Perry Rhodan 3295: Im Turm von Mu Sargai - Wim Vandemaan - E-Book

Perry Rhodan 3295: Im Turm von Mu Sargai E-Book

Wim Vandemaan

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Beschreibung

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Vielleicht kann Perry Rhodan, der als erster Mensch auf Außerirdische gestoßen ist, endlich sein großes Ziel erreichen: Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Milchstraße – das Geisteswesen ist in Fragmente zersplittert worden, die sich an verschiedenen Stellen im Kosmos befinden. Mehrere dieser Fragmente konnten gefunden und geborgen werden, aber nicht immer verlief alles nach Plan. Während nun in der Milchstraße eines nach dem anderen eintrifft, ist Perry Rhodan auf der Spur des letzten relevanten Fragments für eine erfolgreiche Re-Genese von ES: Sein Weg führt ihn zunächst in seine eigene Vergangenheit – und dann in eine unbekannte Zeit. Dort erhofft er sich Aufschluss IM TURM VON MU SARGAI ...

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Nr. 3295

Im Turm von Mu Sargai

Einst gründete er Terrania City – nun erlebt der Terraner die ferne Zukunft

Wim Vandemaan

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: Der Raumhafen im Orbit von Terrania City

1. Dies ist Terrania!

2. Im Unterland

3. In Dreams

4. Der Quästor

5. Traumhausner und die Chaussee

6. Im Gasthof

7. Peffkar

8. Tva

9. Absolute Vernichtung

10. Stätter

11. Im Turm von Mu Sargai

Epilog: Unermüdlich, unergründlich

Leserkontaktseite

Glossar

Risszeichnung MG Moon Quester

Impressum

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr.

Vielleicht kann Perry Rhodan, der als erster Mensch auf Außerirdische gestoßen ist, endlich sein großes Ziel erreichen: Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien.

Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit.

Doch ES weilt nicht mehr in der Milchstraße – das Geisteswesen ist in Fragmente zersplittert worden, die sich an verschiedenen Stellen im Kosmos befinden. Mehrere dieser Fragmente konnten gefunden und geborgen werden, aber nicht immer verlief alles nach Plan.

Während nun in der Milchstraße eines nach dem anderen eintrifft, ist Perry Rhodan auf der Spur des letzten relevanten Fragments für eine erfolgreiche Re-Genese von ES: Sein Weg führt ihn zunächst in seine eigene Vergangenheit – und dann in eine unbekannte Zeit. Dort erhofft er sich Aufschluss IM TURM VON MU SARGAI ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Ein Städtegründer erkennt seine Stadt kaum wieder.

Stätter – Der Roboter von ES erkennt, welchen Weg die Zukunft für ihn bereithält.

Sasa – Die Begleiterin erkennt, dass ihre Aufgaben über die eines Deputies hinausreichen.

Peffkar – Der Panzer akzeptiert den Begleiter seiner Schwester.

Mu Sargai

Prolog

Der Raumhafen im Orbit von Terrania City

Später flog Perry Rhodan tatsächlich hoch in den Orbit, zu diesem unglaublichen Torus, zum schwebenden Raumhafen von Terrania City.

Wie ein weißer Rettungsring im finstersten All, dachte er.

Natürlich jammerte Peffkar unterwegs und wehklagte nach allen Regeln der Kunst. Start, Aufstieg, Anflug auf die ringförmige Struktur – alles belastete ihn, erschöpfte die Energie seines Gravopuls-Antriebs; die im Weltall um Terra treibenden Partikel ließen, so seine Beschwerde, die polierte Oberfläche seiner Hülle schrundig werden. Alles war ihm eine Plage.

Womit er eben die eigentliche Gefahr ausblendete, der sie zu entkommen suchten.

Rhodan wollte mit Blick auf den Raumhafen wissen: »Können wir dort landen?«

»Ich habe bereits während des Anflugs um eine Erlaubnis gebeten«, antwortete Peffkar. »Keine Antwort.«

»Man plaudert nicht mit altehrwürdigen Schrotthaufen«, erklärte Sasa. Sie sah eigentümlich erschöpft aus, eigentümlich fragil, eigentümlich schön.

