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Der Weg durch die Heraldischen Tore - der Permitträger auf heißer Spur Wie schnell sich Erwartungen in ihr Gegenteil verkehren, das haben Hunderttausende von Menschen und Angehörigen anderer Völker der Heimatgalaxis längst gemerkt. Als sich das Virenimperium über Terra auflöste und sich die Virenschiffe formten, da erwachte in vielen das Fernweh - und sie nutzten die Virenschiffe zur Reise in ferne Galaxien. Dass dabei viele das Reich der Superintelligenz ESTARTU besuchen wollten, lag nicht zuletzt an den großartigen Versprechungen, die ihnen Stalker, der Bote ESTARTUS, gegeben hatte. Die anfängliche Euphorie, mit der die Vironauten von der Erde in das große Abenteuer zwischen den Sternen aufgebrochen sind, ist jedoch schon nach wenigen Tagen und Wochen einer realistischen und nüchternen Beurteilung der Lage gewichen. Die vielgepriesenen Wunder in den zwölf Galaxien der Mächtigkeitsballung Estartu haben längst ihr wahres Gesicht enthüllt - ein Gesicht, das Düsternis und tödliche Bedrohung zugleich ausstrahlt. Die Vironauten, vor allem jene, die hinter den Kulissen zu blicken verstehen, erleben Dinge, die ihrer ganzen Einstellung zuwiderlaufen. Doch sie müssen mitmachen, ob sie wollen oder nicht; es geht für viele längst um Leben oder Tod. Auch der zweite Teil dieses Doppelbandes verfolgt den Weg der Galaktiker in der Mächtigkeitsballung Estartu weiter. Das Augenmerk gilt besonders den Permitträgern Ronald Tekener und Roi Danton sowie deren Frauen. Sie alle sind dazu ausersehen, verschiedene Welten der Galaxis Siom Som mittels der Heraldischen Tore zu besuchen. Unerwartete Begegnungen warten nun auf die Menschen - und zwar IN DER KALMENZONE VON SIOM SOM ...
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Nr. 1287
In der Kalmenzone von Siom Som
Der Weg durch die Heraldischen Tore – der Permitträger auf heißer Spur
von Peter Griese
Wie schnell sich Erwartungen in ihr Gegenteil verkehren, das haben Hunderttausende von Menschen und Angehörigen anderer Völker der Heimatgalaxis längst gemerkt. Als sich das Virenimperium über Terra auflöste und sich die Virenschiffe formten, da erwachte in vielen das Fernweh – und sie nutzten die Virenschiffe zur Reise in ferne Galaxien. Dass dabei viele das Reich der Superintelligenz ESTARTU besuchen wollten, lag nicht zuletzt an den großartigen Versprechungen, die ihnen Stalker, der Bote ESTARTUS, gegeben hatte.
Die anfängliche Euphorie, mit der die Vironauten von der Erde in das große Abenteuer zwischen den Sternen aufgebrochen sind, ist jedoch schon nach wenigen Tagen und Wochen einer realistischen und nüchternen Beurteilung der Lage gewichen. Die vielgepriesenen Wunder in den zwölf Galaxien der Mächtigkeitsballung Estartu haben längst ihr wahres Gesicht enthüllt – ein Gesicht, das Düsternis und tödliche Bedrohung zugleich ausstrahlt.
Die Vironauten, vor allem jene, die hinter den Kulissen zu blicken verstehen, erleben Dinge, die ihrer ganzen Einstellung zuwiderlaufen. Doch sie müssen mitmachen, ob sie wollen oder nicht; es geht für viele längst um Leben oder Tod.
Auch der zweite Teil dieses Doppelbandes verfolgt den Weg der Galaktiker in der Mächtigkeitsballung Estartu weiter. Das Augenmerk gilt besonders den Permitträgern Ronald Tekener und Roi Danton sowie deren Frauen. Sie alle sind dazu ausersehen, verschiedene Welten der Galaxis Siom Som mittels der Heraldischen Tore zu besuchen.
Ronald Tekener und Roi Danton – Die Permitträger auf dem Weg durch die Heraldischen Tore.
Jennifer Thyron und Demeter – Ronalds und Rois Gefährtinnen.
Reginald Bull und Irmina Kotschistowa – Die Toshins hören vom Desotho.
Asphahant – Ein abtrünniger Pailliare.
