Perry Rhodan 3243: Ein Hauch von Strangeness - Michelle Stern - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 3243: Ein Hauch von Strangeness E-Book und Hörbuch

Michelle Stern

2,0

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Beschreibung

"Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint in ungezählte Fragmente zersplittert zu sein, die sich in verborgenen Fragmentrefugien ballen. Diese Refugien zu finden und die Fragmente wieder zu vereinen, ist Rhodans Ziel. Rhodan hat sich in die Heimatgalaxis der Sorgoren begeben, die Kondor-Galaxis oder auch Spaphu genannt wird. Auf dem Planeten Koichert existiert nicht nur ein Archiv, sondern auch EIN HAUCH VON STRANGENESS ...

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Zeit:3 Std. 39 min

Sprecher:Stefan Krombach
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Nr. 3243

Ein Hauch von Strangeness

Der Terraner auf Koichert – er folgt den Spuren einer Raumschlacht

Michelle Stern

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: Fremder

1. Der Auftrag

2. Scherbenspur

3. Jagdfieber

4. Talente

5. Fallen

6. Mythen

7. Wahrheiten

8. Jäger

9. Der Hochschauende

10. Überraschungen

11. Poquandar

Epilog

Leserkontaktseite

Glossar

Risszeichnung MAGELLAN – Kommandoturm

Impressum

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen.

Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit.

Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint in ungezählte Fragmente zersplittert zu sein, die sich in verborgenen Fragmentrefugien ballen. Diese Refugien zu finden und die Fragmente wieder zu vereinen, ist Rhodans Ziel. Rhodan hat sich in die Heimatgalaxis der Sorgoren begeben, die Kondor-Galaxis oder auch Spaphu genannt wird. Auf dem Planeten Koichert existiert nicht nur ein Archiv, sondern auch EIN HAUCH VON STRANGENESS ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner teilt seinen Optimismus.

Antanas Lato – Der Hyperphysiker teilt sich ein Deflektorfeld.

Shema Ghessow – Die Deponentin teilt eine Entdeckung.

Zerccio – Die Checcoirin ist mehr als die Summe ihrer Teile.

Poquandar

Prolog

Fremder

Er hatte Sichu zurückgelassen. Es war ihm leichtgefallen. So leicht, dass es schmerzte. Doch Perry Rhodan litt daran nicht. Er wusste, dass Sichu zu ihm stand, und er ihr nichts vorzumachen brauchte. Sie kannte ihn, wie er sich selbst kannte.

Es war das Neue, das ihn anzog. Das Fremde. Wie Ferdinand Magellan wollte er aufbrechen, hinter die Grenze der vertrauten Welt; hinein ins Unbekannte. Seit er zurückdenken konnte, waren es die Sterne gewesen, die ihn in den Bann geschlagen hatten. Ihr Funkeln am nächtlichen Himmel war und blieb ein Lockruf, so unwiderstehlich und beständig wie die Schwerkraft. Rhodan stürzte diesem Ruf entgegen.

Als Kind hatte er davon geträumt, zu den fernsten Sonnen zu reisen – und nun lebte er diesen Traum. Jahr für Jahr. Tag für Tag. Sekunde für Sekunde. Niemals wurde er dieses Traums müde. Der Aufbruch, die Lust zu entdecken; der Drang, zu erfahren, was da draußen war – all das beflügelte ihn mit derselben brachialen Kraft wie in seiner Jugend.

Der Terraner war in Spaphu, unendlich weit von seiner Heimat entfernt. Er war auf sich allein gestellt in der Fremde mit nur zwei Vertrauten an seiner Seite. Sie hatten das ES-Fragment, das in dieser Galaxis verborgen sein sollte, noch nicht entdeckt. Die Gefahr, in der ES schwebte, wenn es nicht gelang, die Fragmente wiederzuvereinigen, hing wie ein unsichtbares Damoklesschwert über Rhodans Kopf. Er spürte, wie ihm die Zeit davonrannte, ohne dass er begriff, worum es eigentlich ging. Noch lag das, was er suchte, verborgen im Dunkeln zwischen den Systemen der gigantischen Galaxis.

