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Die Bewohner des Eden-Systems erholen sich von einem blutigen Bürgerkrieg. Zeiten des Wiederaufbaus brechen an. Doch die Neugier der Menschen führte sie abseits ihrer Konflikte zu den Artefakten uralter Zivilisationen. Artefakte, die dafür gedacht waren, nie wieder gefunden zu werden. Eine Kettenreaktion setzt sich in Gang und lässt einen mysteriösen gelben Nebel im All entstehen. Ein Tor zur Hölle, welches dunkle Mächte beschwört. Während die Besatzung der Black-Arrow sich vom Krieg erholt und anspruchsvolle Spezialeinsätze durchführt, bleiben jene ungewöhnlichen Ereignisse nicht unbemerkt. So stehen der Crew Begegnungen mit außergewöhnlichen, uralten Wesen bevor. Auf die Kopfgeldjäger der Silence wartet eine langersehnte Wiedervereinigung, wobei sie bereits Pläne schmieden, um ihr altes Schiff zurückzuerobern und offene Rechnungen zu begleichen. Auch sie stellen sich vielen gefährlichen Herausforderungen, welche sie nicht nur an altbekannte Orte, sondern auch zu ungewöhnlichen Allianzen führen. Dabei entstehen sogar Verbindungen zu alten Feinden. Die Kampfpilotin Kaelyn Harper erwartet eine schwere Zeit. Zweifel, Verluste und Ungewissheit bereiten ihr Kopfzerbrechen, wobei sie den Verantwortungen der Schwarzen Legion nicht mehr gerecht wird. Während sie sich selbst aus den Augen verliert, lässt sich ihr draufgängerisches Verhalten nicht mehr von Fahrlässigkeit unterscheiden. Dabei folgt ein tragisches Ereignis auf das nächste. Wo alte Allianzen zerbrechen und neue entstehen, geht der geheimnisvolle Orden der Knights of Eden seinen Aufgaben nach. Nachdem das Regime des autokratischen Kanzlers von Eden gestürzt wurde, beschützen sie die alten Technologien der Utopier vor jenen, die Böses damit vorhaben. Doch auch sie werden früher oder später mit den kosmischen Mächten konfrontiert, die eine Auslöschung unzähligen Lebens herbeiführen könnten, sollten sie nicht rechtzeitig aufgehalten werden.
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Seitenzahl: 587
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Kapitel 1: Endlose Tiefe
Kapitel 2: Der Wille entscheidet
Kapitel 3: Das Tor zur Hölle
Kapitel 4: Geisterschiff
Kapitel 5: Alte Wunden
Kapitel 6: Glückstreffer
Kapitel 7: Gefallener Adler
Kapitel 8: Die schwarze Sonne
Kapitel 9: Invasion und Auslöschung
Kapitel 10: Götter der Finsternis
Kapitel 11: Bis zum letzten Mann
Kapitel 12: Ein Neuanfang
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Die Fortsetzung von:
RANDDES ZUSAMMENBRUCHS
Der Bürgerkrieg im Eden-System nahm ein Ende. Eine Allianz aus Deserteuren, Rebellen und Gesetzlosen, angeführt von einem aus dem Schatten kommenden Orden, den Knights of Eden, beendete die Schreckensherrschaft des ehemaligen Kanzlers und Generals Adams.
Mehrere Wochen sind nun vergangen. Die Demokratie erholt und verbessert sich. Es werden Verträge und Verfassungen geschlossen, welche die Freiheit der Bevölkerung gewährleisten und schützen soll.
Nicht zuletzt wurde das Eden-System wieder als Mitglied der VSE, den vereinten Systemen von Eden, anerkannt. Der ehemalige Rebellenanführer Alex Cobryn wurde mittlerweile zum Verteidigungsminister ernannt. Auch wenn in dem finalen Kampf in der Hauptstadt Initium Novums die Knights of Eden eine wichtige Rolle gespielt haben und nun auch jeder über ihre Existenz Bescheid weiß, so kann niemand sagen, wohin sie verschwunden sind. Sicher ist jedoch, dass sie ihren wichtigen Aufgaben nachgehen. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich inzwischen auf die Ausgrabungsstätten, die Adams hinterlässt und mittlerweile ausschließlich von Commander Talon verwaltet werden. Noch ahnt niemand, was für ein Chaos er mit der dunklen Technologie der Utopier angerichtet hat. Die Schwarze Legion, welche von General Kaelyn Harper geführt wird, unterstützt währenddessen die Kardianer im Kampf gegen die blutrünstigen Vyrakay. Sämtliche Fronten verschieben sich täglich, doch ein Ende des Krieges ist nicht in Sichtweite. Ebenso ungewiss ist die Absicht der Garde. Das ehemalige Militär Asgards ist immer noch untergetaucht und geht im Verborgenen seinen Plänen nach.
Unabhängig von den zahlreichen Ereignissen im Sektor der Menschen und dessen Umfeldes bleibt eine kleine Gruppe von Kopfgeldjägern ihrer Arbeit treu. Dylan Sykes, Miranda Spicer und Kyra Hades liefern sich heute eine Verfolgungsjagd auf dem Mond Elysiums, Poseidon.
Miranda und Kyra bringen den Schnee unter ihren Motorrädern zum Schmelzen, während Dylan in seinem Allzweckgeländewagen einen einzelnen Quadfahrer verfolgt. Die drei fahren durch die eisige Landschaft des Mondes. Bis zum Horizont reichen die Gletscher und schneebedeckten Berge, unterbrochen von türkisfarbenen Flüssen aus schmelzendem Eis. In der Ferne ist am Himmel der künstliche Ring Poseidons zu sehen. Sein röhrenartiges Aussehen dominiert die Aussicht. Obwohl dieser Ring als Einrichtung zum Terraformen des Mondes dient, reicht der ausströmende Sauerstoff aus seinen Schächten nicht aus, um an der Oberfläche problemlos atmen zu können. Daher tragen Dylan, Miranda und Kyra auch Helme, die eigentlich zu Raumanzügen gehören. Ohne sie würde man in der Atmosphäre vermutlich nach kürzester Zeit bewusstlos werden.
Zielstrebig verfolgen die drei den Mann auf dem Quad. Er versucht durch wilde Ausweichmanöver seine Verfolger abzuschütteln, jedoch ohne Erfolg. Stattdessen verliert er regelmäßig den Sichtkontakt zu ihnen. Miranda und Kyra kommen plötzlich von beiden Seiten hinter den Eiswänden hervor. Während sie aneinander vorbeifahren, übergibt Miranda ein Seil an Kyra. Gemeinsam spannen sie es so, dass im richtigen Moment der Flüchtende von seinem Quad gerissen wird. Der Mann rollt mehrere Meter durch den Schnee, bevor er zum Stehen kommt. Doch noch bevor er sich wieder orientieren kann, stehen die drei Kopfgeldjäger bereits dicht vor ihm, ziehen ihm einen Sack über den Kopf und fesseln ihn. Bis jetzt scheint es eine normale, gelungene Kopfgeldjagd zu sein, jedoch hat Dylan andere Pläne. Etwa eine Stunde später kommt er allein mit seinem Gefangenen auf ein Schiff zu, welches sich zwischen verschneiten Hügeln versteckt. Überall laufen Plünderer umher. Sie richten schlagartig ihre Waffen auf Dylan und bilden einen Halbkreis. Er wiederum zieht seinem Gefangenen den Sack vom Kopf. Schnell fällt dem Anführer der Plünderer auf, dass es sich um einen seiner eigenen Leute handelt und um seinen Sohn.
Sykes: „Ich möchte mich schon mal im Voraus entschuldigen, für all das hier. Ich wünschte, es müsste nicht so kommen, aber so scheint es unvermeidlich.“
Anführer: „Wer bist du und was willst du von uns?“
Sykes: „Wer ich bin, kann euch egal sein. Bist du hier der Anführer? Wenn ja, dann habe ich hier anscheinend deinen Sohn.“
Anführer: „Das bin ich und das hast du. Ist dir klar, mit wem du dich hier anlegst?“
Sykes: „Wüsste ich das nicht, hätte ich euch wohl nicht gefunden. Auf die Hälfte von euch ist ein Kopfgeld ausgesetzt. Viele Menschen und sogar Elysiums Verteidigungsministerium möchten euch tot sehen. Es wäre ein Kinderspiel für mich jeden einzelnen von euch umzulegen, aber stattdessen würde ich gerne einen kleinen Tausch anbieten. Dein Sohn gegen euer Schiff.“
Anführer: „Einen Tausch. Glaubst du allen Ernstes, du könntest es allein gegen uns alle aufnehmen?“
Sykes: „Ich bin nicht allein.“
Sohn: „Sie sind zu dritt!“
Sykes: „Danke. Jetzt reden wir. Ruhe jetzt! Ich habe Scharfschützen, die auf mich aufpassen, ansonsten bin ich zu ziemlich grausamen Dingen in der Lage. Deshalb schlage ich halbwegs friedlich vor, dass wir kein Blut vergießen und diese Situation gewaltfrei lösen.“
Anführer: „Willst du mich verarschen?“
Sykes: „Nein. Das ist mein Ernst. Dein Sohn gegen euer Schiff, dann können wir alle nachhause gehen.“
Der Sohn des Anführers fängt an sich heftig zu bewegen und versucht sich von Sykes loszureißen, in diesem Augenblick eröffnen die Plünderer zögerlich das Feuer. Dylan ist schnell genug, sich über den Rücken seiner Geisel zu rollen und ihn herumzuwerfen. Die Schüsse treffen ausschließlich den Sohn, welcher gerade als Schutzschild ausgenutzt wird. Zeitgleich eröffnen Miranda und Kyra aus ihren Scharfschützenstellungen das Feuer. Ein Plünderer nach dem anderen wird getroffen, wobei Dylan unverzüglich in den Nahkampf übergeht.
