Percy Stuart - Die Abenteuer eines Multimillionärs No.01 - Martin Winfried - E-Book

Percy Stuart - Die Abenteuer eines Multimillionärs No.01 E-Book

Martin Winfried

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Beschreibung

Als Percy Stuart, amerikanischer millionenschwerer Gentleman, neues Mitglied des angesehenen Excentric Clubs werden möchte, soll er 197 Aufgaben erfolgreich lösen. So viele Mitglieder hat der Club. Davon lässt sich Percy nicht abschrecken und geht mit Witz, Improvisationstalent und nicht immer ganz legalen Mitteln stilvoll und zielstrebig ans Werk.In den Jahren 1920 bis 1927 erschienen im Dresdner Mignon-Verlag 534 Romane unter dem Signet Der neue Excentric Club, die die Abenteuer in der aufregenden Welt des Percy Stuart schilderten. Diese Romane bildeten später die Grundlage für die 52-teilige erfolgreiche Fernsehserie, die das ZDF von 1969 bis 1972 ausstrahlte.Die Printausgabe umfasst 172 Buchseiten.

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Seitenzahl: 182

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Martin Winfried u. a.PERCY STUART

In dieser Reihe bisher erschienen:

1001 Edgar Rice Burroughs Caprona - das vergessene Land

1002 Ernst Konstantin Sten Nord - der Abenteurer im Weltraum

1003 Unbekannter Autor Jack Franklin, der Weltdetektiv

1004 Robert E. Howard Die Geier von Wahpeton

1005 Robert E. Howard Abrechnung in den Los Diablos

1006 Robert E. Howard Steve Costigan – Seemann und Boxer

1007 Murray Leinster Der tollwütige Planet

1008 Robert E. Howard Grabratten

1009 Martin Winfried u. a. Percy Stuart

Martin Winfried u. a.

PERCY STUART

Die Abenteuer einesMultimillionärs

Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Reihen-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2019 BLITZ-VerlagRedaktion: Gerd LangeTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiUmschlaggestaltung: Mario HeyerLogogestaltung: Mark FreierSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-778-8Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

Anmerkungen zu den Romanen um die Abenteuer von Percy Stuart

Die diesem Buch zugrunde liegende Heftromanserie Lord Percy vom Excentric Club erschien erstmalig ab 1913 im Dresdner Mignon-Verlag und begann mit dem vergeblichen Versuch des Titelhelden Percy Stuart, in den berühmten Excentric Club aufgenommen zu werden. Datiert war der Beginn der Handlung in der Erstauflage auf die ersten Augusttage des Jahres 1907. Die Romane wurden von deutschsprachigen Autoren verfasst, die sich aber teilweise englisch klingender Pseudonyme bedienten, wahrscheinlich um dem globalen Handlungsrahmen der Serie einen internationaleren Anstrich zu geben. Möglicherweise aus demselben Grunde war bereits im Impressum der Erstausgabe ein „Copyright in U.S.A“ angegeben. Herausgeber war zunächst bis Band 44 der auch als Krimi-Autor tätige Karl Lemke.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 wurde die Serie ab Heft 45 in Percy Stuart vom Excentric Club umbenannt sowie die Grundhandlung aus bündnispolitischen Gründen von London nach New York verlegt. Dadurch sollte ein Erscheinungsverbot durch die Zensurbehörden verhindert werden. So konnte die erfolgreiche Reihe zunächst weiter erscheinen.

Schließlich kam mit Band 133 (und nicht wie oftmals falsch angegeben schon zwei Hefte zuvor) trotzdem das Ende der Serie. Percy Stuart war eins von 134 ­betroffenen Druckwerken aufgrund eines sehr weitgreifenden ­Verbots gegen die Schundliteratur der deutschen Militärbehörden vom 22. März 2016 und später gleichlautend in Österreich vom 21. Juni 1916. Das Verbot musste bei Drucklegung noch nicht bekannt gewesen sein, denn im letzten Heft 133 wurde der Band 134 mit dem Titel Auf ­Schlittschuhen über den Bärensee angekündigt. Daneben war auch die Reihe Detektiv John Spurlock – Der Mann mit den 1000 Gesichtern des gleichen Verlags nach Band 36 betroffen.

