Plötzlich mit dem Boss im Bett - Joanne Rock - E-Book

Plötzlich mit dem Boss im Bett E-Book

Joanne Rock

0,0
2,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

"Wir sind verlobt." Bei den Worten ihres Bosses verschlägt es Adelaide die Sprache! Wie ungeheuer frech, dass er so ihre Kündigung verhindern will! Was soll sie bloß machen - seine Lüge öffentlich auffliegen lassen? Oder ihn beim Wort nehmen und jede Sekunde genießen?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 190

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



IMPRESSUM

Plötzlich mit dem Boss im Bett erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2016 by Joanne Rock Originaltitel: „His Secretary’s Surprise Fiancé“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 384 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Silke Schuff

Umschlagsmotive: "LightFieldStudios / Getty Images "

Veröffentlicht im ePub Format in 11/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733738860

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.

1. KAPITEL

Dempsey Reynaud verließ den Umkleideraum der New Orleans Hurricanes und wandte sich in Richtung Empfangshalle, um sich auf der obligatorischen Pressekonferenz zu zeigen. Seine Mannschaft hatte gerade das letzte Spiel der Vorsaison verloren, und ihm als Cheftrainer oblag es nun, der Presse dafür Rede und Antwort zu stehen. Dabei war das heutige Ergebnis eher bedeutungslos, denn er hatte nicht seine besten Spieler auf den Platz geschickt. Das würde er den Reportern allerdings nicht auf die Nase binden. Und er würde dafür sorgen, dass die Hurricanes dem gegnerischen Team diese Niederlage heimzahlten.

Im schlimmsten Fall würden sie die Saison als Erster der Liga beenden. Und im besten Fall die Meisterschaft gewinnen.

Er trainierte die Hurricanes seit zwei Jahren. Das Team gehörte seinem älteren Halbbruder Gervais, und Dempsey musste seine Fähigkeiten jeden Tag aufs Neue unter Beweis stellen. Wenn man in dieser Stadt den Namen Reynaud trug, dann setzte man besser alles daran, sich dieses Namens würdig zu erweisen. Besonders wenn man, wie Dempsey, mit dem Makel einer unehelichen Geburt zu kämpfen hatte. Er hatte immer das Gefühl gehabt, sich diesen Namen erst verdienen zu müssen. Und das schon lange bevor er von der Idee besessen war, den Super Bowl nach New Orleans zu holen. Die Meisterschaft seiner Mannschaft würde seine Kritiker bestimmt zum Schweigen bringen. Besonders diejenigen Sportjournalisten, die behaupteten, seine Position als Footballtrainer sei ein klarer Fall von Vetternwirtschaft. Diese Leute hatten keine Ahnung, wie im Clan der Reynauds Geschäfte abgewickelt wurden. Gervais wäre der erste, der seinen Kopf verlangen würde, wenn Dempsey keine Erfolge verzeichnen konnte. Die Reynauds hätten es nie zu etwas gebracht, wenn sie einander verhätscheln würden.

Noch wichtiger jedoch war der Umstand, dass seine Heimatstadt die Meisterschaft schlichtweg verdiente. Und zwar nicht die milliardenschwere Familie Reynaud, die Dempsey seit seinem dreizehnten Lebensjahr als einen der ihren mit Beschlag belegt hatte. Sondern vielmehr die einfachen Menschen, die nach irgendeinem Sieg in ihrem Leben lechzten. Menschen, die in einem der weniger attraktiven Viertel von New Orleans ums tägliche Überleben kämpften. Zum Beispiel in Eighth Ward, wo Dempsey aufgewachsen war.

Menschen wie seine Assistentin, Adelaide Thibodeaux.

