Kyra wird auf alles vorbereitet und verbessert sich jeden Tag. Ihre Schläge werden schneller und präziser. Während eines Trainings fängt Miranda an, beim Kämpfen verschiedenste Druckpunkte einzusetzen.
Mit ihren Fingern sticht sie immer wieder zwischen einzelne Muskeln.
Diese Druckpunkte erzeugen bei Kyra Schmerzen, welche ihre gesamte Kraft blockieren.
Hades: „Aua! Das tut weh. Woher weißt du, wo du hindrücken musst?“
Miranda: (Amüsiert) „Ich zeige es dir.“
Mit einem schadenfrohen Lächeln im Gesicht sticht Miranda auf Kyra herum. Es scheint fast so, als wäre zwischen ihnen eine gute Freundschaft entstanden.
Hades: „Ich habe Raven öfter beim Kampftraining zugesehen.
Vielleicht können wir ein paar Dinge davon ausprobieren.“
Miranda: „Das ist gut. Ich habe viel von Sykes gelernt. Vielleicht werden wir beide zusammen noch gefährlicher, als die beiden es waren.“
Es ist nun ein ganzes Jahr her, seit Miranda und Kyra inhaftiert wurden. Aus Kyra ist eine richtige Kämpferin geworden. Sie hat zwar noch nicht die Erfahrungen von Miranda, jedoch kann sie sich im Nahkampf gut gegen sie behaupten. Eines Tages unterhalten sich die beiden während eines Kampftrainings. Sie scheinen sich dabei mühelos gegenseitig auszukontern. Das Training scheint sich ausgezahlt zu haben.
Hades: „Sind deine roten Haare eigentlich echt?“
Miranda: „Ja, sind sie. Wieso?“
Hades: „Diese knallig dunkle Farbe gefällt mir.“
Miranda: „Danke.“
Nach dem Training sitzt Kyra eine lange Zeit vor dem Fenster und starrt auf die Oberfläche von Initium Novum. Miranda kommt dabei gerade aus dem Aufenthaltsraum zurück.
Miranda: „Morgen soll ein Shuttle kommen. Das ist unsere Chance.“
Hades: „Ist es schon so weit?“
Miranda: „Wie fühlst du dich?“
Hades: „Ich habe Angst. Angst, dass das, was ich tue, nicht ausreicht.
Dass all die Vorbereitung umsonst ist, und dass ich mit all dem scheitern könnte.“
Miranda: „Angst entsteht in deinem Kopf. Es ist gut, sie zu haben. Sie bereitet dich auf schwierige Situationen vor, macht dich konzentrierter. Sie schärft deine Sinne für den entscheidenden Augenblick. Doch im Laufe der menschlichen Evolution hat die Angst ihre ursprüngliche Aufgabe des Überlebens verloren. Heute fürchtet man sich vor Dingen, die nicht existieren, Situationen, die nicht stattfinden oder Gefühlen, die man nicht haben will. Man muss lernen, die Angst zu kanalisieren und seinen Urinstinkt wiederzuerwecken.
Die Angst für seinen Vorteil zu nutzen und sich nicht von ihr fertig machen zu lassen. Gefahren sind real, aber Angst ist eine Kopfsache.“
Hades: „Das ist weise. Wer hat dir das beigebracht?“
Miranda: „Dylan Sykes. Und er lernte es von seinen Mentoren.“
Hades: „Wir werden uns morgen also zu einem Shuttle durchkämpfen.
Wäre es nicht einfacher, die Wachen zu bestechen, anstatt gegen sie alle zu kämpfen?“
Miranda: „Was glaubst du, wie man männliche Wachen in einem Frauengefängnis besticht?“
Hades: „Ähm. Stimmt. Du hast recht. Glaubst du, ich bin bereit?“
Miranda: „Das bist du.“
Am nächsten Nachmittag landet das Shuttle im Hangar. Die Gefangenen werden abtransportiert und registriert. Kurz darauf soll der Ausbruch beginnen. Durch ein plötzliches Feuer in der Textilfabrik des Gefängnisses ist der Großteil der Wachen abgelenkt. Sämtliche Türen in der Station sollen verriegelt werden. Doch Miranda hat insgeheim alle Fluchttüren sabotiert. Während des Alarms rennen die beiden durch die Gänge, wobei es allerdings nicht lange dauert, bis sie durch die Videoüberwachung entdeckt werden. Neben dem Feueralarm ertönt nun auch ein zweiter Alarmton.
Miranda: „Die werden das Shuttle wieder startklar machen. Wir haben nur ein schmales Zeitfenster. Also kombinierte Angriffe!“
Vor ihnen tauchen die ersten Wachen im Gang auf. Miranda rennt ein Stück an der Wand entlang und schlägt einem der Männer dabei ins Gesicht. Kyra rutscht kurz darauf über den Boden an ihm vorbei und zieht seine Beine weg. Durch gezielte Schläge gelingt es den beiden, die Wachen zu entwaffnen und die Betäubungsstäbe gegen sie einzusetzen. Miranda entdeckt dabei eine Waffenkammer auf dem Gang. Sie geht hinein und kämpft mit den darinstehenden Wachen.
Kyra bleibt in diesem Moment draußen stehen. Miranda findet in den teilweise verschlossenen Schränken diverse Waffen.
Miranda: „Anti-Aufruhr-Waffen und eine einzige Schrotflinte. Wird schon passen.“
Plötzlich wird Kyra von einem Mann gepackt. Er zieht sie an die Wand und würgt sie von hinten mit dem Unterarm. Reflexartig sticht sie ihre Finger in seine Augen, packt seinen Arm und dreht sich heraus. Sie hat den Mann nun in einem Fesselgriff, mit dem sie seinen Kopf mit aller Kraft gegen die Wand schlägt. Miranda kommt nach draußen gestürmt und vergewissert sich, was dieser Lärm zu bedeuten hat. Sie sieht Kyra vor sich stehen sowie eine bewusstlose Wache auf dem Boden liegen. Miranda kann es sich nicht verkneifen zu schmunzeln.
