Predigten und Beichtreden - Johann Tobias Beck - E-Book

Predigten und Beichtreden E-Book

Johann Tobias Beck

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Beschreibung

Einen großen Einfluß, weit über den Kreis der Anhänger seiner Theologie hinaus, hatten die Predigten des württembergischen Theologen Beck, die er unter dem Titel "Christliche Reden" in einer Reihe von "Sammlungen" veröffentlichte. Die Bezeichnung "Predigten" wurde geflissentlich vermieden, denn in der Form und auch im Inhalt der Reden prägt sich die völlige Unabhängigkeit nicht allein von der homiletischen Ueberlieferung, sondern gleicher Weise auch von allem aus, was an homiletische Kunstregeln erinnern kann. Im schärfsten Gegensatz gegen Schleiermacher und die von ihm beeinflußte Homiletik erkennt Beck christliche Gemeinden, die ihren Namen mit Recht tragen könnten, nicht an. Sie sind ihm Scharen von Katechumenen, ein großes Missionsgebiet, sei es als Nachbildung der alttestamentlichen Gesetzeskirche, sei es als Arbeitsfeld neutestamentlicher Evangelisten, innerhalb dessen das Amt des Gesetzes und der Propheten oder der neutestamentlichen Lehrer und Hirten seines Berufes zu warten hat, Jünger Jesu zu sammeln und die gesammelten zu weiden. Mit den pietistischen Gemeinschaften stand daher der Autor in inniger Verbindung, obgleich er selbst keiner solchen Gemeinschaft angehörte und die Gefahren derartiger Vereinigungen keineswegs verkannte. Johannes der Täufer und der Herr Christus in seinen synoptischen Reden blieben ihm unbedingtes Vorbild für den evangelischen Verkündiger des Wortes. Dennoch sucht man aggressive und strafende Gesetzespredigt bei ihm vergebens. Dieses Werk umfasst eine Auswahl seiner Predigten und Beichtreden.

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Seitenzahl: 538

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Predigten und Beichtreden

 

JOHANN TOBIAS BECK

 

 

 

 

 

 

 

Predigten und Beichtreden, J. T. Beck

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849662127

 

Der Originaltext dieses Werkes entstammt dem Online-Repositorium www.glaubensstimme.de, die diesen und weitere gemeinfreie Texte der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Wir danken den Machern für diese Arbeit und die Erlaubnis, diese Texte frei zu nutzen. Der Text dieses Werkes folgt der Rechtschreibung des 19. Jahrhunders.

 

Cover Design : Cropped, 27310 Oudenaarde Sint-Walburgakerk 82 by Paul M.R. Maeyaert - 2011 - PMRMaeyaert, Belgium - CC BY-SA.

https://www.europeana.eu/en/item/2058612/PMRMaeyaert_26e5a0b367ed2a0f0538537312dbf536e67cf268

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

Predigten. 1

Aus der Abschiedspredigt zu Waldthann den 6. September 1829.1

Confirmationsrede am Sonntag Cantate 1836.10

Das ächte Gottvertrauen.16

Das ächte Heilsgeschäft26

Das Eine Heilmittel.34

Das falsche Prophetenthum.41

Das Wort des Lebens.64

Der ächte Gehorsam.74

Der Grundfehler unsrer Zeit.84

Der Lebens-Hirte.96

Der wahre Haus-Segen.105

Der Weg des Lebens.113

Die Erbschaft von oben.124

Die wahre Geistesleitung.135

Vorbereitungsrede auf die Confirmations-Communion in Mergentheim 1831.147

Vorbereitungsrede auf die Confirmations-Communion 1835.151

Wie denkt man göttlich vom Kreuze Christi?. 156

Am Geburtsfest des Königs.167

Am Geburtsfest des Königs.171

Am 15. Trinitatis. Geburtsfest des Königs.175

Aus der Abschiedsrede bei der Gemeinde Mergentheim.181

Rede bei der Trauung meines Sohnes,195

Beerdigungspredigten. 200

Rede am Grabe eines vom Schlag überraschten, äußerlich beengten Familienvaters.200

Rede am Grabe eines geisteskranken Familienvaters.203

Rede am Grabe einer Ehefrau, welcher großes Familien-Unglück das Herz brach.206

Rede am Grabe des ersten Todten im Jahr.210

Rede am Grabe einer an Auszehrung gestorbenen Ehefrau.213

Rede am Grabe einer schwergeprüften, frommen Jungfrau.216

Gebet am Grabe eines in Untersuchungshaft gestorbenen Beamten,219

Gebet bei Beerdigung eines Kindes.222

Rede bei der Beerdigung eines 76jährigen Mannes.224

Rede am Grabe eines 21jährigen, dem Beamtenstand zugehörigen, rechtschaffenen Jünglings, der aber hauptsächlich durch den Einfluß seiner Standesgenossen vom Glauben abgekommen war.227

Rede am Grabe einer zur Unzufriedenheit geneigten alten Frau.231

Rede am Grabe eines kräftigen, rührigen Geschäftsmannes.234

Beichtreden. 237

Beichtrede vor Studierenden gehalten.237

Beichtrede vor Studierenden gehalten. 242

Beichtrede vor Studierenden gehalten. 247

Beichtrede für Studierende gehalten.251

Beichtrede für Studierende gehalten.255

Beichtrede für Studierende gehalten.260

Predigten

Aus der Abschiedspredigt zu Waldthann den 6. September 1829.

Zum letztenmal also stehe ich auf dieser Kanzel, in Jesu Christo Geliebte, auf der ich mich so oft mit euch in Gottes Gnadenwort erbauet habe, denn - wir scheiden von einander. Hier, Freunde, gab ich euch den ersten Gruß in Christo dem Herrn, hier nehme ich auch Abschied von euch in demselben Herrn.

Erwartet keine studierte Worte, keine Künsteleien und Feierlichkeiten - ihr wisset, es war mir immer hoher Ernst mit dem, was ich hier sagte; es ist's mir heute besonders; ich wollte euch nie Wasser aus den Augen locken oder treiben; an euer Herz, an euer Gewissen, euren Verstand und euer Christenthum wandte ich mich immer, und ließ dann die walten, was sie bei euch zu Stande brächten. Ich gehe nicht mit hohen Worten von euch - anfangs kam ich mit solchen, denn ich mußte selbst erst gemeinen Leuten predigen lernen; ich befließ mich aber immer einfältiger zu euch zu reden, daß ihr mich fassen konntet, und so sey auch meine letzte Rede an euch.

Ich sagte euch oft: wir sind hier als Brüder in Christo bei einander; wir brauchen uns nicht fremd gegen einander zu gebärden, wir kennen einander. Lasset auch also unbefangen, wie es mir im Herzen liegt, vor Gott mit euch reden - ich redete immer am liebsten mit euch als ein Gehilfe eures Glaubens, als euer Seelsorger und Beichtvater, und nur wo ich mit Bosheit, Schalkheit, mit Verstocktheit gegen Gottes Wort und mit öffentlichen Aergernissen es zu thun hatte, wo man trotzen und pochen wollte auf sein eigenes sündliches Wesen: da redete ich mit brennendem Eifer, mit Schärfe, mit züchtigenden Worten. Ich kann heute noch nicht anders und werde es auch nicht anders lernen, denn ich halte es für keine Sünde, sondern für Schuldigkeit vor dem, dessen Wort gar oft ein zweischneidiges Schwert sein muß, den der Eifer um sein Haus gefressen hat. Gott helfe mir!

Es wäre mir ein Leichtes gewesen, mich bei euch einzuschmeicheln und mir bessere Tage unter euch zu machen als ich hatte - ich kannte wohl eure empfindliche Seite, ich wußte wohl den faulen Fleck, wo das Hauptübel saß: den hätte ich nur unangetastet lassen dürfen; ich habe diejenigen wohl durchschaut, die der pharisäische Sauerteig in der Gemeinde sind, in deren Herzen die alte Bosheit und Gewissenlosigkeit und allerlei Unordnung sich eingefressen hat wie Rost: ich hätte dieser nur schonen, sie laufen und handthieren lassen dürfen, und es wäre prächtig unter uns gegangen. Aber solchen Frieden hatte ich nicht zu bringen, sondern das Schwert, wie der Heiland sagt, zum Streite wider Welt und Sünde; ich kam nicht, um gute Tage bei euch zu suchen, sondern eure Bekehrung zum lebendigen Gott, eure Besserung, eure Heiligung in allen Stücken, eurer Seelen Seligkeit; ich will und wollte nicht Miethling sein, der vor dem Wolfe flieht, sondern ein Hirte der Seelen derer, die durch Christum wollten zu Gott kommen, und ein Zuchtmeister auf Christum für die, die vom Gesetz Gottes Nichts wissen wollten.

