Rausch der Sinne - Nalini Singh - E-Book

Rausch der Sinne E-Book

Nalini Singh

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Beschreibung

Dem Zauber der Frauen ist Weingutbesitzer Alexandre Dupree schon oft erlegen. Aber keine hat ihn je so gefesselt wie die schöne Charlotte - und keine ihn je so abblitzen lassen. Bis er zufällig ihr Tagebuch findet. Jetzt weiß er, was er tun muss ...

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Seitenzahl: 187

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IMPRESSUM

REIHE erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

Titel der englischen Originalausgaben: Awaken the Senses Copyright © 2005 by Harlequin Books S.A. Übersetzung von Brigitte Marliani-Hörnlein erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Coverabbildung: Halay Alex / Shutterstock

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733746957

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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PROLOG

Vor einunddreißig Jahren

„Ich muss mit dir reden.“

Spencer blickte von seinen Papieren auf, als Lilah in sein Büro stürmte. Verärgert runzelte er die Stirn. Normalerweise hätte sie das sofort zum Schweigen gebracht.

Sie sprach aber weiter. „Wenn du dich nicht endlich von Caroline scheiden lässt, dann verlasse ich dich.“ Ihre Stimme bebte, doch in ihren Augen entdeckte er eine Entschlossenheit, die schon fast an Drohung grenzte.

Kalte Wut stieg in ihm hoch. Er sprang auf und fegte um den Schreibtisch herum, bis er beunruhigend nah vor der gertenschlanken Rothaarigen stand, die die Frechheit besaß, ihm ein Ultimatum zu stellen.

Dank ihrer Größe war Lilah mit ihm auf gleicher Augenhöhe. Unerschrocken erwiderte sie seinen Blick.

„Du bist wunderschön, Lilah.“ Er sah ihren Stolz, merkte, dass sie unsicher wurde und hätte fast darüber gelacht, wie einfach es war, sie zu manipulieren. „Aber in dem Moment, in dem du mich verlässt …“, er wusste genau, wo er den Stachel ansetzen musste, „reißen sich schon zehn andere attraktive junge Frauen darum, deinen Platz einzunehmen.“

Lilah gefiel ihm, er liebte ihren Körper und ihr Gesicht, und vor allem mochte er es, wie sie sich seinen Wünschen unterwarf. Sie war ihm rettungslos verfallen und würde alles für ihn tun.

„Ich meine es ernst“, sagte sie trotzig. „Ich will, dass du Caroline verlässt. Du bist seit sechs Jahren mit ihr verheiratet – jetzt bin ich an der Reihe.“

Er war sofort heiß auf sie, als sie ihm zeigte, wie sehr sie ihn wollte, doch er unterdrückte seine Begierde. „Und wenn ich es nicht tue?“ Seine Stimme war gefährlich ruhig geworden.

Sie straffte die Schultern. „Dann suche ich mir einen anderen Mann. Und du kannst eine neue … Sekretärin einstellen.“

Niemand ließ Spencer Ashton einfach stehen. Niemand. Er streckte die Hand aus und zog Lilah brutal an den Haaren zu sich. Es kümmerte ihn nicht, dass er ihr wehtat. Er riss ihren Kopf zurück, ihre Blicke trafen sich, und er sah die Angst in ihren blauen Augen.

Er beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte: „Was hast du gesagt?“

Sie wimmerte, als er ihren Kopf noch weiter zurückzog. „Tut mir leid, Spencer. Ich habe es nicht so gemeint.“

Die Panik in ihren Augen wirkte auf ihn wie ein Aphrodisiakum. Und er war sich sicher, dass Lilah Jensen in wenigen Minuten willig unter ihm liegen würde. „Gut.“ Er strich mit dem Finger über ihren Hals. „Und was sollte das, dass du mich verlassen willst, wenn ich mich nicht von Caroline scheiden lasse?“ Ihre Haut war so zart unter seinen Fingerspitzen.