»Wie geht es ihm?«, fragte Rhodan mit dem Blick auf den anderen Humanoiden an Bord.

»Er schläft«, sagte sie. »Die Wunde heilt. Es geht ihm besser.«

Perry Rhodan nickte. Im All fehlten ihm die optischen Bezugspunkte; die schriftlichen Informationen, die in dem mandelförmigen Glassitfenster der Kanzel aufleuchteten, vermochte er nicht zu lesen. Aber ganz unerfahren war er nicht. Er hatte in seinem Leben viele Megastrukturen gesehen.

Der Raumhafen hatte nicht die erdrückende Wucht eines OLD MAN, nicht die überirdische, urbane Eleganz einer Kosmischen Fabrik. Der Hafen im All war Menschenwerk. Er schätzte den maximalen Durchmesser des Torus auf hundert Kilometer; den der Röhre auf dreißig. Der innere sowie äußerliche Äquator boten Ein- und Ausflugmöglichkeiten; Rhodan taxierte die Höhe dieser Zugänge auf vier- bis fünftausend Meter.

Vereinzelt hingen Kugelraumer im All, von permanenten Traktorfeldern in Position gehalten. Der Torus drehte sich langsam, und die fixierten Raumschiffe drehten sich mit wie Trabanten.

Auch in dem umlaufenden Hangar sah Rhodan kleinere und größere Kugelraumer. Es waren überwiegend 200- oder 250-Meter-Schiffe, auch da und dort solche, die nur 50 Meter durchmaßen oder zehn. Sie wirkten wie weiße, hingestreute Perlen.

Andere Schiffe dagegen waren wahre Raumriesen, Sphären von drei, vier Kilometern Durchmesser.

Als Peffkar sich dem Hafen weiter näherte, das Chaos tief unter sich zurücklassend, das energetische Inferno im Stadtgebiet von Terrania City, bemerkte Rhodan, dass jeder der Kugelraumer durchaus eine Art Ringwulst aufwies. Dieser Wulst ähnelte jedoch nur vage jenen Konstruktionen, die zu Rhodans Zeiten am Äquator der Riesengloben angebracht gewesen waren.

An den weißen Schiffen ähnelten diese meist flachen Ringwülste Bildgalerien. Rhodan sah Szenen, die sich auf exotischen Planeten oder auf der Erde abspielen mochten; bukolische Idyllen. Er sah Männer, Hand in Hand, Kinder auf den Schultern von Müttern und Vätern, Frauen, die mit einer Art Dirigentenstab zu den Sternen zeigten und sich dabei allmählich wendeten, als schauten und wiesen sie Sternenschiffen nach, die in die Abgründe des Alls tauchten.

Er sah äquatorumlaufende Friese mit überlebensgroßen Antlitzen, deren Augen sonderbar lebendig in weite Fernen schauten: forschend, fordernd, kalt, andächtig.

Manche dieser Galerien mochten holografisch generiert sein; bei anderen war Rhodan sich fast sicher, dass es sich um materielle, marmorweiße Statuen handelte, die, sonderbares Gerät in den Händen, das Schiff wie ein Clan titanischer Wächter umgaben.

Einige dieser Figuren wirkten extrem stilisiert, allgemeingültige Inbilder des Menschlichen; andere wiesen gewisse individuelle Formen auf, Porträts.

Er erinnerte sich an die Aussage Nurells zum Raumhafen und zu den dort geparkten Schiffen: »Dies sind die alten Schiffe, lange schon nicht mehr in Gebrauch. Wenn sie auf Reisen gehen, nehmen sie die Einheiten der Neuen Flotten.«

Als Weißsphärenraumer hatten die beiden Maintainanten sie bezeichnet. Sie standen in Bereitschaft, ungeheure Machtmittel, Forschungsschiffe zugleich, die für galaktische wie transgalaktische Missionen gedacht waren.

Mehr hatten sie ihm nicht sagen wollen, und selbstverständlich hatte er nicht weiter nachgehakt.

