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Garrett, Starspieler der Vancouver Vipers, beherrscht das Eishockeyfeld, als wäre es sein Eigentum. Und inzwischen auch meine Gedanken und mein Herz. Als kleine Schwester des Captains bin ich für die Spieler der Vancouver Vipers tabu. Niemand würde es jemals wagen, mich anzurühren – eine unausgesprochene Regel. Das ist auch Garrett, dem besten Freund meines großen Bruders, mehr als klar. Doch inzwischen bin ich erwachsen, und Garrett und ich kommen uns unverhofft näher. Noch nie zuvor hat mich jemand so angesehen. Damit riskiert er alles: seine Karriere, aber auch die Freundschaft zu meinem großen Bruder. Und trotzdem kann er es nicht lassen und zeigt mir, dass er nicht nur auf dem Feld begnadet mit seinen Händen umgehen kann. Trau dich, Garrett … Play with Me Intensiv, mitreißend, emotional - eine Forbidden Love Romance zwischen einem Hockey-Star und der kleinen Schwester seines Captains. //Dies ist der zweite Band der heißen Hockey-Romance rund um die Player der Vanocuver Vipers. Alle Bände der Buchreihe: - Playing for Keeps 1: Consider Me - Playing for Keeps 2: Play with Me
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Becka Mack
Play with Me
Aus dem Englischen von Franzi Berg und Dorothee Witzemann
Garrett, Starspieler der Vancouver Vipers, beherrscht das Eishockeyfeld, als wäre es sein Eigentum. Und inzwischen auch meine Gedanken und mein Herz.
Als kleine Schwester des Captains bin ich für die Spieler der Vancouver Vipers tabu. Niemand würde es jemals wagen, mich anzurühren – eine unausgesprochene Regel. Das ist auch Garrett, dem besten Freund meines großen Bruders, mehr als klar.
Doch inzwischen bin ich erwachsen, und Garrett und ich kommen uns unverhofft näher. Noch nie zuvor hat mich jemand so angesehen. Damit riskiert er alles: seine Karriere, aber auch die Freundschaft zu meinem großen Bruder.
Und trotzdem kann er es nicht lassen und zeigt mir, dass er nicht nur auf dem Feld begnadet mit seinen Händen umgehen kann.
Trau dich, Garrett …
Play with Me
Intensiv, mitreißend, emotional – eine Forbidden Love Romance zwischen einem NHL-Star und der kleinen Schwester seines Captains.
Wohin soll es gehen?
Buch lesen
Vorbemerkung
Playlist
Danksagung
Viten
Für alle, die je das Gefühl hatten, sich verbiegen zu müssen, um jemandes Vorstellungen zu entsprechen …
Lass dir von niemandem dein Feuer nehmen.
Die richtigen Menschen werden es nicht löschen wollen, sondern sich daran wärmen.
Bis dahin: Sonne dich selbst darin.
Du bist genug, genau so, wie du bist.
VORBEMERKUNG
Liebe Leser*innen,
dieser Roman enthält folgende potenziell triggernde Inhalte:
Explizite Sprache
Sexuelle Inhalte
Drohungen und verbale Gewalt
Gehe während des Lesens achtsam mit dir um. Falls du auf Probleme stößt und/oder betroffen bist, bleibe damit nicht allein. Wende dich an deine Familie und an Freunde oder suche dir professionelle Hilfe.
Wir wünschen dir alles Gute und das bestmögliche Erlebnis beim Lesen dieser besonderen Geschichte.
Becka und das Carlsen-Team
DIE »PLAY WITH ME«-PLAYLIST
SOMEDAY – OneRepublic
PHOTOGRAPH – Ed Sheeran
CARRYMEAWAY – John Mayer
LATENIGHTTALKING – Harry Styles
BUTTERFLIES – Abe Parker
THEONEYOUNEED – Brett Eldredge
COLLIDE – Ed Sheeran
SIDEBYSIDE – Jon Foreman & Madison Cunningham
DRESS – Taylor Swift
CINEMA (ACOUSTIC) – Gary Go
RECOVERY – James Arthur
FALLINTOME (ACOUSTIC) – Forest Blakk
YOUSHOULDPROBABLYLEAVE – Chris Stapleton
FEELSLIKE – Gracie Abrams
GONETOOSOON – Andrew Jannakos
TREACHEROUS (TAYLOR’S VERSION) – Taylor Swift
FALLINGLIKETHESTARS – James Arthur
I GUESS I’M INLOVE – Clinton Kane
MISSINGPIECE – Vance Joy
LEAVEYOUALONE – Kane Brown
BIBLICAL – Calum Scott
CLARITY – Vance Joy
DIDN’T SEEITCOMING – My Brothers And I
MYPERSON (WEDDINGVERSION) – Spencer Crandall
EINS
WEGTRETEN, SOLDAT
GARRETT
»Scheiße, ich hab’s dir doch gesagt!«
Mit ausgestreckter Hand mache ich die internationale Geste für Her mit dem Geld.
Adam Lockwood, einer meiner besten Kumpels und Teamkollegen, lässt mit einem Ächzen den Kopf in den Nacken sinken, als könnte er es einfach nicht fassen.
Ich kann es einfach nicht fassen.
Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: Das Unglaubliche daran ist, dass Adam an den Bräutigam geglaubt hat.
Er steht auf, um seine Brieftasche aus der hinteren Hosentasche zu ziehen, dann lässt er sich wieder auf seinen Stuhl fallen und blättert grummelnd ein Bündel Scheine durch. Er klatscht mir einen Hunderter in die ausgestreckte Hand und einen weiteren in Emmetts.
Adam hebt den finsteren Blick zu Carter, unserem Teamcaptain, dem Bräutigam und dem Mann, der gerade vor den versammelten zweihundert Gästen um Worte ringt.
Gerade hat er seine frisch angetraute Braut als schwanger geoutet.
»Ich hab an dich geglaubt, Carter«, murrt Adam. Als Cara und Jennie nach ihrem Teil des Gewinns grabschen, hält er schützend die Arme über den Kopf. »Ach, kommt schon!«
Adam ist ein guter Typ. Der beste, den ich kenne, um ehrlich zu sein. Er hat unendliches Vertrauen in alles und jeden. Ab und zu ist sein Vertrauen einfach … ein klein wenig naiv. Jetzt gerade zum Beispiel.
Denn Carter Beckett ist in zwei Dingen gut: Eishockey spielen und seiner frisch angetrauten Frau Olivia zeigen, wie sehr er sie liebt. Worin er echt schlecht ist? Geheimnisse wahren.
»Olivia bekommt auch Geld von mir«, murmelt Adam vor sich hin. »Sogar sie hat gewettet, dass Carter es versaut. Bin ich der Einzige, der an ihn geglaubt hat?«
Am Tisch ist ein kollektives Ja zu hören, und Adam reibt sich mit beiden Händen das Gesicht, doch als Holly, Carters und Jennies Mom, ebenfalls auffordernd die Hand über seine Schulter streckt, habe ich das Gefühl, er wird gleich anfangen zu weinen.
»Ich habe innerhalb von zwei Minuten sechshundert Dollar verloren, weil dieser Typ nicht mal einen beschissenen Abend lang die Klappe halten kann.«
Holly steckt ihren Gewinn weg. »Ich liebe meinen Sohn, aber Carter mag die Aufmerksamkeit und muss immer sagen, was er denkt. Das hat er von seinem Vater. Ich würde Olivia keinen Vorwurf machen, wenn sie ihn heute Nacht auf der Couch schlafen lässt.«
Wie aufs Stichwort stürmt die winzige Braut an uns vorbei, Carter direkt auf ihren Fersen.
»Das hier kannst du heute Nacht vergessen«, faucht Olivia und bleibt kurz stehen, um mit der Hand eine Kreisbewegung um ihre untere Hälfte zu machen. »Komplett.«
Carter bleibt vor Entsetzen der Mund offen stehen, dann jagt er ihr nach. »Ollie! Das war ein Versehen! Das kannst du doch nicht machen!«
»Ich wusste, das wird die spaßigste Hochzeit, auf der ich je war.« Ich steche mit der Gabel in den Schokokuchen, den Adam noch nicht aufgegessen hat, und schiebe mir ein großes Stück in den Mund. In der karamelligen Füllung sind zerbröselte Oreos. Er ist unglaublich gut. »Ca-ta un’ O-ie ollten ne eigenge Pfernschehschendung kriegen.«
»Weißt du, was helfen könnte?« Jennie zieht die perfekt geformten Augenbrauen in die Höhe und wirft einen spitzen Blick auf meinen Mund. »Schlucken vorm Reden.«
Ich höre auf zu kauen, und als sich unsere Blicke kreuzen, brennen meine Ohren. Jennie ist auf jeden Fall eine Beckett. Eine offenherzige Klugscheißerin wie ihr großer Bruder, mit den gleichen Grübchen und dem gleichen nervigen Grinsen. Aber während Carter tiefgrüne Augen hat, sind ihre von einem weichen, kühlen Blau mit einem ganz leichten Hauch von Violett.
Hübsch.
Oder so.
Ich schlucke, lege die Gabel hin und räuspere mich, denn der Alkohol bringt mich dazu, etwas zu antworten, was ich mich normalerweise nicht zu sagen trauen würde: »Wenn du was von mir willst, musst du nur fragen, Baby Beckett.«
»Ich bin kein Baby«, schießt sie zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. Das drückt ihre perfekten Brüste zusammen und verstärkt noch den Fick-mich-Vibe, den sie in ihrem schimmernden dunkelroten Kleid ausstrahlt.