„Ich … es tut mir leid“, sagte sie wieder. „Ich mache es wieder gut.“ Zaghaft berührte sie seine Brust und begann, die Hemdknöpfe zu öffnen. „Es ist nur, dass ich dich so sehr will.“

Er lächelte. Sie begehrte ihn wirklich sehr. Und sie war wunderschön. Und verdammt gut im Bett. Vielleicht würde er sie wirklich heiraten, wenn er Caroline abserviert hatte, aber die Entscheidung lag ausschließlich bei ihm. Lilah musste lernen, wo ihr Platz war, bevor sie seinen Namen tragen durfte.

„Ich tue alles, was du willst, Spencer.“ Ihr Blick war nicht mehr ganz so ängstlich, sondern eher lockend.

Spencer fand sie jetzt ausgesprochen verführerisch und charmant, doch sie musste auch wissen, dass dies ihre letzte Chance war. Mit einer Hand zog er immer noch an ihren Haaren, während er mit der anderen zu ihrer Brust glitt und dabei flüsterte: „Im Laufe der Jahre haben ganz andere Leute versucht, mir zu drohen.“ Er sprach ganz ruhig, denn er war sich der Macht bewusst, die er über diese Frau hatte.

Sie öffnete die Lippen, um etwas zu sagen. Er drückte leicht ihre Kehle. Sie schwieg.

„Aber niemand hat es je geschafft, die Drohung in die Tat umzusetzen. Niemand.“ Er lächelte und beugte sich hinunter, um sie zu küssen. „Haben wir uns verstanden?“

Lilah nickte. Sie machte gar nicht erst den Versuch, überhaupt etwas zu sagen.

Spencer liebte es, wenn sie sich ihm total unterwarf, genoss es, dass sie endlich erkannt und akzeptiert hatte, wo ihr Platz in seinem Leben war. Er betrachtete sie als sein Eigentum. Sie war sein Besitz, wie sein Auto und sein Haus.

Heiße Lust überkam ihn, angeheizt durch ihre Angst und vielleicht auch ihre eigene Begierde. Er presste sie enger an sich und sagte: „Willst du mir jetzt nicht zeigen, wie leid es dir tut?“

1. KAPITEL

Alexandre fragte sich, ob es wirklich richtig gewesen war, Trace Ashtons Einladung anzunehmen, in der Villa der Ashtons zu wohnen. Er hatte es für sinnvoll gehalten, weil er in den kommenden Wochen viel Zeit auf dem Weingut der Ashtons verbringen würde.

Seine Ankunft am späten gestrigen Abend war unspektakulär verlaufen. Die elegante Lilah Jensen Ashton hatte ihm das protzige Haus gezeigt und dafür gesorgt, dass er gut untergebracht war. Spencer Ashton hatte sich nicht blicken lassen. Doch Alexandre, der den Mann erst kurz zuvor kennengelernt hatte, war darüber nicht traurig gewesen. Der Patriarch der Ashtons war ein arroganter Kerl, für den Alexandre nicht viel übrig hatte.

Er lief durch die Reihen zwischen den Reben. Die Pflanzen, noch feucht von dem Regen, glitzerten in der Morgensonne. Der Boden war dunkel und schwer, der ganze Weinberg voller Leben. Frische grüne Blätter bedeckten die alten Reben. Alexandre blieb einen Moment stehen, um einige der Blüten genauer zu betrachten. Schon bald würden daraus Trauben entstehen. Doch auch der Gedanke konnte ihn nicht lange von seinem Problem mit der Unterkunft ablenken.

Obwohl er ein Frühaufsteher war, hatten ihn heute Morgen laute Stimmen auf dem Flur der zweiten Etage geweckt. Kurz darauf, er war mittlerweile hellwach, knallte eine Tür, und der heftige Streit ging hinter verschlossenen Türen weiter. Doch das, was er gehört hatte, hatte gereicht. Um die Ehe von Lilah und Spencer war es offensichtlich nicht zum Besten bestellt. Anschließend war Spencer in mörderischem Tempo davongerast.

Nun, Alexandre hatte schon schlimmere Ehen in diesen Kreisen erlebt. Aber es ließ darauf schließen, dass die Atmosphäre im Haus während seines Aufenthalts nicht besonders angenehm sein würde.

