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Moritz ist sieben Jahre alt und ein aufgeweckter Junge, der immer alles genau wissen will. Mit seinen bohrenden Fragen hat er schon manchmal seine Eltern und Lehrer in Verlegenheit gebracht. Zum Glück wohnt in der Nachbarschaft der pensionierte Professor Darius, in dessen Privatlabor Moritz jederzeit willkommen ist. Der Professor mag den wissbegierigen Jungen, weil dessen Fragen immer zu interessanten Gesprächen führen, die ihm großen Spaß bereiten. Dabei lernt Moritz das Geheimnis der Zeit kennen. Er erfährt außerdem Wissenswertes über Kondensstreifen, Wind, Regenbogen, Heißluftballons, Raketen und Satelliten. Der Professor erklärt, warum es im Weltraum kein Unten und kein Oben gibt und er geht mit Moritz auf eine rätselhafte Schatzsuche.
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Seitenzahl: 54
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Für meine Enkelkinder Darian, Lorena und Elida
Ein herzliches Dankeschön gilt Simone Zacharias, die mit ihren wunderschönen Bildern sehr zum Gelingen dieses Buches beigetragen hat.
Weiße Streifen am Himmel
Nur heiße Luft
Das Geheimnis des Regenbogens
Wenn der Wind weht
Raketen
Eier fallen herunter, Satelliten nicht
Kein Unten und kein Oben
Das Geheimnis der Zeit
Ein geheimnisvoller Schatz
Wie Kondensstreifen entstehen
Die Sonne schien an diesem Frühlingstag von einem tiefblauen Himmel herab. Moritz baute im Sandkasten eine Burg mit vier Türmen und einem Burggraben.
Der Siebenjährige war ein aufgeweckter, neugieriger Junge, der immer alles ganz genau wissen wollte. Mit seinen bohrenden Fragen hatte er schon oft seine Eltern und Lehrer in Verlegenheit gebracht.
Er formte gerade eine Brücke über den Burggraben, als er ein leises Rauschen hörte. Es kam von weit oben und wurde langsam lauter. Moritz schaute zum Himmel und sah zwei weiße Streifen, die immer länger wurden.
„Es sieht aus, als wenn jemand mit einem weißen Buntstift Linien auf den Himmel zeichnet“, dachte Moritz. Er sah dem Flugzeug eine Weile nach und spielte dabei mit dem Zeigefinger in den Haaren, wie er es immer tat, wenn er nachdachte.
Er wusste natürlich, dass dort ein Flugzeug war. Flugzeuge machen diese weißen Streifen, wenn sie ganz hoch fliegen. Aber warum? Moritz wollte das wissen.
„Mama?“ rief er. Seine Mama saß auf der Terrasse und legte Wäsche zusammen.
„Ja, mein Schatz, was ist denn?“
„Warum machen Flugzeuge immer so weiße Streifen am Himmel, Mama?“
„Du meinst sicher die Kondensstreifen, nicht wahr. Tja, wie die genau entstehen, das weiß ich auch nicht. Warte bis Papa nach Hause kommt – oder frag doch mal Professor Darius, der kann dir das sicher erklären.“
Professor Darius, ein weißhaariger Mann mit einer lustigen Knubbelnase, auf der eine Hornbrille saß, wohnte in derselben Straße, nur zwei Häuser weiter. Er war früher Wissenschaftler an einer Universität gewesen. Noch immer hatte er viele Ideen im Kopf und verbrachte fast den ganzen Tag in seinem Privatlabor. Weil er allein lebte, freute er sich über Besucher, vor allem, wenn sie interessante Fragen hatten, so wie Moritz. Dann nahm er sich viel Zeit für Gespräche und Erklärungen. Moritz mochte den Professor sehr und war oft bei ihm zu Besuch. Er fand das Labor sehr interessant. Da standen seltsame Apparaturen und Zeigerinstrumente. Es drehten sich Räder und Kurbeln bewegten sich hin und her. Viele Kabel hingen wirr herum. In Glasröhrchen blubberten bunte Flüssigkeiten. An der Wand hing eine riesige Tafel, mit Zeichnungen, Formeln und jeder Menge Zahlen. Es zischte und gluckerte, es quietschte und klapperte. Moritz war davon mächtig beeindruckt. Die Tür zum Labor war nie verschlossen.
„Damit ich schnell nach draußen laufen kann, wenn mal ein Experiment schief geht“, meinte der Professor mit einem Augenzwinkern.
Moritz betrat das Labor. Blubbern und Zischen erfüllte den Raum. Der Professor blickte konzentriert auf eine Versuchsanordnung. Moritz konnte eine Flamme unter einem Rohr erkennen, das auf einem kleinen Wagen montiert war.