Allein warum gehe ich denn nun doch von euch? - die Frage liegt so nahe und ich bin mir und euch darauf Antwort schuldig! euch bin ich eine solche schuldig, weil Viele von euch mein Abschied betrübt; mir bin ich sie schuldig, weil Manche meynen, ich gehe darum so bald von dieser Gemeinde, weil ich nicht genug hatte an der Besoldung, und gerne mehr einnehmen möchte; das würfe denn nicht nur einen Schein des Geizes auf mich, sondern könnte auch diesen und jenen von euch ein Aergerniß geben, und manches Wort, das ich gepredigt habe, unkräftig machen. Dem ist aber gewiß nicht also, liebe Freunde! Gott weiß es und ihr selbst habt es oft aus meinem Munde gehört, daß ich mich hätte begnügen lassen mit dem, was mir mein Amt darreichte, denn ich begehre nicht Reichthum, nicht Wohlleben, nicht Hoffart, mir mein täglich Brod, und das hätte ich mit Gottes Gnade für jetzt noch gehabt. Aber ein Anderes ist es, was Einem das Leben mehr verbittert als Armuth und Darben, was Einen aus dem Paradies treiben könnte, das ist - Unfriede und Streit. Die Schrift sagt, daß Weniges mit Frieden viel besser sey, als groß Gut mit Unfrieden - und dazu sagt mein Herz vollkommen Ja. Aber wie meint ihr, Geliebte, wenn groß Gut mit Unfrieden schon ein Jammer ist nach der Schrift, wie es vollends ist bei gering Gut mit Unfrieden! Und den habe ich reichlich gehabt - ich rede jetzt nicht von dem, den mir mein Amt einbrachte, weil ich es recht versehen wollte; davon sagte ich euch vorhin schon, daß ich mich in meinem Herrn darüber zu trösten wisse und daß ich in dem Stück keinen Frieden wolle, so lange die Menschen mit Gott selbst streiten! Aber von dem Unfrieden und den Streitigkeiten sage ich, den Gewisse unter euch über das, von dem ich mich nach menschlichem und göttlichem Rechte als berufener Prediger des Evangeliums nähren sollte, mit mir führten, daß sie gerade das Widerspiel von dem thaten, was Gottes Wort in den Sprüchen befiehlt: „habt eure Lehrer desto lieber um ihres Werks willen, und seyd friedsam mit ihnen, daß sie ihr Amt nicht mit Seufzen thun, denn das ist euch nicht gut. Der aber unterrichtet wird mit dem Worte, der theile mit allerlei Gutes dem, der ihn unterrichtet; denn der Herr hat befohlen, daß, die das Evangelium verkündigen, sollen sich vom Evangelium nähren; und so wir euch das Geistliche säen, ist es ein großes Ding, ob wir von euch Leibliches ärndten.“ So sagt Gottes Wort, und ich kann heute um so ernster darauf hinweisen, da nun Keiner mehr mich im Verdacht haben kann, ich rede aus Eigennutz, denn mein Aerndten und Säen unter euch ist vorbei.

Sehet Geliebte, das ist es, was meine so frühe Trennung von euch herbeiführte, dieses und nichts Anderes; hättet ihr mir auch noch so viel Besoldung gegeben als ich schon hatte, es hätte mich nicht gehalten, wohl aber das einzige aufrichtige Versprechen vor Gott aus dem Munde jener Unruhigen: wir wollen Friede halten und im Frieden dein Weniges dich genießen lassen. Ich sage dieses Alles nicht, Geliebte, um der ganzen Gemeinde damit Vorwürfe zu machen; ich weiß wohl jene Wenigen zu unterscheiden und kenne sie; ihr habt ihnen aber nie gewehret noch ihnen widersprochen. Ich möchte auch nicht, daß ihr Groll und Feindschaft gegen sie auslasset, denn ich selbst habe keinen Haß gegen ihre Person, so wenig ich ihr Bitteres süß, ihr Böses gut jemals werde nennen; das aber bitte ich euch Alle, liebe Freunde, so wahr die oben angeführten Worte in der Schrift stehen, so wahr ihr im Gerichte Gottes zusammenstehen müsset: in's Künftige bietet doch Allem auf im Wege der Ordnung und des Rechts, daß solche Streitigkeiten, solche Händel mit eurem Seelsorger, wer er auch sey, nicht mehr vorkommen dürfen; stehet zusammen und duldet sie nicht, denn ihr kennet den, der da sagt, im Ernst und nicht zum Scheine: was ihr diesen meinen Boten thut, zur Freude oder zu Leid, das habt ihr mir gethan. Dürfte ich hören, auch in der Ferne noch, daß diese meine letzte Bitte nicht vergeblich gewesen: gerne wollte ich all' das Bittere durchgemacht haben, das mir aus jener bitteren Wurzel der Streitsucht erwachsen ist. -

Aber nun noch eine andere Hauptfrage, Geliebte! Wie gehe ich von euch? Es ließe sich Vieles antworten auf dieses Wie? man hat so Manches auf dem Herzen, das man sich zum Abschiede noch sagen möchte, das letzte Wort ist oft noch von besonderem Segen für Herz und Leben, und was muß ein Seelsorger mehr suchen als dieses, das Beste seiner Anvertrauten; aber eben, Geliebte, damit wir das Beste finden, und ob dem Vielen das Nothwendigste nicht verlieren: wollen wir uns Raths erholen in dem Worte Gottes, das uns noch nie verlassen hat, und einmal hören, wie ein Apostel scheidet von einer Gemeine, bei der er längere Zeit das Evangelium geprediget, Paulus von den Ephesern, wie dieß erzählt wird Apostelgeschichte 20, 18 ff.

Dort sagt er unter Anderem also: „Ihr wisset, wie ich nichts verhalten habe, das da nützlich ist, das ich euch nicht verkündiget hätte und euch gelehret öffentlich und sonderlich, und habe bezeuget die Buße zu Gott und den Glauben an unsern Herrn Jesum Christum. Darum zeuge ich euch an diesem heutigen Tage, daß ich rein bin von Aller Blut, denn ich habe euch Nichts verhalten, daß ich nicht verkündiget hätte alle den Rath Gottes. So habt nun Acht auf euch selbst und auf die ganze Heerde, und seyd wacker! Und nun, liebe Brüder, ich befehle euch Gott und dem Wort seiner Gnaden, der da mächtig ist euch zu erbauen und zu geben das Erbe unter Allen, die geheiliget werden.“

Glaubet nicht, Geliebte, ich wolle das, was der Apostel von seinem Werke sagt, völlig auch von mir sagen; o nein, ich bin nicht so verliebt in mich selber und mein Thun, daß ich mit einem Apostel mich vergleichen möchte; ich selbst fühle nur zu tief das Stückwerk meiner Amtsversehung, und habe oft deßhalb vor Gott mich gedemüthiget und zu Ihm gefleht. Das aber ist Sache zwischen mir und meinem Gott; hier rede ich zwar vor Ihm, aber mit euch, meiner Gemeinde, und da fragt es sich: bin ich treu gewesen in meinem Dienste, habe ich gethan an euch, was ihr von mir, als eurem Seelsorger, fordern konntet, oder war ich ein lässiger Arbeiter im Dienste des Herrn an euch? Und auch was ich da sage, sage ich gewiß nicht, mich zu rühmen, sondern daß ich unsre Herzen richtig stelle, und wir wissen vor unsrem Abschiede, wie wir mit einander daran sind.

Ihr wisset wohl, wir Prediger dürfen nicht in den Tag hineinpredigen, was wir wollen, noch verschweigen, was wir nicht gerne sagen; wir dürfen nicht erst mit uns oder anderen Menschen Rath halten, was den Christen zu verkündigen sey: der Rath Gottes hat schon lange es geoffenbart und befohlen, was die Boten Christi alle Menschen in Dörfern und Städten, Hohe und Niedere, Bauern und Könige lehren sollen, lehren müssen, wenn sie Evangelium predigen und vor Gott bestehen wollen. In diesem Rathe Gottes ist Alles enthalten, was da nützlich ist einem Jeden zur Seligkeit; da ist Lehre und Ermahnung, Trost und Stärkung, Warnung, Gewissensweckung, Strafe, Züchtigung, wie es die menschliche Seele bedarf, um für das Reich Gottes erzogen zu werden; da ist Eifer und Majestät Gottes, Gnade und Liebe Gottes, Güte und Barmherzigkeit; da ist Heiligkeit und Gerechtigkeit, Vergeltung, Gericht, Drohung und Zorn Gottes, da ist für Jeden, was er nöthig hat, ein reicher, mannigfaltiger Schatz. Von diesem Allem nun sollen wir Prediger Jedes an seinen Mann bringen, Alles in der rechten Ordnung und Kraft austheilen, dem Schwachen und Starken, dem Unverständigen und Klugen, dem Niedergeschlagenen und Hoffärtigen, dem Kleinsinnigen und Leichtsinnigen, dem Aengstlichen und dem Rohen, dem Gebeugten und dem Trotzigen, dem Gotteskinde und dem Weltkinde, dem Frommen und dem Sündenknechte, jedem aus diesem mannigfaltigen Schatze den ihn besonders treffenden Theil zu geben - sehet Freunde, das haben die Boten Christi zu thun, die als Haushalter die mancherlei Gnade und Gabe Gottes verwalten und vertheilen sollen, das haben sie vor Allem öffentlich und auch bei besonderen Gelegenheiten zu lehren; und dieß mit Treue unter euch zu thun, d. h. mit redlichem Herzen und so viel ich konnte, war immer mein Dichten und Trachten. Ich traf ein wildes Feld unter euch an, ihr mögt es gestehen oder nicht, aber wahr ist es; da that denn Schärfe Noth von Anfang und gute Schneide, um die ärgsten wilden Auswüchse erst abzuschneiden und das Unkraut zu lichten, ehe ich an das Säen und Bauen der himmlischen Früchte denken konnte. Daß euer alter Mensch viel dagegen einzuwenden hatte, gewaltig sich sträubte, wunderte mich nie; also gehet es, wo das Reich Gottes an den Menschen kommt; Fleisch und Blut streiten dagegen. Die Gnade Gottes aber war mit uns, und ich durfte immer weniger von der Schärfe Gebrauch machen; der Boden eures Herzens wurde milder, die Meisten unter euch williger, verständiger, anhänglicher an das wahre Christenthum, das Wort Gottes fand besseren Eingang, manches Alte danktet ihr ab und setztet etwas Besseres an seine Stelle.

