Prophet Muhammad - Jotiar Bamarni - E-Book

Prophet Muhammad E-Book

Jotiar Bamarni

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Beschreibung

Kaum ein Mensch hat auf dieser Erde ein vergleichbares Erbe hinterlassen wie er. Seit über 1.400 Jahren vergeht keine Sekunde auf diesem Planeten, ohne dass sein Name erwähnt wird. Muslime auf der ganzen Welt sprechen seinen Namen aus, sei es im Gebet oder im Gebetsruf: "Ich bezeuge, dass Muhammad der Gesandte Allahs ist." Kein anderer Name wird häufiger vergeben und mittlerweile tragen etwa 150 Millionen Menschen seinen Namen. Bereits 1978 positionierte ihn Michael H. Hart in seinem Buch 'Die 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Menschheitsgeschichte' an erster Stelle. Doch wer war dieser außergewöhnliche Mensch? Tauche ein in dieses faszinierende Buch und entdecke auf eine spannende und mitreißende Weise die Lebensgeschichte des Propheten Muhammad. Jotiar Bamarni hat seine Biografie aus authentischen Quellen zusammengetragen und in einer romanhaften Erzählweise wiedergegeben, um einen unterhaltsamen und leicht verständlichen Lesefluss zu ermöglichen. Die jugendgerechte Sprache in diesem Buch wird besonders jüngere Leser begeistern und sie dazu anregen, die Biografie des Propheten (s.a.w.s) zu lesen. Das Einzigartige an dieser Ausgabe bilden die Illustrationen, die besondere Momente aus seiner Biografie verstärken, sowie informative Elemente wie Landkarten der einschneidendsten Schlachten. Dieses Buch eignet sich ideal für alle, die sich zum ersten Mal eingehender mit dem Leben des letzten Propheten beschäftigen möchten und dabei das Gefühl haben wollen, hautnah dabei zu sein...

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INHALTSVERZEICHNIS

Der Angriff auf die Kaaba

Die Geburt des Gepriesenen

Das gesegnete Baby

Erste Zeichen des Prophetentums

Die Kaaba und der schwarze Stein

Erste Anfeindungen

Unterdrückung und Geduld

Die Auswanderung

Der Mordversuch

Das Jahr der Trauer

Die Nachtreise

Die Erlaubnis Allahs

Der Islamische Staat entsteht

Wirre Träume

Der ungleiche Kampf

Die Rache der Quraisch

Die Schlacht von Uhud

Die Heirat der zwei Töchter

Die Grabenschlacht

Früchte der Güte

Aischas Kette

Der deutliche Sieg?

Ein 3-Tage-Geheimnis

Die erste Pilgerfahrt

Friedensboten

Herakleios

Das Versprechen Allahs

Das Versprechen des Propheten

Der Abschied des Propheten

Quellen

DER ANGRIFF AUF DIE KAABA

Abdullah schloss sich einer Handelsreise nach Syrien an und verabschiedete sich von seiner weinenden Frau Amina vor der Kaaba.

Die Kaaba zog gläubige Menschen aus allen Himmelsrichtungen an wie ein Magnet. Deshalb war Abraha 1, der Vertreter des Königs von Abessinien im Jemen, neidisch. Er überlegte, was er machen sollte, um das zu ändern. Er wollte auch seinen König glücklich machen. Da kam er auf die Idee, eine gewaltige Kirche in Sanaa zu bauen, damit die Leute dorthin pilgerten und nicht die Kaaba besuchten.

Er brauchte aber dazu viele Arbeiter, die durch Gewalt schnell arbeiten sollten. Schnell besorgte er viele Arbeiter und gab den Befehl: „Wer erst nach Sonnenaufgang zur Arbeit kommt, dem soll eine Hand abgehackt werden.“

In Sanaa hungerten die Menschen und Abraha ließ große Kreuze aus Gold herstellen. Aus den Ruinen der Paläste der Königin von Saba ließ er Marmor herbeischleppen. Die neu erbaute Kirche nannte er Qulays. 2

Abraha machte viel Werbung für sein Bauwerk. Er ließ die Nachricht über die Schönheit seiner Qulays verbreiten und sprach überall schlecht von der Kaaba. Ungeduldig wartete er auf die Massen von Pilgern, die er dem König von Abessinien versprochen hatte, jedoch war das Warten vergeblich. Als die Pilgerzeit kam, sah er mit eigenen Augen, wie die mit Schätzen und Opfertieren beladenen großen Karawanen an seiner prächtigen Kirche vorbeizogen und sich in die Hitze der Wüste begaben, um nach Mekka zu reisen. Da kochte Abraha vor Wut. All seine Werbeversuche waren umsonst, und als auch noch ein Mann seine Kirche beschmutzte, um die Kaaba zu rächen, stand Abrahas Entschluss fest. „Ich muss diese Kaaba zerstören!“

Er nahm seine sechzigtausend Soldaten, sowie neun weibliche und dreizehn männliche Elefanten 3 und marschierte in Richtung Mekka. Unterwegs zerstörte er rücksichtslos alles, was ihm in den Weg kam.

Kurz vor Mekka machte die Armee Halt und fingen alle Tiere ein, die sie als Beute für Abraha finden konnten - darunter auch zweihundert Kamele, die Abdul-Muttalib gehörten.

Viele Tage vergingen und die schwangere Amina wartete immer noch sehnsüchtig auf ihren Mann und verbrachte viele Nächte draußen. In dieser Zeit - während sie und alle Bewohner Mekkas in Angst und Schrecken vor dem gewaltigen Abraha lebten - hätte sie Abdullah am meisten gebraucht.

