Ravic der Ork-Kämpfer: Ravic 2 - Alfred Bekker - E-Book

Ravic der Ork-Kämpfer: Ravic 2 E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Ravic der Ork-Kämpfer: Ravic 2 von Alfred Bekker Der Umfang dieses Buchs entspricht 162 Taschenbuchseiten. Ravic ist der Sohn eines Orks und einer Elfin. Im Orkland verspottet man ihn deshalb als Elfensohn, bei den Elfen hingegen verachtet man ihn als Orkling. Ein tiefer Zorn erfüllt Ravic deshalb - ein Zorn, der ihn als Krieger zu einem Berserker macht. Ein blutiger Raubzug führt ihn ausgerechnet ins Herz des Elfenreichs… Alfred Bekker ist Autor zahlreicher Romane und Erzählungen mit einer Gesamtauflage von über 4,5 Millionen Exemplaren. Seine Fantasy-Zyklen um Elben, Orks, Zwerge, Drachen und den Magier Gorian machten ihn einem großen Publikum bekannt. Alfred Bekker schrieb auch unter den Pseudonymen Jonas Herlin, Henry Rohmer, John Devlin, Neal Chadwick.

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Ravic der Ork-Kämpfer: Ravic 2

Alfred Bekker

Published by Alfred Bekker, 2021.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Ravic der Ork-Kämpfer: Ravic 2

Copyright

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

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Further Reading: Abenteuer um Lirandil und die Orks von Athranor - Der Wanderer der Elben

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About the Publisher

Ravic der Ork-Kämpfer: Ravic 2

von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 162 Taschenbuchseiten.

Ravic ist der Sohn eines Orks und einer Elfin. Im Orkland verspottet man ihn deshalb als Elfensohn, bei den Elfen hingegen verachtet man ihn als Orkling. Ein tiefer Zorn erfüllt Ravic deshalb - ein Zorn, der ihn als Krieger zu einem Berserker macht. Ein blutiger Raubzug führt ihn ausgerechnet ins Herz des Elfenreichs...

Alfred Bekker ist Autor zahlreicher Romane und Erzählungen mit einer Gesamtauflage von über 4,5 Millionen Exemplaren. Seine Fantasy-Zyklen um Elben, Orks, Zwerge, Drachen und den Magier Gorian machten ihn einem großen Publikum bekannt.

Alfred Bekker schrieb auch unter den Pseudonymen Jonas Herlin, Henry Rohmer, John Devlin, Neal Chadwick.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

Cover: Werner Öckl, 2021

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Alles rund um Belletristik!

Kapitel 1

Am Abend herrschte in der Tempelstätte eine so ausgelassene Stimmung wie schon lange nicht mehr. Die Toten waren vergessen und sicher längst in der Halle der Götterkrieger im Jenseits angekommen oder fristeten ihr immerwährendes Schattendasein im tiefen, dunklen Reich der Göttin des Todes, einem Reich des allmählichen Vergessens - je nachdem, welches Schicksal sie sich durch ihre Taten verdient hatten.

Jetzt, da sich noch immer kein einziger Elf in den Ruinen von Nivandrum hatte blicken lassen, war es nicht ganz einfach, die Orks zum Wachdienst zu bewegen. Der Turm der Schamanenkloster-Kapelle musste ebenso besetzt werden wie das Westufer der Flussinsel sowie die Anfurt am Ostufer, wo die Schiffe lagen.

Schließlich konnte man nicht wissen, wann sich am Ufer etwas tun würde. Und selbst ein Angriff vom Ostufer her war nicht völlig ausgeschlossen, wenn auch ziemlich unwahrscheinlich.

Ravic musste mit gutem Beispiel vorangehen und ließ sich sogar für doppelt so viele Wachperioden einteilen, wie normalerweise von ihm erwartet worden wären. Nach Feiern war ihm nämlich nicht zumute. Den Tod von Enraib konnte er nicht so einfach verwinden. Seine Stimmung war aus diesem Grund nach wie vor gereizt. Er wirkte finster und mürrisch. Am Liebsten hätte er lauthals die Götter verflucht, die es zugelassen hatten, dass Enraib umgekommen war. Aber das, was seine Stimmung am meisten drückte, war die Tatsache, dass er sich selbst dafür die Schuld gab, dass es so gekommen war.

