Sokrates für Manager - Andreas Drosdek - E-Book

Sokrates für Manager E-Book

Andreas Drosdek

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Beschreibung

Wie soll der moderne Manager der immer größeren Komplexität unserer globalen Wirtschaftswelt begegnen? An welchen Leitsätzen kann er sich orientieren, wenn es keine allgemeinen Patentrezepte für den Führungsalltag mehr gibt?

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Drosdek, Andreas

Sokrates für Manager

Eine Begegnung mit zeitloser Weisheit

www.campus.de

Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Copyright © 2007. Campus Verlag GmbH

Besuchen Sie uns im Internet: www.campus.de

E-Book ISBN: 978-3-593-40304-5

|7|Zu diesem Buch

Wissen schafft Bewusstsein. Wenn wir zu neuen Wegen finden, unsere Welt zu sehen und zu verstehen, dann wirkt sich das auch auf unser Handeln aus. Mit besserem Wissen sind wir in der Lage, unsere Umwelt erfolgreicher zu gestalten. Oder, wie Sokrates es ausdrückte: »Rechtes Handeln folgt rechtem Denken.«

Unsere Welt hat sich tiefgreifend verändert. Globalisierung, Individualisierung und die Informationsvernetzung durch das Internet haben neue Realitäten geschaffen, auch und vor allem in der Wirtschaftswelt. Zudem verschieben sich die Gewichte in der globalen Wirtschaft. Neue Mitspieler wie China oder Indien mischen die Karten zunehmend neu.

In einer solchen Situation stoßen althergebrachte Managementansätze an ihre natürlichen Grenzen. Vieles, was wir heute noch im Management praktizieren, hat seine Wurzeln in Studien, die Frederick Taylor Ende des 19. Jahrhunderts durchführte. Dabei entwickelte er »wissenschaftliche« Prinzipien wie Arbeitsteilung, Planung und Kontrolle|8|, gemäß denen nur das (obere) Management denken und planen soll, während der Rest der Belegschaft diese Pläne lediglich exakt und möglichst ohne eigenes Denken auszuführen hat. Wenn man dieses Menschen- und Unternehmensbild mit der heutigen Wirtschaftsrealität vergleicht, wundert es nur, dass nicht schon früher Risse im Wirtschaftsgefüge aufgetreten sind.

Dass das traditionelle Managementdenken in unserer komplexen Welt oft nicht mehr weiterhilft, ist vielen Managern bewusst. Das System Wirtschaft hat sich zu grundlegend geändert. Galt es früher noch als reine PR-Masche, vom Mitarbeiter als »wichtigste Ressource« zu sprechen, so hat sich das Blatt gewendet: Das Unternehmen braucht mittlerweile wirklich die Intelligenz und Kreativität aller Mitarbeiter, wenn es auf den globalisierten und konkurrenzintensiven Märkten der Zukunft erfolgreich agieren will. Woher aber sollen die neuen Konzepte für eine effektive Mitarbeiterführung kommen?

Seit mehr als einem Jahrzehnt habe ich Manager auf alternative Wege hingewiesen, die neues Wissen und damit neues Bewusstsein in den Managementprozess bringen. Ende des letzten Jahrhunderts lag das Augenmerk noch auf den asiatischen Strategielehren, die auch heute noch wichtige Impulse für die Handhabung von komplexen Systemen liefern.

|9|Doch auch die Entwicklung der westlichen Zivilisation stellt eine bedeutende Erfolgsgeschichte dar. Sie führte am Ende zu nie gekannten Freiheiten sowie wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften für die gesamte Menschheit. Wer ihre Ursprünge verstehen will, stößt unweigerlich auf Sokrates, den Mann, der diese Entwicklung fast im Alleingang in wichtige Bahnen lenkte. Ohne Sokrates sähe unsere Welt heute wahrscheinlich anders aus.

Sokrates mag viele Entwicklungen in unserer Welt durch sein Denken und seine Methodik erfolgreich angestoßen haben. Gerade in der Wirtschaftswelt finden wir aber heute häufig die gegenteiligen Werte und Methoden wie die, die Sokrates selbst vertrat.

