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Dieses E-Book entspricht 128 Taschenbuchseiten ... Petplay ist der neueste Kick, was ungewöhnliche erotische Spielarten angeht. Wohl die meisten haben schon davon gehört, dass es immer mehr Menschen gibt, die in der Rolle eines Tieres sexuelle Befriedigung finden. Aber die wenigsten wissen, warum diese Spielart für viele derart lustvoll ist – schließlich gab es bislang kaum informative Sachbücher darüber. Dieser Ratgeber schließt diese Lücke: Er erklärt, wie man mit dieser Form von Erotik Spaß haben kann und wie groß die Unterschiede zwischen den verschiedenen Formen von Petplay sind. Auf dieser Grundlage können die Leserinnen und Leser zu einem eigenen Urteil darüber gelangen, ob diese Spielart etwas für sie ist, und lernen, mit welchen Methoden man das am einfachsten herausfinden kann. Herzliche Grüße Arne Hoffmann lebe.jetzt ist die neue Ratgeber-Marke von blue panther books ...
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Seitenzahl: 93
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Impressum:
PetPlay | Erotischer Ratgeber
von Arne Hoffmann
Arne Hoffmann, geboren 1969 in Wiesbaden, hat nach seinem Studium der Literatur- und Medienwissenschaft bereits mehrere Dutzend Sachbücher und Erzählbände zum Thema Sexualität veröffentlicht. Sein Schwerpunkt dabei ist erotische Unterwerfung. Besonders gern vermittelt er Neulingen und Anfängern die Freude an dieser und anderen ungewöhnlichen Spielarten der menschlichen Sexualität.
Lektorat: Marie Gerlich
Originalausgabe
© 2020 by lebe.jetzt, Hamburg
All rights reserved
Cover: sUs_angel @ istock.com
Umschlaggestaltung: Matthias Heubach
ISBN 9783964773258
www.lebe.jetzt
Liebe Leserin, lieber Leser,
Petplay hat heute einen ähnlichen Status, wie ihn SM-Erotik vor 30 bis 40 Jahren hatte: Die meisten Menschen dürften hier oder da mal gehört haben, dass es entsprechende Praktiken gibt, haben vielleicht sogar mal einen Artikel darüber gelesen, kennen sich damit aber kaum aus und finden es vermutlich eher sonderbar und bizarr. Glücklicherweise gibt es heute aber generell eine größere Aufgeschlossenheit auch für sexuelle Vorlieben, die man selbst nicht teilt. Das Motto »Jedem Tierchen sein Pläsierchen«, das gerade bei Petplay ausgesprochen gut passt, wird heute weniger mit Kopfschütteln und einem sarkastischen Unterton geäußert als noch im letzten Jahrhundert. Aber noch immer gibt es über Petplay so gut wie keine aufklärenden Sachbücher und schon gar keine informativen Ratgeber, ob und wie man selbst mit dieser Form von Erotik Spaß haben kann.
Hier möchte der vorliegende Ratgeber Abhilfe schaffen und den Blick für diese Spielart öffnen – wie auch schon die bisherigen Bände dieser Reihe. Auf den folgenden Seiten erfährst du, was Petplay genau ist, welche Varianten es gibt, warum es vielen Menschen große Lust bereitet und wie du dich eigenen Experimenten in diesem Bereich behutsam annähern kannst (oder mitten hineinspringen – ganz nach deinem Naturell). Du wirst lernen, wie du deinem Partner dabei helfen kannst, durch solche Aktionen Befriedigung zu erlangen. Wenn du also überlegst, ob Petplay auch etwas für dich wäre, dürfte dir dieses Buch weiterhelfen. Aber auch wenn du dich lediglich darüber informieren möchtest, was es mit diesem ungewöhnlichen Faible auf sich hat, bist du hier richtig.
