Perry Rhodan 2251: Das Land unter dem Teich - Frank Böhmert - E-Book

Perry Rhodan 2251: Das Land unter dem Teich E-Book

Frank Böhmert

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Beschreibung

Sie suchen die Eherne Schildwache - und stoßen auf den Bruch zwischen den Dimensionen In der zweiten Jahreshälfte des Jahres 1332 NGZ sind Perry Rhodan und Atlan, Unsterbliche und ehemalige Ritter der Tiefe, der Befreiung des Sternenozeans von Jamondi ein Stück näher gekommen: Die " Mediale Schildwache " wurde erweckt, und dank ihrer Hilfe konnten die Ereignisse, die zur Schreckensherrschaft der Kybb führten, in Erfahrung gebracht werden. Damit ist der Krieg gegen die Kybb noch längst nicht gewonnen: Vom Grauen Autonomen weiß man, dass dazu nicht nur alle Schildwachen und das Paragonkreuz notwendig sind, sondern dass auch Zephyda zur Stellaren Majestät ernannt werden muss. Zephydas neuer Rang wurde bereits beschlossen, jetzt geht es um die Schildwachen. Catiaane, die zweite Schildwache, ist bereits lokalisiert: Sie befindet sich ausgerechnet auf Tom Karthay, dem einzig freien Planeten der Motana. Dort steckt sie anscheinend IM LAND UNTER DEM TEICH...

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Nr. 2251

Das Land unter dem Teich

Sie suchen die Eherne Schildwache – und stoßen auf den Bruch zwischen den Dimensionen

Frank Böhmert

In der zweiten Jahreshälfte des Jahres 1332 NGZ sind Perry Rhodan und Atlan, Unsterbliche und ehemalige Ritter der Tiefe, der Befreiung des Sternenozeans von Jamondi ein Stück näher gekommen: Die »Mediale Schildwache« wurde erweckt, und dank ihrer Hilfe konnten die Ereignisse, die zur Schreckensherrschaft der Kybb führten, in Erfahrung gebracht werden.

Damit ist der Krieg gegen die Kybb noch längst nicht gewonnen: Vom Grauen Autonomen weiß man, dass dazu nicht nur alle Schildwachen und das Paragonkreuz notwendig sind, sondern dass auch Zephyda zur Stellaren Majestät ernannt werden muss. Zephydas neuer Rang wurde bereits beschlossen, jetzt geht es um die Schildwachen.

Catiaane, die zweite Schildwache, ist bereits lokalisiert: Sie befindet sich ausgerechnet auf Tom Karthay, dem einzig freien Planeten der Motana. Dort steckt sie anscheinend IM LAND UNTER DEM TEICH ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner lässt sich nicht becircen.

Lyressea – Die Mediale Schildwache will nichts anbrennen lassen.

Rorkhete – Der letzte Shozide hat durchschlagenden Erfolg.

Nesse – Einer jungen Künstlerin werden die Augen geöffnet.

Laokim

Prolog

Aus Nesses Halo-Briefen

Halo, halo, liebes Kollektiv!

(Dummer Witz, ich weiß. Aber so ist sie, die kleine Nesse.)

Ich kann es immer noch nicht fassen: Da komm ich zum ersten Mal weg von unserem freundlichen rotbraunen Planeten und dann gleich ganz raus aus der großen Galaxis! Sieht toll aus von hier draußen, könnt ihr glauben. Gerade steht sie in aller Pracht oben am Nachthimmel, ein üppiger stiller Wirbel, der sein Licht verschleudert wie Tombagras seine Federsamen. So großzügig. Wir wohnen in einem riesigen Auge, wisst ihr das? Also ihr jetzt, eure Nesse nicht mehr. Ich weiß nicht mal, in welchem der Spiralarme ihr steckt.

Gebt mir ein Zeichen. Na, ich glaub, ich frag mal lieber jemanden.

Millionen von Welten mit Milliarden von Kulturen. Ist das nicht ein Hammer?

Findet jedenfalls: die kleine Raumfahrerin Nesse.

PS: Wie eine Raumfahrerin fühle ich mich übrigens nicht. Das Spannendste und Weltraummäßigste war noch der Interplanetarflug nach Kapitalistenwelt. Wir sollten echt mehr Geld ranschaffen, Leute. (Schon gut, Scherzchen.) Jedenfalls da mit diesem Planetenhüpfer hoch, hoch, hoch übers Erdenrund und dann wieder runter, runter und oh runter, das war toll. Der Pilot hat mich mit in die Kanzel genommen, der war so was von lieb, kaum zu glauben. Neugierig wohl auf die Kleine vom Revoluzzermond.