Ungefragt erklärte Peffkar: »Da sind sie also: Einheiten der alten Solaren Armada. Transexploraschiffe. Botschafter. Kompakte, selbstbewusste Sonden, die schon seit Jahrhunderten ihre überlaufenden Datencontainer löschen.«

Ich soll es nicht wissen, dachte Perry Rhodan. Ich darf es nicht wissen. Ich darf es nicht wissen wollen.

In den zahllosen Missionen, die er unternommen hatte, war es immer auch darum gegangen, Erkundigungen einzuziehen, diese zu sichten, zu sortieren und auf dieser Grundlage Entscheidungen zu treffen.

Diesmal war alles anders. Er musste vermeiden, zu viele, zu genaue Informationen zu erhalten. Oder war eine allzu große Vorsicht überflüssig? Wer vermochte schon den Anteil einzuschätzen, den er an der Zukunft besaß? Eine Straße, eine Idee, ein Refrain.

Und er konnte schließlich nicht in informationeller Blindheit handeln.

Peffkar verlangsamte seinen Flug noch weiter; er schien ein Landemanöver auszuführen. Rhodan hielt für einen Moment den Atem an. Wie würde der Raumhafen reagieren?

Er reagierte gar nicht, jedenfalls nicht erkennbar. Möglich, dass er Peffkar analysiert und als ungefährlich eingeschätzt hatte. Der Rede nicht wert.

Peffkar glitt ein paar Hundert Meter in den umlaufenden Hangar. Bald überragten ihn einige der Raumriesen, und er flog durch die weißen Sphären hindurch wie durch einen überlebensgroßen Parcours aus rund geschliffenen Bergen.

Auch aus der nächsten Nähe änderte sich am Gesamteindruck nichts: Diese Sphären waren von einem makellosen Weiß; Rhodan konnte – nord- wie südlich der bebilderten Äquatorwülste – keine einzige Fuge, keine Unebenheit entdecken. Wo zeichneten sich die Schleusen ab und die Hangartore, die Mulden für die Beiboote, wo die großen Glassitgalerien, die, seit es terranische Raumfahrt gab, den Beifall und das Wohlgefallen der Sternenreisenden gefunden hatten?

Wie einen Stich empfand er erneut die Andersartigkeit dieser Welt, und ihm kam der Vergleich mit einem Fisch in den Sinn, der, eines evolutionären Tages, die Augen nach oben gerichtet, durch den Wasserspiegel geschaut und das Land entdeckt hatte. Sonderbare Welt!

Ja, diese terranischen Schiffe blieben hermetisch. Er erkannte nicht einmal, ob es sich dabei um zivile Raumer handelte. Waren sie unbewaffnet? Er bezweifelte es. Hatten sie keine Beiboote an Bord? Wohl doch.

Rhodan starrte durch das kristallklare, augenförmige Glassitfenster in Peffkars Kanzel, das einem senkrecht gestellten Auge glich. Erst allmählich erkannte er, dass die Schiffe eine Aufschrift trugen, allerdings Weiß auf Weiß. Es waren große, nur leicht erhabene Lettern; Rhodan konnte sie anhand einiger sachter Schattenlinien mehr erahnen als lesen und bei Weitem nicht alle entziffern.

Die Lettern hatten sich im Vergleich zu dem Alphabet, das er gewohnt war, durchaus verändert. STERNENGUT ALASHAN stand wohl auf einer Hülle geschrieben; ein anderes Schiff trug den Namen BOSTICHS PARADIES.

Peffkar glitt wieder aus dem Hangar in den freien Raum.

Noch immer erschienen im All, wenn auch viele Hundert Kilometer vom Raumhafen entfernt, Energieballungen wie aus dem Nichts, schwachblau leuchtenden, transparenten Quallen gleich, die sich alsbald streckten, fadenförmig wurden, wie lichte Flüsse hinunterflossen Richtung Erde. Ein ungeheurer Zustrom von Kraft.

Perry Rhodan betrachtete wieder die Weißsphärenschiffe. Da entdeckte er unter den Raumriesen, die in den Permanenttraktorfeldern des Torus hingen, ein Schiff mit dem Namen CASE MOUNTAIN. Er zweifelt keinen Moment: Dies und kein anderes war sein Schiff – oder war es einmal gewesen, vor langer Zeit und tief in der Zukunft. Sofort war der Drang da, an Bord zu gehen. Täuschte er sich? Rief ihn das Schiff? Hatte es ihn erkannt?