Die Götter hatten den Pfeil für seinen Bruder bestimmt und nur sein Eingreifen hatte schließlich dafür gesorgt, dass er sein Ziel verfehlt und in den Körper des Falschen gedrungen war.

Es war wie sie oft: Ravic hatte in jenem Augenblick einfach gehandelt, ohne nachzudenken. Und nun musste er mit den Konsequenzen leben.

*

Das Elfen-Met floss in Strömen und der Geruch von gebratenem Fleisch verbreitete sich in der Kapelle.

Trinkhörner wurden gegeneinander gestoßen und einige der Orks vergnügten sich mit den Frauen des Webhauses. Da ihre Anzahl zu gering war, um alle Orks aus Remirg Elfenstirnspalters Gefolge schnell zum Zuge kommen zu lassen, wurden Lose gezogen und diejenigen, die zunächst warten mussten, vertrieben sich die Zeit mit einem Spiel, dass Kubb genannt wurde. Dazu zerlegten sie eine der Tempelstättenbänke zu Kubbar - Holzklötzen. Werkzeug zur Holzbearbeitung hatten die Orks schließlich ausreichend bei sich. Äxte und Sägen brauchten sie auch, um ihre Schiffe zu reparieren, was auf einer längeren Seereise regelmäßig notwendig wurde. Die Kubbar wurden nach Art einer Schlachtordnung aufgestellt wie ein Hordenfürst und sein Gefolge. Das Ziel des Spiels war das Umwerfen des Hordenfürsts der anderen Seite mit einem eigenen Klotz. Bis zu sechs Spieler traten gegeneinander an und so mancher Sack Silber wechselte bereits, im Vorgriff auf die eigentliche Verteilung der Beute durch die Wetten der Zuschauer den Besitzer. Immer wieder brandete tumultartiges Stimmengewirr auf. Aber nur selten bekam dieser Chor einen gereizten oder gar zänkischen Ton. Dafür war einfach schon zuviel Met und Wein getrunken worden und die Beute zu groß, als dass sich sich ein Streit gelohnt hätte.

Stattdessen gab man sich lieber den met-seligen Fantasien darüber hin, welche fantastischen Lösegelder man erzielen und welche Schamanenklosterschätze man noch rauben könnte.

Ravic hörte den prahlerischen Geschichten kaum zu, die jetzt erzählt wurden. Remirg meinte, auf der Karte des Zwerges Zeichen dafür erkannt zu haben, die nur einen Schluss zuließen: Dass es nämlich im Umland von Nivandrum noch weitere reiche Orte gab. "Wir könnten von hier aus Vorstöße ins Innere des Landes vornehmen und mehr Schätze hier her tragen", meinte er.

"Und wie sollen wir sie fortschaffen?", fragte der alte Dhalmi daraufhin.

"Du bist ein ewiger Zweifler, Dhalmi!", gab Remirg zurück. "Unsere Großbarken sind in zwei oder drei Tagen hier, wenn wir jemanden flussabwärts schicken, um sie zu rufen."

"Dann sollten wir dafür sorgen, dass sie so schnell wie möglich hier auftauchen", sagte Dhalmi. "Allerdings bin ich mir nicht sicher, dass sie her so schnell auftauchen."

"Wieso nicht?", fragte Remirg.

"Ich habe Kirie Störenfried nie getraut, Remirg, das weißt du!"

"Du denkst, dass er die Großbarken nicht ziehen lässt?"

"Wir haben fast alle Krieger flussaufwärts mitgenommen, Remirg. Die Großbarken werden nur von wenigen deiner Gefolgsleute bemannt. Kirie könnte ihnen die Schiffe einfach wegnehmen, wenn er es darauf anlegt."

"Das würde er nicht wagen!"

"Er hat auch reiche Beute gemacht", erinnerte Dhalmi seinen Hordenfürst. "Vergiss das nicht! Falls er die Schiffe für sich selbst braucht, wird er sie sich nehmen, da bin ich sicher!"