Ich unterdrücke den Gedanken genauso schnell, wie er aufgetaucht ist. Manchmal mache ich mir Sorgen, dass Carter, wenn es um seine Schwester geht, ein übermenschliches Gehör besitzt, und … na ja, meine Gedanken hören kann oder so. Ich habe ihn oft genug auf dem Eis kämpfen sehen, um zu wissen, dass ich keine Lust habe, ihn wütend zu machen. Ich mag mein Gesicht, wie es ist, ich finde nicht, dass man es neu arrangieren muss.
Als ich noch mal mit meiner Gabel näher komme, zieht Adam mir den Teller weg. »Mein Kuchen.« Er ignoriert mein Schmollen und bietet ihn Jennie an. »Möchtest du?«
Ich schnappe mit offenem Mund nach Luft.
»Garrett, Schätzchen.« Holly drückt meine Schultern. »Wo ist dein Date?«
Mir steigt die Hitze ins Gesicht. »Ich hab keins mitgebracht«, murmle ich. Ich hatte ein paar Optionen, aber ich will nicht, dass irgendwer auf falsche Gedanken kommt. Ich finde, Hochzeiten sind was Besonderes.
»Warum nicht? Du bist so ein gut aussehender Mann, Schätzchen.«
Ich kratze mich am Kopf und senke den Blick auf meinen leeren Teller. »Danke, Mrs Beckett.« Als Jennie prustet, schaue ich sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Wo ist denn dein Date, Baby Beckett?«
»Ich date niemanden und hab’s auch nicht vor.«
Holly lässt sich seufzend auf den Stuhl neben mir fallen. »Ehrlich, Jennie, ich habe gerade das Problem gelöst, das ich liebevoll mein Sohn nenne. Werd du bitte nicht auch noch so.« Sie dreht sich mit leuchtenden Augen zu mir um. »Hey, wenn du niemanden datest und sie niemanden –«
Cara und Emmett brechen gleichzeitig brüllend vor Lachen über dem Tisch zusammen.
»Nein«, keucht Cara und wischt sich die Tränen ab, die ihr über die Wangen rinnen. »Ach du Scheiße. Könnt ihr euch das vorstellen? Holly, wir mögen Garrett. Wir wollen nicht, dass er stirbt. Carter würde ihn umbringen.«
»Was ist mit dir, Adam?« Holly lächelt ihn an. »Du bist so lieb. Carter kann dich unmöglich umbringen wollen.«
Jennie wirft die Arme hoch. »Mom! Kannst du bitte aufhören, mich verkuppeln zu wollen? Und ich will bestimmt keinen von diesen Losern daten.« Sie tätschelt Adam die Hand. »Tut mir leid, Adam. Du bist kein Loser.« In ihrem Mundwinkel zuckt es, als sie zu mir herüberschaut und ihr Blick an meinem Schlüsselbein hängen bleibt. Ich habe die Krawatte gelockert und die obersten Knöpfe geöffnet. Ihr Blick findet meinen, und in ihren Augen liegt ein spielerisches – boshaftes – Glitzern.
Ich möchte finster schauen, stattdessen sehe ich Jennie lange an: den rosigen Schimmer auf ihren hohen Wangenknochen, die kastanienbraunen Haare, die in Locken über ihre schmalen Schultern drapiert sind. Sie ist so heiß, dass sie unmöglich echt sein kann. Wenn sie in der Nähe ist, kann ich anscheinend nichts anderes denken, als wie es wohl wäre, in einer Abstellkammer mit ihr allein zu sein oder sie über einen Tisch zu beugen und …
Aufstöhnend kippe ich nach vorn, umklammere mir unterm Tisch das schmerzende Knie und starre Adam finster an. »Was soll der Scheiß? Wofür war das?«
Seine Stimme klingt leise und bedrohlich. »Du weißt genau, wofür das war. Willst du vielleicht noch ein Scheißfoto machen? Dann hättest du länger was davon.«
Ach, fuck. Wozu hat man Augen, wenn man sie nicht benutzen darf, um eine verdammt heiße Frau zu würdigen? Das wüsste ich schon mal gern.
Aber Adam hat natürlich recht. (Hat er immer.) Ich habe ganz sicher nicht vor, mit der kleinen Schwester eines meiner besten Kumpels rumzumachen, also behalte ich meine Blicke den restlichen Abend für mich.
Okay, tue ich nicht, aber ich gebe mir echt Mühe. Ich schwör’s.
Irgendwie lande ich an der Bar und schaue Jennie zu, wie sie auf der Tanzfläche ihr Ding macht. Wie ein Wasserfall fließen ihre Haare in dichten Wellen über ihren Rücken, und ich folge der Linie ihres rückenfreien Kleides hinunter zu dem herrlich runden Hintern, der sich zur Musik bewegt. Sie hat eine wahnsinnig schmale Taille und breite Hüften, um die ich am liebsten die Finger legen und –
»Frag sie einfach, ob sie tanzen will.«
»Was?« Ich schaue Emmett an, dann wieder Jennie, und wiederhole: »Was?«
»Sieht aus, als wolltest du mit ihr tanzen.«
»Was? Nein.« Schreie ich?
»Warum schreist du so?«
»Ich schreie nicht.« Ich schreie.
Emmett zieht eine Augenbraue hoch, trinkt sein Bier aus und schiebt mich auf die Mädels auf der Tanzfläche zu. Seine Frau verschwendet keine Zeit, zerrt mich zu sich heran und benutzt mich, um sich zu drehen.
»Na komm, Gare-Bear.« Cara zieht eine Schnute, während Emmett die Arme um sie legt und sie an seine Brust zieht. »Beweg deinen Arsch, Baby.«
»Ich weiß nicht … ich kann nicht …«
»Mein Gott.« Jennie schaut mich verächtlich an, während sie die Hüften zur Musik bewegt. »Du hast kein Rhythmusgefühl, was, Andersen?«
Als ich wortlos blinzle, verdreht sie die Augen, verschränkt die Finger mit meinen und zieht mich an sich. Unsere Körper kollidieren mit einem Uff, das mich irgendwie von innen aufheizt, und als sie sich umdreht und ihren Arsch nur Zentimeter vor meinem Schwanz parkt, glaube ich, ich werde gleich ohnmächtig.
Ihre warmen Hände gleiten über meine, führen sie an ihre Hüften, die sich zur Musik bewegen, und Emmett zwinkert mir zu, als hätte ich nicht gerade einen Kurzschluss.
»Beweg deine Hüften, verdammt«, knurrt Jennie.
»Ich kann … Ich weiß nicht, wie.«
Der finstere Blick, den sie mir über ihre Schulter zuwirft, wird weicher, als ich rot werde. Jennie seufzt leise. »Beweg dich einfach mit mir, Garrett. So schwer ist das nicht. Wie zum Teufel kriegst du immer so viele Frauen ab?«
»In letzter Zeit lief’s nicht so gut«, platze ich, ohne nachzudenken, heraus, dann beiße ich die Zähne zusammen. Aus irgendeinem beschissenen Grund mache ich den Mund danach gleich wieder auf. »Ich hatte nicht so viel … Ich meine, da war das Mädchen letzte Woche in Pittsburgh, das ich fast …« Jennies Körper erstarrt unter meinen Händen. Ich räuspere mich. »Ich höre jetzt auf, über mein Sexleben zu reden.«
»Klingt für mich eher nach einem mangelnden Sexleben, Großer.«
Das kann sie laut sagen. Emmett und Cara haben diesen Sommer geheiratet, und Carter ist im Grunde in Gedanken schon mit Olivia verheiratet, seit sie sich letztes Jahr kennengelernt haben, obwohl sie ihn eine Weile im Abseits hat stehen lassen. Adam geht’s immer noch ziemlich scheiße, seit er vor ein paar Monaten herausgefunden hat, dass ihn seine Langzeitfreundin betrogen hat, aber ohne sie ist er so viel besser dran.
Das heißt, in den ersten sechs Wochen unserer Eishockeysaison habe ich mich nach dem Spiel nur mit meinen Kumpels betrunken, gefolgt von Männerpartys in den Hotels mit Junkfood und Xbox, und musste meinen muschihörigen Zimmernachbarn dabei zuhören, wie sie mehr oder weniger Telefonsex mit ihren Frauen hatten. Bei mir sieht’s in letzter Zeit sehr traurig aus.
Das ist sicher der einzige Grund, warum ich im Moment darüber nachdenke, die kleine Schwester meines Captains in die Toiletten mitzunehmen, auf den Waschtisch zu setzen und nachzuschauen, welche Farbe ihr Höschen hat.
Abgesehen davon, dass sie absolut und kategorisch tabu ist, jagt mir Jennie auch noch eine Todesangst ein. Sie ist stark, selbstbewusst und verdammt schlagfertig. Ich kann sie kaum aus den Augen lassen, wenn sie im Raum ist. Außer, wenn sie zu mir herüberschaut. Oder Carter.
Zum Beispiel jetzt gerade, genau in dem Moment, als meine Hände über die Hüften seiner Schwester gleiten, hinauf zur Kurve ihrer Taille, und sie fest umklammern. Und dann noch fester, als sein Blick auf mir landet.
»Garrett«, fiept Jennie. »Das tut weh.«
»Garrett.« Carters harte Stimme jagt mir einen Schauder über den Rücken, und er richtet seinen vielsagenden Blick auf meine Hände.