Das sind doch alles Früchte, die nicht der Weltgeist unter uns gewirket hat, sondern das sind Gaben und Zeichen der Gnade Gottes, Früchte des kommenden Reiches Gottes, die sein heiliger Geist in unsern Herzen zu Stande brachte und in unsern Häusern aufrichtete.

Wie nun, Freunde, soll das Alles wieder zusammenfallen? soll der alte Geist wieder regieren und unter sein Joch euch wieder schlagen? O nein, lasset das nicht geschehen, es ist meine innigste Bitte, Geliebte, an Jeden, dem ich irgend etwas Gutes unter euch erwiesen, dem ich etwas in seinem Herzen werth bin: gebt mir das als Zeichen eurer Liebe und eures beständigen Andenkens an mich, daß diese schöne Ordnung Bestand hat, daß ihr fest bleibet in dem angefangenen Werke; ist's ja weder meine noch eure Sache, was wir so mit einander aufgerichtet haben, ist es ja Gottes Sache, und der bleibet bei euch, wenn ich auch nicht mehr unter euch wohne; sein Auge stehet und suchet euch, sein Geist eifert über seinem Werke, wo ich dieß Alles nicht mehr kann.

Darum habet Acht auf euch selbst und auf die ganze Heerde, und seyd wacker - wie der Apostel sagt. Euer eigenes Herz wird euch versuchen, andere Verführer werden euch bereden wollen, dieses oder jenes Gute wieder aufzugeben, die Bibelbeiträge zu lassen, das Lesen abzudanken, der Stille und Eingezogenheit zu entsagen, eure Freiheit zu gebrauchen, wie solche Knechte der Sünde daherschwätzen, und in lärmendem, sündlichem und unordentlichem Wesen euch wieder gütlich zu thun und dergleichen mehr. Aber in Christo Geliebte, behaltet nur Ein Wort gegen alle diese Versuchungen, das ihr so oft von mir hörtet: was wider Gottes Wort ist, ist Sünde, und Sünde ist der Leute Verderben. Habt Acht! Lasset namentlich nicht ab, die Sonntagsgottesdienste nicht nur, auch die Wochenkirchen fleißig zu besuchen und eure Kinder und Dienstboten dazu anzuhalten - nehmt ihr euch täglich so oft Zeit, den hinfälligen Leib mit Nahrung zu versorgen, vergesset um so weniger der Seele zu ihrer Speise zu verhelfen, die da bleibet in's ewige Leben. Haltet an, eure Kinder fleißig in die Schule zu schicken - schwere Rechenschaft wartet euer vor Gott; die Schulglocke wird fortläuten, wenn ich nicht mehr unter euch bin, und ich habe euch gesagt, daß die euch jenes Wort Christi predigt: „lasset die Kindlein zu mir kommen!“ O habet Acht und seyd wacker, daß ihr bleibet in meiner Lehre; ich stehe mit meiner eigenen Seele dafür, sie wird euch selig machen, denn aus Gottes Wort nahm ich sie.

Der Apostel mußte (V. 29 ff.) vor Wölfen warnen, die theils von außen her unter seine Gemeinde eindringen, theils aus ihnen selbst kommen würden, vor Seelenverderbern, die verkehrte Lehren und Rathschläge reden - darum heißt er sie wachsam sein, daß sie nicht trauen einem jeglichen Geist und vorlauten Schwätzer, und heißt sie im Gedächtniß behalten, wie er sie mehrere Jahre mit großem Ernst ermahnet habe. Und was sollte ich euch Besseres sagen können, liebe Freunde, mag da kommen was da will! Es ist freilich herb für jeden Lehrer der göttlichen Wahrheit, denken zu müssen, es können in seiner Gemeinde Leute aufstehen, welche die Seelen im Irrthum gefangen nehmen und bösen Samen wieder ausstreuen, daß er den guten verdränge. Aber so ist es in dieser Welt: der Feind eurer Seelen suchet immer Gelegenheiten zu nützen, wo er wieder gewinne, was ihm abgewonnen wurde; aber denket nur, daß das der Feind, und nicht ein Freund eurer Seelen ist, der solches thut, und daß ihm seine bösen Anschläge nicht gelingen, wenn ihr nur wachen wollt über euren Seelen, und nicht schlafen. Widerstehet ihm fest im Glauben, den ich euch so oft an das Herz gelegt habe. Ihr seyd nicht alleine, theure Seelen, ihr, die ihr an meiner Lehre euch erbautet, ihr seyd nicht Waisen gelassen - der Gott und Vater unsres Herrn Jesu Christi ist und bleibt bei euch; an Ihn haltet euch und thut Fleiß, daß Er immer mehr einwohne in und unter euch. O Er ist ein mächtiger Gott, euch zu erbauen, und das Wort seiner Gnade ist ja in euer aller Händen - sind doch gegen sechzig Bibeln unter euch ausgetheilt worden nur in den dritthalb Jahren, die ich unter euch bin! die wahret, die liebet und gebrauchet als euren besten Schatz, als das wahrhaftige Wort, das eure Seelen selig machen kann - in ihm findet ihr Jesum Christum, euren guten, treuen Hirten, der seine Lämmer an seinem Herzen trägt, und Niemand kann sie ihm entreißen, wenn sie anders nicht selbst von ihm weglaufen. Vor diesem Weglaufen, dieser Verirrung hütet euch, Jung und Alt: ihr bleibet bei Ihm, so ihr in seinen Geboten wandelt und im Gebete bleibet. Haltet an am Gebet - ich habe euch erst noch besonders darüber gelehret und ermahnet, wie zu jeder Stunde, an jedem Orte, mitten in der Arbeit unser Herz mit Gott sich unterhalten könne, der da um und bei uns ist, wie ohne solches Beten unsere Vergeßlichkeit und unser Leichtsinn und so viele Versuchungen uns auf falsche Wege bringen. Darum lasset das Beten nie und lernet es immer besser - wer bittet, der nimmt und empfängt, empfängt jene unentbehrlichste Gabe, den heiligen Geist, ohne den wir nie Jesum Christum im wahrhaftigen Glauben unsern Herrn können nennen und neugeboren werden für Gottes Reich.

Nun aber, in Jesu Christo Geliebte, die Zeit eilt, wir müssen ein Ende machen: meine Stimme wird man so oft nicht mehr in dieser Kirche hören, unsre Augen werden sich so bald nicht wieder begegnen, wer weiß, ob je wieder in diesem Leben - darüber waltet Gott. Wir müssen also unsere Rechnung für immer mit einander schließen in dieser Welt - so lebet denn ihr vor Allen wohl unter den Gnadenflügeln eures und meines Gottes und Heilandes, ihr wahren Freunde unter der Gemeinde, von denen ich mit Wehmuth scheide: ihr habt mir manche Stunde versüßt, manchen Dienst mir erwiesen aus redlichem Herzen; Gott, der reiche Vater, segne euch reichlich dafür, mein Herz wird euer nimmer vergessen. Empfanget Alle, die ihr mir Liebe gezeigt, die ihr mein Wort irgend angenommen, meinen herzlichen Dank vor Gott, und wem ich irgend etwas Leids gethan, der vergebe mir. Die ihr mir aber manches Leid zugefügt, die ihr mir Mühe machtet mit euren Uebertretungen - ich verzeihe euch von Herzen und bin des Glaubens, die Meisten wußten nicht, was sie gethan haben; ich habe nur den Einen Wunsch, daß eure Herzen aufrichtig zu dem Gott der Stärke und Gnade sich wenden mögen, der euch noch rufet: lasset euch versöhnen mit mir! Ihr aber, ihr Wenigen, die ihr indeß widerstrebtet in der Härte eures Herzens den Bitten, Lehren, Ermahnungen, Strafen, die ich im Namen Gottes an euch richtete - euch will ich heute nicht mehr bekehren; ich habe gethan an euch, was ich, selbst ein gebrechlicher, sündiger Mensch, thun konnte: Eines aber kann ich euch nicht vorenthalten, daß ihr den göttlichen Spruch Ezech. 33, 7-11. wohl beherziget. Ihr Andern aber alle, theure Seelen, haltet fest am wahren Christenthum -, ihr Eltern ziehet eure Kinder auf in der Zucht und Vermahnung zum Herrn; ihr Kinder ehret eure Eltern, ob ihr und sie alt sind; ihr Ehegatten liebet euch unter einander und haltet Frieden; ihr Söhne und Töchter bleibet in der Zucht und in der Furcht Gottes; ihr Schulkinder wachset an Gnade bei Gott und Menschen, so wird Friede Gottes unter euch wohnen, und euer Glück sich vermehren. Ihr Witwen und Waisen, wisset, daß euer Vater und Richter im Himmel ist, der wird euer Recht führen; ihr Armen, ihr Betrübten, ihr Notleidenden alle, suchet Trost und Hilfe in Christo. Christus der Herr und Heiland sey euer Aller Licht, Freude und Speise. Und nun, liebe Freunde, noch einmal habe ich euch erinnert an das, was Gott von euch fordert. So trachtet denn immer mehr nach dem Reich Gottes, bleibet in der Liebe und haltet Friede unter einander - der allmächtige Gott sey mit euch von nun an bis in Ewigkeit. Amen.

