Perry Rhodan Neo 128: Der Verräter - Kai Hirdt - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan Neo 128: Der Verräter E-Book und Hörbuch

Kai Hirdt

5,0

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Beschreibung

Nachdem der Astronaut Perry Rhodan im Jahr 2036 auf dem Mond ein außerirdisches Raumschiff entdeckt hat, einigt sich die Menschheit – es beginnt eine Zeit des Friedens. Doch 2049 tauchen beim Jupiter fremde Raumschiffe auf. Es sind Maahks, und sie planen einen Krieg gegen das Imperium der Arkoniden. Als kurz darauf 100.000 Kampfraumschiffe der Maahks das Arkonsystem verheeren, forscht Perry Rhodan nach den Drahtziehern dieser Invasion. Er spürt die Ursprungswelt der Maahks auf und erfährt mehr über deren dramatische Geschichte. Danach beginnen Rhodan und seine Gefährten eine gefährliche Recherche. Wer steckt hinter den Angriffen der Maahks, wer provoziert das Ende des Arkon-Imperiums? Am Ziel ihrer Suche wartet eine schockierende Erkenntnis auf die Menschen – sie treffen den Verräter ...

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Zeit:5 Std. 20 min

Sprecher:Axel Gottschick
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Band 128

Der Verräter

Kai Hirdt

Nachdem der Astronaut Perry Rhodan im Jahr 2036 auf dem Mond ein außerirdisches Raumschiff entdeckt hat, einigt sich die Menschheit – es beginnt eine Zeit des Friedens. Doch 2049 tauchen beim Jupiter fremde Raumschiffe auf. Es sind Maahks, und sie planen einen Krieg gegen das Imperium der Arkoniden.

Als kurz darauf 100.000 Kampfraumschiffe der Maahks das Arkonsystem verheeren, forscht Perry Rhodan nach den Drahtziehern dieser Invasion. Er spürt die Ursprungswelt der Maahks auf und erfährt mehr über deren dramatische Geschichte.

Danach beginnen Rhodan und seine Gefährten eine gefährliche Recherche. Wer steckt hinter den Angriffen der Maahks, wer provoziert das Ende des Arkon-Imperiums? Am Ziel ihrer Suche wartet eine schockierende Erkenntnis auf die Menschen – sie treffen den Verräter ...

1.

Perry Rhodan

Die VENTURE trieb mit einer Restfahrt von vierzig Prozent Lichtgeschwindigkeit durch das Aminatsystem. Der Handelsplatz war gut ausgelastet. Hier, am Rand des Sternhaufens M 13, zeigte die Verheerung des Arkonsystems bislang keine ökonomischen Auswirkungen.

Das würde aber noch kommen, dessen war sich Perry Rhodan sicher. Bei manchen Organismen konnte man das Herz entfernen, und die Glieder zuckten eine ganze Weile weiter. Aber wenn das arkonidische Imperium nicht bald wieder ein funktionierendes politisches und ökonomisches Zentrum erhielt, würde die nachfolgende Wirtschaftskrise Not, Elend und über kurz oder lang einen Bürgerkrieg verursachen.

Zurzeit sprangen jedoch weiterhin Hunderte von Frachtschiffen in das System oder wieder heraus. Sie sorgten für eine perfekte Tarnung. Der Sprung der VENTURE nach Aminat war in diesem Wirrwarr von Transitionssignaturen ein winziger Punkt unter vielen. Wenn jemand aus ihrem eigentlichen Zielsystem den Schiffsverkehr in der Nähe überwachte, war ihm die kleine Korvette also mit ziemlicher Sicherheit entgangen.

In der Nähe. Ihre Lage bot wenig Anlass zur Heiterkeit, aber dieser Gedanke amüsierte Rhodan. Mit solchen Worten hätte man eine Distanz von dreieinhalb Lichtjahren vor zwanzig Jahren sicher nicht beschrieben. In dieser Entfernung lag ein unscheinbares, angeblich unbewohntes Sonnensystem, das auf den arkonidischen Sternkarten Dor hieß. Nach Dor wies der Koordinatensatz, den die Menschen auf der VENTURE von der CREST erhalten hatten – ohne Erklärung, warum oder was es mit diesem System auf sich haben mochte.

