Raubkatzen in menschlicher Obhut - Katerina Mirus - E-Book

Raubkatzen in menschlicher Obhut E-Book

Katerina Mirus

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Beschreibung

Seit Jahrtausenden kreuzen sich die Wege von Mensch und Raubkatze. Die Faszination jedoch bleibt. Sich mit den wilden Tieren vertraut zu machen, sie ganz nah zu erleben, scheint ein uralter Wunsch zu sein. Doch wie geht es den Tieren in menschlicher Obhut - sollten sie nicht besser in die Freiheit? Die Fotografin und Autorin dieses Buches, Katerina Mirus, zeigt Pro und Kontra der Raubkatzenhaltung in Zirkus, Zoo und Privathand auf. Dabei sind viele interessante Details über die Lebensweise der Tiere zu erfahren, zum Beispiel über Aufzucht und Paarungsverhalten. Aus verschiedenen Zoos werden in Wort und Bild Raubkatzen-"Persönlichkeiten" vorgestellt, die einem beim Lesen ans Herz wachsen. Ebenso gibt das Buch Einblick in Zucht- und Schutzprogramme sowie die zunehmend besseren Richtlinien für artgerechte Haltung. Ein informativer und spannender Fotoband über alle Arten von Raubkatzen, von Tiger über Jaguar und Löwe bis zu unbekannteren Arten, wie der Fischkatze.

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Seitenzahl: 225

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RAUBKATZEN IN MENSCHLICHER OBHUT

Katerina Mirus

Wild & Beauty Photography

© 2015 Katerina Mirus Wild & Beauty Photography

Lektorat, Korrektorat: Die Wortbinderei Karin Charlotte Melde

Umschlaggestaltung, Layout: Druckblume Christine Bakeberg

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN Paperback: 978-3-7323-5705-5

ISBN Hardcover: 978-3-7323-6130-4

ISBN e-Book: 978-3-7323-6131-1

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

RAUBKATZEN

HALTUNG IN MENSCHLICHER OBHUT

FÜTTERUNG

SAUBERKEIT

PAARUNGSVERHALTEN

AUFZUCHT

PRIVATHALTUNG

ZIRKUSHALTUNG

TIERTRAINER CHRISTIAN WALLISER

RAUBTIERPARKS

RINGELLAND

RAUBKATZEN UND EXOTENASYL E.V.

DIE TIGERFAMILIE: TIGER, KIARA, IGOR, BORIS UND USSURI

TIGER – PANTHERA TIGRIS

INDISCHER TIGER – PANTHERA TIGRIS TIGRIS

WEISSE TIGER

ACHILLES UND SHILANG

SÜDCHINESISCHER TIGER – PANTHERA TIGRIS AMOYENSIS

SIBIRISCHER TIGER – PANTHERA TIGRIS ALTAICA

TIGEROASE KOSTOLNA

MALAIISCHER TIGER – PANTHERA TIGRIS JACKSONI

KAWI

SUMATRA TIGER – PANTHERA TIGRIS SUMATRAE

RHANI

LÖWE – PANTHERA LEO

BERBERLÖWEN – PANTHERA LEO LEO

DER LÖWE NELSON MANDELA

WEISSE LÖWEN

WEISSE LÖWEN VOM CIRCUS KRONE

ASIATISCHER LÖWE – PANTHERA LEO PERSICA

THAR UND KEERA

JAGUAR – PANTHERA ONCA

JAGUAR PETRA

BORIS UND LEIMA

LEOPARDEN – PANTHERA PARDUS

AMURLEOPARD – PANTHERA PARDUS ORIENTALIS (AMURENSIS)

PERSISCHER LEOPARD – PANTHERA PARDUS SAXICOLOR

GINGER UND FRED

MESCHED UND AMAN

CHINESISCHER LEOPARD – PANTHERA PARDUS JAPONENSIS

NURIKA UND RICHARD

JACK

SCHNEELEOPARD – PANTHERA UNCIA

PIA UND INDRA

NEBELPARDER – NEOFELIS NEBULOSA

GEPARD – ACINONYX JUBATUS

SAMUEL THAJE

PUMA – PUMA CONCOLOR

PÜNKTCHEN UND ANTON

COCO, SIMBA, BABOO UND KLEIN UNCAS

JAGUARUNDI – PUMA YAGOUAROUNDI

KARAKAL – CARACAL CARACAL

KARAKALDAME KALAHARIA

SERVAL – LEPTAILURUS SERVAL

HYTA UND BATUL

WEISSER SERVAL

LUCHS – LYNX

ANUBIS

FISCHKATZE – PRIONAILURUS VIVERRINUS

RATU

MISCHLINGE – HYBRIDEN

DANK UND QUELLENVERZEICHNIS

VORWORT

Liebe Leser und Leserinnen, liebe Raubkatzen-Fans, liebe Tierfreunde,

dieses Buch sollte ursprünglich ein Bildband werden. Da ich aber bei meinen Foto-Touren so viel erlebte, musste ich es aufschreiben, um euch damit mit diesen Erlebnissen die Lebensweise von Raubkatzen näher zu bringen. Ein Beweggrund für das Buch waren auch die vielen Diskussionen über das Leben von Tieren, die im Zirkus, Zoo und in Privathaltung leben. Ich möchte Pro und Kontra sowie neue Erkenntnisse zur Raubkatzenhaltung in menschlicher Obhut aufzeigen und Mythen aus dem Weg räumen.

