Perry Rhodan 3299: Das Haus von ES - Wim Vandemaan - E-Book

Perry Rhodan 3299: Das Haus von ES E-Book

Wim Vandemaan

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Beschreibung

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Milchstraße – das Geisteswesen ist in Fragmente zersplittert worden, die sich an verschiedenen Stellen im Kosmos befinden. Unter enormen Anstrengungen ist es Perry Rhodan und seinen Gefährten gelungen, die Fragmente zu bergen. In der Milchstraße sammeln sich nun diese Fragmente, um die Re-Genese von ES unter kontrollierten Bedingungen ablaufen zu lassen. Der einzige Ort, der dafür infrage kommt, ist die sogenannte Yodor-Sphäre. Aber noch steht Kmossen, der in den Schatten, diesem Ziel entgegen. Es geht um nicht weniger als um DAS HAUS VON ES ...

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Nr. 3299

Das Haus von ES

Finale in der Yodor-Sphäre – kann die Superintelligenz erwachen?

Wim Vandemaan / Christian Montillon

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: Allgegenwärtiges Licht

1. RAS TSCHUBAI

2. Avignon

3. RAS TSCHUBAI

4. Manifestation

5. WERKSTATT

6. Blut und Schmerz

7. Fyroriisystem

8. Ohne Präzedenzfall

9. Beim Haus der Chimären

10. Kmossen

Epilog 1

Epilog 2

Epilog 3

Leserkontaktseite

Risszeichnung Emmzu

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr.

Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit.

Doch ES weilt nicht mehr in der Milchstraße – das Geisteswesen ist in Fragmente zersplittert worden, die sich an verschiedenen Stellen im Kosmos befinden. Unter enormen Anstrengungen ist es Perry Rhodan und seinen Gefährten gelungen, die Fragmente zu bergen.

In der Milchstraße sammeln sich nun diese Fragmente, um die Re-Genese von ES unter kontrollierten Bedingungen ablaufen zu lassen. Der einzige Ort, der dafür infrage kommt, ist die sogenannte Yodor-Sphäre.

Aber noch steht Kmossen, der in den Schatten, diesem Ziel entgegen. Es geht um nicht weniger als um DAS HAUS VON ES ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner stellt sich seinem Feind.

Alaska Saedelaere – Der Maskenträger stellt sich dem gleichen Feind.

Kmossen, der in den Schatten – Der Proto-Quintarch stellt sich zwei Gegnern.

Gry O'Shannon

Prolog

Allgegenwärtiges Licht

Das Licht ist die Tyrannin des Universums, seine Gebieterin. Licht speist die Lebendigen. Wenn es reist, vergeht ihm keine Zeit. Von da nach dort: keine Zeit. Vom Stern zu seinem Planeten: keine Zeit. Von dieser Sterneninsel zur anderen: keine Zeit.

Truun öffnete mir das Schott. Der greise Vrochone trug eine Haube aus Mnemo-Mycel. Hyphenbündel hingen ihm wie Haar von den Schläfen; etliche hatten sich über die Augen einen Weg in sein Gehirn gebahnt, andere, über die Jahre, durch den Schädelknochen. Dieser Pilz übernahm Gedächtnisfunktionen, speicherte Erinnerungen und schüttete einen Stoff aus, der Truun beglückte. Glück war die Währung des Universums; der Wert, nach dem die meisten Kreaturen strebten. Ein Magnet, mit dem man Gedanken und Begehren ausrichten konnte, das Spielkreuz, an dem man Drahtpuppen laufen ließ.

»Kmossen«, sagte er, als wäre dies eine Überraschung.

»Du solltest mich erwartet haben«, sage ich ohne Vorwurf.

»Ich habe Sie erwartet, Hegemon! Treten Sie ein!«

Ich trat ein.

Es war grell in dieser Werkstatt in der WERKSTATT. Eine Wüste aus Licht, konturenlos. Ich ertrug das Licht für eine kurze Weile, um mir Verständnis von der Welt Truuns zu erwerben. Dann schob ich den Finsterschleier über meine Augen und erkannte genauer.

Für das Licht – wie, natürlich, für andere, masselose Teilchen auch – verging keine Zeit unterwegs, und da keine Zeit verging, war es zugleich allerorten.