Percy Stuarts Abenteuer erschienen erst wieder ab 1920 zunächst im Rahmen einer Neuauflage der alten Heftserie, nun aber unter dem geänderten Serientitel Der neue Excentric Club. In dieser zweiten Auflage wurden alle bisherigen Bände in teilweise geänderter Reihenfolge und nochmals veröffentlicht. Mit einer Ausnahme: Das ursprüngliche Heft Nr. 52 Der Fischer von Budapest hat man offenbar bei den Neuerscheinungen schlicht vergessen.

Unter dem Lektorat von Herausgeber Otto Eike, der ab 1918 in Radebeul an der Herausgabe der Werke von Karl-May mitwirkt hatte und Beiträge zu den Karl-May-­Jahrbüchern schrieb, wurden die ursprünglichen Texte der Erstauflage geringfügig angepasst. So verlegte man nun auch für die ersten 44 Hefte den Sitz des Excentric Clubs von London nach New York, änderte einige Romantitel und modernisierte einige Textpassagen. Ab Band 27 erschienen aufgrund großen Erfolges sogar zwei Hefte anstatt bisher ein Band pro Woche. Die Bände 131 bis 166 waren außerdem die ­ursprünglichen Romane von Detektiv John Spurlock, nun umgeschrieben als Abenteuer Percy Stuarts, bevor danach neu verfasste Geschichten erschienen. Otto Eike schied allerdings 1922 als Herausgeber aus dem Verlag aus und widmete sich anderen Aufgaben. Sein Nachfolger wurde dann ab Heft 195 Erwin Hoeffner, der sich in den 1920er Jahren auch einen Namen als Autor diverser Kriminalromane machte.

Die zweite Auflage unterschied sich von den früheren Heften wohltuend dadurch, dass stets die Namen der Autoren genannt wurden. Über lange Jahre hinweg waren dies konstant: Herbert Wulfner, Heinrich ­Feldinger, Joe Weyermoor, Martin Winfried, Walter Gernsheim und William Horst. Erstmalig ab Band 312 tauchten zunächst ganz vereinzelt andere Namen auf, von denen Gero ­Terzin, Georg Lebach und Arvid Storbeck die beständigsten Verfasser waren. Bei den letzten 20 Heften der Serie wurde dann kein einziger Roman mehr von den sechs Ursprungsautoren der Reihe verfasst. Über die Autoren selbst ist wenig überliefert, was über deren Namen hinausgeht.

Schließlich wurde die Serie im Jahre 1927 mit dem letzten Heft 534 Im Schacht der Silbermine zu einem glücklichen Ende geführt. Die Einstellung der Reihe erfolgte nicht zuletzt wegen schlechter werdender Verkaufszahlen während der damals herrschenden Wirtschaftskrise.

Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass heutzutage die Hefte etwa ab Nr. 400 nur sehr schwer erhältlich sind, da mit aufsteigenden Heftnummern bei schrumpfender Leserschaft die Auflage stark sank und die bei solchen Heftserien damals üblichen Nachdrucke bereits erschienener Hefte kaum mehr produziert wurden.

Bekannt sind auch zwei ausländische Veröffentlichungen. In der Tschechoslowakei erschienen ab 1925 insgesamt 109 Romane im Rahmen der Sport-Reihe Sparta Club und dann in einer eigenständigen Serie als Percy Stuart. In Rumänien gab es von 1933 bis 1939 mindestens 220 Hefte unter dem Titel Noul Excentric Club – sensationale aventuri sportive mit anfänglich sehr farbenfrohen Titelbildern.

Der Versuch einer Neuauflage der Romanserie in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg kam 1950 im Augsburger Tag-Verlag nicht über das erste Heft hinaus. Sicherlich wäre die Groschenheft-Serie um den ­Excentric Club und Percy Stuart trotz ihrer früheren langjährigen Erfolge völlig in Vergessenheit geraten, wenn nicht das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) die Grundidee der Romane für die in den Jahren 1969 bis 1972 gesendete 52-teilige Fernseh-Serie Percy Stuart verwendet hätte.

Der Erfolg der TV-Serie wiederum führte dazu, dass sich der Verlag Olms Presse (Hildesheim) in seiner Reihe Reprografische Nachdrucke von Lieferungsheften auch der Romanreihe Der neue Excentric Club annahm und in einem knapp 500-seitigen Taschenbuch die ersten 15 Bände von 1920 als Abdrucke der Originalseiten der damaligen Zweitauflage veröffentlichte.