Schon im Kindesalter hielt ich eine Fotokamera in der Hand und schaute später gerne zu, wie mein Vater seine Bilder selbst entwickelte. Erst im Jahr 2008, mit dem Umstieg von analoger auf digitale Fotografie, begann ich, mich intensiv mit der Tierfotografie zu beschäftigen. Tiere haben mich schon immer fasziniert, Bären, Raubvögel, doch am meisten zog es mich zu den Raubkatzen hin.

Leider hatte ich nie die Möglichkeit in Afrika oder Asien zu fotografieren, um möglichst viele unterschiedliche Tiere in freier Wildbahn vor meine Linse zu bekommen, geschweige denn, sie anzufassen, was die Erfüllung eines großen Kindheitstraumes gewesen wäre.

Ich bin der Meinung, dass ein gutes Bild nicht unbedingt technisch perfekt sein muss, ein Bild sollte eine Geschichte erzählen, doch als Fotografin strebe ich natürlich auch nach der Perfektion. Es sollte am besten alles stimmen, die Qualität und das besondere Motiv. Zum Ausüben der Tierfotografie gehören außer Geduld, Zeit und Ausrüstung auch eine gehörige Portion Erfahrung und Wissen über die Lebensweise und das Verhalten der Tiere.

Ein Beispiel: Bei empfindlichen Menschen kann Blitzlicht schmerzhaft sein, bewirken, dass die Augen tränen. Da Tiere, wie z. B. Raubkatzen, weitaus lichtempfindlichere Augen haben als wir, sollte es für jeden verantwortungsbewussten, einfühlsamen Fotografen selbstverständlich sein, bei Tierfotos auf Blitzlicht zu verzichten. Blitze können bei Tieren Stressgefühle, Unwohlsein oder zumindest eine genervte Stimmung und Verunsicherung verursachen. Für mich persönlich ist es keine Aufnahme wert, die Tiere unnötig zu stressen.

Anfang 2013 fragte mich meine Nachbarin, was ich mit den ganzen Fotos, die ich bis jetzt gemacht habe eigentlich vorhabe. Meine Antwort war, daraus irgendwann einen Fotoband zu machen. Nach der Rückfrage: „Warum machst du es nicht jetzt?“ dachte ich: „Ja, auf was warte ich eigentlich?“

Ich hatte inzwischen viele Fotos, doch ohne Genehmigung für deren Veröffentlichung. So schaute ich mich in sozialen Netzwerken im Internet um, schrieb ein paar Nachrichten und musste nicht lange warten, bis ich die erste Zusage erhielt, Tiere zu fotografieren, Fragen zu stellen und um alles für mein Buch zu verwenden.

Seit Mai 2013 besuchte ich gezielt mehrere Zoos, Tiertrainer im Zirkus und private Raubtierhalter in Deutschland, Tschechien und der Slowakei. Als gebürtige Tschechin hatte ich den Vorteil, mit den Leuten in ihrer Landessprache zu reden. Ich sprach mit Pflegern, Zoologen, Tierfilmern und freiwilligen Tierschutzhelfern und schaute sehr neugierig und mit wachem Blick hinter die Kulissen dieser Einrichtungen. Ich habe viele Informationen gesammelt und es gelang mir im Lauf der Zeit, viele besondere Aufnahmen zu machen und starke Tier-Persönlichkeiten unter den Raubkatzen kennenzulernen. Diesen wundervollen Tieren so nahe zu kommen, war wirklich etwas Außergewöhnliches.

Viele Tierhalter und Pfleger erlebte ich am Anfang unserer Gespräche sehr distanziert. Wenn sie aber merkten, dass mein Interesse wirklich den Tieren galt, wurden meine Bemühungen belohnt. Sie erzählten mir manches Wissenswerte über ihre Tiere.

Beim Fotografieren kommt es oft vor, dass ich die Raubkatzen anfassen oder streicheln darf, natürlich mit einer gewissen Zurückhaltung, weil die eigene Sicherheit stets vor geht. Wenn sich das Tier von seinem Pfleger anfassen oder aus der Hand füttern lässt, ist das das Ergebnis von lange aufgebautem Vertrauen. Ein Fremder sollte das nicht ohne Erlaubnis tun.