Als die Quraisch den übermächtigen Gegner mit seiner großen Armee kommen sahen, beschlossen sie, nicht zu kämpfen, weil es nichts bringen würde.

Abdul-Muttalib ging mit einem seiner Söhne zu Abraha und bat nur um seine zweihundert Kamele. Das wunderte Abraha und er sagte zu Abdul-Muttalib: „Ich bin doch gekommen, um die Kaaba und deine Religion zu zerstören und du fragst nur nach deinen Kamelen. Wie kommt das?“ Abdul-Muttalib sprach mit ruhiger Stimme, aber selbstbewusst: „Ich bin der Besitzer der Kamele. Die Kaaba hat aber einen Herrn, Der sie beschützen wird, und braucht mich nicht!“

Abraha lachte: „Gegen mich und meine Armee kann niemand die Kaaba schützen.“

„Wir werden sehen, was zwischen dir und dem Herrn der Kaaba geschehen wird“, sagte Abdul-Muttalib. 4

Er erhielt seine Kamele und ging zurück in die Stadt. Er hatte den Bewohnern geraten, Mekka zu verlassen und außerhalb der Stadt abzuwarten, was geschehen würde.

Abdul-Muttalib und einige Männer von seiner Familie gingen zur Kaaba und beteten zu Allah, dass Er Sein Haus schützen soll. Dann begaben sie sich zu den Familien hinter der Stadt.

Am nächsten Morgen nahmen die Soldaten ihre Waffen und Unais der Elefantenführer kam, um den Elefanten für den Ritt Abrahas vorzubereiten. Da blieb der große Elefant überrascht stehen. Was war mit dem Tier geschehen? Der Elefant kniete! Unais war verblüfft, denn er hatte noch nie einen Elefanten knien gesehen. Immer wieder murmelte er: „O Wunder, o Wunder!“

Eilig brachte er die Nachricht von dem knienden Elefanten zu den Männern, die in seiner Nähe waren, und sie eilten herbei, um ihn zu sehen.

Unais und die Männer um ihn herum versuchten, den Elefanten zum Aufstehen zu bewegen, aber es klappte nicht.

Die Nachricht vom knienden Elefanten verbreitete sich unter den Soldaten wie ein Lauffeuer und erreichte schließlich auch Abraha. Abraha ahnte, dass das kein Glück bringen würde. Er befahl den Männern, den Elefanten zum Aufstehen zu bewegen – egal wie. Die Soldaten schlugen den armen Elefanten mit Eisenstangen und stachen ihn mit Lanzen, bis er vor Schmerzen schrie. Aber er blieb regungslos wie ein Fels. Als sie jedoch versuchten, den Elefanten Richtung Jemen zu lenken, lief er los. Die Soldaten liefen ihm hinterher und brachten ihn zurück. Sie versuchten ihn zurück in Richtung Mekka zu drehen. Der Elefant aber weigerte sich mit aller Kraft, auch nur einen Schritt zu tun. Die Männer wendeten ihn nach Westen und nach Osten, und er lief los. Sobald sie ihn aber in Richtung Mekka drehten, blieb er stehen und ließ sich nieder.

Abraha schrie seine Soldaten an: „Ich will auf keinen Fall aufgeben. Die Kaaba muss zerstört werden, auch wenn keiner von euch diesen Platz lebendig verlässt!“

Da geschah aber etwas Seltsames: Ein dunkler Schwarm Vögel näherte sich und bedeckte schließlich den gesamten Himmel wie eine schwarze Wolke.

Die Vögel kreisten über der abessinischen Armee und ließen einen Hagel von Steinen auf das überraschte Heer niederprasseln. Die schweren Panzerhemden der Soldaten konnten sie nicht schützen, denn es waren fürchterliche Steine aus glühendem gebrannten Ton, die vom Himmel stürzten – Sie waren zwar nur so klein wie Linsen, aber sie durchbohrten ihre Körper und verursachten quälende Schmerzen.

Voll Todesangst versuchten sie zu flüchten. Als die Armee endlich im Jemen angekommen war, waren die meisten Soldaten unterwegs schon gestorben.

Abraha wurde schwerverletzt in seine Burg getragen, wo seine Leute ihn in seinem schrecklichen Zustand kaum erkannten. Kurze Zeit später starb auch er und die Menschen in Sanaa waren sehr froh darüber.

Unais, der Elefant Mahmud und einige wenige jedoch blieben verschont. Später berichteten sie immer wieder von dem schrecklichen Geschehen. Einige von ihnen ließen sich in der Gegend von Mekka nieder.

„Was hat diese starken Männer getroffen?“, fragten sich die Menschen, als sie überall die Leichen liegen sahen. Wie eine abgefressene Saat 5, fast vollständig vernichtet, war die Armee Abrahas dorthin zurückgekehrt, von wo sie gekommen war, ohne dass seine Soldaten Mekka betreten und ihre Augen das Heilige Haus Allahs gesehen hatten! Gesund und stark, stolz auf ihre Zahl und Waffen, waren sie gekommen. Aber dann waren die Reste der Armee krank, schwach und gedemütigt geflüchtet.

Groß war die Überraschung und Freude der Mekkaner als sie hörten, dass Abrahas Soldaten abgezogen waren ohne die Kaaba erblickt zu haben. Abdul-Muttalib jedoch war nicht überrascht. Mit ruhiger Stimme erklärte er, dass er fest daran geglaubt hatte, dass Allah Sein Haus verteidigen werde. Denn er war es ja, der früher Seine Propheten Abraham und Ismael beauftragt hatte, diese Kaaba zu bauen.