»Ah!«, quieke ich fast und schiebe Jennie von mir. »Hab sie nicht angefasst«, werfe ich über die Schulter zurück, als ich von der Tanzfläche wiesle. Jennie bleibt allein dort stehen, unbeeindruckt und fast so furchteinflößend wie Carter aussieht, obwohl er gleichzeitig seine schöne Braut und seinen Golden Retriever auf der Tanzfläche herumwirbelt.
Ich schleiche mich in den Flur hinaus, lehne mich an die Wand und reibe mir mit beiden Händen das müde Gesicht. »Ich brauche dringend mal wieder Sex.«
»Dabei kann ich helfen.«
Eine hübsche Rothaarige bleibt vor mir stehen und zieht eine Serviette und einen Lippenstift aus ihrer Handtasche. Sie drückt mir die Serviette an die Brust und kritzelt etwas darauf.
Bin ich beeindruckt, wie einfach das war, oder will ich nur nach Hause und eine Packung Pop-Tarts vernichten? Ich weiß es nicht genau, aber als Jennie den Flur entlanggeschlendert kommt, schießt mein Blutdruck in die Höhe.
Die Rothaarige steckt ihre Telefonnummer in meine Brusttasche und flüstert mir »Ruf mich an« ins Ohr.
Jennies angewiderter Blick ist so beängstigend, dass ich nicht wegschauen kann. Sie verdreht die Augen, dreht sich um und geht Richtung Toilette, und meine Füße folgen ihr von selbst.
»Warte, Jennie! Ich wollte nicht – das war nicht – ich …«
»Ist mir egal, Garrett. Jag so vielen Röcken nach, wie du willst. Nur vielleicht nicht dem, der mit einem von deinen Verteidigern hier ist.«
»Was?« Ich sehe der Rothaarigen nach und fange noch ihr Zwinkern auf, bevor sie verschwindet. »Nein, aber ich – ich …« Ich lasse den Kopf hängen und reibe mir mit roten Ohren den Nacken. »Ich wollte gar nichts machen.«
»Aber es läuft doch in letzter Zeit nicht so gut für dich«, sagt Jennie leise mit einem süffisanten Grinsen. Sie zieht ein Tuch aus ihrer winzigen goldenen Clutch und wirft es mir zu, bevor sie die Tür zur Toilette mit der Hüfte aufdrückt. »Du hast Lippenstift an der Backe, Großer.«
Irgendwie schaffe ich es, den Lippenstiftkuss zu verfehlen, und am Ende putzt mir Adam das Gesicht ab, was bei allen Frauen »Dutzi-dutzi«-Rufe und Gekicher auslöst. Als Carter und Olivia schließlich am Ende des Abends in ihre Limousine steigen, ist meine Begeisterung verflogen, meine Arme sind permanent vor der Brust verschränkt, und aus meinem Mund kommt nur noch ein Knurren. Nicht mal der Hund, der zu meinen Füßen hechelt, kann mich jetzt noch aufmuntern.
Ich will nicht wissen, was für einen Scheiß Carter abziehen musste, dass er Dublin zur Feier mitbringen durfte, aber ich bin nicht überrascht. Der Mann kann sich in alles hinein- und wieder herausreden. Außerdem hat sich rausgestellt, dass Golden Retriever im Smoking verdammt elegant aussehen.
»Komm her, Dubs!«, ruft Jennie und schlägt sich auf die Oberschenkel. »Du kommst mit deiner Lieblingstante mit! Ja, das tust du, mein hübscher Junge!«
»Du bist seine einzige Tante.«
Sie verschränkt die Arme vor der Brust, was meinen Blick zum tausendsten Mal zu ihrem spektakulären Ausschnitt lockt, dann zu ihrer linken Hüfte, die sie nach außen schwingt, dass sich der hüfthohe Schlitz ihres Kleides öffnet und phänomenale gebräunte Beine freigibt. »Halt die Klappe, du Arsch.«
»Wir sollten dich ›Sonnenschein‹ nennen«, knurre ich vor mich hin. »Weil du so ein sonniges Gemüt hast und immer so nett und fröhlich bist.«
Mann, ich hätte mir lieber ein bisschen weniger Mut antrinken sollen.
Ihr blauen Augen werden schmal. »Jetzt steig schon endlich ins Auto, Gare-Bear.«
»Ja, Ma’am.«
Ich rutsche auf den Rücksitz der wartenden Limo und setze mich neben Hank, während sich alle anderen hinter mir reinquetschen.
Hank ist vierundachtzig Jahre jung, einer von Carters und Jennies besten Freunden, so eine Art Ersatz-Grandpa, und höllisch cool. Er war früher Dublins Dad, was vermutlich der Grund ist, warum Dublin über mich drüberspringt, mir dabei in die Eier tritt und sich auf seinem Schoß ausbreitet.
»Scheiße«, grunze ich und packe mir in den Schritt.
Er lacht in sich hinein. »Du kriegst ja heute Abend so einiges ab.« Dann seufzt er leise und glücklich. »So eine schöne Hochzeit. Olivia war heute wunderschön.«
Cara kichert. Sie sitzt auf Emmetts Schoß und streicht ihm mit den Fingern durch die Haare. Ich nehme an, sie kichert, weil Hank blind ist, seit er fünfzehn ist, aber er schafft es immer, Frauen Komplimente zu machen.
Seufzend lehne ich mich in meinen Sitz zurück und schließe die Augen, blende die Diskussion über Carters kolossalen Schwangerschafts-Fauxpas aus. Adam ärgert sich immer noch, dass er so viel Geld verloren hat, und Holly erstellt eine Namensliste für ihr erstes Enkelkind. Carter und Olivia haben beschlossen, dass sie sich vom Geschlecht überraschen lassen wollen. Olivia sagt, sie will nicht ihre ganze Schwangerschaft damit verbringen, Carter zu erklären, dass sie ihr Baby nicht Carter jr. nennen werden, falls es ein Junge wird, aber ich glaube, es liegt daran, dass Carter fürchterliche Angst hat, es könnte ein Mädchen werden. Für ihn ist Leugnen manchmal die beste Medizin.
Als wir vor Hollys und Jennies Haus halten, schläft Dublin auf meinem Schoß, die Schnauze in mein Jackett vergraben, und Cara steckt Emmett die Zunge in den Hals. Ich höre nur Dublins leises Schnarchen und – ich denke mal – Spucke, die ausgetauscht wird, unterbrochen von Emmetts gelegentlichen geflüsterten Ankündigungen, in welchen Stellungen er seine Frau heute Nacht nageln wird.
Sobald die Limotür geöffnet wird, springe ich hinaus. »Ich helfe Hank nach drinnen.«
Adam stürzt sich ebenfalls aus dem Auto. »Ich auch.«
Nachdem wir Hank im Gästezimmer untergebracht haben, drückt uns Holly Süßigkeiten in die Hand, kaum dass wir die Küche betreten.
»Ich habe schon angefangen, für Weihnachten zu backen.« Sie stopft eine Tüte mit himmlischen Schoko-Erdnussbutter-Kugeln zurück in den Tiefkühler. »Das Problem ist, dass wir erst November haben.« Sie drückt uns Küsschen auf die Wange und geht den Flur entlang. »Mama muss jetzt ins Bett, bevor sie aufwacht und merkt, dass das alles ein Traum war und sie es gar nicht geschafft hat, ihren Sohn mit einer wundervollen Frau zu verheiraten, die bereit ist, ihn den Rest seines Lebens zu ertragen.«
Adam stößt mich an der Schulter an und packt sich in den Schritt. »Ich muss mal schnell wohin.« Er hält inne, sein Blick gleitet zu Jennie. Rot im Gesicht und mit einem Räuspern lässt er sich schnell los. »Ich meine, äh … ich muss mal … ins Bad.« Mit einem Blick, der verdächtig nach einer Warnung aussieht, lässt er mich und Jennie in der Küche zurück.
Die Frau ignoriert mich demonstrativ und gießt sich ein Glas Wasser ein.
»Äh …« Ich kratze mich am Kopf und suche nach einem Ausweg aus dieser peinlichen Stille. »Schönes … Wetter heute?«
Sie prustet in ihr Wasser, holt noch ein Glas aus dem Schrank, füllt es und drückt es mir in die Hand.
»Danke?«
»Mhmmm«, nuschelt sie, und ich beobachte, wie sie die Hüften wiegt, als sie in den Flur geht, dabei einen Arm nach hinten streckt und versucht, den Reißverschluss zu erwischen, der direkt über der Rundung dieses Wahnsinnshinterns anfängt.
Sie versucht es. Und scheitert.
Mit einem tiefen Seufzen bleibt sie stehen, trommelt mit den Fingern gegen den Türrahmen. Als sie sich umdreht, tue ich genau das, was ich nicht tun sollte: dastehen und sie anstarren.
»Kannst du mir bitte mit dem Reißverschluss helfen? Er klemmt.« Sie dreht sich, zeigt mir ihre Rückseite, und ich kann mich nicht rühren.
»Äh, ja. Klar. Ich bin gut im Reißverschließen.« Ich bin gut im Reißverschließen? Holy fuck, du Vollidiot. Halt einfach die Klappe.
»Vielleicht musst du dein Wasser wegstellen.«
»Was?« Ich schaue das Glas in meiner Hand an und kichere. Warum klinge ich so heiser? Wie alt bin ich, sechsundzwanzig oder zwölf? »Oh. Ja.« Eilig trinke ich das Glas aus, stelle es ab und wische mir die schwitzigen Handflächen an den Beinen ab.