(Ist aber nix weiter passiert, mein liebster Arfledd, mein einzigartiger, liebeslistiger Lustgefährte; gibt kein Abenteuer zu berichten. Entschuldige vielmalst. Werd mich bemühen, fürderhin keine so treue Seele mehr zu sein.)

Nach diesem Flug jedenfalls ging's dann mit so einem sterilen unterirdischen Röhrendingsbums zum Laokim-Institut, und dann hieß es nur noch Transmitter, Transmitter, Transmitter. Echt bitter.

Für so einen Schrott brauchen wir nun wirklich kein Geld.

Beruhigt euch die gerade ganz aufgeregte Nesse.

PS: Weil nämlich gleich der große Empfang losgehen wird. (Warum denk ich bei Empfang immer nur gleich an Empfängnis, Arfledd, du Schlimmer, du?)

PS: Oh je, mir gehen schon wieder die Klammern durch.

Gelobe Besserung.

PS: Seltsame Welt übrigens, dieses Fan-Too. Überall Kunstrasen, bis zum Horizont. Grau-weiß gestreift noch dazu, könnt ihr euch das vorstellen? Voll über die Hügel. Sieht aus wie eine be******ene optische Täuschung, wenn du aus deinem Atelierhäuschen guckst. (Die Sternchen sind nicht von mir, die schreibt dieses Briefprogramm rein, entschuldige vielmalst.) Und dann noch überall diese riesigen bunten Skulpturen und Installationen, brrr. Also wenn ich hier was mache, dann wird es ganz klein werden, ich schwöre.

Will los. Was soll ich bloß anziehen? Vielleicht gar nix, da kann ich nix falsch machen – hast du gesagt, Arfledd, tu bloß nicht so.

Lieben Gruß an die Mamas und die Papas, ich schreib ihnen noch extra – und für dich, Leddo, für dich allein: einen dicken Kuss – wohin du willst und wie feucht du willst.

Ganz schüchtern plötzlich,

1.

Kimte, Hauptstadt von Tom Karthay

»Was soll das denn?«, stöhnte ein sichtlich genervter Rhodan auf seinem Hovertrike, als sich die Kantblätter Kimtes nicht etwa vor ihnen teilten, sondern nur ein vermummter Wächter erschien und sie nach rechts weiterwinkte. »Ich will endlich raus aus dem Dreck hier!«

Er klebte bis auf die Haut, trotz der traditionellen Lederkleidung der Motana und den darüber festgezurrten Schals und dicken Tüchern. Die vom Sturm zerriebenen Pflanzenfasern drangen überall ein.

Rhodan zog das Trike herum. Sofort griff der Wind darunter und drohte es umzuwerfen. Fluchend lenkte Rhodan mit, sodass die Nase in den Wind kam, und gab mehr Saft auf die beiden Prallfelder hinten.

Lyressea klammerte sich an ihm fest.

Geschafft. Er zog die Maschine wieder herum, vorsichtiger diesmal, und folgte Rorkhete. Der Shozide hatte die Gelegenheit genutzt, sich an die Spitze zu setzen. Er schien mit seinem Trike förmlich verwachsen.

»Du kannst dich wieder entspannen!«, rief Rhodan, aber anscheinend hörte ihn Lyressea nicht. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Druck ihrer Arme und Schenkel nachließ.

Für die Motana von Tom Karthay wehte kaum mehr als ein frisches Lüftchen. Sie waren allerdings auch hart im Nehmen. Bei ihnen gingen Windgeschwindigkeiten von bis zu hundert Stundenkilometern noch als so genannter Flautwind durch.

Die gerundete Wand der Kantblätter zog vorbei, ein verschwommener Schemen in Rhodans zugekniffenen, verschmierten Augen.

Rorkhete war schon weit vorn. Sollte er ruhig. Rhodan hatte keine Lust, auf den letzten Metern noch einen Unfall hinzulegen. Die Schwebefahrt von der Feste Roedergorm hierher hatte ihm einiges abverlangt.

Endlich zog Rorkhete seine Maschine herum und stoppte. Bis Rhodan aufgeschlossen hatte, war die ersehnte Öffnung in den Kantblättern schon geschaffen.

Er lenkte das Trike hindurch und passte auf, dass es ihm im Windschatten der Kantblätter nicht ausbrach. Hinter ein paar dichten Gebüschen kam die erste Freifläche; dort stieg Rorkhete gerade ab.