Remirg machte eine wegwerfende Handbewegung. "Das wird er nicht wagen!"

"Du solltest morgen noch jemanden flussabwärts schicken. Denn je länger du damit wartest, desto eher wird Kirie glauben, dass er auf deine Schiffe nicht verzichten kann. Denn wie ich ihn kenne, werden seine Orks auch Vorstöße in die Umgebung unternehmen und der Beuteberg wird so sehr anwachsen, dass man sich irgendwann entscheiden muss, was man zurücklässt."

*

In diesem Augenblick durchdrang ein dröhnender Schrei die Kapelle. Der Hall verfremdete sie so, dass man zuerst nicht zweifelsfrei hätte unterscheiden können, ob dieser Schrei von einem Elfen, Ork, Menschen oder einem Tier stammte.

Augenblicklich verstummten selbst die lärmenden Kubb-Spieler.

Es war niemand anderes als Denumorh der Raue, der diesen Schrei ausgestoßen hatte. Er stand hoch aufgerichtet da. Sein mächtiger, von Narben übersäter Oberkörper war frei und so sehr mit Blut besudelt, dass man im ersten Augenblick glauben mochte, dass jemand ihm sämtliche Adern geöffnet hatte.

Aber es war nicht sein Blut, sondern dass der jungen Elfin aus Nivandrum, deren Kopf hielt er an dem kurzen Haarschopf fest, so als wäre es der Kopf einer Ziege, die geschlachtet wurde. In der rechten hielt ein blutiges Messer, während aus dem Hals der Elfin das Blut herausschoss. Ihr Körper zuckte und baumelte, während er sie am Schopf hielt.

Nido allein mochte wissen, womit sie seinen Zorn erregt hatte. Vielleicht war sie ihm nicht gefügig genug gewesen, vielleicht hatte auch eines ihrer magischen Stoßgebete Denumorhs Unwillen oder sogar seine Furcht erregt. Schließlich konnte niemand mit Sicherheit ausschließen, dass so ein Gebet nicht in Wahrheit eine zauberische Beeinflussung war. Elfen-Hexenwerk, das nur dazu diente, den Willen zu brechen und gegen das man sich mit allen zu Gebote stehenden Mitteln verteidigen musste, wollte man nicht zum willenlosen Sklaven eines fremden Gottes werden. Es war allerdings auch möglich, dass es überhaupt keinen fassbaren Grund für Denumorhs Handlungsweise gab und diese Bluttat nur aus einer Laune heraus geschehen war.

Ravic starrte den Berserker einen Augenblick lang einfach nur fassungslos an. Dann war sein Blick für einen Moment durch den blutüberströmten Körper der Elfin gefangen. Sie zuckte noch ein paarmal, ehe der letzte Rest an Lebenskraft mit ihrem Blut aus ihr geflossen war. Schlaff und leblos hing sie in dem eisernen Griff mit dem Denumorh ihren Kopf hielt.

Dann schnellte Ravic von seinem Lagerplatz am Boden empor. Finstere Entschlossenheit hatte ihn erfasst. Er spürte, wie der Jähzorn in einer roten Welle in ihm aufstieg, einer Welle, die mächtiger war, als alles andere. Er riss das Schwert hervor.

"Bei Nido, ich habe dir ein Versprechen gegeben!", dröhnte jetzt Ravics Ruf durch das Gemäuer.

Die Antwort bestand nur aus einem Rülpsen.

Er ließ die junge Elfin einfach fallen, sodass sie in eigenartig verrenkter Haltung reglos am Boden liegen blieb.

Ein Leichnam wie viele andere auch, die Ravic inzwischen schon gesehen hatte.

Und doch unterschied sich diese Leiche in seinen Augen von all den anderen Toten.

Ehe irgendeiner der anderen hätte eingreifen können, stürmte Ravic auf Denumorh den Rauen zu. Das Schwert umfasste er mit beiden Händen. Denumorh wich zurück. Gegen die Folge aus schnell ausgeführten Hieben und Stichen hatte der Berserker keine Chance. Mit dem Messer hatte er keinerlei Möglichkeit, einen der Schwertstreiche abzuwehren. Und sein eigenes Schwert lag kaum zwei Schritte entfernt auf dem Boden. Und doch war es in diesem Augenblick unerreichbar.

