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Flucht aus NGC-3190 - der Freiheitskampf der Terraner beginnt Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Ende Januar des Jahres 3459. Der letzte Anschlag des Gegners der Menschheit, der sich im Begriff "Anti-ES" manifestiert, wurde erfolgreich abgewehrt, als Perry Rhodan im April des Vorjahres seine "Gehirnodyssee" beendete und wieder in seinen angestammten Körper zurückkehrte. Dennoch scheint es, als sei die Zeit der Prüfungen, die der Menschheit auferlegt wurden, noch keineswegs zu Ende. Auch ES, das Geisteswesen, das bei dem "kosmischen Schachspiel" auf Seiten der Menschheit stand, hat bereits etwas Derartiges angedeutet. Und so kommt es rund acht Monate nach Perry Rhodans Rückkehr denn auch zu einer neuen, völlig unerwarteten Konfrontation aus Weltraumtiefen. Fremde Intelligenzen aus einer anderen Galaxis erscheinen im Solsystem, demonstrieren ihre überragende Macht, der die Menschheit nichts Vergleichbares entgegenzusetzen hat, verlangen die Eingliederung der Milchstraße in das "Konzil der Sieben Galaxien" und bieten Perry Rhodan den Posten des "Ersten Hetrans" oder Herrschers der Milchstraße an. Der Terraner taktiert zögernd, denn er traut den Fremden nicht. Wie recht Rhodan mit dieser seiner Haltung hat, wird ihm und seinen Freunden schon bei dem Besuch des Konzilplaneten Hetossa bewusst, und deshalb nehmen sie auch Kontakt mit Untergrundkämpfern auf - mit den REBELLEN VON HETOSSA ...
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Seitenzahl: 132
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Nr. 651
Die Rebellen von Hetossa
Flucht aus NGC-3190 – der Freiheitskampf der Terraner beginnt
von ERNST VLCEK
Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Ende Januar des Jahres 3459. Der letzte Anschlag des Gegners der Menschheit, der sich im Begriff »Anti-ES« manifestiert, wurde erfolgreich abgewehrt, als Perry Rhodan im April des Vorjahres seine »Gehirnodyssee« beendete und wieder in seinen angestammten Körper zurückkehrte.
Dennoch scheint es, als sei die Zeit der Prüfungen, die der Menschheit auferlegt wurden, noch keineswegs zu Ende. Auch ES, das Geisteswesen, das bei dem »kosmischen Schachspiel« auf Seiten der Menschheit stand, hat bereits etwas Derartiges angedeutet.
Und so kommt es rund acht Monate nach Perry Rhodans Rückkehr denn auch zu einer neuen, völlig unerwarteten Konfrontation aus Weltraumtiefen.
Fremde Intelligenzen aus einer anderen Galaxis erscheinen im Solsystem, demonstrieren ihre überragende Macht, der die Menschheit nichts Vergleichbares entgegenzusetzen hat, verlangen die Eingliederung der Milchstraße in das »Konzil der Sieben Galaxien« und bieten Perry Rhodan den Posten des »Ersten Hetrans« oder Herrschers der Milchstraße an.
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator lässt sich entführen.
Hotrenor-Taak – Der »Verkünder der Hetosonen« wird geblufft.
Roctin-Par – Rebellenführer von Hetossa.
Gucky – Der Mausbiber wird zum Schwerarbeiter.
Aulmorm
1.
»Drei Tage sind vergangen, seit wir Kontakt zu Roctin-Par hatten«, sagte Perry Rhodan missmutig. »Drei Tage lang waren wir zur Untätigkeit verdammt und haben darauf gewartet, dass etwas passiert, anstatt die Initiative zu ergreifen. Die drei Tage sind unwiederbringlich verloren.«
Rhodan und seine Crew hatten sich vollzählig in einem der Gemeinschaftsräume der Bungalowsiedlung versammelt, die ihnen von den Laren für die Dauer ihres Aufenthalts zur Verfügung gestellt worden war. Und die Anzeichen sprachen dafür, dass sie noch längere Zeit die »Gäste« der Laren auf dem Konzilplanet Hetossa sein würden, wenn sie nicht selbst eine Änderung des Zustands herbeiführten.
»Wir haben die Wartezeit keineswegs ungenützt gelassen«, widersprach Atlan dem Freund. »Zwar wurden keine Taten gesetzt, aber wir haben umfassende Psychoanalysen angestellt und können mit dem Auswertungsergebnis durchaus zufrieden sein.«
»Seit wann ziehst du die Theorie der Praxis vor, Arkonide?«, fragte Rhodan spöttisch.
