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Ich fühlte, wie mein Herz raste, als ich den düsteren Schatten der Ruine vor mir im Dschungel auftauchen sah. Das fahle Mondlicht fiel auf gigantische, quaderförmige Blöcke, die zum Teil von der wuchernden Pflanzenwelt des Urwalds bedeckt waren. Die Furcht hielt meine Seele wie in einem Schraubstock umklammert. Mir stockte der Atem. Vorsichtig ging ich weiter und bemerkte dabei, wie mir die Knie zitterten. Schließlich erreichte ich die unheimliche Ruine. Das zyklopenhafte Bauwerk wirkte massiv, der Stein war glatt und schien unversehrt. Dicht hing die Aura unvorstellbaren Alters über diesem Ort. Und dann hörte ich eine Stimme flüstern. Es war ein Name. Ein Name, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ... Rama'ymuh! Ich hatte ihn nie gehört und auch keine Ahnung, was er bedeutete. Ich fühlte nur, wie mir ein eisiger Schauer über den Rücken lief. Rama'ymuh! Ein zischendes Geräusch drang an mein Ohr. Ich fuhr herum und den Bruchteil einer Sekunde sah ich ein schattenhaftes Etwas sich gegen das fahle Mondlicht abheben. Doch schon einen Augenaufschlag später war der Schatten hinter einem der gigantischen Quaderblöcke verschwunden. Ich fühlte meinen Puls bis zum Hals schlagen und presste mich mit dem Rücken an die glatte Steinwand. Ich war nicht allein hier, soviel stand fest. Vorsichtig tastete ich mich die Wand entlang. Ein dunkler Gang eröffnete sich vor mir und ich hoffte, dass die Finsternis mich verschluckt hatte... Ich hörte Schritte. ERSTMALIG ALS E-BOOK! Ein frühes Abenteuer der übersinnlich begabten Patricia Vanhelsing Über den Autor Alfred Bekker schrieb unter dem Pseudonym Sidney Gardner die fesselnden Romane um die übersinnlich begabte Patricia Vanhelsing. Seine Romane um DAS REICH DER ELBEN, die GORIAN-Trilogie und die DRACHENERDE-SAGA machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er schrieb für junge Leser die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER, DIE WILDEN ORKS, ZWERGENKINDER und ELVANY sowie historische Abenteuer wie DER GEHEIMNISVOLLE MÖNCH, LEONARDOS DRACHEN, TUTENCHAMUN UND DIE FALSCHE MUMIE und andere. In seinem Kriminalroman DER TEUFEL AUS MÜNSTER machte er mit dem Elbenkrieger Branagorn eine Hauptfigur seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einem höchst irdischen Mordfall. Im Dezember 2012 erscheint mit DER SOHN DER HALBLINGE sein nächster großer Fantasy-Epos bei Blanvalet.
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Alfred Bekker
(Patricia Vanhelsing – Frühe Abenteuer)
Ein CassiopeiaPress E-Book
© 1996 by Alfred Bekker
© 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress
www.AlfredBekker.de
Der Dschungel dampfte feucht und heiß, während am Himmel die Sterne funkelten. Das dünne Kleid, das ich trug, klebte mir am Körper und die schwere, von den vielfältigsten Düften durchdrungene Luft dieser wuchernden Pflanzenhölle betäubte meine Sinne.
Ich fühlte, wie mein Herz raste, als ich den düsteren Schatten der Ruine vor mir im Dschungel auftauchen sah. Das fahle Mondlicht fiel auf gigantische, quaderförmige Blöcke, die zum Teil von der wuchernden Pflanzenwelt des Urwalds bedeckt waren. Die Furcht hielt meine Seele wie in einem Schraubstock umklammert. Mir stockte der Atem. Vorsichtig ging ich weiter und bemerkte dabei, wie mir die Knie zitterten. Schließlich erreichte ich die unheimliche Ruine. Das zyklopenhafte Bauwerk wirkte massiv, der Stein war glatt und schien unversehrt. Dicht hing die Aura unvorstellbaren Alters über diesem Ort. Und dann hörte ich eine Stimme flüstern. Es war ein Name.
Ein Name, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ...