Er nutzt seine beliebte Kombination von Katana und Pistole. Er tanzt regelrecht kämpferisch um seine Gegner herum, während diese von Schüssen getroffen oder als Schutzschild genutzt werden. Zügig färbt sich der Schnee unter ihnen rot. Es kommt zu einer kurzen Feuerpause, welche Miranda und Kyra dazu nutzen, mit den Motorrädern zum Kampfplatz zu fahren. Während Dylan sich gegen mehrere Gegner behauptet, beteiligen sich die beiden im Kampf. Von den Sitzen der Motorräder schwingen sie ihre Schwerter, wobei sie durch die Gruppen von Plünderern fahren. So lange, bis keiner von ihnen mehr steht. Sei es durch eine Verletzung, Bewusstlosigkeit oder Tod. Im Alleingang haben die drei die Besatzung eines ganzen Schiffes besiegt. Etwa 30 Männer und Frauen einer gesuchten Plünderer-Gruppe.
Hades: „Das lief ja nicht ganz nach Plan.“
Miranda: „Nun … war das die Win-win-Situation, von der du gesprochen hast?“
Sykes: „Nicht ganz. So bekommen wir wenigstens das Schiff und das Kopfgeld gleich dazu.“
Miranda: „Immerhin.“
Hades: „Hört mal!“
Völlig unerwartet und ohne Vorwarnung taucht rundherum um das Schiff eine halbe Armee von Kämpfern auf. Sie tragen moderne weiße Rüstungen, beinahe auf Hochglanz poliert und makellos. Plötzlich umkreisen sogar zwei weiße Shuttles das Gebiet und richten ihre hochwertigen Waffen auf die drei Kopfgeldjäger.
Miranda: „Fuck! Wer ist das?“
Sykes: „Ich habe keine Ahnung.“
Sie verharren eine Weile so, bevor ein Mann über den Hügel kommt, der in einen auffällig weißen Mantel gekleidet ist und dabei sowohl eine schwarze Krawatte als auch eine Sauerstoffmaske trägt.
Hemsey: „Das fasse ich nicht! Dylan Sykes! Lebendig und tödlich wie immer.“
Sykes: „Hemsey? Lang nichts von dir gehört.“
Hemsey: „Ich war beschäftigt. Hat man dich nicht eigentlich umgebracht?“
Sykes: „Hat man. Aber ich bin stur, wie du weißt.“
Hemsey: „Zu stur zum Sterben, schon klar. Hast du von denen noch welche leben gelassen?“
Sykes: „Mehr als sonst.“
Hemsey: „Außer Übung?“
Sykes: „Wohl kaum.“
Hemsey: „Ich nehme an, der Transporter und dieses ungewöhnliche Auto unweit hinter mir gehören zu dir?“
Sykes: „So ist es.“
Hemsey: „Was führt dich an diesen abgelegenen Ort?“
Sykes: „Die Silence ist weg. Ich suche ein neues Tarnkappenschiff.
Das hier wollte ich mir nehmen.“
Hemsey: „Das ist jetzt leider ungünstig.“
Sykes: „Wieso?“
Hemsey: „Weil ich es mir nehmen wollte.“
Sykes: „Dann haben wir ein Problem.“
Hemsey: „In der Tat. Da ich aber weiß, wie gut du im Probleme- lösen bist, möchte ich dir etwas vorschlagen.“
Sykes: „Einen Deal also?“
Hemsey: „Ja. Da wir ja lange Zeit nicht mehr zusammengearbeitet haben, schlage ich vor, dass wir uns diesmal gegenseitig helfen. Du überlässt mir dieses Schiff und im Gegenzug mache ich deine Silence ausfindig. Gleiches gilt natürlich für den Rest deiner Crew.“
Sykes: „Und das bekommst du hin?“
Hemsey: „Je an meinen Fähigkeiten gezweifelt?“
Sykes: „Na gut … Aber wenn du scheiterst, weißt du, was auf dich zukommt.“
Hemsey: „Ich befürchte es. Ich werde dich nicht enttäuschen.“
Sykes: „Wenn das so ist, gehört das Schiff hier dir. Vorerst.“
Hemsey: „Ich danke dir. Sollen wir euch zu eurem Transporter bringen?“
Sykes: „Nicht nötig, den Weg finden wir schon selbst.“
Hemsey: „Alles klar. Dann bedanke ich mich nochmals. Es war schön, dich ein weiteres Mal kennenzulernen. Ich melde mich bei dir wegen unseres Deals. Mach’s gut!“
Sykes: „Bis dahin!“
Mit einem Handzeichen gibt Dylan Miranda und Kyra zu verstehen, dass sie zurück zum Transportschiff fahren können. Daraufhin steigt auch Dylan wieder in sein Auto und folgt ihnen. Bereits oben an der Laderampe kommen die ersten Fragen auf. Als Dylan aus seinem Wagen steigt, sitzen Miranda und Kyra bereits auf den Waffenkisten neben den Motorrädern.
Miranda: „Das fasse ich jetzt nicht.“
Sykes: „Was fasst du nicht?“
Miranda: „Hemsey? Wir überfallen ein Tarnkappenschiff in der tiefsten Eiswüste Poseidons und ausgerechnet hier taucht er wieder auf? Was ist denn das bitte für ein Zufall?“
Sykes: „Vielleicht hat er das Schiff auf die gleiche Weise gefunden wie wir. Aber ich stimme dir zu, das ist schon ein seltsamer Zufall.“
Miranda: „Und du bist dir sicher, dass du ihm wieder trauen kannst?“
Sykes: „Schätze schon. Ausnahmsweise bleibe ich bei ihm optimistisch.“
Miranda: (Amüsiert) „Du nimmst Wörter in den Mund … wie ungewöhnlich.“
Sykes: (Lacht) „Ach, halt die Klappe!“
Dylan bekommt eine Nachricht auf seinem Unterarmcomputer.
Sykes: „Na, wenn man vom Teufel spricht. Hemsey. Ich werde dann in Kürze starten, damit ihr Bescheid wisst. Wir haben zwar kein neues Schiff, aber dafür können wir uns ein sättigendes Kopfgeld abholen.“
Beim Lesen der Nachricht steigt Dylan eine Treppe hoch und begibt sich in den Pilotensitz. Währenddessen bleiben Miranda und Kyra in der Ladebucht und kümmern sich um die Motorräder.
Hades: „Wer ist dieser Hemsey?“
Miranda: „Ein Waffenhändler. Offiziell. Er bezeichnet sich selbst als Unternehmer. Er beschäftigt Söldner und scheint sämtliche kriminelle Abgründe zu kennen.“
Hades: „Woher kennt ihr ihn?“
Miranda: „Dylan lernte ihn nach einem Deathrace kennen. Er hat ihm angeboten, für seine Zwecke zu fahren. Dabei ging es um Wetteinsätze und so weiter. Es blieb allerdings nicht nur beim Rennsport.
Kopfgeldjagd, Plünderungsaufträge und schmutzige Jobs konnte er auch an Dylan vermitteln.“
Hades: „Klingt, als hättet ihr viel erlebt.“
Miranda: „Der ein oder andere Überfall, ein Diebstahl hier, ein Kopfgeld dort. Ansonsten ging es hauptsächlich um Rennen. Bis auf dieses eine Mal, als wir ein geheimes Klonlabor in die Luft jagen sollten. Das war der Horror, was wir dort gesehen haben.“
Hades: „Ein Klonlabor?“
Miranda: „Ja. Es stellte sich heraus, dass es eine Einrichtung von Adams war. Der, der auch insgeheim das Kopfgeld auf Raven ausgesetzt hat. Mutationen, Menschenexperimente und vor allem diese ekelhaften Kreaturen auf dem Planeten. Ich habe immer noch Alpträume davon. Einfach nur fürchterlich, was wir dort gesehen haben. Zum Glück haben Dylan und Raven ihn umbringen können.
Klingt sogar ziemlich komisch, wenn man das so sagt.“
Hades: „Lass uns nicht darüber reden. Okay? Zurück zu Hemsey.“
Miranda: „Okay. Nun, wenn Dylan ihm traut, dann können wir das auch.“
Die Triebwerke des Transportschiffes starten. Inmitten von Gletschern und Bergen aus brüchigem Eis hebt es langsam ab und steuert auf den Horizont zu. Dort, wo der Planet Elysium im Dunst der blauen Atmosphäre zu sehen ist.
Lichtjahre von den eisigen Landschaften Poseidons entfernt befindet sich der gemäßigte Mond Initium Novum. An dessen tropischen Äquator sich eine ganz besondere Crew niedergelassen hat. Es ist früher Morgen und die Sonne wirft ihre ersten Strahlen in die Kraterinsel von Ravens Anwesen. Er selbst sitzt, an eine Palme gelehnt, am Strand und erwacht langsam aus seinem Schlaf. Das Zwitschern von Vögeln und das Geräusch der Brandung ist alles, was er wahrnimmt, bevor seine Deckoffizierin Riley Hunter durch den Innenhof der Villa läuft. Sie hält auf halbem Weg an und geht danach einige Meter auf Raven zu.
Hunter: „Ich habe dich hier gestern Abend noch spät gesehen, hätte aber nicht gedacht, dass du hier draußen übernachtest.“
Raven: „Damit habe ich auch nicht gerechnet. Wusste nicht, dass eine Palme so gemütlich sein kann.“
Hunter: „Besser wird das jetzt nicht zur Gewohnheit.“
Raven: „Ich gebe mir Mühe. Was steht heute alles auf dem Plan?“
Hunter: „Dasselbe wie gestern und die Tage davor.
Restaurierungsarbeiten an der Villa. Ansonsten bleibt es ruhig heute.
Es sei denn, du hast bereits Pläne, um aufzubrechen.“
Raven: „Noch nicht. Aber ich überlege mir etwas. Vielleicht könnten wir uns ein paar interessante Orte zum Erkunden heraussuchen. So wie es damals unser eigentlicher Job war.“
Hunter: „Du meist so etwas wie Normalität? Wusste nicht, dass es so etwas noch gibt.“
Raven: „Unsere Normalität war schon immer unnormal. Aber es wird guttun, mal wieder eine Weile Ruhe zu habe. Zumindest so lange, bis die nächste Krise ruft.“
Hunter: „Der Plan gefällt mir. Ich werde mir dazu schon mal ein paar Gedanken machen.“
Während sich Hunter und Raven am Strand unterhalten, stürmt das übrige Raptor-Team in Begleitung von Patton den Hang hinunter. Die vier haben sich zum Frühsport verabredet und beenden gerade ihre letzte Runde auf den Kraterwänden. Verschwitzt und außer Atem rennen sie auf die Villa zu. Auf den letzten Metern nimmt Patton all seine Kraft zusammen und überholt kurz vor dem Ziel das halbe Team, bevor sie letztendlich zum Stillstand kommen.
