Perry Rhodan Neo 272: Die Hölle der Wega - Ruben Wickenhäuser - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan Neo 272: Die Hölle der Wega E-Book und Hörbuch

Ruben Wickenhäuser

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Beschreibung

Vor sieben Jahrzehnten ist der Astronaut Perry Rhodan auf Außerirdische getroffen. Seither hat die Menschheit bei ihrem Vorstoß zu den Sternen andere Planeten besiedelt. Dann werden die Erde und der Mond unfreiwillig in den fernen Kugelsternhaufen M 3 versetzt. Rhodan will diesen Vorgang rückgängig machen, strandet mit dem Großraumschiff SOL aber 10.000 Jahre in der Vergangenheit, in einer Zeit der Kriege. Nach ihrer Rückkehr finden sich die Menschen an Bord in einer völlig veränderten Welt wieder. Die Überschweren mit ihrem Anführer Leticron haben das Solsystem, die terranischen Kolonien und weitere Sternenreiche erobert. Rhodan will die Unterdrückten befreien. Allerdings hat die SOL Schäden erlitten; die Besatzung benötigt dringend Hyperkristalle. Deshalb steuert Rhodan das Wegasystem an, das auch von den Invasoren besetzt ist. Die SOL-Besatzung wagt ein riskantes Manöver – den Abstieg in DIE HÖLLE DER WEGA ...

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Zeit:6 Std. 2 min

Sprecher:Hanno Dinger
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Band 272

Die Hölle der Wega

Ruben Wickenhäuser

Cover

Vorspann

1. Wie ein Fisch

2. Abgetrieben

3. Der Stein in der Schleuder

4. Ein Hilfskomitee für die Topsider

5. Ein fliegender Schrotthaufen

6. Wrack

7. Erkundung

8. Sturmwarnung

9. Sandmühle

10. Unerwarteter Besuch

11. Der Kristallgarten

12. Durch den Sturm

13. Aus dem Sand erhoben

14. Wie gewonnen ...

15. Der Nebel

16. Am Ziel?

17. Kampf der Giganten

18. Töpfe und Deckel

Impressum

Vor sieben Jahrzehnten ist der Astronaut Perry Rhodan auf Außerirdische getroffen. Seither hat die Menschheit bei ihrem Vorstoß zu den Sternen andere Planeten besiedelt. Dann werden die Erde und der Mond unfreiwillig in den fernen Kugelsternhaufen M 3 versetzt.

Rhodan will diesen Vorgang rückgängig machen, strandet mit dem Großraumschiff SOL aber 10.000 Jahre in der Vergangenheit, in einer Zeit der Kriege. Nach ihrer Rückkehr finden sich die Menschen an Bord in einer völlig veränderten Welt wieder.

Die Überschweren mit ihrem Anführer Leticron haben das Solsystem, die terranischen Kolonien und weitere Sternenreiche erobert. Rhodan will die Unterdrückten befreien.

Allerdings hat die SOL Schäden erlitten; die Besatzung benötigt dringend Hyperkristalle. Deshalb steuert Rhodan das Wegasystem an, das auch von den Invasoren besetzt ist. Die SOL-Besatzung wagt ein riskantes Manöver – den Abstieg in DIE HÖLLE DER WEGA ...

1.

Wie ein Fisch

Das Meer war perfekt. Xhosa glitt zwischen den Schwärmen der bunt schillernden Fische einher, die vor ihm wegstoben, und genoss das Gefühl der weichen Nässe, die über seine Haut strich. Je länger er unter Wasser verweilte, desto intensiver wurde das Gefühl, eins mit den Meeresbewohnern zu sein, desto mehr wurde er selbst zu einem Delfin.

Die Natur hatte Xhosa mit starken Lungen ausgestattet, sodass er sehr lange tauchen konnte. Irgendwann war es jedoch an der Zeit, wieder aufwärts zu schwimmen und Luft zu schöpfen.

Sein Freund hatte ihn zwar einmal überredet, ein Sauerstoffgerät auszuprobieren. Aber der Neoprenanzug und die ganze Technik auf dem Buckel hatten ihm jedes Gespür für genau das genommen, was für Xhosa den Reiz der Tiefe ausmachte. Nie wieder hatte er so eine Apparatur benutzt und wechselte stattdessen lieber regelmäßig zum Atemholen an die Oberfläche.

Er durchstieß den Wasserspiegel und sah seinen Freund Lanh, der ihm vom Ufer her zuwinkte. Xhosa seufzte. Es waren ihre freien Tage, trotzdem sollte er schon so bald wieder an Land kommen ...

»Wir sind seit Tagesanbruch am Strand«, bemerkte sein Freund lachend, während Xhosa triefend über den warmen Sand lief und ein düsteres Gesicht machte.

»Die Zeit vergeht im Wasser schneller. Außerdem, es wird noch nicht mal dunkel, warum rufst du mich denn?«, beschwerte sich Xhosa.

