Perfekte Sklavin - Robin G. Nightingale - E-Book

Perfekte Sklavin E-Book

Robin G. Nightingale

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Beschreibung

Eigentlich war das Model Lena für Fotoaufnahmen ins Ausland gereist. Stattdessen aber findet sie sich nackt und angekettet in einem Kerker wieder: Sie ist als eine von mehreren Dutzend Sexsklavinnen in einem Gefängnis gelandet. Und aus diesem Gefängnis, das von einem perfiden Regelsystem voller Strafen und Demütigungen durchzogen ist, scheint ein Entkommen unmöglich zu sein ...

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Kapitel 1

Das Erste, was in Lenas Bewusstsein drang, war ein dumpfer Schmerz. Zu diesem Zeitpunkt schwebte sie noch in einem unendlichen, traumlosen Meer aus Dunkelheit. Erst das Wummern in ihrem Schädel holte sie ganz allmählich aus dieser Schwärze heraus.

Sie blinzelte, erst einmal, dann mehrere Male.

Um sie herum war es auch nicht sehr hell.

Einige Sekunden lang hatte sie keinerlei Ahnung, wo sie sich befand. Alles, was sie spürte, war, dass ihre Haut sich kühl anfühlte, vor allem ihr Rücken und ihr Hintern. Sie schien auf etwas ausgesprochen Kaltem zu liegen.

Und sie konnte ihre Arme nicht bewegen. Ihre Hände schienen oberhalb ihres Kopfes gefangen zu sein.

Plötzlich wurde ihr klar, dass sie nicht lag, sondern saß.

Endlich gelang es ihr, die Augen zu öffnen.

Das Erste, was sie sah, direkt vor sich und nur ein paar Meter entfernt, war eine stählerne Tür. Links und rechts davon befanden sich kahle Steinwände. Von der Decke hing eine nackte Glühbirne.

Lena erkannte, dass sie gegenüber der Tür auf dem Fußboden hockte. Mit dem nackten Rücken gegen die Wand gelehnt. Aber nicht nur ihr Rücken war nackt.

Mit einem Mal stellte Lena fest, dass sie keinen einzigen Fetzen Kleidung mehr an ihrem Körper trug.

Dieser Schock riss sie endgültig ins Bewusstsein zurück. Unwillkürlich versuchte sie, ihre Hände vor sich zu schlagen, um sich zu bedecken, aber irgendetwas hielt sie fest. Stöhnend drehte Lena den Kopf, um hinauf zu ihren Handgelenken zu schauen. Jedes steckte in einem schimmernden Stahlring, der fest in die Wand hinter ihr eingelassen war.

Einen Moment lang hoffte Lena, wieder in der Dunkelheit zu versinken und diese alptraumartige Szenerie zu verlassen, bis sie endgültig wach wurde, daheim in ihrem Bett.

Stattdessen packte sie unvermittelt eine Welle der Übelkeit und einen Moment lang glaubte sie, sich übergeben zu müssen. Aber dann verschwand dieses Gefühl nach und nach von selbst.

Immerhin hatte es die letzten Nebelwolken aus ihrem Hirn vertrieben. Lenas Bewusstsein wurde von Sekunde zu Sekunde klarer, ohne dass sie es verhindern konnte. So gerne sie das auch getan hätte.

Denn als sie schließlich hellwach war, kam sie nicht mehr darum herum, ihre Situation vollständig zu erkennen: Sie saß nackt und an die Wand gekettet in irgendeinem Kerkerraum und hatte nicht die geringste Ahnung, wie sie dorthin geraten war. Aber die Angstfantasien, die plötzlich in ihren Kopf schossen, reichten ihr vollkommen aus. Genauso plötzlich wie die Übelkeit zuvor packte sie jetzt eine Welle unglaublicher Angst. Von einem Moment zum anderen war ihre Kehle so eng zugeschnürt, dass sie glaubte, kaum noch atmen zu können, und ihr Herz hämmerte, als wollte es ihren Brustkorb sprengen. Lena begann am ganzen Körper zu zittern.

*

„Unser neues Vögelchen wacht auf“ stellte Frank lakonisch fest.

Stefan wandte den Kopf und blickte auf den Monitor. Dort war auf einem etwas unscharfen Schwarzweißbild von schräg oben Lena zu sehen, wie sie in ihrer gefesselten Haltung plötzlich zu zucken und zu beben begann. Die beiden Männer sahen ihr mitleidslos dabei zu.

„Der erste Moment ist immer der schlimmste“ sagte Stefan schließlich.

