Prozess gegen Gott - Arthur Richter - E-Book

Prozess gegen Gott E-Book

Arthur Richter

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Beschreibung

Arthur Richter erzählt sachlich und gleichzeitig überaus fesselnd die Passionsgeschichte nach: das Leiden und Sterben des Sohnes Gottes, der sich in die Hände der Menschen gab. Wer dieses Buch liest, wird vergessen, dass er die Geschichte (vielleicht) längst kennt: die Geschichte eines Prozesses, in dem man sich als Richtender und als Gerichteter plötzlich selbst wiederfindet. Ein Buch, das für Christen wie Nichtchristen gleichermaßen zur Pflichtlektüre gehört.

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Arthur Richter

Prozess gegen Gott

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Bestell-Nr. 226.382

ISBN 978-3-417-21992-0 (PDF)ISBN 978-3-417-21989-0 (E-Book) ISBN 978-3-417-26382-4 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book:CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

1., leicht überarbeitete Paperbackauflage 2011

© der deutschen Ausgabe 2011 SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG · Bodenborn 43 58452 Witten Internet: www.scm-brockhaus.de; E-Mail: [email protected]

Die Bibelverse sind folgender Ausgabe entnommen: Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Umschlaggestaltung: Yellow Tree Kommunicationsdesignwww.ytdesign.de Satz: Christoph Möller, Hattingen Druck und Bindung: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm Printed in Germany

Inhalt

VORWORT ZUR AKTUELLEN AUSGABE

VORWORT ZUR ERSTEN AUFLAGE

ICH GLAUBE AN JESUS CHRISTUS

DAS LEBEN JESU

DER PROZESS GEGEN JESUS VON NAZARETH

§ Das Vorspiel

§ Der Einzug in Jerusalem

§ Der Verrat des Judas

§ Das letzte Passahmahl

§ Gethsemane

§ Die Verhaftung

§ Die Vorverhandlung und der Verrat des Petrus

§ Die Verhandlung vor dem Großen Synedrium

DER ZWEITE TEIL DES PROZESSES

§ Verhandlung vor dem römischen Prokurator

§ Zwischenakt: Herodes Antipas

§ Die Passah-Amnestie

§ Das Urteil

§ Die Kreuzigung

§ Jesu Grablegung

DIE AUFERSTEHUNG

LITERATURVERZEICHNIS

Arthur Richter

Fußnoten

VORWORT ZUR AKTUELLEN AUSGABE

»Papa, Papa, in dieser Kirche haben sie Jesus ja auch umgebracht!«, stellte meine kleine Tochter beim Besuch einer weiteren Kirche im Süden Frankreichs fest. Das erinnerte mich an zwei kleine Mädchen, die Arthur Richter in seinem »Prozess gegen Gott« beschreibt. Losgelöst vom Wissen um die Geschichte sind sie einfach entsetzt, was da passiert ist, als sie ein Kreuzesbild in einer Kunsthandlung entdecken. Auf der anderen Seite erinnerte es mich an meine Begeisterung für dieses Buch!

Die Passion und die Auferstehung Christi ist das zentrale Ereignis, das mich bewegt, wenn ich sage: »Ich glaube an Jesus Christus!« Doch lange Zeit habe ich diese Tatsache nur zur Kenntnis genommen, darüber gelesen und oberflächlich darüber gesprochen. Erst Arthur Richters Erzählung hat mich dadurch, dass sie mich in die damalige Zeit, ihre Regeln, Erwartungen und ihre Ängste mithineinnahm, aus der Betrachterrolle geholt und für mich begreifbar gemacht, was da um meinetwillen geschehen ist. Aus der einfachen Überlieferung ist ein konkreter Bezug geworden.

Und noch mehr: In Diskussionen mit Freunden, in der Jugendarbeit, bei Themenabenden mit Erwachsenen habe ich immer wieder erlebt, dass sich durch die Einbettung in die Realität der damaligen Zeit viel persönlichere – weil konkretere – und nachhaltigere Diskussionsansätze eröffnen. Abende wurden gelegentlich länger und engagierter. Neue Perspektiven auf alte Standpunkte haben immer wieder Veränderungen bewirkt.

Für mich ist es zu einer lieb gewonnenen Angewohnheit geworden, »Prozess gegen Gott« regelmäßig zu lesen und darüber zu sprechen. Mit dieser Neuauflage kann man dieses Buch endlich wieder weiterempfehlen und verschenken. Wichtig sind mir dabei neben den Menschen, die schon in einer Beziehung mit Jesus leben, gerade diejenigen, die sich mit der Frage: »Was hat Jesus eigentlich mit mir zu tun?«, auseinandersetzen.