Zum Schlusse, Geliebte, vereiniget eure Herzen mit mir in frommer Andacht zum Gebete:

Vater, die Stunde ist hier, da wir von einander gehen müssen, die wir Jahr und Tag in Deinem heiligen Evangelium uns mit einander erbauet und an unsrer Seelen Heil nach Deinem seligmachenden Rathschlusse in Christo gearbeitet haben. Du kennst unsrer Aller Herzen und all' unser Thun vom Anfange, da Du uns zusammen führtest, bis hieher - vor Deinem heiligen Angesichte verklagen uns so viele Sünden der Schwachheit und des bösen Willens; stelle Du sie durch Deinen richtenden Geist uns unter das Auge unsers Gewissens, ehe Du als strenger Vergelter mit uns in's Gerichte gehst; wirke Du jene heilsame Selbsterkenntniß in uns und jene göttliche Betrübniß, die da eine fruchtbare Reue wirket zur ewigen Freude, die da mit verstärktem Eifer und vorsichtiger Wachsamkeit die alten Fehler uns fliehen und gut machen lehrt, daß wir in dieser bösen Zeit die ewige Wohlfahrt unserer Seelen nicht verlieren, und das Kleinod eines in der Liebe thätigen Glaubens uns bewahren. Deine Gnade, die da reich und stark genug ist, aus Sündern uns immer mehr in Deine Kinder zu verwandeln, wirke kräftig in unsern Herzen und Gewissen. Vater, Du kennst, Du ergründest uns Alle - Dir sind sie nicht verborgen diejenigen unter dieser Gemeinde, die sich durch die Predigt deines Wortes von der Welt auserwählen ließen; stärke Du in ihnen das angefangene Werk, kräftige sie, gründe sie in der Gottseligkeit und vollbereite sie zu Deinem heiligen Erbe. Dir sind sie nicht verborgen diejenigen, deren Herz von Deinem Geiste sich nicht strafen läßt, jene mit den grauen Haaren und die in den jungen Jahren, in denen Christus Jesus keine Gestalt gewinnen konnte, die im blinden Leichtsinn thun, was ihren Augen wohlgefällt, was sie von alter Zeit gewohnt sind; Du kennst die leichtsinnigen Eltern, die harten, die lieblosen, die händelsüchtigen, die untreuen Ehegatten, die ungehorsamen, die groben, die gefühllosen Kinder, Du kennst, die ihres Amtes nicht warten und Dein Gericht in demselben nicht vor Augen haben; Du kennst die Verführer und die Verführten, die Schwachen und die Boshaften, die Diebe und die Hurer, die Säufer und die Verleumder, die Störrigen und die Streitsüchtigen - ach Herr, Herr Gott, der Du vergibst Missethat und wohlthust denen, die Dich lieben und Deine Gebote halten, bis in's tausendste Glied, aber auch die Sünder heimsuchst bis in's dritte und vierte Glied: wehre und steure der Sünde und ihrem Verderben mit Deinem mächtigen Gottesarm in dieser Gemeinde, erwecke alle Sünder aus ihrem Schlafe und ihren Träumen, schneide mit Deinem hellleuchtenden Worte in ihre Herzen, führe die Unbekehrten zur ernstlichen Buße, und vergib uns Allen um Jesu Christi willen, was wir bisher versäumt und gesündigt haben. Gerechter Vater, die Welt kennet dich nicht - o gieße Deine Erkenntniß und die Erkenntniß Deines Sohnes Jesu Christi immer reicher aus über diese Seelen, pflanze Dein Himmelreich immer reiner und fruchtbarer in die Herzen dieser Kinder ein, die ich in der Wahrheit und der Gottseligkeit unterrichtete; erhalte jene Konfirmierten in Deinem Bunde, die mir Treue gegen Dich in die Hand gelobten; errette und bewahre sie vor den Lüsten der Jugend die erwachsenen Söhne und Töchter, die aus meiner Hand so oft das heilige Sakrament empfingen; leite, treibe, stärke die Eltern, daß Deine Furcht und Liebe in ihren Häusern Herrsche, daß Dein Wort ihr und ihrer Kinder und Dienstboten Reichthum und Schatz bleibe. Sey mit allen denen, die ein Amt haben, daß sie in Deinen Wegen und Rechten einhergehen und gedenken der Rechenschaft, die Du von ihnen fordern wirst. Tröste und erquicke mit Deinem himmlischen Gnadenschatze alle Greise, alle Kranken, alle Witwen und Waisen, alle Verlassenen, Alle, die nach Dir seufzen und rufen. O Du treuer Hüter, der Du wachest und schlummerst nie, sey Du der Seelenhirte dieser Gemeinde: suche die Verlorenen, weide die Gewonnenen, stärke alle Herzen, unsträflich zu sein in der Heiligung und im Warten auf Deine Zukunft. Amen.

 

 

Confirmationsrede am Sonntag Cantate 1836.

 

Matth. 10, 24-33.Der Jünger ist nicht über seinen Meister, noch der Knecht über den Herrn. Es ist dem Jünger genug, daß er sey wie sein Meister, und der Knecht, wie sein Herr. Haben sie den Hausvater Beelzebub geheißen, wie vielmehr werden sie seine Hausgenossen also heißen? Darum fürchtet euch nicht vor ihnen, Es ist nichts verborgen, das nicht offenbar werde, und ist nichts heimlich, das man nicht wissen werde. Was ich euch sage in der Finsterniß, das redet im Licht; und was ihr höret in das Ohr, das prediget auf den Dächern. Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib tödten, und die Seele nicht mögen tödten. Fürchtet euch aber vielmehr vor dem, der Leib und Seele verderben mag in die Hölle. Kauft man nicht zwei Sperlinge um einen Pfennig? Doch fallt derselben keiner auf die Erde, ohne euren Vater. Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupt alle gezählet. Darum fürchtet euch nicht; ihr seyd besser denn viele Sperlinge. Darum, wer mich bekennet vor den Menschen, den will ich bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verläugnet vor den Menschen, den will ich auch verläugnen vor meinem himmlischen Vater.

 

Es ist nun das siebtemal, meine Freunde, daß ich in dieser Kirche die Confirmation halte, und wenn gleich im Ganzen nur 36 Kinder bisher von mir eingesegnet wurden, so würden sie doch zusammen schon einen Herrlichen Anblick gewähren, wenn sie Alle als brennende Lichter Gottes in achtem Christenwandel leuchteten. Unsre Gemeinde hätte an ihnen eine heranwachsende Pflanzung Gottes, die immer mehr Früchte würde tragen; und wer hätte eine größere Freude davon, Geliebte, als ich, der ich als Mitarbeiter Gottes sie pflanzen und begießen durfte? Wenn sich nun freilich von allen 36 nicht rühmen läßt, daß sie sich bewahrt hätten vor dem Uebel der Welt, und zugenommen am inwendigen Menschen, so dürfen wir doch so viel von Allen, die noch in unsrer Mitte sind, sagen: der feste Grund Gottes besteht noch in ihnen; sie wissen und glauben, daß, wer den Namen Christi anruft, abtreten muß von der Ungerechtigkeit, und daß nur dieser Name ihnen zum Heil gemacht ist. Aber mit dieser Grundlage ist das Gebäude der Gottseligkeit noch nicht fertig - ein neuer Mensch muß sich darauf erbauen, der vom ungerechten Wesen dieser Welt mit den Jahren immer mehr sich los macht, und seinem Herrn und Heiland als wahrhaftes Eigenthum zur Ehre lebt, leidet und stirbt. Ihr theure Confirmanden, die ihr hier zugegen seyd und dieses Gelübde, wie es in der letzten Antwort eures Confirmationsbuchs ausgesprochen ist, jedesmal mit tiefgerührtem Herzen ablegtet: ist seit eurem Confirmationstag wirklich aus euch ein völligeres Eigenthum des Herrn Jesu Christi geworden, oder hat die Welt euch mehr zu eigen bekommen? Wenn ihr zurückdenket an die Stunden eures Confirmations-Unterrichtes und Confirmations-Tages, müßt ihr sagen: damals waren wir seliger in unsrem Herzen, frömmer und christlicher in unsrem Reden und Thun, andächtiger und fleißiger in dieser Kirche, ernster und herzlicher im täglichen Gebet und Bibellesen, oder, Geliebte, habt ihr wie an Jahren, so auch an diesen Gnadenfrüchten zugenommen? Das Wort vom göttlichen Reich, das während der Confirmations-Zeit in weiche Herzen fällt, und mit Freuden aufgenommen wird, hat es bei Allen auch Wurzel gefaßt, daß es Herz und Leben immer mehr einnimmt? oder sind Wetterwendische unter euch, die manchmal gerührt sind von der Heilslehre des himmlischen Hirten, aber wenn sich eine Trübsal erhebt und Verfolgung, wenn sie als Fromme einen Spott, eine Verläumdung, die Entbehrung eines Vergnügens u. dergl. sich sollen gefallen lassen, ärgern sie sich, daß man auf dem Weg der Gottseligkeit ein so schweres Joch sich soll aufladen, und in diesem Aerger fallen sie wieder ab von dem, was ihr eigenes Herz schon als Seligkeit kostete, was ihr eigener Mund so theuer bis in die letzte Todesstunde zu halten gelobt hatte; Lust- und Noth-Sorgen dieser Welt und ihr bezüglicher Reichthum treten dann noch hinzu, und ersticken von Sonntag zu Sonntag, von Jahr zu Jahr das Wort von der Gottseligkeit, daß es keine Frucht bringt.