Himmel, dieses Kleid. Dieser Rücken. Dieser verdammte Arsch. Das sollte illegal sein. Es ist definitiv illegal, dass ich die Hände in seiner Nähe habe, das kann ich euch sagen. Wenn Carter mich jetzt sehen könnte, würde ich nie wieder Profi-Eishockey spielen. Mir würde mindestens eine notwendige Gliedmaße fehlen.
Ich weiß nicht, wie ich an die Sache herangehen soll. Der Reißverschluss ist da, direkt über dieser Rundung, und … soll ich einfach … Hand anlegen? Ja, das werde ich einfach tun. Ich strecke die Hand nach dem Reißverschluss aus, dann zögere ich. »Ähm, ich muss nur …«
Mit schräg gelegtem Kopf mustere ich den zarten goldenen Reißverschluss. »Ich, äh …«
»Scheiße, Garrett, das ist doch keine Operation am offenen Herzen. Ich hab ihn wahrscheinlich vorhin verhakt. Zieh einfach kräftig dran.«
»Klar. Okay. Ja.«
Ich nehme das winzige Ding zwischen die Finger, die viel zu dick dafür sind, und halte sie mit der anderen Hand bei der Hüfte, wo mein Daumen in ihre warme Haut drückt. Sie wölbt ganz leicht den Rücken, und mir stockt der Atem, als sie einen leisen, rauen Ton von sich gibt. Dann macht sie einen Schritt rückwärts, näher zu mir her, als wollte sie, dass ihr Hintern Bekanntschaft mit meinem Gehänge macht.
O Gott, was tut sie da? Nein. Nein, nein, nein. Sie weckt ihn noch auf.
Jennie hält ihre Haare zusammen und zieht sie langsam über ihre schlanke Schulter. Blaue Augen sehen mich unter dichten, dunklen Wimpern hervor an, und mein Blick folgt ihrer Zunge, als sie über ihre Unterlippe fährt.
O fuck. Jep. Er ist wach.
Nicht jetzt, Lieutenant Andersen. Wegtreten, Soldat!
»Garrett.«
Ich hebe den Blick … und begegne Adams, der mich durchdringend ansieht. Ich schaue wieder auf Jennies Arsch – Reißverschluss –, befreie mit einer schnellen Bewegung den Stoff und mache, dass ich so schnell wie möglich aus dem Haus verschwinde. Sobald ich die Tür hinter mir zugeknallt habe, sacke ich draußen mit einem schweren Seufzen in mich zusammen, nach vorn gebeugt und die Hände auf den Knien.
Puh. Das war knapp.
Adam schüttelt den Kopf. Leise befiehlt er mir: »Such dir eine andere. Egal, wen – einfach irgendeine andere.«
Klar. Ja. Genau das muss ich tun. Jennie ist tabu. Außerdem kenne ich sie kaum. Ich muss keine Freundschaften oder meine Hockeysaison – oder wertvolle Gliedmaßen – opfern, um flachgelegt zu werden. Ich habe massenhaft Optionen.
Das sage ich mir auch eine halbe Stunde später immer wieder und seufze, während ich wiederholt auf den Knopf hämmere, der den Aufzug zu meiner Eigentumswohnung ruft.
»Mr Andersen«, flüstert eine sinnliche Stimme hinter mir. Emily, eine meiner Nachbarinnen, stellt sich neben mich. Sie wirft die dunkelblonden Haare über ihre Schulter, dass der leichte Schimmer auf ihren Wangenknochen sichtbar wird, während sie mich mit diesen kirschroten Lippen angrinst, mit denen ich schon ab und an zu tun hatte. »Na, du siehst ja heute Abend gut aus.«
Ich ziehe sie in den Aufzug, schaue an ihrem Glitzerkleid, den kilometerlangen Beinen und den schwarzen Heels hinunter.
»Mein bester Freund hat heute geheiratet«, erkläre ich. »Und was ist mit dir? Du siehst auch fantastisch aus.«
»Das tue ich immer, und das weißt du auch.« Sie lehnt sich ans Geländer und lässt den Blick über meinen Körper wandern, als ich den Knopf für ihr Stockwerk drücke, dann den für meines. »Junggesellinnenabschied.«
»Im Moment heiraten alle, was?«
Sie schnaubt. »Ich nicht.«
Mit einem leisen Lachen streiche ich mir durch die Haare. »Ich auch nicht.«
Der Aufzug hält, und Emily schlendert in den Flur hinaus, wirft einen Blick über die Schulter, während sie die Tür aufhält. »Willst du kommen?«
Mir entgeht nicht, dass sie das mit- auslässt und die Anspielung bedeutungsschwer in der Luft hängt.
Die Hand am Geländer schaue ich zu, wie mein Schuh auf den marmorierten Boden tippt. Mein Blick geht zu der Beule zwischen meinen Beinen, die immer noch ziemlich gegen meinen Reißverschluss drückt, weil ich vor nicht mal einer Stunde diesen Arsch zwischen den Händen hatte, und ich ermahne mich zum hundertsten Mal, dass dieser Arsch tabu ist.
Emily lächelt, als ich mich aufrichte. Scheiß drauf.
»Jep, ich will kommen.«
ZWEI
GEBURTSTAGSTACOS & FUCKBOYS
JENNIE
Kennt ihr dieses eklige Gefühl, wenn ihr eine Unterhose frisch aus dem Trockner anzieht, nur um dann festzustellen, dass sie noch feucht ist? Oder wenn ihr keine Zeit habt, eure Käse-Makkaroni von gestern aufzuwärmen und sie euch kalt und hart reinschaufeln müsst? Beides ist richtig eklig, und genau das Gefühl habe ich, als mich mein Tanzpartner anschaut, als könnte er es kaum erwarten, dass ich seine nächste Mahlzeit werde.
Der arme Kerl hat nicht kapiert, dass ich Kaviar bin; egal, wie sehr er es versucht, er kann sich mich nicht leisten.
Simon lehnt an der Hantelbank, macht eine kurze Kopfbewegung nach oben und wackelt mit den Augenbrauen. »Gefällt dir, was du siehst?«
»Lustig, ich wollte gerade dasselbe fragen.« Ich fege an ihm vorbei Richtung Umkleide. Er folgt mir, denn er ist ein hartnäckiger kleiner Scheißer.
Versteht mich nicht falsch. Ich mag Simon schon gern. Wir tanzen jetzt seit vier Jahren zusammen. Aber zusätzlich zu seiner Hartnäckigkeit ist er eingebildet as fuck und scheint der irrigen Meinung zu sein, dass ich die Unnahbare spiele, damit er sich extra hart ins Zeug legt.
Dabei ist das nicht so schwer zu verstehen. Ich habe null vor, ihn in mein Disneyland zu lassen. Je schneller er das akzeptiert, desto besser.
»Das hier ist die Frauenumkleide, Simon. Du kannst hier nicht reinkommen, egal, wie sehr du das Ding versteckst.«
»Ich könnte das Ding nicht mal verstecken, wenn ich es versuchen würde.« Sein Atem riecht auffallend nach Beef Jerky, als sein Mund meine Ohrmuschel streift. »Ein Paket von der Größe kann man nicht verstecken.«
Ich schiebe ihn von mir weg und halte ihm die Tür auf. »Schalt dein Ego mal ’nen Gang runter, Fuckboy.«
Simon lacht leise. »Ich geh duschen und warte draußen auf dich.«
Eine meiner Charakterschwächen ist, im Voraus Pläne zu machen. Wenn es dann so weit ist, möchte ich immer lieber meinen BH ausziehen und nicht wieder anziehen müssen.
Ich wische mir den Schweiß aus dem Nacken. »Ich hab heute Abend schon was vor und bin ziemlich müde, also –«
»Aber du hast Geburtstag.«
»Ja, und ich –«
»Fünf Minuten! Gib mir fünf Minuten! Ich mach mich nur schnell frisch für mein Lieblingsgeburtstagskind.« Er küsst mich auf die Wange, zwinkert mir zu und verschwindet, bevor er sehen kann, wie ich die Augen verdrehe.
Klar, wir sind Freunde, und ja, wir verbringen 75 Prozent unserer gemeinsamen Zeit in intimen Positionen, in denen er die Hände überall an meinem Körper hat. Trotzdem ist ein Pseudo-Lunch-Date mit Simon nicht meine Idealvorstellung von meinem vierundzwanzigsten Geburtstag. Um genau zu sein, fallen mir mindestens zehn bessere Aktivitäten ein, zum Beispiel ein zweistündiges Schläfchen auf der Couch, in meinem Schlafzimmer masturbieren oder mit meiner Katze Gassi gehen.
Ich habe nicht mal eine Katze.
Aber ich habe eine Schwäche für kostenloses Essen, also landen wir schließlich bei Taco Cantina, was nett ist – ich liebe Tacos –, auch wenn ich nicht begeistert davon bin, dass Simon darauf besteht, dass wir uns die Chips mit Guacamole teilen. Ich schaffe es, mir zwei davon zu schnappen, die restlichen frisst er allein auf.