Mitte der 1990er Jahre erwarb ich in einem Antiquariat ein gebrauchtes Exemplar dieser Taschenbuchausgabe und kam im Oktober 1999 erstmals zufällig in den Besitz von einigen Originalheften. Da beschloss ich, diese alten Bände zu sammeln und mich mit deren Geschichte zu befassen. Inzwischen besitze ich eine fast vollständige Sammlung der Erstauflage (nur der Band 132 fehlt) und eine Komplettausgabe der Zweitauflage mit allen 534 Abenteuern.

Und nun erscheinen sie im BLITZ-Verlag als Neuveröffentlichung: Die ersten vier Abenteuer von Percy Stuart vom Excentric Club.

Bleibt mir noch ein abschließender Hinweis: Die ursprünglichen Fassungen der hier abgedruckten Romane erschienen im Jahre 1913, einer Zeit, als die darin enthaltene Darstellung des kleinwüchsigen Jungen sowie Bezeichnungen wie Neger, Zigeuner und Irre üblicher Sprachgebrauch waren. Um den historischen Charakter der Romane zu erhalten, wurden diese Textstellen bewusst nicht verändert, obwohl sie aus heutiger Sicht durchaus als diskriminierend einzustufen sind.

Gerd Lange, März 2019

Percys Sieg über drei Weltmeister

von Herbert Wulfner

1. Der König von England – nein! Mr. Percy Stuart – ja!

Im indischen Saale des Excentric Clubs waren um Mitternacht an lang gestreckter, schwarzer Tafel die 197 Mitglieder dieser merkwürdigen und doch vornehmsten aller gesellschaftlichen Vereinigungen New Yorks vollzählig versammelt. Diener in indischer Tracht reichten Champagner, Zigarren und Zigaretten. Mit diesen Dienern verständigten sich die Mitglieder des Klubs durch eine eigene Zeichensprache, denn diese seltsamen Lakaien waren taubstumm. Sie mussten es sein nach Paragraf 94 Absatz 8 der Hausordnung des Excentric Clubs.

Taubstumme Diener können Geheimnisse nicht verraten, weil sie diese nicht hören. Der Antrag, den ein Mitglied vor zwei Jahren eingebracht hatte, dass die Diener auch blind sein sollten, wurde aus begreiflichen Gründen bei der Abstimmung nicht angenommen.

Wer aber waren die Mitglieder des Excentric Clubs? Reiche, vornehme Männer, welche das ewige Einerlei des Lebens langweilte, die ihre Zerstreuung darin suchten, die Welt immer wieder mit etwas ganz Neuem in Erstaunen zu versetzen und sich weideten an der Verblüffung, die die Welt erkennen ließ über das Unerhörte, das wieder einmal im Excentric Club erbracht worden war. Verblüffung über das Unerhörte! Denn es gab nichts auf Erden, was toll, verwegen, gefährlich, kostspielig und merkwürdig genug gewesen wäre, um von den Mitgliedern des Klubs nicht für möglich gehalten und versucht zu werden. Konnte doch überhaupt nur der Mitglied des Klubs werden, der Proben seines an Tollkühnheit grenzenden außergewöhnlichen Mutes und Kaltblütigkeit gegeben hatte.

Mr. William Spencer, der Präsident des Klubs, drückte auf einen der vielen vor seinem Platze angebrachten elfenbeinernen Knöpfe, und in demselben Augenblick entlud sich ein im Keller des Gebäudes befindliches Geschütz mit donnerähnlichem Krach. Sogleich verstummte das Gespräch. Totenstille trat ein, denn der Donner dieses Geschützes vertrat bei den Mitgliedern des Excentric Clubs die sonst in Vereinen und Versammlungen übliche Glocke. Präsident Spencer, eine elegante, schlanke Erscheinung mit weißem Knebelbart und vollem, sorgsam gescheiteltem Haar, erhob sich und rief mit seiner volltönenden Stimme: „Meine Freunde, ich habe Ihnen zwei Mitteilungen zu machen, die für Sie von großer Wichtigkeit sind. Erstens: Die Mitgliederzahl des ­Excentric Clubs hat nunmehr jene Höhe erreicht, die nicht mehr überschritten werden darf. Unser Statut bestimmt, wie Sie wissen, dass nicht mehr als 197 Mitglieder dem Klub angehören dürfen!“