Perry Rhodan stand am Abgrund seines Scheiterns. Bedroht von Feinden, die er kaum kannte. Inmitten eines Pulverfasses aus Möglichkeiten, Gefahren und tödlichen Fallen.

1.

Der Auftrag

Die Hyperkristalle gingen Hishza aus. Vollkommen unerwartet. Hishza rieb die Zahnreihen hart aneinander. Sein Mund schmeckte metallisch vor Ärger. Er wäre lieber im Zardhur gewesen, dem Teil der KASHZOR, der natürlich gestaltet war. Stattdessen stand er neben Zerzho auf einer der blau schimmernden, metallenen Plattformen der Zentrale auf dem Kommandoturm.

Eine hoch technisierte Umgebung entfaltete sich. Die Armbrust schwebte auf einem Antigravfeld griffbereit in der Luft. Zwar war es unwahrscheinlich, dass Hishza sie in seinem eigenen Schiff brauchte, doch wie die Erststeine der Checcoiren war die Waffe ein Symbol. Sie verkörperte Macht und Status. Beides hatte in den vergangenen Tagen gelitten.

Es waren Fremde aufgetaucht, die sich in seine Angelegenheiten eingemischt hatten. Einen von ihnen hatte er entführt, doch er war entkommen und hatte dabei einem anderen Beutestück zur Flucht verholfen. Besonders das schmälerte Hishzas Ansehen. Das alles hatte dafür gesorgt, dass er von seinen Auftraggeberinnen schlechter entlohnt worden war als vereinbart. Sie hatten außerdem angedroht, ihm das Gebäude wegzunehmen, in dem er seine Schaustücke ausstellte.

»Es ist ein erheblicher Schaden angerichtet worden«, stellte Zerzho fest, die Zurek, die Stellvertretende Kommandantin der KASHZOR.

Noch gehörte das gut fünfhundert Schulterbreiten durchmessende und über dreihundert Schulterbreiten hohe Schiff, das an eine zusammengedrückte Riesenkugel erinnerte, Hishza.

Aber wenn er nicht aufpasste, verlor er den Raumer womöglich schneller, als er »Rokash« sagen konnte. Denn ein »Rokash« konnte anstehen. Schon bald.

Der traditionelle Zweikampf war die gängigste Antwort, die Tashzuren außerhalb der Sternenfeste auf private Streitigkeiten und Unsicherheiten im Machtgefüge gaben. Dabei setzten sie keine Waffen ein außer denen, die zum Körper gehörten: lange, spitze Zähne, zwei muskelbepackte Arme mit krallenartigen Fingernägeln an den Händen, und natürlich die vier kompakten Beine, die sowohl geschmeidig als auch kraftvoll waren. Schon so mancher Tritt mit dem Hinterpaar hatte die Wirbel an einem Genick ausgerenkt und den Gegner zur Aufgabe gezwungen. Obwohl die Haut eines Tashzuren dick war, und das Fell darüber ihn zusätzlich schützte, konnte es bei solchen Kämpfen Tote geben.

Zerzhos dreieckige, oben abgerundete Ohren drehten sich von links nach rechts, als hätten sie einen verdächtigen Laut gehört. Die graugelben Gesichtshaare waren gesträubt. »Bei der Flucht deiner beiden Schaustücke ging einiges zu Bruch. Vor allem jedoch dein Ruf. Wenn du mich fragst, schulden diese Tellusier dir etwas.«

»Ganz genau!«, blaffte Hishza. Er wollte, dass die Tellusier ihm den erlittenen Verlust ausglichen. Vielleicht hatten sie weitere Dinge an Bord wie die rätselhafte bläuliche Scheibe, die er an der Schläfe seiner Beute gefunden hatte, oder den interessanten Schutzanzug. Zu dumm, dass der Tellusier sein Hab und Gut bei der Flucht mitgenommen hatte. »Deshalb bin ich hierher gekommen! Wo ist ihr Schiff?«

»Fort. Ich kann es nirgendwo orten. Offensichtlich hat es den Planeten verlassen.« Zerzho erweiterte die Holobildwelten. Maschinen und Aggregate verschwanden.