Die Mekkaner verfassten über die Rettung der Kaaba viele schöne Gedichte. 6

Die ganze arabische Halbinsel wurde Zeuge, wie Allah die feindliche Armee vernichtet hatte. Bald wurde in ganz Mekka gefeiert.

Ab sofort nannte man dieses Jahr das „Jahr des Elefanten“. In diesem Jahr sollte etwas Großes geschehen, um die ganze Welt zu verändern. Jemand ganz besonderes sollte geboren werden.

1 Nicht zu verwechseln mit dem Propheten Abraham.

2 Ibn Kathir, S. 30; An-Nadwi, S. 80.

3 Ar-Rahiq Al-Machtum, S. 57.

4 Ibn Hischam, S. 27; At-Tabari; Ibn Kathir, S. 33.

5 Koran 105: 1–5.

6 Gedichte, die bis heute die Weltliteratur bereichern. Einige dieser Gedichte sind bei Ibn Hischam auf Seite 28-33 zu lesen.

DIE GEBURT DES GEPRIESENEN

Amina wartete immer noch und machte sich inzwischen große Sorgen um ihren lieben Mann. Abdullah war immer noch unterwegs. Er erlebte die Bedrohung durch Abraha und das Vogelwunder nicht mit, denn er war zu jener Zeit nicht in Mekka, sondern auf seiner Handelsreise nach Syrien und Palästina.

Auf dem Rückweg erkrankte er schwer und musste in Medina 7 bei der Familie seiner Großmutter bleiben, während die Karawane weiter nach Mekka zog.

Als die Karawane ohne Abdullah zurückkehrte, erschraken Abdul-Muttalib, Amina und die ganze Familie. Sofort schickte Abdul-Muttalib seinen ältesten Sohn Al-Harith nach Medina. Doch sein Bruder lebte nicht mehr. 8

Als Al-Harith mit der schrecklichen Nachricht zurück nach Mekka kam, trauerte man nicht nur in Abdul-Muttalibs Haus, sondern in der ganzen Stadt um Abdullah. Der Kummer der jungen Amina jedoch war am tiefsten. In vielen schönen und rührenden Gedichten hat sie ihre Liebe zu ihm erwähnt. 9 Ihr Kind wurde also Halbwaise, noch bevor es zur Welt kam. Ganz Mekka konnte ihr keinen Trost bieten – nur das ungeborene Kind von ihrem geliebten Mann, das sie unter dem Herzen trug. Sie konnte es kaum erwarten, das Baby zu sehen, das sie wie eine kleine Sonne in ihrem Leib spürte.

Zu jener Zeit herrschte viel Gewalt und Dunkelheit auf der Erde. Von Osten bis Westen, ob Spanien, England oder Rom. Überall töteten sich die Menschen gegenseitig auf bestialischste Art und Weise.

Die Stadt Medina wurde von zwei großen arabischen Stämmen bewohnt, den Aus und den Chazradsch. Die beiden Stämme lagen auch oft miteinander im Streit und bekämpften sich ständig. Außerdem lebten dort drei jüdische Stämme, die Banu Qurayda, die Banu An-Nadir und die Banu Qaynuqa. Diese Stämme hatten sich nach der Flucht vor der römischen Unterdrückung in Medina niedergelassen. Die Römer hatten viele von ihnen ermordet. Sie sprachen mittlerweile Arabisch, fühlten sich jedoch weiterhin als Angehörige der Religion Moses und warteten sehnsüchtig auf einen neuen Propheten. Sie wünschten, dass ihr neuer Prophet von ihresgleichen kommt.

Zu dieser Zeit stieg in Medina ein Jude auf das Dach seines Hauses und rief so laut er konnte: „O Ihr Juden!“

Als sie sich um ihn versammelt hatten, fragten sie, weshalb er so herumschreie. Er sagte ihnen, dass er gesehen hatte, wie in der Nacht ein Stern erschienen sei. Aber nicht irgendein Stern, sondern der Stern, der zur Geburt des neuen Propheten, des Gepriesenen 10, angekündigt worden war. Das hatten die großen Gelehrten der Juden beschrieben und in Ihren Büchern zu lesen.

In Mekka aber hörte Amina in diesem Augenblick eine Stimme, die zu ihr sprach: „Du bist mit dem Herrn dieses Volkes schwanger, und wenn er zur Welt kommt, sage: ‚Ich gebe ihn in den Schutz des Einzigen [Gottes] vor dem Bösen jedes Neiders!’ Dann nenne ihn Muhammad.“ Amina nahm sich vor, dieser Stimme zu folgen.

Aminas Schwangerschaft und die Geburt verliefen trotz allen Kummers besonders leicht, in Vergleich zu den meisten Frauen. Sie gebar ihren Sohn und nannte ihn Muhammad, wie die Stimme es ihr gesagt hatte. Sie sprach das Bittgebet: „Ich gebe ihn in den Schutz des Einzigen [Gottes] vor dem Bösen jedes Neiders.“, damit Allah ihn schütze.