„Bravo – bravo – es lebe der Excentric Club!“

„Und nun meine zweite Mitteilung“, fuhr der Präsident fort. „Mister Percy Stuart, der in ganz New York bekannte junge Gentleman, der, wie Sie alle wissen, hundertfacher Millionär ist und einer sehr vornehmen Familie angehört, hat mir einen Brief übermittelt, den ich Ihnen vorzulesen mir jetzt erlauben werde!“ Der Präsident zog bei diesen Worten einen Brief aus der Tasche, entfaltete ihn und las unter feierlicher Stille:

Mister President des Excentric Clubs! Ich habe in den letzten drei Jahren siebenundfünfzig Mal versucht, Mitglied des Excentric Clubs zu werden. Ich bin siebenundfünfzig Mal abgewiesen worden, was ich mir nicht zu erklären vermag. Meine Streiche, die ich seit meinem fünfzehnten Jahre in Amerika sowohl wie in Europa verübt habe, sind aller Welt bekannt und haben meinem Namen zu einer gewissen Berühmtheit verholfen. Ich bin daher im Sinne der Zwecke des Excentric Clubs durchaus berechtigt, dessen Mitglied zu werden. Herr Präsident, ich melde mich hiermit zum achtundfünfzigsten Male und erlaube mir, Ihnen höflichst mitzuteilen, dass ich, falls ich diesmal abgewiesen werde, Sie und sämtliche übrigen 196 Mitglieder des Excentric Clubs, einen nach dem anderen, öffentlich mit einer Peitsche züchtigen werde. Bis dahin gestatten Sie mir jedoch, Ihnen noch meine vorzügliche und ganz besondere Hochachtung entgegenzubringen.

Ich habe die Ehre, zu verbleiben, Ihr in ganz ergebener

Percy Stuart.

„Das ist unerhört!“, riefen mehrere Stimmen erregt durcheinander. „Das ist ja Drohung mit einem Attentat, das geht zu weit!“

Und ein langer, hagerer Herr mit rotblondem Haare und einem Kopf, der dem eines Geiers nicht unähnlich war, erhob sich und schrie in größter Erregung: „Diesem Percy Stuart darf man nicht erlauben, die Schwelle unseres Hauses zu überschreiten. Ich habe immer vor ihm gewarnt. Ich habe in einer unserer früheren Sitzungen geschworen, dass ich meine Mitgliedschaft niederlege, wenn Percy Stuart die Schwelle dieses Saales überschreitet!“

„Dann können Sie ruhig Mitglied bleiben, Baronet Mac Hollister!“, rief in diesem Augenblicke eine helle Stimme, „denn Percy Stuart kommt nicht über die Schwelle – er kommt durch das Fenster zu Ihnen!“ Eine der gewaltigen Scheiben war mit lautem Klirren in den Saal hineingestürzt, und durch die entstandene Öffnung sprang ein tadellos gekleideter junger Mann lächelnd in den im dritten Stockwerk gelegenen Saal.

„Guten Abend, Gentlemen“, sagte Percy Stuart, indem er sich lächelnd verbeugte und sich an den ganz verblüfft dreinschauen Gesichtern der 197 Klubmitglieder ergötzte, „ich habe es wohl nicht nötig, Ihnen meinen Namen zu nennen, denn jeder von Ihnen kennt mich. Wohlan, da bin ich und verlange Antwort auf meine Anfrage: Wollen Sie mich zum Mitglied des Excentric Clubs machen, oder ziehen Sie die Peitsche vor?“

Ein fürchterlicher Aufruhr entstand, aber der Präsident gebot sofort Ruhe.

„Ich muss gestehen“, rief Präsident Spencer lächelnd, „dass Mister Percy Stuart sich uns in einer besonders empfehlenswerten Weise vorgestellt hat. Wegen der Drohung mit der Peitsche bin ich Ihnen nicht gram, denn ich finde, dass man nicht exzentrischer sein kann, als sich auf diese Weise die Aufnahme in einen Klub zu erzwingen!“

„Ich protestiere dagegen!“, stieß Baronet Mac Hollister hervor.