Frank schnaubte. „Das würde ich nicht sagen. Denk daran, was noch alles auf sie zukommt.“

Stefan lachte leise in sich hinein. „Ich denke lieber an den Spaß, den wir noch mit ihr haben werden.“ Er ließ seinen Blick über Lenas schlanke lange Beine, den durchtrainierten Körper und die vollen Brüste schweifen.

„Zugegeben“, erwiderte Frank grinsend. „Ich hab schon schlechtere Jobs gehabt.“ Er schnappte sich eine schwarze Lederweste, die über seinem Stuhl hing, und schlüpfte hinein. „Na, dann sag ich erst mal hallo.“

Kapitel 2

Nach einigen Minuten legte sich Lenas Schlottern zum größten Teil – wenn auch nicht vollständig. Ihr war immer noch schweinekalt, und auch die Angst hielt sie immer noch erbarmungslos im Griff.

Wie um Gottes Willen war sie hierher geraten?

Was war das Letzte, woran sie sich erinnern konnte?

Sie war nicht zu Hause gewesen, wurde ihr klar. Sie hatte Urlaub gemacht. Nein, kein Urlaub, es hatte sich für sie nur wie Urlaub angefühlt, weil sie sich in einem anderen Land aufhielt und die Arbeit noch nicht begonnen hatte. Und zwar, erinnerte sie sich jetzt, hatte sie bei einem Model-Casting bestanden, bei dem sie in der Nähe ihres Heimatortes in Aranien mitgemacht hatte, und einer ihrer ersten Aufträge waren Aufnahmen in der schönen Landschaft Bendlands gewesen. Ihr Vater und ihre Mutter hatten sie vergebens bestürmt, dass das doch kein Job mit Zukunft wäre und hatten sie zu einem Arbeitsberater vom Berufsamt geschleift, der ihr klarmachen sollte, dass eine Banklehre doch das Vernünftigste sei. Stattdessen teilte dieser Mann ihren Eltern mit, dass das Bankgewerbe längst nicht mehr so sicher sei wie früher und jeder junge Mensch wenigstens einmal versuchen sollte, seinen Traum in die Tat umzusetzen. Und außerdem hatte sie inzwischen den höchsten Schulabschluss gemacht, das bisherige Argument von wegen „die Schule zuende machen“, galt also endlich nicht mehr. Nicht zuletzt gehörte sie auch zur sogenannten jungen Generation, in der es ohnehin keine feste beruflichen Laufbahnen mehr gab und fast jeder sich mal hier und mal da ausprobierte. So war es ihr schließlich gelungen, ohne größeren Streit mit ihren Eltern doch zu den Foto-Shootings nach Bendland zu fliegen, einem Land, von dem sie vorher nicht einmal ganz genau gewusst hatte, wo er überhaupt lag.

Einmal am Zielort angekommen, einem malerischen kleinen Städtchen, an dessen bendländischen Namen sich Lena jetzt trotz aller Mühe partout nicht mehr erinnerte, war sie von dem Fotografen Andy begrüßt worden, einem aufgeweckten, sympathischen jungen Mann – „Ihr könnt schon mal einchecken, der Rest des Teams kommt morgen, dann geht´s auch gleich mit den ersten Aufnahmen los“ –, und sie hatte Kristin kennen gelernt, eine vor Lebenslust sprühende, sehr schlanke dunkelhaarige Frau, die ebenfalls vor Kurzem mit ihrer Modelkarriere begonnen hatte. Zu ihr fand sie sehr schnell einen Draht: Am Nachmittag hatten sie gemeinsam ein wenig die Ortschaft und die umliegenden Felder und Wege erkundet, den Abend hatten sie erst in der Wirtsstube und dann auf Kristins Zimmer zusammengesessen und geklönt. Lena hatte von ihrer Begeisterung fürs Inline-Skaten erzählt, Kristin von ihrem wachsenden Interesse an aranischen Kriminalromanen; Lena hatte Kristin ihre Takes von den momentan beliebtesten Bands überspielt, Kristin hatte sich mit etwas ausgefalleneren Gruppen revanchiert.