Nach seiner Geburt ließ Amina Muhammads Großvater Abdul-Muttalib kommen und ihm ausrichten: „Dir ist ein Junge geboren! Komm her und schau dir dein Enkelkind an!“

Abdul-Muttalib eilte zu Amina und betrachtete den Jungen. Amina erzählte ihm, was sie während der Schwangerschaft gesehen hatte. Abdul-Muttalib nahm das Kind in seine Arme, trug es zur Kaaba und betete zu Allah, um Ihm für dieses Geschenk zu danken.

7 Medina, die man in dieser Zeit noch Yathrib nannte, liegt ungefähr 450 Kilometer von Mekka entfernt. Anders als Mekka war ihr Boden fruchtbar, daher lebten die Bewohner vom Ackerbau und dem Anbau von Dattelpalmen.

8 Abdullah wurde in Dar An-Nabigha Al-Ya´di bei Medina begraben, vgl. Ar-Rahiq Al-Machtum, S. 59.

9 Zu Aminas Gedichten siehe Ar-Rahiq Al-Machtum.

10 Ibn Hischam, S. 76. Dies geschah an einem Montag im Jahre des Elefanten. Der Historiker Ibn Saad schreibt in seinem Werk „At-Tabaqat Al-Kubra“, dass Muhammad sogar am gleichen Tag geboren wurde, an dem auch Abraha die Kaaba bedrohte. Hassan Ibn Thabit, ein Gefährte des Propheten, sagte, er sei sieben Jahre alt gewesen, als ein Jude vom Dach seines Hauses aus verkündete, dass der Stern des Ahmad, des „Hochgepriesenen“, heute Nacht erschienen sei.

DAS GESEGNETE BABY

Nach der Geburt Muhammads machten sich seine Mutter und sein Großvater Sorgen, er könnte an einer Krankheit sterben. Selbst für Erwachsene waren die Umstände in Mekka damals gefährlich. Immer häufiger gab es hier große Krankheiten, an denen viele Menschen zugrunde gingen. In einer großen Handelsstadt, in die Menschen aus allen Orten der Erde kamen, um Geschäfte zu machen oder zur Kaaba zu pilgern, war das kein Wunder. Die Reisenden blieben oft mehrere Monate und hinterließen nicht nur ihre Waren, sondern auch gefährliche Krankheiten. So starben viele Kinder schon kurz nach der Geburt. Daher schickten die reichen Leute Mekkas ihre Kinder zu den Ammen (Stillmütter), die außerhalb der Stadt lebten.

Aus Liebe zu ihrem Kind willigte Amina ein, dass Muhammad einen Teil seiner Kindheit bei den Beduinen außerhalb der Stadt verbringen sollte – nicht nur, um ihn vor den gefährlichen Krankheiten zu schützen, sondern auch, um ihn in der klaren Luft der Wüste zu stärken.

Amina und Abdul-Muttalib hatten noch einen Grund gehabt, das Kind zu den Ammen zu schicken. Auch sollte er die kostbare arabische Sprache klar sprechen lernen und einen scharfen Verstand bekommen.

Schon bald war es soweit: Die Ammen kamen, um Pflegekinder aus wohlhabenden Familien mitzunehmen. Eine von ihnen war Halima, die mit anderen Frauen ihres Stammes zusammen mit ihrem Mann Harith und ihrem neugeborenen Sohn, die Heimat verlassen hatte, um nach Babys zum stillen zu suchen.

Sie erzählte: „Es war ein Jahr der Trockenheit und wir hatten fast nichts mehr zu essen gehabt, als wir auf einer grauen Eselin und einer alten Kamelstute unterwegs waren. Bei Allah, das Euter der Kamelstute war so leer, dass sie uns keinen Tropfen Milch gab. Vor Hunger weinte unser Kind so sehr, dass wir die ganze Nacht nicht schlafen konnten. 11 Was in meiner Brust war, reichte ihm nicht. Wir hatten aber gehofft, dass es regnen und unsere Reise sich etwas erleichtern würde. Meine Eselin, auf der ich ritt, war so schwach und lief kaum. Als wir endlich Mekka erreichten, begannen wir nach Säuglingen Ausschau zu halten.

Amina bot ihren Sohn Muhammad einer Amme nach der anderen an. Wir alle lehnten es ab, weil er ein Waisenkind war. Was hätten seine Mutter und sein Großvater ihnen geben können? Amina und der Großvater des kleinen Muhammad waren sehr traurig, dass niemand den Jungen nehmen wollte. Sollte das Kind in Mekka krank werden und schon als Baby sterben?

Halima erzählte weiter: „Außer mir hatten alle Frauen, die mit mir gekommen waren bereits ein Baby anvertraut bekommen. Als wir uns versammelten, um heimzukehren, sagte ich zu meinem Mann: ‚Bei Allah! Ich kann doch nicht ohne ein Baby zurückkehren! Ich nehme lieber dieses Waisenkind!’ ‚Ich habe nichts dagegen, mach das, vielleicht wird Allah uns durch ihn segnen’, antwortete er. Ich nahm ihn nur, weil ich kein anderes Kind fand. Dann kehrte ich mit ihm zu unserem Lagerplatz zurück. Dort legte ich ihn an meine Brust, die plötzlich so viel Milch gab, bis er satt war. Danach trank mein eigener Sohn, bis auch er gestillt war. Dann schliefen beide ein. Vorher hatte unser Kind nicht schlafen können. Dann ging mein Mann zu der Kamelstute. Auch ihr Euter war voll Milch. Als er sie gemolken hatte, trank er und auch ich trank so viel, bis wir satt und zufrieden waren. Wir haben gut geschlafen und es war eine wunderschöne Nacht für mich und meinen Mann.