Hades: „Was?“
Miranda: „Nichts. Du schlägst dich gut. Hier, nimm die! Wir dürfen keine Zeit verlieren.“
Kyra bekommt ein Schockwellengewehr zugeworfen, bevor sich die beiden wieder auf den Weg machen. In einem der Gänge sprintet eine Gruppe Wachen auf sie zu. Es kommt zu einer unübersichtlichen Schlägerei, unterbrochen von den Schockwellen der Gewehre. Ein Feuerlöscher an der Wand und einige Leitungen an der Decke werden dadurch beschädigt. Der dadurch entstehende Dampf und Rauch verschlechtern die Sicht erheblich. Miranda kämpft dabei gegen mehrere Personen gleichzeitig und wird ungewollt in einen Seitengang gedrängt. Aus dem Nichts schlägt ein Wachmann Kyra ihre Waffe aus der Hand. Plötzlich wird sie wieder gepackt. Es ist wieder ein würgender Angriff von hinten. Diesmal jedoch ist einer von Kyras Armen eingeklemmt. Sie versucht krampfhaft sich zu befreien, doch hat gegen die Kraft des Mannes keine Chance. Sie ertastet den frei liegenden Pistolenholster der Wache und zieht die Waffe heraus. Kyra schießt dem Mann zuerst in den Fuß, woraufhin er allerdings noch fester zudrückt. Kurz bevor sie bewusstlos wird, richtet sie die Pistole schräg hinter sich und drückt ab. Sie schießt der Wache direkt in den Kopf. Mit einem lauten Klingeln in den Ohren stürzt Kyra hustend und nach Luft ringend auf den Boden. Neben ihr liegt der tote Wachmann mit seinem aufgeplatzten Schädel. Das Blut verteilt sich über den Boden und Teile der Wand. Kyra ist erschrocken. Sie kann nicht fassen, dass sie einem Menschen gerade so etwas angetan hat.
Zum allerersten Mal hat sie jemanden getötet. Paralysiert kniet Kyra auf dem Boden, ohne ihre Umgebung wahrzunehmen. Die Wachen, die hinter Kyra auftauchen, werden von Miranda und ihrer Schrotflinte erschossen.
Miranda: „Hey! Steh auf! Wir müssen weiter.“
Hinter Miranda kommen zwei bewaffnete Wachen. Kyra reißt sich zusammen, zieht die Pistole hervor und eröffnet das Feuer. Einen der Männer tötet sie dabei. Der andere wird schwer verletzt. Kyras Gesichtsausdruck ist ernst und sagt mehr als tausend Worte. Es ist fast so, als würde sie langsam wütender werden. Miranda bemerkt dies.
Sie kann ihre Situation voll und ganz nachvollziehen. Schließlich ging es ihr vor einigen Jahren genauso. Letztendlich gelangen die beiden mit Hilfe einer Magnetbahn zum Hangar-Bereich.
Miranda: „Ich weiß, das ist anders als das Training. Aber jetzt versuch dich zu konzentrieren!“
Hades: „Ich werde es versuchen.“
Der Bereich ist schwer bewacht, jedoch ist es nichts, womit die beiden Kämpferinnen nicht klarkommen würden. Sie ergänzen ihre Angriffe so gut, als wären sie ein eingespieltes Team. Nachdem Miranda eine Wache im Nahkampf besiegt, rollt sie sich über den Boden und erschießt in Rückenlage drei weitere. Kyra beseitigt währenddessen die letzten Männer mit einem Schockwellengewehr. Das Shuttle hebt gerade ab, doch Miranda schafft es noch knapp, durch die sich schließende Seitentür zu springen. Aus dem Inneren hört man mehrere Schüsse. Danach bleibt das Shuttle still schwebend im Hangar stehen.
Kyra kommen in diesem Moment einige Zweifel auf. Was ist, wenn Miranda das Shuttle stiehlt und sie zurücklässt? Schließlich ist sie eine kriminelle Kopfgeldjägerin und die beiden waren ursprünglich miteinander verfeindet. Alle Zweifel verschwinden, als das Shuttle tiefer fliegt und sich die Seitentür öffnet. Kyra schaut erleichtert zu Miranda.
Miranda: „Was ist? Kommst du jetzt, oder was?“
Sie setzen sich in das Cockpit. Miranda sitzt dabei im Pilotensitz und bedient diverse Hebel und Schaltflächen.
Miranda: „Festhalten!“
Mit voller Geschwindigkeit rasen sie aus dem Hangar hinaus.
Entgegen Kyras Erwartung landen sie aber nicht auf Initium Novum.
Sie kommen der Atmosphäre zwar sehr nahe, jedoch fliegt Miranda das Shuttle an dem Mond vorbei.
Hades: „Willst du das Ding nicht landen?“
Miranda: „Ich habe die Trackingsysteme ausgeschaltet. Wir fliegen jetzt an einen Ort, an dem wir untertauchen können. Nach Hyena.“
Während Kyra den hellen Wüstenmond auf sich zukommen sieht, schaut sie an sich herunter. Ihre Kleidung ist mit Blut und Kampfspuren versehen. So erschütternd der Gedanke an ihre Taten auch ist, ein Gedanke kränkt sie noch viel mehr und erfüllt sie innerlich mit Trauer. Ein Jahr lang saß sie im Gefängnis und Raven kam nie, um sie zu retten.
Stunden später fliegt das Shuttle über die karge Wüstenlandschaft von Hyena. Es geht vorbei an schroffen Felsen und diversen Sanddünen.
Im Ödland fliegen die beiden Flüchtigen auf eine abgelegene Bergsiedlung zu. Entlang einer Felsspalte reihen und stapeln sich die improvisierten Bauten, verbunden mit mehreren rustikalen Brücken.
Die Gebäude sind sowohl aus Holz und rostigem Metall als auch aus Gestein gebaut. Es ist ein Wunder, dass diese kleine Siedlung überhaupt eine Landeplattform besitzt. Von der Plattform aus laufen Kyra und Miranda in die kleine Stadt. Es gibt keine richtigen Straßen.
Die einzigen Fahrzeuge, die hier fahren, sind rostige Geländewagen.
Die Bevölkerung an diesem Ort scheint recht arm zu sein.
Nichtsdestotrotz begibt sich Miranda in das nächste Gasthaus und besorgt sich eine angemessene Unterkunft.
Hades: „Wurde dein Konto nicht eingefroren? Wie kannst du hier noch bezahlen?“
Miranda: „Plünderer und Gesetzlose haben ihre eigenen Banken.“
Hades: „Illegale Konten? War ja klar.“
Als sie ihre Betten beziehen, ist es bereits Abend geworden. Die Unterkunft befindet sich oben auf einem Felsen und besitzt sogar eine Terrasse. Sie haben eine Aussicht auf die Wüste. Aus den Dünen erheben sich senkrechte Felsformationen. Noch dahinter sind die Spitzen gläserner Wolkenkratzer zu erkennen. Unweit einer der Großstädte ruhen sie sich diese Nacht aus.
Am nächsten Morgen steht Kyra schon früh draußen auf der Terrasse und betrachtet den Sonnenaufgang. Der Wüstenwind erwärmt dabei ihre Haut und verdrängt die Kälte der Nacht. Als Miranda aufsteht und mit einem Tee nach draußen geht, trifft sie dort auf Kyra. Sie stellt sich dazu, wobei ihr direkt die ungewöhnliche neue Frisur auffällt. Ihr Haar ist zu einem Pferdeschwanz gebunden. Dabei fallen einzelne breite Strähnen vor den Ohren herab.