»Kommen Sie, kommen Sie!«, drängte der alte Vrochone und machte kurze, eigentümlich hüpfende Schritte. Die Hyphenbündel pendelten. Er reichte mir eben bis zur Brust; bis zur Hüfte, sobald ich meine Teleskopbeine ausfuhr.

Seine Hände gestikulierten; er tippte die beiden Daumen jeder sechsfingrigen Hand aufgeregt gegeneinander. Das machte ein merkwürdiges, insektenhaftes klapperndes Geräusch, das ich nicht mochte. Ich duldete es. Er führte mich zum Oszillationstransmitter.

Sechs Stabroboter umstellten das Transportgerät, das aus zwei Komponenten bestand; beide je ein kuppelförmiges Gitterwerk; die Zellen angefüllt mit einer dunklen Substanz, die anmutete wie glasierte Schatten. Die drei Waffenscheiben der Kampfmaschinen an den Enden ihrer Körper und in der Körpermitte rotierten langsam und unermüdlich. Truun ignorierte sie, redete begeistert auf mich ein.

Er sprach über die Technosphäre der Jantaranen, ihre rätselhaften gewaltigen Maschinenparks, ihre Art und Weise, ihren Maschinen keine eigenen Hallen zu bauen, sondern mit ihnen in einer Art Symbiose zu existieren und sich am Ende bei ihnen, unter ihnen, ja in ihnen bestatten zu lassen. Ich hörte nicht im Detail zu. Die Jantaranen und ihr Sternenreich waren vor Jahrtausenden untergegangen. Ich hatte einige ihrer Apparate auf die WERKSTATT gerettet. Zeug, von dem ich immer gewusst hatte, dass es in den Schatten reifen und seine Funktionen eines Tages offenbaren, mir zur Verfügung stellen würde.

Truun war der Letzte der 17. Generation vrochonischer Wissenschaftler und Xenotechnikanalysten, die an der Erforschung und der Wiederinbetriebnahme des Oszillationstransmitters gearbeitet hatten.

Ich begriff seinen Stolz.

»Darf ich dir die Tadellosigkeit des Duotransports demonstrieren, Hegemon?«

»Wozu?«, fragte ich. »Deine Peers haben mir bestätigt, dass der Oszillationstransmitter nun wieder funktioniert. Ich bin nicht hier, um ein technisches Schauspiel zu betrachten, Truun.«

In den abgründigen Augen des Alten blitzte ein jähes Erkennen auf, gefolgt von Erschrecken.

»Ich empfehle, zuvor weitere Sicherheitsroutinen zu implementieren«, quäkte der Alte.

»Du traust deiner eigenen Arbeit nicht?«

»Ich traue den Jantaranen nicht.«

Er warf einen Blick auf den Oszillationstransmitter, auf die beiden Sarkophage, die ihn krönten. Ich wusste, dass darin mumifizierte Jantaranen lagen; ich hatte seinerzeit kurz überlegt, die konservierten Leichen zu entfernen, aber die vrochonischen Wissenschaftler hatten gewarnt: Sie wüssten nicht hinreichend, in welcher Verbindung die technischen Apparaturen mit den Sarkophagen stünden. Es war mir recht. Tote störten mich weniger als Lebendige. Sie waren geduldiger, verschwiegener, weniger verräterisch.

»Nur Gespenster«, sagte ich. »Sie sollten uns nicht aufhalten, nicht wahr?«

»Wahr in der Tat, Hegemon«, sagte Truun.

»Sei nicht so liebedienerisch«, tadelte ich ihn. »Bald lege ich meine Existenz in deine Hände.«

»Es ist zu früh«, sagte er sorgenvoll.

Ich schwieg.

»Wann?«, fragte er.

Ich fuhr meine Beine aus und betrachtete die jantaranische Konstruktion, die technischen Anbauten Truuns und seiner vrochonischen Wissenschaftler. Das Gebilde ähnelte, wenn man die Gitterkonstruktion außer Acht ließ, einem beinahe fünf Meter hohen, maximal drei Meter durchmessenden schwarzen Ei, dessen Schale auf eigentümliche Weise transparent war. Es schien, als hätte man ein Stück Weltall ausgeschnitten, in Form gebracht und von allen Sternen und glühenden Wolken gereinigt.