In letzter Zeit wird das Bedürfnis auch im Management größer, die Philosophie zur Entdeckung neuer Lösungsansätze zu Rate zu ziehen. Ein logischer Ausgangspunkt hierbei ist Sokrates. Denn er hat nicht nur eine wesentliche Grundlage für unsere westliche Zivilisation gelegt, sondern bietet uns auch ein überzeugendes Alternativmodell für unsere heutigen Managementmethoden.

In der Zeit seines öffentlichen Wirkens setzte sich Sokrates vor allem mit den Ideen der Sophisten auseinander. Diese erhoben den Erfolg (in Form von persönlichem Profit) zur primären Leitlinie und lehrten Manipulation und Machtpolitik |10|– ein Ansatz, der auch in vielen modernen Unternehmen heute noch Realität ist. In unserer Zeit der Transparenz sind die sophistischen Methoden aber nicht länger wirksam. Auch für den eigenen Erfolg wird es wichtig, sich stattdessen an Sokrates’ Prinzipien der Authentizität und der Suche nach gesichertem Wissen zu orientieren.

»Die Führungskraft der Vergangenheit wusste Anweisungen zu geben. Die Führungskraft der Zukunft wird wissen, Fragen zu stellen«, prophezeite der große Managementdenker Peter Drucker für unser Jahrtausend. Eine gute Zeit also, um von Sokrates, dem großen Fragesteller, zu lernen.

Ich weiß, verehrter Leser, dass Ihre Zeit knapp bemessen ist. Wir leben in hektischen Zeiten. Dieses kleine Büchlein ist daher so konzipiert, dass es schnell und leicht gelesen werden kann. Gleichzeitig ist es inhaltlich so strukturiert, dass die wesentlichen Aspekte von Sokrates’ Sichtweise in unterschiedlichen Kontexten wiederholt einprägsam zum Ausdruck kommen.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass Sie sich am Ende von diesem einzigartigen Philosophen zu neuen Erfolgen in ihrer Managementarbeit inspirieren lassen.

Andreas Drosdek

|11|Der Auftakt

Der moderne Manager sieht sich in einer zunehmend komplexen Wirtschaft mit einer Reihe völlig neuer Herausforderungen konfrontiert: Produkte und Dienstleistungen müssen den wachsenden Ansprüchen der Kunden genügen, Mitarbeiter motiviert und mit Wertschätzung geführt werden. Außerdem wird erwartet, dass der Manager seine Kompetenzen ständig ausbaut, um das Unternehmen sicher in Richtung Zukunft zu steuern. Kurzum, das Umfeld des Managers wird zunehmend turbulenter, schnelllebiger und risikoreicher, die Anforderungen und Erwartungen an das Management steigen. Die üblichen Managementansätze bringen keine Wettbewerbsvorteile mehr, denn jeder kennt sie in kürzester Zeit; es gibt also keinen längerfristigen Informationsvorsprung mehr.

Entsprechend stoßen immer mehr Führungskräfte an ihre Grenzen. Wie aber kann der Manager neue Kompetenzen im Umgang mit Märkten und Mitarbeitern erlangen? An welchen Grundsätzen kann er sich heute noch orientieren?

|12|Philosophie ganz ohne Vorwissen

»Die Probleme, die es in der Welt gibt, können nicht mit den gleichen Denkweisen gelöst werden, die sie erzeugt haben«, prognostizierte schon Einstein. Um die heutigen Managementherausforderungen zu bewältigen, bedarf es – zumindest für das traditionelle Management – neuer Denkansätze. Dabei wird die Führungskraft zunehmend auf sich selbst zurückgeworfen. Als Konsequenz bleibt ihr am Ende nichts anderes übrig, als dem Rat von Immanuel Kant zu folgen: »Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.«

Zunehmend sind es die Denkstrategien des Managers selbst, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden – letztendlich nicht nur beruflich, sondern auch privat. Wohin aber soll sich der moderne Manager wenden, um neue Denkperspektiven zu gewinnen? Die nahe liegende Antwort ist: dort, wo die Erfolgsgeschichte des modernen Denkens seinen Anfang nahm: in der Philosophie.