Ein Raumschiff, eine Verheißung.

Ich gehöre nicht hierher, ermahnte er sich.

Plötzlich leuchtete eines der kleineren Schiffe, das am Rand des umlaufenden Hangars stand, noch heller auf.

»Was geschieht dort?«, fragte Rhodan.

»Die Fernsonde macht sich flugbereit«, sagte Peffkar. »Willst du mitfliegen?«

»Wäre das möglich?«

»Manchmal nehmen die Psychotroniken einen Passagier an Bord. Zu ihrem Ergötzen auf den langen Reisen.«

»Wer's glaubt!«, rief Sasa. »Sie nehmen Passagiere an Bord, um sie zu fressen! Oder um sie gegen etwas Wertvolleres einzutauschen bei den primitiven Völkern. Oder gegen etwas noch Unnützeres.«

»Soll ich der Sonde eine diesbezügliche Anfrage übermitteln?«, bot Peffkar an. »Als Weißbürger ...«

Perry Rhodan schüttelte den Kopf. Dabei war ihm, als hätte dieses warme Licht, das von der nun startbereiten Sonde ausging, eine alte, nie vergessene Sehnsucht geweckt: hinauszufliegen, zum nächsten Stern, zur Wega, zu den Sonnen des Orionarms und darüber hinaus. M 13. Andromeda.

»Wie weit reichen diese Sonden?«, fragte er.

»Manche haben eine Reichweite von nur wenigen hundert Millionen Lichtjahren«, antwortete Peffkar. »Andere überbrücken dreißig Milliarden Lichtjahre; genug, um den großen Bogen zu schlagen, du weißt schon.«

Den großen Bogen hallte es in Perry Rhodan wider. Wir durchqueren das Universum. Wir ...

»Also – soll ich fragen oder nicht?«

»Nein«, sagte Rhodan. »Lass gut sein. Ein anderes Mal vielleicht. Fliegen wir zurück?«

Peffkar ließ ein Geräusch hören, das klang, als ob eine uralte Dampflok seufzte. Eben lag der Torus exakt zwischen ihnen und der Erde. Im ausgesparten Zentrum strahlte der blaue Planet wie die Frucht eines phantastischen dunklen Baumes.

»Du willst wirklich dorthin zurück?«, erkundigte sich Peffkar.

»Er ist ein Starrkopf«, erklärte Sasa.

»Das auch.« Rhodan lächelte. »Vor allem aber habe ich noch etwas zu erledigen.«

1.

Dies ist Terrania!

Er spürte, dass seine Reise in die Zukunft sich ihrem Ziel näherte. Es ähnelte einem Aufwachen, nur dass er nicht geschlafen hatte. Er spürte die Schwerkraft, die Rückkehr von oben und unten.

Die Welt trat erneut in den Aggregatzustand der Wirklichkeit ein. Damit wurde Stätter wieder zur realen Gefahr – der Roboter, den er mit sich gerissen hatte, um zu verhindern, dass er weitere Menschen töten und damit die Vergangenheit verändern würde.

Dafür aber hatte er Stätter in die Zukunft eingeschleppt, dazu die Mrynjade Usuchtane.

In dem Moment, in dem alle drei sich erneut verwirklichten und in einer Art Saal oder Halle wiederfanden – weiße Wände, weißer Boden, weiße Decke –, wollte er den Roboter loslassen, dann von sich stoßen, aber Stätter war zu schwer.

Die Wucht, die Rhodan in diesen Stoß gelegt hatte, fuhr ihm schmerzhaft in die Muskulatur seines Arms.

Illustration: Swen Papenbrock

Usuchtane, die Mrynjade, hatte weder Mund noch Nase noch Ohren, jedenfalls nicht optisch für Menschensinne erkennbar; ihre Augen waren ebenso nichtmenschlich, trichterförmig und von reinem Schwarz. Dennoch lag etwas unverkennbar Menschliches in ihrem Gesicht, fast so, als hätte irgendein genetischer Meisterdesigner die Essenz des Humanen in das Antlitz eines Flughundes übersetzt. Sie breitete ihre Arme aus und entfaltete ihre Flughäute. Die drei Finger am Ende ihrer Arme bewegten sich in Gesten, die Rhodan fremd waren.