Miranda: „Neue Frisur?“
Hades: „Zeit für einen Neuanfang. Richtig?“
Miranda: „Ich schätze, das ist für uns beide ein Neuanfang.“
Gemeinsam schauen die beiden in die Ferne. Neben der aufgehenden Sonne steht auch der blaue Gasriese Horus mit seinen anderen Monden am Horizont.
Auf einem dieser Monde, Initium Novum, findet derzeit in Eden-City eine große Demonstration vor dem Regierungsgebäude statt. Die vermummten Menschen demonstrieren gegen die Diktatur von Adams und fordern ihre Demokratie zurück. Dazu blockieren sie sämtliche Straßen der Stadt. Sie bleiben dabei jedoch stets friedlich. Auf ihren Schildern stehen Sätze wie: „Wir wollen Freiheit und keine Unterdrückung“. Eine Sitzblockade vor den Eingängen des Regierungsgebäudes sticht Adams dabei besonders ins Auge. Von seinem alten Büro aus schaut er der Demonstration zu. Er ist gekränkt und wütend.
Adams: „Beenden Sie das!“
Offizier: „Sir, das ist eine friedliche Demonstration. Es kommen keine Bürger zu Schaden.“
Adams: „Das ist mir egal! Sie schaden dem Staat. Beenden Sie diesen Irrsinn!“
Wenige Augenblicke später fahren schwer gepanzerte Truppentransporter vom Militär durch die Straßen. Sie positionieren sich vor der Sitzblockade und lassen mehrere Soldaten und Militärandroiden hinaus.
Soldat: „Im Namen des Kanzlers fordere ich Sie auf, diesen Ort zu verlassen. Ihre Anwesenheit stellt aufgrund von Behinderung der Staatsgewalt eine Straftat dar.“
Aus der Menge kommt nur ein entsetztes Gepöbel hervor.
Demonstrant: „Wir werden uns von euch nicht unsere Freiheit nehmen lassen!“
Nach mehrmaligem Auffordern der Menge wird die Situation immer angespannter.
Soldat: „Wenn Sie diese Versammlung nicht unverzüglich auflösen, werden wir Gewalt anwenden.“
Demonstrant: „Wir wollen Frieden und Freiheit. Wir sind alle unbewaffnet.“
Soldat: „Gehen Sie nach Hause oder wir werden schießen!“
Erneut wird die Menge mehrmals aufgefordert zu gehen, jedoch lässt sie sich nicht einschüchtern. Die Soldaten erhalten alle Funksprüche von der obersten Führung. Dabei gehen sie mit den Waffen in den Anschlag.
Soldat: „Letzte Chance! Geht!“
Demonstrant: „Es ist, als hätte die Garde den Krieg gewonnen. Wir lassen uns das nicht gefallen. Wir gehen nirgendwo hin! Gebt uns unsere Freiheit oder gebt uns den Tod!“
Die Soldaten eröffnen das Feuer in die unbewaffnete Menge. Mit Sturmgewehren töten sie innerhalb weniger Sekunden ganze Menschengruppen. Die Demonstranten springen auf und rennen weg, jedoch entkommen sie dem zielgerichteten Kugelhagel nicht. Vor allem die Androiden feuern mit beängstigender Präzision auf die Menschen. Überall in Eden-City schießt das Militär nun auf unbewaffnete Zivilisten. Die Androiden machen dabei nicht einmal einen Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen. Tausende Menschen werden an diesem Tag niedergeschossen. Die Straßen werden mit Blut getränkt. Adams hat das Volk gegen sich. Was er jedoch nicht vorausahnen konnte, ist, dass dieser Tag den Beginn eines Bürgerkrieges darstellt. Aufgrund jener Ereignisse und dem Wandel in eine Militärdiktatur wird das Eden-System schon bald von den Vereinten Systemen, den VSE, ausgeschlossen werden.
Es ist 2339. Zweieinhalb Jahre ist der Fall von Asgard mittlerweile her. Vieles hat sich verändert.
Auf Initium Novum regiert das Militär unter der Schreckensherrschaft Adams. Es ist, als wäre das Imperium von Asgard nie besiegt worden.
Egal welche Seite nun regiert, das Resultat des jahrelangen Krieges bleibt gleich. Während Asgard heute unter der Kontrolle von Elysium neu erblüht, bauen alle anderen Systeme eine große Distanz zu Initium Novum und seinem Bürgerkrieg auf. Elysium ist jetzt das Machtzentrum der VSE. Die Beziehungen zu den Alien-Spezies wurden in den letzten Jahren weiter ausgebaut. Neben den Kardianern und den Ranakkor sind inzwischen auch noch weitere Spezies mit den Menschen in Kontakt getreten. Mittels der von der Black-Arrow erbeuteten Daten lässt Adams sämtliche Orte, die Raven besucht hat, nach Utopier-Technologie absuchen. Durch die Errichtung von Ausgrabungsstätten lässt er wie besessen nach Gewölben und Artefakten dieser untergegangenen Zivilisation suchen.
Die Raumstation der Utopier, welche kurz vor Kriegsende inmitten des menschlichen Sektors aufgetaucht ist, wurde schnellstmöglich von Elysium und Oblivion gesichert. Ein Großteil dieser gewaltigen Alien-Station lässt sich immer noch nicht betreten, jedoch war der Andrang zur Erforschung sehr groß. Sowohl Menschen als auch Kardianer und Ranakkor errichteten auf der Oberfläche der Station eine ganze Stadt zwischen den sechs großen Türmen. Die von einer verschwundenen Spezies zurückgelassene Raumstation wird nun zu einer Metropole im Weltraum. Ein Zufluchtsort, an dem alle Spezies friedlich miteinander leben können. Dazu zählen mittlerweile sogar die Shawahn und die Su'wi. Zwei Spezies, welche durch die Hilfe der Ranakkor den Kontakt zu den Menschen und Kardianern gefunden haben.
Der Krieg zwischen den Kardianern und ihren Erzfeinden, den Vyrakay, eskalierte in den letzten beiden Jahren auf höchster Stufe.
Die ersten menschlichen Kolonien wurden angegriffen und haben die Menschen in einen neuen Krieg hineingezogen. Gemeinsam mit den Söldnern der Ranakkor kämpfen sie gegen die aggressivsten und blutrünstigsten Wesen, die den Menschen bisher bekannt sind.
Von Raven und seiner Revenant sowie der Black-Arrow, fehlen seit über zwei Jahren jede Spur. Niemand weiß, wo er oder seine Crew sein könnten. Jene, die nicht inhaftiert wurden, leben im Untergrund.
Nachdem Raven bereits vier Jahre lang auf dem tropischen Planeten Utopia verschollen war, scheint er auch jetzt weitere zwei Jahre von der Bildfläche verschwunden zu sein.
Genauso, wie die verfolgten Crews der Black-Arrow und der Silence, ist auch die Schwarze Legion beinahe vollständig verschwunden.
Nachdem die Destiny sowie General Slade Anderson über Asgard gefallen waren, versteckten sich die Überreste des einst größten Privatmilitärs an einem Ort, an dem die Sonnen niemals untergehen.