Rhodan betrachtete das Hologramm des Zielsystems. Acht Planeten, kein einziger davon irgendwie bemerkenswert. »Was denken Sie, Tuire?«

Der Aulore trat neben ihn. Er sah Rhodan nicht an. Der Blick aus seinen violetten Augen verharrte nachdenklich auf der Systemdarstellung. »Es wirkt harmlos.« Er legte die Stirn in Falten. Kurz sah die Rabentätowierung darauf aus, als schlüge sie mit den Flügeln. »Zu harmlos. Irgendwas muss dort sein.«

Rhodan nickte. Er hatte ebenfalls ein ungutes Gefühl. Das Signal von der CREST war kein Notruf gewesen. Deshalb sprach eigentlich nichts dafür, dass er schnell handeln musste. Aber etwas stimmte nicht. Sonst hätten Deringhouse oder Atlan, oder wer auch immer die Nachricht abgesetzt hatte, sicher noch ein oder zwei erklärende Worte verloren. Auch das trug nicht zu Rhodans Beruhigung bei. Gerade das Fehlen jeder weiteren Information war alarmierend – ausreichend alarmierend, um die Verfolgung jenes mysteriösen Schiffs aufzugeben, auf dem möglicherweise Thora gefangen gehalten wurde.

Reine Spekulation, rügte sich Rhodan. Wir wissen nicht, ob Thora und Crest wirklich an Bord sind, und eigentlich nicht einmal, ob sie wirklich entführt wurden oder was sonst geschehen ist. Thoras Notruf war alles andere als eindeutig. Es war müßig. Er würde das Rätsel um Thoras Verschwinden nicht lösen, indem er sich zum hundertsten Mal den Kopf darüber zerbrach. Die Sorge um seine Frau und ihren Ziehvater lenkte ihn nur von der Aufgabe ab, die er im Augenblick zu lösen hatte.

»Wie lange noch?«, fragte Rhodan.

Statt zu antworten, schüttelte Tuire Sitareh lächelnd den Kopf. Eine kupferfarbene Strähne fiel ihm in die Augen.

Recht hat er, dachte Rhodan. Ich weiß, wie lange – und er weiß, dass ich es weiß. Die Frage war nur ein weiterer Versuch gewesen, mit der bohrenden Unsicherheit umzugehen. Sie wussten nicht, was die CREST ihnen hatte mitteilen wollen, ebenso wenig, von wo sie gesendet hatte. Von der MAYA, die gemeinsam mit der CREST operierte, hatten sie gleich gar nichts gehört – was Rhodans Besorgnis nicht gerade verringerte.

Sollten die beiden Raumschiffe tatsächlich in eine Falle geraten sein, wollte Rhodan die VENTURE nicht derselben Gefahr aussetzen. Also beobachteten sie Dor vorerst nur. Aminat war der ideale Standort dafür: so belebt, dass ihre Transition nicht auffiel, und so nah bei Dor, dass sie jeden Einsatz starker Hypersignale oder gar Schiffsbewegungen im Zielsystem angemessen hätten. Zudem konnten sie sich in Aminat aufhalten, bis die Energiespeicher ihrer Sprungtriebwerke vollständig aufgeladen waren. Das würde in fünf Minuten der Fall sein.

Rhodan wandte sich an die Besatzung der Zentrale. Oberleutnant Hasselbladd, der Kommandant der VENTURE, sah ihn gespannt an, ebenso der Rest der Soldaten. Die Nervosität war fast greifbar.

Immerhin blieb Rhodans eigenes Einsatzteam deutlich gefasster. Die Mutanten um John Marshall hatten zu viele Einsätze hinter sich gebracht, als dass sie vor einem Sprung ins Ungewisse große Anspannung zeigen würden. Sue Mirafiore und Ishy Matsu strahlten Ruhe aus, und sogar Tani Hanafe wirkte sehr viel geerdeter als vor wenigen Wochen. Captain Thi Tuong Nhi, Cel Rainbow und Tim Schablonski gaben sich alle Mühe, noch etwas abgebrühter zu erscheinen. Die Soldaten der CREST wollten ihren Kameraden von der VENTURE wohl beweisen, dass sie nach ihren bisherigen Einsätzen mit Rhodan auf absolut alles vorbereitet waren.

»Unsere Transitionstriebwerke sind gleich wieder einsatzbereit«, resümierte Rhodan. »Glauben wir unserer Ortung, ist das Dorsystem so ruhig wie ein Friedhof. Wir springen hin und sehen uns in aller Seelenruhe um, bis wir herausfinden, was die CREST uns mitteilen wollte.«

»Und glauben wir unserer Ortung, Sir?« Cel Rainbow verzog keine Miene, als er Rhodans Aussage wortgenau wiederholte. Der Captain der Raumlandetruppe ließ sich nicht anmerken, was er von dem Einsatz dachte.