Es gefiel mir.

»Jetzt«, sagte ich.

Etwas in Truun beugte sich, straffte sich dann wieder. Die Entscheidung war gefallen.

Truun fügte sich, er ging auf in seiner Funktion. Er hantierte an holografischen Konsolen; er plapperte vor sich hin: dass der Transport durch den Hyperraum zeitlos vonstattengehe, dass, streng genommen, da zwischen den beiden Zeitpunkten des Transports keine Zeit vergehe, diese beiden identisch seien, mithin sich für einen nicht messbaren Augenblick das transportierte Objekt – will sagen: ich! – sowohl da wie dort befinde, einem masselos dahineilenden Photon gleich.

Dass der jantaranische Zwillingstransmitter diese beiden Objekte gewissermaßen oszillieren lasse, dabei elementarste Materie anziehe, gestalte, um am Ende zwei vollkommen gleichartige, gleichwertige Objekte zu stabilisieren, kurz: mich zu bilokalisieren.

»Ich kann jedoch ... niemand kann«, sagte Truun, »niemand kann für die sextadimensionale Identität der beiden bilokalisierten Objekte garantieren. Wir können die neuronale Struktur des Gehirns vermessen und notieren und am Ende des Prozesses abgleichen. Aber nach Abschluss des Verfahrens werden die beiden Wesenheiten – würdet Ihr, Hegemon, existenziell und essenziell auseinanderdriften. Ihr werdet neue und unterschiedliche Erfahrungen machen, und diese werden eure Persönlichkeiten allmählich differenzieren.«

»Ja«, sagte ich. Das war mir bekannt, und es war immer mein Ziel: auf diese Weise, wenn sie denn wirksam sein sollte, die Heddu wiederauferstehen zu lassen, Person um Person.

Es wäre ein andauerndes Verfahren gewesen, Jahr um Jahr hätten wir Heddu erzeugt, hätten im Lauf der Zeit genetische Variationen vorgenommen.

Nun aber hatten sich die Umstände geändert.

Die Fragmente der hiesigen Superintelligenz waren heimgeführt worden; ihre Re-Genese stand bevor.

Ich hatte so viel von mir in diese Sternensektoren investiert, dass meine Verluste unausgleichbar wären, gelänge es mir nicht, diese Mächtigkeitsballung auf lange Zeit zu entkernen.

»Wir beginnen«, sagte ich.

»Hegemon«, sagte Truun. Seine Stimme bebte, er konnte es nicht verbergen.

»Fürchte dich nicht«, sagte ich. »Ich bin Kmossen, der in den Schatten.«

Und so begann wenig später die Prozedur, die mich dem allgegenwärtigen Licht gleichmachen sollte: zugleich an verschiedenen Orten.

Ich warf einen Blick auf die beiden Sarkophage, die auf der Maschine saßen wie Herolde aus dem anorganischen Reich der Relikte, die nach dem Leben blieben.

Dann betrat ich den Oszillationstransmitter, um ein neues Leben zu beginnen.

Truun aktivierte die Maschinerie.

Dann ... sah ich mich. Und ich sah mich an.

*

1.

RAS TSCHUBAI

15. November 2098 NGZ

Perry Rhodan sah sich um, und er fühlte sich zu Hause.

Er war lange nicht an Bord der RAS TSCHUBAI gewesen, hatte ohne dieses Raumschiff eine große Mission und weite Reise hinter sich gebracht – ebenso wie die Mannschaft der RAS TSCHUBAI ihre eigene Reise ohne ihn. Aber in und mit diesem Schiff hatte er in den Jahrhunderten zuvor viel erlebt, in weit entfernten Galaxien, an Orten kosmischer Schlachten und Wunder. Momentan betrat er es zum ersten Mal seit ...

Ja, seit wann?

Der Terraner musste nachdenken. Seit mindestens drei Jahren. Irgendwann während der Reparaturphase des Schiffes in den Werften im Solsystem war er dort gewesen, um die Umbauten zu inspizieren. Das war etliche Monate vor seinem damaligen Aufbruch nach Gruelfin gewesen. Und der letzte Flug mit dem Schiff lag noch viel länger zurück.