»Nachricht von Mama.« Lanh hielt sein Komarmband in die Höhe. »Besprechungsraum vier, in einer halben Stunde.«

»Aber wir haben doch frei? Was soll das?«

Der klein gewachsene Vietnamese Lanh hob die Schultern. »Lehrer ...«

»Ich habe mich gerade wie ein Delfin gefühlt«, murrte Xhosa.

Lanh musterte ihn von der Seite und grinste. »Sind Delfine nicht silbern?«

Xhosa schlug spielerisch mit der Hand nach ihm. Seine Mutter stammte vom Volk der Nuba ab; er war langgliedrig, gertenschlank und hatte eine sattbraune Haut.

Das Meer schien ihn mit seinem Rauschen zum Bleiben überreden zu wollen. Ich bin hier, ich warte auf dich ... Komm zurück.

Xhosa seufzte, zog sich an und verließ mit Lanh den Strand. Dabei kann ich mich nicht beklagen, dachte er. Die wenigsten Raumfahrer haben ein Meer direkt vor der Kabinentür.

Allerdings arbeiteten die anderen nicht auf der SOL, dem mit Abstand größten und wundersamsten Raumschiff, über das die Menschheit verfügte. Denn das Meer, durch das Xhosa geschwommen war, war in Wirklichkeit ein gewaltiger Tank: Erholungsbereich, Nahrungslieferant und Wasservorrat des Generationenraumschiffs. Durch Holoprojektoren war es optisch geschickt in Parzellen gestaltet worden, die den überzeugenden Eindruck von Weite vermittelten. Versorgungsrohre, Stützstreben, Energieleitungen wurden von einem blauen Südseehimmel und dem weiten Meereshorizont verdeckt. Die SOL verfügte über mehrere Biosphären, die jede ihren ganz eigenen Charakter hatten, aber Xhosa hätte die Meersektion vollauf genügt.

Sobald sie das Areal der Antigravsenke betreten hatten und emporgehoben wurden, änderte sich das Bild. Das Meer bot einen nach wie vor verheißenden Anblick, nun war aber deutlich zu erkennen, dass es sich nur um eine vergleichsweise kleine Wasserfläche handelte – solange man nicht daran denkt, dass sie inmitten eines Raumschiffs durchs All rast. Dafür ist sie riesig ... Xhosa ließ seine Sehnsucht nach dem Wasser auf dem Habitatdeck zurück und bereitete sich gedanklich auf die Besprechung vor. Der Kontrast würde kaum größer sein können.

Miss Auberge, die Ausbilderin, warf ihnen einen missbilligenden Blick zu. Xhosa und Lanh setzten sich rasch auf ihre Plätze.

»Die SOL hat einen Zwischenstopp eingelegt, um im Nahbereich von Rho Geminorum A die Stützmassenvorräte unseres Hauptantriebs und die Speicher der Hyperenergiesilos wieder aufzufüllen«, begann Auberge ohne Umschweife. »Wie Sie wissen, können wir aber, während wir mit aktiven Prallfeldkollektoren die hierfür erforderliche interstellare Materie einsammeln, nicht auf den Schutz des Libraschirms zurückgreifen. Ihre Aufgabe, meine Damen und Herren, ist daher, den Ortungsradius der SOL mit Ihren Raumjägern zu vergrößern und nach fremden Schiffen Ausschau zu halten. Die kleinen Dragonflys sind schneller und wendiger als unsere größeren Beiboote, um ein dichtes, weit reichendes Ortungsnetz aufzuspannen, und benötigen weniger Besatzung. Wegen der Störeinflüsse durch die Sonneneruptionen wurde zudem beschlossen, keine unbemannten Beobachtungssonden einzusetzen, sondern stattdessen Sie – eben jeden, der unsere Raumjäger fliegen kann. Sie verhalten sich dabei so unauffällig wie nur möglich ...«

»Das wissen wir doch alles längst«, flüsterte Xhosa. »Schließlich ist das ja nicht gerade frisch vom Himmel gefallen. Dafür hätte die alte Schachtel uns echt nicht aus dem Urlaub ...«

»Mister Xhosa!«, wurde er durch die scharfe Stimme der Ausbilderin unterbrochen. »Sie wissen schon, dass Sie und Ihre Kollegen noch lange nicht für solche Außeneinsätze zugelassen sind? Wie alt sind Sie, sechzehn? Jedenfalls gehören Sie eigentlich auf die Schulbank, nicht in eins der teuersten Kleinraumschiffe der Menschheit.«

Auberge nahm wieder die ganze Klasse in den Blick. »Leider verfügen wir im Augenblick nicht über genügend Piloten, um alle Raumjäger rund um die Uhr doppelt zu bemannen. Aus diesem Grund kommen Sie ins Spiel. Sie werden in zwei Schichten arbeiten – während Sie alle draußen sind. Das heißt, Sie beziehen mit Ihren Dragonflys eine Position, die relativ zum Standort der SOL konstant bleibt ...« Mit einem Wink aktivierte sie ein Hologramm, in dem der Hauptstern Rho Geminorum A und die SOL schematisch dargestellt waren. Eine Kugel aus roten Punkten als Oberfläche wuchs konzentrisch aus dem Hantelraumschiff. Anschließend erschien um jeden Punkt eine orangefarbene Aura. »... und verweilen dort, bis wir genügend Wasserstoffgas und Weltraumstaub aufgenommen haben, um weiterzureisen.«

»Wir kommen also bei Schichtende nicht auf die SOL zurück?«, vergewisserte sich Xhosa.