»Selbstverständlich nicht.« Rhodan lächelte schief. »Wir haben hier unter anderem deshalb drei Stunden Däumchen gedreht, damit wir schnell wieder aus dem Zielsystem herauskönnen, wenn wir in einer Falle landen. Der Hüpfer nach Dor belastet die Triebwerke nicht sehr – sollten wir Probleme bekommen, sind wir nach sieben Minuten wieder sprungbereit. So lange werden wir den Kopf ja hoffentlich über Wasser halten können.«

Er nickte dem Kommandanten zu. »Mister Hasselbladd, bitte rufen Sie Professor Oxley aus seinem Labor. Wenn bei Dor etwas Interessantes auf uns wartet, will ich seine Meinung hören. Sobald er hier ist, machen wir den Sprung.«

Ihr Rücksturz erfolgte bis auf wenige Hundert Meter genau bei den angegeben Koordinaten.

»Ortung!«, befahl Rhodan. Unauffällig schielte er nach dem Namensschild auf der Brust des Ortungsoffiziers. Leutnant Davidson, las er.

Davidson machte keine verständliche Meldung. Stattdessen verließ eine Art Gurgeln seine Kehle. Er riss die Augen auf und gestikulierte in Richtung der Hologramme an seiner Arbeitsstation.

Thi Tuong Nhi war mit zwei Sätzen bei ihm, griff in die Kontrollen und projizierte die Ortungsergebnisse für alle sichtbar ins Hauptholo.

»Ach du ...« Rhodan erstarben die Worte auf den Lippen. Die VENTURE war inmitten einer gigantischen Flotte rematerialisiert.

»Ortung, Tastung – alles, was wir haben!«, befahl er. »Unseren Sprung haben die sowieso bemerkt, da müssen wir nicht unauffällig tun. Funkverkehr analysieren. Fluchtkurs berechnen, falls die uns ans Leder wollen!«

Der Mann an der Ortung hatte sich wieder gefangen. Mit hektischen Bewegungen setzte er Rhodans Anordnungen um.

»Das sind ungefähr fünfundvierzigtausend Schiffe«, sagte Tuire Sitareh leise.

Rhodan fuhr zu dem Auloren herum. »Wie bitte?«

Tuire nickte zum Holo. »Fünfundvierzigtausend.«

Rhodan überlegte fieberhaft, was das zu bedeuten hatte. Das war exakt die Anzahl jener arkonidischen Schiffe, die vor dem Maahkangriff auf Arkon im Snarfsystem gestrandet waren. Die Kampfraumer, bei deren Instandsetzung die CREST und die MAYA hatten helfen sollen. War das hier Arkons Flotte? Wie hatte sie so schnell wieder mobilisiert werden können? Nie im Leben hätte die CREST in dieser kurzen Zeit ...

Das war nicht die CREST, schoss es ihm durch den Kopf. Ein einzelner Mann hatte den Angriff der Maahks organisiert und die Verteidigungsflotte in die Falle gelockt. Agaior Thoton. Thoton hatte die ganze Flotte lahmgelegt, ohne Zweifel mit irgendeiner überlegenen Technik, die er von seinen Verbündeten erhalten hatte: jener Allianz, die den humanoiden Lebensformen in der Milchstraße an den Kragen wollte. Wahrscheinlich konnte Thoton die Flotte ebenso schnell wieder in Gang setzen, indem er die Manipulation der Bordsysteme rückgängig machte. Benutzte Thoton Arkons Kriegsflotte, um Arkons Fluchtwelt zu bedrohen?

Und in der Öffentlichkeit hat er sich als Verteidiger der Heimat inszeniert. Als Retter Arkons, den man auf den Thron heben sollte. Rhodan fühlte Zorn in sich aufwallen. Wenn es dem Verbrecher gelungen war, die Kommandanten der Schiffe von sich zu überzeugen, war Arkons Schicksal besiegelt. Thoton würde Emthon, die rechtmäßige Imperatrice, einfach hinwegfegen.

»Die bisher empfangenen Kennungen entsprechen denen von Schiffen, die zuletzt bei Snarf ...«

Rhodan schnitt dem Ortungsoffizier mit einer Geste das Wort ab. »Schon verstanden. Was macht die Funkanalyse? Warum sind sie in diesem System?«

Er ahnte die Antwort bereits. Atlan war es gelungen, mehrere Milliarden Arkoniden an einen unbekannten Ort zu retten. In ein Versteck, in dem die Imperatrice und die Bevölkerung der drei Arkonwelten die Kriegszeit überstehen konnten, um anschließend ihr Heimatsystem wieder in Besitz zu nehmen. Die Position dieses Zufluchtssystems – Aarakh Ranton hatte Atlan es genannt, die zweite Heimat – war das größte Geheimnis des ganzen arkonidischen Imperiums.