Der vierarmige Androiden-General Chronos lässt währenddessen die fanatischen Gardisten um sich versammeln und produziert eine neue Androiden-Armee. Die Garde besteht nun aus deutlich mehr Androiden als Menschen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie sich für den Fall Asgards und den Tod des Imperators rächen werden. Es sei denn, Chronos hat eigene Pläne. Neben all den neuen und alten Fraktionen halten sich die Erdlinge zwischen den zahlreichen Planeten versteckt. Nachdem sie mit dem Großangriff auf Initium Novum gescheitert waren, zog sich ein kleiner Teil von ihnen zurück ins Sol-System. Der Rest mischte sich unter das Volk. Sie organisieren und verüben Terroranschläge auf allen Welten der Menschen. Das zwingt sämtliche Spezialeinheiten zu Dauereinsätzen.
Die berüchtigten Eden-Commandos, welche eigentlich dem Kommando des Eden-Militärs unterliegen, haben sich nach Adams Machtübernahme mit Hilfe gesetzlicher Notstände den VSE unterstellt. Das hat den Hauptsitz des Oberkommandos nach Elysium verlagert, was wiederum einen großen Verlust für Adams bedeutet. Er verlor damit seine schlagkräftigsten und besten Soldaten.
Die vom Krieg am meisten zerfressene Welt, Senua, bleibt selbst nach dem Kriegsende nicht verschont. Reste der Garde und Erdlinge treiben sich dort immer noch herum. Unter der von Höhlen durchzogenen Oberfläche hat sich die Garde eingegraben. Zwei Juggernauts fliegen derzeit über eine von Kratern und Höhleneingängen übersäte Landschaft. Aus der Luft beobachten sie jede noch so kleine Bewegung am Boden. Sobald auch nur ein Gardist seinen Kopf zum Herausschauen anhebt, fliegt nicht einmal eine Sekunde später eine Rakete in die Höhle hinein. Im Abstand von mehreren Minuten fliegen immer wieder Raketen in die baumlose und von Kratern bedeckte Landschaft. Ohne den Krieg wäre Senua eine atemberaubend schöne Welt. Die Steilklippen an der Küste und die weitläufigen Graslandschaften prägen die, an das alte Island erinnernde, Natur.
Einige Kilometer neben den jagenden Juggernauts liegt ein Feld aus Ruinen. Auf einer glatten Ebene erstrecken sich bis zum Horizont nur noch Trümmer, aus denen einzelne Mauerreste hervorragen. Eine ganze Stadt liegt hier in Ruinen.
Ein Konvoi der Garde fährt dort langsam über eine kaum noch erkennbare Straße. Ein Kampfpanzer, ein Geländewagen und zwei Transporter. Neben den Fahrzeugen laufen einige Soldaten her. Sie achten auf Minen oder mögliche Hinterhalte. Es scheint ruhig zu sein.
Nur in der Ferne sind dumpfe Explosionen und Schüsse zu hören. Am Horizont sieht man zwischen den schmalen Rauchsäulen hin und wieder auch Plasmabolzen durch die Luft fliegen. In einer Ruine in der Nähe liegt Edward Sev. Der Elite-Scharfschütze des Raptor-Teams versteckt sich im Schatten der Trümmer und nimmt den Konvoi ins Visier. Aus dem Nichts wird einer der Gardisten von einem Schuss getroffen. Noch bevor sie sich erkundigen können, wo der Schuss herkam, sind bereits drei weitere Soldaten Sev zum Opfer gefallen.
Gardist: (Ruft) „Dort im Turm. Auf fünf Uhr!“
Der Panzer dreht sein Geschütz und feuert schnellstmöglich. Der Turm bricht durch den direkten Treffer zusammen und hinterlässt eine dichte Staubwolke, welche über die Straße zieht. Ein weiterer Schuss von Sev trifft die Kamera des Kampfpanzers. Er war nicht im Turm.
Die Gardisten sichern in alle Richtungen, doch der aufgewirbelte Staub beeinträchtigt die Sicht.
Ein taktischer Vorteil, den Sev für sich ausnutzt. Er kommt auf die Straße und nähert sich dem Konvoi von hinten. Er wechselt seine Waffe und eröffnet das Feuer auf die Gardisten. Sev benutzt ein halbautomatisches Scharfschützengewehr. Der Rückstoß ist enorm und die panzerbrechenden Geschosse extrem kraftvoll. Das laute Knallen lässt jeden einzelnen der Gardisten bei jedem Schuss zusammenzucken. Mit einer schnellen Schussfolge und plötzlichen Zielwechseln tötet er einen Gardisten nach dem anderen. Regelmäßig muss er das Magazin wechseln und nachladen. Er bleibt dabei jedoch so gelassen, als hätte er die gesamte Situation unter Kontrolle. Bei jedem Schuss schlägt der Rückstoß den Lauf in das Gehäuse zurück.
Dann federt der Lauf erneut aus der Waffe heraus und ist wieder schussbereit. Nach jedem Schuss drückt eine Druckwelle den Staub, welcher in der Luft liegt, klar erkennbar vor sich weg. Es ist eine wirklich einschüchternde Waffe.
Als der Rauch sich legt, steht nur noch ein einziger Gardist auf der Straße. Er sieht einen schwer bewaffneten Mann mit Vollbart und schwarzer Schutzbrille auf sich zukommen. Aus einem der Transporter steigen ein paar weitere Gardisten aus. Diese berühren jedoch kaum den Boden und werden teilweise von Sev durch die Seitentür hindurch getroffen. Der Gardist auf der Straße versucht, sich hinter einer aufrechtstehenden Betonplatte in Sicherheit zu bringen. Jedoch schätzt Sev seine Position gut ein und gibt drei Schüsse auf die Platte ab. Sie zerspringt in Fetzen, genauso wie der Gardist, der dahinter Schutz suchen wollte.
Die letzten Soldaten des Konvois steigen aus ihren Fahrzeugen aus und versuchen sich sicher zu positionieren. Doch Sev kommt mit seiner Waffe durch nahezu jede Stahlplatte hindurch. Die Gardisten versuchen das Feuer zu erwidern, doch sie sind ihrem Gegner ausnahmslos unterlegen. Ein einziger Mann hat soeben einen ganzen Fahrzeugkonvoi ausgeschaltet. Sev schaut in die Transporter und erkundigt sich nach der Ladung. In einem der Fahrzeuge sind Lebensmittel geladen. Er verstaut so viel in seinem Rucksack, wie er tragen kann. Dann holt er eine farbige Rauchgranate hervor. Als er sie zündet, strömt dichter grüner Rauch hinaus. Diese Granate wird hinter den Lebensmitteltransporter geworfen.
Sev läuft den Konvoi entlang und zieht eine weitere Rauchgranate.