Ja, liebe Freunde, prüfet euch Alle, wie es mit jener ersten Liebe bei euch steht, von welcher eure Herzen brannten in jenen ersten Stunden, da der Gnaden-Herr vom Himmel anklopfend vor der Thüre stand, und ihr seine Stimme hörtet mit Lust, und Er ging ein zu euch und hielt das Abendmahl mit euch und ihr mit Ihm - erneuert diese erste Liebe wieder um eurer Seligkeit willen, wenn sie sollte kalt geworden sein in der Weltliebe. Es ist gewißlich wahr, Manche, die bei ihrer Confirmation oder ersten Communion ihre Häupter emporheben zu Jesu Christo als ihrem Herrn und Heiland, lassen später nach und nach das Haupt wieder niedersinken in dieses vergängliche Weltwesen hinein, und zwar meist nur darum, weil ihnen bei Christus des lästigen und trübseligen Wesens zu viel zu sein scheint, dagegen sie auf dem breiten Weltweg alle möglichen Annehmlichkeiten, Vortheile und Ehren sich versprechen. O ihr Thoren und trägen Herzen, zu glauben alle dem, was Propheten, Apostel, Jesus Christus, die erfahrensten und wahrhaftigsten Männer aller Zeiten euch versichern von der zunehmenden, unvergänglichen Herrlichkeit des Christenwesens und von der verdorrenden Nichtigkeit und endlichen Trostlosigkeit des Weltwesens - sehet ihr denn nicht den unnützen Schwätzern, welche das Letztere euch anpreisen, sehet ihr es ihnen nicht selbst an, daß sie Apostel der Lüge sind? Da nehmen sie den Mund so voll von Ehre und Rechtschaffenheit, und wer ihrem Lebenswandel genau nachforscht, kann erfahren, daß sie geheime Schande und Laster an sich tragen! Da girren und wiehern sie von lustigem Leben und fröhlichem Sterben, und wer in den Gebährden die heimliche Schrift der Seele zu lesen versteht, sieht ihnen den Streit und Krieg der inwendigen Lüste an, das Kämpfen von verklagenden und entschuldigenden Gedanken in ihrem Herzen; Geschäftslast, Krankheitshitze, ein paar Donnerworte der Wahrheit können sie außer sich bringen, und weht sie die Todesluft an, wo das Geld und der Kleiderschmuck und die lustigen Tage, Alles, womit sie indeß ihre schwachen Seelen steiften, nun abfällt von ihnen wie dürre Blätter von einem ersterbenden Baum - was sind sie da vollends mehr als ein moderndes Gerippe? Da bricht kein ewiges Lebenslicht heraus, da ringt keine betende Seele gen Himmel hinauf, da geht kein triumphierender Geist in die Sabbathsruhe des Vaters ein, da klopft kein unsterblicher Pilger Gottes am Paradies an; da (2 Petr. 2, 12 ff.) wird nur ein Gerippe in die Erde gescharrt, das einst prangte in Hoffart, lustig war in Wohlleben, mit Augen voll Ehebruchs die Sünde sich nicht wehren ließ, leichtfertige Seelen an sich lockte, und meynte, Gericht, Hölle und Ewigkeit mit seinem stolzen Munde wegblasen zu können wie Seifenblasen; nun aber von dem Majestätsruf Gottes hingerichtet, hat ein solches Wesen Nichts als den Leichentext über sich: „es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, darnach das Gericht!“ und die Grabschrift: „der reiche Lebemensch starb und ward begraben!“ und den Höllenruf: „ich leide Pein in dieser Flamme!“

Denn auch ihr, die ihr mit der Stimme des Sohnes Gottes hier glaubt anfangen zu können, was ihr wollt, auch ihr, sagt die Schrift (Jer. 5, 28 f.), werdet in den Gräbern sie hören als Donnerschlag des Weltgerichts, und werdet hervorgehen, die ihr Uebels gethan habt, zur Auferstehung des Gerichts. Ihr und eure prahlerischen Lügenworte werden keine hundert Jahre alt; aber diese Worte sind schon achtzehnhundert Jahre alt, und schallen über den Menschen dieser Zeit noch so stark und lebendig in die Gewissen hinein, als zu Christi Zeit über dem längst begrabenen Judengeschlecht.

Wer ist nun zu fürchten, meine Freunde? die unmächtigen Kinder des Staubs, die eine Weile sich blähen vor Menschenaugen in stolzen Reden und Gebährden, mit ihrem Trotzen und Pochen euch vom schmalen Weg Jesu Christi wollen abführen in ihre Irrwege hinein, und über Nacht kann der ihnen ihre Seele abfordern, der Leib und Seele verderben mag in die Hölle? und was sind sie dann? Wer ist zu fürchten, wenn der allein Gewaltige von dem ungeschlachten Geschlecht dieser Welt spricht: ihnen ist behalten eine dunkle Finsterniß in Ewigkeit, und wie die unvernünftigen Thiere werden sie umkommen in ihrem eigenen verderblichen Wesen (2 Petr. 17,12.)! Wessen Stimme wollt ihr folgen? der Stimme derer, die da sagen: lasset uns essen und trinken und fröhlich sein, denn morgen sind wir todt - als ob dann damit Alles gar wäre, kein Lebendiger mehr über den Todten - oder wollt ihr seiner Stimme folgen, die da ruft: folget meinem Licht, das nicht auslöscht, auf daß ihr des Lichtes Kinder werdet.

Befiehlt Er, der Bischof unsrer Seelen, Geliebte, befiehlt Er uns irgend Etwas, das Er nicht selbst zuerst gehalten? verlangt Er irgend Etwas von uns, das Er nicht selbst erprobt hat als wahrhafte Seligkeit des Menschen? Wenn Er mit uns spricht, so dürfen wir immer denken: das ist der Mann, der versucht ist in allen Leiden und Nöthen des Menschenlebens, und mit allen Wegen und Gerichten Gottes ist Er vertraut, mit den Plagen der Hölle und den Seligkeiten des Himmels ist Er bekannt - sollte der mich nicht besser weisen können als irgend ein Menschenkind von gestern her? Das ist der Mann, der, so sehr Er mit Recht es hätte fordern können, nicht sich bedienen ließ vom Schweiße der Menschen, sondern gab seine göttliche Gestalt für sie hin, und ließ sich die Knechtsgestalt gefallen, trug noch alle Mühe menschlicher Missethat, und diente den Undankbaren und Ungerechten mit seinem Blute noch, behielt auch den Lohn seiner göttlichen Tugend, den offenen Himmel, wieder nicht für sich, sondern: „wo ich bin, soll mein Diener auch hinkommen!“ Sollte der Freund mit seiner unermüdlichen, ewigen Liebe nicht ein Meisterrecht haben an jedes Menschenherz, meine Freunde? sollte nicht das uns Allen genug und übergenug sein, zu sein in dieser und jener Welt wie Er: hier in Arbeit um das Eine Nothwendige, dort in Sabbath-Ruhe, hier in Begnügsamkeit mit Wenigem, mit dem Nothdürftigen, dort in Fülle ewigen Gutes, hier im Kampf des Glaubens und der Liebe, dort im Siegesleben und im Schauen dessen, das Gott bereitet hat denen, die Ihn lieben. Erdenkind, das du dich abmühst in hungrigem Jagen nach Weltlust und Weltgewinn, und umhergeworfen wirst von Last in Lust, und von Freud wieder in Leid - willst du denn nicht verständig werden? „Erheb', o Seele, deinen Sinn, was hängst du an der Erden? hinauf, hinauf, zum Himmel hin, denn du sollst himmlisch werden. Dort oben ist des Vaters Haus, er theilt zum Gnadenlohne, den Ueberwindern Kronen aus - kämpf' auch um Ruh' und Krone.“

Aber freilich, der Leute sind Viele, die nur kämpfen um Geld, Gut und Lust dieser Welt, und weil sie von einer bessern Welt nichts wissen und fühlen, heißen sie euch Narren, Heuchler u. dergl., wenn ihr das beste Theil erwählt, das von Noth und Tod euch nicht genommen wird. Aber mögen solcher Art Leute euch heißen, wie sie wollen: auch Christum, der als HausHerr die Gaben des Himmelreichs in seiner Hand hielt und täglich sie austheilte unter die Elenden dieser Erde, selbst den haben die Weltleute Beelzebub geheißen - deßhalb aber blieb Er doch Meister über die Welt, und hält heute noch Haus über den mannigfaltigen Segen Gottes, und es kann heute noch Keiner selig werden, außer der durch Christum zu Gott kommt. Darum fürchtet euch nicht vor jenen Erdenkindern, die von einem göttlichen Licht Nichts wissen, und sich dagegen verstecken in die Finsterniß dieser Welt. Statt frei an den Tag zu geben, was sie im Herzen wünschen, glauben und lieben, wollen sie immer hinter schönen Worten es verbergen, weil ihr Gewissen ihnen sagt, daß es böse ist; und so kriechen sie von einem Tag zum andern durch lauter Heimlichkeiten, durch heimliche Lüste und Lasten, heimliches Lieben und Hassen, heimliches Schwätzen und Beschönigen, durch saure und süße Heuchelei. Aber ihr Thoren, es gibt Einen, der erforscht und erkennt euch; Er weiß es, wann und wo ihr sitzet, lieget und aufstehet, Er merkt eure Gedanken schon von ferne, weiß eure Worte, ehe sie auf eure Zunge kommen, und durchschauet alle eure krummen und geraden Wege, und der kündigt euch an: es ist nichts verborgen, das nicht offenbar werde, und ist nichts heimlich, das man nicht wissen werde. Es kommt ein Tag der Offenbarung, wenn er schon in keinem Kalender angeschrieben steht, im Worte Gottes steht viel von ihm geschrieben. Bis dahin freilich ist das Leben der Jünger Christi, wie das des Meisters selbst, vor der Welt Augen verborgen und verkannt - sie müssen außen gar oft als finstere und harte Menschen sich verrufen lassen, aber inwendig in ihnen leuchtet Klarheit und Liebe des Herrn, eine Liebe freilich, die ewig nie gut Freund wird mit dem, was arg und böse ist; sie müssen Schimpf und Verwünschung über sich ergehen lassen aus manchem Mund, aber bei Gott sind sie in Segen und Ehren; sie müssen als arme, gedrückte Menschen sich ansehen lassen bei der weichlichen Welt, aber in ihren inwendigen Menschen legt das Evangelium Schätze und Tröstungen Gottes reichlich nieder, und für ihren äußern Lebenslauf ruft der Regent desselben ihnen zu: „kein Sperling fällt zur Erde ohne euren Vater, kein Haar von eurem Haupte, das bei Ihm nicht gezählt ist; ihr seyd besser, denn viele Sperlinge; darum fürchtet euch nur nicht.“