Diese Erzählung, die weitestgehend unverändert übernommen wurde, ist in Zusammenarbeit mit dem Marburger Kreis e.V. – mc² – neuaufgelegt worden. Der Marburger Kreis – Mitglied der »Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste« im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) – ist ein Netzwerk engagierter Christen aus verschiedenen Konfessionen und Berufen mit dem Ziel, eine sachgerechte Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben anzubieten. Das »c« bei mc² steht für »crossover«, die Jugendarbeit des Marburger Kreises.

Dieser Bericht hat nichts an Aktualität verloren. Ich wünsche Ihnen, dass er Sie hineinnimmt in die Zeit Jesu und Sie teilhaben lässt an den Ängsten und Hoffnungen der Menschen, die damals noch nicht wussten, wie diese Geschichte enden würde.

Peter Mazurek
Mitarbeiter im Marburger Kreis, Diplom-Kaufmann

VORWORT ZUR ERSTEN AUFLAGE

Seit meiner Kindheit hat die »Passionsgeschichte« eine starke Anziehungskraft auf mich ausgeübt. Gleichzeitig fürchtete ich mich vor ihr — wie Kinder vor unheimlichen Geschichten zurückschrecken und doch leise von ihnen angezogen werden. Später wandelte sich das Interesse und wurde sachlich. Ich spürte, dass das hier mehr war als eine erbauliche Geschichte und dass wir den berichteten Tatbeständen nur darum so gedankenlos gegenüberstanden, weil wir den Sinn dafür verloren hatten. Wenn man die alten Berichte heute überhaupt noch zur Kenntnis nimmt, hat man sie »eingeordnet«. Sie gehören zum Gebiet der Religion, werden ohne besondere Bedenken anerkannt und zur gegebenen Zeit betrachtet und besprochen. Mit dem, was man »das Leben« nennt, haben sie nichts zu tun. Die übliche Form frommer Betrachtung lässt uns meist nicht ahnen, welche spannungsgeladene Menschheitstragödie hinter dieser Geschichte steht: »Ein schreckliches Drama, in welchem Gott das Opfer und der Held ist« (Sayers).

In den letzten fünfzehn Jahren habe ich mich viel mit der Geschichte des Prozesses Jesu von Nazareth beschäftigt und alles Erreichbare gelesen, bunt und unsystematisch, wie es mir in die Hand kam. Dann wurde ich aufgefordert, jungen Leuten davon zu erzählen. Meist hatten sie von diesen Dingen keine Ahnung und waren misstrauisch und ablehnend gegenüber allem, was mit Gott zu tun hatte. An der Art, wie sie sachlich, unsentimental und voraussetzungslos die Erzählung aufnahmen, ging mir selber ganz neu die dynamische Spannung und Dramatik der Geschichte auf. Die jungen Menschen begriffen mit dem Herzen, dass es sich hier nicht um langweilige dogmatische Aussagen handelte, sondern um das Handeln Gottes an uns, und dass sie selber gemeint waren.

Später habe ich diese Notizen gesammelt und geordnet. Nun sollen sie einem weiteren Kreis zugänglich gemacht werden. Ich betone, dass die Arbeit keinen Anspruch auf theologische Richtigkeit und wissenschaftliche Vollständigkeit erhebt. Genau genommen befinde ich mich in einer ähnlichen Lage wie der Herausgeber des zweiten Makkabäer-Buches, der in seinem Vorwort sehr eindringlich klarstellt: »Dies alles, was Jason von Kyrene in fünf Büchern berichtet hat, wollen wir versuchen, in ein einziges Buch zusammenzuziehen. Das Eindringen in die Tiefe und das umfassende Berichterstatten und die sorgfältige Erforschung aller einzelnen Tatsachen, das ist Sache des eigentlichen Geschichtsschreibers; dagegen das Streben nach Kürze des Ausdrucks und der Verzicht auf ausführliche Darstellung ist dem zu gestatten, der nur eine Umformung des Stoffes vornimmt« (2. Makkabäer 2,23 und 30-31).

Das Literaturverzeichnis im Anhang ist unvollständig; das ist durch die Entstehungsweise dieser Arbeit begründet. Ich habe den herzlichen Wunsch, dass der Leser anschließend nach der Bibel greift und sich in die Berichte der Evangelien vertieft. Wenn das geschieht, dann hat diese Arbeit ihren Sinn erfüllt.

Arthur Richter

ICH GLAUBE AN JESUS CHRISTUS

»Ich glaube an Jesus Christus.« Das bekenne ich und sage damit, dass eine personale Beziehung zwischen ihm und mir besteht, dass ich ihm gehorche und ihn lieb habe. Und wenn ich Jesus lieb habe, dann ist es ein natürliches Bestreben, ja, mein brennendes Interesse, wenigstens annähernd herauszufinden, wer er war und wer er heute ist.