Hishza meinte aus dem Schiff herauskatapultiert zu werden und frei im Areal des provinziellen Raumhafens von Pvaum über der einzigen Landebahn zu schweben. Unter ihm erstreckte sich ein weißgrau beschichteter Grund, der enormen Massen standhielt. Die Schiffe nutzten Stelzen, Prallfelder oder Antigravgeneratoren. Einige lagen in länglichen oder runden Mulden, die sich bedarfsgerecht anpassen konnten.

Die milchweiße Tropfenkapsel der Tellusier ließ sich nicht entdecken. Das winzige Schiff war verschwunden.

Was es dagegen zu Unmengen im näheren und weiteren Umfeld gab, war eine Anhäufung von Goldbögen. Die Raumer der Khassu Than wirkten wie sattgoldene Halbringe, die sich an den beiden Enden der geschwungenen Rohre auf hundertneunzig Schulterbreiten verdickten. Die Gebilde waren bis zu fünfhundertsechzig Schulterbreiten lang. Obwohl die Schiffe damit nur wenig größer als die KASHZOR waren, zeigten sie eine Überlegenheit, die Hishza missfiel. Er wollte das mächtigste Schiff im Umkreis haben.

Es schmälerte die Wirkung der KASHZOR, wenn die Khassu Than, die machtbewusst auftretenden Beschützer Spaphus, sein Schiff umschwirrten, als würden sie es belagern. Noch immer bauten die sattgoldenen Hufeisenraumer das Gravo-Dim-Netz aus starken, gravomechanischen Feldlinien mit hyperdimensionalem Effekt auf.

»Ich frage mich«, murmelte Hishza, »warum halten die Khassu Than am Gravo-Dim-Netz fest. Sie investieren Ressourcen und Energie. Die Tropfen-Kapsel ist fort. Sind diese Tellusier derart wichtig?«

Ehe Zerzho antworten konnte, schrillte ein greller Ton durch die Zentrale, der an Schreie von Checcoiren erinnerte.

»Alarm!«, meldete Tarzhik von der Sicherheit. Seine Ohren standen steil nach oben und seine angespitzte obere Zahnreihe wurde sichtbar. »Eindringlinge in Sektion Vier! Abwehrroboter sind unterwegs!«

»Bildmaterial?« Während Hishza fragte, kam es. Es zeigte drei große, beeindruckende Wesen, deren Anblick Hishzas vier Beine steif werden ließ. Besonders einer von ihnen sorgte für ein flaues Gefühl in Hishzas Zweitmagen, der vor allem Knochen verdaute.

»Alarm abbrechen!«, befahl er. »Das sind Khassu Than. Ihr Anführer ist Nirrnim Bnevemiu, der Chetthan der Stadt Pvaum. Die anderen beiden sind seine Leibwächter. Begrüßt sie und geleitet sie in mein Zardhur. Ich will sie mit gebührendem Respekt empfangen.«

Zerzhos dunkle Nase zuckte. »Und in vertrautem Revier.«

Darauf entgegnete Hishza nichts, doch sie kannten sich lange genug, um einander ohne Worte zu lesen. Ein kaum merkliches Drehen seiner Ohren reichte als Antwort aus.

Er fragte sich, was die Schutzherren der Galaxis von ihm wollten. Hatte er gegen ein Gesetz dieses Planeten verstoßen? Durch die Flucht seiner Trophäen war es zu Unruhe gekommen. Auch missfiel den meisten Planetenbewohnern, mit welcher Brutalität Hishza sich in die Gegebenheiten vor Ort einmischte. Die Checcoiren schätzten Taktik und Tricks. Er jedoch hatte eine härtere Gangart gewählt, um die Ziele seiner Auftraggeberinnen zu erreichen.