Wie ein gefällter Baum schlug Denumorh der Raue zu Boden. Er ächzte, versuchte vergebens noch einmal hochzukommen und stieß dann einen röchelnden Laut aus.

"Ich habe mein Versprechen gehalten", sagte Ravic, in dem noch immer der blanke Zorn tobte. "Wenn du die Elfin tötest, töte ich dich - so hast du es jetzt gewollt. Und die Götter offensichtlich auch."

"Du verfluchter Hund!", kam es zwischen Denumorh Lippen hervor, aber mit diesen Worten quoll auch Blut aus seinem Mund. Ein letztes Mal fuhr Ravics Klinge herab und machte dem Leben des rauen Denumorh ein Ende.

"Du hättest dein Bärenfell tragen sollen", murmelte er in die Stille hinein, die auf einmal in der Kapelle entstanden war.

*

"Mörder!", rief jetzt Igarb. "Auch wenn man dich ehrfurchtsvoll Elfenstirnspalter nennt wie deinen Vater: Du bist ein Mörder!"

Weitere Orks - vor allem aus der Sippe von Remirgs Ork-Frau fielen jetzt in die Rufe von Igarb ein.

Schon wurden die ersten Waffen blank gezogen. Insbesondere der irre Mroo schien fest entschlossen zu sein, Ravic die Stirn zu bieten. In einer Hand hielt er die lange Zwergen-Axt. In der anderen ein elfisches Langschwert, bei dem ziemlich offensichtlich war, dass es sich um ein Beutestück aus der Schlacht um Nivandrum handelte.

"Die Schwerter weg!", verlangte jetzt Remirg Elfenstirnspalter.

Seine Stimme war noch lauter, als die aller anderen.

"Dein Sohn ist ein Mörder, Remirg!", knurrte der irre Mroo.

"Der Ermordete gehörte zu meiner Sippe!", rief Igarb dazwischen. "Und es wäre daher mein Recht, ihn zu rächen! Also steck dein Schwert weg!"

Einige Augenblicke sagte niemand ein Wort. Der irre Mroo, der sich Denumorh immer auf besondere Weise verbunden gefühlt hatte, blickte so finster drein, dass man hätte glauben können, allein dieser Blick wäre schon in der Lage, jemanden zu töten. Er fasste das Elfenschwert mit beiden Händen und umklammerte es so heftig, dass das Weiße an seinen Knöcheln hervorkam. Sein Gesicht war zu einer Fratze des puren Hasses verzerrt. Wie viel von dem mit dem Pilzextrakt angereicherten Wasser seines Freundes er in letzter Zeit getrunken hatte, konnte niemand abschätzen. Aber angesichts dessen, was Ravic getan hatte, wäre dieser Berserkertrunk vielleicht auch gar nicht nötig gewesen, um seine Kampfeswut zu wecken.

Dann warf Mroo schließlich das Schwert auf den Boden. Die Klinge klirrte, als sie den Stein berührte. Wütend wandte sich Mroo dem Toten zu und beugte sich über ihn. Denumorhs Züge waren im Todeskampf zu einer hasserfüllten Grimasse verzerrt. Mit dem Fuß schob der irre Mroo den leblosen, blutigen Körper der Elfin ein Stück zur Seite. "Er hat nichts Unrechtes getan", sagte er dann leiser. Als er dann aufblickte, rief er: "Das Bärenfell! Gebt es mir!"

Es war Ranie der Weise, der das Bärenfell von Denumorhs Lagerplatz aufnahm und es Mroo gab. Dieser deckte damit den toten Berserker zu. "Möge das Met in der Halle der Götterkrieger besser schmecken als das Gesöff der Elfen. Und mögen die anderen Götterkrieger ihm angenehmere Gesellschaft sein als eine spröde elfische Kloster-Novizin", sagte Mroo.