Dabei gilt bei diesem Buch noch mehr als bei den anderen Ratgebern dieser Reihe, dass die Inhalte als sinnvolle Tipps und Gedankenanregungen gemeint sind, nicht als feste Regeln nach dem Motto »So wird’s gemacht!« Während schon bei den gängigeren Spielarten der Erotik sehr viel von den persönlichen Vorlieben der Betroffenen abhängt, gilt das beim Petplay ganz besonders. Viele Petplayer lehnen jegliche »Regelbücher« strikt ab oder finden, dass man solche Bücher »seinem Hund zum Fressen geben« sollte. Der Grund dafür: Zum einen ist, wie du noch sehen wirst, die Bandbreite der verschiedenen Spielarten beim Petplay besonders groß, und zum anderen wird Petplay besonders stark mit der Vorstellung von persönlicher Freiheit verbunden. Das überrascht, wenn man an Hunde denkt, die man an der Leine führt, oder an Ponys, die an die Kandare genommen werden, aber ob man sich darauf einlässt, hängt ja immer von der freien Entscheidung der betreffenden Spieler ab.
In erster Linie richtet sich dieser Ratgeber an heterosexuelle Menschen, die an erotischem Petplay interessiert und nicht bereits Vollprofis in diesem Bereich sind, sondern vielleicht sogar gerade erst hineinschnuppern. Eher extreme Themen wie die Frage, ob man auf Dauer und rund um die Uhr in eine Pet-Rolle fallen kann, behandelt dieses Buch also nicht.
Das ist schon alles, was es vorab zu sagen gibt. Jetzt wünsche ich dir viel Spaß beim Lesen und der Umsetzung. Auf dass du immer in der Rolle geliebt wirst, in der du gern sein möchtest, um glücklich und befriedigt zu sein.
Was ist Petplay?
Die Frage, was genau man eigentlich unter »Petplay« versteht, lässt sich eigentlich ganz einfach beantworten: Es handelt sich um eine Form des erotischen Rollenspiels, bei dem (mindestens) einer der Beteiligten die Rolle eines Tieres annimmt – oft nur für ein kurzes Spiel, manchmal auch für längere Zeit. Manche Petplayer kostümieren sich entsprechend und finden sich mit Gleichgesinnten zu Gruppen (»Rudeln«, »Herden« etc.) zusammen. Obwohl es so einfach sein könnte, gibt es eine Reihe von Missverständnissen rund um den Begriff »Petplay«. Aber auch wenn man diese Missverständnisse auflöst, zeigt sich, dass eine saubere Definition nicht so einfach ist.
Das Missverständnis, das sich am schnellsten aus dem Weg räumen lässt, entsteht allein durch den Namen: »Petplay« hat in aller Regel überhaupt nichts mit echten Tieren zu tun. Petplayer distanzieren sich entschieden davon, und in etlichen von mir gesichteten Beiträgen zu diesem Thema ließ sich nichts dergleichen finden. Es mag Einzelfälle geben, die auch von echten Tieren erregt werden, aber das dürften nicht mehr Menschen sein als in der Allgemeinbevölkerung insgesamt. Nein, Petplayer fühlen sich von echten Tieren in der Regel überhaupt nicht erotisch angezogen.
Ebenso häufig weisen Petplayer darauf hin, dass sie nicht mit den sogenannten »Furrys« verwechselt werden möchten: Furrys interessieren sich für menschenähnliche Tiere wie Bugs Bunny oder Micky Maus und manche von ihnen verkleiden sich gern entsprechend. Aber bei den Furrys steht nicht das erotische Interesse im Vordergrund, sie erfahren durch ihr Faible keine sexuelle Befriedigung. Da es allerdings auch beim Petplay Menschen gibt, die sich zum Beispiel gern als Hund verkleiden, ohne dass dies zwangsläufig zu sexuellen Aktivitäten führen muss, sind hier die Grenzen schon nicht mehr ganz so streng gezogen.