Seine zweite Sorge war, dass er in die unangenehmen Familiengeschichten der Ashtons hineingezogen werden könnte, woran er überhaupt kein Interesse hatte. Schließlich war er hier, um Trace im Weinanbau zu beraten – mehr nicht. Er verzog das Gesicht und ging in die Hocke, um die Beschaffenheit des Bodens zu testen.

Als Ausländer war er vielleicht nicht in der Lage, emotionale Strömungen im Haus zu erfassen, doch er konnte sich einiges zusammenreimen angesichts des Skandals, den es vor einem Monat in Zusammenhang mit Spencers erster Ehe gegeben hatte.

Alexandre war Winzer, kein Gesellschaftslöwe, doch der Eklat war bis zu ihm durchgedrungen. Seine maman betrachtete es als ihre Pflicht, ihn über die Schwächen seiner Konkurrenten und Geschäftsfreunde zu informieren. Er lächelte bei dem Gedanken an die Frau, die trotz aller Fehler die einzige Konstante in seinem Leben gewesen war.

Ein merkwürdiges Geräusch, gefolgt von einer plötzlichen Bewegung links von ihm, erregte seine Aufmerksamkeit und lenkte seine Gedanken von seinen problematischen Gastgebern ab. Er blieb in der Hocke und fragte sich, wer außer ihm zu dieser frühen Stunde wach sein könnte.

„Warum gibst du diese komischen Geräusche von dir?“, sagte eine angenehme weibliche Stimme. „Du bist doch erst gestern in der Werkstatt durchgesehen worden!“

Alexandre richtete sich auf. Der Anblick, der sich ihm bot, machte alle Unannehmlichkeiten auf dem Gut wett.

Sie war klein und zierlich, aber mit Kurven an den richtigen Stellen. Verführerisch sah sie aus, wie sie auf dem Boden kniete und das Vorderrad ihres Fahrrades betrachtete. Die langen, glatten schwarzen Haare fielen ihr über den Rücken bis zum Po.

Plötzlich erwachte sein Interesse, heiße Begierde, die im scharfen Gegensatz zu der stumpfsinnigen Langeweile stand, die ihn seit einem Jahr begleitete. „Brauchen Sie Hilfe, mon amie?“

Charlotte drehte sich so schnell um, dass sie fast ihr Fahrrad umgeworfen hätte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass irgendjemand zu dieser Zeit schon unterwegs sein könnte. Und dieser Jemand war auch noch der attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte.

Die dunklen Augen des Fremden funkelten amüsiert, als er die Hand ausstreckte. „Entschuldigen Sie. Ich wollte Sie nicht erschrecken.“

Sie ließ sich von ihm auf die Füße helfen. Seine Hand war stark und warm. Ihr wurde heiß, und das Blut stieg ihr in die Wangen. Kaum stand sie, entriss sie ihm ihre Hand. Ihre heftige Reaktion auf die Berührung brachte sie total aus dem Gleichgewicht.

„Wir kennen uns noch nicht“, sagte er mit seinem charmanten französischen Akzent. „Ich bin Alexandre Dupree.“

Alexandre. Der Name passte zu ihm.

„Charlotte“, stellte sie sich vor.

„Charlotte“, wiederholte er, und aus seinem Mund klang ihr gewöhnlicher Name plötzlich exotisch. „Und was machen Sie hier so früh, petite Charlotte? Sie arbeiten auf dem Weingut, oui?“

Vielleicht sollte sie beleidigt sein, weil er in ihr eine Angestellte und nicht ein Familienmitglied der privilegierten Ashtons sah. Andererseits hatte sie nie ein Mitglied dieser Familie sein wollen. „Nein.“ Sie hatte noch nie einen Mann wie ihn kennengelernt. Er strahlte Sinnlichkeit aus, und es fiel ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen.

„Nein?“ Er verzog die vollen Lippen zu einem erotischen Lächeln. „Sie wollen ein Mysterium bleiben?“

„Was ist mit Ihnen?“, stieß sie neugierig hervor.