»Ups.« Er streift mit den Fingern den krümeligen Boden der Chipsschale aus Teakholz. »Ich hab wohl alle aufgegessen, was?«
»Ja, hast du.«
Er winkt ab. »Schon okay. Du willst dir ja bestimmt keine Sorgen wegen der Kalorien machen müssen.«
Meine Brauen schießen so schnell in die Höhe, dass ich Angst habe, sie könnten davonfliegen. »Wie bitte?«
»Die Kalorien.«
»Ja, ich hab’s gehört. Ich wollte dir nur die Chance geben, was anderes zu sagen.« Ich nippe an meinem Virgin Mojito, genieße die säuerliche Süße. »Wann war es jemals okay zu kommentieren, was Frauen essen sollten und was nicht?«
Er beäugt mich vorsichtig. »Ganz ruhig, Jennie. Das war ein Witz. Ist ja schließlich nicht so, als wärst du nicht dran gewöhnt.«
Ja, ich bin daran gewöhnt, und genau das ist das Problem. Ich kämpfe schon mein ganzes Leben gegen das Bedürfnis, mich vor kritischen Tanzlehrern kleinzumachen, die an jeder potenziell weichen Stelle meines Körpers herummäkeln, die meine Essenstagebücher durchforsten und nach irgendeinem Hinweis suchen, dass ich mich nicht strengstens an meinen Ernährungsplan halte. Aus Angst vor Strenge, aber noch mehr aus Angst, eine Sucht zu entwickeln, die schnell tödlich enden kann, habe ich viel zu oft heulend Toilettenschüsseln umarmt.
Dass ich jetzt hier sitzen und mir völlig ohne Sorge oder auch nur ein Fitzelchen Reue drei fette Tacos und einen zuckrigen Drink bestellen kann, ist ein Wunder, auf das ich seit der Highschool mit unglaublich viel Therapie hingearbeitet habe. Von Simons achtlosen Worten lasse ich mir sicher nicht meine jahrelangen Fortschritte nehmen.
Und dann fügt er hinzu: »Außerdem ist nächsten Monat die Wintershow. Du willst ja bestimmt nicht unnötig zulegen.«
Ich zerquetsche mein Glas nur deshalb nicht, weil der Drink echt gut ist. »Du schaufelst dir dein eigenes Grab. Mach so weiter, und ich steck dich rein.« Das Vollidiot in meinem Kopf spreche ich nicht laut aus.
Er legt seine Hand auf meine. »Du weißt, ich finde, du bist das schönste Mädchen der Welt, Jennie. Ich habe Glück, dass ich dich als Partnerin habe.«
Ich lächle dem Kellner zu und forme ein lautloses »Danke« mit den Lippen, als er einen Teller Tacos vor mich hinstellt. Zu Simon sage ich: »Da hast du verdammt recht.«
Er verschlingt einen halben Taco mit einem Bissen. »Ist dein Bruder noch verheiratet?«
»Die Hochzeit ist gerade mal zwei Wochen her, also ja.« Außerdem ist Carter verrückt nach Olivia. Gut, dass er Profi-Eishockeyspieler ist. Wäre er jeden Tag zu Hause, würde Olivia ihn vielleicht erwürgen. Ich weiß immer noch nicht so genau, wie ich es vierundzwanzig Jahre geschafft habe, ohne es selbst zu tun. Mein Bruder ist toll, er ist nur ein bisschen … ausgelassen? Großspurig? Selbstbewusst? Drüber wie Sau? Alles zusammen?
»Wundert mich, dass er eine feste Beziehung so lange durchhält«, sagt Simon mit vollem Mund und zeigt mir dabei Rindfleisch, Salat und Käse. Wie er es unter die Röcke sämtlicher Mädchen im Tanzprogramm der SFU schafft, ist mir unbegreiflich.
»Du bist schlimmer, als Carter vor Olivia war.«
Er verdreht die Augen. »Wenn dein Bruder die Chance bekommt, seinen Ruf zu verbessern, sollte ich dann nicht auch eine bekommen? Vielleicht will ich ja auch sesshaft werden.«
Verdienen Menschen einen Vertrauensvorschuss? Normalerweise schon. Aber ich kenne diesen Mann. Ich habe ihn schon zahllose Mädchen um den Finger wickeln sehen, nur um mit einer davon ein, zwei Wochen zu schlafen, sie dann durch die Nächste zu ersetzen, die er ihrer Vorgängerin unter die Nase reibt. Er wirft Frauen gedankenlos weg, verpasst dabei aber nie eine Gelegenheit, mich anzumachen.
Wie auch jetzt, als er sich mit dem Fuß um meinen Knöchel einhakt und meine Beine unterm Tisch zwischen seine zieht. Er hat wieder sein beschissenes Grinsen aufgesetzt, und ich weiß genau, warum ich ihn liebevoll Simon Syphilis nenne.
»Komm schon, Jennie. Wir gehen zu mir. Ich könnte dir ein echtes Geburtstagsgeschenk machen.«
»Ja.« Ich nehme Blickkontakt mit dem Kellner auf. »Kann ich bitte eine Schachtel zum Mitnehmen haben?« Ich lege das Kinn auf die verschränkten Finger und lächle. »Weißt du, Simon, das fände ich wirklich toll. Und ich würde auch sehr gern bleiben und aufessen.« Mit einem dankbaren Lächeln nehme ich die kleine Schachtel von dem Kellner in Empfang und fange an, meine Tacos einzupacken. »Leider ist mir heute nicht nach Fehlern in Fuckboy-Ausmaßen.«
Ich stehe auf, drücke ihm einen züchtigen Kuss auf die Wange und ordne in Gedanken ein Bild seines überraschten Gesichts in den Das-will-ich-nie-vergessen-Ordner in meinem Gedächtnis ein. »Danke für die Geburtstagstacos. Kann es kaum erwarten, sie in Ruhe zu genießen.«
***
Mit dem Beckett-Grinsen ist es so: Selbst für andere Becketts ist es unwiderstehlich. Mein Bruder kann mir nichts abschlagen, und ich bin dafür bekannt, das ab und zu auszunutzen.
Also bestelle ich mir als Geburtstagsessen nicht nur das Steak mit Hummer in einem der schicksten Restaurants von Vancouver, ich verschlinge auch noch ein Oreo-Bananensplit in meiner Lieblingsdessertbar, und es kostet mich nicht mehr als eine Bitte und ein Lächeln mit Grübchen. Doch als ich ihm nach dem Abendessen auf die Straße folge, bin ich unangenehm überfressen. Außerdem ist es scheißkalt, und ich trage meinen schönen Mantel, nicht meinen warmen.
Schaudernd kuschle ich mich in meinen Schal, als wir zu Fuß Richtung Innenstadt gehen. »Mir ist kalt. Wohin gehen wir? Warum durfte Hank nach dem Essen nach Hause, aber wir müssen hier durch den Schnee laufen? Hast du uns nicht lieb?«
Carter ignoriert mich, aber Olivia stöhnt, die Hände in den Fäustlingen auf dem Bauch. »Ich hab viel zu viel gegessen.«
Ich tätschle ihren süßen Babybauch. »Little Mama hatte Hunger. Das ist okay.«
»Little Mama hat immer Hunger.«
»Big Daddy hat auch immer Hunger«, grölt Carter und tätschelt seinen Bauch.
Ich ziehe ein angewidertes Gesicht. »Bitte nicht. Nie wieder.«
Er sinkt mit gerunzelter Stirn wieder in sich zusammen. »Was? Warum?«
»Weil das total ekelhaft ist.«
»Du übertreibst.« Er legt den Arm um seine Frau und drückt ihr den Mund ans Ohr, aber ohne die Stimme zu senken. »Ich könnte schon wieder essen, aber diesmal nichts für die Öffentlichkeit, wenn du weißt, was ich –«
»Carter!« Sie hält ihm den Mund zu und zieht ihn dann auf ihre Augenhöhe herunter. »Um Himmels willen«, flüstert sie mit ihrer bedrohlichen Lehrerinnenstimme. »Halt ein Mal in deinem Leben die Klappe.«
Er grinst träge, als wir vor einem hohen Gebäude stehen bleiben. »Ich will nur, dass die ganze Welt weiß, wie sehr ich dich liebe. Warum darf ich dich nicht laut lieben?«
Olivia tätschelt ihn beruhigend, während meine Mom entzückte Geräusche von sich gibt und ich würge. »Vertrau mir, Baby. Niemand liebt so laut wie du.«
Carter grinst stolz und öffnet die Glastür. Bevor ich Zeit habe, die erlesene Lobby zu bewundern, scheucht er uns in einen Aufzug, und als wir in den einundzwanzigsten Stock fahren, beantwortet er endlich die Frage, die ich volle zwei Minuten vorher gestellt habe. »Natürlich hab ich dich lieb. Beste Schwester aller Zeiten.« Er schiebt mich in den Flur hinaus. »Deshalb haben wir auch das beste Geschenk aller Zeiten für dich.«
»Ein Geschenk? Hier?« Meine Gedanken rasen, als ich an den nummerierten Türen entlangschaue. »Carter, das hier sind Eigentumswohnungen.«
»Mhm.« Er steckt den Schlüssel in eine Tür mit der Nummer 2104, dann bittet er mich mit einer Geste herein. »Willkommen zu Hause, Jennie.«
Mir bleibt der Mund offen stehen, meine Füße sind wie angewurzelt. »Zu Hause? Für … für mich?« Vorsichtig betrete ich die helle Wohnung, die umwerfend schön und voll möbliert zu sein scheint, wenn das Wohnzimmer ein Anhaltspunkt ist. Ich drehe mich zu meiner Familie um, und meine blöden Augen füllen sich mit blöden Tränen. Ich hasse Weinen, aber das ist für mich eine emotionale Zeit im Jahr. »Das ist für mich? Du hast mir eine eigene Wohnung gekauft?«
»Ich denke, einige würden mich den besten Bruder der Welt nennen.«
Er ist nervig und geht mir tierisch auf den Wecker, aber Carter war immer der beste Bruder und mein bester Freund. Also schlinge ich ihm die Arme um den Hals und rufe: »Ich hab dich so lieb!«
Moms finsteres Gesicht taucht in meinem Blickfeld auf. »Aber du kannst bei mir wohnen bleiben, wenn du möchtest. Du musst nicht umziehen. Es ist noch nicht zu spät. Carter kann auch noch aus dem Vertrag raus. Du kannst –«
Carter bringt sie mit einer riesigen Hand über ihrem Gesicht zum Schweigen. »Schschsch.« Er hakt sich bei mir unter. »Komm, ich führ dich rum.«
Er zerrt mich durch die Wohnung, zeigt mir das riesige Schlafzimmer, daneben das Bad mit der funkelnden Glasdusche. Es gibt noch ein Gästezimmer mit eigenem Bad den Flur runter, viel mehr als ich brauche.
