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Am Anfang war die Poesie, heißt es bei den Dichtern, und so lernen wir schon als Kind Sprache zunächst spielerisch über den Klang. Genau so hat sich Angelika Overath auch dem Romanischen genähert. Ihr Material waren alte Wörterbücher, aktuelle Online-Lexika, Sammlungen von Redewendungen und Sprichwörtern, und ihr Ziel: der fremden Sprache über den Klang einen Eigensinn zu entlocken und sich so eine romanische Identität zu erschreiben. 33 romanische Gedichte sind dabei entstanden, die "Poesias", denen jeweils ihre deutschen Annäherungen beigestellt sind. Ein doppeltes Spiel beginnt, der Flirt zweier Sprachen, denn das Deutsche reagiert auf den romanischen Impuls mit verblüffenden Variationen, Echos und Fälschungen.
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Seitenzahl: 30
ANGELIKA OVERATH
POESIAS
dals prüms pleds
33 romanische Gedichte und ihre deutschen Annäherungen
Inhalt
Vorwort
Poesias / Gedichte
Mail in ajer / Apfelpost
In üna lingua estra / In einer fremden Sprache
Es quai tuot cler / Ist es jetzt klar
La metamorfosa dal clavazun /Der Engerling
Üna poesia da 10 grams / Ein 10 Gramm Gedicht
Viagiar / Reisen
Susanna I / Susanna I
Interiurs / Küche und weitere Innenräume
Fabla a straglüsch / Blitzlichtfabel
Pel mumaint / Haut, momentan
L’aua in duos parts, o chantar l’aua / Geteiltes Wasser, oder Wasser singen
Susanna II / Susanna II
Lenguas da giats / Katzenzungen
Sola / Seezunge
Porto Santo / Porto Santo
Vulcan ed agava / Vulkan und Agave
Be quai / Nur das
L’aquarel da Dieu / Gottes Abschiedsaquarell
Sotto voce / Sotto voce
Grammofon illa prüma persuna / Grammophon in der ersten Person
Scriver / Schreiben, ein romanischer Reim
Amen / Amen
Dumonda grossa / Dicke Frage
Il velo da valü / Das Velo aus Velours
Dir grazcha / Danken
Ün oter butin / Eine andere Beute
L’aua benedida da l’impraisa electrica / Das Weihwasser des Kraftwerks
A l’ur da Salonica / In einem Vorort von Saloniki
Preveli, Creta / Preveli, Kreta
Aita ria / Aita lacht
Prümaran Prà San Flurin / Alphütte Prà San Flurin
In üna lingua estra tuot es da stà / Vom Sprachenlernen durch Kreatives Schreiben
Per Matthias, meis figl rumantsch,edin regordanza a Theresia, mia nona, chi faiva culanas cun minzins da mailaFür Matthias, meinen romanischen Sohn, undim Andenken an Theresia, meine böhmische Grossmutter, die aus Apfelkernen Ketten machte
Gedichte aus den ersten Wörtern Ein romanischer Selbstversuch
Poesie ist die Muttersprache des Menschengeschlechts, sagen die Dichter, und die Mütter vermitteln ihren Kindern singend, klatschend über Verse, Rhythmus und Reim, das erste Gefühl für Worte und ihre Wirkung. So begann auch ich zu spielen. Mein Material wurden alte Wörterbücher, aktuelle Online-Lexika, Sammlungen von Redewendungen und Sprichwörtern. Mein Jagdinstinkt folgte der Logik von Assonanzen auf der Suche nach einem Ton, dem die Sprache mit ihrem Eigensinn antwortete. Im Romanischen ist das Wort für Klang, sun, identisch mit der ersten Person Singular von sein, esser. Ich bin: eu sun. Romanisch schreibend wuchs meine erste romanische Identität.
Die entstehenden Gebilde nannte ich poesias, Gedichte, zum einen wegen ihrer Kürze, zum andern weil ihr Grund und Gegenstand vor allem die Sprache war.
Mir gefiel diese Liebelei mit dem Vallader; meine romanischen Schriftstellerkollegen akzeptierten, was ich da tat, lachend, und ich trat als Maskottchen in die Uniun litteratura rumantscha, den romanischen Schriftstellerverband, ein.
Die vorliegende Auswahl Poesias dals prüms pleds (Gedichte aus den ersten Wörtern) versammelt Texte, die zwischen April 2009 und Juli 2014 entstanden sind. (Einige von ihnen wurden bereits in Litteratura