Platon für Manager - Andreas Drosdek - E-Book

Platon für Manager E-Book

Andreas Drosdek

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Beschreibung

Ohne Platons Philosophie, allen voran seine Ideenlehre, gäbe es die Denkweise des modernen westlichen Managements nicht. Doch wir haben diese Wurzeln unseres Denkens vergessen, obwohl sie im internationalen Konkurrenzkampf von größtem Nutzen sein können. Chinesische Führungsmethoden greifen unmittelbar auf jahrtausendealte östliche Lehren zurück. Besinnen wir uns auf unsere eigenen geistigen Wurzeln! Andreas Drosdeks inspirierendes Buch gibt jedem Manager den Schlüssel zum Denken des griechischen Meisterphilosophen in die Hand.

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Andreas Drosdek

Platon für Manager

Eine Begegnung mit der Macht der Ideen

Über das Buch

Ohne Platons Philosophie, allen voran seine Ideenlehre, gäbe es die Denkweise des modernen westlichen Managements nicht. Doch wir haben diese Wurzeln unseres Denkens vergessen, obwohl sie im internationalen Konkurrenzkampf von größtem Nutzen sein können. Chinesische Führungsmethoden greifen unmittelbar auf jahrtausendealte östliche Lehren zurück. Besinnen wir uns auf unsere eigenen geistigen Wurzeln! Andreas Drosdeks inspirierendes Buch gibt jedem Manager den Schlüssel zum Denken des griechischen Meisterphilosophen in die Hand.

Über den Autor

Andreas Drosdek ist Autor, Unternehmensberater und Experte für das Thema Philosophie für Führungskräfte. In seinen Managementbüchern beschäftigt er sich vor allem mit den Lehren wichtiger Denker für den Führungsalltag.

To Angelina: You are the greatest daughter in the world for me.I love you, sweetie.

Einleitung

Platon ist überall

Der gute Manager strebt danach, nicht nur eine akzeptable, sondern eine möglichst optimale Zukunftsstrategie für sein Unternehmen zu entwickeln. Das klingt zuerst wie eine einfache Aufgabe für alle, die irgendwo einen MBA oder vergleichbare Abschlüsse erworben haben. Aber so einfach ist das nicht mehr, vor allem nicht in einem zunehmend herausfordernden, globalen wirtschaftlichen Umfeld.

Wie soll der moderne Manager auf all diese Herausforderungen reagieren? Zum einen gibt es die Möglichkeit, sich den nächsten Managementmoden anzuvertrauen. Aber viele von diesen angeblichen Lösungen haben sich im betrieblichen Alltag entweder als heiße Luft oder als nicht langfristig effektiv erwiesen.

Wo können Sie als viel beschäftigter Manager also echte Lösungen finden? Es mag unwahrscheinlich klingen, aber mit dieser Frage stoßen wir im Nu in den Bereich der Philosophie vor. Allem, was Menschen tun, liegt eine Philosophie zugrunde. Unsere Vorstellungen, was richtig oder was effektiv ist, kommen nicht von ungefähr. Sie entspringen unserer Weltsicht.

Von Kindesbeinen an werden uns, zuerst von unseren Eltern und dann später von unseren Lehrern in der Schule, bestimmte Werte und Denkweisen beigebracht. Andere Einflüsse schon in frühen Jahren sind etwa die Medien oder Altersgenossen. Allmählich entwickeln wir daraus unsere eigene Art und Weise, die Welt zu sehen, unsere eigene Philosophie. Dieser Vorgang erfolgt weitgehend unbewusst, wir wissen später selbst nicht, warum wir bestimmte Dinge und Verhaltensweisen bei anderen befürworten oder ablehnen, und warum wir eigentlich die Dinge so tun, wie wir sie tun.

Und doch fußt alles, was wir tun, auf einer persönlichen Philosophie, auf unserer persönlichen Weltsicht. Das zeigt sich schon daran, dass wir in unseren Werturteilen und Reaktionen auf bestimmte Situationen meist ziemlich konsistent sind. Wir nehmen die Welt so wahr, wie wir es für richtig halten.

Wer eine Managementausbildung durchläuft, erfährt damit oft auch eine Änderung seiner Weltanschauung. Unsere Sicht des Wirtschaftslebens wird »professionalisiert«. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass damit auch alle Probleme, die eine Führungsaufgabe mit sich bringt, gelöst werden können. Denn all die Methodik, die jemand zum Beispiel in einem MBA-Kurs lernt, bietet in der globalen Wirtschaft nicht unbedingt einen Wettbewerbsvorteil für das Unternehmen, für das der Manager tätig ist.

Schon seit langem wird nicht nur die westliche, sondern auch die globale Businesselite in den westlichen MBA-Schmieden, allen voran in den USA, ausgebildet. Es gibt jede Menge Brasilianer, Russen, Inder oder Chinesen (deren Länder als Schwellenländer mit besonders hohem Wirtschaftspotenzial gelten), die all das Wissen besitzen, über das auch ein westlicher Student verfügt. Sie haben aber einen zusätzlichen Vorteil: Ihre eigene Kultur und die damit verbundene Denkweise bieten ihnen durchaus Vorteile, die der westliche Manager nicht hat.