Rees: „Verdammt! Der Junge wird immer schneller.“
Patton: „Mache ich euch langsam Konkurrenz?“
Sev: „Du wirst besser, aber vermutlich lässt unser Sprengstoffexperte langsam nach.“
Rees: „Meine Stärken sind Kämpfen und Sprengen, nicht Rennen.“
Sev: „Und Essen.“
Rees: „Nur, wenn ich hungrig bin.“
Sev: „Also immer?“
Murphy: „Seid ihr fertig?“
Sie sehen sich alle gegenseitig schweigend an, bevor sie gemeinsam anfangen zu lachen.
Patton: „Was habt ihr sonst noch so vor heute?“
Rees: „Gute Frage.“
Sev: „Haben wir etwas vor?“
Murphy: „Wir helfen heute bei der Reparatur der Villa mit. Ansonsten … was haltet ihr von einem Besuch auf dem Schießstand?“
Sev: „Da bin ich immer dabei.“
Rees: „Sagte der schießwütigste aus dem Team.“
Patton: „Taktische Einsatzverfahren und Bewegungsabläufe oder nur freies Schießen?“
Murphy: „Ähm. Beides vermutlich.“
Patton: „Es wäre toll, wenn ihr mir ein paar Handgriffe zeigen könntet.“
Sev: „Das Früchtchen ist ja richtig motiviert.“
Murphy: „Kein Problem, wir zeigen dir ein paar Kleinigkeiten.“
Patton: „Danke. Warte mal … Früchtchen?“
Rees: „Er gibt dir einen Spitznamen. Das ist ein Zeichen dafür, dass er anfängt dich zu mögen. Pass bloß auf dich auf!“
Patton: (Amüsiert) „Ihr seid doch bescheuert.“
Rees: „Nur anders.“
Murphy: „Manchmal. Also dann, nachdem wir dem Rest der Crew helfen konnten, treffen wir uns um 15 Uhr in der Schießanlage. Passt dir das?“
Patton: „Perfekt. Danke.“
Den gesamten Vormittag ist die Crew damit beschäftigt, die Schäden von Dylans Überfall zu beheben. Brandspuren werden beseitigt, Einschusslöcher gestopft und Kampfspuren bedeckt. Die gesamte Crew arbeitet Hand in Hand, sodass die letzten Arbeiten noch am selben Tag vollendet werden können. Grund genug für Raven seine Crew am Abend auf dem Strand zu versammeln.
Raven: „Wie ich sehe, sind alle da. Auch wenn wir nun schon einige Wochen hier sind und uns mit Papierkram und Renovierungsarbeiten beschäftigen, so fühlt es sich doch erst jetzt wieder richtig nach einem Zuhause an. Als wir hier vor fast drei Jahren vertrieben wurden, dachte ich nicht, dass wir diesen Ort jemals wieder betreten würden.
Nicht nur wegen der angespannten Politik, sondern auch wegen der Erinnerungen. Wir wurden Opfer eines Angriffes, dessen Täter selbst nicht wusste, was er tut, und aus Verzweiflung gehandelt hat. Ich weiß, viele von euch mögen ihn nicht. Aus gutem Grund. Auch ich vergebe ihm diesen Angriff nicht. Trotzdem müssen wir weiter nach vorne schauen. Ein Bürgerkrieg liegt hinter uns und die nächsten Einsätze werden nicht lange auf sich warten lassen. Ob durch die Erdlinge, Vyrakay oder die Macht von Wesen, denen wir lieber nicht begegnen möchten. Was auch immer die Zukunft bringt, ich bin zuversichtlich, dass diese besondere und herausragende Besatzung eines ungewöhnlichen Schiffes weiterhin zusammenhält und sich jeder Herausforderung tapfer stellt. Ich bin stolz auf die Menschen, die ich hier um mich habe, und auch wenn sich meinerseits vieles verändert hat, bin ich euch zutiefst dankbar. Dankbar, dass ihr immer zu mir haltet, auch wenn man meine Absichten nicht immer ganz versteht.
Ich bin dankbar für das Vertrauen und vor allem für diese mittlerweile sehr familiäre Gemeinschaft. Gemeinsam haben wir uns unser Zuhause zurückgeholt, es wiederaufgebaut. Selbst wenn ich mich im Hintergrund noch um das Werk der Knights of Eden kümmere, ich ziehe mit niemandem lieber in die Schlacht als mit euch. Auf dass sich dies auch nie mehr ändern möge und auf jene, die mittlerweile nicht mehr bei uns sind.“
Raven und seine Crew stoßen gemeinsam an, um ihre Rückkehr in das Anwesen zu feiern. Die Feuerstellen am Strand brennen noch bis tief in die Nacht und die Crew macht sich einen angenehmen Abend.
Während sich die Crew am Strand des Anwesens amüsiert, schaut Raven hin und wieder auf ein verschlüsseltes Daten-Pad, um auf die Arbeit der Knights of Eden zu schauen. Denn auf einem Mond jenseits der Grenzen des Sektors der Menschen macht sich ein schwarzes Shuttle im Schutze der Nacht auf den Weg zur Oberfläche. Trotz der Dunkelheit erkennt man unter dem klaren Sternenhimmel sowie unter dem Schein eines grauen Gasriesen, dass der Mond karg und wüst ist.
Dennoch ist er lebensfreundlich und mit Wüstenpflanzen bedeckt. Das Shuttle der Ritter landet unauffällig am Rand eines schroffen Gebirges. Vier von ihnen steigen aus und werfen einen ersten Blick auf die Umgebung. Unter ihnen ist Aiden Conover. Erkennbar als einzige Heavy-Einheit unter ihnen, trägt er eine robuste Plattenrüstung, seinen modernen Ritterhelm und ein Langschwert.
Allein sein weinroter Kapuzenumhang verbleibt im Shuttle, um Platz für ein Maschinengewehr auf seinem Rücken zu machen. Begleitet wird er von drei weiteren Rittern, die jeweils alle unterschiedlich ausgerüstet, jedoch mit ihren Kapuzenmänteln ähnlich gekleidet sind.
Aiden führt die Ritter durch das Gebirge, vorbei an den braunen Felsen, zu einem Punkt, von dem man einen guten Ausblick auf eine weitläufige Wüstenebene hat.
Hinter einem Felsbrocken treffen die vier auf ein weiteres Mitglied des Ordens. Es ist Chester Cormac, ein talentierter Kämpfer und Anführer der sogenannten Shadow-Einheiten. Mit seinen Schwertern im Gürtel, einem Bogen samt Pfeilen auf dem Rücken und gekleidet in eine schwarze Kutte schaut er durch ein Fernglas auf einen sehr speziellen Ort. Eine Ausgrabungsstätte des ehemaligen Kanzlers Adams und eine Mine der Utopier. Der Zivilisation, welche vor Millionen Jahren verschwunden ist und ihre Technologie im vermutlich ganzen Universum zurückgelassen hat. Die Mine besteht aus einem großen und breiten Loch in der Wüstenebene, umrandet von metallischen Strukturen, welche von Scheinwerfern beleuchtet werden. Das Loch scheint einen Durchmesser von beinahe einem ganzen Kilometer zu haben und ragt tief bis ins Innere des Mondes.
Die Ritter jedoch treffen nun schließlich aufeinander.
Conover: „Das ist der Ort?“
Cormac: „Ja, eine Kernmine der Utopier.“
Conover: „Geht die wirklich bis in den Kern des Planeten?“
Cormac: „Du meinst des Mondes. Nicht ganz, nur bis an dessen Oberfläche.“
Conover: „Trotzdem, tief genug. Wer da runterfällt, der fällt lang. Und wer weiß schon wohin?“
Cormac: „Das wird nicht unser einziges Problem sein. Diese Ausgrabungsstätte wurde vor einigen Tagen von der Garde eingenommen. Keine Ahnung, woher die die Koordinaten kannten, aber das Aufklärungsteam berichtete mir, dass sie dort unten bereits versuchen Material an die Oberfläche zu befördern. Bislang wurde nur noch nichts davon in den Orbit gebracht, wo übrigens auch eines ihrer Schiffe fliegt.“
Conover: „Ich nehme an, das werden wir nachhaltig verhindern?“
Cormac: „Auf Anweisung des Großmeisters. Die Mine soll vernichtet werden.“
Conover: „Was auch immer die Garde mit diesem harten Material panzern möchte, es kann nichts Gutes sein.“
Cormac: „Andere Teams sind bereits an der Sache dran.“
Conover: „Nur mal zum Verständnis. Warum schießen wir mit der Ghost nicht einfach einen Nuklearsprengkörper in dieses Loch? Oder könnte der Mond dadurch in die Luft fliegen?“
Cormac: „Ein großes Erdbeben wird es definitiv geben. Der Grund, weswegen keine Luft- und Orbitalschläge möglich sind, ist aber ein anderer.“
Conover: „Schildgenerator?“
Cormac: „Exakt. Ein Schildgenerator und mobile Raketenabwehr. Das war das Erste, was die Garde hier aufgebaut hat, als sie vor einiger Zeit hier ankam.“
Conover: „Gut, dann brauchen wir nur den Generator finden und sprengen. Wo ist der?“
Cormac: „Rate mal!“
Conover: „Sag mir nicht in dem Loch!“
Cormac: „Doch. Auf einer noch unbekannten Ebene. Ist der Generator gesprengt, kann die Ghost das Schiff im Orbit und die Mine zerstören.“
Conover: „Klingt ja alles ziemlich durchdacht. Für die Planung muss ich dich wirklich mal loben.“
Cormac: „Danke. Es muss nur noch mit der Durchführung alles klappen.“
Conover: „Wie sieht es mit Feindbewegung aus? Nur Androiden oder auch Gardisten?“
Cormac: „Das werden wir gleich herausfinden. Vermutlich beides.