Sie stand am Ende des Korridors vor der Eingangstür des Presseraums und unterhielt sich mit einem Sportjournalisten. Als sie Dempsey erblickte, entschuldigte sie sich bei ihrem Gesprächspartner und eilte mit auf dem gefliesten Boden klackenden Absätzen auf ihn zu. Sie trug einen schwarzen Bleistiftrock mit goldenen Nadelstreifen und eine dazu passende ärmellose goldfarbene Bluse. Schwarz und Gold waren nicht nur die Farben der Hurricanes, sondern betonten auch den Honigton von Adelaides Haut. Sie wirkte ebenso attraktiv wie selbstsicher und wies so gar keine Ähnlichkeit mehr auf mit der mageren, abgerissenen und vernachlässigten Göre, die in einem der übelsten Viertel der Stadt aufgewachsen war. Doch Dempsey erinnerte sich noch gut an die Adelaide aus jenen Jahren. Und daran, wie sie in der Schulkantine immer die Hälfte ihres Mittagessens in ihren Ranzen gestopft hatte, um es ihm auf der Heimfahrt im Bus zu schenken. Denn sie wusste, dass er bis zu dem kostenlosen Frühstück am nächsten Tag in der Schule nichts mehr zu essen bekommen würde.

Für sie beide hatte sich seitdem viel geändert.

Mit ihrem hüftlangen schwarzen Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, den großen, von langen dunklen Wimpern umkränzten braunen Augen und der schlanken, langgliedrigen Figur bot sie einen äußerst erfreulichen Anblick. Aber sie war nicht nur hübsch, sondern auch intelligent und unglaublich tüchtig. Und sie war die einzige Frau, mit der Dempsey eine wirkliche Freundschaft verband. Seit dem Beginn seiner Laufbahn als Footballtrainer war sie seine Assistentin, und er hatte ihr Gehalt immer aus eigener Tasche gezahlt. Er war ein Reynaud und machte seine eigenen Regeln. Außerdem hatte er seit jeher alles eingesetzt, was ihm an Energie und Fähigkeiten zur Verfügung stand, um in seinem Beruf erfolgreich zu sein. Und er war froh, dass Adelaide immer an seiner Seite gewesen war. Sie war mit ihm von Atlanta nach Tampa Bay gezogen und dann vor zwei Jahren zurück nach New Orleans, als sein Bruder das Team gekauft hatte.

Im Football war Vetternwirtschaft eine lange und bewährte Tradition. Niemand in der Familie Reynaud hatte die Absicht, daran etwas zu ändern. Reich war der Clan durch seine weltweiten Schifffahrtsunternehmen geworden. Aber die wirkliche Leidenschaft gehörte dem Football. Diese Besessenheit lag den Reynauds im Blut, auch wenn einige örtliche Experten behaupteten, sie wären nichts weiter als Dilettanten.

„Trainer Reynaud?“, rief Adelaide, während sie den Flur entlangging, dessen Wände mit den Bannern der Hurricanes bespannt waren.

Es war ungewöhnlich, dass sie ihn mit seinem Titel ansprach. Das bedeutete nichts Gutes. Bestimmt war sie verärgert. Dempsey fragte sich, ob der Sportreporter sie vielleicht mit peinlichen Fragen bedrängt hatte.

„Hast du vielleicht kurz Zeit für ein Gespräch unter vier Augen, bevor du auf das Podium steigst?“, fragte sie, als sie ihn erreicht hatte.

Sie überreichte ihm die Karteikarten, auf denen die Themen notiert waren, über die er während der Pressekonferenz sprechen wollte. Er hatte vor, die Journalisten über die Spielerliste für die Hauptsaison zu informieren. Das würde sie vielleicht von der heutigen Niederlage ablenken.

„Irgendwelche bösen Überraschungen in letzter Sekunde?“, fragte er und runzelte die Stirn. Adelaide kannte ihn lange genug, um zu wissen, dass er nach einer Niederlage so schnell wie möglich das Weite suchte.

Er musste jede Minute nutzen, um sich auf das erste Spiel der Hauptsaison vorzubereiten. Denn dieses Spiel zählte. Aber er bemerkte eine gewisse Anspannung in Adelaides Körperhaltung. Die hatte bestimmt nichts mit der Niederlage des Teams zu tun. Denn sie konnte es zwar ebenso wenig wie er leiden zu verlieren, verstand es aber besser, ihre Gefühle zu verbergen.