»Das ist korrekt. Ihre Freischichten nutzen Sie vor Ort, um sich zu erholen. Deshalb sind die Schichten auf jeweils sechs Stunden verkürzt, sodass die Wachschichten nicht zu lange ausfallen. Sie müssen für diese Aufgabe vollste Konzentration aufbringen – das Schicksal der SOL kann von Ihrer Aufmerksamkeit abhängen. Selbstverständlich herrscht zugleich durchgängig strengste Funkstille. Sie werden daher mit Ihren Kameraden auch in den Freischichten keine Plauderstündchen abhalten. Und eins noch: Nutzen Sie die Pausen wirklich, um sich zu erholen. Falls jemand auf Wache einschläft, liegt seine Zukunft bei den Reinigungstrupps.«

Xhosa stöhnte und warf Lanh einen vielsagenden Blick zu. »Wie will sie das denn bei Funkstille nachprüfen?«

»Mister Xhosa, Sie scheinen zu vergessen, dass ich durchaus über ein funktionsfähiges Gehör verfüge. Glauben Sie mir, ich kann. Oh, und eine weitere Ermahnung: Sie werden eine Dragonfly Modell Zwei fliegen, den modernsten Raumjägertyp unserer Zeit. Die SOL hat nur hundertvierundvierzig davon an Bord, und Verluste können wir derzeit nicht ersetzen. Denken Sie also nicht mal im Traum daran, sich damit in Gefahr, geschweige denn in ein Gefecht zu begeben. Sie sind mit Ihrer bisher nur Handvoll Trainingsstunden und der begrenzten Zeit im Simulator noch lange nicht auch nur ansatzweise qualifiziert. Daher besteht Ihre Aufgabe einzig und allein in der Ortung. Bei Gefahr, und nur dann oder wenn ich es Ihnen befehle, kehren Sie zur SOL zurück. Die Überschweren würden sonst das reinste Tontaubenschießen auf Sie veranstalten. Wenn ich auch nur einen Kratzer an einem Ihrer Raumboote entdecke oder eine Bordwaffe nur den Hauch einer Wärmesignatur mitbringt, bekommen Sie es mit mir zu tun. Haben wir uns verstanden?«

Während Xhosa und Lanh nach dieser Belehrung zum Hangar gingen, konnte Xhosa seinen Unmut nicht verhehlen. »Wir bekommen das Beste, was die Erde zu bieten hat, und dürfen es dann nicht benutzen? Stattdessen werden wir zu besseren Ortungssatelliten degradiert?«

»Na ja, sie hat schon recht mit der mangelnden Erfahrung«, gab Lanh zu bedenken.

Xhosa zischte abfällig. »Ach. Und wozu haben wir Wochen im Simulator verbracht? Ich sage dir, wir kennen die Dinger doch in- und auswendig!«

Lanh wiegte den Kopf, ersparte seinem Freund aber eine Antwort. Vermutlich ahnte er, woher Xhosas Unmut rührte: Zwar galt doppelte Besetzung für alle Maschinen, aber Lanh und er waren verschiedenen Dragonflys zugeteilt. Stattdessen musste sich Xhosa sein Raumboot mit einer jungen Frau teilen, die er nicht besonders leiden konnte.

Xhosa kletterte die Leiter zur Pilotenkabine hoch, wo seine Partnerin bereits wartete, und zwängte sich seitlich hinein. Der um die Zentralkugel frei drehbare Triebwerksring stand in der typischen diagonalen Ruheposition.

»Genieß die Erinnerung ans Meer!«, hörte er Lanh noch rufen.

Xhosa winkte ihm kurz zu und schloss die Einstiegsluke hinter sich. Für einen Moment umgab ihn klaustrophobische Enge. Die Gondel war gerade groß genug, um zwei Konturliegesesseln mit Insassen Platz zu bieten, und Xhosas zwar schmaler, aber umso längerer Körperbau machte alles nur noch knapper.

Da hat es Lanh bequemer, so klein, wie er ist, dachte er.

Sobald er seinen persönlichen Autorisierungscode eingegeben hatte, aktivierte sich die Holosphäre samt dreidimensionalen Daten- und Bedienelementen sowie einer ungehinderten Rundumsicht nach draußen, die ihm ein Gefühl von Weite zurückgab. Xhosa ergriff die beiden Steuerknüppel, die in seine Armlehnen integriert waren, vertiefte sich in die Anzeigen und machte sich bereit für den Start. Verglichen mit den turbulenten Zeiten, die die SOL seit ihrer vorzeitigen Indienststellung durchgemacht hatte, war die aktuelle Mission der Kleinstbeiboote nicht mal angesichts der Bedrohung durch die Gon-Mekara besonders gefährlich.