*

Ravic stand unterdessen wie versteinert da. Langsam erst legte sich der unbändige Zorn, der ihn dazu getrieben hatte, Denumorh zu töten.

"Ist dir überhaupt klar, was du getan hast?", hörte er die Stimme von Neruq Scharfauge neben sich. "Du hast unseren besten Kämpfer umgebracht!"

Remirg und Dhalmi sprachen miteinander. Dhalmi redete auf den Hordenfürst ein. Und auch Igarb gesellte sich dazu und gestikulierte aufgeregt. Ravic hört das alles wie aus weiter Ferne. Es schien wie ein schlechter Traum zu sein, aus dem er gerade erwachte. Zwei Orks hielten unterdessen den irren Mroo fest, der sich wohl im Moment nichts sehnlicher wünschte, als Ravic mit bloßen Händen umzubringen. Es war kaum möglich, ihn zu beruhigen.

Neruq legte Ravic die Hand auf die Schulter. "Denumorh gehörte zwar zu meiner Sippe, aber ich konnte ihn nicht leiden. Und da hin ich nicht der Einzige. Trotzdem wird dir jetzt niemand mehr helfen können. Auch dein Vater nicht, es sei denn er riskiert, dass unser ganzer Haufen auseinanderstiebt wie ein Schwarm Raben, in den man einen Stein wirft."

"Ich habe Denumorh gesagt, was ich mit ihm tun werde", murmelte Ravic. "Bei Nido, ich habe es ihm angekündigt und er hätte es wissen können, was er zu lassen hat!"

"Ach! - Nun ist dieser Berserker daran Schuld, dass du ihm das Schwert zwischen die Rippen gestoßen hast?", fragte Neruq. "Das hat niemandem etwas Gutes gebracht. Nichtmal der Elfin. Nur einer wird sich darüber freuen..."

In diesem Moment fiel Ravics Blick auf Valo.

Er war nahezu der Einzige in der Kapelle, der in diesem Augenblick vollkommen ruhig und gefasst war. Der Einzige, den der ganze Tumult, der inzwischen ausgebrochen war, nicht weiter zu interessieren schien. Valo erwiderte Ravics Blick - und lächelte überlegen. Er hat es gewusst, ging es Ravic in diesem Augenblick durch den Kopf. Er hat es gewusst und gewollt - und darauf angelegt! War er es nicht, der dafür gesorgt hat, dass Denumorh die Elfin bekam? Erneut fühlte Ravic unbändige Wut in sich aufsteigen. Es war ein Zorn, der kein Maß und keine Grenzen kannte. Der Tod von Enraib, die Tatsache, dass sein bester Freund vielleicht nur deshalb gestorben war, weil Ravic seinen Bruder gerettet hatte - all das vermischte sich jetzt mit Erinnerungen an die Auseinandersetzungen, die sie früher gehabt hatten. Jetzt ist er wirklich am Ziel!, ging es Ravic zornig durch den Kopf.

"Du kennst die Strafe für das, was du getan hast, Ravic", hörte er die Stimme von Neruq Scharfauge.

"Ja", murmelte Ravic tonlos, während sein Blick noch immer auf Valo gerichtet war.

"Dein Vater wird dich am Ende verbannen müssen", sagte Neruq. "Es bleibt ihm gar nichts anderes übrig bleiben!"

*

"Hört mich an!", rief Remirg Elfenstirnspalter jetzt. Seine Stimme dröhnte so laut, dass man ihm augenblicklich zuhörte. Das tumultartige Stimmengewirr verstummte. Alle Blicke waren nun auf den Hordenfürst gerichtet. "Wir werden tun, was den Göttern gefällt und wir immer getan haben: Wir folgen unseren Gesetzen und dem, was immer schon galt!", sagte er, wohl wissend, dass im Moment sich so mancher unter den Orks fragte, ob die Gesetze wohl auch jetzt galten, da Remirgs Sohn davon betroffen war. "Zwölf Geschworene werden wir benennen! Und wie es üblich ist, müssen acht davon sich darin einig ein, einen Schuldspruch zu fällen!" Er wandte sich an Ravic und es war ihm anzusehen, dass es ihm schwerfiel, jetzt weiterzusprechen. Aber was gesagt werden musste, musste gesagt werden. "Vor den Göttern und allen, die hier anwesend sind, wirst du eines schweren Verbrechens angeklagt, Ravic! Du hast einen Ork umgebracht. Unseren besten Kämpfer, der schon mit dir gefochten hat. Das Gericht der Zwölf soll beschließen, was mit dir geschieht!"