Dann, auch daran erinnerte sich Lena noch gut, hatten sie in ihren Zimmern übernachtet, um am nächsten Morgen schon ziemlich zeitig vom Krähen eines Hahnes geweckt zu werden. Es war warm genug, dass sie draußen vor dem Haus miteinander frühstücken konnten. Andy meldete sich auf Kristins Handy, dass er mit seinem Team gerade auf dem Weg sei und in einer Dreiviertelstunde ankommen müsste. Die beiden Mädchen beschlossen, sich schon mal runter zu einem Weiher zu machen, von dem ihnen Andy als geplanter Location für die ersten Aufnahmen erzählt hatte. Dort hatte Kristin einen Storch entdeckt, der ganz elegant und scheinbar ohne die geringsten Probleme auf einem Bein herumstand, was die beiden auf das Gespräch über anstrengende Positionen bei ihren wenigen früheren Shootings brachte, bei denen sie wesentlich schneller aus der Balance geraten waren. Alles war sehr beschaulich zu diesem Zeitpunkt, und Lena hatte sich gefühlt, als ob sie mindestens ein Jahrhundert in die Vergangenheit gereist wäre.

Dann war etwas passiert, das sich ihrer Erinnerung zum größten Teil entzog.

Nur einige Fetzen konnte sie sich noch ins Bewusstsein zurückrufen. Wie bei dem Storch war es auch diesmal Kristin, die es zuerst bemerkt hatte: ein Knacken im Unterholz. Sie hatte Lena zu sich herangezogen und ihr etwas zugeraunt, aber Lena wusste nicht mehr, was es war. Auch was danach passiert war, war dermaßen verschwommen, dass einfach kein klares Bild zustande kommen wollte.

Nicht, dass sie sich in ihrer Situation das Wesentliche nicht zusammenreimen konnte. Nur wer hinter ihrer Entführung steckte und was genau sie jetzt erwartete, das war für sie noch immer ein beängstigender, unheildrohender Schatten im Nebel.

Versuchshalber riss sie noch einmal an den Stahlringen, in denen ihre Handgelenke steckten, aber natürlich zeigte das nicht den geringsten Erfolg. Das geschmiedete Eisen saß bombenfest in der Wand. Sie tat sich bei solchen sinnlosen Versuchen höchstens selber weh.

„O Gott“, drang es halb schluchzend aus ihrer Kehle. Tränen schossen ihr aus den Augen. Verzweifelt legte sie den Kopf in den Nacken und blickte hinauf zur Decke des Raumes, die ihr ebenso kahl erschien wie der Fußboden und sämtliche Wände.

Plötzlich hörte sie ein Geräusch.

Die Tür! Die Tür wurde aufgeschlossen.

Verrückt genug, dass man sie überhaupt abgeschlossen hatte, fuhr es Lena durch den Kopf. Sie hätte sperrangelweit offen stehen können, ohne dass es ihr das Geringste genutzt hätte. Wer auch immer sie gefangen hielt, musste mehr als gründlich sein.

Aber tatsächlich öffnete sich die Tür erst jetzt. Mit noch immer leicht tränenverschleiertem Blick sah Lena zu dem Mann empor, der in den Raum trat. Er war hochgewachsen, wirkte durchtrainiert, sein raues Gesicht war von einem ungepflegten Vollbart und schulterlangem Haar umrahmt, er trug eine dunkle Jeans, ein blaues Hemd und darüber eine schwarze Weste.

Er trat vor sie mit einem halb anzüglichen, halb zufriedenen Grinsen und blickte wie ein stolzer Jäger, der eine wertvolle Beute erlegt hatte, auf ihren nackten Körper herab.

„W-wo bin ich?“ stieß Lena endlich mit brüchiger Stimme hervor. „Wer sind Sie?“

Der Mann antwortete mit einem Satz, den sie nicht verstand. Die Klangfarbe der Sprache hörte sich bekannt an, obwohl sie sie nicht verstand, möglicherweise war es bendländisch. Jedenfalls konnte sie kein ihr bekanntes Wort und keine entsprechende Wortendung erkennen. Ihrem Kerkermeister schien aber klar zu sein, dass ein gepflegtes Gespräch schlecht möglich war. Nach seinem Begrüßungssatz wies er nur kurz auf seine Brust und sagte: „Frank.“

„S-Sie heißen Frank?“ reimte sich Lena zusammen. „M-mein Name ist Lena.“ Gott, war das alles fürchterlich! Sie hatte offenkundig keine Ahnung, was sie da überhaupt tat. Warum sollte sie sich ihm vorstellen wie einer neuen Bekanntschaft? Als ob ihr Name für ihn irgendeine Rolle spielte! Vermutlich wusste er längst alles, was er wissen musste. Sie hingegen hätte Tausende von Fragen gehabt, konnte ihm aber keine einzige verständlich machen. Mit ihren gefesselten Händen war ja nicht einmal Zeichensprache möglich. Und ob er ihr überhaupt geantwortet hätte, stand in den Sternen.

Stattdessen ging er dicht neben ihr in die Hocke.