Rhodan zog sich der Magen zusammen. Er betrachtete das Modell des Systems – acht völlig unauffällige Planeten. Der vierte lag in der habitablen Zone. Eine Sauerstoffwelt, eine ziemlich große sogar, mit weitflächigen Landmassen und wenig Wasser. Wunderbar geeignet für eine Zivilisation, die sich unter der Planetenoberfläche verstecken wollte. Ein idealer Bauplatz für großmaßstäbliche unterplanetare Bunkeranlagen.

Davidson sah ihn an wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Rhodan verbiss sich einen Fluch. Er hätte im Moment einiges dafür gegeben, mit der erfahrenen Crew der CREST zu arbeiten.

»Wie steht es mit dem Fluchtkurs, Mister Hasselbladd?«, fragte er weiter ab.

»Es gibt einen möglichen Ausweg«, meldete der Kommandant. Zumindest er schien seiner Aufgabe gewachsen. »Ein paar Asteroiden auf der Strecke, die wir nicht rammen sollten. Aber das schaffen wir. Einige Schiffe sind unterwegs, um die Lücke dicht zu machen, aber wir haben ein paar Minuten.«

»Gut«, sagte Rhodan. »Flucht vorbereiten! Ich fürchte, Agaior Thoton hat die Flotte übernommen.« Ich hätte den verdammten Verbrecher abschießen sollen, als ich die Chance hatte, dachte er bitter. »Sobald wir das sicher wissen, verschwinden wir und überlegen, wie wir unauffälliger in das System eindringen können. Wenn wir angegriffen werden, ziehen wir uns sofort zurück!« Hasselbladd hatte mittlerweile ihren Fluchtvektor in das taktische Holo eingeblendet. Rhodan betrachtete den vorgeschlagenen Kurs. Es stimmte: Solange die arkonidischen Schiffe mit Unterlicht flogen, würden sie einige Minuten benötigen, um der VENTURE den Weg zu verlegen. »Immerhin hat uns die CREST an eine Stelle gelotst, von der aus wir wieder verschwinden können. Davidson, wo bleibt meine Funkanalyse?«

Endlich riss sich der Ortungsoffizier zusammen. »Die Flotte hält weitgehend Funkstille, Sir. Funksendungen, wenn es denn überhaupt welche gibt, laufen nur über Normalfunk. Es sind einfache Statusmeldungen mit geringer Sendeleistung.«

»Die Flotte will also nicht geortet werden. Kein Hyperfunk und keine Transitionen – außer ihrem einmaligen Sprung in dieses System selbst.« Rhodan dachte laut. »Das ist gut für uns. Wenn es zu einer Auseinandersetzung kommt, werden sie auf Aktionen verzichten, die man im ganzen Sternhaufen orten kann.«

Und dass es zu einer Auseinandersetzung kommen würde, schien Rhodan hoch wahrscheinlich.

»Die Schiffe, die auf unseren Fluchtkorridor vorrücken, berichten an eine ARK'TELBUR. Das ist das Kommandoschiff in diesem Abschnitt. Ein Fünfhundert-Meter-Kreuzer, der ...« Davidson hielt inne. »Die ARK'TELBUR funkt uns an!«

Wie passend, dachte Rhodan. »Legen Sie es aufs Hauptholo.«

Es dauerte eine Sekunde, dann erschien das Bild eines Reekha. Ein unverkennbar Arkon-Gebürtiger, weiße Haare und rote Augen inklusive. »Reekha Mengan von der ARK'TELBUR an unbekanntes Schiff. Antworten Sie über Normalfunk. Wenn Sie Hyperfunk verwenden, werden Sie sofort vernichtet!«

»Empfang bestätigt!«, sagte Rhodan.

Mengan reagierte nicht. Rhodan sah fragend zu Davidson.

»Sie stehen noch eine Million Kilometer entfernt«, erläuterte der Ortungsoffizier. »Funkwellen brauchen dreieinhalb Sekunden hin und dreieinhalb zurück.«

Reekha Mengan regte sich wieder. Er zeigte eine entgeisterte Miene. »Perry Rhodan! Was haben Sie hier im Dorsystem zu suchen?«

Einen Augenblick überlegte Rhodan, ob es klug gewesen war, das Gespräch selbst anzunehmen. Andererseits: Es wäre ihnen ohnehin nicht lange zu verbergen gelungen, dass sie von der Erde stammten. Schließlich gab es nicht so furchtbar viele raumfahrende Völker, die über Korvetten aus liduurischer Fertigung verfügten.