Am nächsten Morgen sagte mein Mann: ‚Bei Allah, Halima, du hast ein gesegnetes Geschöpf zu dir genommen!’, ‚Bei Allah, so scheint es’, antwortete ich.

Auf meiner Eselstute trug ich Muhammad, während diese auf einmal so schnell lief, dass kein anderer Esel ihr folgen konnte, und alle riefen: ‚O Tochter des Abu Du’aib, hab Erbarmen mit uns. Ist das nicht die gleiche Eselin?’, ‚Bei Allah, es ist die gleiche!’, rief ich.

Schließlich kamen wir in unserer Heimat an. Mir ist kein Land auf Allahs Erde bekannt, das trockener ist als unseres. Doch ab diesem Zeitpunkt kamen meine Schafe am Abend immer mit prallen Eutern voll Milch zurück, während andere keinen Tropfen Milch aus den Eutern ihrer Tiere holten! 12

Wir erlebten Allahs Güte, bis Muhammad sein zweites Lebensjahr erreichte und ich ihn abstillte. Er gedieh wie kein anderer gleichaltriger Junge. Wir brachten ihn zu seiner Mutter zurück, obwohl wir ihn am liebsten nach all dem Segen, den wir durch ihn erfahren hatten, gerne behalten hätten. Also bat ich sie: ‚Wenn du deinen Jungen doch noch eine Weile bei mir lassen würdest, bis er größer ist, denn ich habe Angst um Ihn aufgrund der Pest in Mekka!’ Wir haben immer wieder geredet, bis sie ihn mir aus Furcht, ihn in Mekka durch eine Krankheit zu verlieren, wieder mitgab.

Wir kehrten also mit ihm zurück.“ 13

Halima berichtet weiter:

„Einen Monat später, als Muhammad mit seinem Milchbruder draußen spielte, rief unser Sohn: ‚Hilfe! Hilfe! Zwei Männer mit weißen Kleidern haben meinen quraischitischen Bruder zu Boden gelegt und seinen Bauch geöffnet, und sie schütteln ihn gerade!’ Wir eilten hinter die Zelte, sahen ihn dort mit blassem Gesicht stehen und fragten: ‚Was hast du, mein Kind?’ ‚Zwei Männer, weiß gekleidet, kamen zu mir, legten mich nieder, öffneten meine Brust und suchten etwas darin, ich weiß aber nicht was sie suchten!’ Ganz gleich, wie oft wir die Kinder befragten, sie erzählten immer wieder dieselbe Geschichte.

Wir brachten Muhammad zum Zelt zurück.“

Das seltsame Erlebnis verunsicherte die Familie der Amme. Was war mit dem Kind? War es krank oder gar von einem bösen Geist besessen? „Halima, gib ihn seiner Familie zurück!“, riet ihr Harith.

Halima und Harith brachten den kleinen Muhammad also wieder nach Mekka zu seiner Mutter.

Überrascht fragte sie: „Warum kommst du wieder, o Halima? Du wolltest doch unbedingt, dass das Kind noch bei dir bleibt!“

„Ja, aber Allah hat das Kind wachsen lassen und ich habe meine Aufgabe getan. Ich mache mir Sorgen um ihn und bringe ihn dir, wie du es auch wolltest, zurück!“

„Das ist nicht dein Ernst. Sag mir die Wahrheit!“ Amina bedrängte die Amme so lange, bis diese ihr alles erzählte.

„Hast du Angst bekommen? Fürchtest du den Teufel?“

„Ja“, gab Halima zu.

Amina beruhigte sie: „Nein, bei Allah, der Teufel kann ihm nichts anhaben! Große Dinge warten auf meinen kleinen Sohn. Soll ich dir etwas erzählen?“

Halima nickte.

Amina berichtete von dem Licht, dass sie in der Schwangerschaft gesehen hatte und dass es die Schlösser von Busra in Syrien erleuchten ließ. Und sie sprach von der leichten Schwangerschaft und Geburt.

Amina verabschiedete sich von Halima, indem sie sprach: „So lasse ihn hier und komm gut nach Hause!“

Mutter und Sohn verbrachten drei glückliche Jahre in Mekka und freuten sich, endlich wieder zusammen zu sein. Aber nur für wie lange?

11 Ibn Hischam, S. 77; Ar-Rahiq Al-Machtum, S. 62 f.

12 Ibn Hischam, S. 78.

13 Ibn Hischam, S. 78; At-Tabari II/S. 158; Ibn Saad.

ERSTE ZEICHEN DES PROPHETENTUMS

Amina beschloss eines Tages, mit Muhammad das Grab seines Vaters in Medina und die dort lebenden Verwandten zu besuchen.

Sie nahm auch ihre Dienerin Baraka mit und sie schlossen sich der Karawane nach Medina an.

Baraka, die den Knaben innig liebte, ritt mit ihm zusammen auf einem Kamel und Amina auf einem anderen. So legten sie fast fünfhundert Kilometer zurück. Es war eine harte Reise.

Als sie ankamen, zeigte Amina dem Jungen, wo sein Vater gestorben und begraben war. Es war ein trauriges Gefühl für den Jungen. Viel erzählte die Mutter ihm von dem geliebten Vater, der sie nach den wenigen Tagen, die er mit ihr gemeinsam gelebt hatte, verlassen hatte und gestorben war.

Nachdem sie sich einen Monat in Medina aufgehalten hatten, entschloss sich Amina zur Rückkehr. Unterwegs wurde sie jedoch krank.