Diesmal ist sie rot. Er zündet sie und wirft sie direkt vor den Kampfpanzer. Anschließend verlässt er den Ort des Geschehens und wandert die Straße entlang, weg von dem Konvoi. Während er durch die Ruinen läuft, kommt aus der Ferne ein Kampfjet angeflogen.
Dieser feuert eine Rakete ab, welche den Kampfpanzer und den vorderen Transporter zerstört. Dafür stand der rote Rauch. Der grün markierte Transporter wird dabei verschont. Ein Juggernaut landet wenige Minuten später neben ihm und wird mit den dort erbeuteten Lebensmitteln beladen. Sev hingegen macht sich auf den Weg in seinen Unterschlupf. Am Rande der verwüsteten Stadt hat er ein temporäres Lager aufgeschlagen. Unter einer Ruine steht sein Geländewagen. Mehrere Kisten stehen herum und dienen als Tische.
Zwischen einem Stahlrohr und dem Dach seines Wagens hat er eine Hängematte befestigt. Direkt daneben glüht eine Feuerschale vor sich hin. Doch als er dort ankommt, bemerkt er Fußspuren, welche in das Lager führen. Demnach schleicht er sich durch die Trümmer der Ruine hinein. Inmitten seines Lagers steht eine Person. Anhand des zierlichen Körperbaus und der glatten langen Haare kann er erkennen, dass es sich um eine Frau handeln muss. Sev taucht aus dem Schatten direkt hinter ihr auf und richtet sein Gewehr auf ihren Kopf.
Sev: „Wer auch immer du bist, du solltest nicht hier sein.“
Sie dreht sich um und schaut Sev in die Augen. Es ist May Lin. Eine alte Freundin der Besatzung.
May: „Lang nicht gesehen.“
Sev: „Das letzte Mal in Oka, nehme ich an. Wie hast du mich gefunden?“
May: „Ich habe Geschichten gehört. Ein Scharfschütze auf Senua, der sein Ziel niemals verfehlt? Ich wusste, das kann eigentlich nur einer sein. Ich hatte recht.“
Sev: „Und was machst du hier?“
May: „Arbeiten.“
Sev: „Eine Pistole unter der Lederjacke, taktische Ausrüstung, ein Gewehr umgehangen und ein Schwert am Gürtel. Du siehst aus wie eine Attentäterin.“
May: „Ich habe wohl keine andere Wahl, außer ehrlich zu sein. Ich bin bei den Waysidern und ja, zu meinem Beruf gehören Attentate.“
Sev: „Wie charmant. Das hätte ich nie von dir gedacht.“
May: „Das weiß auch kaum einer.“
Sev: „Was haben die Waysider eigentlich auf Senua verloren?“
May: „Erdlinge und Ex-Gardisten jagen. Noch Fragen?“
Sev: „Nein.“
May: „Und was hast du hier zu suchen?“
Sev: „Den Krieg. Männer wie ich leben den Kampf.“
May: „Du könntest ein Ranakkor sein.“
Sev: „Das wäre wundervoll.“
Als die Sonne am Abend bereits untergegangen ist, setzen sich die beiden zusammen und essen gemeinsam am Lagerfeuer.
May: „Ich habe von der Sache über Asgard gehört. Haben eure eigenen Leute wirklich versucht, euch zu entern?“
Sev: „Ja. Das haben sie.“
May: „Wie habt ihr es geschafft? Wo sind die anderen?“
Sev: „Wir sind in den Hyperraum gesprungen. Ein großer Teil der Crew wurde schon vorher festgenommen. Der Rest von uns lebt jetzt quasi im Exil, so wie ich.“
May: „Weißt du, wo sie sind?“
Sev: „Nur von den Wenigsten. Wir haben einander nicht gesagt, wo wir hingehen. Zu unserer eigenen Sicherheit. Über alles Weitere möchte ich nicht sprechen.“
May: „Gut. Das kann ich verstehen. Es ist schlau. So schützt ihr einander. Und was ist mit Raven?“
Sev: „Keine Ahnung.“
Er zuckt mit den Schultern und schüttelt den Kopf.
Sev: „Was mit der Destiny passiert ist, war auch nicht ohne. Hast du etwas von Harper gehört?“
May: „Kaelyn? Nein. Kurz vor der Schlacht war ich noch bei ihr.
Seitdem habe ich nichts mehr von ihr, Anderson oder der Schwarzen Legion gehört.“
Sev: „Ich habe Gerüchte gehört, dass sie es geschafft haben.“
May: „Das habe ich auch. Sag mal, was hast du jetzt vor? Was für Ziele verfolgst du?“
Sev: „Überleben. Kämpfen.“
May: „Vielleicht haben wir ja einen Job für dich.“
Sev: „Ich bei den Waysidern? Ich weiß nicht.“
May: „Du wirst keiner von uns. Aber wir könnten bald deine Hilfe gebrauchen. Für dich springt natürlich auch etwas heraus.“
Sev: „Ich höre.“
Vor zwei Jahren, kurz nachdem die Destiny sich selbst zerstört hatte, floh der Rest der Schwarzen Legion in ein abgelegenes Sternensystem außerhalb des menschlichen Sektors. Slade Anderson gab kurz vor seinem Untergang die Koordinaten frei. Es sollte ein Ort sein, an dem es keine Nacht gab.
Eine Handvoll Zerstörer und Schlachtschiffe erreichte diese ungewöhnliche Welt. Vor ihnen lag ein Wüstenplanet, beschienen von vier Sonnen. Zwei Doppelsternsysteme hüllten diesen Planeten permanent in Tageslicht. In einem Canyon fanden sie letztendlich das, was Anderson all die Jahre lang geheim gehalten hatte. Die Vertiefung im Felsen wurde zu einer Werft umgebaut. In ihr stand ein gewaltiges Schlachtschiff. Es war dunkelgrau, um ein Viertel größer als die Destiny, schwerer gepanzert und mit viel mehr Waffen ausgestattet.
Wo die alte Destiny noch drei große Geschützreihen an den Breitseiten hatte, waren es bei diesem Schiff ganze fünf. Auf dem schrägen Deck dieses gewaltigen Schiffes stand der Name.
Mason: „Die Destiny-II? Wie konnte dein Onkel so ein großes Projekt verstecken?“
Harper: „Ich habe keine Ahnung.“
Graydon: „Du hast uns hierhergeführt, was machen wir jetzt?“
Harper: „Ich schätze, wir sehen uns das mal an.“
Mason: „Viel bleibt uns auch nicht mehr übrig.“
Die Schiffe dockten an der neuen Destiny an. Begleitet von einigen Offizieren der Schwarzen Legion ging Kaelyn hinein. Es waren keine Menschen zu sehen, sondern nur Bauandroiden und Drohnen. Auf den ersten Blick war dieses Schiff noch beeindruckender als sein Vorgänger. Selbst die Stadt im Herzen des Schiffes war größer ausgebaut, jedoch immer noch voller Baustellen. Nach einiger Zeit des Erkundens gelangte Kaelyn mit den anderen auf die Brücke. Sie war ebenfalls übertrieben groß und optisch beeindruckend.