„Es gibt da eine Sache“, begann sie und hielt dann inne, um in das kleine Headset zu lauschen, durch das sie mit der PR-Koordinatorin und den Vorgängen im Presseraum verbunden war. „Es dauert nur einen Moment.“

Adelaide nahm seine Zeit so gut wie nie in Anspruch. Sie machte ihren Job gut und hatte ein intuitives Verständnis für seine Bedürfnisse. Sie war in der Lage, seine Arbeit bereits Wochen im Voraus zu planen, und dafür genügten ihr seine spärlichen Textnachrichten und die Informationen, die sie den Mails entnahm, in deren Verteiler er sie gesetzt hatte. Wenn sie privat mit ihm sprechen wollte, musste es sich um etwas Wichtiges handeln.

„Natürlich“, sagte er und trat einen Schritt näher. „Was hast du auf dem Herzen?“

„Nicht hier“, lautete ihre knappe Erwiderung, die sämtliche Alarmglocken in seinem Kopf zum Klingeln brachte.

Er führte sie den Flur entlang in eines der kleinen Büros und schaltete das Licht an. Das Büro war, ebenso wie einige andere auf diesem Flur, keinem bestimmten Zweck zugeordnet und konnte von jedem genutzt werden, der hier zu tun hatte. Es war spärlich ausgestattet. Nichts im Vergleich zu den Räumlichkeiten im Hauptquartier der Hurricanes. Dort hatte die Familie Reynaud Millionen investiert, um alles auf den neusten Stand der Technik zu bringen. Der kleine Raum, in dem sie nun standen, hätte einige Male in Dempseys Büro im Hauptquartier gepasst.

„Was ist los?“, fragte er, schloss die Tür und lehnte sich an den schäbigen Schreibtisch, auf dem ein Telefon stand, das aus den Beständen eines Museums zu stammen schien.

Die Wände waren so dünn, dass die zuknallenden Spindtüren und das Gelächter der Spieler aus dem angrenzenden Umkleideraum zu hören waren.

„Dempsey, ich entschuldige mich für den Zeitpunkt dieser Unterredung, aber ich kann sie nicht länger aufschieben“, sagte Adelaide und nahm den kleinen Knopf aus dem Ohr. „Ich habe schon öfter versucht, dir zu erklären, dass ich in der kommenden Saison nicht mehr dabei sein werde. Ich habe allerdings den Eindruck, dass meine Worte nicht zu dir durchgedrungen sind.“

Er runzelte die Stirn. Worüber redete sie da, zur Hölle? Wann hatte sie ihn um eine Auszeit gebeten? Wenn sie Urlaub wollte, musste sie ihn doch nur in seinem Kalender eintragen.

„Du willst wirklich jetzt darüber sprechen?“ Er war stolz auf seine Selbstkontrolle, sowohl auf dem Spielfeld als auch außerhalb. Doch nach der heutigen Niederlage stellte dieses Thema seine Geduld auf eine harte Probe. „Schick mir die Daten deines Urlaubs. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst, um dich zu erholen. Du bist für mich unersetzlich. Ich brauche deinen vollen Einsatz. Also pass auf dich auf, Adelaide.“

Er wandte sich zum Gehen. Schließlich gab es da noch die Pressekonferenz. Er hatte zu arbeiten und war erleichtert, dass diese Angelegenheit so schnell aus der Welt geschafft schien.

Sie schlängelte sich um ihn herum und blockierte die Tür. Ihre zierliche Gestalt stellte jedoch kein ernsthaftes Hindernis dar. „Du hast mir nicht zugehört. Das tust du nie, wenn es um dieses Thema geht.“

Er seufzte. „Was meinst du damit?“

„Ich will mein eigenes Geschäft gründen.“

„Ja, daran erinnere ich mich. Wir sind übereingekommen, dass du mir dein Konzept gibst, damit ich es mir anschauen kann.“ Er erinnerte sich daran, wie sie im letzten Winter ihre Geschäftsidee erwähnt hatte. Sie hatte ihm erzählt, dass sie vorhatte, sich auf Kleidung und Accessoires für weibliche Footballfans zu spezialisieren. Dabei gehörte es zu ihrem Plan, sich mit seiner Unterstützung die Verkaufsrechte zu sichern.