Uns erwartet womöglich nur tagelange Langeweile, sinnierte er. Und sobald etwas Aufregendes passiert, geht's für uns heim zu Mama. Prächtig!

Das Signal zum Ausschleusen erklang. Viel musste Xhosa nicht tun.

»Bereit?«, fragte er Aigneis, die mit dem Rücken zu Xhosa auf dem zweiten Platz in der Kabine saß.

Sie war eine stämmig gebaute Frau, deren irische Wurzeln sich in ihrer nussbraunen Haarfarbe aber nicht manifestierten. In ihrer regulären Funktion als Bordschützin würde sie nicht in Aktion treten, wohl aber wechselweise als zweite Ortungsbeobachterin, wenn er Pause hatte.

»Los geht's«, bejahte sie gut gelaunt.

Also leitete Xhosa die Startsequenz ein, und die Positronik übernahm in Koordination mit der Hangarleitstelle der SOL das Ausschleusen der Dragonfly selbsttätig.

Rho Geminorum A war ein beeindruckender Stern. Xhosa sah den Glutball natürlich nur vermittels der positronisch gefilterten und aufbereiteten Darstellung des Außenbeobachtungsholos, denn die Wandungen der Pilotenkanzel waren nicht transparent. Aber auch das Hologramm würdigte den außergewöhnlichen Himmelskörper mit dramatischen Farbschattierungen. Die SOL indes, wiewohl unter Raumschiffen ein Riese und mit den derzeit aktiven, blütenblattartig abgespreizten Kollektorprallfeldern ein aus der Nähe noch imponierender Anblick, wurde vor diesem Hintergrund mit zunehmender Distanz rasch zu einer Stecknadel mit doppeltem Kopf.

Er kontrollierte den Status der Ausrüstung. Immerhin waren die Fusionsraketen an Bord; auf sie wurde gern verzichtet, wenn kein Ärger zu erwarten war. Aber wann haben wir in der letzten Zeit mal keinen Ärger erwarten können?

Bei dem Gedanken, sie auf Feindkontakte abzufeuern, verspürte er ein Kribbeln in den Fingern. Allerdings war ihnen genau das verboten worden. Ein Jammer!

»Na, warst du vor dem Start noch eine rauchen?« Seine Bordschützin spielte darauf an, dass solche Überprüfungen gemäß Handbuch natürlich vor dem Start erfolgen sollten.

»Nein, eigentlich hatte ich Urlaub«, gab Xhosa zurück. »Genau genommen habe ich auch jetzt noch Urlaub. Oder hätte es, wenn die Alte auf so etwas Rücksicht nehmen würde.«

»Sieh es doch so: Mehr Sonne bekommst du an keinem Meeresstrand ... noch dazu in deinem ganz persönlichen Liegestuhl.«

»Ha! Ja, ich sollte wohl dankbar sein.«

Der Flug in den Raumsektor, der ihnen zugewiesen worden war, verlief zügig und ereignislos. Xhosa sah, dass der Tasterreflex von Lanhs Dragonfly in stetig größerem Abstand einen divergierenden Kurs neben seinem Raumjäger einschlug. Wie Perlen an den Knotenpunkten eines kugelförmigen Netzes glommen auch die anderen Raumboote in mathematisch streng geordneter Formation in der Nahbereichserfassung der Tastersysteme. Bis auf diese Leuchtpunkte, die SOL, die drei Sonnen von Rho Geminorum und ein paar frei herumfliegende Asteroiden war der Weltraum weithin leer.

»Wir haben die vorgesehene Distanz zum Wechsel auf eine reine Passivortung erreicht«, verkündete die Bordpositronik.

»Bestätige – Aktivortung abschalten.« Xhosa beobachtete, wie die Perlen in der Holosphäre an Leuchtkraft verloren und nurmehr schwache Lichtflecke wurden. Es war ein unangenehmes Gefühl: Zwar konnten sie sich ab sofort nicht mehr durch ausgesandte Tasterimpulse verraten – aber solange sie mit Vollschub weiter auf ihren endgültigen Einsatzort zueilten, waren sie anhand ihrer Triebwerksemissionen leicht zu entdecken. Umgekehrt befanden sie sich gefühlt im Blindflug.

Es war für ihn daher fast eine Erlösung, als die Positronik meldete: »Zielposition erreicht.«

»Triebwerke desaktivieren! Alle nicht benötigten Systeme auf Minimalversorgung herunterfahren, Schleichmodus aktivieren. Passive Ortungssysteme mit Maximalleistung betreiben.« Xhosa empfand ein klein wenig Stolz, dass er die Befehle fließend heruntergebetet hatte.

»Das macht die Positronik doch eh«, zerstörte seine Begleiterin die Illusion. Xhosa seufzte.