Vor wenigen Minuten war er von der LEUCHTKRAFT in die RAS TSCHUBAI übergewechselt. Aber noch wichtiger als die Rückkehr in dieses Schiff, in sein Schiff, war das Wiedersehen mit den Personen, die darin zur Yodor-Sphäre gereist waren – zum erhofften großen Moment, zur Wiedergeburt von ES.

Diese Freunde hatte er ebenfalls sehr lange nicht mehr gesehen.

Zu lange!

Etliche hatten ihn im Hangar abgefangen, um ihn zu begrüßen.

Seine Enkelin Farye Sepheroa, die derzeitige Kommandantin der RAS TSCHUBAI, lächelte ihn an; sie sah müde, aber glücklich aus. Aber unter ihrem Lächeln sah Rhodan deutlich, dass ihr vieles durch den Kopf ging, dass sie tausend Gedanken wälzte.

Neben ihr stand Atlan, der Arkonide, der die Armada der Blaugoldraumer anführte.

Die Nächste war Shema Ghessow. In ihren Augen lag Trauer, wahrscheinlich, weil sie vor wenigen Minuten vom Tod ihres Freund-Gefährten Damar Feyerlant erfahren hatte.

Der Mausbiber Gucky stand neben einer Frau, die Rhodan sofort erkannte, obwohl ihr letztes Zusammentreffen Jahrhunderte zurücklag ... Sie war damals noch ein Kind gewesen und irgendwann mit ihrer Mutter Toio Zindher in die Stadt Allerorten gegangen, wo irgendwann in ihren Dreißigern ihr Alterungsprozess gestoppt worden war. Kein Zweifel, diese junge Frau war die Tochter seines besten und ältesten Freundes Bully – Shinae! Ihre Haut war immer noch so hell wie damals, ihr rotes Haar eine einzige Wellenflut. Es lag ihm auf der Zunge, sie nach ihrem Vater zu fragen, aber wahrscheinlich wusste sie ebenso wenig über ihn und seinen aktuellen Aufenthaltsort wie er selbst, und falls doch, würde sie es ihm ohnehin bald sagen.

»Ja, ich weiß«, sagte Gucky, der Rhodans Blicke bemerkte. Es waren die ersten Worte seit Rhodans Ankunft. »Man kann es kaum glauben! Wäre ich ein Terraner, würde ich mich sofort in Shinae verlieben – sie ist die schönste Humanoide, die ich je gesehen habe, und das, obwohl sie echt schlechte Ausgangsbedingungen hatte, zumindest von einer Seite her. Nichts gegen Toio, die ist über jeden Zweifel erhaben, aber findest du nicht, dass Shinae ihrem Vater irgendwie ähnlich sieht?«

Illustration: Swen Papenbrock

Shinae verdrehte die Augen und wollte Gucky freundschaftlich gegen die Schulter boxen, aber die Luft schlug ploppend dort zusammen, wo er eben noch gestanden hatte.

Der Mausbiber materialisierte direkt vor Rhodan.

»Willkommen, Perry! Es ist gut, dass du auch hier bist.« Er streckte ihm eine Hand entgegen.

Statt die Hand zu ergreifen, kraulte Rhodan Guckys Nackenfell. »Irgendwie tauchen wir immer dort auf, wo es einen Brennpunkt von Ereignissen mit kosmischer Bedeutung gibt.«

»Ist wohl unser Schicksal. Und da wir alle hier sind, scheinen dort draußen alle erst mal die Luft anzuhalten.«

Der Terraner strich gedankenverloren über die Narbe an seinem Nasenflügel. Eines von Guckys Fellhaaren war wohl an seinen Fingern hängen geblieben; es kitzelte ihn in der Nase. »Wir werden unser Wiedersehen feiern.« Sein Blick wanderte zu Shema Ghessow. »Und wir werden trauern. Aber zuerst müssen wir die Dinge ordnen und alles zu einem Ende bringen.«

»Exakt!« Gucky watschelte zurück zu Shinae. »Also los – wir haben eine Menge Fragmente gesammelt, und es hat verdammt viel Mühe gekostet, sie hierherzubringen. Puzzeln wir sie zu einer guten alten Superintelligenz zusammen!«

*

Was der Mausbiber auf seine typische Art derart flapsig ausgedrückt hatte, stellte tatsächlich eine der größten, waghalsigsten und verwegensten Großunternehmungen dar, die Perry Rhodan und die Menschheit samt weiterer Milchstraßenvölker je erlebt hatten.