Jo Polynaise
»Ich kann ja verstehen, dass du alle wichtigen Dinge in deinen Computer eingibst. Die Nachwelt und Homer Gershwin Adams sollen ruhig erfahren, wie clever wir gearbeitet haben. Aber dass du jetzt noch mit diesem antiken Schreibstift agierst, versetzt mich doch in tiefe Verwunderung.«
Susa Ail, ganze 10,21 Zentimeter groß, sah nicht von ihrer Arbeit auf. Sie tat so, als hätte sie nichts gehört.
»Mir hat einmal ein weiser Mann erzählt, dass man eine Sehnenscheidenentzündung bekommt, wenn man mit einem derartigen Utensil auf Pergamentfetzen herumkritzelt. Die Hände einer Siganesin deines Formats, geliebte Susa, sind dazu erschaffen worden, die Sensortasten eines Computerterminals zu bearbeiten. Sie sind nicht dazu da, sich mit diesem Griffel zu befassen und unterwertiges Grobzeug zu bemalen.«
Susa Ail, Computerspezialistin, Hanse-Spezialistin, Bio-Physikerin und Siganesin, seufzte kaum hörbar. Aber sie reagierte nicht.
»Die Hände einer Frau haben auch noch einen anderen Sinn. Sie sollen den Geliebten streicheln und verwöhnen. Sie sollen ihm das Gefühl geben, dass sie für ihn allein da sind. Nur so kann ein Mann es verwinden, dass diese geliebten und zarten Hände auch auf einem hirnlosen Terminal herumhämmern. Dass diese lieben Fingerchen sich aber um einen Schreibstift des Jahres 3000 vor NGZ klammern, kann kein Mann verzeihen.«
Susa Ail kratzte sich hinter dem Ohr und schrieb weiter.
»Wenn ich dich ganz sanft daran erinnern darf, meine schwebende Göttin, ich bin ein Mann. Meine Geduld ist groß, aber meine Liebe zu dir ist größer. Liebe setzt auch Grenzen. Du bist kurz davor, einen Fuß über diese Grenze zu setzen. Das ist gleichbedeutend mit seelischen Strapazen, die schlicht und einfach unzumutbar sind.«
Susa Ail, die eine Hälfte von Jo Polynaises Siganesenteam, biss auf das Schreibgerät und starrte dabei auf den Boden.
»Habe ich dir etwas getan, dass du mich wie ein Ersatzteil behandelst? Oder bist du blind geworden? Und taub? Hier stehe ich, dein Luzian. Was machst du da eigentlich? Was schreibst du da eigentlich? Für Jos Erfahrungen hast du doch den Computer! Wenn wir noch auf Siga wären, würde ich dich als Preisträgerin für die langweiligste Frau des Jahres vorschlagen! Hier warten auf uns Aufgaben. Pflichten im Namen der Kosmischen Hanse. Und du bekritzelst Papierfetzen! Susa Ail! Ich spreche mit dir!«
Die Siganesin blickte in eine andere Richtung, als wollte sie sagen: »Aber ich nicht mit dir.«
»Also gut, mein Herz, mein Alles. Ich war zu laut. Ich habe getobt. Ich bitte dich um Verzeihung. Ganz förmlich. Und nett. Wir haben eine Aufgabe. Jo hat eine Aufgabe. Sie deckt sich zwar nicht ganz mit den Wünschen Homers, aber wir müssen sie erfüllen, sonst ergeht es Ronald Tekener und Roi Danton verdammt schlecht. Sieh doch wenigstens diese Pflicht, wenn du schon nicht mit mir reden willst. Bitte!«
»Ähem«, machte Susa Ail, mehr nicht.
»Was habe ich falsch gemacht, Geliebte? War ich zu schnell? Zu langsam? Zu aufmerksam? Zu unaufmerksam? Zu egoistisch? Zu einfallslos? Zu grob? Zu weich? Zu stark? Zu schwach? Was machst du da eigentlich?«
Luzian Bidpott war am Ende.
»Ich schreibe einen ganz persönlichen Liebesroman«, antwortete Susa. »Es ist die Geschichte unserer Liebe. Leider habe ich einen Partner, der auf derartige sehr persönliche Wünsche keine Rücksicht nimmt. Aber damit kann eine Frau leben. Es ist ja keiner perfekt.«
Sie stand auf und tippelte zu ihm hin. Luzian war so verdutzt, dass er den heißen Kuss auf seinen Lippen gar nicht spürte.