Alle Managementtheorien und die daraus abgeleiteten Methoden sind direkt oder indirekt das Produkt von Philosophie. Nehmen wir den Managementdenker Peter Drucker. Er hatte in jungen Jahren extra Spanisch gelernt, nur um ein kleines Weisheitsbüchlein des spanischen Philosophen Baltasar Gracián im Original lesen zu können. Die Philosophie insgesamt bildete einen Großteil seines |13|intellektuellen Hintergrunds. Ähnliches trifft auf das gesamte Managementwissen zu. Unausgesprochen liegt allen Managementansätzen ein bestimmtes Welt- und Menschenbild, eine Philosophie zugrunde.

Natürlich sind Sie als Manager viel beschäftigt. Aber gerade deshalb ist es wichtig, dass Sie Ihre Zeit auf die Fragen verwenden, deren Antworten Sie in kurzer Zeit entscheidend weiter bringen. Uns ist oft nicht bewusst, wie sehr die Philosophie alle Aspekte unseres Lebens prägt. Oder wie sehr sie uns dabei helfen kann, einzigartige und erfolgreiche Lösungswege für die Zukunft zu finden. Wir brauchen die Philosophie also für unsere jeweilige Arbeit. Und nicht nur das: Wir haben bereits eine Philosophie. Jeder von uns handelt nach bestimmten Überzeugungen, Prinzipien und Faustregeln. Jedes Mal, wenn Sie mit Mitarbeitern, Kollegen, Vorgesetzten, Kunden oder Investoren zu tun haben, wird dieser Umgang von Ihren eigenen Grundhaltungen, Werten und Prioritäten gesteuert. Und gerade das sind die Grundelemente einer jeden Philosophie. Die Frage, die sich für uns lediglich ergibt, ist: Ist meine eigene Philosophie so umfassend durchdacht und überprüft, dass ich mir sicher sein kann, dass mein Managementansatz der richtige ist? Oder sollte ich meine Philosophie noch einmal überprüfen?

Genau um diesen Prozess des Prüfens geht es. Und dies führt uns direkt zu Sokrates, dem Mann, |14|der das systematische Überprüfen aller wichtigen Überzeugungen zu seiner Lebensaufgabe machte. Mit seiner Methodik legte er nicht nur den Grundstein für die gesamte westliche Philosophie. Seine Denkansätze bieten auch den Vorteil, dass sie ohne Vorkenntnisse verstanden und angewandt werden können. Wenn wir Sokrates Beispiel folgen wollen, dann müssen wir nicht zuerst Philosophie studieren, bevor wir philosophische Prinzipien für unsere Arbeit einsetzen können. Wie Sokrates auch, können wir unvoreingenommen an die Überprüfung unseres eigenen Wissens und des Wissens unserer Umwelt herangehen sowie unsere bisherigen Erfahrungen und Erkenntnisse dazu einsetzen, falsches oder unvollständiges Wissen zu entlarven und zu gesichertem Wissen zu gelangen.

Im Grunde genommen bietet Sokrates’ zeitlose Weisheit wichtige Impulse für unseren gesamten Lebensentwurf. Mehr denn je ist jeder von uns auf sich selbst zurückgeworfen, wenn es darum geht, ein geglücktes Leben zu leben. Heutzutage können Sie sich für die Planung Ihrer Zukunft immer weniger auf das Unternehmen, für das Sie gerade tätig sind, verlassen. Unternehmen handeln mittlerweile radikal allein gemäß ihrer eigenen Bedürfnisse und Interessen. Die einstige Loyalität gegenüber der Belegschaft und dem Management ist oft kaum noch wahrnehmbar. Entsprechend sind vor allem Sie selbst für Ihre Karriere verantwortlich |15|und benötigen deshalb mehr denn je eine klare Strategie für Ihr eigenes Leben.

Ein Befassen mit Sokrates kann uns entscheidend dabei helfen, klarere Vorstellungen davon zu entwickeln, wie wir unser eigenes Leben erfolgreich managen und dabei auch die Bedürfnisse und Ansprüche unserer Umwelt in einer für alle Beteiligten zufriedenstellenden Weise integrieren können.