»Seit du deinen kühlen Verstand eingebüßt zu haben scheinst und förmlich vor Tatendrang birst«, konterte Atlan kühl. »Einer muss ja schließlich Vernunft bewahren.«
Seit sie vom so genannten Verkünder der Hetosonen, dem Laren Hotrenor-Taak, in dessen SVE-Raumer von der Erde in dieses Sonnensystem im Leerraum zwischen den Galaxien, 12,23 Lichtjahre von der Milchstraße entfernt, gebracht worden waren, schien tatsächlich Atlan der Besonnenere von ihnen zu sein. Er musste ständig Rhodans Eifer bremsen, Taten zu setzen und den Laren Widerstand zu leisten.
Rhodans Haltung war aber unschwer zu verstehen. Er, als Großadministrator des Solaren Imperiums, war von einer fremden Machtgruppe, die sich aus sieben Galaxien zusammensetzte, als Beherrscher der gesamten Milchstraße auserkoren worden. Die Fremden, deren Sprachrohr der Lare Hotrenor-Taak war, hatten auch schon einen Titel für ihn bereit – Erster Hetran der Milchstraße.
Das Hetos der Sieben, wie sich die Machtgruppe der Galaxien nannte, hatte ihn für diesen Posten bestimmt, ohne die anderen Völker der Milchstraße zu befragen, oder zumindest das Solare Imperium vorher davon zu unterrichten. Rhodan war einfach vor die vollendete Tatsache gestellt worden.
Er hätte natürlich ablehnen können, sich als Strohmann der sieben Galaxien verwenden zu lassen, was genau seiner Einstellung entsprochen hätte. Doch so einfach war es wiederum nicht. Denn das Hetos der Sieben hätte sich dadurch wohl kaum von dem Entschluss abbringen lassen, die Milchstraße in diesen Bund der Galaxien aufzunehmen. Und wenn die fremden Machthaber einen Ersten Hetran für die Milchstraße aus ihren eigenen Reihen eingesetzt hätten, dann wäre die Situation für die Terraner und die anderen Milchstraßenvölker noch viel schlimmer geworden.
Hotrenor-Taak hatte bei seiner Ankunft im Solsystem nicht von ungefähr eine Machtdemonstration der larischen Technik gegeben, die den Terranern haushoch überlegen war.
Andererseits konnte Rhodan aber auch nicht das Angebot der Hetosonen annehmen und sich zum Ersten Hetran der Milchstraße ausrufen lassen – und sei es nur zum Schein –, denn das hätte nur böses Blut gemacht. Er musste sich diplomatisch verhalten und einen Mittelweg zwischen den beiden Alternativen suchen.
Auf Rhodans Schultern lastete eine ungeheure Verantwortung. Er hatte sich als Großadministrator des Solaren Imperiums schon unzählige Male bei schweren Prüfungen bewähren müssen – nicht zuletzt bei der Auseinandersetzung mit Anti-ES. Doch diesmal trug er die Verantwortung nicht nur für das Schicksal der Terraner, sondern für alle Völker der Milchstraße. Und das belastete selbst einen Mann wie Perry Rhodan schwer.
Jede seiner Handlung, ja, jedes falsche Wort konnte den Untergang für die Milchstraße bedeuten. Und diesen Untergang sah Rhodan gar nicht einmal in der Vernichtung von Planeten und Milliarden von Lebewesen, sondern einfach in deren psychischer Unterdrückung, der geistigen Versklavung.
Rhodans Dilemma erwuchs also daraus, dass er zum Schein auf das Spiel der Hetosonen eingehen musste. Da er aber andererseits handeln musste, wollte er die Absichten der Hetosonen durchkreuzen.
Eine Tat hatte Rhodan mit seiner sechzehnköpfigen Crew schon gesetzt. Als sich Gelegenheit zum Handeln bot, hatte man Verbindung zu einer Gruppe von Rebellen aufgenommen, die gegen das herrschende System ankämpften. Sie hatten ihrem Anführer, Roctin-Par, das Leben gerettet und von ihm die Versicherung erhalten, dass er sich wieder mit ihnen in Verbindung setzen und ihnen helfen würde.
Sie hatten einen Kode vereinbart, nach dessen Ausstrahlung es zu einer neuerlichen Kontaktaufnahme kommen sollte. Aber drei Tage waren vergangen, ohne dass Roctin-Par ein Lebenszeichen von sich gegeben hätte.
Nun wurde Rhodan verständlicherweise ungeduldig.