Er fand ihr Vorhaben besorgniserregend. Sie riskierte dabei die finanzielle Sicherheit, für die sie so hart gearbeitet hatte. Er hatte gehofft, sie würde erkennen, wie gefährlich und kurzsichtig ihr Plan war, wenn sie nur einmal genau darüber nachdachte. Er war davon ausgegangen, er hätte sie überzeugt, auch die Nachteile dieser Idee zu erwägen, als er sie überredet hatte, während der Vorsaison bei den Hurricanes zu bleiben. Sie war ein unersetzbares Mitglied des Verwaltungsteams. Er hatte Jahre dafür gebraucht, dieses Team aufzubauen, ebenso wie dafür, die Mannschaft zusammenzustellen. Was er erreichen wollte, war ein Jahr, in dem alles optimal lief und eine Chance bestand, die Meisterschaft zu gewinnen.

Dieses Jahr war nun angebrochen.

„Ich habe dir mein Konzept gemailt. Und nicht nur einmal.“ Sie verschränkte die Arme unter der Brust und erinnerte ihn unfreiwillig daran, was für eine attraktive Frau sie war.

Sie war eine gute Freundin. Freundschaft war selten und sehr wichtig. Sex war nur Sex. Und Adelaide bedeutete ihm wesentlich mehr.

„Stimmt.“ Er schluckte und blickte in ihre nussbraunen Augen. „Ich lese es gleich nach der Pressekonferenz.“

„Lügner“, erwiderte sie. „Du willst mich nur wieder hinhalten. Ich kann dich nicht zwingen, es zu lesen. Genauso wenig wie ich dich zwingen kann, die Mails deiner ehemaligen Gefährtinnen zur Kenntnis zu nehmen.“

Sie hob die Augenbrauen, richtete sich auf und versperrte ihm nach wie vor die Tür. Er wusste, wie sehr es ihr missfiel, dass er sie beauftragt hatte, auch private Dinge für ihn zu regeln. Doch er brauchte ihre Hilfe dabei, unglückliche Exfreundinnen davon abzuhalten, sich an die Presse zu wenden. Er wollte keinesfalls, dass das Publikum die Aufmerksamkeit statt auf die Mannschaft auf sein Privatleben richtete. Adelaide machte das ganz ausgezeichnet. Wie so viele Dinge. Sein Leben würde sich in ein Chaos verwandeln, wenn sie nicht an seiner Seite war.

Er widmete jede Minute der Aufgabe, ein Gewinnerteam aufzubauen, um sich einen festen Platz in der Familie zu sichern. Es reichte nicht, nur den Nachnamen seines Vaters zu tragen. Als unehelicher Sohn musste er seit jeher zweimal so hart arbeiten wie die anderen, um sich zu beweisen.

Adelaide hatte dieses Ziel in ihrem Job immer unterstützt. Er war gut in Football und Finanzen, sie in allem anderen. Seit er ein paar Rüpel verjagt hatte, die Adelaide auf dem Friedhof in ihrem Viertel umzingelten und verprügeln wollten, waren sie befreundet. Damals war sie in der zweiten Klasse gewesen und er in der dritten. Sie war ihm sehr dankbar gewesen und hatte sich auf leisen Sohlen in sein Leben geschlichen. Sie wurde seine beste Freundin, die ihn ihrerseits erbittert vor den Widrigkeiten beschützte, die das Schicksal ihm auferlegte. Ihre Freundschaft endete auch dann nicht, als sein unbekannter reicher Vater plötzlich aufkreuzte und ihn für immer dem ärmlichen Viertel seiner Kindheit und auch seiner Mutter entriss. Seine Mutter hatte ihn für Geld aufgegeben. Adelaide nicht.