Wäre Rhodan nicht selbst völlig verdreckt gewesen, er hätte sich ein Grinsen nicht verkneifen können: Rorkhete sah aus wie bemoost oder wie mit Kunststoffgrieß besprüht. Seine gedrungene Gestalt, die gerippte Weste, der weit ausladende, flache Helm, der vom winzigen Kopf nichts mehr sehen ließ, die über die Schulter ragende Gewehrtasche auf seinem Rücken – alles war grünlich-gräulich eingefärbt, bildete nach vorn hin eine immer dickere Masse. »Flodder« nannten die Einheimischen den Brei.

»Verzeiht den Umweg«, sagte eine Frau hinter Rhodan. Es war eine Motana mittleren Alters, mit verhärmten Zügen und wässrigen Augen. »Aber es gibt Probleme. Ein Aufstand droht. Wir wissen ehrlich gesagt nicht, wie wir euch sicher ins Blisterherz bekommen sollen.«

*

Rhodan tippte Lyressea ans Knie. Sie stützte sich auf seine Schultern und stieg ab.

Dann schwang er sich vom Trike und zerrte die Schals von seinem Kopf.

»Ein Aufstand?«, fragte er erstaunt. »Wie ernst ist es? Gibt es Verletzte?« Er suchte eine einigermaßen saubere Stelle in dem Gewirr der dünnen Schals und wischte sich damit die Augen.

»Es ist alles so verrückt, nichts ist mehr, wie es einmal war«, antwortete die Frau, ohne direkt auf seine Fragen einzugehen. »Drüben beim Haupteingang hat es Auseinandersetzungen gegeben. Aufrührer versuchen die Leute zum Bleiben zu überreden und dazu ...«

Sie verstummte kurz, offensichtlich irritiert durch die hellblauen Hände, die zum Vorschein kamen, als Lyressea ihre Fellhandschuhe auszog.

»... euch ›entschlossen den Zutritt zur Stadt zu verwehren‹, wie sie es nennen.«

Rhodan mahlte mit den Kiefern. »Das hat ja schon mal nicht geklappt.«

»Ja«, sagte die Motana. »Aber die Leute sind nicht dumm. Das Blisterherz ist komplett eingeschlossen. Noch halten die Schützen der Herzgarde die Palisade. Aber man will euch auf jeden Fall daran hindern, zum Teich vorzudringen. Und gleichzeitig kann Kischmeide die Stadt nicht verlassen. Eine geschickte Doppelstrategie, wenn ihr mich fragt.«

»Wie viele Leute sind das dort?«, fragte Rhodan, während er sich weiter von den dreckstarrenden Umhängen befreite.

»Ich weiß nicht«, sagte die Frau. »Das lässt sich schwer schätzen. Der Stumme Gürtel ist sehr unübersichtlich. Ein paar Tausend dürften es schon sein.«

»Ein paar Tausend!« Rhodan zerbiss einen Fluch.

»Es ist eigentlich keine Überraschung«, sagte Lyressea in der Sprache der Mächtigen zu ihm. »Wir haben uns selbst getäuscht. In Roedergorm haben wir nur die Karawanen der Leute ankommen sehen, die die Evakuierung bereitwillig mitmachen. Die hinter unserem Plan stehen.«

»Sprich ruhig jamisch«, sagte Rhodan.

»Das würde ich auch bevorzugen«, sagte die Motana. Ihre Augen sahen jetzt nicht mehr wässrig aus. Sie blitzten. »Du wirst dich bei manchen Leuten nicht gerade beliebt machen mit einer so hochherrschaftlichen Art. In der Blutnacht von Barinx ist kein Schildwachenblut geflossen, wie es so schön heißt. Dafür aber das unzähliger Motana und Shoziden.«

Rhodan sah zu Lyressea. Sie hatte inzwischen ihren Kopf von Tüchern befreit. Der nackte Schädel glänzte blau. Das Gesicht war noch verschmiert. Lyresseas eisgraue Augen drückten Mitgefühl aus.

»Ich sagte eben, dass wir einen Fehler gemacht haben«, sagte sie. »Wir sind drei Tage lang Gäste des Karthogs gewesen und haben nicht wahrgenommen, welche Opposition hier entstanden ist.«

»Ja. Manche halten nicht viel davon, sich euren Plänen unterordnen zu müssen. Besonders, wenn die Existenz ihrer Heimatstadt auf dem Spiel steht.«

»Und du?«, fragte Rhodan die Frau. »Was hältst du davon?«

»Ich bin eine getreue Anhängerin der Planetaren Majestät Kischmeide. Wenn Kischmeide sagt, wir evakuieren die Stadt, dann evakuieren wir sie.« Sie grinste Rorkhete an. »So. Ihr seid schön genug. Wir sollten machen, dass wir wegkommen.«