Rama'ymuh!
Ich hatte ihn nie gehört und auch keine Ahnung, was er bedeutete. Ich fühlte nur, wie mir ein eisiger Schauer über den Rücken lief.
Rama'ymuh!
Ein zischendes Geräusch drang an mein Ohr. Ich fuhr herum und den Bruchteil einer Sekunde sah ich ein schattenhaftes Etwas sich gegen das fahle Mondlicht abheben.
Doch schon einen Augenaufschlag später war der Schatten hinter einem der gigantischen Quaderblöcke verschwunden. Ich fühlte meinen Puls bis zum Hals schlagen und presste mich mit dem Rücken an die glatte Steinwand. Ich war nicht allein hier, soviel stand fest. Vorsichtig tastete ich mich die Wand entlang. Ein dunkler Gang eröffnete sich vor mir und ich hoffte, dass die Finsternis mich verschluckt hatte... Ich hörte Schritte. Dann wieder dieses Zischen, das mich an irgend etwas erinnerte. Ich zermarterte mir für ein paar schrecklich lange Sekunden das Hirn darüber, dann fiel es mir ein. Es war das Geräusch einer Schlange...
Ich hielt den Atem an.
Die Schritte näherten sich. Sie waren langsam und schleppend, so als würde die geheimnisvolle Gestalt etwas suchen... Mich!
Ich schluckte. Der Schatten schien mich bemerkt zu haben.
Ich sah einen schemenhaften Umriss auftauchen und größer werden. Das Zischen wurde lauter. Dann trat die Gestalt ins Mondlicht. Das erste, was ich sah, war ein Paar reptilienhafter Facettenaugen, deren Blick so kalt wie der Tod wirkte.
Dann war die Gestalt wieder im Dunkel und ich sah nichts weiter als einen namenlosen schwarzen Schatten auf mich zukommen. Wie angewurzelt stand ich da. Trotz der Hitze hatte eine Gänsehaut meinen Körper überzogen.
Rama'ymuh... Ich weiß nicht, woher die dunkle Stimme kam, die diesen gespenstischen Namen wisperte. Vielleicht kam sie aus meinem Kopf... Rama'ymuh!
Ich fühlte die furchtbare Nähe dieser Kreatur. Kalte Hände griffen nach mir mit einer unmenschlichen Kraft, der ich nicht das Geringste entgegenzusetzen hatte und ich spürte den Atem des Todes. Der gellende Todesschrei einer Frau durchschnitt die dicke Luft des Dschungels wie ein Messer und es dauerte einen Augenblick, bis ich begriff, dass ich es war, die da schrie...
*
Ich saß kerzengerade in meinem Bett. Kalter Schweiß stand mir auf der Stirn und ich atmete tief durch. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich begriff, wo ich mich befand. Ich blickte mich um. Dies war mein Zimmer in Tante Elizabeths Villa. Ich war zu Hause und die schrecklichen Bilder, die mir gerade noch vor Augen gestanden hatten, waren nichts weiter als ein Traum gewesen... Ein Name ging mir flüsternd über die Lippen.
"Rama'ymuh..." Ich war über mich selbst überrascht und für den Bruchteil eines Augenblicks kehrte eine Ahnung jenes Schreckens zurück, den ich gerade noch empfunden hatte. Die Tür meines Zimmer öffnete sich und meine Großtante Elizabeth Vanhelsing trat in den Raum.
"Patricia!", entfuhr es ihr. "Du hast geschrien! Was ist los?"
Ich strich mir die Haare aus den Augen und atmete tief durch.
"Ich weiß es nicht", murmelte ich, fast wie in Trance.
Tante Elizabeth setzte sich zu mir aufs Bett und sah mich ernst an. "Ein Traum?", fragte sie.
Ich nickte. "Ja, ein Traum." Elizabeth bedachte mich mit einem nachdenklichen Blick und ich wusste sofort, was in ihr vorging. Dazu kannte ich meine Großtante, bei der ich nach dem Tod meiner Eltern aufgewachsen war, einfach zu gut.
"Willst du mir den Traum erzählen?", fragte sie dann etwas zögernd.