Es überrascht mich nicht, genauso wenig, als er mir erzählt, er wollte mir eigentlich das Penthouse schenken. Carter liebt es, seine Liebsten zu verwöhnen, und er hat mich dabei ertappt, wie ich letzten Monat die Wohnungsanzeigen angeschaut habe. Ich verdiene nicht viel, und Vancouver ist teuer, deshalb strahlte mein Budget Criminal-Minds-Vibes aus, nur ohne sexy Derek Morgan. Carters Gesicht, bevor er meinen Laptop zuknallte und im Weggehen ein »Scheiße, nein« knurrte, war gleichzeitig unterhaltsam und frustrierend.
Als wir mit der Führung fertig sind, tanze ich noch dreimal durch alle Zimmer, weil ich so verliebt bin, und kann nicht aufhören zu lächeln.
»Das ist unglaublich und einfach so perfekt.« Ich wirble im Wohnzimmer herum, dann drücke ich meinen Bruder ganz fest und werfe mich auf Olivia, die sich auf der Couch häuslich niedergelassen hat. »Danke, tausendmal danke.«
»Du kannst einziehen, sobald du willst«, sagt Carter, bevor wir uns auf den Heimweg machen. »Wenn ich nächste Woche wieder da bin, kann ich dir helfen.« Er überreicht mir eine roségoldene Schlüsselkette, an der ein J aus Acryl mit winzigen Blumen darin hängt. »Und einer von den Jungs wohnt ganz oben, was cool ist, denn dann bist du nicht ganz allein. Ich hab ihn noch nicht gefragt, aber ich weiß, er wird auf dich aufpassen.«
»Super.« Typisch für ihn, dass er mich überwachen lässt.
Er schiebt mich gerade zur Tür hinaus, als die Tür gegenüber aufgeht. Ein leises Kichern ist zu hören, und Carter grinst.
»Wenn man vom Teufel spricht. Was machst du denn hier unten? Na ja, ich meine, ich weiß, was du hier unten gemacht hast.« Er wackelt mit den Brauen. »Deine Haare sind ganz … und dein Hemd …« Immer noch grinsend schüttelt er den Kopf, dann deutet er auf mich. »Jennie zieht hier ein. Hab ihr gesagt, du passt ein bisschen auf sie auf.« Sein Blick wird ernst. »Du musst auf sie aufpassen.«
»Ich brauch keinen Babysitter«, brummle ich vor mich hin, während ich meinen Mantel zuknöpfe, und sehe nach, welche arme nichts ahnende Seele die Aufgabe übertragen bekommen hat. Meine Finger halten in ihrer Arbeit inne, als ich in weit aufgerissene blaugrüne Augen schaue. Der straßenköterblonde Haarschopf darüber ist zerzaust, die graue Jogginghose hängt viel zu tief auf seinen Hüften, als wäre sie schnell übergezogen worden.
Carter hat recht: Garrett sieht sehr danach aus, als hätte er gerade Sex gehabt.
Und die halb bekleidete Blonde mit feuerroten Nägeln an seinem Arm sieht aus wie ein frisch geficktes Eichhörnchen. Ich merke, wie ich eigenartig neidisch werde.
Garrett Andersen ist eine solide Chris Hemsworth auf der Fickbarkeitsskala: Er hat tolle Haut, definierte Muskeln, türkisblaue Augen wie der Ozean an einem schönen Sommertag, und seine Jogginghose verbirgt keineswegs, dass er zwischen den Beinen einiges zu bieten hat. Welche Frau würde sich da nicht fragen, wie sich eine kleine Runde im Bett mit ihm wohl anfühlen würde? Es ist viel zu lange her, und ich habe ein paar – okay, sehr viele – Spinnweben im Keller.
Scheiße, hab ich es vorhin Disneyland genannt?
Garrett ist feuerrot, als er mir in die Augen schaut, und ich habe keine Ahnung, was in ihn fährt, als er blitzschnell von der Frau neben sich abrückt, sie praktisch wegschiebt.
»Ja, dann, wie schon gesagt.« Ich räuspere mich und wickle mir den Schal um den Hals. »Ich brauche keinen Babysitter, vor allem nicht, wenn es der Fuckboy des Jahres da ist.« Ich hake mich bei Olivia unter und gehe auf den Aufzug zu, werfe noch einen letzten Blick über die Schulter. Ihrem Lachen nach zu urteilen hat Olivia genauso viel Spaß an Garretts offen stehendem Mund wie ich. Ich bin mir sicher, er will genauso gern mein Babysitter sein, wie ich hören will, dass sich mein Bruder selbst Big Daddy nennt.
»Jennifer Beckett«, schimpft Mom, als sie uns nachjagt. »Das war gemein. Tut mir leid, Garrett! Wir lieben dich!«
»Ich habe schon viel schlimmere Sachen zu Carter gesagt«, sagt Olivia. »Aber Garrett ist ein Schatz.«
Ich rümpfe die Nase. »Ein Schatz, der meine neue Nachbarin gebumst hat.«
Mir ist das egal, aber es könnte ein bisschen peinlich werden, sie zusammen im Flur zu sehen. Und was, wenn die Wände dünn sind? Will ich wissen, wie er klingt, wenn er kommt? Nicht unbedingt.
»Vielleicht sind sie zusammen«, mutmaße ich lahm.
»Nö.« Carter schiebt den Arm zwischen die Aufzugtüren, sodass sie wieder aufgehen. Dann schlurft er in die Kabine. »Die vögeln nur.«
Ich verschränke die Arme vor der Brust. »Ich brauch keinen Babysitter, Carter.«
Er zieht Olivia an sich, wobei ihr Schal hochrutscht, bis er fast ihr ganzes Gesicht bedeckt, obwohl sie versucht, ihn mit wedelnden Händen abzuwehren. »Sieh Garrett nicht als Babysitter. Sieh ihn eher als ein zweites Augenpaar.«
»Carter!« Ich stampfe zweimal mit dem Fuß auf. Ich war schon immer eine kleine Dramaqueen. Wie der Bruder, so die Schwester. »Das ist noch schlimmer! Das klingt, als würdest du mich ausspionieren!«
»Ich spioniere nicht«, schreit er wild gestikulierend zurück. »Ich will nur sichergehen, dass dir nichts passiert!«
Die Türen gehen auf, und ich betrete die mustergültige Lobby. »Du nervst.«
»Nein, du nervst!«
»Du auf jeden Fall, aber ich?«
»O mein Gott.« Olivia versteckt das Gesicht in den Händen.
»Kinder«, droht Mom. »Vertragt euch.«
»Du hast Glück, dass ich dich lieb hab«, murmelt Carter, als er die Autotür für uns aufhält.
»Und du hast Glück, dass ich dir nicht in den Arsch trete.«
Er strahlt mich an. »Steig schon ein, blöde Kuh.«
***
Ich streiche mit dem Finger an der Kante der Fotoalbumseite entlang; die alten Fotos darin sind durch eine Plastikfolie geschützt. Die Kante ist scharf, und ich schnappe nach Luft, als ich mich daran schneide. Als sich ein Tropfen Blut an meiner Fingerspitze sammelt, stecke ich den Finger in den Mund, damit sowohl der Schmerz aufhört als auch das Bluten, und schaue in das schöne Gesicht, das zu mir herauflächelt.
Er trägt ein rosa Partyhütchen und hat ein gerade sechs gewordenes Ich auf den Schultern. Im Arm halte ich das weiche hellrosa Plüschhäschen, mit dem er mich überrascht hat.
Quietschend geht meine Zimmertür auf, und Mom streckt lächelnd den Kopf herein. Sie kommt herein, bleibt aber an der Bettkante stehen, und ich sehe, wie Jahre unendlicher Liebe und Herzschmerz in ihren Augen aufblitzen, als sie das Fotoalbum auf meinem Schoß sieht. Ich wünschte, ich könnte ihr den Schmerz nehmen, aber ich weiß, es geht nicht.
»Er fehlt mir«, flüstere ich und zeichne das Gesicht meines Dads nach. »So sehr.«
»Mir auch, Kätzchen.« Mom setzt sich neben mich und drückt mir einen langen Kuss auf den Scheitel. »Ich weiß, er schaut heute auf dich herab und weint, weil sein kleines Mädchen kein Baby mehr ist. Er ist so stolz auf dich und auf die Frau, zu der du geworden bist, Jennie. Daran hab ich überhaupt keine Zweifel.«
Sie berührt das Häschen, das mein kleines Ich umklammert hält und in die Haare meines Vaters drückt. Ihr Blick bleibt an demselben Häschen hängen, das sich gerade an meinen Bauch schmiegt. »Sie war immer dein Liebling.«
Ich nehme das Stofftier in die Hand. Die Farbe ist verblasst, und eines der Knopfaugen hängt an einem losen Faden. Viele Jahre habe ich diesen Hasen geknuddelt und überall hingeschleppt, habe mich monatelang geweigert, meiner Mom zu erlauben, ihn zu waschen. Jetzt ist sein einst so weiches Fell rau und glanzlos.