Mehrere Holoanzeigen erloschen oder verblassten zu einem kaum mehr wahrnehmbaren Glimmen. Sogar die Rundumsicht der Außenbeobachtungssphäre schwächte sich um etliche Brillanzstufen ab.

»Jetzt noch Kerzen, und es kann Weihnachten werden«, kommentierte Aigneis.

»Ich übernehme laut Plan die erste Wache«, stellte Xhosa fest.

Aigneis lachte auf. »Großartig. Dann steige ich aus und schnappe so lange etwas frische Luft.«

Die erste Schicht verlief furchtbar eintönig, und das war noch positiv umschrieben. Am Ende war Xhosa leicht genervt von den Bemerkungen, die Aigneis gelegentlich fallen ließ.

Die zweite Schicht verlief exakt wie die erste – nur dass die Kommentare seiner Partnerin ihn ernsthaft zu nerven begannen. Schlaf doch endlich mal!, dachte er und biss die Zähne zusammen.

Dann war sie wieder an der Reihe. Es war nicht viel Zeit vergangen, da hörte er sie fragen: »Ich bin total fertig ... Schlafe gleich ein ... Kannst du nicht meine Schicht übernehmen?«

Am liebsten hätte er ihr den Hals umgedreht. Das wäre angesichts der beengten Verhältnisse allerdings selbst dann schwierig geworden, wenn er es tatsächlich versucht hätte.

Nach einigen Wachwechseln musste Xhosa zugeben, dass seine Kondition und Aufmerksamkeit ebenfalls nachgelassen hatte, trotz aller Versuche, in den Freischichten zu schlafen. Seine Kollegin gab zwar keine nervtötenden Kommentare mehr zum Besten. Stattdessen hatte sie aber zu schnarchen begonnen, was noch nervtötender war, ein Umstand, den Xhosa kaum für möglich gehalten hatte.

Das Außenbeobachtungsholo und die Orteranzeigen verschwammen vor seinen Augen.

»Pilot, bitte konzentrieren Sie sich!«, schreckte ihn die Stimme der Positronik auf.

»Ichbinwach«, nuschelte er.

»Ihre Augenaktivität lässt darauf schließen, dass Sie in einen Sekundenschlaf verfallen sind. Wünschen Sie ein Aufputschmittel?«

Xhosa hatte sich bereits zwei Dosen verabreichen lassen und außerdem das Hausmittel eines befreundeten älteren Piloten zu sich genommen: hoch konzentrierten Espresso.

»Nein. Ich schaffe das«, lehnte er müde ab.

Rote Punkte. Gelbe Kreise. Die Holokurven der Strahlungsmessungen, Raum-Zeit-Strukturwerte, Hypersensordaten, Gravitationswellen. Dort das Sonnenpaar Rho Geminorum A und B, da die SOL, und um das alles herum die Raumjäger. Wie ein Goldfischglas, dachte Xhosa. Die SOL war ein Goldfisch, und die Dragonflys waren das Glas.

Aber waren in einem Goldfischglas die Fische nicht alle im Glas? Wieso schwamm dann der Schwarm da ein ganzes Stück außerhalb des ... Glases?

Xhosa blinzelte. Ganz am Rand der Ortung waren schwefelgelbe Emissionssignaturen aufgetaucht.

Im gleichen Augenblick, in dem er begriff, dass es sich nicht um Goldfische handelte, löste die Positronik Alarm aus.

*

»Fremdkontakte!«, meldete Mai Tai Tanaka, die Ortungs- und Funkchefin der SOL.

Kommandant Chart Deccon drehte den Kopf auf den massigen Schultern. »Und? Haben die Dragonflys sie schon identifizieren können?«

»Bislang nicht ... In diesem Sektor sind unsere Kadetten stationiert. Soll ich Alarm geben?«

»Warten Sie noch. Es kann sich ja nur noch um Augenblicke handeln, bis wir Gewissheit haben.«

»Die Bestätigung der Dragonflys ist da«, verkündete Tanaka tatsächlich Sekunden später. »Es sind Gon-Mekara-Walzen. Ihrem Annäherungsvektor nach zu schließen, haben sie uns bereits entdeckt!«

»Jetzt können Sie Alarm geben«, sagte Deccon mit einer Ruhe, die jeden überrascht hätte, der ihn nicht so gut kannte wie seine Besatzung. »Materiekollektoren abschalten, Libraschirm aktivieren, Triebwerke hochfahren.«

»Wir brauchen mehr Zeit!«, rief die Erste Offizierin Rebecca Montgomery. »Die Überschweren eilen mit Höchstbeschleunigung auf uns zu. Wenn wir sie nicht ausbremsen, geraten wir zu früh in ihre Schussweite.«

»Die Dragonflys sollen Ablenkungsmanöver fliegen«, entschied Deccon. Er runzelte die Stirn. »Das ist riskant, aber unsere beste Chance. Geben Sie an die Piloten durch, dass sie sich nicht in Gefahr bringen sollen! Ich will keine Verluste. Sie sollen die Gon-Mekara nur ausbremsen!«

»Das wird nicht einfach«, warnte Montgomery brummig.