»Ich suche tatsächlich etwas«, erwiderte er ruhig. »Mir sind zwei Schiffe abhandengekommen, die CREST und die MAYA. Ich habe Grund zu der Annahme, dass beide in diesem System waren. Haben Sie sie zufällig gesehen?«

Die Antwort kam diesmal schneller. Die ARK'TELBUR verkürzte die Distanz. »Wenn es so wäre, dürfte ich darüber keine Auskunft geben«, antwortete der Reekha. »Alle Ereignisse in der Sperrzone unterliegen strenger Geheimhaltung.«

»So streng auch wieder nicht.« Rhodan schoss ins Blaue. »Wir sind hierhergerufen worden. Oder glauben Sie, wir hätten es sonst ohne Weiteres geschafft, die streng geheime Zufluchtswelt der Arkoniden zu entdecken?«

Mengan erbleichte – das war etwas, das Rhodan bei Mengans heller Haut kaum für möglich gehalten hätte. »Woher wissen Sie davon?«, fragte der Arkonide heiser.

Ich wusste es gar nicht, ich habe es nur vermutet, dachte Rhodan. Und du bist ein lausiger Geheimnisträger. Egal, er hatte Mengan ausreichend verunsichert. Bei Thora hatte Rhodan oft genug zusehen dürfen, wie sie rangniedrigere Arkoniden einschüchterte. Es war Zeit, dass er den Trick selbst zur Anwendung brachte. »Die Erde pflegt beste Beziehungen in den Kristallpalast, wie Sie sicher wissen. Und selbstverständlich auch in die Entsprechung des Kristallpalasts hier auf Aarakh Ranton. Also empfehle ich Ihnen dringlich, uns nicht länger aufzuhalten. Wo sind die CREST und die MAYA?«

Mengan wirkte verwirrt. »Einen Moment, ich muss Rücksprache halten ...«

»Er sendet ein kodiertes Richtsignal«, sagte Leutnant Davidson. »Gerade stark genug, dass es den vierten Planeten erreichen kann.«

Rhodan nickte. Der Mann an der Funk- und Ortungsstation hatte sich offensichtlich beruhigt, wenn es ihm gelang, die geringe Streustrahlung eines solchen gebündelten Signals aufzufangen.

Sitareh lächelte Rhodan wissend an. »Das Pronomenspiel? ›Beziehungen in den Kristallpalast‹? Nicht ›Beziehungen zur Imperatrice‹?«

»Sie hören aufmerksam zu, Tuire.« Rhodan lächelte grimmig. »Hoffen wir, dass Reekha Mengan darauf hereinfällt. Er wirkt nicht wie der gewiefteste Diplomat unter den vielen Sonnen dieses Sternhaufens.«

»Bin ich wohl auch nicht.« Tim Schablonski schüttelte verständnislos den Kopf. »Kann mir das jemand erklären?«

Sitareh klang wie ein freundlicher Lehrer. »Perry hofft, dass Mengan uns das Geschlecht des aktuell Herrschenden verrät. Spricht er bei seiner Antwort im Namen der Imperatrice, dann ist Emthon die Fünfte weiterhin an der Macht, also eine Verbündete der Menschen.«

»Ist allerdings von einem Imperator die Rede«, übernahm Rhodan, »müssen wir davon ausgehen, dass Thoton die Imperatrice vom Thron verdrängt hat. In diesem Fall verschwinden wir schleunigst, solange wir noch die Chance haben.« Er sah auf das taktische Holo. Die arkonidischen Schiffe waren bereits bedrohlich nahe gekommen.

»Uns bleiben zwei Minuten«, verkündete Hasselbladd. »Danach haben sie uns eingekesselt.«

»Wir starten in einer Minute!«, ordnete Rhodan an. »Egal ob wir dann schon Antwort haben oder nicht.« Er hoffte inständig, dass er mit seiner Einschätzung recht behielt, dass die Flotte Transitionsverbot hatte. Denn wenn ihnen zwanzig Schiffe mit Kurztransitionen den Weg verlegten, hatten sie ein Problem.