Vor einigen Tagen noch hatte Muhammad vor dem Grab seines Vaters gestanden – und jetzt war seine geliebte Mutter krank und es wuchs in ihm die Angst auch sie zu verlieren.

Die Krankheit verschlimmerte sich, und bis nach Mekka war es noch ein weiter Weg.

Zwischen den beiden Städten Medina und Mekka starb auch Amina. Während ihrer letzten Atemzüge war der kleine Muhammad an ihrer Seite und weinte. Sie wurde in einem Ort namens Abwa begraben. 14

Baraka kehrte mit dem weinenden und einsamen Kind zurück. Sie tat ihr Bestes, um Muhammad zu trösten.

Muhammad bekam hart zu spüren, dass er von nun an auf Erden verwaist war, und es schmerzte ihn sehr, seine Eltern für immer verloren zu haben. Nur einige Tage zuvor hatte er die Trauer seiner Mutter über den Verlust ihres Mannes, seines Vaters, erlebt. Jetzt musste er auch noch den Tod seiner Mutter verkraften.

Muhammad wurde in die Obhut seines Großvaters Abdul-Muttalib gegeben. Dieser liebte ihn und streichelte seinen Rücken und freute sich über alles, was er tat. 15

Als Muhammad acht Jahre alt wurde, war auch für Abdul-Muttalib die Zeit gekommen – er lag im Sterben.

Weinend sagte Abdul-Muttalib zu seinem Sohn Abu Talib: „Ich weine, weil ich Muhammad nicht länger sehen werde und habe Angst, meinem Enkel könnte etwas passieren!“ Er vertraute ihn seinem Sohn Abu Talib an.

Abu Talib wurde auch Nachfolger seines Vaters als Oberhaupt des Stammes Banu Haschim. 16

Als Abdul-Muttalib gestorben war, sah Baraka, wie Muhammad in der Nähe des Bettes seines Großvaters saß und bitterlich weinte. 17

Abu Talib, der Onkel Muhammads, nahm ihn auf, sorgte für ihn und liebte ihn ebenso innig, wie sein Vater. Auch seine Frau Fatima wurde ihm neben ihren vielen eigenen Kindern eine liebevolle Mutter. Abu Talib war sehr arm, aber trotzdem sehr großzügig.

Muhammad war immer sehr hilfsbereit und fleißig und versuchte sich selbst zu versorgen, um seinem Onkel die Ernährung der Familie zu erleichtern. So begann er, in Mekka für einen geringen Lohn Schafe und Ziegen zu hüten.

Als Muhammad zwölf Jahre alt wurde und Abu Talib mit einer Handelskarawane nach Syrien reisen wollte, um Handel zu treiben, bat Muhammad ihn, mitkommen zu dürfen.

Abu Talib überlegte, dann sagte er. „Bei Allah, ich nehme dich mit und wir trennen uns nie!“ 18

Bald machten sie sich auf den Weg. Im syrischen Busra machten die Reisenden aus Mekka wie immer in der Nähe einer alten Kirche Rast.

Busra war eine arabische Stadt, die von den Byzantinern besetzt war. In der Kirche lebten seit vielen Generationen christliche Mönche, die wertvolle alte Schriften aufbewahrten und einander weitergaben. Darunter gab es auch ein Buch, in dem etwas über das Erscheinen eines Propheten unter den Arabern geschrieben stand. Zu dieser Zeit lebte dort ein Mönch namens Bahira, der das alte Buch auswendig kannte und geduldig auf das Kommen des neuen Propheten wartete. Sein einziger Wunsch war es, das wunderbare Erscheinen des neuen Propheten zu erleben, bevor er starb. Aber wann genau dies passieren sollte, wusste niemand.

Die mekkanischen Reisenden waren schon oft bei Bahira vorbeigekommen und kaum von ihm beachtet worden. Doch diesmal sah er eine Wolke am Himmel, welche die Reisenden begleitete wie ein kühler Schatten. Schließlich breitete sie ihren Schatten über einen Baum aus, und der Baum ließ seine Zweige tiefer und tiefer hängen, damit jene, die darunter saßen, zweifachen Schatten bekämen. Als Bahira dies sah, kam er aus seiner Kirche hervor und rief: „Ich habe Essen für euch vorbereitet! Ich möchte euch alle einladen!“ 19

Sie hatten mehrere Tage in der Wüste verbracht und waren müde, durstig und hungrig. Sie wunderten sich.

„Heute muss es einen besonderen Grund geben, Bahira! Noch nie hast du uns eingeladen, obwohl wir schon öfter bei dir vorbei kamen. Was ist der Grund dafür?“

„Ihr habt Recht, so ist es! Ihr seid meine Gäste, und ich möchte euch Essen vorbereiten, das ihr alle essen sollt. Ihr seid ja sehr müde!“

Bahira interessierte in Wahrheit nur das eine: der erwartete Prophet! Konnte er unter den Leuten aus Mekka sein – dort, wo die heilige Kaaba sich befand?

Alle kamen zu ihm in die Kirche. Nur Muhammad blieb unter dem Baum.

Bahira sah sich neugierig unter seinen Gästen um und fand keine der Beschreibungen, die er aus dem heiligen Buch kannte. Konnte es sein, dass nicht alle gekommen waren? Er rief wieder: „Niemand soll zurückbleiben, alle sollen kommen!“

„Nur der Jüngste von uns ist bei unserem Gepäck geblieben!“

„O nein! Ruft ihn, damit er auch mit euch essen kann!“

Ein Mann von den Quraisch holte Muhammad und ließ ihn zwischen den Männern sitzen. Bahira begann neugierig nach den Zeichen zu sehen. Er beobachtete Muhammad genau und wollte wissen, ob er irgendwelche der Zeichen bei ihm finden könnte, die der neue Prophet tragen sollte.