Wer war dieser Mann, der sie angelächelt und es in einem einzigen Moment geschafft hatte, sie vollkommen aus der Bahn zu werfen? Sie spürte, dass ihr Körper zum Leben erwachte und zu glühen begann. Es war, als hätte sie schon immer auf diesen Mann gewartet.

Seine Augen, so dunkel wie Schokolade, ruhten auf ihren Lippen. Sie wollte ihn auffordern, sie nicht so anzusehen, doch sie brachte keinen Ton heraus. Es war, als würde er sie mit seinen Blicken küssen, und sie empfand plötzlich Gefühle, die so früh am Morgen verboten sein sollten.

„Ich arbeite für Trace Ashton.“

Der Winzer, dachte sie. Sie kannte Trace‘ Ehrgeiz, für Ashton Estate Winery einen Wein zu kreieren, der Preise gewann. Dennoch machte Alexandre nicht den Eindruck eines normalen Angestellten. Obwohl er im Freizeitlook war, schwarze Hose und offenes Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln, erkannte sie, dass die Kleidung von bester Qualität war, genau wie die Uhr an seinem Handgelenk.

„Wohin gehen Sie, ma chérie?“ Er sah den Pfad entlang, der sich durch die Weingärten schlängelte. „Darf ich Sie begleiten?“

Sie machte große Augen. „N…nein“, stammelte sie. Sein charmantes Lächeln und seine unglaublichen Augen brachten sie total aus der Fassung. „Ich … ich muss los. Ich bin schon spät.“ Sie stieg auf ihr Fahrrad und trat in die Pedale.

Ratsch, ratsch, ratsch.

Das Geräusch erinnerte sie daran, warum sie eigentlich angehalten hatte. Sie stoppte erneut und wollte gerade absteigen, als sie merkte, dass Alexandre näher gekommen war.

„Warten Sie, Charlotte. Ich weiß, wo das Problem liegt.“ Er ging in die Hocke und bog den rückwärtigen Reflektor zurecht. „Hier. Das Katzenauge war verrutscht und hat an den Speichen gescheuert“, erklärte er.

Das Blut stieg ihr in die Wangen. Sie wusste, dass selbst ihr dunkler Teint nicht verbergen konnte, wie verlegen sie seine Gegenwart machte. „Danke.“

„Gern geschehen. Bon voyage.“ Er lächelte verschmitzt, und sie hätte sich am liebsten auf die Lippe gebissen. Oder auch auf seine …

Sie holte tief Luft und trat energisch in die Pedale, wohl wissend, dass sein Blick auf ihr ruhte, bis sie um die Ecke bog. Erst dann atmete sie aus und dachte über das gerade Erlebte nach.

Hatte er mit ihr geflirtet?

Was für eine blödsinnige Idee, dachte sie und schüttelte den Kopf. Männer wie Alexandre Dupree flirteten nicht mit einer schüchternen Floristin. Doch das erste Mal in ihrem Leben wünschte sich Charlotte, dass der charmante, weltgewandte Mann, der in einer ganz anderen Liga spielte als sie, tatsächlich mit ihr geflirtet hätte.

Alexandre musste den ganzen Tag an die Frau denken, der er am frühen Morgen begegnet war. Ein paar kurze Nachforschungen hatten erstaunliche Informationen zutage gefördert. Die schüchterne Schönheit war eine Ashton – Charlotte Ashton.

Und nicht nur das, sie betrieb das Gewächshaus, das auf dem Anwesen der Ashtons lag. Trace hatte ihm unbeabsichtigt die Information gegeben, als er ihm eine Karte von dem Anwesen zeigte.