In einem großen Holo über ihrem Positronikpult erschien die schematische Darstellung einer der heranstürmenden Walzen. Sie erinnerte an ein archaisches Pistolenprojektil mit kreisförmig am Bug angeordneten Torpedoluken. Selbst in diesem stark vereinfachten Bild strahlte das Kampfraumschiff eine Aura tödlicher Bedrohung aus.

Deccon ignorierte Montgomerys Bemerkung. »Vorschläge!«

Der Zweite Waffenoffizier meldete sich. »Wir könnten etwas versuchen ... Es ist aber riskant.«

»Nur zu, Mister Gruber.«

»Die drei Sonnen von Rho Geminorum sind außerordentlich strahlkräftig ...«

»Allerdings«, bestätigte Mai Tai Tanaka mit einem frustrierten Schnauben.

»Wir könnten das zu unserem Vorteil nutzen«, sprach Ozias Gruber weiter. »Ich stelle mir einen engen Vorbeiflug der SOL durch die Korona der Sonnen vor. Erst durch Rho Geminorum A, dann, sobald wir infolge der Sterngravitation ausreichend Geschwindigkeit aufgenommen haben, eine Kurztransition und dasselbe noch mal bei Rho Geminorum B. Selbst meine Zielerfassung würde da verrücktspielen. Und unsere Ortungssysteme sind den Gon-Mekara technologisch weit überlegen.«

»Nur leider werden wir dabei geröstet wie Hähnchen«, wandte Montgomery ein.

»Nicht bei aktiviertem Libraschirm«, erwiderte Gruber. »Allerdings ...«

»Allerdings nützt uns auch der wenig, falls wir in eine Sonneneruption geraten«, führte Deccon den Gedanken zu Ende.

Gruber sah unglücklich drein und nickte. »Das ist richtig.«

»Waringer in die Zentrale!«, befahl Deccon. »Aber bitte ein bisschen plötzlich, Herr Chefwissenschaftler.«

»Die Kollektorprallfelder sind desaktiviert«, meldete sich ein Techniker.

»Dann Libraschirm hoch und Kurs in die Korona der Sonne! Mister Waringer, ich habe eine Aufgabe für Sie.«

In einem Kommunikationshologramm war das wenig begeisterte Gesicht des Hyperphysikers aufgetaucht. »Sie wissen schon, dass wir uns auf der SOL ohne Weiteres von unseren regulären Arbeitsstationen aus in die Holosphäre der Zentrale einklinken können?«, fragte er.

Deccon gab ein Grunzen von sich. »Ich brauche Sie für die laufenden Kursberechnungen. Unterstützen Sie Miss Tanaka dabei, die Trajektorie mit der geringsten Wahrscheinlichkeit für Sonneneruptionen vorauszuberechnen. Wir fliegen in die Korona des Sterns ein.«

»Bitte was? Haben Sie Appetit auf gebratene Hähnchen?«

»Hey! Das mit den Hähnchen war meine Idee!«, protestierte Rebecca Montgomery aus dem Hintergrund.

»Keine Scherze, Mister Waringer, Miss Montgomery. Wir brauchen Ergebnisse. Miss Montgomery, was machen die Dragonflys?«

»Sie tun ihr Bestes, Sir. Aber wir müssen sie zurückholen. Sobald wir tiefer in die Sternatmosphäre eintauchen, werden sie nicht mehr einschleusen können!«

»Rufen Sie sie zurück!«, forderte Chart Deccon.

2.

Abgetrieben

Vor Xhosas Augen rotierte das Bild einer Gon-Mekara-Walze. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er aktivierte die Notrufverbindung zur SOL und schrie, sobald er seine Stimme wiedergefunden hatte: »Wir haben Feindkontakt!«

Am anderen Ende der Verbindung erklang ein Murmeln, dann war die energische Stimme der Ausbilderin Auberge zu hören. »Mister Xhosa, es ist Funkstille angeordnet! Ihre Positronik hat uns die Entdeckung bereits über Richtstrahl durchgegeben. Sie haben sich mit Ihrem Breitbandnotruf jetzt auf jeden Fall verraten!«

»Idiot!«, kommentierte Aigneis.

»Hier spricht die Erste Offizierin der SOL«, erklang die Stimme von Rebecca Montgomery. »Die Gon-Mekara haben uns geortet und befinden sich im Anflug auf unsere Position. Wir werden uns nicht auf ein Gefecht einlassen. Kadettenrotte: Kehren Sie umgehend zur SOL zurück! Alle anderen Einheiten: Verschaffen Sie uns Zeit. Gehen Sie dabei kein unnötiges Risiko ein, und lassen Sie sich nicht in Kämpfe verwickeln, fliegen Sie reine Ablenkungsmanöver. Ihre Dragonflys sind den Gon-Mekara an Wendigkeit und Geschwindigkeit weit überlegen. Sobald wir das Signal geben, kehren auch Sie umgehend auf die SOL zurück, damit wir das Einsatzgebiet verlassen können. Montgomery Ende.«

»Kadettenrotte, das sind wir«, bemerkte Aigneis, als Xhosa nicht reagierte. Er starrte auf das Taktikholo mit den Tasterechos.