»Es wird ein phantastischer Roman«, fuhr Susa fort. »Mit Sicherheit ein Bestseller, der von der Eastside bis zur Westside, von der Northside bis zur Southside, ja, die Kugelsternhaufen darf ich nicht vergessen – die auch –, die ganze Milchstraße erobern wird. Mich hat die Muse geküsst, Luzian.«
»Aufs Gehirn oder ins Gehirn?«, fragte der muskulöse Siganese, der mit seinen 11,4 Zentimetern seine Partnerin im Innern des Androiden-Cyborgs um ein gutes Stück überragte.
Susa Ail hörte ihn nicht. Sie schwebte durch den kleinen Raum, den sie in der mittleren Etage des metallenen Ellipsoids zu ihrem täglichen Domizil gemacht hatten.
Luzian Bidpott war der Tiefenpsychologe des Androiden. Damit war er für dessen Geisteszustand verantwortlich. Dass ihn seine Partnerin jetzt so in die Enge getrieben hatte (nur weil er nach ein bisschen Zärtlichkeit verlangte), hatte ihn in einem Maß irritiert, das ihn sogar seine eigenen Fähigkeiten, sein Wissen und sein Können vergessen ließ.
Er nannte sich selbst das Unterbewusstsein Jo Polynaises. Aber wenn es um seine tiefe Zuneigung zu Susa ging, setzte sein Verstand aus. Und sein wirkliches Unterbewusstsein führte eine harte Regie.
»Können wir nicht wieder vernünftig miteinander sprechen?« Seine Frage war ein Flehen, das ganz tief aus seinem Innern kam. Er legte sein ganzes Gefühl für Susa in diese Worte. »Bully und Irmina haben uns auf diese Mission geschickt. Es geht um Tek und Roi. Die beiden Ampullen mit dem Anti-Kodex-Zeug, hast du das vergessen?«
»KM-Anti-Virus«, verbesserte sie ihn. »Eine wundervolle Erfindung, die Irmina da gemacht hat. Leider lässt sie sich in meinem Liebesroman gar nicht verwenden.«
»Wundervolle Erfindung!« Luzian stieß die Worte heftig aus. »Sie hat Irmina das Toshin-Mal eingebracht. Was ist daran wundervoll?«
»Jetzt habe ich eine Idee.« Susa hatte schon wieder nicht zugehört. Und die Zornesadern ihres Partners schwollen an. »Ich habe einen Titel für meinen Roman: Echte Liebe im falschen Bauch.«
»Du bist verrückt geworden!«
»Natürlich nicht, Luzian. Genies wirken immer ein bisschen verrückt. Das ist es. Ich sagte dir doch, ich schreibe die Geschichte unserer Liebe. Da gibt es doch keinen passenderen Titel.«
»Ich verstehe immer nur Transmitterbahnhof.« Luzian Bidpott ließ sich in seinen Sessel fallen und setzte eine Miene auf, die sehr deutlich unterstrich, dass er das Gespräch als beendet betrachtete.
»Meine Liebe ist echt«, säuselte Susa. »Und wenn ich einmal annehme, dass deine auch echt ist – obwohl mir im Moment leise Zweifel kommen –, dann ist immer noch der Bauch, in dem wir leben, falsch. Es ist nämlich Jo Polynaises Bauch.«
»Und was ist daran falsch?« Luzian biss sich auf die Lippen, weil er seinen inneren Schwur, nichts mehr zu sagen, bis Susa sich wieder normal gebärdete, so schnell wieder vergessen hatte.
»Es handelt sich um einen künstlichen Bauch«, dozierte die Frau. »Es handelt sich um den Wanst eines androiden Cyborgs. Vielleicht sollte ich die Handlung meines Romans doch an einen anderen Ort verlegen. Irgendwie ist es doch pietätlos, sich im Bauch eines Cyborgs zu lieben.«
»Ich habe da keine Probleme.« Luzian lachte ironisch. »Aber du, denn du bist schon übergeschnappt. An deiner Stelle wäre ich froh, dass Jo überhaupt eingewilligt hat, dass wir uns wieder in seinem Innern aufhalten dürfen. Hast du Edym Varuson vergessen? Oder unsere Bloßstellung durch Cornelius? Es gibt keine Heimlichkeiten mehr zwischen Jo und uns.«
»Aber zwischen dir und mir!« Sie griff wieder nach ihrem altmodischen Schreibgerät und machte sich ein paar Notizen. »Heimlichkeiten in einem Liebesroman, das macht sich immer gut. Also, Luzian, was hast du vor mir verborgen? Heraus mit der Sprache! Hast du eine Geliebte? Hah! Ich sehe dir an, dass es so ist! Wo hast du sie versteckt? Hier drin? In der linken Wade von Jo? Oder draußen? Rede! Oder ich bringe dich um! Gifttod, versteht sich. Das passt auch ganz gut in einen Liebesroman.«
»Gifttod?« Er setzte wieder die eiserne Miene auf. »Ja, das wäre eine Lösung für mein Problem. Aber nicht für deines!«
»Wie soll ich denn das jetzt verstehen?«, staunte da die Computerspezialistin.