Sagt es doch selbst, Geliebte, ob bei unserem Herrn und Heiland Jesus Christus nicht schon zum voraus gesorgt ist für Alles, was in Zeit und Ewigkeit uns begegnen kann! Bedenket doch das, ihr Anfänger in Christo, und ihr, die ihr schon bei Jahren seyd - keine Sorge wegen hier oder dort kann in eurem Herzen aufsteigen, kein Anliegen und Trieb, worüber ihr nicht Lehre, Trost, Rath und Licht findet, wenn ihr wollt nach eurem Evangelium euch richten. Ja, es bleibt ewig wahr, meine Freunde, nur Ein Name ist den Menschen gegeben, darinnen sie können selig werden, worin alle Bedürfnisse ihrer Natur Genüge und Fülle finden, das ist der theuer werthe, unvergängliche Name Jesus Christus - warum, ihr Alten und Jungen, wollt ihr denn lieber eure Hoffnungen und Plane bauen auf vergängliche Namen dieser Welt, auf Menschen und Dinge von unten, als könnten die euch Helfer und Bürgen sein eures guten Fortkommens auf ewig? Erkennet doch, was allein zu eurem Frieden dient, und erbauet euer Glück für hier und dort auf Ihn, der so freundlich sagt: lasset die Kinder zu mir kommen, ich gebe ihnen das Himmelreich! und wiederum zu den Alten sagt: werdet lernbegierig, lenksam und gläubig wie die Kinder, so steht auch euch noch nach allen euren Irrfahrten ein Himmelreich offen. Geliebte, ihr. die ihr heute eingesegnet werden sollt zum treuen Christenwandel, und ihr, die ihr schon längst berufen seyd vom heiligen Ruf Gottes - Ihn, der sich nicht schämt euren Bruder sich zu nennen, und an euren Herzen schon anklopft von Kindheit an, und alles Gute, das eurer Seele widerfuhr, euch erzeiget hat, der euch völlig erlösen will von Schuld und Fluch eurer Sünden und aushelfen zu seinem himmlischen Reich - Ihn, der alle Tage als Heiland sich bekennt zu denen, die Ihn lieben, Ihn lasset nicht fahren um dieser elenden Welt willen, sondern bekennet Ihn dadurch, daß ihr als Christen wandelt. „Wer mich vor den Menschen bekennet, den will auch ich bekennen vor meinem himmlischen Vater; wer mich aber verläugnet vor den Menschen, den will ich auch verläugnen vor meinem himmlischen Vater.“ Also wie du Ihm, so Er dir; darin steht die Vergeltung, wenn Er kommt zu vergelten.

Sey getreu und weiche nicht,

weil du mußt auf Erden wallen;

wer da weicht, an dem hat nicht

Christi Seele Wohlgefallen.

Hör' es, hör' es, Christus spricht:

sey getreu und weiche nicht.

Sey getreu, wenn du im Herrn

Ruh' und Seelentrost gefunden:

sey dem besten Freund nicht fern,

lebe stets mit Ihm verbunden;

bleib' getreu; Beständigkeit

wird gekrönt in Ewigkeit.

Amen.

 

 

Das ächte Gottvertrauen.

 

Am letzten Sonntag des Jahres.

 

Heb. 10, 35. Werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.

 

Der letzte Sonntag im Jahr, geliebte Freunde, hat eine eigene Wichtigkeit. Christfest ist kaum zurückgelegt, und wirft noch seinen Gnaden-Schein auf diesen Tag mit der lieblichen Botschaft: „sehet, welch eine Liebe hat der Vater im Himmel uns erzeiget, daß Er Seinen Sohn uns gesandt;“ aber auch Neujahr steht ganz nahe im Angesicht dieses Sonntags, und hält uns bereits den Spiegel unsrer Eitelkeit und Vergänglichkeit vor mit der ernsten Botschaft: „über ein Kleines, so sehet ihr das alte Jahr nicht mehr, findet es nicht mehr, wie ihr auch seufzet und suchet darnach; eure Tage fliehen schnell dahin, als flögen sie davon. Schicket euch in die Zeit, nützet sie wohl, denn - die Sache recht besehen - hier unten ist böse Zeit: Flüchtigkeit, Mühe und Arbeit in Sünde und Sorge, unter Dornen und Disteln.“ Christfest mit seinem Heilands-Segen, seiner Gottes-Klarheit, seinen auf- und niedersteigenden Engeln und ihrem Friedens-Gruß, es steht uns vor der Seele wie der leutselige Menschensohn selbst, der uns zuruft: „glaubet an Gott und glaubet an mich; es ist gut auf den Herrn vertrauen und sich nicht verlassen auf Menschen“ (Ps. 118, 8.); Neujahr mit seinem Wechsel von Tag und Nacht, von Leid und Freude, Leben und Tod - das gesellt sich neben den Herrn mit seinem Christfest wie ein ernster Prophet aus dem alten Bunde, predigt uns einerseits mit der Stimme eines Zuchtmeisters: „es ist der alte Bund, daß ihr Menschen sterben müßt; alles wird euch ausgezogen, alles müßt ihr wegwerfen mit der Zeit und dahinten lassen, nicht nur dieß alte Jahr, auch euern Leib, Habe und Gut;“ auf der andern Seite aber ruft auch Neujahr mit seiner Prophetenstimme voraus uns entgegen: „ob ihr auch dieß ganze alte Jahr müßt dahin geben und bald Leib und Leibesgenuß müßt wegwerfen - werft nur Eins nicht weg, daß ihr nicht gar als Gottverlassene an meine Thüre kommt; euer Vertrauen werft nicht weg auf Gott, euern Heiland, der Wunder thut von Alters her, treu und wahrhaftig ist in Seinem Vornehmen; der ein Schild ist Allen, die auf Ihn trauen, und seine wunderbare Güte beweiset an ihnen. Groß ist der Lohn, die Vergeltung bei denen, die Gott vertrauen“ (Jes. 25, 1.; Ps. 18, 31.; 17, 7.).

Mit diesem Wort der Ermahnung und Verheißung Gottes wollen wir heute uns bereiten zu einem gesegneten Aus- und Eingang für den nahen Jahreswechsel. Es ist so schnell und meist so gedankenlos gesagt: das Jahr ist dahin - und was sagen wir damit? 365 Tage haben wir weniger zu leben; über achtmal tausend Stunden müssen wir abziehen von unsrer Lebens-Rechnung, und dieser ihre Summe ist uns nicht einmal bekannt, ist immerhin klein gegen das, was wir damit zu verlieren haben oder zu gewinnen, aber unendlich folgenreich, wenn sie der in Sein heiliges Licht stellt, der da spricht: „kehre wieder Menschenkind, und thue Rechnung.“ Freilich, wir setzen neben das alte Jahr sogleich wieder Neujahr; aber das verflossene wird uns ja damit nicht ersetzt, vielmehr die Reihe des Vergehens kommt sogleich an das neue Jahr: rasch nimmt wieder eine Stunde desselben um die andere, ein Tag um den andern Abschied von uns, sie fallen ab von unserm Leben wie Blätter vom Baume, und ehe das Jahr um ist, sind gewiß Mehrere von uns selbst entblätterte, abgestorbene, gefällte Bäume. Ob da noch Leben in Jedem übrig bleibt zum neuen Ausschlagen und ewigen Wachsthum, oder ob dein ganzer Mensch verdorrt, und zu Nichts nütze ist als zum Feuer? das ist dann die große Frage.