Das Leben Jesu ist eingebettet in die Geschichte. Wir erkennen, wie die Geschichte auf ihn ausgerichtet ist. Seine Geburt ist die Zäsur. Mit ihr begann ein neuer Abschnitt, der auf die Wiederkunft Jesu Christi zuläuft. Wir achten darauf, dass wir uns kein geschichtsloses Bild Jesu machen, dass er nicht wie auf dem Goldgrund alter Bilder beziehungslos und zeitlos erscheint. Solche Darstellungen werden schnell zu Theorien, über die man sich streitet, oder es entstehen Ideale, die rasch subjektiv verfälschen. Jesus lebte in der Geschichte seines Volkes, und in seiner Gemeinde lebt er in der Menschheitsgeschichte weiter bis zu dem Endpunkt, den er selber bestimmen wird. »Ende« bedeutet im Neuen Testament nicht ein Versinken in das Nichts, sondern es heißt »Ziel«. Jesus ist selber das Ziel der Geschichte.

Wir sehen mit Staunen und Ehrfurcht den Plan Gottes, seine Oikonomia, wie er im Neuen Testament manchmal genannt wird. Wir sehen, wie Gott von Abraham, Isaak und Jakob her sein eigenes Volk schafft und durch die Geschichte hindurchführt. In diesen langen Jahrhunderten redeten die Propheten immer wieder von dem »Messias«, den Gott senden würde. Bileam, ein etwas zwielichtiger Mann, sagte das Wort von dem Stern, der aus dem Geschlecht Jakobs aufgehen werde, schon 1300 Jahre vor Christi Geburt. Später wurde durch die Propheten vom »Sohn Davids« geredet, von dem großen Monarchen, der das Reich Davids wieder aufrichten werde. Daniel sah und beschrieb den »Menschensohn«, der auf den Wolken des Himmels kommen sollte, um in Jerusalem zu regieren. Vom Priesterkönig war die Rede, der den Frieden der Welt bringen werde. Und schließlich kam durch Jesaja die erschütternde Botschaft von dem leidenden Gottesknecht, der erst durch seinen Tod hindurch zur Herrschaft gelangt. Eine Vielfalt von Stimmen und Bildern hielt die Sehnsucht des Volkes wach: Ein Erlöser wird kommen!

Jeder Israelit wartete mit Inbrunst auf die Verwirklichung der Zusagen Gottes. Dieses Warten eines ganzen Volkes ist ergreifend. Dann hat Gott 450 Jahre lang geschwiegen. Seit Maleachi war kein neuer Prophet aufgestanden. Das Volk wartete gespannt und betend. Tag um Tag wurden im Tempel die alten Gebete dargebracht. In jeder Familie wurden die Söhne erzogen, dem Messias entgegenzuleben. Eine Generation gab das Warten an die andere weiter, ohne zu ermüden.

In diesen letzten 450 Jahren zerbrach das Volk Israel politisch und wirtschaftlich. Es entstand ein quälendes Durcheinander. Ein Fremdherrscher löste den anderen ab. Erst kam Alexander der Große als Eroberer und gliederte Israel in sein Weltreich ein. Er wurde abgelöst durch die ägyptischen Ptolemäer. Diesen folgte nach schweren Kämpfen die Herrschaft der Syrer unter Antiochus III., dem Großen. Es begann eine Zeit harter Unterdrückung bis zum offenen Terror, als Antiochus IV. im Jahre 168 v.Chr. den Tempel in Jerusalem plünderte und die täglichen Opfer verbot. Dagegen flammte ein Volksaufstand auf, blutige und grausame Kämpfe und jahrelanger Bürgerkrieg verwüsteten das Land, bis die Makkabäer ihre Herrschaft gesichert hatten. Dann griff Rom ein, und Pompejus eroberte das Land — das letzte jüdische Königtum war damit beendet. Das war im Jahre 63 v.Chr. Vom Jahre 37 v.Chr. an regierte zwar wieder ein König in Israel, aber er war ein Araber aus einem fremden, verhassten Geschlecht. Herodes trägt den Beinamen »der Große«. Er hat mit Blut Geschichte gemacht und mit brutaler Gewalt Ordnung geschaffen, nachdem alle legalen Thronanwärter umgebracht waren. Der große Augustus in Rom hatte ihn als König anerkannt.

Durch diese entsetzliche Geschichte lief wie ein verborgener goldener Faden das Warten auf den Messias. In der Sehnsucht des Volkes nahm er immer mehr die Gestalt des großen Befreiers an, der Israel wieder zum Glanz des davidischen Königtums führen würde.