Hishza zwang sich, das ungute Gefühl in den Beinen mit Gewalt zurückzudrängen. Ein Krieger musste stets kampfbereit sein, ohne sich von Ängsten lähmen zu lassen. Stolz hob er den Kopf. Seine Armmuskeln spannten sich. Was er getan hatte, war sein gutes Recht gewesen.

Egal wie mächtig die Khassu Than waren: Er würde vor ihnen nicht die Hinterbeine senken.

*

Sie trafen sich auf einer Brücke aus gehärtetem und verklebtem Lash-Gras, die über einen der drei künstlich angelegten Seen führte. Für Hishza war es eine Frage der Ehre, allein zu kommen. Es war sein Schiff, und er demonstrierte damit Stärke. Er vermutete, dass einige der anderen Jäger in der Nähe waren. Vielleicht sogar unerlaubt nah. Besonders die Jägerin Khujo, die nach ihm die zweitbeste Söldnerin war, würde versuchen, sie zu belauschen. Sie und ihr Mitlieger Khujo versuchten schon länger, ihm seinen Status als Anführer streitig zu machen. Die beiden hatten sich im Mutterleib eine der vier Reifetuben geteilt, was höchst ungewöhnlich war. Normalerweise lag jeder Tashzure für sich.

Nirrnim Bnevemiu stand vor seinen beiden Begleitern. Hishza musste zu dem Khassu Than aufsehen. Der hagere Zweibeinige überragte ihn weit mehr als die Tellusier. Wie der Fremde namens Ato, den Hishza erbeutet hatte, ging der Khassu Than auf zwei Beinen statt auf vier. Zwei lange dünne Arme hingen an den Körperseiten, die in der gläsernen Rüstung seltsam verzerrt wirkten.

Breite Bänder umschlangen den Khassu Than. In Schlaufen hingen Gegenstände, die Waffen, Instrumente oder Insignien sein mochten.

Trotz der Rüstung kam Hishza die Gestalt schmal und zerbrechlich vor. Ein einziger Körperstoß Hishzas hätten einem ungeschützten Khassu Than sämtliche Knochen brechen können.

Hätte ...

Illustration: Swen Papenbrock

Aber so etwas würde nie vorkommen, denn wie alle Khassu Than trug der Besucher einen biomechanischen Schutzanzug, um den Hishza ihn glühend beneidete. Zu gerne hätte er eines dieser hoch technisierten Wunderwerke in seinen Besitz gebracht. Die Khassu Than lebten mit den Anzügen vermutlich in einer Art Symbiose. Das erstaunliche Material konnte über ausgeklügelte Mechanismen Energie absorbieren, sich gegen Hieb-, Stich- und Projektilwaffen härten und seinen Träger sensibler für bestimmte Sinneswahrnehmungen machen. Das alles auf einem Niveau, das ungewöhnlich hoch war. Die Leistungsdaten für diese Art von Flexibilität mussten schwindelerregend sein. Schließlich neutralisierten sie sogar die Kräfte seiner Armbrust, gegen die sonst niemand gefeit war.

Der Anzug, der den Khassu Than in diesem Augenblick vollständig umhüllte, machte noch etwas anderes. Üblicherweise schmeckte Hishza die Gefühle seines Gegenübers und bekam über die Zunge Anhaltspunkte. Das war gerade dann wichtig, wenn er die Mimik und die Körpersprache des anderen nur ungenügend kannte. Doch der Khassu Than war so geschmacklos wie eine Holoprojektion. Nur an der marmorierten Haut ließen sich Veränderungen ablesen. Das Gewebe wurde stärker oder schwächer durchblutet. Das war immerhin etwas.