Ist es denn aber auch gut bei einem solchen Gedanken länger zu verweilen? Verliert man da, mögen die Weltleute denken, nicht Selbstvertrauen und Lebensfreudigkeit, diese köstlichsten Güter, die man sich und Andern nicht nehmen soll durch finstere Todes-Gedanken? Schwächt man, mögen selbst gewisse Christen denken, schwächt man damit nicht die Glaubensfreudigkeit, die wir allewege zu Christus sollen haben, und erweckt einen alttestamentlichen Geist der Furcht? Die so denken, wissen noch nicht die Schrift und die Kraft Gottes, wie sie sie wissen sollen, kennen und haben noch nicht in sich das rechte Vertrauen, das große Belohnung hat. Ob ich mein Vertrauen und meine Freude auf Christum setze, oder auf mich selbst und auf die Welt: immerhin habe ich kein rechtes Vertrauen, wenn ich mich selbst belüge und dasjenige, was einmal gewisse Wahrheit ist, aus den Gedanken mir schlage, statt es im Herzen zu bewegen. Daß unser Leben vergänglich und nichtig ist wie ein Dampf; daß uns gesetzt ist, einmal zu sterben, darnach das Gericht - das sind Wahrheiten, die nicht nur aller Menschen Gewissen wie das Alte Testament predigt; auch die Apostel des Herrn halten sie sich selbst vor und allen Christen mit vielem Ernst, damit wir weder im eiteln Vertrauen auf uns selbst, noch in einem falschen Vertrauen auf Gottes Güte in Christo stolz und sicher werden, sondern so lange wir hier unter Versuchung der Sünde wallen, mit Furcht unsern Wandel führen, gedenkend, wie der Gott, der uns so gnadenreich berufen hat in Christo, ein heiliger Gott ist, und wie derselbe Gott, den wir als Vater dürfen anrufen um Seine guten Gaben, auch ohne Ansehen der Person richtet nach eines Jeglichen Werk und Gehorsam gegen die Wahrheit. Dieß führt uns namentlich Petrus zu Gemüthe (1 Petr. 1, 14-17.), derselbe Petrus, der früher auch von keiner Furcht im Christenthum wollte wissen, und sich selbst vermessen hatte, Tod und Satan zu verachten, und des Herrn eigenen ernsten Vermahnungen kein Ohr zu leihen. Diesen Petrus hatte der Schaden klug gemacht, einzusehen, daß man nicht dürfe eine solche Einbildung von christlicher Glaubensfreudigkeit sich machen, bei welcher man die hinfällige Schwäche der menschlichen Natur, den Ernst des Sterbens und der Gerichte Gottes für Nichts anschlage und unbeherzigt lasse. Wer ein Christ will sein und seines Heilandes nur dadurch froh kann bleiben, daß er solche ernste, herbe Wahrheiten nicht oft und nachdenksam im Herzen bewegt, der ist mit all' seinem vermeintlichen Glauben eben so schwach und im Selbstbetrug, wie das Weltkind, dem solche Wahrheiten auch unerträglich sind. „Ich weiß, daß ich meine Hütte bald ablegen muß“ hält Petrus der Apostel selbst sich vor, um damit sich zu spornen zu desto größerem Fleiß in seinem Berufe (2 Petr. 1, 13 -15.). „Es ist Zeit, daß ansähe das Gericht an dem Hause Gottes“ ruft er seinen Christen zu, daß sie zeitig ihre Seelen befehlen dem getreuen Schöpfer (1 Petr. 4, 17 f.) „Das Alles, die Himmel, die Elemente, die Erde und die Werke darauf, soll vergehen“ erinnert er nachdrücklich, damit wir sollen geschickt sein mit heiligem Wandel und gottseligem Wesen (2 Petr. 3, 11.).

Solche biblische Wahrheiten, Geliebte! haben wir wohl zu bedenken und zu benützen, daß wir Gott fürchten und heilig halten im Herzen, nicht in kindischer Vertraulichkeit mit ihm spielen, oder sein spotten in weltlichem Leichtsinn. Zwar vor Menschen, ihrem eiteln Pochen und Trotzen sollen wir uns nicht fürchten; aber, wie der Herr selbst sagt, vor dem Gott, der Leib und Seele verderben mag. Seine heilige Ordnung, wornach wir hinfällige, dem Tod und Gericht unterworfene Wesen sind, diese seine heilige Ordnung immerdar vor Augen haben und nützen zur Selbstbesserung in ernstlicher Zucht; nicht dafür halten, als sey Christus dazu für uns Alle dahin gegeben, damit wir Behaglichkeit im Fleische haben, Sterben und Gericht für eine Kleinigkeit ansehen, vielmehr dafür halten, daß wir unsern alten Fleisches-Menschen mit Ihm müssen kreuzigen und täglich mit Ihm sterben und uns selbst in's Gericht nehmen, damit uns Gott nicht müsse richten - das, Geliebte! ist wahres Christenthum; das gehört zu unserm Tagewerk, ohne das die Sonne nie über uns soll untergehen, vielweniger ein ganzes Jahr. Und wo wir darin nicht Fleiß üben, können wir auch mit Grund der Wahrheit kein Vertrauen, das wir nie müßten wegwerfen, zu dem Gott fassen, der allerdings die Gnade eines unbeweglichen, ewigen Reichs uns geschenket hat, aber damit wir Ihm dienen mit Zucht und Furcht (Ebr. 12,28 rc.) - denn, setzt die Schrift hinzu, auch unser Gott, der Christengott, ist ein verzehrend Feuer. Darum warnt auch der Apostel unmittelbar vor unsern Textesworten vor Sicherheit und leichtfertigem Wesen im Christenthum; erinnert an den, der da sagt: „die Rache ist mein, ich will vergelten,“ und abermal: „der Herr wird Sein Volk richten! schrecklich sey es in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“ Also fürchte Gott, ob du dich nun zu der Welt zählest oder zu den Christen; vergiß nicht Seine heilige Ordnung; laß es dir Ernst sein, den Willen Gottes zu thun; nur darin bereitet dein Herz sich zu einem unbeweglichen Vertrauen auf Gott: denn bei denen, die Ihn fürchten, bei denen währet Seine Barmherzigkeit immer für und für (Luc. 1, 50.), und so wir sagen: „wir haben Gott nicht zu fürchten,“ ist's eben so als wenn wir sagen: „wir haben nicht gesündigt;“ wir machen Ihn zum Lügner und verführen uns selbst (1 Joh. 1, 8. 10.); so wir aber in heiliger Furcht vor Ihm, der im Licht ist und in's Licht stellt, unsre Sünden täglich bekennen, und uns selber richten: so ist Er treu und gerecht, daß Er uns nicht nur die Sünden vergibt, sondern uns auch reinigt von aller Untugend (Ebend. 9.).

Da haben wir Vertrauen zu Gott, das auf festem Grunde steht; es steht auf täglicher Erneuerung der Buße, in welcher wir als Sünder uns beugen unter den Ernst Gottes, den Er uns vorhält in der Flüchtigkeit unsrer Tage, in der Gewißheit unsres Todes und in dem Anschauen seiner Gerichte. Es steht das wahre Vertrauen aber auch auf täglicher Erneuerung unsres Glaubens, in welchem wir, als Versöhnte, uns aufrichten an der Güte Gottes, nach der Er mit Seiner Kraft in unsrer Schwäche will mächtig sein und mit Seinem Leben unsern Tod verschlingen, und mit Seiner Gnade aus dem Gericht uns helfen. Jedes andere Vertrauen, das nicht Buße und Glauben, Ernst und Güte Gottes in sich zusammenfaßt und immer neu im Herzen bewegt, solch Vertrauen bestehet nicht, ob es nun eine christliche Farbe an sich trage oder eine weltliche. Magst du den Ernst Gottes nicht anschauen, wie er im Leiden und Sterben Christi selbst und in deinem eigenen Leiden und Vergehen offenbar wird, so bist oder wirst du unbußfertig, und mußt zu Schanden werden mit deinem eiteln Vertrauen als ein Verächter der heiligen Ordnung Gottes; oder magst du die Güte Gottes, wie sie in der heilsamen Gnade Jesu Christi und in so vielen Wohlthaten Gottes dir erscheint, nicht anschauen: dann bauest du dein Vertrauen auf die Güte deines eigenen Herzens und Lebens, bist und wirst ungläubig, und mußt zu Schanden werden mit deinem losen Vertrauen, als Einer, der die göttliche Gnade versäumt und wegwirft. So zähe die unbußfertigen Christen und die ungläubigen Weltmenschen auch halten an ihrem selbstgemachten Vertrauen, wahrlich es kommt eine Stunde, wo sie verzweiflungsvoll es wegwerfen müssen.

Die ihr aber durch Christum euern inwendigen Menschen immerdar erneuert in Buße und Glauben, auf daß ihr beständigen Zugang habet zu Gott im Geiste des rechten Vertrauens: ihr, meine Brüder, haltet fest bis an's Ende den Ruhm der christlichen Hoffnung und werfet euer Vertrauen nicht weg, ob auch Tage und Jahre, eure eigenen Leiber und alle Dinge um euch her schwinden, altern und verwesen. Gott, der Herr, der das Vertrauen eurer Herzen trägt, der trägt auch euch selbst und alle Dinge mit der Kraft seines Wortes, und ist ein Fels ewiglich. Kann auch bei uns es über Nacht noch anders werden als es am Tage war, und mit einem neuen Jahre Manches dahingehen, was wir jetzt noch haben: Er bleibet, und bleibet Derselbe, der Er immer war, reich über Alle, die Ihn anrufen, und ein gewisser Bergelter über Alle, die Ihn verachten; Seine Jahre haben kein Aufhören, während alle Herrlichkeit des Fleisches veraltet und verschießt wie ein Kleid. Dieser ewige Gott erbarmt sich über die, die Ihn fürchten, wie ein Vater über seine Kinder, und denen, die Ihn lieben, halt er seinen Gnadenbund treuer, als ein Mutterherz gebunden ist an das Kind seiner Liebe: Er ist der SchirmHerr und eine Stärke der Armen in ihrer Trübsal; Er führet wunderbar seine Heiligen, und führet die Sterne am Himmel ohne Zahl heraus, und nennet sie alle mit Namen; Donner und Sturm, Sonnenschein und Regen, alle Kräfte des Himmels und der Erde richten nur Seine Befehle aus, und die himmlischen Heerschaaren beten an vor Ihm, und die Teufel zittern vor Ihm; jedes unserer Kinder hat seinen Engel stehn vor Seinem Angesicht, und unser Keinem fällt ein Haar vom Haupte ohne Seinen Willen; und den Bösen wie den Guten lässet Er sich nicht unbezeugt. Er ist der gerechte Vater, den die Welt nicht kennt, und doch der Gott der Herrlichkeit, in dem wir Alle leben, weben und sind; der gemacht hat, daß von Einem Blut aller Menschen Geschlechte auf dem Erdboden wohnen, und hat die Zeiten und Grenzen ihres Wohnens bestimmt, daß sie den Herrn sollen suchen, ob sie doch Ihn fühlen und finden möchten; und da wir von selbst Ihn nicht suchen und finden, besucht Er uns in Seinem Sohne voll Gnade und Wahrheit, daß wir sollen werden vor Ihm heilig und unsträflich, Erben Seines ewigen Lebens, und ruft in die Irre unsres Lebens mit Seiner Erbarmungsstimme hinein: „kehret wieder, ihr abtrünnigen Kinder! denn Ich bin barmherzig, und will mich verloben mit euch in Gerechtigkeit und Gericht, in Gnade und Barmherzigkeit“ (Jer. 2. Hos. 2, 19.).