»Die Überschweren schleusen Jäger aus! Wir müssen zurück!«, rief sie. Panik mischte sich in ihre Worte. Tatsächlich stießen die schwefelgelben Symbole der Walzen Dutzende winziger Punkte aus, die sich wie die Sporen eines Bovists auf die Dragonflys zubewegten. »Positronik, sofortige Rückkehr zur SOL!« Aigneis klang schrill.

»Diese Anweisung annullieren!«, ging Xhosa mit belegter Stimme dazwischen.

»Was?«

»Lanh ist in Schwierigkeiten«, antwortete Xhosa. Seine Handflächen waren feucht geworden. Mit einem Blinzeln vergrößerte er die Darstellung der einzelnen Dragonfly im positronisch aufbereiteten Orterholo, die noch immer an der benachbarten Wachnetzposition verharrte.

»Ausfall der Energieversorgung!«, verkündete die Positronik und markierte mehrere betroffene Stellen an Lanhs Kampfboot signalrot.

»Er ist in Schwierigkeiten? Wir sind auch gleich in Schwierigkeiten!« Aigneis aktualisierte die dreidimensional vor Xhosa schwebende Taktikkarte mit den neuesten bedrohlichen Positions- und Kursdaten der Überschwerenboote. »Wir haben den Befehl zum Rückzug erhalten!«

»Wir müssen ihm helfen«, blieb Xhosa stur. Er ergriff die Steuerknüppel und gab Vollschub.

»Du ignorierst einen direkten Befehl unserer Vorgesetzten! Positronik, beginne den automatischen Rückflug zur SOL, höchste Dringlichkeit!«

»Dies widerspricht den Anweisungen von Kadett Xhosa, dem Piloten dieser Dragonfly. Eine Aufhebung seiner Befehle ist nur möglich, wenn Kadett Xhosa handlungsunfähig oder unzurechnungsfähig ist. Keins von beidem kann ich bestätigen«, wies die Positronik sie ab.

Aigneis schrie zornig auf. »Xhosa, ich bringe dich um!«

»Bei Ihnen hingegen registriere ich einen stark erhöhten Stresspegel«, äußerte die Positronik ungerührt.

Xhosa beachtete Aigneis nicht. Nun, wo das Adrenalin durch seine Adern pulste, war ihm, als tauche er wieder durchs Meer, als wären er und sein Raumfahrzeug eine Einheit, ein Delfin, der rasend schnell durch die Weite des Weltalls glitt, um einen Freund zu retten. Er schaltete sein Primärholo auf eine optimierte normalvisuelle Darstellung um, sobald er Lanhs Dragonfly nah genug gekommen war. Äußerlich wirkte sie unversehrt.

»Mister Xhosa, Miss Aigneis, weshalb kehren Sie nicht zur SOL zurück? Die Kampfboote der Überschweren werden in Kürze in Schussweite sein.«

»Technische Probleme«, behauptete Xhosa knapp. Aus den Augenwinkeln verfolgte er, wie die Pünktchen der feindlichen Raumjäger immer näher kamen. Er hörte Aigneis fluchen, dann erklang das tiefe Brummen, das von den hochfahrenden Bordwaffen erzeugt wurde.

Xhosa schoss zwei Magnetleinen auf die Dragonfly seines Freundes ab, um sie ins Schlepp zu nehmen.

Eine geradezu archaische Art, um ein beschädigtes Raumfahrzeug zu retten, aber immer noch ein zuverlässiges Mittel, dachte er.

Kurz bevor die Magnetköpfe andocken konnten, sprangen drüben plötzlich die Triebwerke an. Die Pilotenkanzel von Lanhs Dragonfly rotierte, und mit einem Knacken erwachte die Funkübertragung.

»Wer ist auf die glorreiche Idee gekommen, die Notabschaltung neben den Schalter für den Autopiloten zu setzen?«, erklang Lanhs aufgebrachte Stimme im Akustikfeld.

»Und welcher Trottel benutzt den Schalter für den Autopiloten?«, schnaubte Aigneis.

Xhosa war für einen Augenblick sprachlos. »Du hast den Reaktor selbst heruntergefahren?«, fragte er ungläubig.

»Ihr Herzchen, wir sollten zusehen, dass wir hier wegkommen, sonst haben wir ein Problem«, mischte sich Aigneis erneut ein. »Das heißt ... Wir haben bereits eins ...«

Xhosas Blick zuckte zum Taktikholo. Die gegnerischen Kampfboote kamen in Schussweite. Ein Signalknistern der Bordsensoren verriet ihm, dass der Schutzschirm der Dragonfly bereits erste Schüsse abfangen musste. Zu allem Überfluss schrillten die Alarmpfeifen auf.