„Natürlich protestieren Sie dagegen“, antwortete Percy Stuart, „wir sind ja alte Feinde. Meine Herren vom Excentric Club“, wandte er sich dann an die anderen Mitglieder. „Unterwerfen Sie mich der strengsten Prüfung, verlangen Sie von mir, dass ich mich bei dieser Gelegenheit ruiniere, schicken Sie mich zu den Feuerländern oder zu den Eskimos, fordern Sie von mir, dass ich den Versuch machen soll, eine Reise nach dem Mars anzutreten, aber tun Sie mir nicht die Schmach an, mir den Eintritt in ihren Klub zu verwehren!“

„Wir sind 197 Mitglieder“, presste der rothaarige ­irische Baronet hervor, „das bedeutet, dass kein Mensch der Erde mehr aufgenommen werden kann, und meldete sich der König von England selbst!“

„Ja, das wäre der König von England, ich aber bin Percy Stuart, vergessen Sie das nicht, meine Herren!“

Lachen und sogar vereinzeltes Beifallklatschen ertönten, nur der irländische Baronet maß den jungen Mann mit Blicken unverhohlenen Hasses.

„Wir werden über Ihre Angelegenheit beraten, Mister Percy Stuart, sie soll heute noch entschieden werden!“, rief der weißhaarige Präsident. „Haben Sie die Güte, auf dem leeren Sessel Platz zu nehmen, der sich dort in der Mitte des Saales befindet!“

„Danke, Mister President!“ Mit diesen Worten ließ sich Percy Stuart auf dem bequemen ledernen Sessel nieder, aber im selben Augenblick öffnete sich unter ihm der Boden, und der Sessel verschwand mit dem jungen Mann, um ihn in eines der unterirdischen Wartezimmer zu bringen. Percy Stuart befand sich plötzlich in einem kleinen, tief unter der Erde gelegenen Raum, der von einer einzigen Gasflamme erleuchtet wurde. Kaum aber stand der Sessel mit Percy hier still, als auf allen Seiten dunkle Vorhänge zurückrauschten. Jeder andere hätte entsetzt aufgeschrien, aber Percy Stuart saß vollkommen ruhig und durchaus kaltblütig auf seinem Sessel und betrachtete das seltsame Schauspiel, das sich seinen Blicken darbot. Das kleine Kabinett war von gläsernen Wänden umgeben, die nicht einmal besonders stark zu sein schienen. Hinter einer der Wände lagerte ein gewaltiger Löwe, der sich bei Percys Anblick mit wütendem Gebrüll erhob und den Versuch machte, die gläserne Scheibe einzudrücken; dieser Bestie gegenüber war ein Tiger untergebracht, der Percy Stuart nicht minder furchtbar begrüßte. Hinter der dritten Glasscheibe tummelten sich Wölfe, und als Percy Stuart den Blick hinter sich richtete, sah er, dass eine Schlange, die zur Familie der Brillenschlangen gehörte, an der vierten Scheibe klebte.

„Eine ganz nette Menagerie“, murmelte Percy Stuart und zündete sich eine Zigarette an, „fehlt nur noch Baronet Mac Hollister, und die hervorragendsten Bestien dieser Erde wären vertreten.“ Er gähnte. Und mit wohligem Behagen gab er sich seiner Müdigkeit hin. War es erstaunlich, dass er müde war, nachdem er drei Tage und drei Nächte lang fast ununterbrochen am Steuer seines Automobils gesessen hatte? Percy Stuart war leicht begeistert und stets gefällig. So hatte er der entzückenden kleinen Tänzerin vom Ballett der Oper den recht sonderbaren Wunsch nicht abschlagen wollen: Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, mit Percy Stuart drei Tage lang in dessen Automobil in wildestem Tempo durch die Staaten zu jagen. Percy Stuart war nicht der Mensch, der einen solchen Wunsch sonderbar fand. Und so hatte er ihn ihr erfüllt. Er wäre noch einen Tag länger mit ihr unterwegs geblieben, hätte sie das gewünscht. Doch nun, da die Fahrt vorüber war, meldete sich bei ihm die Müdigkeit. Und während ihn die Bestien blutdürstig anstarrten und ihre vergeblichen Versuche, zu ihm zu gelangen, nicht aufgaben, neigte Percy Stuart das Haupt auf die weiße Hemdbrust nieder und schlief ruhig und friedlich ein. Er erwachte erst, als der Sessel wieder mit ihm emporstieg. Als er sich wieder in dem indischen Saale befand, wandte der Präsident sich mit den Worten an ihn:

„Mister Percy Stuart, ich habe Ihnen die freudige Mitteilung zu machen, dass wir geneigt sind, um Ihretwegen unser Statut zu ändern. Allerdings fordern die Mitglieder des Excentric Clubs von Ihnen den weitgehendsten Nachweis Ihrer Befähigung. Sind Sie bereit?“ Die Stimme Präsident Spencers nahm einen fast feierlichen Klang an. „Sind Sie bereit, Mister Stuart, genauso viele Aufgaben zu lösen, wie gegenwärtig Mitglieder des Klubs vorhanden sind?“

„Das wären also 197“, antwortete Percy Stuart. „Natürlich bin ich dazu bereit, Mr. President.“

„Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass unsere Aufgaben die größten Anforderungen an Ihre physischen und moralischen Kräfte stellen werden. Sie werden geprüft werden auf Ihren Mut, Ihre Opferwilligkeit, Ihre tolle Laune, Ihre Energie und auf die Schnelligkeit Ihrer Entschlüsse! Sie werden entsetzliche Gefahren bestehen müssen. Sie werden vielleicht alles verleugnen müssen, was Sie bisher geliebt haben, und lieben müssen, was Sie bis zu diesem Augenblick gehasst haben!“

„Mr. President“, antwortete Percy Stuart, lustig auf den feierlichen Ton des Präsidenten eingehend, „verlangen Sie von mir, dass ich mich in einen Haifisch verwandle, und ich werde mir Mühe geben, es zu tun!“

„Wohlan denn!“, rief Mr. Spencer aus, indem er einen versiegelten Brief emporhob, „empfangen Sie hier Ihre erste Aufgabe. Ist diese gelöst, so wird Ihnen auf geheimnisvolle Weise durch einen Boten ein gleicher Brief zugestellt werden, der die nächste Aufgabe enthält. Sie dürfen jetzt diesen Brief öffnen und in unserer Gegenwart die erste Aufgabe lesen!“

„Gestatten Sie mir, Herr Präsident, und Sie, meine Herren vom Excentric Club, dass ich Ihnen ganz ergeben für das große Entgegenkommen danke, das Sie mir bewiesen haben. Ich werde mich bemühen, dem Excentric Club Ehre zu machen, und bin entschlossen, diese 197 ­Aufgaben zu erfüllen, vorausgesetzt, dass mein Leben dazu ausreicht, und dass ich nicht bei der Lösung einer dieser Aufgaben meinen Tod finde. Sollte dies der Fall sein, so werden Sie die Güte haben, mich verbrennen und meine Asche von der Figur der Freiheit herunter in alle Winde verwehen zu lassen. Und nun: Wie lautet meine erste Aufgabe?“

Mit einer schnellen Bewegung öffnete Percy Stuart das Kuvert und las mit lauter Stimme:

Erste Aufgabe.

Mister Percy Stuart hat in drei aufeinanderfolgenden Tagen drei Weltmeister zum Zweikampf herauszufordern, und zwar:

Am ersten Tage: Cavaliere Giuseppe Bianchi, den berühmtesten Fechtmeister der Welt, zurzeit New York, Savoy Hotel.

Am zweiten Tage: Fred Willington, Weltmeister im Schwimmen, New York, Swimming Klub.

Am dritten Tage: Joe Jansen, genannt: Der schwarze Boxerkönig, gegenwärtig Star und Attraktion des Kristallpalast-­Theaters, New York.

Sollte Mister Percy Stuart auch nur in einem dieser Zweikämpfe unterliegen, so gilt diese Aufgabe als nicht gelöst.

Der Excentric Club.

2. Jeder Mensch hat Schwächen.

„Guten Morgen, Mister Burns. Sie sind hoffentlich wohlauf?“

Mit diesen Worten betrat Stuart am nächsten Morgen einen saalartigen Raum, den Mr. Burns, der berühmteste aller sportlichen Trainer New Yorks, für seine Übungen eingerichtet hatte, und in welchem er auch seinen Unterricht erteilte.