»Ich wollte immer ein echtes Kaninchen, aber ihr habt es mir nicht erlaubt. Deshalb hat mir Dad dieses Häschen geschenkt.« Ich streichle die langen Ohren. »Er hat ihr auch ihren Namen gegeben. Prinzessin Bubblegum.«
»Er hätte dir die ganze Welt geschenkt, wenn ich ihn gelassen hätte. Er hat mich jahrelang bekniet, dir ein echtes Kaninchen zu besorgen. Du warst seine kleine Prinzessin, und er war ein Sturkopf, der das Wort Nein nicht mochte.«
»Klingt nach Carter.«
Sie lacht leise. »Carter und dein Dad sind sich sehr ähnlich. Sie waren ein gefährliches Duo, wenn sie sich mal wieder ihre Streiche ausgedacht haben.« Sie streicht mir mit einem zärtlichen Lächeln mit den Fingern durch die Haare. »Es tut mir leid, dass er nicht hier ist, um deinen Geburtstag mit dir zu feiern.«
»Das muss es nicht.« Ich wische mir eine Träne von der Wange, dann fange ich die, die über ihre kullert. »Ich hatte Glück, dass ich sechzehn Jahre Zeit hatte, Erinnerungen mit ihm zu sammeln.«
In ihrem Blick liegt stille Traurigkeit, als sie sich in meinem schummrig beleuchteten Zimmer umschaut. »Es wird mir wirklich fehlen, dich hier zu haben. Ich würde dich für immer behalten, wenn ich könnte, aber du verdienst ein eigenes Leben. Du brauchst Platz zum Wachsen.«
Sie nimmt mein Gesicht zwischen die Hände und gibt mir einen Kuss auf die Wange. »Happy birthday, mein Schatz. Ich hab dich lieb, und ich bin sehr stolz auf dich.«
DREI
VERSCHOLLEN: PRINZESSIN BUBBLEGUM & DER LEBENSWILLE
JENNIE
Je das hartnäckige Gefühl gehabt, an einem Ort fremd zu sein?
Meine Klamotten sind nicht das Problem. Ich muss freitags nirgendwohin, deshalb habe ich gern möglichst wenig an und lasse die Mädels frei hängen. Dass ich weder Hose noch BH trage, ist also nicht das Problem. Mich stören nicht einmal meine rot geweinten Augen und das Vogelnest auf meinem Kopf.
Es ist die Wohnung. Sie ist so makellos, so ordentlich. Ganz anders als mein Leben und mein Kopf.
Es ist früh am Morgen, die Sonne scheint und taucht meine neue Wohnung in ein sanftes Licht, wärmt den Holzdielenboden unter meinen nackten Füßen. Einen Moment lang schließe ich die Augen und sonne mich in dem Gefühl, sauge die Wärme auf. So fühlt es sich an, von jemandem geliebt zu werden, stelle ich mir vor, wenn man umarmt und von innen erhellt wird. Einen Moment lang fühlt sich der Sonnenschein wie Liebe an, und ich lebe darin. Einen Moment lang sehne ich mich danach.
Heute trete ich auf der Stelle, und schuld daran ist das blöde Fotoalbum auf meiner Kücheninsel, von dem ich mich seit meinem Geburtstag letzte Woche kaum losreißen konnte.
Mein Blick fällt auf die Lachfalten, sein breites Lächeln und die leuchtenden Augen. Je länger ich ihn ansehe, den Dad, den ich heute vor acht Jahren verloren habe, von dem ich mich nie verabschieden konnte, desto schwerer fällt mir das Atmen. Meine Kehle brennt, und ich beiße mir auf die Unterlippe, damit sie aufhört zu beben.
Meine Hände zittern, als ich mich von dem einzigen Gesicht abwende, das ich sehen will und dessen Anblick ich doch nicht ertrage. Ich schaue die Kisten an – es sind zu viele, zu Türmen an den Wänden meines Wohnzimmers gestapelt. Alles, was ich will, ist, mich ins Auspacken zu stürzen, es mir hier schön zu machen. Doch die banalen Aufgaben und vielschichtigen Wellen der Trauer mischen sich zu einem hässlichen, wirren Regenbogen. Ich möchte keine Kisten sortieren. Ich möchte keine Fotos anschauen und mir mehr Erinnerungen wünschen, die wir nie gemeinsam haben werden. Ich möchte wieder ins Bett kriechen, mir die Decke über den Kopf ziehen und morgen aufwachen, wenn das alles vorbei ist.
Ganz ehrlich? Ich könnte auch ein Lächeln gebrauchen. Ein weiches und ehrliches, das mich daran erinnert, dass es Gutes auf dieser Welt gibt.
Kaffee wäre vielleicht das Zweitbeste, und das Einzige, wozu ich leichten Zugang habe. Also ziehe ich einen Hockey-Hoodie von meinem Bruder an, stopfe meine Füße in UGGs und trotte zum Aufzug.
»Halt den Aufzug auf!«, ruft eine Stimme, und ich hämmere auf den Knopf für die Türen, bevor sich eine Stiefelette mit Absatz zwischen die Türen schiebt. »Hi, Nachbarin«, sagt die hübsche Blonde von gegenüber mit einem strahlenden Lächeln. »Danke fürs Warten.«
»Kein Problem.« Mein Blick wandert an ihrem noblen Trenchcoat hinunter bis zu den roten Sohlen ihrer Stiefeletten. Louboutins? Das soll ja wohl ein Scherz sein.
Sie streift einen roten Lederhandschuh ab und reicht mir die Hand mit makellos lackierten, glänzenden Nägeln. »Emily.«
Ich nehme ihre Hand und versuche, meine drei Wochen alte selbst gemachte Maniküre zu verstecken. »Jennie.«
»Du bist eine Freundin von Garrett.«
Nope. »Und du bist sein Fuckbuddy.«
Sie zwinkert. »Nur an Tagen, die mit G enden. Und mittwochs.« Der Aufzug hält an, und Emily drückt liebevoll meinen Unterarm. »Ich fahre zur Tiefgarage runter, also verabschieden wir uns hier wohl. War sehr schön, dich kennenzulernen, Jennie. Wir sehen uns.«
»Tschüss, Emma.«
Sie hält meinen Blick mit süßlichem Lächeln. »Emily. Falls du ein schlechtes Namensgedächtnis hast, hörst du wahrscheinlich, wie Garrett ihn mitten in der Nacht ruft.«
Ich strecke die Zunge heraus, als sich die Türen zwischen uns schließen, und sie genauso.
Ich meine: Igitt. Habe ich nicht schon gesagt, dass ich nicht wissen will, wie der Mann klingt, wenn er kommt? Der Plan ist, so zu tun, als würde ich ihn nicht kennen, wenn ich ihn sehe.
Wie jetzt zum Beispiel. Fuck.
»Jennie?«
Ich sehe Garrett in die Augen, und mein Körper bewegt sich schneller denn je und verschwindet hinter einer Wand. Vergesst, dass ich nicht sehen will, wie er aus der Wohnung meiner neuen Nachbarin kommt, ich will nicht, dass ermich sieht, wenn ich so aussehe. Ich habe heute Morgen schon mit Carter telefoniert und ihm Bullshit erzählt, wie gut es mir geht. Er hat es mir nicht abgekauft, und ich habe ihm widerwillig erlaubt, mich heute Abend zum Essen abzuholen, statt sofort rüberzukommen. Es muss wirklich nicht sein, dass mein frisch ernannter Babysitter zu meinem großen Bruder rennt und ihm erzählt, dass seine kleine Schwester furchtbar aussieht.
»Jennie?«, ruft Garrett noch einmal, jetzt näher. »Versteckst du dich? Du weißt, dass ich dich schon gesehen hab, oder?«
Ich kneife die Augen zusammen und drücke mich an die Wand. Als ich ein Räuspern höre, öffne ich ein Lid einen Spalt.
Der blonde Riese von einem Mann steht vor mir, trägt genau den gleichen Hoodie wie ich, die wirren Haare unter einer Baseballkappe und ein Tablett mit heißen Getränken genau von dem Kaffeeladen in den Händen, zu dem ich gerade unterwegs bin. Als er mich von oben bis unten ansieht, verstärkt sich sein besorgter Ausdruck.
»Oh, hi, Garrett. Hab dich gar nicht gesehen.« Ich richte mich auf, ziehe am Bund meines Hoodies, und sein Blick fällt auf meine Pyjamahose. Ich deute auf die Getränke und kichere gezwungen. »Hast du mir was mitgebracht?«
Er hält meinen Blick, die Augenbrauen zusammengezogen, und ich kann die Frage hören, die ihm auf der Zunge liegt: Geht es dir gut? Er überlegt es sich anders, vermutlich, weil er normalerweise Angst vor mir hat. »Äh, ja, hab ich tatsächlich.« Er klemmt sich einen Becher in die Ellenbeuge und hält mir die anderen beiden hin. »Die sind für dich.«
Ich starre die Getränke an, dann ihn. »Was?«
»Für dich.«
»Ich … ich verstehe nicht.«
Garrett räuspert sich in seinen Arm. »Ich weiß, gestern Nacht war deine erste Nacht in der neuen Wohnung, und ich weiß, dass heute …« Seine Augen flackern, als ich schlucke. »Ich weiß, dass heute vielleicht ein schwerer Tag ist, also dachte ich … vielleicht könntest du ein bisschen Koffein gebrauchen. Aber dann wusste ich nicht, ob du überhaupt Kaffee magst, deshalb habe ich dir auch noch eine heiße Schokolade gekauft, nur zur Sicherheit.« Er drückt mir das Tablett in die Hände und reibt sich den Nacken. »Mit Schlagsahne drauf.«
»Das ist, ähm …«
»Das ist keine große Sache. Ich war sowieso da, und ich dachte einfach … Kaffee.«
»Ich mag Kaffee. Und heiße Schokolade.« Scheiße, ich habe einen Kloß im Hals. »Danke, Garrett.«
Sein Lächeln bringt sein ganzes Gesicht zum Leuchten. Es ist so ansteckend, dass ich auch beinahe lächeln muss. »Cool. Ja, cool.« Er winkt ab. »Ja, kein Problem.«
Garrett trottet in die Lobby zurück. Ich habe sonst nichts zu tun, also gehe ich mit.