„Also gut, ich kümmere mich wieder selbst um meine persönlichen Mails“, lenkte er ein. Er wusste nur allzu gut, dass er sich mit Valentina einigen musste. Sie war eine besonders hartnäckige Frau, mit der er noch bis vor Kurzem eine Affäre hatte, und zudem ein hochbezahltes Model. Je erfolgreicher eine Frau war, desto weniger schätzte sie es offenbar, wegen Football beiseitegeschoben zu werden.

„Es bleibt dir gar nichts anderes übrig, bis du eine neue Assistentin engagiert hast“, erwiderte Adelaide trocken. „Jedenfalls danke ich dir für dein Verständnis.“

Eine neue Assistentin engagieren? Warum, zur Hölle? Was bezweckte sie mit dieser Bemerkung? War sie vielleicht auf eine Gehaltserhöhung aus? Oder meinte sie es tatsächlich ernst und wollte ausgerechnet zu Beginn der Saison aussteigen, um ihr Geschäft zu starten?

„Ich verstehe überhaupt nichts“, korrigierte er sie. „Du brauchst Startkapital für deine Firma. Auch ohne dein Konzept gelesen zu haben, weiß ich, dass du deine sämtlichen Ersparnisse aufbrauchen wirst. Das Risiko ist hoch, Addy. Das muss dir klar sein.“

„Es ist meine Sache zu entscheiden, ob ich dieses Risiko eingehen will“, gab sie kühl zurück.

Er zwang sich zu Geduld. „Die Hälfte der kleinen Unternehmen scheitert in der Anfangsphase. Arbeite noch ein Jahr für mich. Denk über eine Gehaltserhöhung nach, die dir fair erscheint. Ich werde sie dir nicht verweigern. Dann hast du ein finanzielles Polster, um eine Firma zu gründen, die groß genug ist, dass du dir die Verkaufsrechte sichern kannst.“

Außerdem hätte er dann noch ein weiteres Jahr, um sie von ihrer Idee abzubringen. Das Leben meinte es gerade gut mit ihnen beiden, wirklich gut. Sie war ein wesentlicher Bestandteil seines Erfolgs, indem sie ihm den Rücken frei hielt, damit er tun konnte, was ihm am meisten lag. Das Team auf Erfolgskurs zu bringen.

Draußen auf dem Flur waren Stimmen und Gelächter zu hören, als die Journalisten den Umkleideraum verließen, um sich zu der vereinbarten Pressekonferenz einzufinden. Dempsey musste jetzt gehen, um alles dafür zu tun, ihrer beider Zukunft zu sichern.

„Verdammt, ich will keine Gehaltserhöhung …“

„Dann denkst du nicht wie eine Geschäftsfrau“, unterbrach er sie. Ja, er bewunderte ihre Unabhängigkeit. Und ihre Sturheit. Aber er würde nicht zulassen, dass sie eine Unternehmung wagte, die von vorneherein zum Scheitern verurteilt war.

Besonders deshalb nicht, weil sie so viel für ihre jetzige Karriere und für sein Team und ihn tun konnte. Ihm fehlte die Zeit, um nach adäquatem Ersatz für sie zu suchen. Und abgesehen davon, dass sie ihn und seine Bedürfnisse in- und auswendig kannte, war Adelaide Thibodeaux viel zu gut in ihrem Job, um überhaupt ersetzt werden zu können.

Er streckte den Arm aus, um die Tür zu öffnen. Sie glitt ein Stück zur Seite und blockierte seine Hand mit ihrem Po. Mit ihrem niedlichen runden Po, der in einem engen Bleistiftrock steckte. Dempsey stockte der Atem, als sie mit ihren Brüsten seinen Oberkörper streifte.

Er bekam keine Luft.

Für einen Moment erwiderte sie seinen Blick, und er hätte schwören können, dass sich ihre Pupillen geweitet hatten. Sie schien die sexuelle Anziehungskraft in diesem Moment plötzlich ebenso wahrzunehmen wie er. Schnell trat er einen Schritt zurück. Sie blinzelte, und der besondere Ausdruck in ihren Augen war verschwunden.