Mr. Burns, ein schlanker, leicht ergrauter Mann, war eben dabei, sein tägliches Training mit einem sandbag fight zu beginnen. Bei diesem Sandsack-Kampf führt der Lebende die vorschriftsmäßigen Boxschläge gegen einen von der Decke hängenden Sandsack, wodurch er durch rücksichtslose Aufbietung seiner ganzen Kraft den Körper fast so gut trainiert, wie im Kampf gegen einen Gegner.

„Welch eine freudige Überraschung, Mister Stuart, nach langer Zeit sehe ich Sie wieder einmal bei mir!“

„Sollte denn der dankbare Schüler sich seines alten Lehrers nicht erinnern?“, antwortete Percy Stuart, indem er die Hand des Trainers herzhaft drückte. „Im Übrigen, Mister Burns, komme ich zu Ihnen, um mir Ihren Rat in einer sehr wichtigen Angelegenheit zu holen. Was halten Sie davon: Werde ich Cavaliere Giuseppe Bianchi, den berühmten Fechtmeister, besiegen können? Wird es mir gelingen, Fred Willington, den ausgezeichneten Schwimmer, über eine lange Strecke zu schlagen? Und schließlich: Werde ich über Joe Jansen, den Boxerkönig, triumphieren? Denn ich habe es mir in den Kopf gesetzt, alle diese drei Weltmeister herauszufordern. Ja, ich kann es Ihnen sogar verraten, dass die schriftlichen Herausforderungen bereits an sie abgegangen sind!“

Trainer Burns bekam plötzlich eine Art Erstickungsanfall und musste sich erst erholen, bevor er antwortete:

„Gehen Sie zu einem Nervenarzt, Mister Stuart. Nehmen Sie mir diesen Rat nicht übel, aber er ist noch der einzige, den ich Ihnen geben kann. Cavaliere Giuseppe Bianchi wollen Sie besiegen? Der ist überhaupt nicht zu überwinden, denn im Ernstfalle würde er Sie, bevor Sie noch einen einzigen Stoß gegen ihn geführt hätten, schon über den Haufen gestochen haben! Und wer Fred ­Willington im Schwimmen überwinden will, der muss schon ein Hecht sein. Würde es Ihnen aber wirklich gelingen, mit diesen beiden Gegnern fertig zu werden, was ich für ganz ausgeschlossen halte, so würden Sie Ihren Triumph nicht lange überleben, denn Joe Jansen, der Negerboxer, gibt Ihnen in der ersten Runde schon den Knock-out, den Sie Ihr ganzes Leben lang nicht vergessen werden. Sie sollten sich wirklich andere Vergnügungen aussuchen, als mit diesen drei Weltmeistern anbinden zu wollen!“

„Aber es ist Ihnen doch bekannt, Freund Burns“, wandte Percy Stuart ein, „dass ich vier volle Jahre hindurch der unbestrittene Universitätsmeister von Harvard gewesen bin! Sie haben mich lange genug unterrichtet und mir versichert, dass ich ein Sportsmann erster Klasse sei!“

„Das sind Sie, aber hier handelt es sich um drei Weltmeister, von denen jeder eine ganz unerreichbare Größe seines Sportes ist. Nehmen Sie diese unglückselige Herausforderung zurück, ich beschwöre Sie, machen Sie die Sache rückgängig, wenn es noch mit einigem Anstand geschehen kann.“

„Unmöglich. Ich habe alle drei Weltmeister gefordert, ohne meinen Namen zu nennen, denn ich werde diese drei Kämpfe mit einer Halbmaske vor dem Gesicht bestehen, da ich nicht gesonnen bin, mich dem Beifall oder Unmut des versammelten Publikums preiszugeben. Ich habe sowohl Cavaliere Giuseppe Bianchi, wie Fred Willington, als auch Joe Jansen bare fünfzigtausend Dollar für den Fall zugesichert, dass einer von ihnen mich besiegt. Die Gelder sind bei der New York City Bank deponiert, und morgen Abend findet der erste Kampf mit Cavaliere Giuseppe Bianchi im Zirkus Barnum statt.“

„Aber Sie werden doch wenigstens die Touchés nur markieren?“, fragte Mr. Burns im höchsten Grade besorgt.

„Im Gegenteil, mein lieber Freund, wir werden mit vollständig nackter Brust gegeneinander kämpfen, und jeder Stich wird ernsthaft sitzen und Blut kosten!“