Es gibt im asiatischen Raum zum Beispiel kaum ein Entweder-oder-Denken. Das asiatische Denken lässt Spielräume für Grauzonen und sogar für die Koexistenz widersprüchlicher Ansätze. So wird Chinas Wirtschaft etwa bisher nicht als freie Marktwirtschaft anerkannt, weil der Staat dafür zu sehr die Kontrolle ausübt. Es kann aber nicht bestritten werden, dass es in China, vor allem in den Sonderhandelszonen, rein marktwirtschaftlich funktionierende Strukturen gibt. Und die Einschränkungen, die die Politik dort den Firmen auferlegt, führen meist nur noch zu einem weiteren Wettbewerbsvorteil auf dem globalen Markt. Ausländische Unternehmen, die in China Geschäfte machen wollen, werden gesetzlich meist dazu gezwungen, Joint Ventures mit chinesischen Unternehmen einzugehen. Dass dabei westliches Know-how an die chinesischen Partner fließt, ist selbstverständlich und wohl beabsichtigt.

Wie also können westliche Unternehmen und Gesellschaften wachsenden Wirtschaftsmächten vor allem in Asien Paroli bieten? Auf welche Wurzeln können wir uns besinnen, um im Austausch mit anderen Kulturen selbstbewusst unsere Weltsicht einzubringen?

Allem, was wir heute in der westlichen Welt tun, liegt eine westliche Philosophie zugrunde. Und im Zentrum dieser Philosophie steht ein Mann: Platon. Kaum etwas wird im Managementalltag geplant oder umgesetzt, was ursprünglich nicht auf den Vorstellungen des Schülers von Sokrates und Lehrers von Aristoteles beruht. Kein anderer Philosoph hat die westliche Denkweise in vergleichbarer Weise geprägt. Viele Managementansätze basieren zumindest indirekt auf seinen Ideen.

Da der westliche Manager, selbst wenn es ihm nicht bewusst ist, im Umfeld von Platons Gedankengut lebt, ist es sinnvoll, sich diese Beziehung zwischen Platon und westlichen Managementkonzepten ganz klar vor Augen zu führen. Im globalen Wettbewerb kann so ein Vorteil für die westlichen Unternehmen erwachsen.

Ohne Platons Konzepte, allen voran seine Ideenlehre, gäbe es die Denkweise des modernen westlichen Managers, seine Art zu denken und Probleme anzugehen, nicht in dieser Weise. Sie sind tief in unserer kollektiven Psyche verwurzelt.

Platons Ideenlehre wurde ursprünglich als »Idealenlehre« bezeichnet. Für Platon besteht die wahre Welt aus Ideen, in der die Idee des Guten als höchste Idee über allen anderen Ideen steht. Die anderen Ideen sind dieser untergeordnet. Alles, was wir in der Welt mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen können, sind nur unvollkommene Verwirklichungen solcher Ideen.

Die Managementausbildung im Westen fußt auf dieser Ideenlehre. Im Studium werden Vorstellungen präsentiert, die bestimmte Ideen für das Management als Fixpunkte definieren. Ein Beispiel sind die berühmten vier »P« im Marketing: Product, Price, Place, Promotion. Diese Thesen stellen Ideale dar: Das ideale Produkt, zum idealen Preis mit der richtigen Strategie vertrieben und dann durch eine ideale Kommunikationsstrategie dem Konsumenten angeboten, was angeblich automatisch entsprechende Erfolge bewirken wird.

Jedem MBA-Absolventen ist klar, dass es eine besondere Herausforderung darstellt, diese Ideale zu erreichen. Nach Platon ergibt sich aber auch die Frage, ob die vier »P« wirklich das letzte Wort zum Thema Marketing sind. Anscheinend nicht, denn seit der »Erfindung« dieses Konzepts gab es viele andere Ideen, die eine Weiterentwicklung darstellten, und es gab Ideen, die konträr zu diesen Ideen verliefen. Dass wir uns aber überhaupt Gedanken über Ideale machen und die neuesten jeweils als neues Managementwissen weiterverbreiten, gibt Platon und seiner Philosophie Recht.

Der Managementtheoretiker Peter F. Drucker, der vielen als der Vater der modernen Managementmethodik gilt, war zutiefst philosophisch geprägt. Um ein kleines Büchlein des spanischen Philosophen Baltasar Gracián im Original lesen zu können, hat er sogar Spanisch gelernt. Und ganz selbstverständlich bezieht er sich in seinen Schriften auf Platon. Peter Drucker hat ein Ideengebäude geschaffen, an dem sich Manager bis heute orientieren. Die Quelle aus der er schöpfte, war vor allem die Philosophie.

Der Einfluss Platons auf das Managementdenken ist mittlerweile ein globaler geworden. Durch die Ausbildung vieler Wirtschaftsführer aufstrebender Schwellenländer an westlichen Eliteschulen haben sich Platons Ideen und ihre Umsetzung in Managementmethoden auf der ganzen Welt verbreitet. Gleichzeitig haben diese Vertreter anderer Kulturen aber auch ihre eigenen Philosophien, die ihnen dabei helfen, erfolgreich mit dem Westen zu konkurrieren.