Aber bestimmt mehr Androiden.“
Conover: „Androiden machen mein Schwert stumpf.“
Cormac: „Das musst du dann mal in Kauf nehmen. Oder du benutzt ausnahmsweise mal dein Maschinengewehr.“
Conover: „Klingt fast so, als würde es heute schwierig werden, unbemerkt zu operieren.“
Cormac: „Bei der Menge an Feinden ist das unmöglich. Wir haben zumindest das Überraschungsmoment.“
Conover: „Immerhin das. Wann willst du zuschlagen? Wir sind bereit.“
Zu Fuß machen sich die fünf Ritter auf in die Wüstenebene. Es gelingt ihnen, sich unbemerkt der ringförmigen Struktur an der Mine zu nähern, sodass sie zwischen den geometrischen Metallbauten Schutz finden. Einigen patrouillierenden Androiden weichen sie aus, ansonsten gelangen sie ohne weitere Zwischenfälle bis an den Rand der Mine.
Ritter: „Ich habe ja keine Höhenangst, aber das hier ist wirklich übel.“
Der Anblick ist ebenso beeindruckend wie einschüchternd. Die Mine gleicht einer senkrechten Röhre, teilweise bebaut, teilweise umringt von Felsen. Sie reicht weit über den Mantel des Mondes hinaus und hat eine Tiefe, die den Grund nicht einmal erkennen lässt. Nur ein helles Licht strahlt von der tiefsten Stelle hinauf. Unklar ist, ob es sich dabei um Magma handelt, oder um die unzähligen Scheinwerfer auf dem Weg nach unten.
Conover: „Ich hoffe, der Generator befindet sich nicht ganz unten.
Und selbst wenn, hoffe ich, dass es hier Aufzüge gibt.“
Cormac: „Falls nicht, hätten wir vielleicht Fallschirme mitnehmen sollen.“
Conover: „Finden wir erst mal heraus, wo wir hinmüssen.“
Cormac: „Es müsste noch auf den oberen Ebenen so etwas wie eine Kommandozentrale oder einen Überwachungsraum geben. Ich vermute, dass wir das dort drüben in diesem großen Anbau finden.“
Conover: „Dann los.“
Die Ritter bewegen sich weiter am Rand der Mine entlang, bis sie den Bereich oberhalb des Anbaus erreichen. Das Ziel scheint in greifbarer Nähe zu sein, da die Präsenz von Kampfandroiden deutlich zunimmt.
Als sie sich einer bewachten Tür nähern, kommt Aiden frontal auf sie zu. Er weckt sofort die Aufmerksam der vier Androiden, welche unverzüglich ihre Waffen heben. Im exakt gleichen Augenblick springen zwei Ritter oberhalb der Tür hinab, gefolgt von zwei weiteren, die aus dem Schatten am Wegesrand heraus angreifen.
Blitzschnell sind die Androiden ausgeschaltet und der Weg für die Ritter ist frei. Sie positionieren sich zügig neben der Tür, während Cormac einen Sprengsatz an ihr scharf macht.
Cormac: „Jetzt wissen die, dass wir da sind. Zeit zum Chaos-stiften.
Rauch und EMP!“
Fast jeder Android ist über ein Netzwerk miteinander verbunden. Das Signal eines zeitgleichen Ausfalls von vier dieser Maschinen alarmiert sofort sämtliche Kräfte im Bereich. Infolgedessen werden sie hinter der Tür bereits erwartet. Der Sprengsatz explodiert und die Tür öffnet sich. Gleich danach werfen die Ritter zwei Handgranaten hinein. Eine Rauchgranate, welche schlagartig die Sicht benebelt und eine EMP-Granate, welche die Systeme der Androiden außer Kraft setzt. Wie ein Sturm rauschen die Ritter durch die Eingangstür und erledigen so viele Androiden wie möglich mit ihren Schwertern. Nur in besonders schwierigen Situationen greifen sie dabei auf Pistolen zurück. Der Kampf dauert nicht lange an, doch Verstärkung ist mit Sicherheit unterwegs. Auf dem Weg zu einer Kommandozentrale geraten sie in mehrere Gefechte. Mit Hilfe von EMP-Granaten, ihren Schwertern, Bögen und Schusswaffen kämpfen sie sich durch. So lange, bis sie ihren ersten Zielort erreichen. Ein großer Raum, mit Aussichtsfenstern und Computern sowie Schaltflächen in jeder Ecke.
Conover: „Sieht richtig aus. Jetzt muss unser IT-Experte mal ran!“
Cormac: „Dann haltet mir mal den Rücken frei!“
Schnell macht sich Cormac an der Hauptkonsole zu schaffen. Er schließt eigene Geräte an und hackt sich in das System.
Conover: „Schätze, die Schwerter müssen dann vorerst stecken bleiben.“
Um der anrückenden Verstärkung entgegenwirken zu können, entscheiden sich die übrigen Ritter dazu, sich mit ihren Gewehren an den Seiten der Tür zu positionieren. Nicht einmal eine Minute dauert es, bis die ersten Androiden über den Gang auf sie zukommen und dabei in schweres Feuer geraten. Welle für Welle wird bekämpft, bis Cormac seine Arbeit beendet.
Cormac: „Ich habe alles. Karte der Anlage. Standort des Generators und ich habe die Kommunikation gestört.“
Conover: „Wo ist der blöde Generator?“
Cormac: „Ebene 347.“
Conover: „Was? Wir müssen 347 Etagen nach unten?“
Cormac: „50 Meter für jede Etage. Das sind doch nur 17,35 Kilometer.“
Conover: „Hast du das gerade im Kopf gerechnet?“
Cormac: „Ist das wichtig?“
Conover: „Nein! Lass uns gehen!“
Cormac: „Durch die Seitentür hier kommen wir auf ein Gerüst. Von dort aus ist es nicht weit bis zu einem Aufzug.“
Die fünf begeben sich nach draußen, wo sie über ein breites und löchriges Gitter zu einem Lastenfahrstuhl gelangen. Unter gegenseitiger Deckung und mit den Gewehren im Anschlag gehen sie auf dem Aufzug in Stellung. Während sie ihn einschalten und er langsam mit zunehmender Geschwindigkeit nach unten fährt, bleiben sie vorerst von weiteren Gefechten verschont.
Ritter: „Ich habe ja schon Weltraumlifts gesehen. Aber das hier ist verrückt.“
Conover: „Das setzt doch gleich ganz neue Maßstäbe.“
Während dieser Fahrt atmen sie durch und laden ihre Waffen nach.
Ritter: „Zumindest sollten wir jetzt für den Moment etwas Ruhe haben.“
Cormac: „Ich bin mir sicher, dass die sich da oben schon was einfallen lassen.“
Für eine kurze Zeit scheint es ruhig zu bleiben. Ausschließlich die dröhnenden Geräusche des Lifts sind zu hören, während der warme Wind aus der Tiefe emporsteigt. Jedoch reicht ein Blick nach oben, um zu sehen, dass die Garde bereits Transportschiffe und Drohnen hinabschickt, um den Fahrstuhl einzuholen.
Conover: „Da kommt Besuch.“
Cormac: „Dann zeigen wir uns mal gastfreundlich.“
Ritter: „Wir haben auf diesem Aufzug keine Deckung.“
Conover: „Dann lösen wir das Problem mit überlegener Feuerkraft.“
Die ersten bewaffneten Drohnen starten einen Angriff auf den Lift.
Nur durch gebündeltes Feuer ist es den Rittern möglich, diese zu besiegen. Gleiches gilt für die Transportschiffe, aus deren Seitentüren die Androiden herausschießen. Ab diesem Punkt greift Cormac auf seinen Bogen zurück.
Conover: „Jetzt ist nicht die Zeit für Zielübungen!“
Cormac: „Die Drohnen bekommen wir vielleicht runter. Bei Schiffen wie diesen müssen wir etwas radikaler vorgehen.“
Er zieht einen Antimateriepfeil aus seinem Köcher, spannt diesen in seinen Bogen ein und visiert eines der Triebwerke an. Als sich die Finger von der Bogensehne lösen, erschüttert eine heftige Explosion die Mine. Die Druckwelle bringt selbst die Ritter für einen kurzen Moment aus dem Gleichgewicht. Das Triebwerk des Transportschiffes ist schwer beschädigt und steht ebenso wie das gesamte Heck in Flammen. Aus einem Sinkflug wird nun ein Absturz, der mit dem Aufprall an der Wand der Mine endet. Nichtsdestotrotz nähern sich immer mehr dieser Schiffe dem hinabfahrenden Lift. Cormac gibt alles, was er mit seinen wenigen Antimateriepfeilen kann. Eines der abgeschossenen Transportschiffe jedoch lenkt nach der Explosion überraschend gegen den Aufzug. Es kracht und wackelt, während sich die brennenden Teile überall verteilen. Selbst die Gerüste rings um den Lift stürzen in sich zusammen und hinterlassen einen, an der Wand hängenden, Trümmerhaufen. Die Ritter müssen sich mit Mühe festhalten, um nicht in die endlos scheinende Tiefe zu stürzen. Zu ihrem Glück steht der Lastenfahrstuhl noch einigermaßen horizontal.
Conover: „Schöne Scheiße! Was machen wir jetzt?“
Cormac denkt einen Augenblick nach und schaut den Trümmerhaufen hinunter in die tiefe Mine. Dabei kommt ihm eine Idee.
Cormac: „Wir sind fast da. Ich kann von hier oben aus den Schildgenerator sehen.“
Conover: „Willst du da jetzt runterklettern?“
Cormac: „Nein. Ich habe aber noch zwei Antimateriepfeile.“
Etwas skeptisch tritt Conover an den Abgrund heran und schaut auf den Schildgenerator herab. Er ist mehrere hundert Meter unter ihnen an Stahlseilen und Haltevorrichtungen befestigt.
Conover: „Mit zwei Pfeilen willst du dieses Ding aus dieser Entfernung treffen?“
Cormac: „Ich kann es nur versuchen. Wenn beide verfehlen sollten, dann können wir da immer noch runterklettern, wenn du magst.“
Conover: „Dann triff bloß! Und erledige das schnell!“
Von oben nähern sich wieder mehrere Transportschiffe den Rittern.