„Dies ist Charlottes Gewächshaus.“ Trace deutete auf ein Gebäude, das etwa zwei Meilen östlich des Haupthauses lag. „Das ist das Cottage, und hier ist ihr Blumenstudio.“

„Ein Gewächshaus?“, fragte Alexandre betont beiläufig. „Wofür?“

„Charlotte ist verantwortlich für den Blumenschmuck bei den Events hier im Haus. Das Gewächshaus ist ihr Lebensinhalt.“ Der eher zurückhaltende Trace lächelte. „Sie sollten es sich ansehen – ich bin sicher, sie führt Sie gern herum.“

„Wie komme ich zu Charlottes Gewächshaus?“

„Nehmen Sie einen der Caddys – der Weg dorthin ist leicht zu finden.“

Charlotte fuhr offensichtlich lieber mit ihrem klapprigen Fahrrad. Alexandre lächelte insgeheim bei dem Gedanken, sie auf ihrem Territorium aufzusuchen. Vielleicht war sie inmitten ihrer Pflanzen entspannter … und eher bereit, sich auf ihn und die Ideen einzulassen, die ihm bei ihrem Anblick gekommen waren.

Wegen seiner beruflichen Verpflichtungen bekam Alexandre erst lange nach dem Lunch die Gelegenheit, Charlotte aufzusuchen. Gegen drei Uhr nachmittags forderte er einen Caddy an und fuhr gen Osten. Das Gewächshaus war leicht zu finden. Es erhob sich klar und deutlich über den Weingärten.

Er parkte vor dem ersten Gebäude, dem Cottage. Der Anblick der leuchtenden Wildblumen vor dem Cottage erinnerte an etwas aus einem Märchen und passte zu der Frau, die er heute Morgen überrascht hatte. Bezaubernd.

Direkt hinter dem Cottage lag ein Gewächshaus, ein weiteres schloss sich rechts davon an. Ashton Estate Botanicals stand an dem kleineren Gebäude, offensichtlich das Blumenstudio, auf das Trace hingewiesen hatte.

Da er davon ausging, Charlotte in dem Gewächshaus zu finden, nahm er den Weg. Sein Körper reagierte mit heftigem Verlangen, als er eintrat und sie sah. In den verwaschenen Jeans, die ihre Rundungen betonten, und dem kurzärmeligen pinkfarbenen T-Shirt wirkte sie so frisch wie die Blumen um sie herum. Ihre Haare hatte sie zu einem dicken Zopf geflochten, der ihr fast bis zum Po reichte.

Sie stand mit dem Rücken zu ihm und arbeitete an dem Arbeitstisch aus massiven Holz, der mitten im Gewächshaus stand. Offensichtlich topfte sie gerade einige Pflanzen um.

Plötzlich wirbelte sie herum, obwohl er kein Geräusch gemacht hatte, die Pflanzenkelle wie eine Waffe in der Hand haltend. Ihre ohnehin großen Augen wirkten noch größer, als sie ihn sah. „Was machen Sie denn hier?“

„Ich bin gekommen, um meine geheimnisvolle kleine fleur zu finden.“ Er blickte auf das Gerät, das sie immer noch auf ihn gerichtet hielt, und hob langsam die rechte Augenbraue.

Verlegen legte sie die Kelle auf den Arbeitstisch. „Warum?“

„Sind Sie immer so direkt?“

Alexandre kam näher. Ihr Anblick gefiel ihm noch besser als am Morgen. Sie war tatsächlich klein und zierlich, hatte jedoch eine verführerische Figur. In der Vergangenheit hatte er sich eher für langbeinige Schönheiten interessiert. Wenn er Charlotte so ansah, verstand er nicht mehr, warum. „Es ist sehr warm hier. Macht Ihnen das nichts aus?“

„In diesem Klima gedeihen die Pflanzen auch außerhalb der Saison.“ Wachsam wie ein scheues Reh beobachtete sie seine Bewegungen. „Ich mag die Wärme.“

Sein Blick fiel auf ein kleines blaues Notizbuch auf dem Arbeitstisch. „Was schreiben Sie in das Buch?“, frage er neugierig.

Er könnte schwören, dass ihre Augen vor Panik noch dunkler wurden. „Darin protokolliere ich alles, was mit den Pflanzen zu tun hat.“

Offensichtlich hatte er sich getäuscht. „Hier riecht es nach Sonne und Wachstum“, murmelte er und verlangsamte seinen Schritt, ohne jedoch die Richtung zu ändern.