»Wenn ich tot wäre«, erklärte er ganz ernsthaft, »dann würde mir dein unsinniges Geschwätz erspart bleiben. Das wäre ein Gewinn. Aber wenn du den Helden der Liebe in deinem Roman tötest, dann gibt es kein Happy-End. Dein Werk würde von den Kritikern zerrissen werden. Und aus wäre der Traum von einem Bestseller. In den Kugelsternhaufen würde man dein Buch als Toilettenpapier verwenden.«
»Du gönnst mir nur meinen Erfolg nicht!«, fauchte sie wütend.
»Stimmt genau!« Luzian donnerte seine Faust auf die Steuerkonsole vor dem Bildschirm. »Und jetzt ist Schluss mit dem Quatsch!«
Sie lachte silberhell, bis das Alarmsystem Jos ansprach. Nach der Bloßstellung ihrer geheimen Aktion im Auftrag der Kosmischen Hanse hatte Susa ein paar Kleinigkeiten im Gesamtsystem des Cyborgs geändert. Da Jo ja nun wusste, dass in seinem Innern einiges etwas anders war, brauchte keiner mehr vor dem anderen Verstecken zu spielen. Die wichtigste Änderung war ein Anzapfen von Jos Mikropositronik, die in der obersten Etage der eiförmigen Cyborg-Komponente untergebracht war. Dadurch war es den beiden Siganesen möglich, aus dem Innern heraus problemlos mit Jo zu kommunizieren.
»Ich muss euer Liebesspiel stören«, meldete sich der Cyborg. »Die Zeit des Wartens und des Nichtstuns ist vorüber. Wenn ich es recht mitbekommen habe, dann hat sie auch bei euch Spuren hinterlassen. Findet also mal schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich gedenke, in Richtung des Heraldischen Tores aufzubrechen. Die Weihe steht nach den Mitteilungen der pailliarischen Medien unmittelbar bevor. Bei dieser Gelegenheit müssen Tek und Roi auftreten.«
»Liebesroman ade.« Susa Ail warf ihre Blätter und den Schreibtisch achtlos in eine Ecke.
»Das haben wir nun davon«, nörgelte Luzian. »Mit deinem Unsinn hast du die ganze Zeit vertrödelt und mich hingehalten. Jetzt ist es zu spät.«
»Du wirst schon noch auf deine Kosten kommen.« Susa antwortete ganz offen, denn Jo konnte ruhig mithören. In seinem Kunstleben gab es zwar so etwas wie eine Seele, aber auf Amouren jeglicher Art konnte er nicht reagieren. Er fand die zierliche Demeter so sympathisch wie Cornelius »Chip« Tantal oder seine beiden Insassen.
»Wie sieht es mit unserer Bewegungsfreiheit aus?« Luzian hatte den Hauptbildschirm eingeschaltet, auf dem die Siganesen über Jos Augen die Umgebung wahrnehmen konnten. Susa schaltete die akustische Wahrnehmung hinzu.
»... ist es den Gästen gestattet, das Heraldische Tor aus der Nähe zu betrachten, wenn die beiden Permitträger den ersten Schritt zur Weihe vollziehen werden.« Jos Augen richteten sich auf einen Bildschirm, von dem ein Pailliare würdevoll und mit ernster Miene sprach. »Achtet jedoch auf die Anweisungen, die euch die Torhüter akustisch geben. Befolgt diese genau.«
Jo Polynaise setzte sich in Bewegung. Zusammen mit einem Trupp von etwa 40 Vironauten verließ er die Unterkunft. Draußen warteten große Transportfahrzeuge, deren Antigrav-Generatoren leise schnurrten. Unweit von ihnen bestiegen andere Vironauten gleiche und ähnliche Gefährte.