Mengan meldete sich wieder. »Bitte entschuldigen Sie die Verzögerung. Aarakh Ranton bestätigt Ihre Angaben. Der Imperator lädt Sie zu einem persönlichen Austausch ein. So können alle offenen Fragen geklärt werden, unter anderem der Verbleib Ihrer beiden Einheiten. Sie werden über einen Peilstrahl geleitet.«

»Das Vergnügen hatte ich bereits einmal ...« Für einen Augenblick überkam Rhodan die Erinnerung an Hamtar Rhag Nar Rhug. Thoton hatte Thora und Rhodan zu einem gemeinsamen, förmlichen Abendessen gezwungen, während er in einem Nebenraum Crest und ihren Sohn foltern ließ. Nur einer der vielen Gründe, warum man den Verbrecher zur Rechenschaft ziehen musste.

Aber nicht, wenn Thoton selbst die Bedingungen des Treffens festlegte.

»Meinen herzlichsten Dank, Reekha.« Lächelnd deutete Rhodan eine kleine Verbeugung an, danach beendete Davidson auf ein Handzeichen die Verbindung.

Rhodan drehte sich zum Kommandanten. »Nichts wie weg!«

Die Mannschaft der VENTURE mochte bislang nicht viel Einsatzerfahrung gesammelt haben, aber sie war gut eingespielt. Mit knappen Befehlen dirigierte Oberleutnant Hasselbladd das kleine Raumschiff durch den immer schmaler werdenden Korridor zwischen den arkonidischen Einheiten. Bis die VENTURE halbe Lichtgeschwindigkeit erreicht hatte und aus dem System springen konnte, würde es ein paar Minuten dauern. So lange mussten die Menschen nicht nur Abstand zu ihren Verfolgern wahren, sondern zugleich den Asteroiden ausweichen, die in der Ortung auftauchten. Das Feld war ungewöhnlich dicht. Zwar betrug die Distanz zwischen den Hindernissen meist mehrere Hundert Kilometer, sodass die Lücken komfortabel groß waren. Aber im unwahrscheinlichen Fall, dass es doch zu einer Kollision kam, wollte man nicht mit annähernd halber Lichtgeschwindigkeit gegen die Felsen prallen. Schutzschirme hin oder her, ab einer gewissen Größe waren die Brocken gefährlich.

Mengan hatte die Verfolgung aufgenommen. Seine Schiffe operierten jedoch ineffizient. Durch die Beschränkung auf den Normalfunk benötigte die Befehlskette stets ein klein wenig zu lange. Gefährlich wurde es dennoch: Mehrere Energiestrahlen schlugen in die Schirme der VENTURE ein und beeinträchtigten deren Stabilität. Dabei wurde die dringend benötigt, damit die Schutz- und Prallfelder die zahllosen kleineren Gesteinsteile, die unvermeidlich in ihrem Weg lagen, verlässlich unschädlich machten.

Rhodan fluchte leise. Er hätte auf sein Bauchgefühl hören und aus dem System verschwinden sollen, bevor es eng geworden war.

»Großer Asteroid vor uns!«, rief Davidson. »Energieortung – und Metall! Dort startet ein Schiff!«

Das Holo zeigte ihren neuen Gegner als gelben Punkt, der geradewegs auf dem Kurs der VENTURE lag. Hatte man sie in einen Hinterhalt gelockt? Waren sie wirklich so naiv gewesen?

»Eine einzelne Leka-Disk«, meldete Davidson weiter. »Sie passt Kurs und Geschwindigkeit an unsere an!«

»Wie bitte?« Rhodan war verblüfft. »Detailansicht!«

Die verfolgenden Raumschiffe verschwanden aus dem Zentralholo, stattdessen wurde der Ausschnitt vor ihnen massiv vergrößert. »Allen Ernstes«, murmelte Rhodan. »Was soll das?«

»Leka-Disk eröffnet das Feuer!«

Bei den Treffern, die sie von Reekha Mengan und den anderen Verfolgern abbekamen, fiel die Disk nicht ins Gewicht. Die VENTURE mochte nicht die stärksten aller Schutzschirme haben, aber zur Abwehr dieses Kleinstraumschiffs reichten sie allemal aus.

Nicht überheblich werden, mahnte Rhodan sich. Nicht, dass am Ende ein Schuss von dem Winzling unserem Schirm den Rest gibt.

»Funksignal!«, rief Davidson.

»Mengan?«, fragte Rhodan zurück.

»Nein, es kommt von der Leka-Disk!«

Mittlerweile hatte die flache Scheibe sich der VENTURE bis auf wenige Hundert Kilometer genähert. Auch das war eine Art, die Durchschlagskraft der eigenen Waffen zu steigern – wenn auch eine hochriskante, falls die Menschen sich zu einem Gegenschlag entschlossen.