Unwillkürlich hielt Lena den Atem an, als er seine Finger über ihre Haut gleiten ließ. Dabei murmelte er etwas vor sich hin, was wie Anerkennung klang. Oder Geilheit.

Lena blieben die Worte im Halse stecken, als die Hand des fremden Mannes zwischen ihre Schenkel fuhr und dort immer weiter nach oben glitt. Aber nur kurz berührten seine Finger ihre Möse, wie als ob sie es nicht wert wäre, sich dort länger aufzuhalten. Oder als ob keine Eile geboten wäre und er später noch alle Zeit der Welt haben würde, sich ausgiebig mit ihr zu beschäftigen. Jetzt tasteten seine Fingerkuppen über ihre Brüste, und Lena fühlte sich absurderweise doppelt und dreimal so nackt wie noch Minuten zuvor. Auf einmal wurde ihr klar, dass sie schon seit der ersten Berührung ihren Atem angehalten haben musste. Keuchend ließ sie ihn ihren Lippen entweichen.

Franks Finger strichen jetzt über Lenas schlanken Hals. Sie erreichten ihr Kinn, das Frank halb prüfend, halb in Besitz nehmend umfasste. Lena kam sich vor wie ein Pferd, das auf dem Rossmarkt der nächsten Stadt gekauft werden sollte. Und wenn sie in Franks lüsterne Augen blickte, dann konnte sie unmöglich die Furcht unterdrücken, dass er sie zuschinde reiten würde.

Leise und anerkennend hörte sie ihn mit seiner rauen Stimme einen Satz sagen, den sie nicht verstand, der sich aber ausgesprochen zufrieden anhörte.

So, als ob er sich gerade entschieden hätte, sie zu seiner Stute zu machen.

Ihr Atem ging jetzt sehr flach. Sekundenlang versuchte sie, seinen Blick zu erwidern, aber es gelang ihr nicht. Ziellos irrten ihre Augen umher, um ein neues Objekt zu finden, auf das sie ihren Blick richten konnten, fanden aber wieder einmal nur die stählerne Tür ihres Gefängnisses.

Franks Finger glitten wieder herunter, über ihre Brust. Er war näher an sie herangerückt. Jetzt spürte sie seinen Atem in ihrer Halsbeuge.

„Perfekt,“ sagte er schließlich und richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf. Einen Moment lang gönnte er sich noch das Vergnügen, auf seine neue Beute herunterzusehen, dann nickte er Lena noch einmal zum Abschied zu und trat zur Tür.

„He?“ stieß Lena verwirrt und ängstlich aus. „Was ist denn jetzt los? Was haben Sie mit mir vor?“ Sie sprach undeutlich und abgehackt, weil sie Mühe hatte, denn ihr Unterkiefer zitterte stark. Aber vermutlich hätte Frank sie ohnehin nicht verstanden.

Ohne sich umzusehen trat er durch die Tür und ließ sie hinter sich ins Schloss fallen. Lena hörte, wie ein Riegel vorgeschoben wurde.

Dann war es wieder still.

*

„Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott“, flüsterte Lena in ihrem Kerker vor sich hin.

Ihre Schultern begannen ein wenig zu schmerzen, und ihre Hände fingen an, taub zu werden. Sie bewegte ihre Finger, damit Blut durch sie floss.

Den Kopf wieder in den Nacken gelegt, schaute sie hinauf zur Decke. Sie fror immer noch am ganzen Körper. Die ganze Brutalität ihres Gefängnisses hämmerte auf sie ein, so dass sie sich vorkam, als ob sie davon zerquetscht werden würde. Sie war wie aus der Zeit gefallen in diesem kahlen Raum mitten im Nirgendwo. Sekunden dehnten sich zu Minuten und Minuten zu Stunden.

Einen Augenblick lang fragte sie sich, wie lange ihre Psyche diese Belastung aushalten würde, ohne einen Knacks zu nehmen. Offensichtlich war auch das eine Taktik ihrer Kidnapper: sie seelisch zu zermürben, um sie auf diese Weise gefügig und widerstandslos zu machen.

Nicht, dass sie all zu viele Widerstandsgeister in sich schlummern spürte. Was konnte sie schon ausrichten, nackt, gefesselt und orientierungslos in einer fremden Gegend, gefangen gehalten von Männern, deren Anzahl sie noch nicht überblickte, deren oberstes Ziel es aber offenbar war, sie zu ihrer Sklavin zu machen. Bei dem Gedanken daran, was auf sie zukommen mochte, erschauerte sie. Unwillkürlich presste sie ihre Schenkel zusammen und zog ihre Beine dicht an ihren Körper heran. Auf der anderen Seite konnte sie in ihrem Zustand im Moment auch nichts ausrichten. Sie war vollkommen hilflos und ihnen völlig ausgeliefert. Während sie darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass sie ab jetzt nicht mehr verantwortlich war für das, was passieren würde. Dieses Gefühl ließ sie ruhiger werden. Das war das Einzige, an dem sie sich im Moment fest halten konnte.