*
»Die Psychoauswertung unserer Situation hat eindeutig ergeben, dass wir weiterhin abwarten müssen«, sagte Atlan wieder.
»Sollen wir etwa darauf warten, bis das Hetos der Sieben hier auf Hetossa zusammentrifft?«, fragte Rhodan herausfordernd. »Es kann Wochen dauern, bis es dazu kommt, und in der Zwischenzeit wird unsere Lage immer auswegloser.«
»Je später das Konzil der Sieben zusammentritt, desto besser für uns«, meldete sich Harl Dephin über die Außensprechanlage des Paladin-Roboters. Der Kommandant des Thunderbolt-Teams fuhr fort: »Die Analyse unserer Computer hat eindeutig ergeben, dass mit dem Eintreffen des Hetos der Sieben eine endgültige Entscheidung gefällt wird. Dann müssen wir Farbe bekennen, Herr Großadministrator.«
»Vielleicht sollten wir es wie Hotrenor-Taak halten und dich als Erster Hetran ansprechen, Perry«, meinte Atlan spöttisch.
Perry Rhodan reagierte überhaupt nicht auf den Spott des Arkoniden; er wusste, dass es Atlan darauf anlegte, ihn herauszufordern.
»Was hat die dreitägige Psychoauswertung also ergeben?«, erkundigte er sich.
»Dass es das beste ist, wenn wir es halten wie bisher«, antwortete Atlan. »In der derzeitigen Situation wäre es völlig zwecklos, Widerstand zu leisten. Und damit ist sowohl gemeint, dass Aufsässigkeit auf diplomatischer Ebene zu einem Bumerang für uns werden würde, als auch, dass es aussichtslos wäre, eine Entscheidung mit Waffengewalt herbeiführen zu wollen.«
»Von der letzteren Möglichkeit halte ich sowieso nichts, das weißt du«, warf Rhodan ein.
Atlan winkte ab.
»Ich meinte gar nicht einen Aufstand im Stile von Roctin-Pars Rebellen. Darüber einen Gedanken zu verlieren, ist müßig, denn dazu fehlt uns einfach das militärische Potenzial. Die Psychoauswertung meint vielmehr, dass wir uns im Augenblick völlig ruhig verhalten müssen. Das schließt also auch eine aktive Betätigung wie vor drei Tagen aus, als wir in den Kampf der Rebellen gegen die Laren eingriffen. Vielleicht ergeben sich in den nächsten Stunden neue Faktoren, die uns eine andere Verhaltensweise erlauben. Im Augenblick ist es aber klüger, die kommenden Ereignisse abzuwarten.«
Rhodan schwieg eine Weile, dann nickte er.
»In Ordnung, ich werde mich daran halten.« Er seufzte. »Hoffentlich kommt bald etwas auf uns zu, damit wir nicht länger mehr zur Untätigkeit verdammt sind.«
»Du kannst mir glauben, niemanden macht dieses Warten in Ungewissheit nervöser als mich«, sagte Atlan. »Aber wir müssen uns einstweilen damit abfinden. In der augenblicklichen Situation wäre es sogar unklug, sich mit Roctin-Par in Verbindung zu setzen.«
Rhodan nickte wieder.
»Ich werde warten, bis sich neue Aspekte ergeben. Aber nur so lange! Ich behalte mir aber vor, bei einer Verlagerung der Situation sofort meine Entscheidungen zu treffen.«
Atlan grinste.
»Ich werde dich bestimmt nicht daran hindern.«
Die anderen hatten sich die ganze Zeit über begnügt, schweigsame Zuhörer zu sein. Selbst Gucky, der bei anderen nicht minder ernsten Situationen nie ein Blatt vor den Mund genommen hatte, wirkte diesmal verschlossen, fast deprimiert.
Das lange Warten zerrte an ihren Nerven.
Es fehlte ihnen in der Wohnsiedlung nahe von Mivtrav, der Fünf-Millionen-Hauptstadt von Hetossa, an nichts. Die Laren waren darauf vorbereitet, den Terranern und selbst den Fremdwesen wie Gucky und dem Haluter Icho Tolot alle Wünsche zu erfüllen – obwohl sie nicht gewusst haben konnten, welche Personen in Rhodans Begleitung zum Konzilplaneten kommen würden.