»Zeigen Sie schon, worauf warten Sie?«, herrschte Rhodan Davidson an.

»Ich stabilisiere das Signal.« Auf die Stirn des Funkers traten Schweißperlen. »Es ist sehr schwach und wird fast komplett überdeckt von den energetischen Störungen durch das Gefecht.«

»Was soll das heißen?«, fragte Rhodan. »Er flüstert?«

»So kann man es nennen«, bestätigte Davidson.

Rhodan überlegte. Jemand beschoss sie aus allen Rohren und für jedermann sichtbar, aber gleichzeitig wollte er heimlich mit ihnen plauschen?

»Ich hab's!« Davidson wischte sich den Schweiß von der Stirn.

2.

Pete Roofpitter

Pete Roofpitter sah aus dem Fenster von Lionel Dahls Haus. Desert Gardens war tagsüber wie ausgestorben. Kein Auto und kein Gleiter waren zu sehen. Sämtliche Bewohner des kleinen Vororts gingen weiter nördlich, in Terrania, ihren Berufen und Geschäften nach.

Das Leben spielte einem manchmal seltsame Streiche.

Roofpitter war immer sicher gewesen, dass er irgendwann in so einem kleinen Nest landen würde. Seine Polizeikarriere war nie richtig vom Fleck gekommen, obwohl er ein guter Ermittler war. Sein Wechsel zur Militärpolizei der Raumflotte hatte sich ebenfalls als Reinfall entpuppt. In seiner Versetzung auf die CREST hatte er die große Chance gewittert – nur um dann seine Zeit abzusitzen, als Polizist auf einem Raumschiff, auf dem monatelang keine Straftaten begangen wurden. Er hatte in seinem Büro gehockt, gebrütet und sich ausgemalt, wie es nach dem Ende seiner Dienstzeit weitergehen würde. In solchen dunklen Stunden sah er sich in einem Nest wie Desert Gardens Strafzettel schreiben, bis man ihn irgendwann unter die Erde verfrachtete.

Nun war er hier also angekommen – aber unter völlig anderen Vorzeichen. »Und ich erhalte jede Unterstützung, die ich benötige?«

Reginald Bull nickte. »Alles, was Sie haben wollen. Hauptsache, Sie finden die beiden!« Der Systemadmiral – Protektor, korrigierte sich Roofpitter. Er übernimmt Rhodans Stellvertretung bis zur Rückkehr der CREST – strich sich gedankenverloren durch den Bart. Dann sah er kurz hinüber zu seiner Leibwächterin Autum Legacy. Wenn die bildhübsche, athletische Frau eine Meinung zu diesem Freibrief hatte, ließ sie es sich nicht anmerken.

Roofpitter blickte wieder aus dem Fenster und grübelte über die höchst interessante Wendung in seinen beiden Fällen. Den zwei Fällen, die inzwischen nur einer waren.

Für Perry Rhodan jagte er die Mehandor-Submatriarchin Empona, die auf der CREST einen Mord begangen und die Baupläne der Transformkanone gestohlen hatte. Über Irrungen und Wirrungen hatte er von Reginald Bull den Auftrag erhalten, herauszufinden, wer dessen Assistenten Lionel Dahl erpresst hatte. Das war eine Mehandor namens Emptral gewesen.

Emptral hatte einiges auf dem Kerbholz. Sie hatte Dahl mit intimen Aufnahmen erpresst. Sie war an den Anschlägen auf Reginald Bull beteiligt gewesen. Sie hatte bei der Entführung von Perry Rhodans Sohn eine Rolle gespielt.

Empona war eine Mörderin, und die von ihr gestohlenen Konstruktionspläne ermöglichten den Bau der gefährlichsten Waffe, die in der Milchstraße bekannt war.

Und beide hatten vor Kurzem gemeinsam in ein und demselben Quadrocopter gesessen. Emptral hatte Empona geholfen, zu entkommen – und den DNS-Untersuchungen zufolge war sie Emponas Schwester.