DAS LEBEN JESU

In dieser geschichtlichen Situation geschah die Geburt Jesu. Der große Augustus war der Enkel eines Bankiers. Er begann seine Reichsreform mit dem »census augusti«, einer umfassenden Volkszählung, die eine Grundlage für das neue Steuerwesen liefern sollte. Die große Schätzung begann anno 27 und wurde im Jahr 11 v.Chr. durch den kaiserlichen Generalissimus Quirinius auch in Syrien eingeleitet. Das Verfahren war sehr umständlich. Die Register waren in den Stammorten der Geschlechter ausgelegt, eine kleine Völkerwanderung war notwendig, um die weitverzweigten Familien in den alten Heimatorten zu erfassen. Eine Welle von Verbitterung und Widerstand lief durch das Land. Dabei spielten auch religiöse Motive eine große Rolle. Man glaubte, dass eine Volkszählung, die nicht von Jahwe selbst angeordnet war, dem Volk Unheil bringen werde. Den großen König David kostete es einmal 70 000 Männer, als er durch Joab die zwölf Stämme Israels ohne Erlaubnis Gottes zählen ließ. Besonders unruhig war die Nordprovinz Galiläa. Ein gewisser Judas ben Hiskia hetzte offen zum Aufstand. Er hatte sein Hauptquartier in Sepphoris, nahe bei Nazareth. Es gab blutige Unruhen, die mit Gewalt niedergeschlagen wurden.

In einem römischen Bericht über die syrischen Schätzungen heißt es: »Die Censitoren erschienen allerorts und brachten alles in Aufruhr. Die Äcker wurden Scholle für Scholle vermessen, jeder Weinstock und Obstbaum wurde gezählt, jedes Stück Vieh jeder Gattung wurde registriert, die Kopfzahl der Menschen wurde notiert. In den autonomen Städten wurde die städtische und ländliche Bevölkerung zusammengetrieben, alle Marktplätze waren verstopft von herdenweise aufmarschierenden Familien, jedermann erschien mit der ganzen Schar seiner Kinder Und Sklaven, überall hörte man das Schreien derer, die mit Foltern und Stockschlägen verhört wurden, man spielte die Söhne gegen die Väter aus und presste die treuesten Sklaven zu Aussagen gegen ihre Herren, die Frauen gegen ihre Ehemänner. Wenn alles vergeblich durchprobiert war, folterte man die Steuerpflichtigen, bis sie gegen sich selber aussagten, und wenn der Schmerz gesiegt hatte, schrieb man steuerpflichtigen Besitz auf, der gar nicht existierte« (Lactantius).

Inmitten der nationalen Verbitterung und politischen Hochspannung, mitten in der Bewegung der wandernden Familien und Geschlechter mit allem Durcheinander und Elend wurde im Stall der Karawanserei von Bethlehem ein kleines Kind geboren. Die Eltern waren arme, unbekannte Abkömmlinge des Hauses David. Es war so, als habe in einem unserer Flüchtlingslager eine vertriebene Mutter ihr Kind zur Welt gebracht. Aber hinter der sichtbaren Not stand ein stilles, geheimes Glück. Offenbarungen seltsamer Art waren geschehen und erfüllten die Seele der Mutter. Dieses Kind der Armut war der Messias. Kaum ein Mensch wusste etwas davon. Einige Hirten auf dem Feld bei Bethlehem erlebten eine wunderbare Engelsbotschaft und kamen bestürzt und freudig verwirrt zu dem Kind. Jerusalem und die geistigen Führer des Volkes wussten nichts davon.

In der Hauptstadt gab es dann viel Rederei und Verwirrung, als fremde Magier kamen und mit rührender Naivität nach dem neugeborenen Königssohn fragten. Das Kind Jesus war zu einem merkwürdigen Zeitpunkt geboren. Im Jahr 7 v.Chr. erschien am Sternenhimmel eine Planetenkonjunktion, die die ganze Welt, die damals stark im Bann der Astrologie stand, in Aufruhr brachte: Der Königsstern Jupiter begegnete dem Saturn im Zeichen der Fische. Man sprach vom Anbruch des Goldenen Zeitalters. Niemand anders als Augustus konnte der göttergleiche König sein. Es gab aber auch andere Meinungen. Im Land der Parther hatte man in der uralten Sternwarte von Sippar die Planetenbegegnung lange vorausberechnet und hoffte auf einen neuen König des Orients, der die stolzen Römer in den Staub treten würde. Dazu kamen die unvergessenen Weissagungen von dem Stern aus Jakobs Stamm. So waren die weisen Männer ausgezogen, um den König der Zukunft zu verehren.