Offizier: „General Anderson hat uns das größte Schiff der Menschheitsgeschichte hinterlassen. Was sollen wir jetzt damit anfangen?“
Harper: „Finden wir es heraus. Seht euch um! Vielleicht finden wir irgendwas.“
Graydon: „Kaelyn? Ich habe hier eine Videobotschaft von Anderson persönlich. Sie ist an deinen Namen gerichtet.“
Harper: „Danke. Ich werde mir sie gleich ansehen.“
Die Brücke wurde weiterhin durchsucht und die ersten Steuerkonsolen wurden zum Laufen gebracht. Neben der persönlichen Nachricht an Kaelyn wurden ebenfalls viele Daten über die Destiny-II gefunden.
Offizier: „Lieutenant Harper? Das Schiff ist eine einzige riesige Baustelle. Es wird noch eine Weile dauern, bis wir damit starten können.“
Harper: „Worauf warten wir dann noch? Holen wir den Rest der Legion und fangen an.“
Zwei Jahre später steht die Destiny-II immer noch in der Werft.
Jedoch ist sie fast fertiggestellt. Kaelyn macht derzeit einen Ausflug mit ihrem Switchblade Raumjäger. Mit rasanten Manövern fliegt sie eng an den zerklüfteten Felsen vorbei und macht diverse Rollen dabei.
Am Ende ihres Ausfluges fliegt sie noch einmal von vorne über die neue Destiny. Sie steuert dabei geradewegs auf die Kommandobrücke zu, wo Major Hartman gerade die Arbeiten überwacht. Dabei steht er vor den großen Fenstern und genießt seinen Kaffee, bis zu dem Moment, in dem er Kaelyns Switchblade entdeckt.
Hartman: (Seufzt) „Was macht sie schon wieder?“
Kaelyn rast frontal auf ihn zu.
Hartman: „Jetzt dreh schon ab.“
Die Switchblade dreht im letzten Drittel ab und fliegt in hohem Bogen um die Brücke herum. In dem Moment, in dem Hartman wieder einen Schluck seines Kaffees genießen möchte, fliegt Harper dicht von der Seite an den Fenstern vorbei. Die Erschütterung in der Brücke lässt Hartman seinen Kaffee auf seine Uniform verschütten. Mal wieder.
Hartman: (Wütend) „Verdammte Scheiße! Dass die es auch einfach nicht lassen kann!“
Die Menschen auf der Brücke versuchen sich ihr Lachen zu verkneifen, während Kaelyn mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht ihren Landeanflug beginnt. Sie landet in einem der Hangars, stellt ihre Switchblade ab und besorgt sich einen Wasserschlauch.
Damit wäscht sie den ganzen Wüstenstaub von ihrem Jäger herunter, der sich während des Fluges angesammelt hat. Nachdem die Maschine wieder glänzt, verlässt sie den Hangar und trifft Jacob auf dem Gang.
Graydon: „Hi, Kaelyn. Ist das Baby noch ganz?“
Harper: „Klar. Sie ist sogar sauberer als vorher. Wie geht es voran?“
Graydon: „Die Abschlusstests laufen. Wenn wir keine Rückschläge mehr einstecken müssen, wären wir morgen startbereit.“
Harper: „Endlich! Das hat jetzt auch lange genug gedauert. Zwei verdammte Jahre.“
Graydon: „Das Ergebnis kann sich allerdings sehen lassen. Dein Onkel wäre stolz.“
Harper: „Das wäre er.“
Graydon: „Die Besatzung wird immer angespannter und fängt an, sich zu beschweren. Die Destiny ist flugbereit und niemand hält es mehr in diesem ewigen Sonnenschein aus.“
Harper: „Was glaubst du, wie sehr ich mich freue, wenn es endlich wieder Nacht wird! Sobald die Tests abgeschlossen sind, verbreite die Nachricht. Danach werden wir sofort aufbrechen. Es ist höchste Zeit, dass wir von diesem Sandhaufen verschwinden.“
Graydon: „Es hat sich viel im menschlichen Sektor getan, seit wir weg sind.“
Harper: „Wir werden uns schon etwas einfallen lassen. Ich muss jetzt los. Wir sehen uns später.“
Graydon: „Lass dich nicht von mir aufhalten. Wir sehen uns.“
Kaelyn geht durch die Gänge in Richtung ihres Quartiers. Dabei geht sie allerdings den ein oder anderen Umweg. In einem weniger belebten Seitengang dreht sie sich mehrmals um und vergewissert sich, dass keiner sie sieht. Dann öffnet sie unauffällig eine der Türen und betritt einen Lagerraum. Stephen Brandley, ihr Ex und einer ihrer besten Freunde, wartet dort bereits auf sie.
Harper: „Hat dich jemand gesehen?“
Brandley: „Musst du das immer fragen? Ich bin immer noch ein Recon-Commando. Was glaubst du denn?“
Als würde sie über ihn herfallen, packt sie ihn am Kragen, zieht ihn zu sich und küsst ihn. Nur wenige Augenblicke dauert es, bis die Zwei sich ausziehen und anfangen, sich intim zu berühren. Ganz ohne viele Worte haben die beiden heimlichen Sex in einem Lagerraum.
Brandley: „Morgen wieder?“
Harper: „Wenn alles nach Plan läuft, werden wir morgen starten. Ich befürchte, unsere kleinen Geheimtreffen müssen dann erst mal warten.“
Brandley: „Schade. Aber gut, du bist der Boss.“
Harper: „Wir werden noch oft genug die Gelegenheit dazu haben.“
Mit einem schelmischen Grinsen verlässt Kaelyn den Lagerraum und begibt sich unauffällig zu ihrem Quartier. Kurz davor entdeckt sie allerdings einen Commander der Legion, mit dem sie noch sprechen muss.
Harper: „Commander? Wahrscheinlich werden wir die Destiny morgen voll in Betrieb nehmen. Würden Sie bitte vier Schlachtschiffe zum Begleitschutz mobil machen?“
Commander: „Ich werde gleich mit meinem vorgesetzten Flottenkommandeur sprechen. Die Meldung erhalten Sie dann so schnell wie möglich.“
Harper: „Sehr gut. Machen Sie so weiter.“
Commander: „Jawohl, Frau General.“
Der Commander macht sich sofort auf den Weg. Währenddessen begibt sich Kaelyn mit einem Lächeln in ihr Quartier. Es ist eigentlich das Quartier, welches General Anderson für sich vorgesehen hatte.