„Was wollen Sie?“, wiederholte sie.

„Sie mögen mich nicht, ma petite?“ Alexandre fragte sich, ob sein Gespür für Frauen ihn das erste Mal im Stich gelassen hatte. Er gehörte nicht zu den Männern, die sich einer Frau aufdrängten. Frauen wollten umschmeichelt, hofiert und verwöhnt werden, ganz sicher aber nicht bedrängt.

„Das habe ich nicht gesagt.“

Er witterte den Sieg, trat näher und berührte ihre warme Wange mit dem Finger. „Non?“

„Ich …“ Sie wich zur Seite. „Bitte, dies ist mein Bereich.“

„Und Sie wollen, dass ich gehe?“ Er war zwar kein Mann, der schnell aufgab, wollte aber auch nicht aufdringlich sein.

Dann kam ihm ein beunruhigender Gedanke: Vielleicht hatte sie erkannt, was er nicht wahrhaben wollte, seit sie ihn das erste Mal aus ihren großen dunklen Augen angesehen hatte – dass er mit vierunddreißig Jahren viel zu alt für sie war. Diese Frau war so frisch und schön und unverbraucht wie die Blumen, die sie hegte und pflegte.

Alexandre dagegen hatte seine Unschuld schon vor sehr, sehr langer Zeit verloren. Er kämpfte gegen den Drang an, sie noch einmal zu berühren, und verbeugte sich leicht. „Dann gehe ich. Tut mir leid, dass ich Sie gestört habe.“ Er drehte sich um und ging die ersten Schritte zur Tür. Irgendwie fühlte er sich unerklärlich verloren.

„Warten Sie!“

Er blieb stehen und blickte über die Schulter. Charlotte gab ihm, ohne ihn anzusehen, eine zarte, weiße Blume. „Stellen Sie sie in Ihr Zimmer. Dann duftet es dort nach Sonne … und Wachstum.“

Verwundert nahm er das Geschenk. „Merci, Charlotte. Ich glaube, ich habe noch nie eine Blume geschenkt bekommen.“ Er hielt die Blume unter die Nase und schnupperte.

Sie lächelte ihn zögernd an. „Bitte schön.“

In dem Moment wusste er, dass sie nichts gegen ihn persönlich hatte. Sie fühlte sich in seiner Gegenwart nur unbehaglich. Alexandre konnte nicht verstehen, weshalb. Sie war wie eine wunderschöne Blume, so exotisch wie die Orchideen, die sie in diesem Glashaus züchtete. Seine maman würde sie mögen.

„Erzählen Sie mir etwas über Ihr Gewächshaus“, bat er.

Wieder errötete sie leicht, doch zumindest war sie bereit, über dieses Thema zu sprechen. „Ich züchte viele Pflanzen. Angefangen bei Gänseblümchen bis hin zu Farnen und exotischen Pflanzen.“

„Bitte führen Sie mich herum.“

Ihre Augen strahlten. Sie drehte sich um und ging durch die Reihen mit hohen Tischen, auf denen Kästen mit herrlich blühenden Blumen standen.

Alexandre folgte ihr in gebührendem Abstand, damit sie sich nicht eingeengt fühlte. Ab und zu musste er sich bücken, um nicht gegen die Pflanzen zu stoßen, die in Hängekörben wuchsen.

Charlotte deutete auf den üppig grünen Garten zu ihrer Linken. „Das sind meine Farne. Und dort …“, sie zeigte zur anderen Seite, „… sind meine tropischen Pflanzen. Riechen Sie mal.“

Er beugte sich vor und atmete den betörenden Duft einer cremeweißen Pflanze mit einem sonnengelben Herzen ein. „Der Duft weckt den Wunsch, am Südseestrand zu sein.“

Ihr Lächeln rührte ihn. „Es ist eine Plumeria – eine Wachsblume. Einmal schnuppern, und ich beginne zu träumen.“

„Das ist genau der Duft, den Sie auch tragen.“ Er verfolgte ihn seit dem Morgen.

