Raymond Queneaus "100.000 Milliarden Gedichte". Enzensbergers Poesieautomat und Queneaus Sonettmaschine - Florian Leiffheidt - E-Book

Raymond Queneaus "100.000 Milliarden Gedichte". Enzensbergers Poesieautomat und Queneaus Sonettmaschine E-Book

Florian Leiffheidt

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (Institut für Deutsche Philologie), Veranstaltung: Digitale Poesie, Sprache: Deutsch, Abstract: In unserer heutigen, digitalisierten und automatisierten Zeit, in der Automaten und Maschinen nicht mehr nur dazu dienen, Dinge zu bewegen, zu erstellen, zu entsorgen etc., sondern in der Lage sind, Wörter, Texte, letztlich ganze Romane zu schreiben, mag es beinahe altmodisch erscheinen, sich im Kontext einer Hausarbeit zur Digitalen Poesie mit einem Buch auseinanderzusetzen. Doch darf man bei all der Blicke in die Zukunft, welche durch die öffentlichen Medien entworfen werden, nicht vergessen, den Blick nach hinten, an den (möglichen) Anfang dieser Digitalen Poesie zu werfen. Wie begann das Erschaffen von Texten mittels mathematischer Techniken wie Aleatorik oder Kombinatorik? Gab es so etwas wie Maschinen im Buchformat, also wortwörtliche TEXT-maschinen? Diese Fragen kann man deutlich bejahen, mehr noch, man muss bei genaue(re)r Beantwortung historisch sogar weiter zurückblicken, als es in der vorliegenden Arbeit getan werden soll. Raymond Queneaus Hunderttausend Milliarden Gedichte (im Folgenden HMG) sollen in der folgenden Arbeit als Beispiel dafür dienen, dass es bereits vor Entwicklung der Digitalen Poesie maschinenartige Erzeugnisse gab, welche mittels verschiedener Techniken Texte generiereren konnten, im Falle der HMG Sonette . Nach einer oberflächlichen Betrachtung von Queneaus Textsammlung (oder Textbaukasten oder Sonettbausatz?) soll eine gegenüberstellende Betrachtung zwischen Queneaus HMG und Hans Magnus Enzensbergers Poesieautomaten hinsichtlich ihres inneren und äußeren Aufbaus (bzw. der "Hartware" und der "Weichware“) stattfinden. Hierbei soll es darum gehen, Unterschiede, vor allem aber Gemeinsamkeiten beider Textgeneratoren aufzuzeigen und zu bewerten. Letztlich sollen eigene Überlegungen bezüglich einer theoretischen Zusammenkunft resp. Vereinigung beider Beispiele von textgenerierenden Automaten sowie ihrer Konzeption und Realisierungsmöglichkeiten angestellt, also der Blick letztlich wieder in Richtung Zukunft gerichtet werden.

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Inhaltsverzeichnis

 

1 Einleitung

2. Queneaus Hunderttausend Milliarden Gedichte – eine oberflächliche Betrachtung

3. Enzensbergers Poesieautomat und Queneaus Sonettmaschine

3.1. Von Papierstreifen und Zufallsgeneratoren – eine äußerliche Gegenüberstellung

3.2. Von Sonetten und Zufallsgedichten – eine innerliche Gegenüberstellung

4. Der Sonettautomat – Versuch einer möglichen Symbiose

5. Schlussbetrachtung

6. Literaturverzeichnis

6.1. Primärliteratur

6.2. Sekundärliteratur

 

1 Einleitung

 

In unserer heutigen, digitalisierten und automatisierten Zeit, in der Automaten und Maschinen nicht mehr nur dazu dienen, Dinge zu bewegen, zu erstellen, zu entsorgen etc., sondern in der Lage sind, Wörter, Texte, letztlich ganze Romane zu schreiben, mag es beinahe altmodisch erscheinen, sich im Kontext einer Hausarbeit zur Digitalen Poesie mit einem Buch auseinanderzusetzen. Doch darf man bei all der Blicke in die Zukunft, welche durch die öffentlichen Medien entworfen werden [1], nicht vergessen, den Blick nach hinten, an den (möglichen) Anfang dieser Digitalen Poesie zu werfen. Wie begann das Erschaffen von Texten mittels mathematischer Techniken wie Aleatorik oder Kombinatorik? Gab es so etwas wie Maschinen im Buchformat, also wortwörtliche TEXTmaschinen? Diese Fragen kann man deutlich bejahen, mehr noch, man muss bei genaue(re)r Beantwortung historisch sogar weiter zurückblicken, als es in der vorliegenden Arbeit getan werden soll [2].

 

Raymond Queneaus Hunderttausend Milliarden Gedichte (im Folgenden HMG) sollen in der folgenden Arbeit als Beispiel dafür dienen, dass es bereits vor Entwicklung der Digitalen Poesie maschinenartige Erzeugnisse gab, welche mittels verschiedener Techniken Texte generiereren konnten, im Falle der HMG Sonette .

 

Nach einer oberflächlichen Betrachtung von Queneaus Textsammlung (oder Textbaukasten oder Sonettbausatz?) soll eine gegenüberstellende Betrachtung zwischen Queneaus HMG und Hans Magnus Enzensbergers Poesieautomaten hinsichtlich ihres inneren und äußeren Aufbaus (bzw. der "Hartware" und der "Weichware“[3]) stattfinden. Hierbei soll es darum gehen, Unterschiede, vor allem aber Gemeinsamkeiten beider Textgeneratoren aufzuzeigen und zu bewerten. Letztlich sollen eigene Überlegungen bezüglich einer theoretischen Zusammenkunft resp. Vereinigung beider Beispiele von textgenerierenden Automaten sowie ihrer Konzeption und Realisierungsmöglichkeiten angestellt, also der Blick letztlich wieder in Richtung Zukunft gerichtet werden.

 

2. Queneaus Hunderttausend Milliarden Gedichte – eine oberflächliche Betrachtung

 

Raymond Queneaus HMG können zweifelsohne als Gründungsdokument, wenn nicht gar als eine Art Manifest der französischen Oulipo-Bewegung der 60er Jahre angesehen werden. Während das eigentliche Manifest von Queneaus Kollegen François le Lionnais verfasst wurde und erst im Jahre 1962 erschien, wurden die HMG bereits ein Jahr zuvor veröffentlicht – somit erschien eines der bedeutendsten Werke der Oulipo-Bewegung bereits vor Veröffentlichung ihres eigenen Manifests. Man könnte auch sagen, dass das Ergebnis der Anwendung der Regeln, welche sich die Oulipisten bei ihrer Textproduktion auferlegten, erschien, bevor Leser überhaupt das wichtige Regelwerk, das premier manifeste, lesen konnten. [4] Doch worum handelt es sich bei diesem literarischen Werk mit diesem doch sehr mathematischen Titel?