Jedoch hat Kaelyn in ihrer neuen Position nun das Vergnügen. Wie es bei ihrem Onkel üblich war, ist sein Größenwahn selbst hier klar zu erkennen. Das Quartier allein hat drei Etagen, welche von einem Garten hinter Glasscheiben umgeben sind. Inmitten des runden Wohnbereiches gibt es ebenfalls einen Innengarten, in dem die Pflanzen bis in die zweite Etage reichen. Die runde und raumhohe Glaswand erstreckt sich dabei über die gesamte Höhe des Quartiers.
Luxuriöser könnte es fast nicht sein. Nach dem Abendessen an einem gläsernen Tisch schaut Kaelyn sich ein weiteres Mal die Videobotschaft von Anderson an, welche er damals auf der Brücke für sie hinterlassen hat.
Anderson: (Im Video) „Hallo, Kaelyn. Wenn du das hier siehst, wird die Destiny wahrscheinlich zu meinem Grab geworden sein. Ich hatte eigentlich vor, dieses Schiff zum primären Flaggschiff der Legion zu machen. Der Name „Destiny-II“ sollte dafür erst mal nur ein Platzhalter sein. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Wenn du dieses Video siehst, wird sich das Schiff bestimmt schon mitten im Bau befinden und da ich mir sicher bin, dass die Destiny zerstört wurde, obliegt es nun allein dir, den Bau abzuschließen. Ich möchte, dass du dieses Schiff anführst, so lange bis ein tüchtiger General diese Aufgabe übernehmen kann. Solange erhebe ich dich in das Amt eines Generals und übertrage dir die volle Befehlsgewalt für die Schwarze Legion. Das wird die höheren Offiziere bestimmt aufregen, aber die werden ihre Chance noch bekommen. Ich möchte, dass du die Schwarze Legion führst, weil ich dir am meisten vertraue und ich mir sicher bin, dass du meine Interessen bestmöglich durchsetzen wirst.
Sollte jemand auf die Idee kommen, dich zu putschen, dann hetze bitte die SRC’s auf sie. Ich erteile dir dafür die Erlaubnis und Brandley wird es verstehen. Also, pass auf das Schiff auf, stelle es fertig und lass die Legion in einem neuen Licht erstrahlen. Ich bitte dich nur darum, damit keine Rollen, Loopings oder Sturzflüge zu machen.
Weitere Richtlinien habe ich als Textdatei hinterlegt. Mein Name ist General Slade Anderson, dies sind meine letzten Befehle.“
Während Kaelyn mit dem Video beschäftigt ist, kommt Jade in ihr Quartier und sieht, wie sie allein und nachdenklich am Esstisch sitzt.
Mason: „Wie oft hast du dir das jetzt schon angesehen?“
Harper: „Zu oft, schätze ich.“
Mason: „Dein Onkel hat sich hiermit echt selbst übertroffen. Ich meine, schau dir dieses Quartier an. Du trittst damit gerade in große Fußstapfen.“
Harper: „Wir haben grünes Licht. Morgen starten wir. Ich weiß nicht, ob ich diese Verantwortung so ganz allein tragen kann.“
Mason: „Klar, kannst du das. Das hast du die letzten zwei Jahre gemeistert und das gilt auch für die Zeiten, die noch kommen.“
Harper: „Ich will nur nichts falsch machen.“
Mason: „Das will niemand, aber hab nicht zu große Ansprüche an dich. Auch wenn du über die Hälfte aller Ränge übersprungen hast, bist du immer noch die gleiche Person wie damals. Und das gefällt uns allen. Du bist kein schnöseliger und abgehobener Offizier geworden.
Das ist auch der Grund, weshalb dein Onkel dich für diesen Job ausgesucht hat.“
Harper: „Du hast ja recht. Ich mache mir zu viele Gedanken. Aber sobald wir wieder im menschlichen Sektor sind, kommen einige Probleme auf uns zu und ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“
Mason: „Du bist gut im Improvisieren. Überlege dir morgen etwas und denk heute Abend nicht weiter darüber nach. Ansonsten kannst du dich jederzeit auf uns verlassen.“
Harper: „Danke. Ich freue mich schon darauf, das Schiff in Aktion zu sehen.“
Am nächsten Tag laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Nach wenigen Stunden ist alles bereit. Kaelyn steht auf der Brücke und wartet darauf, endlich das Startsignal geben zu können.
Offizier: „Alle Androiden verladen, Crew vollzählig, Munition bei 40 %, Lebenserhaltung bei 100 %, Energieversorgung bei 100 %, Antrieb bei 100 %. Der Reaktor scheint gleichmäßig zu arbeiten. Die Destiny-II ist bereit, Frau General.“
Kaelyn fängt langsam an zu lächeln.
Hartman: „Wo soll es nun hingehen?“
Harper: „Vorschläge?“
Hartman: „Die Destiny ist immer noch komplett unterbesetzt. Ich schlage vor, wir bemühen uns zuerst darum, unser Personal auf akzeptable Zahlen zu heben.“
Harper: „Gute Idee. Gehen wir dorthin, wo Anderson die meisten Besatzungsmitglieder rekrutiert hat. Fliegen wir nach Senua.“
Hartman: (Zur Crew) „Ihr habt General Harper gehört. Kurs setzen auf Senua!“
Die Destiny löst sich langsam von der Oberfläche des Wüstenplaneten. Neben ihr fliegen vier Schlachtschiffe. Stark verkleinert, aber immer noch eindrucksvoll, fliegt die Schwarze Legion durch die leicht bewölkte Atmosphäre in den Orbit und richtet sich auf ihr erstes Ziel aus, bevor sie mit einem Hyperraumsprung in der Schwärze des Alls verschwindet.
Nichtsahnend geht das Leben im menschlichen Sektor weiter. Im Eden-System bleibt die Lage noch unverändert. Auf Hyena läuft derzeit eine junge Frau inmitten eines Staubsturms auf eine abgelegene Bar einer Kleinstadt zu. Es ist nicht die erste und wahrscheinlich nicht die Letzte, welche sie besuchen muss. Nachdem sie durch die Tür geschritten ist, begibt sie sich sofort zum Tresen.
Barkeeper: „Was darf es sein?“
Frau: „Ich suche dieses Schiff.“
Sie zeigt ein Hologramm von der Black-Arrow.
Barkeeper: „Da kannst du lange suchen. Das Schiff ist weg.“
Frau: „Du kennst es? Wieso? Wo ist es hin?“
Barkeeper: „Das ist die Black-Arrow. Die kennt eigentlich jeder.“
Frau: „Ich habe viele Menschen gefragt, keiner von denen konnte mir helfen.“
Barkeeper: „Kein Wunder. Niemand weiß, wo sie ist. Seit zwei Jahren hat man nichts mehr von ihr gesehen oder gehört. Wieso will jemand wie du überhaupt die Black-Arrow finden?“
Frau: „Ist etwas Persönliches.“
Barkeeper: „Wenn du auf das Kopfgeld aus bist, kommst du zu spät.