Der ungebetene Gast hob die schlanken Hände. Die vier Daumen – je zwei an einer Hand – wiesen auf Hishza. »Ich nehme an, du weißt, wer ich bin?«

Beim Klang seiner dunklen, durchdringenden Stimme schauderte Hishza. Es war die Stimme eines Anführers. »Selbstverständlich. Du bist Nirrnim Bnevemiu. Wie heißen deine Begleiter?«

»Ihre Namen sind ohne Bedeutung. Sie sind Schatten, die mir folgen.«

Hishza entschied, das hinzunehmen und die Begleiter zu ignorieren. »Was möchte der Chetthan Pvaums auf meinem Schiff?«

Nirrnim Bnevemiu schwieg, als wäre er es gewohnt, andere auf eine Antwort warten zu lassen. Sein Blick glitt durch die Landschaft.

Hishza fragte sich, wie sie dem Khassu Than vorkommen mochte. Schiffe wie seines waren der Tradition gemäß von zwei völlig verschiedenen Bereichen durchzogen, die miteinander in Verbindung standen. Er selbst roch und schmeckte diese Verbindungen.

Es gab rein technische Areale wie die Zentrale, Maschinenhallen und Hangars, und es gab die Zardhur, die Jagd- und Wohngebiete. Die drei Seen waren Hishzas persönlicher Zardhur, in und um den er jagte und aß. Keine fünf Schritte entfernt lagen die Knochen eines kopfgroßen Lash-Fressers am Ufer verstreut. Zwar konnten Tashzuren Knochen verdauen, doch sie standen nicht auf dem bevorzugten Speiseplan Hishzas.

An die Seen schlossen sich Areale an, die Ausschnitte von Naturlandschaften boten: Steppen, Wälder, Wiesen. In ihnen kampierte die Mannschaft in normalerweise streng per Geruch aufgeteilten Gebieten. Nur wenn der Status in Gefahr war, konnte es zu Übertretungen kommen.

Hishza widerstand dem Drang, seine Frage zu wiederholen. Wie der Khassu Than schwieg er, bis sich Nirrnim Bnevemiu zu einer Antwort herabließ. »Vielleicht möchte ich mich lediglich kurz auf deinem Schiff umsehen. Es gibt selten Gelegenheit dazu, und ich habe viele Gerüchte gehört.«

»Wenn das so wäre, hättest du dich ankündigen können. Zerzho, meine Zurek, hätte sicher eine Führung für dich arrangiert. Warum kommst du ohne Anmeldung?«

»Weil ich nicht abgehört werden will.«

»Abgehört von wem?«

»Ahnst du das nicht?«

Hishza hatte eine Vermutung. Sie beruhigte ihn. Offensichtlich war der Chetthan der Stadt Pvaum nicht gekommen, um ihm einen Vorwurf zu machen. Die Haut seines Gegenübers zeigte keine Anzeichen von Rötungen oder Schwellungen. Der seitlich wie flach gedrückt wirkende Schädel stand gerade, und die tropfenförmigen, schwarzen Augen erweckten den Anschein von Arglosigkeit. Auch der lippenlose Mund und die vertikalen Lamellen, die als Nase dienten, verrieten keine Spur von Anspannung. Der Gast war die Ruhe in Person.

»Von den Tellusiern«, sagte Hishza. »Sie könnten Augen und Ohren offen halten. Du zweifelst, dass sie Koichert wirklich verlassen haben. Deshalb sind eure Schiffe noch immer im Einsatz.«

»Du denkst mit. Das begrüße ich. Einige in meinem Umfeld meinen, ich würde einen Fehler begehen. Ich sollte mit meinem Anliegen nicht zu dir kommen, ausgerechnet jenem Tashzuren, dem gerade zwei seiner wertvollen Trophäen abhandenkamen. Sie empfehlen, ich solle lieber zu jemandem gehen, der fähiger ist. Es war von einem Geschwisterpaar die Rede.«