"Und wann wird dieses Gericht einberufen?", fragte Mroo. "Wirst du das so lange verschieben, bis du glaubst, dass der Zorn über die Tat deines Sohnes verraucht ist, Remirg Elfenstirnspalter?"

"Es wird hier und jetzt geschehen. Zwölf von euch werden durch das Los zu Geschworenen. Die Götter bestimmen das Losglück - jeder weiß das. Und die Götter werden es schließlich auch sein, die das Schicksal von Ravic bestimmen werden."

Es dauerte nicht lange und die zwölf Geschworenen waren durch Losentscheid bestimmt worden. Dazu wurden dieselben gefärbten Steine benutzt, die schon für das Kubb-Spiel die Reihenfolge der bis zu sechs Kontrahenten für den Wurf auf die Figuren der Gegner bestimmten.

Jeder von diesen Zwölf musste nun einen Schwur auf die Götter leisten und einen tiefen Schluck aus seinem Trinkhorn nehmen. Neben Nido und Roht wurde vor allem auf Redlab geschworen, den Gott der Wahrheit und des Lichts. Redlab, den Sohn Nidos mit der Göttin Girff, der von seinem blinden Bruder irrtümlich umgebracht wurde und seitdem im Reich der Totengöttin auf seine Rückkehr wartete. Das war der Grund dafür, dass Schönheit und Wahrheit immer mehr aus der Welt verschwanden und durch die Lüge verdrängt wurden. Aber so weit entfernt das Reich der Totengöttin auch sein und so schwach der Einfluss Redlabs auch sein mochte, so brauchte man doch seine Hilfe, wenn zwölf geschworene Orks zusammenkamen, um ein gerechtes Urteil zu fällen, dass auf der Wahrheit der Ereignisse und der Wahrhaftigkeit des überlieferten Rechts beruhte.

Eigentlich hätte man dazu das mit Honig gesüßte Met des Orklandes verwendet, denn es hatte überdies den Vorteil, nicht so stark gegoren zu sein und weniger berauschende Stoffe zu enthalten als das Met der Elfen.

Aber es war einfach nicht mehr genug von dem mitgebrachten Honigmet vorhanden und so einigte man sich darauf, dass alle, die in dieser Nacht noch über Ravic zu Gericht sitzen sollten, vom Elfenmet trinken sollten.

Die ausgelosten Orks wurden durch Remirg eingeschworen. Dann hatten sie ihre Entscheidung zu treffen. Das ganze dauerte nicht lange. Die Schuld von Ravic Elfenstirnspalter war einfach zu eindeutig erwiesen. Sie alle hatten gesehen, was geschehen war. Ravic hatte einen der ihren vor aller Augen umgebracht - und das aus nichtigem Grund, wie niemand unter ihnen ernsthaft bestreiten konnte.

So wandte sich Remirg schließlich an seinen Sohn, um ihm das Urteil zu verkünden. "Du wirst von sofort an verbannt, Ravic. Du kannst mitnehmen, was du tragen kannst. Der Rest deines Anteil an unserer Beute verfällt und kommt der Familie von Denumorh dem Rauen als Wergeld zu."

"Vater, ich..."

"Es ist eine Schande und ein Fluch, was dein Jähzorn über uns gebracht hat, Ravic. Ich hätte mir gewünscht, dass du mein Nachfolger wirst, dass du mit meinen Schiffen und meinen Gefolgsleuten über die Meere ziehst und reiche Beute nach Hause bringst. Die Kühnheit dazu hast du bewiesen. Und bei Nido, in meinen Augen sollte man jemanden, dessen Pisse noch giftig genug ist, um andere wahnsinnig zu machen, nicht so hoch bewerten, wie manche das tun. Aber ich kann unsere Gesetze nicht einfach ignorieren, Ravic."