„Ich bin dankbar, dass die Arbeit für dich mir erlaubt hat, darüber nachzudenken, was ich mit meinem Leben anfangen will. Auf unseren Reisen konnte ich wichtige Kontakte knüpfen, und ich habe viele inspirierende Momente erlebt.“ Sie unterstrich ihre Bemerkung mit lebhaften Gesten.

Dempsey zwang sich, auf ihre schlanken Hände zu schauen anstatt auf ihre Brüste, die schmale Taille, die aufregenden Kurven ihrer Hüften. Und er zwang sich zu vergessen, was für ein Gefühl es gewesen war, als ihre Körper sich gestreift hatten.

Sein Blick fiel auf den silbernen Armreif um ihr Handgelenk, der im Schein der Leuchtstoffröhre an der Decke matt schimmerte. Er bestand aus einem alten Silberlöffel aus einer Pfandleihe, den er zu einem Schmuckstück umgearbeitet hatte. Der Armreif war ein Geburtstagsgeschenk gewesen in einer Zeit, in der er sich nichts anderes leisten konnte. Warum trug sie ihn immer noch? Er versuchte, sich auf ihre Worte zu konzentrieren, aber das Blut rauschte ihm in den Ohren.

„Dempsey, lass uns ehrlich sein. Ich bin nicht auf die Kunstschule gegangen, um für immer deine Assistentin zu bleiben. Und ich mache diesen Job schon viel zu lange, dafür dass er doch nur eine zeitweilige Erwerbsquelle sein sollte.“

Er verstand die Anspielung nur allzu gut. Er hatte damals argumentiert, sie brauchte doch nur so lange für ihn zu arbeiten, bis sie wusste, was sie nach ihrem Studienabschluss arbeiten sollte. Da hatte sie sich allerdings noch nicht unersetzlich gemacht. Und es war, bevor eine Saison begonnen hatte, die der Mannschaft die Meisterschaft einbringen und ihm selbst einen festen Platz in der Familie Reynaud sichern konnte.

Er hatte so hart dafür gearbeitet, um an diesen Punkt zu kommen. Um die Chance zu erhalten, sich auch im unbarmherzigen Blitzlichtgewitter der Kameras zu beweisen. Und das vor einer Presse, die nichts mehr genießen würden, als ihn scheitern zu sehen. Seine Zeit war gekommen. Adelaide und er bildeten ein großartiges Team, das man nicht durch versponnene Geschäftsideen zerstören durfte. Zu gewinnen bedeutete ihm mehr, als nur seine Position in der Familie zu festigen. Es ging auch darum zu beweisen, was er wert war. Und nicht nur er. Sondern alle Menschen, die in ihrer Kindheit von der Hand in den Mund gelebt, aber nicht das gleiche Glück wie er selbst gehabt hatten. Glück in Gestalt eines geheimnisvollen reichen Vaters, der unvermittelt aufgetaucht war, um ihn für immer aus seinem Elend zu befreien. Auch dafür hatte Dempsey all die Jahre so hart gearbeitet. Er wollte etwas bewirken.

„Du kannst das Team jetzt nicht verlassen.“ Er hatte keine Zeit, jetzt zu diskutieren. Aber er würde seinen Willen schon durchsetzen.

„Ich gehe nach der Pressekonferenz. Ich sagte dir, ich würde noch für die Vorsaison bleiben. Und die ist jetzt vorbei.“ Adelaide runzelte die Stirn und spielte mit ihrem Armreif. „Ich hätte mich gar nicht darauf einlassen, sondern schon früher gehen sollen. Ich will nicht, dass wir uns im Streit trennen. Und ich verspreche dir, dass ich deiner neuen Assistentin alle meine Unterlagen zur Verfügung stelle.“

Wie nett von ihr. Er biss die Zähne zusammen, um eine bissige Bemerkung zu unterdrücken. Er stand kurz vor einem Wutausbruch. So eine Behandlung hatte er nicht verdient, und das wusste sie genau.