Dagegen schienen die Laren über die Gewohnheiten der Terraner und die der Fremdintelligenzen, mit denen sie verbündet waren, bestens informiert. Gucky, zum Beispiel, brauchte nicht einmal auf die von ihm begehrten Mohrrüben zu verzichten, denn im Park der Wohnsiedlung gab es ein eigenes Gemüsebeet, in dem sie gezüchtet wurden. Und der Mausbiber beschwor, dass er überhaupt keinen Unterschied zu Mohrrüben feststellen konnte, die auf Terra wuchsen.
Der Telepath Fellmer Lloyd vertrieb sich die Zeit hauptsächlich damit, die Gedanken der Wachtposten zu lesen, die rund um ihre Unterkünfte verteilt waren. Ihre Gedanken verrieten ihm jedoch keine überwältigenden Neuigkeiten. Es handelte sich um Soldaten, die kein besonderes Wissen besaßen.
Es waren lebende Kampfmaschinen; in ihnen war die Überzeugung, dass sie die Gäste aus der fremden Galaxis beschützen und nicht bewachen sollten. Doch dass sie als Gäste und nicht wie Gefangene behandelt wurden, war für Fellmer Lloyd nur ein schwacher Trost.
Lord Zwiebus wurde mit der Langeweile am wenigsten fertig. Der Pseudo-Neandertaler, dessen Intellekt weniger ausgeprägt war als sein Instinkt, ertrug es nur sehr schwer, sich nicht betätigen zu können. Er wusste um das Verhängnis, in das die Völker der Milchstraße trieben, und sah nur in offensiven Taten eine Möglichkeit, das Steuer herumzureißen.
Die Wissenschaftler Professor Geoffry Abel Waringer und Professor Mart Hung-Chuin dagegen waren in ihrem Element. Obwohl es ihnen an der technischen Ausrüstung mangelte und sie nur äußerst spärliche Angaben über die Technik der Laren besaßen, so bot sich ihnen Gelegenheit zu kühnen Spekulationen.
»Ich verlerne noch die Teleportation!«
Ras Tschubais Worte konnten stellvertretend für die Stimmung aller Mutanten gelten. Irmina Kotschistowa, die einzige Frau in dem Team, das Rhodan auf diese Reise mitgenommen hatte, Dalaimoc Rorvic, Alaska Saedelaere und die beiden oxtornischen Überlebensspezialisten Neryman Tulocky und Powlor Ortokur waren alle zur Untätigkeit verdammt.
2.
Der Lare landete im Park mit einer jener Energieblasen, die das ausschließliche Beförderungsmittel auf Hetossa zu sein schienen. Ein Großkampfschiff beruhte auf dem gleichen Prinzip wie ein Gleiter für den planetaren Betrieb – der Unterschied lag nur in der Ausdehnung des Flugkörpers.
Als Hotrenor-Taak in den Gemeinschaftsraum kam, um Rhodan abzuholen, hatte dieser keine Bedenken, alle seine Gefährten mit zu der Besprechung zu nehmen. Hotrenor-Taak akzeptierte dies stillschweigend.
Die Laren waren für die Terraner ein noch ungewohnter, fremder Anblick. Darin machte nicht einmal Hotrenor-Taak eine Ausnahme, mit dem sie schon ziemlich lange zu tun hatten, und sie erkannten ihn vor allem an seiner dunkelroten Kombination mit den nicht genau zu definierenden Rangabzeichen.
Dieses enganliegende, uniformähnliche Gewand, das von allen Laren getragen worden war, denen sie bisher begegneten, schien allgemein verbreitet zu sein. An Bord von Raumschiffen schien es den gleichen Zweck zu erfüllen wie bei festlichen Anlässen. Auch der Schnitt schien immer gleich, es gab nur Unterschiede in der Farbe.
Dunkelrot war die Farbe für Offiziere und hochgestellte Persönlichkeiten wie Hotrenor-Taak, je blasser das Rot, desto niedriger der Rang – und untergeordnete Mannschaften waren an den ockergelben bis hellgelben Kombinationen zu erkennen.
Wie erwähnt, waren die Laren untereinander nur schwer zu unterscheiden. Sie waren wohl menschenähnlich, gingen aufrecht, besaßen eine Körpergröße zwischen 1,60 und 1,70 Meter und waren breit und untersetzt gebaut.
Sie besaßen jedoch eine tiefschwarze bis schwarzbraune Hautfarbe, die Haut selbst wirkte lederartig und spröde. Der Kopf, der auf einem kurzen, muskulösen Hals saß, wirkte flachgedrückt, von welcher Seite man ihn auch betrachtete. Das Gesicht darin wurde vor allem durch die überbreite Nase mit den vier verschließbaren Atemlöchern und dem breiten, volllippigen Mund geprägt, dessen gelblich schimmernde Lippen einen starken Kontrast zu der schwarzen Haut bildeten. Die Farbe der Lippen verriet auch, dass in ihren Adern gelbes Blut floss.