"Ich weiß, Vater."

"Und du hättest das auch nicht tun sollen!"

"Ich habe es ihm angekündigt", sagte Ravic unbeirrt und im Gefühl eines gerechten Zorns. "Ich habe ihm gesagt, dass er mit der Elfin alles tun kann, was er will, aber dass ich ihn töten würde, wenn er sie tötet."

Remirg legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter. Gerade noch war sein Blick voller Zorn gewesen. Jetzt veränderten sich seine Züge und wurden merklich milder. Denn jene Kräfte, die seinen Sohn zu seiner Tat getrieben hatten, waren auch Remirg keineswegs fremd.

"Ich weiß, Ravic. Und ich verstehe dich sogar besser, als du glaubst. Aber manchmal ist es es besser, sein Wort zu brechen."

"Dann wäre ich ohne Ehre gewesen."

"Dann hättest du gehandelt, wie ein Hordenfürst es ab und zu tun  muss, Ravic! Und davon abgesehen..." Remirg kam jetzt näher und die Worte, die er nun sprach, konnte außer Ravic niemand hören. "Erzähl mir nicht, du hättest es der Ehre wegen getan. Erzähl mir so etwas nicht, denn wir wissen beide, dass das mit Ehre nichts zu tun hat, was du getan hast!"

"Vater!"

"Manche werden jetzt sagen, dass es damit zu tun hat, dass zum Teil Elfenblut in deinen Adern fließt."

Kapitel 2

Noch in derselben Nacht brachte eine Seebarke ihn ans Ufer. Aber nicht an das Ufer von Nivandrum, sondern jenes im Osten. Ravic hatte darum gebeten und Remirg hatte seinem Sohn diese Bitte gerne erfüllt. Es war schließlich der letzte Gefallen, den er ihm zugestehen konnte. Das Ostufer war vermutlich ungefährlicher für einen wandernden Ork als das Westufer, an dem Remirgs Krieger gerade eine Stadt geplündert hatten und sich die Kunde darüber garantiert Meilenweit herumgesprochen hatte. Dort hätte Ravic damit rechnen müssen, jederzeit auf novaesische Flüchtlinge zu treffen, die nichts lieber getan hätte, als einen dieser Plünderer in die Hände zu bekomme und ihm ein grausames Ende zu bereiten. Von den elfischen Kriegern, die sich in dieser Gegend zweifellos ohnehin zusammenzogen, um gegen die Eindringlinge aus dem Königreich des Ostens vorzugehen, mal ganz abgesehen.

Vierzig Orks befanden sich an Bord der Seebarke - und die waren auch nötig, um das Schiff einigermaßen gerade auf einem von der Strömung möglichst wenig beeinflussten Kurs ans andere Ufer des Stroms zu rudern. Ranie der Breite hielt das Steuer mit eisernem Griff.

Valo Elfenstirnspalter stand am Bug und hatte einen Fuß auf den großen Hauptsteven gestellt. Unter seinem Befehl stand diese Überfahrt, was Remirg angeordnet hatte und von allen als ein Zugeständnis an den hohen Stand des Verbannten angesehen wurde. Abgesehen davon hatte Remirg auch dafür gesorgt, dass unter den Orks, die das Schiff ruderten, niemand aus der Sippe war, der auch Denumorh der Raue angehört hatte. Und auch von den Orks, die Denumorh bekanntermaßen freundschaftlich verbunden waren, war niemand an Bord. Schließlich sollte der Streit nicht von Neuem losbrechen und vielleicht noch weitere Opfer kosten.

Dichter Nebel hing über dem Fluss und das Licht des Mondes wirkte wie eine ferne Geistererscheinung. Es wehte so gut wie kein Wind, aber dafür war die Strömung um so deutlicher zu spüren und trieb das Schiff ein Stück weiter flussabwärts, als es eigentlich beabsichtigt gewesen war. Es dauerte dann noch einmal einige Zeit, bis eine geeignete Stelle gefunden war, an der sich anlegen ließ.