Hishza stampfte mit einem der beiden vorderen, pfotenartigen Füße auf und zeigte seine Zähne. Er spürte, wie sich das Fell in seinem Gesicht aufstellte. »Ich bin der beste Kopfgeldjäger, den du auf diesem Schiff finden kannst!«

»Beweis es mir!«, forderte Nirrnim Bnevemiu. »Bring mir die Tellusier und den Onquoren, den sie befreit haben. Lebend. Oder beweise, dass sie nicht mehr auf Koichert sind, und finde eine Spur, wohin sie aufbrachen.«

»Ein Auftrag«, stellte Hishza fest. »Ich gestehe, er kommt mir gelegen. Ich habe mit den Tellusiern eine Rechnung offen. Aber warum sollte ich sie für dich einfangen? Es wird meinen Ruf schmälern. Was ist mit meiner Entlohnung?«

»Welchen Preis verlangst du?«

»Darüber muss ich nachdenken.«

Hishza fragte sich, warum der Khassu Than auch Poquandar, den Onquoren, in seine Gewalt bringen wollte. Lag es daran, dass sich seine Trophäe den Tellusiern angeschlossen hatte, oder gab es einen weiteren Hintergrund? Und woher kam das gesteigerte Interesse an diesen Fremden?

Ja, dieser Ato hatte eine bläuliche Scheibe bei sich getragen, die interessant gewesen war. Doch ansonsten hatten die Tellusier keinen sensationellen Eindruck gemacht. Da war der rätselhafte schwarze Stab schon faszinierender, den Poquandar gehabt hatte. Doch ein Tashzure, der sich für Stöckchen interessierte, zog Spott auf sich.

»Was bedeuten dir diese Tellusier?«, fragte Hishza, um Zeit zu gewinnen. Er nahm jedes Detail des anderen wahr, von der Hautfarbe über die leichte Neigung nach vorn, als wollte der Khassu Than nach einer besonders leckeren Beute schnappen.

»Sie sind Unruhestifter. Das darf keine Schule machen.«

Während Nirrnim Bnevemiu das Wort »Unruhestifter« sagte, zitterten die Lamellen in dem flachen Gesicht kaum merklich. Das hatten sie zuvor kein einziges Mal getan. Hatte Hishza den Khassu Than gerade bei einer Lüge ertappt?

Er ging einen Schritt vor, dicht an den Größeren heran. »Ich riskiere mein Leben auf dieser Jagd! Also erzähl keine Geschichten. Ich muss diesen Auftrag nicht annehmen, und ich kann verhindern, dass es andere auf diesem Schiff tun. Worum geht es wirklich?«

Nirrnim Bnevemiu zog den hageren Oberkörper zurück. Er schien zu überlegen. Schließlich drehte er sich um und gab seinen beiden Begleitern einen Wink. Sie entfernten sich von der Grasbrücke und ließen ihn mit Hishza allein.

Bnevemiu sprach leise. »Die Auswertungen der vom Gravo-Dim-Netz gelieferten Daten hat etwas Merkwürdiges zutage gefördert. Es hat mit dem Gefecht der beiden fremden Schiffe zu tun, für die sich die Tellusier so sehr interessieren.«

Hishza fühlte sich wie auf einer Jagd, wenn der Geruch der Beute seine Zunge kitzelte und er den nahen Erfolg am Gaumen schmeckte. »Was ist es?«

»Ein Strahlungsrest. Er harmoniert nicht mit den Energiesignaturen des Universums. Stattdessen verweist er auf fremde Konstanten. Wir haben damit ein gewisses Maß an Unterschiedlichkeit beweisen können.«

Nun begriff Hishza. »Dasskavu«, sagte er. »Ein Hauch aus einem anderen Universum. Ich habe davon gehört.«

Tatsächlich hatte er davon über seine Trophäe Poquandar erfahren. Er schätzte es, kluge Köpfe zu erbeuten, von denen er lernen konnte, indem er ihr Verhalten in den Zellen aufzeichnete. Vor allem Wissenschaftler.