Die smaragdgrünen Augen fielen dagegen beim ersten oberflächlichen Blick gegenüber der Nase und dem Mund – und natürlich auch den überdimensionalen Ohren – nicht weiter auf. Sie waren von Knochenwülsten umrahmt und lagen tief in den Höhlen, und bei genauerer Betrachtung erst erkannte man, welche Intelligenz aus diesen Augen sprach.
Die schon erwähnten überdimensionalen Ohren waren nicht sogleich als solche zu erkennen, sondern sahen eher wie seitlich vom Kopf abstehende Kiemen aus. Sie begannen etwa in der Höhe, wo sich beim Menschen das Ohrläppchen befand, und reichten über die Unterkiefer bis hinunter zum Halsansatz, so dass irgendwie der Eindruck entstand, es handle sich um einen Backenbart.
Bis auf das Haupthaar war bei den Laren kein Haarwuchs festzustellen, dafür war dieses außerordentlich auffallend. Es schien unmöglich, dieses gekrauste, wie Metallspäne geringelte und ebenso widerborstig wirkende Haar zu kämmen. Die Laren bändigten ihr Haar, indem sie es nach den Seiten hin niederdrückten, bis eine Art Nest entstand. Diese Nestfrisur war für alle Laren charakteristisch.
Die Farbe des Haares – je nach Alter kupferrot bis goldgelb – verstärkte den Kontrast der grünen Augen und der gelben Lippen zu der schwarzen Haut nur noch mehr. Sie sahen dadurch irgendwie wie Vertreter einer seltenen und exotischen Gattung aus – und man vergaß über dieser kontrastierenden Farbenpracht nur zu leicht ihre Gefährlichkeit.
Hotrenor-Taak gab sich höflich, bemühte sich aber nie, seine Überheblichkeit zu verbergen. Er zeigte mit jeder Geste, mit jedem Wort, dass er sich als Angehöriger eines Volkes fühlte, das den Terranern in allen Belangen haushoch überlegen war.
Er war so selbstherrlich, dass er selbst bei kompromisslosen Forderungen eine joviale Art zeigte – er fand es nicht einmal für nötig, seinen Forderungen durch Drohungen Nachdruck zu verleihen.
Seine Haltung konnte aber nicht als individuell ausgelegt werden, sondern es war die allgemeine Einstellung der Laren zu den Terranern – und sicherlich auch die Einstellung aller dem Hetos der Sieben angehörenden Herrscherrassen gegenüber außenstehenden Völkern.
Und diese Überheblichkeit, die das Hetos der Sieben kennzeichnete, war in ihrer Art noch gefährlicher für die Terraner als offene Gewalt, Terror und diktatorischer Zwang. Denn in der Analyse wurde es offenbar, dass in der Methode zur Machtübernahme der Laren all das steckte, nur wurde es nicht beim Namen genannt.
Die Terraner wussten aber inzwischen, woran sie waren. Als sie Zeuge gewesen waren, mit welcher kompromisslosen Härte die Laren die Feinde ihres Systems bekämpften, hatte es sich ihnen gezeigt, dass der Psychoterror ganz leicht in offene Gewalt umschlagen konnte.
*
Diese zweite Besprechung war weniger eine Verhandlung auf diplomatischer Ebene, sondern eher eine Unterrichtslektion für Rhodan, während der er eingehender über die Forderungen der Laren informiert werden sollte. Außerdem war Hotrenor-Taaks Absicht, Rhodan geistig umzuschulen und ihm eine neue Denkweise aufzuzwingen, ganz eindeutig zu erkennen.
Der Lare brachte Rhodan und seine Leute in der Energieblase in eine Art Studioraum, der in einem der obersten Geschosse eines turmförmigen Gebäudes am Rande von Mivtrav lag.
Jeder der Teilnehmer bekam einen Platz an einem Pult zugewiesen, das mit einem halben Dutzend Monitoren, einem Kleincomputer, einem Kommunikationssystem und anderen technischen Einrichtungen ausgestattet war.
»Ich komme mir vor, als müsste ich noch einmal die Schulbank drücken«, sagte Gucky und traf damit den Nagel auf den Kopf.
Hotrenor-Taak war ein autoritärer Lehrer, der in schulmeisterlicher Überheblichkeit seinen Schülern Dogmen einbläuen wollte.