Der Shozide, der ihr gerade mal bis zur Brust ging und bisher keinen Finger gerührt hatte, um sich zu säubern, zog die Schutzhülle von seinem Strahlergewehr. Pflanzenbrei tropfte flockig vom Helm auf die beiden kurzen Läufe. »Dann los.«

Zwischenspiel

Aus Nesses Halo-Briefen

Komische Sache, das Fest gestern, Leddo-Liebster: nur Frauen. Dir hätt's gefallen. Aber ich fand's irgendwie voll unnatürlich. Ob ich in einem verkappten Lesbenhaufen gelandet bin? Manche sind aber echt süß. Bloß diese Bande von Flintenweibern nicht, brrr. Sind wohl der Sicherheitsdienst hier, also die Offiziellen Personenschützer Ihrer Großen Bestimmerin, Präsidententochter Laokim persönlich. Holla!

Will los. Frühstück. Bis jetzt nicht geschlafen.

2.

Kimte, Hauptstadt von Tom Karthay

Sie brachten zügig den Graugürtel hinter sich. Rorkhete hielt gut mit; er war in einen leichten Trab verfallen. An Wegkreuzungen überprüften sie kurz, ob die Leute vom Haupteingang schon kamen, aber es war niemand zu sehen. Auch die Graugärtner, die für die Wind brechende Bepflanzung sorgten, hatten längst ihre Arbeit eingestellt.

Sie eilten weiter. Der Blütegürtel, eigentlich ein Ort wimmelnden Lebens, lag wie ausgestorben.

Als sie an einer parkähnlichen Freifläche entlangliefen, machte sich ein ungutes Gefühl in Rhodan breit. Bis eben war er aufgeputscht gewesen von der Fahrt hierher; auch die Erwähnung von protestierenden Motana hatte ihn eher das Kinn vorschieben lassen. Nun trat er buchstäblich ins Leere.

Hier, auf diesen sanften Wiesen, hatte Volksfeststimmung geherrscht während des Konvents der Majestäten. Bodendecker waren zertrampelt worden; Spiegelblister hatten, aus welchen Gründen auch immer, blinde Flecken bekommen.

Die Bewohner Kimtes hatten die Schäden wegen der Evakuierung nicht mehr ausbessern können. Alles sah beinahe verwahrlost aus. Abfallhaufen lagen herum, zusammengekehrt und von Kleingetier wieder zerwühlt. Nackte Erdhügel im Blütendschungel bezeugten, wo Gäste-Latrinen zugeschüttet worden waren. Daneben lagen Körbe voller Starkzehrer-Sprösslinge, die niemand mehr gepflanzt hatte. Der Geruch von verwelkendem Grün und verrottenden Imbissresten hing in Rhodans Nase. An manchen Stellen waren noch nicht einmal die zusätzlichen Garküchen abgebaut worden.

Und dass alles so aussah, lag an ihm. Kimte war eine Geisterstadt. Eine Geisterstadt, die blühte, gewachsen in Generationen. Was würde von ihr übrig bleiben?

Dann eilten sie durch die engen, verschlungenen Gassen einer Wohngegend. Ein alter Mann, der sich offensichtlich nicht hatte evakuieren lassen, hängte gerade Wäsche auf.

Rhodan konnte ihn fast verstehen in seinem Beharren, seinem störrischen Optimismus, dass schon nichts schief gehen würde. Er nickte dem Alten lächelnd zu.

Der sah ihn an – und spuckte aus.

Ein paar Wohnhöhlen weiter gelangten sie an eine Art Sportplatz. Sie liefen gerade an einer Grube mit hellem Sand entlang, die Motana vorn, Rhodan hinter ihr, Lyressea an der Hand, da plätscherte es laut über ihnen im dichten Geäst. Rhodan machte, Lyressea mit sich reißend, einen Satz nach vorn und fuhr herum.

Rorkhete hatte sich auch beeilt, aber er war zu weit hinten gewesen. Für einen Moment stand er starr da, während trübe Flüssigkeit an seinem Helm hinunterlief; dann begann es durchdringend nach altem Urin zu riechen.

Der Shozide riss schnarr, klack das Strahlergewehr hoch, sein Stummelkopf unter dem Helm wie der Stiel eines Pilzes, und gab zwei blitzende Schüsse ab.

Oben kreischte jemand auf.

»Rorkhete!«, rief Rhodan.