"Hat das nicht bis morgen früh Zeit?", fragte ich zurück, denn ich hatte wenig Sinn dafür, mir die furchtbare Szene noch einmal zu vergegenwärtigen.
"Morgen früh hast du ihn vielleicht schon vergessen", gab sie zu bedenken und damit hatte sie natürlich recht.
"Du glaubst, dass einer dieser besonderen Träume war, nicht war, Tante Elizabeth?"
Sie nickte. "Es könnte doch sein, oder nicht?"
Ich sah sie an. Meine Tante Elizabeth hatte ein besonderes Interesse an allem Übersinnlichen. Ihre Villa war eine Art Privatmuseum zu den Bereichen Okkultismus, Parapsychologie und Archäologie. Das Haus war voll von Artefakten obskurer Kulte, archäologischen Ausgrabungsstücken und enthielt ein Archiv zu diesem Bereich, das sicher weit und breit seinesgleichen suchte. Frederik Vanhelsing, Elizabeths verschollener und vermutlich verstorbener Mann war ein bekannter Archäologe gewesen und Elizabeths Interesse an diesen Dingen rührte sicher daher. Jedenfalls glaubte sie, dass ich über leichte hellseherische Fähigkeiten verfügte, die sich vor allem in Träumen und Tagträumen äußerten. Seit ich als Kind einen Hausbrand im Traum vorhergesehen hatte, war sie von dieser Idee nicht abzubringen gewesen - und mittlerweile hatte sie mich immerhin so weit gebracht, dass ich zumindest die Möglichkeit einräumte, dass sie vielleicht recht hatte.
"Du hast mir versprochen, deine Träume ernst zu nehmen, mein Kind", sagte Elizabeth sehr ernst.
"Rama'ymuh", murmelte ich vor mich hin.
"Was?" Tante Elizabeth hob die Augenbrauen. Ihre Hände hatten meine Schultern umfasst und sie sah mich geradezu beschwörend an.
"Wovon sprichst du?"
"Lass mich schlafen, Tante Elizabeth!"
"Nein, erzähl mir erst den Traum! Bestimmt hatte er etwas zu bedeuten! Ich fühle es!"
Ich seufzte und rieb mir die Schläfen. Ein bleiernes Gefühl der Müdigkeit hatte sich auf einmal wie ein Schleier über mich gelegt. Ich unterdrückte ein Gähnen und fasste Tante Elizabeth den Traum dann in knappen Worte zusammen. "Rama'ymuh, das war der Name, den ich dann auf meinen Lippen hatte", endete ich schließlich. "Weißt du, was dieses Wort bedeutet, Tante Elizabeth?"
Elizabeth machte ein nachdenkliches Gesicht und schüttelte dann energisch den Kopf. "Nein", flüsterte sie. "Ich habe keine Ahnung, was dieses Wort bedeutet..."
*
Ich schlief den Rest der Nacht traumlos und wie ein Stein. Am Morgen erschien mir alles so unwirklich und die Erinnerung an den Alptraum war tatsächlich merklich verblasst. Ich war spät dran und noch ziemlich müde. Selbst Tante Elizabeths starker Kaffee schien mich heute nicht so recht munter machen zu können. Als ich dann wenig später meinen roten, etwas altmodischen Mercedes bestieg, wusste ich, dass ich das Gebäude der London Express News nicht mehr rechtzeitig erreichen würde.
Ich war Reporterin für dieses Boulevard-Blatt und hatte es gerade in mühevoller Kleinarbeit geschafft, meinen Chef Michael T. Swann davon zu überzeugen, dass ich mehr konnte, als dieser mir ursprünglich zugetraut hatte. Aber was Swann auf den Tod nicht ausstehen konnte war Unpünktlichkeit. In Gedanken bereitete ich mich bereits auf das zu erwartende Donnerwetter vor. Und dann war da noch dieser Traum der vergangenen Nacht und ein geheimnisvoller Name, der mir einfach nicht aus dem Sinn gegen wollte. Rama'ymuh... vielleicht hatte Tante Elizabeth recht und es war tatsächlich einer dieser besonderen Träume, die mir etwas über die Zukunft sagten. Mir fröstelte allein schon bei dem Gedanken und hoffte in diesem Moment nichts so sehr, als das meine Großtante sich diesmal irrte.