Überrascht riss sie die Augen auf. „Stimmt.“

Ein Hauch von Intimität lag in der Luft. Bevor die Atmosphäre zu erotisch wurde und sie vielleicht erschreckte, fragte er: „Was züchten Sie sonst noch?“

Sie wirkte erleichtert. „Neben den Wachsblumen steht ein Hibiskus, den ich seit einem Jahr pflege. Er will einfach nicht blühen.“

Alexandre lachte. „Vielleicht ist er wie Sie. Er will geheimnisvoll bleiben.“

Sie senkte den Blick. „An mir ist nichts Geheimnisvolles.“

„Da muss ich Ihnen widersprechen.“ Ermutigt durch das Funkeln in ihren Augen, riskierte er es, einen Schritt weiterzugehen. „Darf ich Sie morgen zum Essen einladen? Heute muss ich leider zurück an die Arbeit.“

Sofort ging sie wieder auf Distanz. „Ich … ich habe schon etwas vor. Trotzdem, vielen Dank für die Einladung.“

Am liebsten hätte er sie in seine Arme gezogen und sie geküsst, bis ihr Widerstand dahingeschmolzen war. „Ah, ma chérie, Sie brechen mir das Herz. Wollen Sie es sich nicht noch einmal überlegen? Sie erreichen mich im Haupthaus.“ Mit diesen fröhlichen Worten verließ er das Gewächshaus, ihr Geschenk in der Hand.

Jetzt, da er wusste, dass sie ihn zumindest nicht verabscheute, hatte er nicht vor, so schnell aufzugeben. Wenn er nur eine Ahnung hätte, wie er ihr Vertrauen gewinnen konnte.

Sicher, sie war zu jung für ihn. Trotzdem wollte er sie haben. Er würde diese scheue, junge Frau mit allen Mitteln der Kunst verführen. Nie wieder sollten diese braunen Augen einen anderen Mann ansehen.

Doch dann runzelte er die Stirn angesichts der Verantwortung, die dieser plötzliche Gedanke mit sich brachte. Er hatte nicht die Absicht zu heiraten, dazu kannte er die Schwächen einer Ehe viel zu gut. Charlotte war aber eine Frau, die heiraten wollte. Keine Frau für eine Nacht.

Die Falten auf seiner Stirn wurden tiefer. Warum gingen seine Gedanken plötzlich in diese Richtung? Erotik und sinnlicher Genuss war bisher alles gewesen, was er je einer Frau versprochen hatte. Charlottes Zurückhaltung sagte ihm, dass sie das instinktiv erkannt hatte. Er würde ihr keine falschen Versprechungen machen, aber er wollte mit ihr schlafen.

Die meisten Frauen sahen nur seinen Charme, nicht aber die Entschlossenheit, die sich dahinter versteckte. Ein Sandsturm war nichts dagegen. Wenn Alexandre Dupree sich einmal etwas vorgenommen hatte, dann wich er nicht vom Kurs ab. Und jetzt hatte er Richtung auf die süße, kleine Charlotte Ashton genommen.

In der Sicherheit ihres Gewächshauses beobachtete Charlotte, wie Alexandre in den Caddy stieg und sich entfernte.

„Oh“, murmelte sie vor sich hin, als er schließlich außer Sicht war. Der Mann war gefährlich. Diese dunklen Augen, das charmante Lächeln und vor allem seine Art, sie anzusehen, sie mit seinen Blicken zu verschlingen. Charlotte war nicht der Typ Frau, mit dem gefährliche Männer spielten.

Sie rieb die Hände an ihren Jeans ab und schluckte, weil sie doch tatsächlich darüber nachdachte, Alexandres Einladung zum Dinner anzunehmen. Eine Sekunde später verwarf sie die Idee schon wieder. Worüber sollte sie mit ihm sprechen? Wenn es nicht gerade um ihre geliebten Pflanzen ging, etwas, worüber sie stundenlang reden konnte, würde sie in seiner Gegenwart kaum einen Ton herausbringen.