»War nur kaltes Licht«, knarzte der Shozide und schüttelte den Kopf, dass Tropfen vom Helmrand flogen. Er starrte die Motana an aus seinen pupillenlosen Augen. »Lasst uns weitergehen.«

*

»Gut. Lagebesprechung«, sagte Rhodan vielleicht zwanzig Minuten später. »Und ausruhen sollten wir uns auch mal.«

Sie befanden sich vier Ebenen höher in einer kleinen lichten Höhlung. Rhodan kam sich vor wie in einem tropischen Gewächshaus. Die Luft war übermäßig warm und schwer von Blütenduft. Manchmal knackte ein Ast, plitschte ein Wassertropfen, löste sich raschelnd ein Blatt. Vereinzelte Geräusche, die umso lauter klangen.

»Wo sind wir?«, fragte er die Motana. »Schon im Stummen Gürtel?«

Sie verneinte. »Das kommt einem nur so vor. Voll ist es in dieser Gegend nie. Aber normalerweise würde man überall Leute hören.«

Er sah auf sein Ortungsgerät, klickte im Bereich Wärmestrahlung verschiedene Maßstäbe und Perspektiven durch. »Für den Moment sind wir hier sicher vor Entdeckung. Rorkhete?«

Der Shozide, der auf seiner Helminnenseite Ortungsanzeigen ablas, saß mit hochgezogenen Knien da, auf die er die Unterarme abgelegt hatte. Der Flodder trocknete bereits ein, bildete Risse und Krusten aus. »Ein kleiner Cluster. Drei, vier Leute vielleicht.« Er zeigte die Richtung an, flach unter ihnen. »Weit genug weg.«

Rhodan nickte. »Die hab ich auch.«

Die Motana holte eine Trinkflasche aus ihrer Umhängetasche und gab sie Lyressea.

Die Schildwache trank. Auf ihrem nackten Schädel standen Schweißperlen; sie hoben sich von der blauen Haut deutlich ab. Lyresseas Schlauchkleid war nicht mehr grün, sondern blauschwarz wie eh und je; seine Selbstreinigungsfunktion hatte mittlerweile gegriffen.

Lyressea reichte die Flasche an Rhodan weiter. Sie wackelte mit den Beinen. Die darum geschnürten Felle waren ein Stück hinuntergerutscht und hatten schmutzig blaue Haut entblößt. »Ich mache sie jetzt ab. Sie behindern mich nur.«

Sie zerriss die Stoffstreifen mit den silbernen Fingerkrallen und nahm die Fellstücke ab. Sie waren steif vom Flodderbrei. Darunter kamen ihre prächtigen blauen Beine zum Vorschein, schlank und perfekt wie die einer Skulptur, eines anatomischen Ideals, jedoch mit einigen schmutzig grünen Streifen versehen.

3.

Im Blisterherzen, drei Tage zuvor

»Irre ich mich, Lyressea«, sagte Kischmeide, »oder könnte die Erweckung deiner Schwester für Kimte den Untergang bedeuten?«

Kerzengerade saß die mächtigste Frau des Planeten da, füllig, groß, mit nüchternem Blick. Sie befanden sich in einem Nebengelass des Blisterherzens, hinter dem Rat der Frauen.

»Respekt, Majestät«, sagte Rhodan rasch, um irgendetwas zu sagen. »Du hast gute Quellen.«

Irgendjemand muss uns belauscht haben neulich beim Teich.

»Was ist das für eine Gefahr?«, fragte Zephyda. »Und warum erfahre ich davon erst jetzt?«

Gegen die brauntönige Kischmeide nahm sie sich schon farblich wie das blühende Leben aus: rot die Haare, grün die Augen, voll und dunkelrot der Mund. Rhodan konnte durchaus nachvollziehen, was Atlan an ihr fand.

»Ich weiß nicht, warum du erst jetzt davon erfährst, Stellare Majestät«, sagte Kischmeide.

Rhodan las Misstrauen in ihrem Blick. Sie glaubt Zephyda nicht, dachte er.

»Weil deine Herrschaft sich noch auf kein Netzwerk stützt vielleicht. Aber als er«, Kischmeide nickte mit dem Kopf zu ihm, »Lyressea aus ihrem Asyl befreite, wurde zugleich ein Selbstzerstörungsmechanismus ausgelöst. Das Asyl zerschmolz. Die Hitzeentwicklung muss verheerend gewesen sein. Von ganz Kimte würde nichts übrig bleiben als ein gewaltiger Komposthaufen mit einem Kern aus Asche.«

»Von dieser Hitzeentwicklung habe ich durchaus erfahren«, sagte Zephyda. »Aber ich bin nicht davon ausgegangen, dass sie zwangsläufig erfolgt, wenn man eine Asylkapsel öffnet.«