Plötzlich spürte sie, wie ihr Magen knurrte.

Klar. Sie hatte schon seit einiger Zeit nichts mehr gegessen. Dabei konnte sie noch nicht einmal sagen, wie lange das Frühstück her war, das sie in ihrer Herberge zu sich genommen hatte, da sie kein Zeitgefühl mehr hatte und keine Ahnung hatte, wie lange sie schon hier war.

Wieder einmal überkam sie eine Woge der Panik und Verzweiflung. Sie schrie vor Angst und Wut laut auf, rammte eine Ferse in den schmutzigen Boden, bäumte sich auf und zerrte hilflos an den beiden Stahlringen. Natürlich ohne Ergebnis. Noch einmal schrie sie, lauter jetzt, brüllte, fluchte, schimpfte, trat um sich und traf doch nur die Luft.

„Ich hätte ihm in die Eier treten sollen,“ murmelte sie schließlich in sich hinein, aber vermutlich wäre es ihr dann erst recht schlecht gegangen. Es war unfassbar, aber fast schien es am Vernünftigsten zu sein, wenn sie einfach alles mit sich machen ließ, um vielleicht irgendwann auf einen günstigen Moment zu warten. Aber der Gedanke, was dieses „alles“ genau sein konnte, löste wieder Würgegefühle in ihr aus.

Was hatten diese Leute überhaupt vor? Würden sie sie hier gefesselt lassen und sie in den nächsten Tagen besuchen kommen, um sich über sie her zu machen, einer nach dem anderen? Ohne sich darüber Gedanken zu machen, dass sie vor Hunger fast durchdrehte? Und dann, nach einer Woche oder so, gemartert, entkräftet und dem Wahnsinn nahe, irgendwo hier in dieser fremden Gegend in den Straßengraben kippen? Oder würden sie sie gleich ... endgültig entsorgen? Bei diesem Gedanken hatte sie erneut das Gefühl, dass ihr die Luft zum Atmen abgeschnitten wurde. Nein, das würde nicht passieren, sagte ihre innere Stimme in drängendem Ton, man würde doch sicher nicht die ganzen Umstände und das Risiko einer Entführung auf sich nehmen, nur um sie für eine einzige Woche als Lustsklavin zu besitzen. Da musste mehr dahinterstecken. Sie hier über unbestimmbare Zeit ihren Angstfantasien zu überlassen, war allerdings eine ganz besondere Methode der Folter.

Das konnte doch nicht lange gut gehen, versuchte sie sich schließlich zu beruhigen. Das Team von der Agentur würde doch ihr Fehlen bemerken. Schnell würden Andy und seine Leute dahinter kommen, dass hier eine Entführung stattgefunden hatte. Und da sie Angehörige von Aranien war, könnte sich das zu einer größeren Sache entwickeln. Man würde bestimmte Geheimdienste einschalten, die sich wiederum mit den Herrschenden der hiesigen Gegend Rücksprache nehmen würden, damit diese alles taten, um sie zu finden. Wahrscheinlich war sie auch nicht das erste Entführungsopfer. Ja, vermutlich waren hier schon öfter Frauen verschwunden, denen es so gegangen war wie ihr. Das musste die Leute doch hellhörig machen. Und es war kaum denkbar, dass hier ein Menschenhändlerring tätig war, ohne dass irgendwann einmal einer seiner Männer Dritten gegenüber zu plaudern begann – vielleicht im Suff, vielleicht weil er sich mit den anderen Verbrechern zerstritten hatte. Ja, ganz klar, irgendwann würde man sie schon finden.

Wenn es bis dahin nicht zu spät war. Denn noch immer hatte sie keine Ahnung, was diese Kerle mit ihr vorhatten.

Auf einmal hörte sie wieder das Schaben des Riegels an der Tür.

Kapitel 3

Der Mann, der jetzt eintrat, war mindestens einen Kopf kleiner als Frank. Er hatte ein Mondgesicht, schütteres ungekämmtes Haar und war ein klein wenig untersetzt. Am Körper trug er eine zerschlissene Jacke. Alles in allem wirkte er nur halb so bedrohlich wie sein Komplize.

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