»Ich finde sie!« Roofpitter nickte entschlossen. »Ich werde wahrscheinlich Hilfe von GHOST und der Terra Police brauchen.«

»Um die Unterstützung durch die TP kümmere ich mich«, antwortete Bull. Für Roofpitter war es weiterhin ungewohnt, den langjährigen Systemadmiral nun in der weinroten Kleidung des Protektors zu sehen. »Was den Geheimdienst angeht, wenden Sie sich einfach an Miss Legacy. Einen direkteren Draht ins GHOST-Hauptquartier als über die Aufpasserin des Protektors gibt es wohl nicht.«

Legacy zog eine Augenbraue hoch. »Möchtest du andeuten, Reg, dass du dich durch mich überwacht fühlst?«

»Bewacht, würde ich sagen«, erwiderte Bull. »Und das ist ja die Aufgabe einer Leibwächterin. Läge ich denn völlig falsch mit meiner Annahme, dass Chief Roofpitter über dich unbürokratisch Kontakt zu GHOST aufnehmen kann?«

Legacy lächelte stumm.

»Dann wäre das geklärt«, sagte Bull. »Was brauchen Sie außerdem?«

Roofpitter dachte nach. Er grübelte, zerbrach sich den Kopf, zermarterte sich das Hirn – aber ihm fiel kein Weg ein, wie er das nun Kommende vermeiden könnte. »Also gut.« Er seufzte. »Ich möchte bitte Eric Leyden und sein Team als Unterstützung.«

Bull sah ihn lange und durchdringend an. »Eric Leyden«, sagte er nach einer Weile.

Roofpitter nickte.

»Sie wollen einen verrückten Wissenschaftler in Ihrem Team. Und seine Combo von spleenigen Koryphäen.«

Roofpitter nickte wieder. »Glauben Sie mir, es fällt mir nicht leicht, danach zu fragen. Leyden ist die nervtötendste Person, der ich je begegnet bin. Und sein Team ist eine Chaotentruppe. Aber andererseits lösen sie Probleme schneller als jeder andere. Und die Wege, auf denen sie ans Ziel kommen ... Ich bin mir nicht sicher, ob sie genial sind oder einfach nur völlig irre. Aber es funktioniert. Es wäre leichtfertig, diese Ressource nicht zu nutzen. Insbesondere, da wir die Baupläne unbedingt zurückbekommen müssen, bevor die beiden Mehandor damit die Erde verlassen.«

Bull blieb sichtlich skeptisch, fragte dann jedoch: »Was ist mit dem neuen Teammitglied? Diese ...« Er grübelte einen Moment.

»Anneke ter Verleuwen«, half Roofpitter weiter. »Sie sollte unbedingt dabei sein. Als völlig vernünftige und zurechnungsfähige Person passt sie zwar eigentlich nicht in dieses Team, aber sie ist Spezialistin für Exo-IT – und sie hat sich bereits mit diesem Datenspeicher befasst, während er noch sicher im Safe auf der CREST lag. Wer weiß, wofür dieses Wissen noch benötigt wird.« Und außerdem, setzte er in Gedanken hinzu, genieße ich jede Sekunde in ihrer Gegenwart.

»In Ordnung. Auf Ihre Verantwortung, Chief.« Bull drehte sich Richtung Tür, wandte sich dann wieder um. »Und Sie übernehmen das Kommando, verstanden? Lassen Sie sich von Leyden nicht die Butter vom Brot nehmen, sonst endet das hier im Chaos.«

Roofpitter grinste. »Habe ich Sie richtig verstanden, Protektor? Ich bin hiermit offiziell Eric Leydens Vorgesetzter?« Er freute sich schon auf Leydens Gesicht, wenn er ihm diese Information überbrachte. Leyden hatte ihm gegenüber ein paar Mal zu oft den Chef heraushängen lassen.

»Korrekt«, antwortete Bull. »Sie sind der Boss.« Er sah auf seine Uhr. »Ich muss zurück nach Terrania, da ist manches liegen geblieben. Sollen wir Sie mitnehmen?«

Roofpitter schüttelte den Kopf. »Nein. Ich möchte mich hier noch einmal umsehen und den Ort auf mich wirken lassen. Emptral ist oft hier gewesen. Vielleicht finde ich eine Spur oder irgendetwas, um mich in sie hineinzuversetzen.«

»Wie Sie meinen. Wenn Sie etwas von GHOST wollen, kontaktieren Sie Legacy. An die Terra Police wenden Sie sich direkt. Ich hinterlege eine entsprechende Autorisierung.«

Der Interimsprotektor und seine Leibwächterin gingen. Roofpitter blieb mit dem Kriminaltechnischen Ermittlungs-, Schutz- und Analyseroboter zurück. Er betrachtete den KESAR nachdenklich. Der Roboter verwahrte den Glasträger mit Emptrals DNS-Probe, aber was brachte das? Wie kam Roofpitter ihr damit auf die Spur?

Er musste am Anfang anfangen.

Was wusste er?