Mit der Zeit konnte ich einen großen Bekanntenkreis rund um das Thema Raubkatzen mein eigen nennen. Dank Facebook und Co. blieb man in Kontakt, erfuhr Neuigkeiten und ich wurde oft weiter empfohlen. Auf diese Weise entwickelten sich ein paar gute Freundschaften und immer wenn ich dachte, jetzt hab ich genug Informationen gesammelt, habe ich etwas Neues erfahren oder einen Tipp bekommen. Obwohl ich „nur“ einen Fotoband machen wollte, hatte ich so viel Material, dass ich das einfach einbauen musste. Es hat über zwei Jahre gedauert, bis aus meiner Idee das fertige Buch entstand.

Natürlich habe ich eine eigene Meinung zur Raubkatzenhaltung. Tiere gehören in die Freiheit! Das ist aber nicht immer möglich, da es im Moment mit ihren Lebensräumen nicht gut bestellt ist. Bei meinen Recherchen merkte ich, dass es nicht nur Schwarz oder Weiß gibt. Es muss sich noch sehr vieles ändern, in Form von besseren Kontrollen und Gesetzen. Es ist meines Erachtens weniger wichtig, wo die Tiere leben, sondern wie und bei wem. Auch ein Privatmann kann einem Tier sehr schöne Lebensbedingungen bieten, wenn er finanziell abgesichert, mit Herz und Seele dabei ist und genug Erfahrung besitzt.

In Europa sind wieder Luchse, Wildkatzen, sogar Wölfe und Bären in der freien Natur zu finden. Daran sollten wir uns alle freuen. Doch viele Menschen haben Angst vor den Tieren. Aufklärung ist hier sehr wichtig. So ist es auch in Afrika, wo Tiere allein zum Spaß, gegen Bezahlung zum Abschuss freigegeben werden, auch wenn sie vom Aussterben bedroht sind. Der Schein, dass Tiere in ihrer Heimat ungestört leben können, trügt.

Wollen wir den Versuch wagen, die Zeit „zurückzudrehen“, um wieder freilebende Wildtiere in unseren Wäldern zu sehen? Dann müssen wir uns für die Natur und Umwelt interessieren, ihre Gesetze verstehen und respektieren, den Tieren genug Freiraum geben. In Gefangenschaft müssen wir ihnen mit artgerechter Haltung und sinnvoller Beschäftigung das Leben so angenehm wie möglich machen.

Wir sollten mehr Verantwortung für Lebewesen übernehmen, das heißt auch, dass wir uns über diese Tiere umfassender informieren.

Es war für mich eine große Herausforderung, ein Buch in deutscher Sprache zu schreiben. Ohne meine vielen Freunde und zum Schluss die Lektorin und Grafikerin, die mir mit Tipps und Korrekturen geholfen haben, wäre es kaum möglich gewesen. Ich möchte mich bei allen recht herzlich bedanken!

Katerina Mirus

© Foto: Charly Swoboda, www.mediafreedom.at

Gerne könen Sie mich auf Facebook besuchen und mir Ihre Meinung über mein Buch schreiben: www.facebook.de/Raubkatzenbuch

Weitere Fotografien finden Sie auch auf meiner Foto-Fanseite: www.facebook.de/WildBeautyPhotography

RAUBKATZEN

Kaum ein anderes Tier hat beim Menschen so viele verschiedene Emotionen hervorgerufen wie eine Raubkatze. Für ihre Eleganz, Anmut, Stärke, Schnelligkeit – egal ob bei den Mayas, im alten Ägypten oder im Reich Chinas, überall wurde sie verehrt, begehrt, aber auch gefürchtet und gejagt.

Seit Jahrtausenden kreuzen sich die Wege von Menschen und Raubkatzen und bis heute faszinieren uns diese Tiere. Nicht umsonst sind Hauskatzen die beliebtesten Haustiere. Viele von uns möchten einfach einen kleinen Tiger um sich haben. Es ist umso erstaunlicher, dass Raubkatzen immer noch sehr wenig erforscht sind. Das wiederum steigert die Begeisterung, wenn wir einem dieser edlen Tiere begegnen.

Mir erging es nicht anders. Schon im Alter von drei Jahren war mein liebstes Tier auf Opas Bauernhof eine schwarze Katze namens Bertik. Vor 40 Jahren hatten es Bauernkatzen alles andere als einfach; es gab kaum medizinische Versorgung und ich kann mich nicht daran erinnern, dass Bertik einmal einem Tierarzt vorgestellt worden wäre, geschweige denn, eine Impfung bekommen hätte.

Bei echten Raubkatzen war es nicht viel anders. Sehr scheu, gut getarnt, in abgelegenen Regionen lebend, war es schwer, sie zu finden, um ihre Lebensweise, das Verhalten und ihre Bedürfnisse zu studieren. So waren Käfige und Ausläufe im Zoo früher nicht besonders groß, weder gab es Spielzeug, noch Klettermöglichkeiten. Wer wusste damals schon, dass Tiger gerne schwimmen gehen und daher auch in der Gefangenschaft ein Pool oder wenigstens eine Dusche überaus wichtig für sie wäre.