Und das wollte etwas heißen.

Verschiedene Missionen hatten sich aufgemacht, Fragmente der Superintelligenz ES zu finden und zu sammeln. Jahrelange Expeditionen in mehrere Galaxien, in ein fremdes Universum und sowohl in die Vergangenheit als auch die Zukunft lagen hinter ihnen. Und nun, in der Yodor-Sphäre in der Eastside der Milchstraße, sollte alles ein Ende finden. ES sollte wiedererstehen, die Re-Genese der fragmentierten Superintelligenz eingeleitet werden.

So sagte es zumindest die Theorie. Wie es praktisch ablaufen würde, wie diese Wiedergeburt angestoßen werden sollte, blieb bislang unklar. Allerdings sprach vieles dafür, dass es in dieser besonderen Region gelingen konnte: in der Yodor-Sphäre, die letztlich auf das Wirken der Kosmokratin Mu Sargai zurückging – eine abgesperrte Region im Weltraum, die unter der Kontrolle der Yodoren stand.

Einer dieser Yodoren, Zarman Abendflut, hatte zuletzt das Solsystem besucht und eine Einladung ausgesprochen. Der ES-Konvoi hatte sich auf den Weg gemacht – vor allem die Blaugoldschiffe, die Kosmokarawane der Tassparen, die LEUCHTKRAFT und etliche Begleitschiffe zum Schutz und zur Verteidigung. Nun war die von ihrer eigenen Mission zurückgekehrte RAS TSCHUBAI dazugestoßen.

Alle bekannten der großen Fragmente waren versammelt.

Bullys Tochter Shinae trug eines in ihrem Bewusstsein; Perry Rhodan ein weiteres in der Obsidian-Datei, die er von Mu Sargai erhalten hatte. Ein Fragment verteilte sich über die Schiffe der Blaugoldarmada, in der transzendenten Kammer der LEUCHTKRAFT befand sich ein viertes. Xenia Biefang, die mit der LEUCHTKRAFT zur Yodor-Sphäre gereist war, trug außerdem den Mentalarchitektur-Prozessor in sich, der als Kernstück für die Re-Genese galt, um den sich die Fragmente anordnen und mit dessen Hilfe sie sich verbinden sollten ... was immer das konkret und in der Praxis bedeuten mochte.

Zarman Abendflut war von seinem Kobraraumer TORYOPA ebenfalls auf die RAS TSCHUBAI übergewechselt. Der Yodore war ein Arachnoide, allerdings ohne Außenskelett und mit stark behaartem Kopf. Er hatte vier Arme und vier Beine mit jeweils zwei Gelenken, was einen unruhigen, wuselnden Eindruck erweckte, wann immer er sich fortbewegte. Die schreiend bunte Kleidung verstärkte diesen Eindruck noch, denn hin und wieder blitzten golddurchwirkte Fäden auf, wenn das Licht auf sie fiel.

Rhodan, Farye und Gucky hatten ihn nach Ogygia geführt, in die Erholungslandschaft der RAS TSCHUBAI. Atlan hatte Zarman Abendflut noch kurz begrüßt, ehe er auf die LEUCHTKRAFT gewechselt war, um dort Alaska Saedelaere zu begegnen, der überraschend in der Kosmokratenwalze eingetroffen war.

Zu viert standen sie an einem der Bäche, der sich vor ihnen auf drei Meter Breite staute, ehe er zwischen aufgestapelten Steinen gurgelnd weiterfloss. Ein Vogel stakste im fast stillen Wasser, sein Gefieder leuchtete rot und gelb und blau. Das Tier hatte offenbar Zutrauen zu dem Yodoren gefasst, vielleicht weil es ähnlich bunt war, und näherte sich ihm immer weiter.