Außerdem haben sich schon hunderte Kopfgeldjäger an diesem Schiff und seinem Commander die Zähne ausgebissen. Aber jetzt scheint es eh unauffindbar zu sein.“
Frau: „Du kannst mir also nicht helfen?“
Barkeeper: „Leider nein. Ich weiß nicht mehr als alle anderen auch.
Ich kann dir nur einen Drink verkaufen oder dich an einige Leute vermitteln.“
Frau: (Seufzt) „Ich nehme den Drink.“
Barkeeper: „Gute Wahl.“
Der Mann schenkt ihr ein Getränk ein und bedient noch ein paar weitere Kunden. Anhand ihres Gesichtsausdrucks merkt er, wie ernst die Frau es mit der Black-Arrow meint.
Barkeeper: „Wo kommst du eigentlich her, wenn ich fragen darf?“
Frau: „Nicht von hier.“
Barkeeper: „Ah. Hast du denn wenigstens einen Namen?“
Frau: „Wieso willst du das wissen?“
Barkeeper: „Um zu wissen, wen ich bediene und wer mir so viele Fragen stellt. Ich bin nur neugierig.“
Frau: (Unsicher) „Evelyn Wraith.“
Barkeeper: „Also Evelyn, ich kannte mal jemanden, der versucht hat, die Black-Arrow anzugreifen. Viele seiner Freunde starben bei dem Versuch und sein Schiff war danach nur noch Schrott. Darf ich wissen, was es bei dir so persönlich macht?“
Evelyn: „Die Crew tötete jemanden, der mir nahestand. Vor drei Jahren.“
Barkeeper: „Das muss weh getan haben. Ich weiß zwar nicht, wo die stecken, aber ich weiß, dass du gut vorbereitet sein solltest, wenn du auf sie treffen solltest.“
Evelyn: „Ich weiß. Danke für den Tipp. Und den Drink. Ich ziehe dann mal weiter.“
Sie legt Geld auf den Tresen und steht auf.
Barkeeper: „Viel Glück bei deiner Suche.“
Dankend nickt sie ihm zu, als sie die Bar mit gesenktem Kopf verlässt.
Evelyn Wraith kommt von der Erde. Sie gehörte zu den ersten vier Erdlingen, die auf dem verwüsteten Planeten auf das Raptor-Team trafen. Sie floh und überlebte. Anscheinend nur um Jahre später Rache nehmen zu wollen. So wie alle anderen Erdlinge auch. Allerdings hat sie es ausschließlich auf Raven und die Black-Arrow abgesehen.
In den Wäldern nördlich von Eden-City befindet sich eine zwischen den Bergen versteckte Kommunikationsanlage. Es ist tiefe Nacht und der Gasriese Horus verschwindet gerade samt seiner Monde hinter einer dichten Wolkendecke. Auf dem Gelände der Anlage patrouillieren in regelmäßigen Abständen mehrere Wachteams, bestehend aus jeweils zwei Personen. Der Außenbereich des Hauptgebäudes ist umgeben von dicht bewachsenen Beeten. Die zahlreichen Bäume und Sträucher bieten zwischen den betonierten Wegen ein perfektes Versteck für schattenhafte Gestalten. Ein Wachteam läuft zwischen der dichten Vegetation den Weg entlang.
Plötzlich springen zwei Schatten von beiden Seiten aus dem Gebüsch und töten die beiden Männer mit ihren Klingen. Komplett unbemerkt werden die beiden nach diesem Attentat in das gegenüberliegende Beet getragen und dort versteckt. Innerhalb von gerade einmal zwei Sekunden ist soeben ein ganzes Wachteam verschwunden.
Auch wenn sie wie solche verschwinden, sind diese Schatten keine Geister, sondern die Mitglieder eines Geheimbundes. Sie tragen Tarnanzüge, welche sie zwischen den Blättern nahezu unsichtbar machen. Eine vergleichbare Gestalt liegt oberhalb eines Weges, auf dem dicken Ast eines Baumes versteckt. Als ein weiteres Wachteam diesen Weg überquert und dabei unterhalb dieses Baumes läuft, lässt sich die Gestalt vom Baum fallen und tötet mit einem schnellen Angriff beide Wachen, bevor auch diese spurlos verschwinden. Nach und nach wird der Weg zum Haupteingang frei gemacht, während einer dieser Schatten ungedeckt darauf zuläuft. Er trägt eine Montur, ähnlich der der Hüter. Eine schwarze Kutte mit Kapuze. Dabei ist er bis an die Zähne mit Schwertern, Messern und Pistolen bewaffnet. Der Mann läuft geradewegs auf den Eingang zu, vor dem sich zwei Wachen befinden. Doch plötzlich fällt ohne Vorwarnung der Strom aus und taucht den Außenbereich in Dunkelheit. Die Kämpfer dieses mysteriösen Geheimbundes verstecken sich überall auf dem Gelände an den dunkelsten Plätzen und schlagen aus dem Schatten zu. Eine Wache nach der anderen fällt ihnen zum Opfer. Nach jedem Angriff verschwinden sie dabei wieder spurlos in der Finsternis. Die beiden Wachen am Haupteingang sind durch den Stromausfall irritiert und schauen hinter sich in das Gebäude hinein.
Wache: „Mann. Das ist jetzt schon der dritte Stromausfall diese Woche.“
Wache 2: (Funkt) „Es wird dunkel hier draußen. Was ist da los?“
Funk: „Wir sind an dem Problem dran. Mal wieder.“
Wache 2: „Das beantwortet meine Frage nicht. Aber gut. Hoffentlich beeilen die sich.“
Die Wachen an der Tür sind sichtlich abgelenkt. Was sie jedoch nicht bemerken, ist, dass eine schattenhafte Gestalt mit einer Kutte vor ihnen aufgetaucht ist. Der Mann unter dieser Kapuze ist mit einer Sturmhaube maskiert und insgesamt ein einschüchternder Anblick.
Mann: „Ihr habt die Wahl. Geht jetzt unversehrt nach Hause, zu euren Familien und lebt euer Leben. Andernfalls endet euer Leben hier auf der Stelle.“
Eine der beiden Wachen versucht schnellstmöglich eine Pistole zu ziehen. In dem Moment, als die Waffe ihren Holster verlässt, schlägt ein Pfeil in die Brust des Mannes ein. Er fällt rückwärts gegen die Glaswand und sackt zu Boden.
Mann: „Und was ist mit dir?“
Die Wache schüttelt verunsichert ihren Kopf und hebt die Hände hoch.
Mann: „Geh nach Hause oder versteck dich irgendwo! Lass zu, was immer hier geschehen wird!“
Der Wachmann nickt ihm verängstigt zu, bevor er sein Funkgerät und seine Waffen vor sich ablegt. Anschließend geht er von der Tür fort und verschwindet.
Mann: (Funkt leise) „Hier ist Cormac. Außenbereich gesichert. Wir können jetzt rein.“
Die Schatten, die sich rund um das Gebäude verteilen, verschaffen sich nun lautlos Zugang.