Heutzutage sehen das viele Menschen anders und das ist gut so. Deswegen ist die Arbeit von Forschern und Tierfilmern so wichtig. Dank moderner Geräte und Kameras können sie das Leben der Raubkatzen studieren, ohne diese zu stören, einzufangen oder sie gar zu erschießen, was früher zur Dezimierung der Tiere führte oder ein Leben in Gefangenschaft für diese bedeutete.

Tiger lieben Wasser, Tiergarten Nürnberg, 2010

Mithilfe von DNA-Analysen reicht schon eine Kotprobe aus, um sie einem bestimmten Exemplar zuzuordnen, oder Erkenntnisse darüber zu erlangen, wie sich ein bestimmtes Tier ernährt hat. Mit Fotofallen gelingt es, einzelne Tiere zu identifizieren, was wiederum genaue Zählungen ermöglicht. Jedes Streifen- oder Fellmuster ist einzigartig wie ein Fingerabdruck. Manche Menschen können ein Tier sogar an seinen Schnurrhaaren erkennen. Jedes Haar hat an der Wurzel einen Pigmentfleck. Diese Flecken bilden ein Muster, welches sich das ganze Leben nicht verändert.

Es werden täglich neue Erkenntnisse gewonnen, die dazu beitragen, diesen Tieren bessere Lebensbedingungen zu schaffen, sie zu schützen, um den Fortbestand über weitere Generationen zu ermöglichen. Es hat sich vieles verändert.

Jedes Schnurrhaar hat an der Wurzel einen Pigmentfleck

In den vergangenen 100 Jahren sind die Populationen mancher Arten bis zu 97% dezimiert worden und zahlreiche Arten sind bereits ausgestorben. Trotz Verbots werden diese wunderschönen Tiere immer noch von Wilderern gejagt, von Farmern und Bauern, die ihre Herden schützen wollen, erschossen, beziehungsweise in Fallen gelockt oder vergiftet. Im asiatischen Raum werden immer noch Tiger- und Leopardenfelle zu Kostümen verarbeitet und bei Volksfesten verwendet und es wird mit den Knochen und Zähnen der Raubtiere gehandelt, die als mächtige Talismane und in der traditionellen chinesischen Medizin gefragt sind.

Auch die Zerstörung der natürlichen Lebensräume ist einer der Hauptgründe, warum so viele Tierarten dem Untergang geweiht sind. Auf der Welt leben immer mehr Menschen, es herrscht Überbevölkerung und die Industrie wächst. Die Abholzung der Urwälder bzw. der Regenwälder macht es noch schlimmer. Außerdem führt der Straßenverkehr dazu, dass Tiere überfahren werden, oder keine Partner zur Paarung finden, da ihre Reviere isoliert werden. Die Folgen sind Inzucht oder ein kleinerer Genpool, welche die nachkommenden Populationen schwächen.

Tigerschädel

Tiger Samur, Tiergarten Nürnberg

Im Prinzip ist unsere Hauskatze nur eine kleine Ausführung von Tiger und Co. – Fortpflanzung, Aufzucht, Ernährung oder das soziale Verhalten unterscheiden sich kaum. Selbst Verhaltensweisen wie Spielen und Jagen sind ähnlich. Jeder Katzenbesitzer weiß, was passiert, wenn ein Karton in der Wohnung steht – es dauert nicht lange bis die Katze darin sitzt, egal ob sie reinpasst oder nicht. Da sind auch die großen Verwandten nicht anders. Leere Kisten und Kartons gehören zu ihrem Lieblingsspielzeug, obwohl deren Lebensdauer meist nur ein paar Minuten beträgt.

Es gibt ein paar anatomische Unterschiede zwischen Groß- und Kleinkatzen, wie z. B. die Augen. Hier unterscheiden sich vor allem die Pupillen: Kleinkatzen haben meistens schmale, Großkatzen runde Pupillen. Auch das Zungenbein ist anders. Manchen Arten ermöglicht es das typische Brüllen, anderen dafür das Schnurren. Doch erst DNA-Analysen haben die wichtigsten Unterschiede aufgezeigt, wonach Biologen die Einordnung der Arten in Groß- oder Kleinkatzen überarbeitet haben. Ein Gepard beispielsweise, welcher früher auf einer Zwischenstufe der Arten stand, gehört jetzt, trotz seiner Größe, zu den Kleinkatzen und ist sogar am nächsten mit dem amerikanischen Puma (Puma concolor) verwandt. Der eher kleine Nebelparder (Neofelis nebulosa) hingegen ist eine echte Großkatze.

Trotzdem gibt es immer noch vieles, was wir über Raubkatzen nicht wissen. Die meisten unserer Erfahrungen und Beobachtungen stammen von Tieren aus menschlicher Obhut. Ihr Verhalten kann sich aber durchaus von dem freilebender Raubkatzen unterscheiden.