Noch während diese ausreichend weit weg sind, zieht Cormac seinen vorletzten Antimateriepfeil. Er spannt seinen Bogen, zielt einige Sekunden und schießt. Der Pfeil fliegt eine beinahe senkrechte Linie nach unten, geradewegs auf den Generator zu. Er verfehlt jedoch knapp.
Cormac: „Scheiße!“
Er zieht nun seinen letzten Pfeil und konzentriert sich umso mehr. In seinen Gedanken läuft die Zeit langsamer. Eine gefühlte Ewigkeit visiert er sein Ziel an, während die Schiffe von oben immer näherkommen. Endlich löst sich der Schuss, der Pfeil schnellt hinab.
Eine heftige Explosion zeugt davon, dass der Generator getroffen wurde.
Cormac: „Hab ihn!“
Conover: „Gerade rechtzeitig!“
Das nächste Transportschiff nähert sich und bleibt schwebend neben dem Aufzug stehen. Unerwarteterweise springen neuartige Modelle von Kampfandroiden dort hinaus. Eine kleine Gruppe von ihnen landet direkt auf dem Trümmerhaufen und dem Aufzug. Ihr Körperbau scheint dynamischer, aber auch besser gepanzert zu sein. Am ungewöhnlichsten jedoch ist ihre Bewaffnung. Denn im Angesicht der Knights of Eden ziehen diese Androiden tatsächlich Schwerter hervor.
Ritter: „Seit wann benutzen Androiden Schwerter?“
Conover: „Vielleicht die Kinder von Chronos?“
Cormac: „Wenn die es wirklich auf die harte Tour haben wollen, dann werden wir sie nicht enttäuschen.“
Mit schnellen und plötzlichen Bewegungen stürmen die Maschinen auf die Ritter zu. Ihre Schwerter schwingen sie gezielt, schnell und vor allem mit Kraft. Auch die Knights of Eden greifen auf ihre Schwerter zurück und geraten in einen überraschend ausgeglichenen Kampf. Die Androiden scheinen Techniken zu beherrschen, die eigentlich nur vom alten Hüter-Orden stammen können. Der Klang aufeinandertreffenden Stahls schallt durch die Mine. Funken werden geschlagen. Kratzer und Furchen bedecken zunehmend die Rüstungen. Die Bewegungen der Androiden sind derart agil, dass es den Rittern eine Menge Ausdauer abverlangt, sich ihnen zu stellen. Im Chaos des Kampfes gelingt es Conover den ersten dieser Androiden zu besiegen und in den Abgrund zu stoßen. Einige wenige folgen, doch der Kampf dauert weiter an.
Der übergreifende Einsatz von Schusswaffen während des Schwertkampfes führt zwar hin und wieder zu Erfolgen, doch in der Hektik gelingt es einem der Androiden durch einen schweren Hieb Aidans Maschinengewehr zu zerteilen. Somit bleibt ihm nur noch sein Langschwert und eine beinahe leergeschossene Pistole.
Ghost: (Per Funk) „Bodenteam, hier ist die Ghost. Schilde sind unten.
Wir mischen jetzt auch mit. Seht zu, dass ihr da unten verschwindet!“
Cormac: „Wir geben uns Mühe, werden aber noch aufgehalten.“
Im Orbit des Mondes erscheint die Ghost aus ihrer Unsichtbarkeit. Sie ist in unmittelbarer Nähe des Schlachtschiffes der Garde. Beide Schiffe zeigen sich unverzüglich die Breitseite und eröffnen das Feuer aufeinander. Der heftige Beschuss sowie das zeitgleiche Abfeuern von Torpedos während eines Ausweichmanövers werden den Gardisten schnell zum Verhängnis. Das Schlachtschiff erleidet dutzende schwere Treffer und beginnt hinab in die Atmosphäre zu stürzen. Der Beschuss der Ghost hört dann allerdings nicht auf, sondern richtet sich gezielt auf die Außenposten und Befestigungsanlagen rund um die Mine.
Wortwörtlich treffen aus heiterem Himmel die Geschosse auf die Oberfläche und vernichten die Garde. Brände entstehen, während die Strukturen der Utopier in Explosionen gehüllt werden.
Am Horizont färbt sich der Himmel allmählich zunehmend orange.
Die Sonne des Mondes geht langsam auf und taucht die schroffe Wüste in ein dunkles Licht. Davon sehen die Ritter allerdings nichts.
Sie befinden sich immer noch in einer Tiefe von über 17 Kilometern und liefern sich einen Kampf gegen die Androiden. Auch wenn immer mehr Maschinen den Klingen der Knights of Eden zum Opfer fallen, werden die fünf von ihnen angesichts der feindlichen Überzahl umstellt. Sie werden regelrecht eingekreist von den Androiden, welche sich mit ihren Schwertern auf den umliegenden Trümmerhaufen verteilen.
Ein einziger zeitgleicher Angriff aller dieser Maschinen würde für Cormac und sein Team den sicheren Tod bedeuten. Doch plötzlich schlagen Raketen in den Trümmern ein und schnelle Salven von Plasmageschossen regnen von oben auf die Feinde herab. Der Pilot des schwarzen Shuttles schnellt im Sturzflug in die Mine hinein, auf Höhe der 347. Ebene startet er ein Bremsmanöver und richtet sich wieder horizontal aus. Dessen automatische Bordgeschütze nehmen unverzüglich die letzten Androiden unter Beschuss. Obwohl die direkte Bedrohung beseitigt zu sein scheint, kündigt ein metallisches Knarren die nächsten Probleme an. Der Aufzug lockert sich und droht sich von den Trümmern zu lösen. Unvermeidlich würde er dann in die Tiefe stürzen.
Cormac: „Zum Shuttle! Los!“
Die fünf Ritter eilen über die Trümmer und versuchen in die offene Seitentür des Shuttles zu springen. Cormac ist der Letzte von ihnen.
Ausgerechnet unter ihm lassen die Trümmer nach. Das Shuttle muss schlagartig nach unten steuern, damit er das Luftfahrzeug noch mit einer Hand greifen kann. Durch die heftigen Bewegungen verliert er nicht nur seinen Bogen, sondern auch den Halt am Shuttle. Als seine Hand sich löst, dauert es nur den Bruchteil einer Sekunde, bis Cormacs Arm von Aiden ergriffen wird. Es ist die Rettung in letzter Sekunde. Conover zieht ihn hinein und damit in Sicherheit.
Cormac: „Verdammt!“
Conover: „Das war ziemlich knapp.“
Cormac: „Viel zu knapp. Danke. Ich schulde dir was.“
Conover: „Rette mir beim nächsten Mal mein Leben und dann sind wir quitt.“
Cormac: „Deal!“
Unter den Orbitalschlägen der Ghost stürzen bereits erste Trümmerteile die Mine hinab. Höchste Zeit, um zu verschwinden.
Pilot: „Festhalten dahinten!“
Das Shuttle richtet sich auf, zündet den Nachbrenner und schnellt in die Höhe. Dabei werden die Ritter im Inneren gegen die Rückwand und deren Sitze gedrückt. Den herabfallenden Trümmern ausweichend nimmt es mehrere Minuten in Anspruch, die Oberfläche zu erreichen.
Im Schimmer der aufgehenden Sonne manövriert der Pilot seine Krieger durch die Geschosse der Ghost und bringt sie in eine sichere Entfernung. Als sich die Lage endlich beruhigt, beginnt das Shuttle nun die Mine in einem weiten Bogen zu umkreisen.
Ritter: „Kann mir einer sagen, was das für Dinger waren?“
Conover: „Die Androiden? Ich habe solche noch nie gesehen.“
Cormac: „So wie die gekämpft haben, können die nur von Chronos ausgebildet worden sein. Der Großmeister erzählte schließlich, dass er von der Garde ursprünglich als Hüter-Killer entworfen wurde.“
Ritter: „Also haben wir es mit Hüter-Killer-Androiden zu tun?“
Cormac: „Sieht ganz danach aus. Ich werde dem Großmeister davon berichten.“
Conover: „Ich würde diese Dinger als ‚Stalker-Androiden‘ bezeichnen. So schnell, wie die sich bewegt haben. Ich befürchte sogar, dass sie im lautlosen Bewegen trainiert wurden.“
Ritter: „Ich finde den Namen passend. Diesen Stalkern würde ich ungern in einem Dschungel begegnen.“
Cormac: „Ich frage mich, was Chronos damit vorhat.“
Conover: „Hoffentlich baut er keine Armee davon auf.“
Ghost: (Per Funk) „Bodenteam, hier ist die Ghost. Seid ihr in Sicherheit?“
Cormac: „Bestätige. Ihr könnt loslegen.“
Ghost: (Per Funk) „Verstanden. Genießt das Feuerwerk!“
Die Ghost richtet ihre schwersten Geschütze auf die Oberfläche des Mondes und eröffnet das Feuer. Die kraftvollen Plasmablitze rasen in die Mine hinein und hinterlassen beim Auftreffen starke Druckwellen.
Alle Seitenwände der Mine brechen unter dem Beschuss zusammen.
Eine Welle aus Explosionen, gefolgt von schnell aufsteigender Lava, befüllt die gesamte Anlage. Als das heiße Material explosionsartig an die Oberfläche gelangt, gleicht der Anblick einem Vulkanausbruch.
Vor der aufgehenden Sonne am Horizont, ein malerisches Bild. Ohne Zweifel bedeutet das das Ende der Mine und somit verschwinden auch die letzten Überreste der Utopier auf diesem Himmelskörper.
Nicht allzu weit von diesem abgelegenen Sternensystem entfernt liegt der Sektor der Kardianer. Dort wütet bereits seit Jahrzehnten ein Krieg gegen das blutrünstige Volk der Vyrakay. Diese echsenartige Spezies dringt mittlerweile immer weiter in Richtung des menschlichen Sektors vor. Grund genug für das Privatmilitär der Schwarzen Legion, sich an den Schlachten zu beteiligen. Mit der zweiten und größeren Destiny als Flaggschiff fügen sie dem gemeinsamen Feind schweren Schaden zu. In diesem Augenblick befindet sich das größte Schlachtschiff der Menschheit in einem Gefecht gegen vyrakische Schiffe im Ring eines Kolonieplaneten der Kardianer. Zwischen den schwebenden Fels- und Eisbrocken verteilen sich allerlei Schiffe.