Nachdem seine Gäste gegessen und sich verstreut hatten, ging Bahira zu Muhammad und bat ihn: „O Junge, ich bitte dich, beantworte meine Fragen!“

Muhammad erwiderte: „Frage mich, was du fragen möchtest!“ Er fragte nach seinen Träumen, nach seinem Körper und nach vielen weiteren Dingen.

Muhammads Antworten stimmten mit den Zeichen Bahiras überein, die er kannte. Bahira sah sich nun den Rücken Muhammads an, auf dem er das ovale Muttermal entdeckte, das den Propheten kennzeichnen sollte. Nun wusste er, dass es sich bei dem Jungen um einen Gesandten Allahs handelte – einen Propheten, der es wie Noah, Abraham, Moses und Jesus, sehr schwer haben würde. Als er Muhammad zu seinem Onkel Abu Talib zurückbrachte, fragte er ihn: „Welcher Verwandtschaftsgrad besteht zwischen dir und diesem Jungen?“

„Er ist mein Sohn.“

„Er kann nicht dein Sohn sein! Der Vater dieses Jungen soll nicht mehr am Leben sein!“

„Er ist der Sohn meines Bruders“, sagte jetzt Abu Talib die Wahrheit.

„Was ist seinem Vater passiert?“

„Er ist gestorben, während die Mutter des Jungen mit ihm schwanger war.“

„Jetzt hast du die Wahrheit gesagt! Bring deinen Neffen in seine Heimat zurück und beschütze ihn vor den Juden! Denn bei Allah, wenn sie wissen, was ich über ihn weiß, werden sie ihm Böses antun! Große Dinge erwarten deinen Neffen! Beeile dich und bring ihn nach Hause!“ 20

Kaum hatte Abu Talib seine Geschäfte in Ash-Sham erledigt, eilte er mit Muhammad nach Mekka zurück.

Die Jahre vergingen und Muhammad wuchs zu einem Mann heran.

Weil die Mekkaner Muhammad stets als ehrlichen und freundlichen Menschen erlebten, nannten sie ihn „Al-Amin“, den Vertrauenswürdigen. Händler der Stadt beauftragten ihn deshalb auch, ihre Ware mit Handelskarawanen ins Ausland zu bringen. Durch diese Reisen konnte Muhammad etwas Geld verdienen und seinen Onkel dadurch unterstützen.

Auch Chadidscha, eine reiche und kluge Kaufmannswitwe, lebte in Mekka. Sie war schon zweimal verheiratet gewesen und hatte beide Männer verloren. Als sie von Muhammads Ehrlichkeit und seinem edlen Charakter hörte, schickte sie eines Tages nach ihm und machte ihm das Angebot, ihre Handelskarawane nach Ash-Sham zu bringen. Muhammad war zu dieser Zeit fünfundzwanzig Jahre alt. Sie bot Muhammad einen höheren Lohn als jedem anderen, und sie war sogar bereit, ihm einen ihrer Sklaven, einen Mann namens Maisara, zur Verfügung zu stellen.

Muhammad nahm ihr Angebot an und schloss sich mit Maisara der Handelskarawane an.

Als sie in Busra im Süden Syriens ankamen, ließ Muhammad sich im Schatten eines Baumes in der Nähe einer Kirche nieder, die einem Mönch namens Nestor gehörte.

Der Mönch fragte Maisara: „Wer ist dieser Mann unter dem Baum?“

„Er gehört zum Stamm Quraisch, zu den Leuten der Kaaba“, antwortete Maisara.

„Unter diesem Baum haben bisher nur Propheten gesessen!“ sagte der Mönch. 21

Auf dem Markt verkaufte Muhammad die Waren und kaufte für Mekkaner andere Sachen, die sie gerne haben wollten.

Maisara merkte, dass er einen Menschen begleitete, der anders war als alle anderen. Es gab aber etwas, das ihn noch mehr verwunderte: Während der Reise sah Maisara, dass wenn die Sonne stark schien, zwei Engel Muhammad Schatten gaben. Bei ihrer Rückkehr nach Mekka berichtete Maisara Chadidscha von den Worten des Mönches und von den zwei Engeln. Er erzählte aber auch, wie freundlich und lieb er war: „Du hast mich mit ihm geschickt, damit ich ihm diene. Dabei hat er mir gedient. Wenn ich krank war, pflegte er mich, wenn ich traurig war, machte er mich glücklich!“, sagte Maisara.

Chadidscha ging zu ihrem Cousin Waraqa und erzählte ihm, was sie über Muhammad gehört hatte.

Waraqa Bin Naufal war in seiner Jugend Christ geworden, er konnte Hebräisch lesen und schreiben und hatte Wissen über die heiligen Schriften der Juden und Christen. Im Alter war er erblindet, wurde aber in Mekka wegen seiner Intelligenz sehr geschätzt.

„Chadidscha! Wenn das stimmt, dann ist Muhammad der Prophet Allahs! Denn ich weiß seit langer Zeit, dass ein Prophet erwartet wird. Seine Zeit ist schon gekommen!“, sagte er.

Chadidscha schickte Maisara zu Muhammad, um ihn zu holen.