»Verhalte dich schön unauffällig«, mahnte Luzian. »Wenn wir eine Gelegenheit erkennen, um in die Nähe von Roi und Tek zu kommen, müssen wir sie nutzen.«
»Alles klar, meine kleinen Freunde.«
»Soll ich dich vielleicht noch ein wenig psychisch aufmöbeln?«, fragte Luzian.
»Ich fühle mich ganz fit«, antwortete der Cyborg selbstbewusst. »Vielleicht solltet ihr euch ein bisschen um euren Geisteszustand kümmern.«
»Beleidigung!«, zürnte der Tiefenpsychologe und nahm eine Schaltung vor, die Jos Mund in eine Starre versetzte.
»Das nützt dir wenig, Zwerg.« Die Mikropositronik des Cy-Comps lachte. »Ich kann zwar jetzt nach draußen nichts mehr sagen, aber immer noch nach drinnen.«
Die Transportgleiter setzten sich in Bewegung. Sie glitten zügig von den Hügelstädten hinab ins Tal, wo sie weiter beschleunigten. Der Flug ging durch ein weites Tal, und er dauerte wenig mehr als eine Stunde. Dann tauchten wieder Berge mit Einschnitten auf. Die vorausfliegenden Gefährte schwenkten seitlich ab und hielten auf ein halbkreisförmiges Tal zu, das tief in ein hohes Gebirge einschnitt. Fast alle Seitenwände dieses Tales waren dicht nach der typischen Weise der Pailliaren bebaut.
»Da ist das Tor«, stellte Susa fest und deutete auf den Bildschirm. »Lass mal deinen Blick darauf, Jo, damit wir uns dieses geheimnisvolle Wunder in Ruhe ansehen können.«
Das gut zwei Kilometer hohe Monument konnte man gar nicht übersehen. Es stand in der Mitte des Tales, das nur nach einer Seite hin offen war, durch die ihr Gleiter jetzt mit langsamer Geschwindigkeit flog.
»Die Grundebene bedeckt allein eine Fläche von 1000 mal 1000 Metern«, stellte die Computerspezialistin fest. »Das Gemäuer wirkt steinern, aber ich schätze, das ist nur Fassade. In den Info-Sendungen der Pailliaren machte das Heraldische Tor schon einen imposanten Eindruck, aber die Realität ist noch faszinierender. Die Heraldischen Siegel mit dem Symbol des Dritten Weges schimmern sehr eindrucksvoll im Licht der Sonne Z'ahtora.«
»Das ist die Wirklichkeit, mein Schatz«, sagte Luzian nüchtern. »Du befindest dich nicht mehr in deinem Liebesroman.«
Susa Ail verzichtete auf eine Antwort.
In etwa 500 Metern Entfernung vom Heraldischen Tor senkte sich der Gleiter in der Talsohle zu Boden. Die Vironauten konnten das Fahrzeug verlassen.
Breite Straßen führten von allen Seiten auf das Bauwerk zu. Sie waren von Baumreihen umsäumt. Alles machte einen blitzsauberen Eindruck. Die Pailliaren hatten sich offensichtlich besondere Mühe bei der Gestaltung der Umgebung ihres Heraldischen Tores gegeben.
Vom Boden aus wirkte das Monument noch überwältigender. Selbst Jo Polynaise mit seinen 1,93 Meter Körpergröße musste seinen Kopf in die Höhe recken. Für die Schönheiten der Landschaft hatten aber alle drei wenig Sinn.
»Sieh dich um«, bat Luzian. »Wir müssen eine Spur von Roi und Tek entdecken, sonst war dieser Besuch wieder umsonst.«
Von den Permitträgern war aber nichts zu sehen. Dafür tauchten mehrere Pailliaren auf, die um ihre wallenden Umhänge bunte Bänder geknüpft hatten.
»Das wirkt alles reichlich theatralisch«, stellte Susa fest.
»Es ist eine Show«, meinte ihr Partner, »die die wahren Zusammenhänge vertuschen soll. So sehe ich es.«
Die Pailliaren führten die Vironauten in kleinen Gruppen bis zum Fuß des Heraldischen Tores. Vor einer dichten Buschreihe mussten die Besucher warten. Ihre Führer verhielten sich freundlich und andächtig, aber sehr distanziert. Auskünfte gaben sie nur ganz knapp und sehr leise. Und aus dem Inhalt konnte man nichts Konkretes entnehmen, denn es war nur vom Beginn einer neuen Ära, der heiligen Weihe und dem großen Wunder