„Hallo, Professor Darius“, rief Moritz, aber der Professor hörte ihn nicht. „Haaaaalloooooo!“, rief Moritz lauter. Der Professor blickte auf.
„Hallo, hallo. Ach, du bist es, Moritz. Bleib da stehen. Ich mache gerade einen Versuch mit einem Wasserdampf-Raketenantrieb. Das ist nicht ganz ungefährlich. Setz diese Schutzbrille auf, es geht gleich los.“
Professor Darius hatte kaum ausgesprochen, da gab es einen ohrenbetäubenden Lärm und weißer Dampf zischte aus dem Rohr nach hinten heraus. Der Wagen schoss nach vorn und knallte gegen ein dickes Brett. Der Zylinder blieb darin stecken und der Wagen flog in Einzelteilen durch den Raum. Es polterte, klirrte und zischte noch eine Weile, dann war es ruhig.
„Es hat funktioniert“, freute sich der Professor.
„Echt?“ fragte Moritz ungläubig, „aber es ist doch alles kaputt gegangen.“
„Das war geplant“, erwiderte der Professor auf dem Weg zur Tafel,
„der Antrieb hat gut gearbeitet und den wollte ich hauptsächlich testen.“
An der Tafel wischte er einige Zahlen weg und schrieb neue hinzu. Moritz stellte sich neben ihn und fing zögernd an.
„Ääh – Professor, was ich dich fragen wollte“, begann Moritz, „aus dem Rohr kam weißer Dampf heraus. War das ein Kondensstreifen? Ich wollte nämlich fragen, wie ein Kondensstreifen entsteht.“
„Sehr gut“, freute sich der Professor und seine Augen strahlten.
„Frag nur viel, Moritz. Frag, wenn du etwas wissen möchtest. Wer viel fragt, der bekommt viele Antworten. Und wer viele Antworten erhält, der weiß auch viel.“
Professor Darius rückte seine Brille zurecht und begann zu erklären:
„Das hast du gut erkannt. Kondensstreifen bestehen aus Wasser, genauer gesagt, aus feinen Eiskristallen. In den Triebwerken der Flugzeuge wird Kerosin verbrannt, das ist so eine Art Benzin für Düsenmotoren. Dabei entsteht auch Wasserdampf, der zusammen mit den anderen heißen Gasen mit großer Geschwindigkeit hinten aus den Triebwerken herausströmt. So wie gerade bei meiner kleinen Wasserdampf Rakete. Du weißt ja, dass solche Düsenflugzeuge sehr hoch fliegen. Manchmal 10 Kilometer und mehr. Dort oben ist es bitter kalt. Durch die Kälte wird aus dem Wasserdampf ein feiner Nebel aus Eiskristallen. Diesen Vorgang nennt man Kondensieren. Das sehen wir von hier unten als weiße Streifen, eben Kondensstreifen. Also, Kondensstreifen bestehen aus Eiskristallen, so wie Schnee.“
„Und warum schneit es dann nicht, wenn ein Flugzeug über unseren Garten fliegt?“ wollte Moritz wissen.
Der Professor konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „In gewisser Weise schneit es dann schon, nur der Schnee kommt nicht hier unten an. Er taut unterwegs, weil es nach unten hin wärmer wird. So verschwinden die Kondensstreifen bald wieder. Hast Du das verstanden?“
„Ja, ja, Professor. Danke. Das muss ich gleich meiner Mama erzählen.“
Und schon rannte Moritz aus dem Labor zurück nach Hause und erzählte ganz aufgeregt seiner Mama, was er gerade gelernt hatte. Beide schauten zum Himmel. Die weißen Streifen aber waren nicht mehr zu sehen.
Warum Ballone fahren und nicht fliegen
Es war Schulschluss. Die Kinder der Grundschule liefen johlend nach draußen, wo die Eltern oder Großeltern sie schon erwarteten. Moritz hielt ganz ungeduldig Ausschau nach seiner Mama, denn er hatte ihr etwas Wichtiges zu erzählen. Als er sie sah, rannte er schnell auf sie zu.
„Na, mein Schatz, wie war…“ wollte sie ihn begrüßen, aber Moritz ließ sie nicht aussprechen.
„Mama, Mama, ich habe heute einen Heißluftballon gesehen. Der war ganz hoch am Himmel.“ Moritz war richtig aufgeregt.
„Tatsächlich? Da hast du ja etwas Tolles gesehen, das musst du unbedingt auch Papa erzählen. Ich glaube der ist schon einmal mit einem Heißluftballon mitgeflogen“, teilte sie seine Begeisterung.