Als Muhammad bei ihr ankam, brachte sie gleich ihre Gefühle ihm gegenüber zum Ausdruck, besonders ihre Wertschätzung seiner Gerechtigkeit. Sie sagte ihm auch: „Ich schätze dich wegen deiner Beliebtheit in deiner Familie, wegen der Schönheit deines Charakters und wegen deiner Ehrlichkeit.“ Nach diesen Worten sagte Chadidscha, dass sie Muhammad gerne heiraten wolle. 22 Auch Muhammad war willigte ein.

Muhammad sprach mit seinen Onkeln darüber. Sie schickten seinen Onkel Hamza zu Chadidschas Familie um - wie es üblich war - für Muhammad um ihre Hand anzuhalten.

Die Verwandten der Brautleute freuten sich über die Heirat, und Muhammad gab Chadidscha zwanzig Kamele als Brautgeschenk. Chadidscha war zu diesem Zeitpunkt vierzig Jahre alt, Muhammad fünfundzwanzig.

Bald verließ Muhammad das Haus seines Onkels. Er lebte nun bei seiner Frau und führte eine glückliche Ehe. Sie gründeten eine große Familie, die nicht nur aus ihren eigenen Kindern bestand. Ihr erstes Kind war Qasim, der jedoch in seinem zweiten Lebensjahr starb. 23 Nach ihm gebar Chadidscha vier Töchter, die sie Zaynab, Ruqayya, Umm Kulthum und Fatima nannten. Das letzte Kind, ein Junge, den Muhammad Abdullah 24 nannte, starb ebenfalls früh.

Muhammad war sehr dankbar für seine Töchter, die er sehr liebte. Baraka, die Dienerin seiner Mutter, die ihre Freiheit von der Sklaverei Muhammad zu verdanken hatte, lebte auch bei ihnen, nachdem sie ihren Mann verloren hatte. Zaid, ein Sklavenjunge, den Muhammad freigelassen und auf eigenen Wunsch als Sohn angenommen hatte, gehörte ebenfalls zur Familie.

Da Muhammads Onkel Abu Talib seine Kinder kaum ernähren konnte, weil er zu arm wurde, schlug Muhammad seinem Onkel Abbas vor, dass jeder von ihnen einen seiner Söhne aufnehmen sollte. Abu Talibs Sohn Dschaafar wurde von Abbas aufgenommen, sein Sohn Ali von Muhammad. So gehörte nun auch Ali zum Hause des Propheten.

14 Ibn Hischam, S. 80; Ar-Rahiq Al-Machtum, S. 64.

15 Ibn Hischam, S. 80; Ar-Rahiq Al-Machtum, S. 64.

16 Ibn Hischam, S. 85.

17 At-Tabaqat Al-Kubra von Ibn Saad.

18 Ibn Dschauzi schreibt in Talqih Fuhum Ahlil Athar, S. 7, dass er 12 Jahre, 2 Monate und 10 Tage alt war. Vgl. Ibn Hischam, S. 85.

19 Ibn Hischam, S. 85.

20 Ibn Hischam, S. 85, At-Tabari II/S. 277–279; At-Tirmidhi V/S. 550; Ar-Rahiq Al-Machtum, S. 65.

21 Ibn Kathir I/S. 263; Ibn Hischam, S. 88.

22 Ibn Hischam, S. 89.

23 Neben dem Namen Ahmad wird Muhammad (der Gepriesene) auch nach seinem ersten Kind Abul-Qasim (Qasims Vater) genannt. (Ibn Hischam, Sahih Buchari).

24 Ar-Rahiq Al-Machtum, S. 67.

DIE KAABA UND DER SCHWARZE STEIN

Die Kaaba war beschädigt und dazu noch erschien auf den Mauern der Ruine der Kaaba jeden Tag eine riesige Schlange. Jeden, der sich ihr näherte, griff sie an und versetzte damit alle in Angst und Schrecken. Aus diesem Grund konnte die Kaaba nicht wieder aufgebaut werden. War das furchterregende Tier ein übles Vorzeichen? Ein paar Menschen beobachteten, dass die Schlange eines Tages in der Sonne lag und Allah einen Adler schickte. Er flog tiefer und tiefer, bis er sie schnappte und sogleich mit ihr verschwand. 25

Die Leute von Stamm Quraisch gingen davon aus, dass Allah mit ihrer Absicht, die Kaaba wieder aufzubauen, einverstanden war. Doch wer würde sich trauen, Allahs Haus zu berühren? Zwar waren die Mekkaner mittlerweile Götzendiener, jedoch glaubten sie immer noch an Allah und die Botschaft seiner Propheten Abraham und Ismail. Dass die Kaaba immer der Mittelpunkt der göttlichen Botschaft und ein Symbol der Einzigkeit Allahs war, wussten sie ebenfalls. Jedoch warn in jener Zeit Unwissenheit, Götzendienst und Gewalt so verbreitet, dass sie manchmal nicht mehr unterscheiden konnten, was zur Religion Abrahams gehörte und was zum Aberglauben.

Würde Allah einen weiteren Gesandten schicken, um die Menschen wieder auf Seinen Weg zu bringen? Reichten die Propheten Adam, Noah, Abraham, Ismael, Moses, Zacharias, Johannes, Jesus und alle anderen, die gesandt worden waren, etwa nicht aus?

Die christlichen und jüdischen Gelehrten erwarteten den Propheten, der eine Barmherzigkeit zu der gesamten Welt sein sollte und nicht nur zu einem bestimmten Volk geschickt wird.