Raubkatzen sind sehr schlaue Tiere. Sie können nicht nur ihre Kraft bewusst kontrollieren, sondern sind sich auch ihrer Gefährlichkeit bewusst. Während sie ihre Jungen, die nur ein paar Gramm wiegen, im Maul tragen ohne sie zu verletzen, passen sie die Stärke ihres Bisses der Beute an. Mal mit einem schnellen Biss in den Nacken, der die Wirbelsäule bricht, oder durch Abdrücken der Halsschlagader, was zum Ersticken führt. Viele Pfleger können ihren Schützlingen kleine Fleischhäppchen durch die Gitter geben, ohne dabei die Hand zu verlieren. Es ist interessant zu sehen, wie vorsichtig die Tiere dabei sind. Dies zeigt deutlich einen großen Vertrauens- und Liebesbeweis zwischen Mensch und Tier. Dadurch können die Pfleger aus der Nähe beobachten, ob es den Tieren gut geht oder nachsehen, ob die Krallen nicht eingewachsen sind. Bei Krankheiten besteht so außerdem die Möglichkeit, den Tieren eine Tablette zu verabreichen.

Pfleger verfüttert ein Hühnchen,Tigeroase Kostolna bei Bratislava

Ein Raubkatzengebiss ist darauf optimiert, die Beute festzuhalten und nach dem Töten Stücke aus dem Körper herauszureißen. Ihre Kiefer können sie nur auf und ab, aber nicht seitwärts bewegen. Dabei sind ihre Zähne, bis auf die Größe und Länge, nicht viel anders als bei uns Menschen. Die Tiere können genauso Zahnstein, Karies oder Parodontose bekommen. Der Raubkatzenspeichel enthält ein wirkungsvolles natürliches Antibiotikum. Wenn die Katzen ihre Wunden lecken, entzünden sich oft auch die tieferen nicht.

Im Gegensatz zum Menschen verwenden Katzen ihre Ohren nicht nur zum Hören. Sie können damit sehr ausdrucksstark ihre Stimmungen vermitteln: Entspannung, Wachsamkeit, Erregung, Abwehrhaltung oder auch Aggression. Die Ohren sind Teil der Körpersprache.

HALTUNG IN MENSCHLICHER OBHUT

Tierbücher gibt es natürlich viele. In ihnen steht oft nur Allgemeingültiges und sie beschreiben sehr sachlich Art und Lebensweise von Wildtieren in ihrer „natürlichen Umgebung“. Wie ergeht es eigentlich den Tieren in menschlicher Obhut? Ich finde, das ist eine überaus wichtige Frage, die mich schon immer beschäftigt hat.

Die ersten Erfahrungswerte über Raubkatzenhaltung und -pflege stammen aus dem Chinesischem Reich. Im alten Ägypten wurden Geparden und Karakale extra für die Jagd von Kaninchen und Antilopen gehalten. Schon im Römischen Reich, dann im späteren Mittelalter hatten sich die Adeligen an europäischen Königshöfen Raubkatzen als Status- und Machtsymbole gehalten.

Rebekka und Gepard Tao

Was viele Menschen nicht wissen, ist die Tatsache, dass von manchen Unterarten der Raubkatzen heutzutage mehr Exemplare in menschlicher Obhut leben, als in der freien Natur (z. B. Tiger, Amurleoparden), andere wiederum sind nur noch in Zoos und gar nicht mehr in freier Wildbahn zu finden (z. B. Berberlöwe).

Wissenschaftlich ist jedoch erwiesen, dass sich sowohl Verhalten als auch Aussehen oder Gewicht von Tieren in Menschenobhut stark verändern. Als Einzelgänger in der Wildnis geboren, gründen diese Tiere „Tierfamilien“, wo manch männliches Tier sich um den Nachwuchs kümmert, was in der Wildnis so undenkbar wäre. Ein anderes Beispiel zeigt sich an der Löwenmähne, die sich viel dichter präsentiert als bei einem Löwen, der in Freiheit lebt. Dank medizinischer Versorgung und guter Nahrung verlängert sich die Lebenserwartung bei betreuten Tieren erheblich und das Geburtsgewicht ihrer Nachkommen steigt.

Asiatischer Löwe Thar, Tiergarten Nürnberg

Wildtiere brauchen mehrere tausend Quadratmeter an Revierfläche. Sind deshalb die Zoogehege unserer Zoos viel zu klein? Nicht unbedingt! Wenn Raubtiere jagen, dann tun sie das nachhaltig, und nicht, wie wir Menschen, nur um zu töten oder aus Jagdgier. Raubkatzen jagen nur, wenn sie Hunger haben. Bei einer Beutejagd müssen die Tiere oft den Platz wechseln, denn jagt zum Beispiel ein Tiger mehrere Tage im selben Gebiet, werden instinktiv seine Beutetiere viel vorsichtiger. Sie sind sozusagen „vorgewarnt“, was natürlich des Tigers Jagderfolg schmälern würde. Aus diesem Grund hängen Reviergröße und Beutedichte zusammen. Frisst sich eine Raubkatze satt, so schläft sie anschließend bis zu 20 Stunden am Tag. Alles andere wäre Verschwendung von Energie. Dabei handelt es sich nicht direkt um einen Tiefschlaf, sondern um ein gewisses Dösen.