Das Denken vieler Chinesen ist zum Beispiel, ohne dass dies den meisten von ihnen bewusst oder uns bekannt ist, nicht nur von Laotse und Konfuzius geprägt, sondern vor allem auch von den Strategien Sun Tzus. Die berüchtigte Mao-Bibel von Mao Zedong enthielt zum Beispiel teilweise wörtliche Zitate von Sun Tzu, einem chinesischen General und Militärstrategen zu Lebzeiten Konfuzius’. Die chinesische Wirtschaft hat diese Strategien vor allem in den letzten beiden Jahrzehnten konsequent umgesetzt und damit eine gewaltige Wirtschaftsmacht aufgebaut.

Was der westliche Manager dagegensetzen kann, ist vor allem, seine größere Nähe zum Gedankengut seiner eigenen westlichen Philosophen und Strategen bewusster zu nutzen. Es steht außer Zweifel, dass die kulturelle Wiege unserer westlichen Gesellschaft bei den alten Griechen steht. Und dort wurde auch der Anstoß zu der Denkweise gegeben, die uns bis heute begleitet.

Wir haben die Möglichkeit, uns auf philosophische Ansätze zu stützen, die wesentlich zur Schaffung der Rahmenbedingungen für den außergewöhnlichen wirtschaftlichen Erfolg des Westens in den letzten Jahrhunderten beigetragen haben.

Denn keiner von uns wurde in ein gedankliches Vakuum hineingeboren. Wir haben von Kindesbeinen an eine bestimmte Art und Weise zu denken und die Welt zu sehen erlernt. Deren Richtigkeit können wir aber nur ausreichend beurteilen, wenn wir auch ihre Wurzeln kennen.

Das Ziel dieses Buches ist es daher, Platons Kernideen tiefgründiger hinsichtlich ihrer Relevanz für das moderne Management zu durchleuchten und zu verdeutlichen, wie sie für ein erfolgreiches Arbeiten eingesetzt werden können. Als Manager arbeiten Sie bereits in Platons intellektuellem Umfeld, und wenn Sie das bewusster tun, können Sie davon nur profitieren. Gleichzeitig bietet das Buch aber auch die Möglichkeit, unser westliches Denken kritisch zu hinterfragen. Denn auch die kritischen Einsichten anderer Philosophen helfen uns bei der Bewältigung anstehender Probleme.

Wenn wir Platons Gedanken auf die Managementherausforderungen des 21. Jahrhunderts anwenden wollen, müssen wir natürlich den Kontext beachten, in dem seine berühmte und einflussreiche Ideenlehre entstanden ist.

Diese umfasst die scheinbar einfache Frage, inwieweit wir unseren Sinneseindrücken vertrauen können, und führt hin zu spirituellen Fragen, etwa der Frage nach einem Gott und inwieweit wir Zugang zu ihm gewinnen können. Platon war Idealist. Für ihn stellten die reinen Ideen absolute Wahrheiten dar. Platon war überzeugt, dass unsere physische Welt auf einer höheren geistigen Grundlage gegründet ist. Die wahre Realität bestand für ihn aus dem Reich der Ideen. Das war die Welt der Ideale, denn jede Idee verkörpert ein Ideal. Unsere sinnlich erfassbare Welt ist für ihn nur eine mehr oder weniger hinreichende Verkörperung dieser Ideen.

Aufgrund dieser Sichtweise hatte er zusammen mit seinem Schüler Aristoteles einen prägenden Einfluss auf das Christentum, wie wir es heute kennen, denn auch die christliche Theologie unterscheidet zwischen der wahren Welt Gottes und unserer vergänglichen Welt voller Unvollkommenheit.

Platons Vorstellung vom Absoluten wurde im Westen außer in der Religion aber kaum in dieser radikalen Weise übernommen. Platon glaubte an das absolute Reich der Ideen, in dem die Ideen als perfekte Formen existieren. Sie sind die Urbilder der Realität. In unserer Welt der Unvollkommenheit können wir aber nur unvollkommene Verwirklichungen dieser Ideen erleben.

Alles, was wir mit unseren fünf Sinnen erleben, ist eine Kombination von Ideen. Beispielsweise ist allen Tieren, die wir in der Welt wahrnehmen, die Idee des »Tierseins« gemeinsam. Wir wissen zum Beispiel, wenn wir auf Tiere treffen, ob es sich um ein Pferd, einen Hund oder eine Katze handelt, da auf dieser niederen Ebene der Ideen unsere sinnliche Erfahrung durch unseren Verstand geleitet und interpretiert wird. Und wir wissen gleichzeitig, dass diese unterschiedlichen Gattungen alle zur Familie der Tiere gehören.

Platon sieht aber auch eine Hierarchie der Ideen. Es gibt für ihn einfache Ideen, aber auch solche von höchstem Wert.