»Es gibt eine Anweisung«, sagte Zarman Abendflut, senkte den Oberkörper ab und tauchte das untere Armpaar ins Wasser. »Deshalb habe ich darum gebeten, an Bord eures Schiffes kommen zu dürfen.«

»Wo du willkommen bist«, versicherte Perry Rhodan.

Der Yodore sah nicht zu ihm auf, sondern beobachtete etwas im flachen Wasser, als gäbe es nichts Wichtigeres als das kleine Getier, das sich dort tummelte. »Die Weisung lautet, die Intraversion der Informations-Fragmente vorzubereiten.«

»Aha«, machte Gucky.

Rhodan beschloss, eine längere flapsige Bemerkung im Keim zu ersticken – ob die Yodoren Humor kannten und wie sie mit der speziellen Art des Mausbibers umgehen würden, konnte Rhodan nicht einschätzen, wollte aber jedes Risiko vermeiden. Für unnötige Missverständnisse blieb keine Zeit.

Also ergriff er rasch das Wort. »Ihr werdet also die Re-Genese von ES unterstützen und einen Anfang ermöglichen?«

»Sagte ich das nicht?«, fragte Abendflut. Er klang verwundert. »Jedenfalls wird der erste Schritt sein, das Haus von ES zu errichten.«

»Von wem habt ihr diese Weisung erhalten?«, fragte Farye. Es berührte Rhodan, seiner Enkelin wieder so nahe zu sein; er war lange von ihr getrennt gewesen, und sie hatte sich in ihrer Mission mit der RAS TSCHUBAI Guckys Worten zufolge als würdiges Familienmitglied erwiesen. Nur, dass das gar nicht nötig gewesen wäre, denn das war sie längst – war es von Anfang an gewesen. »Von Mu Sargai? Von ES oder einem der Fragmente?«

Zarman Abendflut richtete sich auf. Etwas Wasser rann an seinen Armen herab. Der Vogel stakste näher und fing mit dem Schnabel einen Tropfen in der Luft. Danach klapperte er mit dem Schnabel und stieß einen hellen Gesang aus, eine melodiöse Abfolge von Tönen, fast wie eine komponierte Melodie.

»Solche Dinge lassen sich nicht klar einordnen«, sagte der Yodore. »Zumal nicht ich persönlich die Weisung erhalten habe. Wie sollte ich also ihren Ursprung interpretieren können? Sie wurde mir lediglich weitergeleitet, wie ich sie nun an euch weiterleite. Ihr habt sie von mir erhalten, aber ich war nicht der Ursprung. Genauso geht es mir.«

»Viel wichtiger«, sagte Rhodan, »ist die Frage, was konkret diese Weisung bedeutet. Wie gehen wir vor?«

»Mein Volk wird die Yodor-Sphäre öffnen, damit der ES-Konvoi einfliegen kann. Das Haus von ES wird gegründet werden.«

»Wo?«

»Beim Haus der Chimären. Es muss endlich seine Bestimmung finden und den Grundstock bilden.«

Das Haus der Chimären. Es lag einige Zeit zurück, dass Rhodan davon gehört hatte, ja sogar dort gewesen war, noch vor den ersten Missionen in Sachen ES-Fragmente. Dabei handelte es sich um ein sehr spezielles Gebilde in den Tiefen der Yodor-Sphäre. Aber er konnte keine Nachfrage stellen.

»Und dieses Schiff ...« Zarman Abendflut wuselte mit den vier Armen in einer umfassenden Rundumbewegung. Die Goldfäden blitzten. »... wird eine Rolle spielen. Ein Teil des Hauses der Superintelligenz. Eine Heimat für einige, die bleiben werden.«

Rhodan überlegte, was diese Worte in ihm bewirkten. Die RAS TSCHUBAI sollte ein Baustein des Hauses von ES werden? Und wer würde bleiben? Was stand aus Sicht des Yodoren bereits fest, was war nur Spekulation oder Wunschdenken?

Gucky dachte offenbar weitaus pragmatischer. »Nichts gegen quasiphilosophische Andeutungen«, sagte der Mausbiber, »aber etwas konkreter wäre hilfreich.«