In der Tierwelt mögen Prädatoren (Räuberorganismen) keine Konkurrenz und gehen sich lieber aus dem Weg. So gestaltet sich die wichtige Suche nach einem geeigneten Partner schwierig und kann etliche Tage dauern, bis sie von Erfolg gekrönt ist und man sich gefunden hat. Wird dem Tier jedoch Futter oder ein passender Partner vor die „Nase“ gestellt, und es muss in Gefangenschaft keiner Konkurrenz aus dem Weg gehen, wie groß sollte dann sein Lebensraum sein? Und wie geht man mit aufkommender Langweile der Raubtiere um?

Um Verhaltensstörungen entgegenzuwirken, geistige und körperliche Fähigkeiten zu steigern, arbeiten Zoo, Zirkus oder Privat-Einrichtungen mit speziellen Übungen und Beschäftigungsprogrammen. Den Tieren werden verschiedene Gerüche und optische Eindrücke angeboten, wie zum Beispiel frische Äste, Duftspuren, Wechsel in verschiedene Tiergehege, verstecktes Futter, Spielzeug und Kratzbäume zum Krallenschärfen. Die Pfleger machen mit ihren Schützlingen auch bestimmte Übungen, damit der Umgang mit dem Tierarzt erleichtert wird. Mit alldem wird den Tieren unnötiger Stress erspart und ein Ausgleich zwischen beschränktem Lebensraum und den geistigen und körperlichen Fähigkeiten des Tieres geschaffen.

Tiger Samur, Tiergarten Nürnberg

Asiatischer Löwe Thar und sein Überraschungspaket, Tiergarten Nürnberg

Die Größe der Gehege und der Außenausläufe sind gesetzlich vorgegeben und werden auch von den Veterinärämtern und Tierschutzorganisationen laufend geprüft. Heutzutage übertreffen die meisten Tierhalter und Zoos die gesetzlich gestellten Anforderungen mehrfach, obwohl ein Gehege vielen Menschen manchmal immer noch zu klein erscheint. Erfreulicherweise hat sich seit den 70er und 80er Jahren der Umgang mit Tieren und die Führung der Zoos stark zum Positiven hin verändert. Ich war überrascht, wie enorm sich Tierparks in Tschechien seit meiner Kindheit verändert haben. Zoos sehen sich nicht nur in der Rolle ihre Tiere vorzuzeigen, wie es manche Zoogegner beharrlich behaupten. Die vier wichtigsten Aufgaben modern geleiteter Zoos sind Forschung, Artenschutz, Erholung und Bildung. So gibt es spezielle Führungen mit Zoo-Pädagogen, interessante und aufklärende Vorträge, kommentierte Fütterungen und „last but not least“ Steckbriefe aller Tiere in den Gehegen, um nur einige Beispiele zu nennen. Eine übersichtliche Homepage der Tiergärten gehört ebenso zur Aufklärungsarbeit, damit Vorurteile aus der Welt geschafft werden. Sollte jemand mehr über einzelne Tiere, ihre Haltung, Lebensweise oder den Artenschutz erfahren wollen, findet er so ganz leicht den richtigen Ansprechpartner.

Für stark gefährdete Tierarten gibt es spezielle Erhaltungs-, Zucht- und Auswilderungsprogramme. Zusätzlich werden Pläne entwickelt, von reinrassigen Tieren Sperma und Eizellen zu entnehmen, um mithilfe dieser „Befruchtungs- bzw. Besamungsstoffe“ und durch Hinzuziehung kryogener Technologie, dem Einfrieren, eine Art „Zukunfts-Arche Noah“ aufzubauen und damit kommende Tier-Generationen überhaupt möglich zu machen. Im Januar 2015 berichtete das Magazin Focus Online, dass es Berliner Forschern (Team um Katarina Jewgenow vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung IZW) – erstmals gelang, aus den Keimzellen gestorbener Afrikanischer Löwen Embryonen zu züchten. Dabei wurden eingefrorene Spermien eines schon vor zwei Jahren gestorbenen Löwen verwendet, sowie die noch unreifen, aber kurz vor dem Eisprung stehenden Eizellen aus den Eierstöcken einer gerade gestorbenen Löwin. Neu daran war, dass die Forscher die Eizellen vor der Befruchtung in vitro (im Reagenzglas) reifen ließen.

Das Verfahren, aus sogenannten Keimzellen- oder Gametenbanken Embryonen zu züchten, sei bei Hauskatzen bereits besser erprobt, aber für Wildkatzen noch recht neu. Es könnte z.B. die gefährdeten Asiatischen Löwen retten und zur Lösung verschiedener Probleme der Erhaltungszuchtprogramme in Zoos beitragen.