Die Mrynjade versetzte ihre Häute in Vibration. Die moduliert zitternden Flughäute erzeugten eine Stimme, die klang, als würde eine Flagge versuchen, wie ein Mensch zu sprechen: »Wir sind da. Er ist da. Hier kann es enden.«

Rhodan schaltete um. Er warf sich mit ausgestreckten Armen nach vorne. Stätters Brustraum stand weiterhin offen, Rhodan sah das Artefakt darin, das einer schwarzen Vase ähnelte. Wenn er ihm diese Vase entwenden könnte, sollte das für einen Augenblick der Irritation sorgen. Vielleicht konnte er so Zeit gewinnen.

Ein verzweifelter Versuch. Der Roboter mochte keine für Gewaltanwendung optimierte Kampfmaschine sein, aber ohne Zweifel wäre er Rhodan physisch uneinholbar überlegen. Das wusste er, und Stätter wusste, dass Rhodan es wusste. Und eben in diesem Handeln wider besseres Wissen mochte ein Überraschungsmoment liegen.

Rhodan verfehlte die Vase, weil Stätter sich binnen eines Lidschlags abgewendete. Hätte er nicht auch feuern können? Rhodan spürte, wie unsichtbare Kräfte nach seinen Handgelenken griffen. Stätter hatte keine Arme. Physische Arbeiten verrichtete er mit Energiemedien. Ein Traktorfeld erfasste Rhodan und schleuderte ihn in hohem Bogen durch den Raum.

Er wollte seinen Sturz mit ausgestreckten Armen auffangen, hörte das linke Handgelenk brechen und kam mit der linken Schulter auf. Vom blitzartigen Schmerz benommen, wälzte er sich auf die rechte Seite. Es tat so weh, dass ihm übel wurde. Dann flutete Adrenalin seinen Körper, und er sah, was kam, mit unverhüllter Klarheit.

Stätter hatte sein Brustsegment nicht geschlossen und das Abstrahlfeld einer Energiewaffe auf ihn gerichtet. Dann feuerte er. Rhodan sah für einen Augenblick den nadelfeinen Thermoschuss zwischen sich und dem Roboter stehen. Doch das Thermofeuer erreichte ihn nicht, sondern zerfloss, vielleicht eine Armlänge vor seinen Augen, in einem Energiefeld. Leichtes Grollen erklang, als die Luft, die von dem Feuerstrahl verdrängt worden war, zurückfloss.

Rhodan bemerkte den fast restlos transparenten Energieschutzschirm lediglich an dem blassblauen Schimmer, der nun über allen Dingen im Saal lag.

Stätter gab einen zweiten Thermoschuss ab und Sekundenbruchteile später Impulsfeuer.

Alles ohne Erfolg.

»Lass uns gehen«, sagte die Mrynjade und schlang ihre Flughäute um den Roboter. Dann drehte sie sich wie zu einer Pirouette und löste sich mit Stätter auf.

Perry Rhodan atmete tief durch. Dann stand er auf, den verletzten Arm an den Körper gepresst.

*

Langsam ebbte das Adrenalin ab; der bis dahin neutralisierte Schmerz kehrte zurück. Rhodan tastete nach seiner Brust. Die Obsidian-Datei war noch, wo sie sein sollte.

Wo sie sein sollte? Wer hatte das bestimmt? Rhodan fühlte Zorn darüber, auf diese Weise zu einem Anhängsel der Obsidian-Datei degradiert worden zu sein. Die Datei hatte ihn in die Zukunft gerissen. Natürlich hatte er von Anfang an gewusst, dass die Datei nicht ein simpler Speicher für Informationen sein würde. Sie war ein Produkt kosmokratischen Technologieniveaus, und Mu Sargai hatte es nicht für angebracht gehalten, ihn über alle Funktionsmöglichkeiten des Geräts in Kenntnis zu setzen.

Zorn also, aber bald überwog das Gefühl, das jeder Mensch hätte, wenn man ihm einen Blick gestattete hinter den Vorhang, der die Gegenwart von der Zukunft trennte: Neugierde.