Schlachtschiffe, Zerstörer und Kreuzer der Kardianer sowie der Schwarzen Legion liefern sich eine intensive Raumschlacht. Gedeckt von den unzähligen Felsen, fliegen mehrere Staffeln von Raumjägern durch den Ring. Darunter auch die drei besonderen Switchblades der Legion. Angeführt von General Kaelyn Harper persönlich, die nach dem Untergang der ersten Destiny in die Fußstapfen ihres Onkels trat.
Harper: „Feindliche Raumjäger im Anflug auf elf Uhr. Taktisches Ausschwärmen bei Erstbeschuss. Achtet darauf, nicht in das Kreuzfeuer der Schiffe zu geraten und passt auf die Steine auf!“
Staffelführer: „Verstanden, General!“
Mason: „Das Steinschlagrisiko ist heute besonders hoch.“
Graydon: „Das könnte ein paar Dellen im Lack geben.“
Harper: „Ich schätze, für heute ist das unvermeidlich.“
Die Geschosse der großen Schiffe rasen durch den Ring und treffen dabei unter anderem auch die Gesteinsbrocken. Diese zerspringen wiederum in tausende Bruchstücke.
Harper: „Da kommen sie. Scorpion-Staffel, bereitmachen, aus Formation auszutreten. Switchblades, ich mache uns Musik an.“
Kaelyns Vorliebe zu Classic-Rock macht sich mal wieder bemerkbar, indem sie während eines Kampfeinsatzes über einen geschlossenen Funkkanal Musik abspielt. Eine Tradition, die mittlerweile zu einem festen Bestandteil des Teams geworden ist.
Mehrere Staffeln vyrakischer Raumjäger kommen auf die Switchblades zu. Sobald die erste Rakete abgefeuert ist, schwärmen sie aus. Die Jäger fliegen durcheinander und treffen dabei auf die Feinde. Während die Plasmabolzen der Gatling-Guns und Kanonen wild umherfliegen, vollziehen die Raumjäger riskante Ausweichmanöver um die schwebenden Gesteinsbrocken herum.
Nicht selten kommt es dabei zu Kollisionen. Als Kampfpiloten der Eliteklasse verzeichnen die Switchblades die meisten Abschüsse. Für Kaelyn selbst stellen die kleinen Jäger der Vyrakay keine besondere Herausforderung dar. Erst in großer Anzahl werden diese tatsächlich zu einer unberechenbaren Gefahr.
Harper: „Es kommt mir vor, als wären die Piloten der Garde damals besser gewesen.“
Graydon: „Die stecken schließlich immer noch irgendwo. Wenn du also eine Herausforderung suchst, dann sollten wir zurück nach Senua.“
Harper: „Wird notiert.“
Mason: „Würdet ihr bitte aufhören, über bessere Gegner zu sprechen und mir helfen?“
In diesem Augenblick wird Mason von vier feindlichen Jägern verfolgt. Sie fliegt wilde Manöver, um sie abzuschütteln, doch sie bleiben hartnäckig an ihr dran. Jade nutzt die Gelegenheit, um durch die Höhle eines rotierenden Felsbrockens zu fliegen. Wegen der Rotation prallen die Verfolger gegen die Felswand, jedoch kratzt auch sie beim Herausfliegen an dem Gestein. Eine der nach vorne gerichteten Tragflächen wird dabei beschädigt, was glücklicherweise in Raumkämpfen kaum Auswirkungen hat. Mason wendet ihre Switchblade nun im vollen Flug und bekämpft einige Feinde hinter sich. Nachdem sie eine 360°-Drehung vollendet, beschleunigt sie wieder. Allerdings hat sie sich mit der Flucht durch den Felsbrocken in die Flanke der feindlichen Staffel manövriert. Somit fällt der Beschuss direkt wieder auf sie. Noch bevor die Raumjäger der Vyrakay ihr zu nahekommen, trifft ein Bündel Plasmabolzen und Raketen auf die Gegner. Im Handumdrehen werden diese vernichtet.
Graydon: „bitte schön, meine Liebe!“
Mason: „Danke, Schatz!“
Harper: „Muss das sein? Hebt euch die Romantik für später auf! Da kommt Arbeit für uns.“
Ein feindlicher Zerstörer richtet sein Feuer auf die umherfliegenden Staffeln. Die Felsbrocken bieten dabei nur einen geringen Schutz. Mit mehreren Rollen weicht Kaelyn dem Beschuss frontal aus.
Gleichzeitig feuert sie mehrere Raketen auf die Geschütze. Der Gegenangriff gelingt ihr und ihre Staffel wird vor weiterem Unheil bewahrt. Erst wenige Augenblicke später erscheint die Destiny und bekämpft sämtliche Schiffe in der Nähe mit ihrer mächtigen Breitseite. Der Ring spickt sich allmählich mit blauen Explosionen.
Auch wenn der Kampf noch eine Weile anhält, entscheidet sich, mit der Ankunft der kardianischen Verstärkung, die Schlacht zugunsten der Verteidiger.
Nachdem der Kampf vorüber ist, sammeln sich sämtliche Schiffe bei der Destiny. In einem ihrer Hangars landen aufeinanderfolgend die drei Switchblades. Über die Startbahn rollen die Raumjäger dann in ihre Wartungsbuchten, wo sie leicht versetzt nebeneinander abgestellt werden. Graydon steigt als Erster aus und überprüft den Zustand seiner Switchblade. Es sind viele kleine Kratzer und Dellen zu erkennen, wie es beim Kampf im Ring eines Planeten zu erwarten war.
Gleiches gilt auch für die anderen beiden. Jacob begibt sich zunächst zum Jäger seiner Freundin. Auch Jade steigt aus und begutachtet die entstandenen Schäden. Auffällig ist ein großer Riss inklusive Verformungen an der rechten Tragfläche.
Graydon: „Was hast du dir dabei gedacht? Durch einen Asteroiden zu fliegen?“
Mason: „Ich dachte mir: So könnte ich sie abschütteln. Hat doch geklappt.“
Graydon: „Ja. Zum Glück. Deine Wartungscrew wird sich allerdings freuen, eine ganze Tragfläche austauschen zu müssen.“
Mason: „Dafür ist sie da. Hattest du etwa Angst um mich?“
Graydon: „Vielleicht ein bisschen?“
Die beiden umarmen und küssen sich. Als Kaelyn aus ihrem Jäger aussteigt und ihren Helm absetzt, gerät das Pilotenpärchen direkt in ihr Sichtfeld. Sofort wendet sie ihren Blick von ihnen ab, richtet ihr blondes Haar und verlässt ohne Worte die Wartungsbucht. Ganz ohne den Zustand ihrer Switchblade zu überprüfen. Das bleibt auch bei Jade und Jacob nicht unbemerkt.
Graydon: „Weißt du, was mit Kaelyn los ist? Sie verhält sich merkwürdig.“
Mason: „Sie redet nicht mehr viel, daher bin ich mir nicht ganz sicher.
Ihr bekommt die Verpflichtung als General wohl nicht so gut.
Außerdem kann es sein, dass sie immer noch frustriert über Ravens plötzliche Trennung ist.“
Graydon: „So anhänglich ist sie doch nicht?“
Mason: „Normalerweise nicht. Keine Ahnung, ob sie da bei Raven anders denkt. Jedenfalls zieht sie sich ziemlich oft in ihr Quartier zurück und behauptet, sie würde Bürokratiearbeiten machen.“
Graydon: „Dafür hat sie doch Angestellte?“
Mason: „Eben. Aber auch grundsätzlich scheint ihr die Decke auf den Kopf zu fallen. Selbst Stephen meidet den Kontakt zu ihr. Und das, obwohl er jahrelang auf sie stand und die beiden nach Asgard eine ziemlich besondere Freundschaft hatten.“
Graydon: „Ich weiß von ihren intimen Treffen mit Stephen. Aber wann hast du sie das letzte Mal lächeln sehen? Ihr Gesichtsausdruck ist immer so bedrückt.“
Mason: „Ich werde nachher mal versuchen, mit ihr zu reden.“
Die beiden laufen an Kaelyns Switchblade vorbei. Bei einem flüchtigen Blick stellen sie jedoch gleich erschreckende Schäden fest.
Einschusslöcher reihen sich aneinander, tiefe Furchen ziehen sich über die Tragflächen und schwere Verformungen bedecken einen Großteil der Oberfläche. Dazu kommen etliche Brandspuren und Risse im Cockpit. Einer dieser Risse ist sogar so breit, dass Kaelyn beinahe durchgängig im Vakuum des Alls gekämpft haben muss.
Graydon: „Du solltest definitiv mit ihr reden.“
Einige Stunden vergehen und Kaelyn sitzt mittlerweile in ihrem Quartier. Auf dem Sofa sitzend, schaut sie sich einen Film an. Sie trinkt dabei eine Flasche Wein, als es unerwartet an der Tür klingelt.
Seufzend pausiert sie den Film und öffnet mit einem kleinen Display die Tür vom Sofa aus. Eine alte und gute Freundin kommt hinein. Es ist May Lin, eine junge Frau, die als Söldnerin und Ansprechpartnerin der Waysider für die Destiny arbeitet.