O welch ein köstlich Ding ist es, meine Lieben! wenn das Herz fest wird im Vertrauen zu diesem Gott in Jesu Christo, der da ist gestern und heute und Derselbe auch in Ewigkeit; und was ist der Mensch, der lieber in seinen eigenen Träumen sich wiegt und verliert, statt an diesen festen und sichern Seelen-Anker sein ganzes Leben anzuknüpfen. Jeder hat das Jahr hindurch in seinem Geschäft und Haushalt und in seinem inwendigen Leben so manche Stöße und Anfechtungen auszuhalten, und wie geht es ihm, so er nicht rechtschaffen ist im Glauben, daß er Vertrauen haben könne zu Gott seinem Heiland. Da wird seine Seele umgetrieben im Strudel der Dinge wie eine Meereswoge, die vom Winde getrieben und gewehet wird; Wankelmuth ist in seinem Herzen, Unbeständigkeit in seinen Wegen, und nachdem er Alles gethan hat, was er in seinem Geschäfte und Dienste schuldig war, darf er nicht einmal denken, er werde von dem Herrn noch etwas empfahen (Jak. 1, 6 -8.) - du bist bezahlt für deine glaubenslose Mühe und Arbeit mit deinem Taglohn und Erwerb, und der Hausvater spricht: nimm, was dein ist, und gehe fort! Es treten Zeiten ein in unserm Lebenslauf, wo es so wirre durcheinander geht, daß ein Herz, das nicht fest ist in der Treue seines Gottes, auch irre muß werden in seinem Glauben; namentlich das ungeschlachte Geschlecht dieser Welt pocht und trotzt neben den Frommen, als ob jeder von ihnen sich selber lebte und stürbe, als ob sie mit ihrem hochfahrenden Reden und Schreiben, Denken und Handeln auch die Welt könnten regieren und machen nach ihrem Kopfe. Da fallen Manche allmählig wieder ab, die im ersten Augenblick mit Freuden das Wort annahmen von Gott, ihrem Heiland, aber nicht sich befestigen darin, daß sie sich selber, und was in der Welt vorgeht, könnten geistlich richten, und in der Kraft eines wahren Gottvertrauens sprechen: nein! ihr Stolzen unter dem Sündergeschlecht, ihr sollt mir nicht meine Krone rauben; die Welt stand, ehe von euch, von eurem Verstand, eurer Gewalt auch nur ein Pünktlein vorhanden war, und wird stehen, wenn ihr schon im Grabe verfault, ohne daß ihr ein Vermächtniß könntet hinterlassen, wie sie dürfe und solle stehen; nicht ihr, nicht irgend ein Mensch, mein Gott regiert die Welt und mich und euch, so wahr Er Gott ist und ihr Seine Geschöpfe. Wer böse sein und Böses verüben will, kann es immerhin thun; wie weit er aber es treiben darf, wann sein Maß voll ist, und was dann der Lohn sein soll für seine Werke, das mißt kein Mensch sich selber zu, kein Bruder dem andern, sondern Er, der ein starker, eifriger Gott ist. „Bis hieher und nun keinen Schritt mehr weiter“ heißt es von oben herab, wenn der Mensch seine Zeit und sein Maß erfüllt hat; und nicht in's Grab nur legt Gott Jeden, auch in's Gericht, in Sein Gericht stellt Er Alle, wie Er Alle in diese Welt stellt. Da beten sie dann an, die im Vertrauen auf Gott diese Welt überwunden haben, und bekennen: „groß und wundersam sind Deine Werke, Herr, allmächtiger Gott; gerecht und wahrhaftig sind Deine Wege, du König der Heiligen; denn Deine Urtheile sind offenbar worden“ (Offenb. 15, 3,).

Jetzt, meine Freunde! sind sie noch nicht offenbar; Alles ist noch im Werden und Wachsen, darum auch Weizen und Unkraut noch neben einander. Böse und Gute wohnen und wirken unter einander von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr, damit beider Theile Herzens - Gedanken offenbar und ihre Werke reif werden, und dann ein gerechtes Gericht könne gerichtet werden: da erst deckt sich der ganze ewige Weltregierungs-Plan Gottes in aller seiner Weisheit und Herrlichkeit auf. Jetzt, wo unser Wissen nur Stückwerk ist, hat oft auch noch der gläubige Knecht Gottes bei dem, was sein Herr thut, zu fragen: „Herr, warum denn so? warum denn Dieses?“ und die Antwort ist: „Folge du mir - was geht dich Jenes an, das der Vater Seiner Macht hat vorbehalten?“ Und damit sey's genug jedem kindlichen Herzen. Auch unsern Kindern müssen wir oft lange die Antwort vorenthalten auf ihre Fragen: „warum machst du es denn so, Vater, und nicht anders?“ Der Vater weiß recht wohl, warum und wozu? aber dem Kinde läßt nicht Alles sich deutlich und dienlich machen - wie viel weniger uns Alles, was der unfehlbare Vater im Himmel thut! Genug, überschwenglich genug für uns abtrünnig gewordene Kinder, daß Er uns läßt wissen: „sey getrost, mein Sohn, und zweifle nicht, ich mache Alles so, wie es dient zu deinem Besten; thue du das Deine nur, ich werde gewiß das Meine thun; sey du nur fromm und gehorsam meinem Worte, an meiner Treue wird's nimmer fehlen; trachte am Ersten nach meinem Reich, das dir offen steht, und nach seiner Gerechtigkeit; arbeite, was du sollst in der Welt, mit stillem Wesen; thu' Recht und scheue Niemand. Ich bin's, der für dich sorgt, und dich bewahret vor dem Uebel der Welt; und ob ich dich auch züchtige, so richte ich hier dich mit leichter und zeitlicher Trübsal, damit ich am Tage des Zorns dich nicht verdammen muß, und du erndtest die Friedensfrucht der Gerechtigkeit und Seligkeit; siehe, in meine Hand habe Ich dich gezeichnet; Ich führe dich und bin bei dir!“

Sehet, Geliebte! so väterlich redet der Gott mit uns, der Himmel und Erde in seiner Hand hält, und für alle Welt eine Versöhnung aufgerichtet hat in Jesu Christo. So wir solche Worte annehmen und behalten in unserm Herzen mit Furcht und Zucht, da bauet das wahre Vertrauen zu Gott sich fest und immer fester in uns, und hilft uns zurecht in allem unserm Wandel. Wir treten jetzt an die Pforte eines neuen Jahres; ein Vorhang aber bedecket es noch, und du weißt nicht, was für dich wird dahinter sein; du hoffst wohl das Beste, und was nach deiner Meynung das Beste möchte sein, könnte leicht für dich das Gefährlichste werden, daß du auf's Eitle vertrauest, und deinen Gott verlässest - vertraue und befiehl Ihm täglich deine Seele und deine Wege, daß Er dich bewahre vor aller Versuchung. Es kann manches Harte auf dich warten, Tod oder Krankenlager, Mangel oder Beschämung, Gewissensbiß oder Verläumdung, Büßung für neue oder alte Sünden, Verlust von Mann, Weib, Kind oder Freund - was willst du thun? kommen lassen, was da kommt? Leicht gesagt, hart gebüßt! Nimm Rath an von deinem Herrn, der da sagt: „wachet und betet!“ Wachet - setzet täglich eure Herzen mit dem Lichte des göttlichen Wortes in eine wackere und nüchterne Fassung, das Gute zu thun und das Böse zu meiden oder zu überwinden mit Gutem, und euer Kreuz dem Herrn nachzutragen; wandelt vorsichtig als die Weisen, die da prüfen Alles nach dem, was Wille des Herrn sey, und sich nicht lassen umtreiben von der Menschen Täuscherei; dazu lasset euer tägliches Anliegen vor Gott kund werden im Gebet, danksaget für alles Gute, das Er täglich an euch thut, und bittet vor Allem um immer neue Fülle aus dem Gnadenreichthum Christi, daß Er euch gebe den Geist der Weisheit und der Liebe und der Herrlichkeit, so werdet ihr im Leben und Sterben mit Frieden fahren.