*

Dies war mehr, viel mehr als ein Saal; es war eine von einer klaren Glassitkuppel überdachte, weite Landschaft im Weltall.

Durch den kristallinen Dom konnte er das Band der Milchstraße erkennen, den Jäger Orion; schon vor Ewigkeiten hatte er gelernt, auch Schlange und Drache zu identifizieren.

Er sah Luna, die volle Scheibe. Merkwürdigerweise war ihm, als wäre der Trabant ein wenig entrückt, nicht unbedingt räumlich, obwohl auch das natürlich der Fall war: Jahr um Jahr entfernte sich Luna um ein paar Zentimeter weiter von der Erde; aber sogar, wenn es ihn Millionen Jahre in die Zukunft verschlagen hätte – wovon er nun wirklich nicht ausging –, wäre die größere Distanz nicht mit den Augen wahrnehmbar gewesen. Es war etwas anderes; ihm war, als strahlte Luna eine eigene Art von Autonomie aus, eine immaterielle Hoheit.

Rings um den gläsernen Dom sah Perry Rhodan schlanke, fragil wirkende Bauwerke in die Höhe streben.

Die innere Landschaft unter der Kuppel war muldenförmig angelegt; Perry Rhodan stand irgendwo zwischen dem tiefsten Punkt der Mulde und ihrem erhöhten Rand, wo irgendwo die Glassitkuppel aufliegen musste.

Er entdeckte weiter hinten kleine Wälder, Haine, einen Strom, über den sich da und dort Brücken spannten, manche an Seilen hängend, wohl hölzern, andere aus Steinen gefugte Bögen, wieder andere aus Glassit, leuchtend wie farbenkräftiges Muranoglas.

Da waren Wiesen und Felder, da gab es Gebäude, Fachwerk, Dächer aus Binsen und Heidekraut, Häuser in Bäumen und solche, deren Modernität selbst ihm den Atem verschlug, Behausungen von Sternendeutern und Flaschengeistern, Observatorien.

Eine Herde von rinderähnlichen Tieren weidete, geführt und gehütet von einem kugelförmigen Konstrukt, das hin und wieder leise Trompetentöne ausstieß. Unterarmlange Libellen, wie aus leichtesten, kobaltblauen Metallen gefertigt, näherten sich ihm bis auf wenige Meter, taxierten ihn und glitten lautlos zur Seite.

Da erst bemerkte Rhodan, wie würzig die Luft schmeckte, wie kühl und lindernd sie war.

Wäre nur der wieder pochende Schmerz im Handgelenk nicht gewesen.

Als wäre sein Gedanke ein Stichwort, tauchten wie aus einem Spalt in der Luft zwei Gestalten auf, kaum zwanzig Meter vor ihm. Für einige Augenblicke zweifelte Rhodan an deren Realität und überlegte, ob es sich um Projektionen handeln könnte, hochwertige Holoprojektionen möglicherweise: so leicht schritten sie dahin, so raumgreifend, fast ohne Bodenberührung.

Beide waren schlanke, fast fragile humanoide Erscheinungen. Das Kopfsegment wirkte allerdings bei der einen Gestalt eher menschlich, tropfenförmig, bei ihrem Begleiter scheibenartig wie bei den Jülziish.

Weder hatten sie Gesichter noch Finger; nicht einmal, ob sie bekleidet waren, erschloss sich ihm. Sie wirkten auf eine nie gesehene Weise wie aus einem Guss, aus einem weißen, möglicherweise organischen Material geformt, hell, beinahe durchscheinend.

Obwohl sie keine Augen hatten, fühlte sich Perry Rhodan angeschaut, auf eine nicht eben angriffslustige Weise betrachtet, ganz so, als wäre er ein Naturschauspiel.

Sie sprachen ihn an, und es fiel ihm sogar schwer zu erkennen, wer von beiden sprach. Immerhin war er sich sicher, dass die Ansprache akustisch war, keine Form von Telepathie. Die Stimmen waren angenehm und freundlich. Sie sagten: »Willkommen in Terrania, Bürger Rhodan!«

*