Schließlich wird Petplay, beispielsweise auch von Wikipedia, ganz selbstverständlich den Varianten von BDSM-Spielen zugeordnet, also als eine Form von Sadomasochismus gesehen. Wie es zu dieser Einordnung kommt, ist nachvollziehbar: Auch bei SM-Spielen gibt es einen »Herrn«, auch dort wird der unterwürfige Partner oft als Tier behandelt, wird angeleint, in einen Käfig gesteckt und etwa mit der Reitgerte bestraft, bekommt ein Halsband umgelegt, muss aus einem Napf essen und so weiter. Die Verknüpfung von Petplay und SM ergibt also durchaus Sinn – aber nicht immer: Es gibt nämlich zahlreiche Petplayer, die in ihrer Tierrolle nicht die geringste Lust darauf haben, unterworfen, gedemütigt oder bestraft zu werden, sondern stattdessen zum Beispiel nur verwöhnt werden oder sich austoben möchten – manchmal gemeinsam mit anderen Petplayern. Es gefällt ihnen einfach, auf allen vieren herumzukriechen, gestreichelt und liebevoll gefüttert zu werden. Die Vorstellung, ihren Herrn als echten Gebieter wahrzunehmen, wäre ihnen ebenso fremd, wie sie es für den Comic-Kater Garfield wäre. Und schließlich gibt es Petplayer, die in die Tierrolle gehen, dabei aber dominant statt unterwürfig auftreten.
Trotzdem gibt es fließende Übergänge zwischen Petplay und SM. Das wird auch anhand anderer Praktiken deutlich, die zum Petplay gehören können:
Das »Tier« wird von seinem Herrn ähnlich erzogen und ausgebildet wie ein Sklave von seinem Herrn.
So wie einem Sklaven durch einen Knebel die Kommunikation erschwert werden kann, darf sich ein Petplayer nur mit Geräuschen wie »Wuff!« oder »Miau!« äußern. Auch verschiedene Formen von Knebel-Ersatz, beispielsweise ein Maulkorb oder eine Trense, sind beim Petplay üblich.
Viele Petplayer erleben ihre Reduzierung auf die Stufe eines Tieres als lustvolle Demütigung – insbesondere wenn sie so vor Dritten zur Schau gestellt werden. Erniedrigend sind häufig auch Verbote, Möbel zu benutzen, die Notwendigkeit, vielleicht sogar vor anderen Menschen pinkeln zu müssen wie ein Tier, oder dazu abgerichtet zu werden, »Stöckchen zu holen«. Diese Lust an der Demütigung teilen viele SM-Liebhaber.
Im Zusammenhang mit »Tierzucht«-Spielen kommt es zu Praktiken wie Keuschhaltung und Orgasmuskontrolle, wie man sie auch von SM-Aktionen kennt.
Ein Element des Petplay, das sich im SM-Bereich nicht findet: Viele Petplayer spielen gern mit demselben Spielzeug wie echte Tiere. Hier wird die Lust daran, die Rolle des verantwortungsvollen Menschen zu verlassen, nicht mit Leiden als Bestrafung verknüpft.
Nicht zuletzt gibt es auch Petplayer, die beispielsweise mangels Partner nicht die Gelegenheit haben, ihre erotische Vorliebe vollständig auszuleben. Sie beschränken sich dann notwendigerweise auf anregende Chats mit anderen Petplayern, die Teilnahme an Online-Spielen oder Selbstbefriedigung. Inzwischen gibt es einen eigenen Ausdruck für das Onanieren, während man sich Folgen der Zeichentrickserie »My Little Pony« anschaut – das »Clopping«. Gerade hier zeigt sich besonders gut, wie unterschiedlich Menschen empfinden: Was für den einen erotisch vollkommen reizlos ist, macht andere megascharf.
Was gefällt vielen so sehr an Petplay?