Um die genetische Vielfalt zu erhalten und Inzucht zu vermeiden, müssen die Tiere bisher zwischen den Zoos hin und her transportiert und an neue Partner gewöhnt werden, was Probleme und Risiken mit sich bringt. Eine Möglichkeit wäre nun, Keimzellen und Embryonen auszutauschen. Sogar Spermien männlicher Löwen aus freier Wildbahn könnten am narkotisierten Tier aus den Samenleitern entnommen werden. In die Zucht eingebracht, würden so die Populationen aufgefrischt, ohne dass die Väter in Gefangenschaft müssen. Dieses Verfahren muss zunächst noch verbessert werden. Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Arbeit im Fachmagazin „Theriogenology“.

Um einen stabilen und gesunden Bestand einer Tierart in den Zoos zu erhalten, ist es nötig, dass die Zoos miteinander kooperieren und Daten und Erfahrungen austauschen. Zu diesem Zweck haben sich viele europäische Zoos zu einem Verband, der EAZA (European Associatiation of Zoos and Aquaria) zusammengeschlossen und für bedrohte Tierarten ein europäisches Erhaltungsprogramm (EEP) gegründet. Für jedes Tier in diesem Programm gibt es einen Koordinator, der alle Daten sammelt und geeignete Tiere zur Nachzucht empfiehlt. Außerdem gibt es Tiere, die im ESB – European Regional Studbook oder ISB – International Studbook verzeichnet werden. Sie koordinieren die Zucht von Tieren, die keinem EEP angehören.

CITES – Convention on International Trade in Endangered Species of Wild and Flora

Washingtoner Artenschutzübereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen

Das Übereinkommen regelt oder verbietet den Handel mit geschützten Tier- und Pflanzenarten und wurde 1973 in Washington ausgehandelt. Die Ein- und Ausfuhr ist damit unter eine scharfe Kontrolle gestellt.

Auch der Handel mit Tierprodukten geschützter Tiere, Knochen, Felle oder präparierten Tieren unterliegt dieser Regelung. Anhang I: Listet sehr bedrohte und vom Aussterben bedrohte Arten auf und verbietet den Handel. Zu den wenigen Ausnahmen gehören der genehmigungspflichtige Handel zum Zweck wissenschaftlicher Untersuchungen oder der Handel mit Arten und Erzeugnissen aus nachgewiesenem legalem Privatbesitz. Anhang II: Listet schutzbedürftige Arten auf, soweit sie nicht in Anhang I geschützt werden. Anhang III: Listet alle Arten auf, für die in einzelnen Ländern besondere Bestimmungen gelten.

In der Praxis heißt es, dass auch jede Raubkatze, die verkauft wird oder über die Grenze reist, die nötigen CITES Dokumente haben muss, die ihre Herkunft nachweisen, um Wildfänge oder illegalen Handel zu vermeiden. Das gleiche gilt auch für Zähne, Felle, Schädel und Co. – viele Leute wissen es aber nicht. Bei einer Bekannten ist mir ihre Kette mit einer in Gold eingefassten Kralle aufgefallen. Ich habe sie daraufhin gleich gefragt, um was es sich da handelt. Es war ein Familienerbstück – eine echte Löwenkralle, vom Löwen, der mal dem Opa ihres Mannes gehörte. Dass sie für ihre Kette eigentlich einen CITES-Nachweis braucht, wenn sie damit in den Urlaub fliegt, wusste sie gar nicht. Sie hatte wohl bis jetzt Glück. Sollte die Kette nämlich einem Zollbeamten auffallen, würde diese höchstwahrscheinlich beschlagnahmt. Das gleiche gilt auch, wenn sie in einem ausländischen Zoo ein Büschel ausgefallener Haare von einem Tiger oder Leopard vor dem Gehege finden und sie als Souvenir mitnehmen. Hier könnten Sie am Flughafen Probleme bekommen.

FÜTTERUNG

Der Nürnberger Tiergarten zum Beispiel versorgt seine Pflanzenfresser ganz vorbildlich. Im eigenen großen Bio-Bauernhof „Gut Mittelbüg“ werden Grünfutter, frisches Gras, Bambus, Mais, Weizen, Hafer, Futterrüben und Gemüse für die Tiere angebaut. Pflanzenfresser sind somit sehr gut versorgt.

Raubkatzen sind aber reine Fleischfresser. Solche Tiere werden zwar in Zoos und privater Haltung nicht jeden Tag gefüttert, denn Tierforscher empfehlen 1–2 Fastentage in der Woche, doch Fleisch steht hier zwingend auf der „Speisekarte“, wie eben in der freien Natur auch. Hauptsächlich stammt das Rind, Kaninchen oder Hühnchen hierfür von Bauernhöfen aus der Umgebung, manches kommt aus Notschlachtungen, da das Fleisch nicht als Lebensmittel für den normalen Verzehr geeignet ist und als Fleisch zweiter Klasse bezeichnet wird, hier aber gute Verwendung findet. Daneben werden falsch ausgezeichnete Bio-Fleischsorten und ab und zu auch geschlachtete Zootiere wie Büffel oder Antilopen verfüttert. Das war spätestens im Februar 2014, nach dem Tod von Giraffe Marius im Zoo Kopenhagen, allen klar.