Sie sprach immer von einer Gabe. Aber ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich das richtige Wort dafür ist. Fluch - das könnte man ebenso gut dazu sagen.
Ich hatte einige Mühe, auf dem zum Verlagsgebäude gehörenden Parkplatz noch eine Lücke für meinen Mercedes zu finden. Als ich das Großraumbüro betrat, in dem die Redaktion des News arbeitete und in dem auch mein Schreibtisch stand, kam mir Jim Field, der Fotograf, schon entgegen.
Er trug zerschlissene Jeans und die zwei Kameras, die um seinen Hals hingen, brachten das abgetragene Jackett völlig außer Form. Dass man den Kragen vermutlich nicht mehr retten konnte, schien ihn kaum zu stören. Er schüttelte den Blondschopf aus dem Gesicht und lächelte mich an.
"Hallo, Patti!", rief er.
"Tag, Jim!"
"Swann lässt schon überall nach dir fahnden. Ich hab gesagt, dass du im Archiv bist, wegen einer Recherche."
"Du bist ein Schatz!"
Jim grinste. "So etwas hört man gerne. Aber jetzt sollten wir keine Zeit verlieren. Mister Swann erwartet uns in seinem Büro."
Ich atmete tief durch. "Hast du schon irgend eine Ahnung, worum es geht?" Jim grinste von einem Ohr zum anderen und das bedeutete, dass er ganz genau Bescheid wusste.
"Lass dich überraschen!", meinte er und dabei ließ er seine blauen Augen schelmisch blitzen.
"Nicht ein kleiner Tipp? Ich hoffe nicht, dass Mister Swann uns so etwas aufregendes wie einen Bestechungsskandal bei den Taubenzüchtern aufdrängen will...."
"Ein kleiner Tipp, also?"
"Ja!"
"Also gut, weil du es bist. Wusstest du schon, dass ich hellseherische Fähigkeiten habe?"
Ich musste unwillkürlich lächeln. "Du auch?", erwiderte ich und er schien das für einen Witz zu halten.
Jim Field kam etwas näher und flüsterte mir ins Ohr: "Ich sage dir voraus, dass du bald eine weite Reise machen wirst..."
"Wohin?"
"In den Dschungel..." Jim sah mir ins Gesicht und plötzlich verschwand die Heiterkeit aus seinen Zügen. "He, Patti! Was ist los? Du bist ja ganz blass geworden!"
*
"Ist Ihnen der Name Allan Porter ein Begriff, Patricia?", fragte Michael T. Swann, ohne dabei von seinen Unterlagen aufzublicken. Sein Schreibtisch war über und über mit Manuskripten bedeckt und ein großer Aktenstapel drohte jeden Moment umzukippen. Natürlich war Professor Dr. Allan Porter mir ein Begriff. Er hatte die größten populärwissenschaftlichen Bestseller der letzten Jahre geschrieben und wurde schon in einem Atemzug mit Erich von Däniken genannt. Jim Field meldete sich zu Wort, ehe ich etwas sagen konnte.
"Ist das nicht dieser Archäologe, der behauptet, dass es vor den Menschen bereits eine andere intelligente Rasse auf der Erde gegeben hat?"
Swann nickte.
"Sehr richtig. Und zwar eine Rasse intelligenter Reptilien. Reste ihrer Zivilisation sind Professor Porter zu Folge bis in historische Zeit hinein vorhanden gewesen... Jedenfalls glaubt Porter nun, im brasilianischen Urwald den endgültigen Beweis für seine Theorien gefunden zu haben..."
"Einen endgültigen Beweis?", fragte ich zögernd und mit deutlicher Skepsis im Tonfall.
Der Name Allan Porter war mir gut genug bekannt, um zu wissen, dass seine Theorien vom Rest der archäologischen Fachwelt rundweg abgelehnt wurde. Zum Teil hatte sicher die Tatsache dazu beigetragen, dass Porter seine Theorien äußerst geschickt in Büchern und Filmdokumentationen zu vermarkten wusste und schon von daher als unseriös galt.