»Ausweichmanöver!«, befahl Xhosa. »Lanh, ihr seid einsatzklar?«

Anstelle einer Antwort sah er, wie eine der vier Düsen im Triebwerksring der anderen Dragonfly Plasma ausspie. Sein eigener Raumjäger heftete sich an das Heck des Freunds und folgte ihm. Die Zentralkugel seines Raumboots fuhr herum, sodass die beiden schweren Thermogeschütze geradewegs auf die Gon-Mekara-Angreifer zeigten. Ein rhythmisches Sirren und Wummern erfüllte die Pilotenkanzel, als Aigneis die Bordwaffen auslöste. Xhosa zog sein Kampfboot sofort senkrecht zur Seite weg und entging dadurch einer gebündelten Strahlensalve ihrer Verfolger, dann beschleunigte er. Lanhs Dragonfly vollführte ähnlich abrupte Wendungen, sodass die beiden Kleinstraumschiffe den Anschein zweier verirrter Mücken erwecken mussten.

»Die übrigen Kadettendragonflys sind zur SOL zurückgekehrt«, meldete sich die Stimme der Ausbilderin Auberge. »Wir werden Sie mit einigen unserer regulären Piloten zu decken versuchen, ziehen Sie sich unverzüglich zurück!«

»Leicht gesagt«, knirschte Xhosa. Zwar waren die hochenergetischen Schutzfelder der terranischen Raumjäger stark genug, um die Insassen vor dem Feuer einzelner Gegner abzuschirmen. Aber bei einem konzentrierten Beschuss durch mehrere Angreifer wurde es brenzlig.

Eine dritte Dragonfly kam wie aus dem Nichts herbeigestürmt. Zwei Kampfboote der Gon-Mekara vergingen in den punktgenau ausgerichteten Energiefluten ihrer Thermogeschütze.

»Ziehen Sie sich zurück!«, wies der Pilot Xhosa an. »Wir halten Ihnen den Rücken frei.«

Im nächsten Augenblick erwiesen sich die gegnerischen Raumboote als das kleinste Problem. Eine armdicke Lanze aus Licht zerschnitt die Schwärze des Weltalls und schlug in die gerade eingetroffene Dragonfly ein. Sie zerbarst in einem Feuerball.

»Das war ein Walzengeschütz!«, rief Aigneis.

Xhosa raffte all seine Selbstbeherrschung zusammen. Er entspannte sich, versetzte sich wieder ins Meer zurück, er war ein Delfin, der einen Heringsschwarm jagte, während Haie ihn zu schnappen versuchten ... Seine Hände ruckten wie von selbst an den Steuerknüppeln, während er sich ganz seiner Intuition hingab. Ein Knallen zeigte an, dass Aigneis Raketensätze auslöste, während er die Dragonfly in einen scheinbar zufälligen Zickzack manövrierte und dabei ständig die Geschwindigkeit änderte. Zwei Energiestrahlen fuhren dicht an ihrem Raumjäger vorbei durch das Nichts.

Xhosa stieß mit einem Flossenschlag in ein Riff vor, zog durch enge Schluchten, deren Wände die massiven Strahlbahnen der Überschwerenwalzen waren, gewahrte unterbewusst das Aufblühen von Explosionen, wenn Aigneis die zerstörerischen Energien ihrer eigenen Thermogeschütze und mit Fusionssprengköpfen bestückten Raumtorpedos erfolgreich ins Ziel gebracht hatte.

»An alle Dragonflys«, erklang die Stimme der Ersten Offizierin. »Sofortiger Rückzug zur SOL und einschleusen. Wir werden in Kürze transitieren. Ich wiederhole: Alle Dragonflys sofort zurück zur SOL!«

»Ach, und wie?«, rief Aigneis verzweifelt. »Die Gon-Mekara drängen uns immer weiter vom Kurs ab!«

»Ich kriege das hin«, beschwichtigte Xhosa sie. Er wusste, dass er Lanh keine Anweisungen geben musste – wie im Simulator würde sein Freund Xhosas Flugmanövern auf seine eigene, intuitive Art folgen.

Und wie im Simulator ergänzten sich Lanhs und Xhosas Intuition tatsächlich prächtig.

»Feindjäger auf Kollisionskurs!«, schrie Aigneis und ließ die Zentralkugel auf diesen Gegner einschwenken. Aber trotz der Wendigkeit der Dragonflys hätte sie das Ziel nicht rechtzeitig ins Visier nehmen können. Knapp vor dem Zusammenstoß verwandelte sich das auf sie zustürmende Raumboot in eine Explosionswolke.

»Gute Arbeit, Lanh! Deine Raketensalve hat uns vielleicht den Hintern gerettet!«, rief Xhosa.

»Apropos Raketen. Ich habe alle bis auf zwei verschossen«, meldete sich Aigneis. »Es wird Zeit, dass wir die SOL erreichen!«

»Schon dabei.«

»Ich merke es. Die Ortung fängt an, verrücktzuspielen. Der Stern meint es ernst mit seiner Strahlung.«

Xhosa erwiderte nichts. Er schätzte diese Sensorenstörungen als vernachlässigbar ein.