Aber wenn sie erst nach der Pressekonferenz verschwinden wollte, blieb ihm noch etwa eine Stunde, um sie zum Bleiben zu bewegen.

Jetzt brauchte er nur noch die richtigen Argumente.

„Jedenfalls danke ich dir für die Vorwarnung“, sagte er, legte die Hände um ihre Taille und schob Adelaide beiseite. „Aber jetzt muss ich erst einmal in diese Pressekonferenz.“

Ihre Augen weiteten sich, als er sie berührte. Dann trat sie rasch einen Schritt beiseite, und sie wurde rot. Sie waren nie mehr als Freunde gewesen. Und Dempsey hatte diese Freundschaft vor allen schädlichen Einflüssen geschützt. Sie war etwas ganz Besonderes. Adelaide war etwas ganz Besonderes. Er würde ihre kostbare Beziehung nie einer so unbeständigen Sache wie gegenseitiger sexueller Anziehungskraft opfern. Dennoch hatte es über die Jahre immer wieder Momente gegeben, in denen er der Versuchung nur mühsam widerstanden hatte. Aber Logik, sein gesunder Menschenverstand und letztlich auch der Respekt vor Adelaide hatten immer obsiegt. Er hatte sie noch nie auf eine solche Art berührt wie heute. Diese Berührungen lösten Emotionen aus, die ihn verwirrten. Ihr sonst so vertrautes Gesicht kam ihm seltsam fremd und geheimnisvoll vor. Ihre sinnlichen Lippen waren leicht geöffnet. Wie in Erwartung eines Kusses. Er fragte sich, ob …

„Ja“, sagte sie in seine Gedanken hinein. „Lass uns gehen.“

Er hielt ihr die Tür auf und blickte ihr hinterher, während sie ihm voraus den Korridor entlangeilte. Ihr anmutiger Gang und ihr verführerischer Hüftschwung stellten seine Selbstbeherrschung erneut auf eine harte Probe. Bestimmt würde sein Versuch, sie zum Bleiben zu bewegen, ihren Zorn erregen. Doch schon bald würde sie erkennen, dass ihm nur ihr Wohlergehen am Herzen lag.

Er hatte bereits den perfekten Plan dafür. Und die Umstände waren ideal. Ein ganzer Saal voller Journalisten, die den Vorgang bezeugen konnten. So schwer es ihm auch fiel, Adelaide zu verletzen, so genau wusste er auch, dass sie ihn letztendlich verstehen würde. Schließlich kannte sie ihn besser als sonst jemand.

Die Karten waren verteilt. Und er spielte, um zu gewinnen.

Das ging ja besser als erwartet, dachte Adelaide.

Sie stand mit dem Rücken an der hinteren Wand des überfüllten Presseraumes und beglückwünschte sich selbst dafür, wie verhältnismäßig ruhig und sachlich ihr Gespräch mit Dempsey verlaufen war. Sie hatte ihren Standpunkt klargestellt und ihm die Lage auf eine Weise erklärt, die er verstehen konnte. Schon seit Wochen stand ihr diese Unterhaltung bevor. Vergeblich hatte sie auf den richtigen Moment gewartet, um das sensible Thema anzuschneiden. Die Situation war heikel. Sie konnte es sich nicht leisten, ihn zu verärgern, denn sie benötigte bei der Sicherung der Vermarktungsrechte seine Hilfe.

Außerdem zählte Dempsey zu ihren besten Freunden, auch wenn ihre Freundschaft sich im Lauf der Jahre verändert hatte. Vorbei war die Zeit, da sie stundenlang wie in ihrer Schulzeit zusammengesessen und über Gott und die Welt geredet hatten. Jetzt ging es immer nur ums Geschäft. Dempsey schien das nicht zu stören, denn er schien nur zu existieren, um zu arbeiten. Doch sie erwartete mehr vom Leben. Und auch von ihren Freunden. Daher kam es, dass sie die Minuten ihres letzten Tages als seine Assistentin zählte. Vielleicht würde sich ihre Freundschaft wieder erholen, wenn sie nicht mehr für ihn arbeitete.