Für viele Außenstehende wirkt Petplay vermutlich sehr exzentrisch und sie können kaum nachvollziehen, warum viele Menschen durch diese Spielart bis zum Orgasmus erregt werden. Es ist allerdings bei sehr vielen sexuellen Varianten so, dass jemand, der selbst nicht darauf steht, kaum nachvollziehen kann, warum andere sie als derart lustvoll empfinden. Gerade das Petplay liefert durch seine enorme Bandbreite besonders viele Gründe für die große Begeisterung daran:
Den SM-Faktor hatte ich ja bereits angesprochen. Wer sich gern entwürdigen und erniedrigen lässt, für den ist die Vorstellung ideal, als Haustier gehalten zu werden. Elemente wie absolute Unterwerfung, Verfügbarkeit und Fesselungen (zum Beispiel bei Ponygirls) kommen dazu. Petplay kann eine besonders intensive Unterwerfung darstellen, wenn der Mensch dabei zum komplett verfügbaren Objekt gemacht wird.
Für wieder andere ist Petplay in erster Linie unglaublich befreiend. Statt neue Zwänge erdulden zu müssen, genießen sie es, sämtliche Zwänge ablegen zu können, die mit ihrem Mensch-Sein verbunden sind. Der gesamte Alltagsstress (Termine planen, seine Finanzen verwalten, Verantwortung übernehmen) fällt von einem ab. Als Tier dürfen sie Dinge tun, für die man sie sonst mindestens schräg anschauen würde. Sie müssen sich nicht einmal mehr überlegen, was sie sagen sollen, und bekommen ihren Kopf so wunderbar frei, um ihre emotionalen Bedürfnisse spüren und ausleben zu können – ganz ohne Schamgefühle. Insofern überrascht es nicht, dass sich etwa unter den Zehntausenden britischen Petplayern auffallend viele Leute in Führungspositionen befinden.
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Für manche Menschen ist Petplay so entlastend wie für andere Menschen Yoga, Meditation oder Joggen. Etliche Petplayer haben die genannten Methoden ausprobiert, um abzuschalten. Sie funktionieren bei ihnen aber weit weniger gut zum Abschalten, als in die Rolle eines Tiers zu schlüpfen.
Ein Petplayer, den ich mal zu seiner Vorliebe interviewt hatte, erklärte mir dazu: »Mein Kick ist es, möglich tief in die Pet-Rolle zu fallen, zum Beispiel als Hund längere Zeit irgendwo abgelegt zu werden. Dann werden auch die Serotonin-Rezeptoren so weit abgesättigt, dass der Zigarettenbedarf auf Null sinkt.«2 Und das Magazin Joyclub zitiert einen IT-Berater, der sich dem Petplay hingibt, folgendermaßen:
»Sobald ich ein Hund bin, ist das wie ein kleiner Urlaub. Als Hund nehme ich die Welt anders wahr. Alles ist viel einfacher. Während dieser Auszeit vom Mensch-Sein brauche ich nicht vorzuplanen, darf albern und verspielt sein. Ich befinde mich absolut im Hier und Jetzt, wie bei einer Meditation, nur viel aktiver und spaßiger. Im Rudel mit anderen Hunden oder an der Leine des Herrchens kann ich sogar noch tiefer in die Rolle eintauchen. Dazu gehört das Balgen um ein Spielzeug oder das Befehle befolgen meines Herrchens. Auch wenn mir bewusst ist, dass ich als Mensch die Verantwortung dafür besitze, was mit mir passiert, gebe ich in diesem Moment einen Großteil davon ab und werde frei.«3
Mitunter kann die seelische Entlastung, die Petplay für viele bedeutet, eine fast schon therapeutische Wirkung haben. So sind unter den Petplayern in den USA auch viele Kriegsveteranen, die durch die Schrecken, die sie bei ihrem Einsatz im Irak oder in Afghanistan erfahren haben, traumatisiert wurden. Der britische Petplayer Dylan Walker berichtet: »Bevor ich die Petplay-Community kennenlernte, war ich fürchterlich schüchtern. Jetzt bin ich viel selbstbewusster geworden, weil ich unter Leuten bin, die mich verstehen.«4