Harper: „May? Mit dir habe ich heute nicht gerechnet. Alles in Ordnung bei den Waysidern?“
May: „Klar. Bisher gibt es keine Verluste bei uns. Die schlagen sich tapfer, auch gegen die Vyrakay.“
Harper: „Was kann ich dann für dich tun?“
May: „Die Terrorzellen der Erdlinge nisten sich auf Senua ein. Sie übernehmen alte Garde-Stützpunkte und ziehen ihre Streitmacht wieder hoch. Das passiert leider schneller als erwartet. Im schlimmsten Fall übernehmen sie den Planeten. Dabei nehmen sie auch keinerlei Rücksicht auf die Kampfverbotszonen.“
Harper: „Das hört sich gar nicht gut an. Wir haben Jahre lang für die Freiheit Senuas gekämpft und jetzt steht der Planet wieder kurz vor dem Fall.“
May: „Das kommt davon, wenn man eine Regierung gründet, die ohne Militär auskommen sollte. Jetzt steht der Planet vor einer neuen Bedrohung und dafür müssen weitere Truppen abgezogen werden.“
Harper: „Das bedeutet, du und die Waysider verlassen uns?“
May: „Ich befürchte schon. Zumindest eine Weile. Geht das in Ordnung?“
Harper: „Ja. Sicher. Ihr seid ja nur unsere Aushilfskraft. Ich habe schon überlegt, Verstärkung bei den Ranakkor anzufordern. Ihre Krieger sind würdige Gegner gegen diese blutrünstigen Echsen.“
May: „Das klingt gar nicht schlecht. Dieses Volk sucht schließlich den Kampf. Nur mit der Kommunikation könnte es schwierig werden.“
Harper: „Wieso? Wir haben ausreichend viele Übersetzerartefakte der Utopier. Auch wenn ich nicht begreifen kann, wie diese Dinger funktionieren.“
May: „Ich habe gehört, die erzeugen ein Energiefeld, in dem man sich in einer Art Sphäre befindet, die es ermöglicht trotz verschiedener Sprachen sein Gegenüber telepathisch zu verstehen. Je mehr man sich damit auseinandersetzt, umso seltsamer wird das. Aber das meine ich gar nicht. Die Ranakkor haben ein ziemlich eigenes Hierarchiemodell.
Selbst wenn sie auf deiner Seite kämpfen, machen sie viele Dinge so, wie sie es wollen.“
Harper: „Wenn mein Onkel damit zurechtkam, dürfte ich das auch schaffen.“
May: „Ich wünsche dir viel Erfolg dabei. Du schaffst das schon. Und wenn es Probleme gibt, dann komm nach Senua. Ich werde ein paar Erdlinge für dich übriglassen.“
Harper: „Darauf komme ich gerne zurück. Ich werde die Ausgliederung aus den Einsätzen für euch fertigmachen. Dann könnt ihr gehen, wann ihr wollt.“
May: „Danke. Ich werde dann auch wieder weitergehen. Ich habe heute noch einiges zu tun. Allein wegen des Einsatzes morgen.“
Harper: „Kein Problem. Wir sehen uns dann.“
Die beiden verabschieden sich. May geht durch die Tür, um das Quartier zu verlassen. Dabei kommt ihr Jade entgegen, welche wiederum die Chance nutzt, Kaelyn zu besuchen.
Harper: „Hey Jade, was gibt’s?“
Mason: „Geht es dir gut?“
Harper: „So gut, wie es geht.“
Mason: „Hört sich nicht gerade schön an.“
Harper: „Ist irgendwas mit meiner Switchblade?“
Mason: „Mit deiner …? Nicht nur. Auch mit dir scheint etwas zu sein.
Lass uns darüber reden.“
Harper: „Ich habe keine Zeit zum Reden.“
Mason: „Blödsinn! Du liegst hier rum. Als deine gute Freundin sage ich dir: Setz dich!“
Harper: (Seufzt) „Na gut. Worüber willst du reden?“
Mason: „Über dich. Du verhältst dich seltsam. Seit wann ist das so?“
Kaelyn schaut Jade in die Augen, wissend, dass dieses Gespräch eine Weile dauern wird. Im Laufe der nächsten Stunden reden die beiden über alles, was Kaelyn belasten könnte. Sowohl der Job als General, die erhöhte Risikobereitschaft als auch die Kurzbeziehung mit Raven.
Leider bleibt Kaelyns Zustand dadurch unverändert. Die Probleme und Gefühle, die sie mit sich herumträgt, scheinen keine Lösungen zu kennen. Auch die unklaren Antworten und die teils abweisende Art tragen nicht gerade zu einem Fortschritt bei. Demnach verlässt Jade das Quartier wieder. Zumindest bestätigten sich durch dieses Gespräch einige Vermutungen, wobei auch hier nicht ganz klarwerden konnte, was tatsächlich in Kaelyn vorgeht.
Der Krieg gegen die Vyrakay wird allmählich intensiver. Ganz im Gegenteil zu der Lage im Eden-System. Nachdem die Diktatur von Kanzler Adams gestürzt wurde, sind die einzigen Bedrohungen, denen die Monde des Gasriesen Horus ausgesetzt sind, die regelmäßig auftretenden Terroranschläge der sogenannten Erdlinge. Die Bevölkerung des Sol-Systems und damit der ehemaligen Heimat der Menschen führte vor einigen Jahren einen großen Vergeltungsangriff auf Initium Novum durch. Angesichts des fortschrittlichen Militärs der VSE und den außerirdischen Alliierten wurden die Angreifer jedoch vernichtend geschlagen. Viele Unschuldige verloren ihr Leben und die Menschen des Sol-Systems sahen sich gezwungen sich im gesamten Sektor der Menschen zu verteilen. Sie tauchten unter und bekämpften ihre Feinde nur noch unregelmäßig. Überfälle und Terroranschläge häuften sich mit der Zeit. Unbemerkt durch all die Unruhen der letzten drei Jahre konnte sich die Sol-Flotte wieder organisieren. Ihr Ziel ist es immer noch, sich für den Untergang der Erde zu rächen.
In den Wolken des Wüstenmondes Hyena befindet sich ein brennender Gütertransporter im Sinkflug. Er wurde scheinbar in großer Höhe abgeschossen und stürzt nun langsam auf ein abgelegenes Dünenmeer.
Er kracht in die Wüste und schleift mehrere hundert Meter über den Sand. Als er zum Stehen kommt, steigt eine lange und schwarze Rauchwolke in den Himmel. Die Besatzung beginnt bereits mit Löscharbeiten und der Versorgung von Verwundeten, als plötzlich das klopfende Geräusch von Hubschraubern zu hören ist. Da die Erdlinge die einzigen sind, die noch derart veraltete Fluggeräte verwenden, ist es eindeutig, dass sie auch die Angreifer sein müssen. Sechs Transport- und zwei Kampfhubschrauber nähern sich der Absturzstelle. Mit ihren Doppelrotoren fliegen sie einige Kreise um das abgestürzte Schiff. Dabei eröffnen sie das Feuer auf alles, was ihnen gefährlich werden könnte. Soldaten, Geschütze und Rettungsshuttles. Die Erdlinge kennen keine Gnade. Das wird umso deutlicher, als die Transporthubschrauber zur Landung ansetzen und die rustikal gepanzerten Kämpfer auf das Schiff zustürmen. Sie sprengen sich ihren Weg durch die Türen und erschießen jeden, der ihnen über den Weg läuft. Dabei ist die Gegenwehr besonders groß, da sie einen militärischen Transporter überfallen. Ihre Absicht ist es, so viele Waffen, samt Munition, zu erbeuten wie möglich. Dabei fallen auch einige Juggernauts in ihre Hände. Obwohl die Erdlinge vorwiegend veraltete Waffen mit Bleiprojektilen verwenden, bezwingen sie ihre Gegner durch ihr rücksichtsloses Vorgehen. Unter ihnen ist eine Frau. Sie trägt zwei Schwerter am Gürtel. Eines davon hat eine breite Klinge mit einem Sägerücken. Damit schlachtet sie sich regelrecht durch die Gänge. Begleitet wird sie von vier weiteren Erdlingen, die mit ihren Maschinenpistolen jene erledigen, welche die Schwerthiebe überleben.
Der Name der Frau ist Evelyn Wraith. Sie stürmt auf die Kommandobrücke und hinterlässt ein unschönes Blutbad. Sie kämpft, als wäre ihr alles egal. Doch auch sie hat eine Aufgabe.
Evelyn: „Flugplan und Ladeliste. Her damit!“
Pilot: „Dort drüben. Bitte, ich habe Familie. Verschonen Sie mich! Bitte!“
Evelyn: „Sowas machen wir nicht.“
Sie zieht ihre Pistole und schießt dem Piloten kaltblütig in den Kopf.
Gleich danach schnappt sie sich die Daten-Pads, auf denen sie auch den Flugplan sowie die Ladeliste findet. Anschließend macht sie sich auf den Weg in die Güterbereiche, in denen sowohl Container gestapelt als auch Fahrzeuge abgestellt sind. Dort durchwühlen die Erdlinge jede Kiste, die sie öffnen können. Der Anführer der Truppe befindet sich ebenfalls dort und bespricht sich mit einigen seiner Gehilfen. Dabei kommt Evelyn auf ihn zu.
Evelyn: „Hey Boss, hier ist, wonach du gesucht hast.“
Sie überreicht ihm die Pläne und Listen, welche sofort an einen der Gehilfen weitergegeben werden.
Anführer: „Das ging schnell. Sehr gut. Ich wusste, dass wir jemanden mit deinen Fähigkeiten brauchen würden.“
Evelyn: „Man hat mir ja mehr oder weniger keine Wahl gelassen.“
Anführer: „Stimmt. Dich beschäftigt ja etwas anderes. Was war das noch gleich? Kopfgeldjagd?“
Evelyn: „So ähnlich. Es ist eher etwas Persönliches.“
Anführer: „Verstehe. Heute Abend werden wir wieder zurück sein.
Dann kannst du gleich morgen früh weiterziehen.“
Evelyn: „Danke.“
In der anbrechenden Nacht versammeln sich die Erdlinge in einem ihrer Verstecke. Es liegt an einer Wasserquelle inmitten eines zerklüfteten Gebirges, welches vom Wüstensand umschlungen wird.
Die einzige Vegetation hier draußen besteht aus Hyenas berüchtigten Wüstentannen sowie Kakteen und vertrockneten Sträuchern. Unweit des Landeplatzes der Hubschrauber befindet sich ein provisorisches Zeltlager. Es liegt direkt an einem kleinen Wüstensee, der in dieser Nacht von mehreren Lagerfeuern erleuchtet wird. An einem dieser Feuer sitzt Evelyn mit ihren eigenen Gefolgsleuten. Alles Kämpfer desselben Clans, dem sie auf der Erde angehörten.