»Und, äh, wo wolltest du hin?«
Ich halte die Becher hoch. »Kaffee holen.«
»Im Schlafanzug?«
»Ja, im Schlafanzug. Hast du ein Problem damit?«
Mit aufgerissenen Augen schüttelt er den Kopf. Er zögert vor dem Aufzug. »Und jetzt, wo du deinen Kaffee hast, willst du …?«
»Wieder rauf.«
»Oh. Ich auch.« Sein Blick springt zwischen mir und dem Aufzug hin und her, die Stille dehnt sich ein bisschen zu lang zwischen uns aus.
»Ich nehme die Treppe«, sagen wir beide gleichzeitig und stoßen gegeneinander, als wir uns zum Treppenhaus umdrehen.
»Du willst einundzwanzig Stockwerke zu Fuß gehen?«
Ich stemme die Faust in die Hüfte. »Das nennt sich Training. Und du musst in den fünfundzwanzigsten Stock. Was ist deine Ausrede, Großer?«
»Ich hab Angst vor Aufzügen«, platzt er heraus, dann wird er rot.
Ich ziehe die Augenbraue hoch. »Ehrlich?«
»Ja. Tierisch.« Er schluckt, schaut den Korridor entlang zur Treppe, dann tut er etwas äußerst Merkwürdiges. »Ach, aber eigentlich … Ahhh.« Er hält sich stöhnend das Knie. »Ich hab mir das Knie verletzt. Hab mich angestoßen, als ich Kaffee geholt habe.«
»Wow. Dann solltest du vielleicht den Aufzug nehmen.«
»Ist vielleicht am besten.« Er reibt sich das Knie und zischt vor gespieltem Schmerz. »Ich glaube, ich kann meine Angst mal einen Tag vergessen.«
Passiert das hier wirklich? Weiß er, was für ein mieser Schauspieler er ist?
Als ich den Knopf drücke, öffnet sich der Aufzug, und ich schiebe ihn hinein. »Danke für den Kaffee. Und, Garrett?«
»Ja?«
»Bleib bei deinem Hauptberuf, Großer.«
***
Das Päckchen in meiner Hand fühlt sich unbedeutend an neben dem extravaganten Blumenstrauß und dem aufwendigen Frühstück auf dem kleinen Tisch – Zeichen, dass Carter schon hier war. Ich weiß, dass Hank die Geste trotzdem zu schätzen wissen wird.
»Ist das mein Lieblingsmädchen?«
Ich folge seiner müden Stimme und finde ihn in seinem Schaukelstuhl am Fenster.
»Nur ich.« Ich gebe ihm ein Küsschen auf die lächelnde Wange, bevor ich mich neben ihn setze. Er hat eine tolle Aussicht, riesige Bäume in den sattesten Farben, die Berge in der Ferne schmücken die Skyline in Vancouvers Norden.
»Du bist mir die Liebste. Und deine Mom. Und Olivia. Cara mag ich auch sehr.«
»Ich sag’s dir ungern, Hank, aber Lieblingsmädchen heißt, dass du dich für eine entscheiden musst.«
Er zieht ein finsteres Gesicht. »Du weißt, dass ich das nicht kann. Ich liebe euch alle.«
»Und wir lieben dich alle.« Ich stelle die kleine Schachtel auf den Tisch, hebe den Deckel, und der Duft nach süßem Zimtzucker weht durch die Luft. »Ich hab dir eine Zimtschnecke mitgebracht.«
Seine Augen funkeln, als ich das klebrige Chaos schneide und eine Hand zum Teller und die andere zu einer Gabel führe. »Du bist mir die Liebste.« Er gestikuliert hinter uns. »Carter hat dir einen Cappuccino gemacht, bevor er gegangen ist.«
Ich finde die warme Tasse und lege die Hände darum, atme gierig den Duft ein. Dann lächle ich beim Anblick des Zimtherzens, das über den Schaum gestäubt ist. Carter hat ein Faible für große, laute Gesten, aber manchmal sind es diese winzigen, leisen, die mich am meisten berühren.
In den nächsten Minuten plaudern wir sinnlos, und als wir die Stille einen Moment in der Luft hängen lassen, murmelt Hank: »Acht Jahre sind es heute.«
Ich nippe an meinem Cappuccino, versuche, die Enge in meiner Kehle zu schlucken. »Fünfzehn bei dir.«
Er dreht etwas zwischen den Fingern, und mein Herz macht einen Sprung, als ich den zarten Goldreif mit dem einzelnen Diamanten in der Mitte sehe. »Ich vermisse meine süße Ireland jeden verdammten Tag.«
Hank ist am schlimmsten Tag unseres Lebens in unser Leben getreten, da war sein eigener schlimmster Tag genau sieben Jahre her. Seine Frau Ireland starb auf den Tag genau sieben Jahre vor Dad, und wir haben Hank – und Ireland – zu danken, dass er Carter das Leben gerettet hat.
Mein Bruder hatte an diesem Tag die schwere Aufgabe, sich um mich und Mom zu kümmern. So unmöglich es war, so mühelos tat er es. Meine einzigen Erinnerungen drehen sich darum, wie er uns zum Essen zwang, wie er uns stundenlang im Arm hielt, während unsere Welt endete, wie er Mom ins Bett trug, als sie schließlich von der Erschöpfung übermannt wurde, und bei mir liegen blieb, bis mir die Augen zufielen.
Am nächsten Morgen fand ich ihn schlafend auf der Couch im Wohnzimmer; Hank und Dublin saßen in der Zimmerecke. Hank erzählte uns, er habe von seiner verstorbenen Frau geträumt, weshalb er unbedingt rausmusste, und Stunden später sei er vor einer Bar auf Carter gestoßen: betrunken und vollkommen fertig. Hank habe ihn davon abgehalten, mit dem Auto nach Hause zu fahren, genau das, was uns den Vater genommen hatte.
Indem er verhinderte, dass wir noch einen Teil unserer Familie verloren, wurde Hank ein Teil davon.
»Zu lang«, flüstere ich schließlich.
»Andererseits ist jeder Tag ohne sie lang, nicht wahr?«
Meine Brust wird eng, als ich mir meine Mom in diesem Moment vorstelle. Ich weiß, was sie tut: dasselbe, was sie jedes Jahr an diesem Tag tut. Dads Lieblingspulli tragen, weil noch der Duft seines Parfums daran hängt, und den Teddy im Arm halten, den er bei ihrem ersten Date auf einem Jahrmarkt für sie gewonnen hat. Weinend und allein, bis ihr Herz es ihr erlaubt, genug Platz zu machen, damit wir wieder hereinkönnen. Später, wenn wir alte Videos aus unserer Kindheit anschauen und Geschichten erzählen, wird sie wieder lachen und lächeln, aber vorher braucht sie ihren Raum, um zu trauern.
»Niemand sollte ohne seinen Seelenverwandten leben müssen«, murmelt Hank. Er tätschelt meine Hand. »Ich weiß, auf dich wartet etwas ganz Besonderes, Jennie. Eine Liebe, die größer ist als alles andere. Denn das ist ein Seelenverwandter. Jemand mit weichen Kanten, um unsere scharfen zu glätten. Jemand, der so perfekt zu uns passt, auf einer Wellenlänge mit uns ist, unsere besten Seiten zum Leuchten bringt. Und gemeinsam? Gemeinsam ist alles genau so, wie es sein soll.«
Ich zwinge mich, die Augen zu verdrehen. »Ich hab’s nicht eilig. Ich bin gern unabhängig.«
»Du kannst unabhängig sein und trotzdem dein Leben mit jemandem teilen. Dein Bruder dachte nicht, dass er sein Leben teilen will, und jetzt sieh ihn dir an. Er hat eine Frau mit einer schönen Seele, ein Baby ist unterwegs, und der Mann könnte nicht glücklicher sein.«
»Ich weiß, was du tust, alter Mann, aber ich brauche keinen Freund, um glücklich zu sein.«
»Das glaube ich auch nicht. Du machst dich auch selbst glücklich. Aber vielleicht glaube ich, diese Person, die all die dunklen Flecken ein bisschen heller macht, könnte dich offener für eine Seite dieser Welt machen, die du noch nicht gesehen hast.« Er zuckt mit den Schultern. »Und ich glaube absolut, dass du deinem Bruder sehr viel ähnlicher bist, als du zugibst, und Angst hast, jemanden an dich ranzulassen, weil Liebe wehtun kann.« Jetzt grinst er.
»Ach, hör auf. Ich hab keine Angst.«
Ich habe Todesangst.