Wir sollten uns da nichts vormachen. So läuft es auch in der afrikanischen Savanne ab. Ob in einem Nationalpark oder in Naturreservaten – überall findet der gleiche Prozess statt! Da werden die Bestände über Abschuss geregelt, genauso wie es sich auch in unseren Wäldern verhält. Hier sind es die Förster, die bei Rot- oder Schwarzwild für eine ausgeglichene Wildbalance in der Natur verantwortlich sind. Wenn Raubtiere andere Zootiere fressen, für die kein Platz ist, die sich nicht an andere Zoos vermitteln lassen oder für deren Eltern Verhütungsmittel dauerhaft von Schaden sein könnten, ist es ein Teil des Populationsmanagements.

Allerdings waren im Falle der Giraffe Marius auch Mitarbeiter anderer Zoos sehr entrüstet, zum einen, weil die Zerlegung des Leichnams zur Schau gestellt wurde, zum anderen weil sie nicht gefragt worden waren, ob sie die Giraffe aufnehmen wollten. Eine Euthanasie ist immer der letzte Weg.

Interessant ist dabei, dass wir nichts gegen das Verfüttern eines Kaninchens bzw. Hühnchens haben, aber wenn es sich um andere Tiere handelt, gehen wir auf die Barrikaden. Tiere, die in menschlicher Obhut gut behandelt werden, sind für uns tabu? Bei schlecht gehaltenen Tieren aus der Massentierhaltung hält sich das Engagement und Mitleid vieler Menschen dagegen in Grenzen.

Hatten geschlachtete Zootiere im Gegensatz zur Massentierhaltung nicht ein schönes Leben und wurden schnell und stressfrei getötet? Haben wir eine Zweiklassentierhaltung? Sind manche Tiere weniger wert als andere? Alle diese Fragen müssen wir uns stellen. Warum behandeln wir Futtertiere schlechter als Haustiere? Mir scheint es sicher, dass wir Nutztieren extra wenig Zuneigung zeigen, um später kein schlechtes Gewissen haben zu müssen, wenn wir sie schlachten. Als ich zum ersten Mal erfahren habe, dass Tierchen aus dem Streichelzoo als Futtertiere gehalten werden, war dies für mich irritierend und schockierend zugleich, aber wenn man darüber nachdenkt, scheint es eine logische Folge zu sein, will der Zoo seinen Raubtieren eine artgerechte Fütterung bieten. Antilopen, Büffel, Zebras, Kaninchen und Ziegen stehen bei freilebenden Großkatzen täglich auf der Speisekarte. Dazu ist Ganzkörperfütterung (mit Fell, Knochen, Blut, Innereien) sehr wichtig für die Ernährung. Tiere, die nur mit Fleisch gefüttert werden, brauchen dann zusätzlich Vitamine und Mineralstoffe, die ihnen in Form von Tabletten oder Pulver verabreicht werden müssen.

Das ist der Kreislauf des Lebens, fressen und gefressen werden! Raubtiere sind nun mal keine Vegetarier. Sollten sie hingegen einmal eine Raubkatze beobachten, die genüsslich Gras kaut, so ist dies auch normal. Beim täglichen Putzen durch Ablecken ihres Fells, verschlucken Katzen viele Haare, die dann im Magen richtige Bälle bilden können. Um sie wieder loszuwerden, das heißt, das Haarknäuel ausbrechen zu können, fressen die Tiere einfach Gras. Manchmal sieht das Ganze dramatisch aus, aber wichtig ist dieser Prozess allemal. Da es aber nicht immer zum Erbrechen kommt, vermuten Experten auch, dass sie sich auf diese Weise ein wichtiges Vitamin beschaffen - die Folsäure, die im Saft der Pflanzen erhalten ist. So darf man sich nicht wundern, wenn manchmal trotz eines Freigeheges im Innengehege neben einer festen Trinkschale mit frischem Wasser auch ein Behälter mit Katzengras steht. Auch am Bambus in der Außenanlage wird gern geknabbert. Als ein besonderes Leckerli für Raubkatzen gilt ab und zu die Verfütterung von Eiern und in der Tigeroase, in der Nähe von Bratislava, sind Tiger ganz wild auf Sprühsahne.

Carmix Vitamin- und Mineralienkonzentrat für Säugetiere, Vögel und Reptilien

Futtermengen pro Tag

(je nach Unterart, Geschlecht und Jahreszeiten)

Tiger

6,0 – 8,0 kg

Löwe

5,0 – 6,0 kg

Leopard

2,0 – 3,0 kg

Jaguar

2,0 – 3,0 kg

Schneeleopard

1,5 – 3,0 kg

Puma