Kämpfer: „Hey, Evelyn. Weißt du schon was Neues über deine Zielperson?“
Evelyn: „Soweit ich weiß, befindet Commander Raven sich wieder im Eden-System.“
Kämpfer: „Warum jagst du eigentlich einem Mann hinterher, den du nicht finden kannst?“
Evelyn: „Ich werde ihn finden. Das muss ich. Er und seine Crew haben vor drei Jahren meine Familie auf der Erde getötet. Damals war ich nicht in der Lage, es mit ihnen aufzunehmen. Aber das hat sich jetzt geändert.“
Kämpfer: „Du willst also Rache. Das verstehe ich. Hast du schon eine Idee, wie du das anstellen willst?“
Evelyn: „Ich denke, dass wenn wir ihn nicht finden, er uns finden wird. Ich habe in den letzten beiden Jahren viel über ihn erfahren.
Genug, um ihm eine Falle stellen zu können. Klar ist jedoch, dass er unberechenbar und damit ziemlich gefährlich ist.“
Am Himmel kommt hinter den Wolken der Gasriese Horus und damit auch sein äußerster Mond Initium Novum zum Vorschein. Evelyns Zielperson, Commander Raven, befindet sich zu diesem Zeitpunkt dort. Er verfeinert seine Schießkünste in der unterirdischen Schießanlage des Anwesens. Mit einer Schutzbrille und Gehörschutz trainiert er sowohl mit Sturmgewehren als auch mit Pistolen, Scharfschützengewehren und seinem Bogen. Dabei trifft er die beweglichen Zielscheiben mit überragender Präzision und Geschwindigkeit. Als er sein Training beendet, vollzieht er eine letzte Sicherungsüberprüfung der Waffen und legt seine Schutzausrüstung ab. In diesem Moment betritt Clyde Patton die Schießanlage.
Scheinbar hat er seinen Commander einige Minuten bei seinen Übungen beobachtet.
Patton: „Sir? Haben Sie einen Moment?“
Raven: „Wenn du mich schon mit ‚Sir‘ ansprichst, kann es nur etwas Ernstes sein. Oder Dienstliches.“
Patton: (Lächelt) „Entschuldigung. Manchmal dringt einfach nur der Soldat in mir durch.“
Raven: „Kein Problem. Das passiert mal. Sogar mir. Was gibt’s denn?“
Patton: „Ich trainiere jetzt schon eine Weile mit den Jungs vom Team und ich habe lange darüber nachgedacht. Jetzt, wo der Bürgerkrieg vorbei ist, habe ich vielleicht sogar die Zeit dazu. Es wäre eine Chance für mich, die nächste Stufe meiner militärischen Laufbahn zu erreichen. Ich möchte ein Eden-Commando werden und würde mich gerne dem Auswahlverfahren stellen.“
Für einen kurzen Moment bleibt Raven still und wirkt nachdenklich.
Raven: „Nun … du weißt, dass EC’s offiziell nur in Vierertrupps arbeiten?“
Patton: „Das weiß ich.“
Raven: „Offiziell besteht ein Team aus vier Kommandosoldaten, inoffiziell ist mir das aber egal. Wir arbeiten sowieso sehr oft auf unsere eigene Weise und auch mal mit anderen Teams. Für mich ist das kein Hindernis. Oder möchtest du in ein eigenes Team?“
Patton: „Das habe ich mir überlegt. Ich bin dieser Crew gegenüber loyal und möchte bei Raptor arbeiten, sei es auch nur als Reserve.“
Raven: „Das höre ich sehr gerne. Ansonsten bekommt Murphy die Führung, dann könntest du für mich einspringen. Das wird sich dann alles noch zeigen. Mentale Willensstärke ist entscheidend für das Auswahlverfahren. Ich selbst habe es nie durchlaufen, aber die Jungs haben bestimmt schon einiges erzählt.“
Patton: „Das haben sie. Ich halte mich für fit genug. Körperlich wie geistig.“
Raven: „Wenn das so ist, werde ich mal Kontakt zum EC-Oberkommando aufnehmen. Die stecken momentan auf Elysium. Ich werde mich schlaumachen und melde mich bei dir.“
Patton: „Danke, Commander.“
Raven und Patton verlassen gemeinsam die Schießanlage. Als sie aus dem Durchgang auf die Villa zukommen, hat Patton ein zufriedenes Lächeln im Gesicht. Auch wenn noch nichts wirklich sicher ist, freut er sich schon jetzt darauf, die Chance zu bekommen, in die angesehenste Eliteeinheit der Menschheit aufgenommen werden zu können.
Einige Lichtjahre entfernt von der Grenze des von Menschen besiedelten Alls kreist ein noch unbekannter Planet seine Bahnen um einen orangen Zwergstern. Dunkle Wolken scheinen diese Welt zu umschlingen, wobei ein grünliches Glimmen hin und wieder hindurchscheint. Auf der Nachtseite des Planeten verteilen sich dutzende Gewitter, die aus dem All mit bloßem Auge erkennbar sind.
Auf diesem recht ungemütlich aussehenden Himmelskörper befindet sich seit einigen Stunden die Black-Arrow. Sie ist auf einem schroffen Tafelberg aus dunkelgrauem Gestein gelandet. Unweit von ihr wandert der Erkundungstrupp durch die unwirklichen Täler. Die Landschaft ist geprägt von dunklen Steinformationen, die mit Pilzen in jeglichen Formen bewachsen sind. Wurzelartige Gebilde schlängeln sich dabei entlang sämtlicher Felswände, beinahe wie Bögen und Brücken, unter denen man laufen könnte. Einige der seltsamen Pilze in der Umgebung scheinen eine gläserne Membran zu besitzen und leuchten tatsächlich in einem schwachen grün. Ganz im Gegenteil zu den Flüssen dieses Planeten. Diese glühen regelrecht in einer giftig grünen Farbe und erleuchten damit die doch sehr dunkle Landschaft. Auch dort, wo der Erkundungstrupp sich an einem dieser Flüsse entlang bewegt. Aufgrund der eigentlich sehr toxischen und lebensfeindlichen Umgebung trägt jeder von ihnen einen Raumanzug.
Rees: „Ein Säureplanet. Hätte nie gedacht, dass es so etwas gibt.“
Sev: „Bei allem, was wir schon gesehen haben, ist das hier nichts Besonderes mehr.“
Murphy: „Dennoch ist es etwas Neues. Es gibt eben doch alles in diesem Universum.“
Sev: „Fast.“
Clarke: „Dieser Ort ist so faszinierend. Die Flüsse hier bestehen alle aus einer sauren Flüssigkeit, voll mit der Biolumineszenz von Bakterien.“
Rees: „Die Flüsse leuchten also grün.“
Clarke: „Offensichtlich.“
Murphy: „Richtige Tiere scheint es hier jedenfalls nicht zu geben.“
Clarke: „Nein. Vermutlich ist der Planet noch zu jung. Die Evolution hat wohl nur für bakterielles Leben gereicht. Die Flora hier scheint auch eher von Pilzen beherrscht zu sein, aber das gehört nicht wirklich zu meinem Fachbereich. Kyra hätte es hier bestimmt gefallen.“
Wenige Meter neben ihnen steht Raven auf einem bröckeligen Stein.
Als er Kyras Namen hört, wendet er seinen Kopf für einen Augenblick langsam Clarke zu. Sein Gesichtsausdruck verzieht sich schmerzlich und traurig für einen kurzen Moment. Dank seines Helmes bekommt dies aber niemand mit. Nur ein tiefes Ein- und Ausatmen lässt darauf schließen, dass er seine Botanikerin und ehemalige Partnerin selbst nach all den Jahren noch vermisst. Beziehungsweise sich immer noch schuldig fühlt, sie nach der Schlacht um Asgard alleingelassen zu haben. Nichtsdestotrotz sammelt er seine Gedanken und betrachtet weiterhin die fremdartige Umgebung. Die dichte Wolkendecke scheint allmählich aufzubrechen und die Abendsonne erhellt die grünliche Atmosphäre. Im Licht bekommt diese gefährliche Welt doch noch einen Hauch von Schönheit.
Rees: „So schweigsam heute. Was ist los, Boss?“
Raven: „Was soll schon los sein? Ich denke nur nach. Viel.“
Plötzlich meldet sich Hunter über den Funk.
Hunter: (Per Funk) „Commander, die Drohnen sind zurück und die Gesteinsproben wurden isoliert im Labor untergebracht.“
Raven: „Das hört sich gut an.“
Hunter: (Per Funk) „Wie lange plant ihr noch da draußen zu sein?“
Raven: „Nicht mehr lange. Wir machen uns gleich auf den Rückweg und sind in etwa 30 Minuten wieder beim Schiff.“
Hunter: (Per Funk) „Verstanden.“
Raven: „Also dann. Wenn niemand von euch noch in der Säure plantschen will, dann machen wir uns jetzt auf den Weg.“
Sein Blick fällt auf Rees, der gerade auf Steinen über den Säurefluss hüpft.
Rees: „Och, es hat gerade so viel Spaß gemacht.“
Nach etwa einer halben Stunde erreicht der Erkundungstrupp die Black-Arrow. Noch im Hangar werden die Raumanzüge dekontaminiert und gereinigt, damit keine giftigen Substanzen in das Schiff gelangen. Nach dem Ablegen der Anzüge geht dann auch schon jeder seines Weges.
Clarke: „Ich kümmere mich dann gleich um die Gesteinsproben. Ihr wisst, wo mein Labor ist.“
Rees: „Ich komme später dazu. Bis gleich.“
Emily verschwindet mit ihren diversen Messinstrumenten im Fahrstuhl.
Sev: „Was hast du als Möchtegern-Sprengstoffexperte in einem Labor verloren?“
Rees: „Mentale Unterstützung als Motivator?“
Sev: „Du lenkst sie also von der Arbeit ab.“
Rees: (Sarkastisch) „Ähm. Nein. Nicht immer.“
Raven überkommt ein amüsiertes Lächeln, wobei er unscheinbar den