RB 001: Dr. No – der Mann aus dem Nichts - Wilfried A. Hary - E-Book

RB 001: Dr. No – der Mann aus dem Nichts E-Book

Wilfried A. Hary

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Wilfried A. Hary: Fantastik plus Krimi - ist gleich: Fantastischer Krimi! Ein Roman von Erfolgsautor W. A. Hary (unter anderem: TEUFELSJÄGER MARK TATE), der es wahrlich in sich hat: Ein Mann taumelt durch Chikago - dort, wo es am dunkelsten ist - nackt, verletzt, ohne Gedächtnis! Sheila rettet ihm das Leben. Sheila, die Prostituierte... Sie bringt damit gewaltige Dinge ins Rollen, die niemand mehr auf-halten kann. Höchstens einer: DR. NO - der Mann aus dem Nichts Impressum: Copyright neu 2014 by HARY-PRODUCTION * Canadastr. 30 * 66482 Zweibrücken * Tel.: 06332481150 * HaryPro.de * ISSN 1861-1273

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Wilfried A. Hary

RB 001: Dr. No – der Mann aus dem Nichts

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

RB 001:

Dr. No – der Mann aus dem Nichts

Wilfried A. Hary

Impressum:

 

ISSN 1861-1273

 

Diese Fassung:

© 2014 by HARY-PRODUCTION

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

 

Sämtliche Rechte vorbehalten!

Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung von

HARY-PRODUCTION!

 

Coverhintergrund: Thorsten Grewe

 

Titelbild: Gerhard Börnsen

 

Lektorat: David Geiger

 

Vorwort

 

Ein Mann taumelte durch die nächtlichen Straßen von Chikago. Hier befand er sich in der Dogger-Street. Keine Menschenseele war zu sehen, außer ihm.

Er blieb stehen und griff sich an den schmerzenden Schädel. Leise stöhnte er auf.

Er taumelte weiter - nackt. Er fror. Und jetzt fing es auch noch zu regnen an.

Der Regen peitschte seine nackte Haut.

Der Mann stolperte und fiel der Länge nach hin.

Da lag er nun, stöhnend umhertastend, blind vor Schmerz. Er würgte verzweifelt.

Doch es trieb ihn wieder hoch. Sein muskelbepackter Körper straffte sich. Er nahm den letzten Rest von Überlebenskraft zusammen und schleppte sich weiter.

In Hamiltons Bar, wo er vorbeikam, war noch Betrieb, aber keiner merkte, was auf der Straße geschah und der Mann beachtete die Bar gar nicht. Es trieb ihn vorwärts, obwohl es doch sinnlos erschien. Denn dieser Mann wusste weder, wer er war, noch woher er kam. Er wusste nicht einmal, was mit ihm geschehen war.

Die Eingangstür zu Hamiltons Bar öffnete sich. Eine grellgeschminkte Frau erschien. Jemand übergoss sie mit einem Schwall von Schimpfwörtern und versetzte ihr auch noch einen Stoß. Die grellgeschminkte Frau fiel beinahe hin.

Aber sie wehrte sich nicht, sondern fügte sich scheinbar in ihr Schicksal. Sie entfernte sich von Hamiltons Bar und hielt dabei wie in Demut ihren Kopf gesenkt. Die Tür wurde wieder geschlossen.

Und da sah sie den nackten Fremden.

Der Regen vermischte sich mit der Schminke und gab ihrem Gesicht etwas Dämonisches. Als würde sich ihre Schönheit langsam auflösen und darunter komme ihr wahres Gesicht zum Vorschein.

„He?“ rief sie dem Fremden zu und holte ihn ein.

Der Mann sah ihr ins Gesicht. Erschrocken riss er die Arme hoch, machte eine Abwehrbewegung und rutschte dabei aus.

Der Fremde fiel ihr direkt vor die Füße. Besorgt beugte sie sich über ihn.

Blut sickerte aus einer Kopfwunde und wurde vom Regen fortgeschwemmt.

 

1

 

Schlagartig war ich wach. Es geschah völlig übergangslos. Das grelle Licht zwang mich zu blinzeln, bis ich mich daran gewöhnt hatte.

„Hallo!“ sagte jemand.

Stirnrunzelnd schaute ich in ihre Richtung. Sie sah gut aus. In den Händen hielt sie ein Handtuch, das sie wie verlegen knetete.

„Wer sind Sie? Wo bin ich?“ fragte ich, denn ich war sicher, diese Frau niemals zuvor gesehen zu haben.

„Na, eine gute Frage, Stranger. Aber zunächst einmal: WER sind denn SIE?“

Mein Kopf schmerzte höllisch. Ich achtete jetzt erst darauf. Vorsichtig betastete ich ihn.

Eine Wunde? Jemand hatte sie sorgfältig und sehr fachgerecht verbunden.

„Finger weg, Stranger!“ riet mir die Frau. „Es sah nicht gut aus. Ich musste die Wunde sogar nähen. Jemand hat Ihnen einen gewaltigen Schlag versetzt. Sie haben auch noch andere Wunden - am ganzen Körper verteilt. Aber die sind nicht so schlimm. Wie nach einem heftigen Handgemenge. Es scheint, man hat Sie überfallen und ausgeraubt. Sie hatten nicht einmal mehr einen Schnürsenkel bei sich.“

„Ich - ich war - nackt?“

„Wie der Herrgott angeblich die Menschen erschaffen hat! Ein wahres Glück, dass Sie überhaupt noch unter den Lebenden weilen. Der Schlag hatte Sie wohl umbringen sollen.“

„Hat er im Grunde auch!“ murmelte ich und tastete wieder über die Stelle, wo die Wunde war.

„Wer sind Sie, Stranger? Wen kann ich benachrichtigen?“

„Die Polizei?“ vermutete ich.

Sie erschrak. „Bloß nicht die! Ich habe so schon genug Scherereien.“

Ich warf kurz einen Blick in die Runde. Dann schaute ich sie wieder an.

Dieser kurze Rundblick hatte genügt. Ich hatte mir den Raum genauestens eingeprägt: Das Bett stand an der Wand. Am Fußende war ein Handwachbecken. Daneben ein Türdurchbruch. Was dahinter lag, wurde von einem knittrigen Vorhang verdeckt. Es standen auch ein paar kärgliche Möbel im Zimmer. Sie sahen aus, als stammten sie aus dritter Hand und hätten Mühe zu überleben.

Genauso wie ich! dachte ich zerknirscht.

„Warum keine Polizei?“ Ich hatte längst eine Vermutung: Sie war Prostituierte, die von ihrem Zuhälter äußerst knapp gehalten wurde. Damit machte er sie gefügig. Denn wenn man kein Geld hatte, kam man nicht weit. Vor allem, wenn man einen Aufgriff durch die Polizei befürchten musste.

„Das ist MEINE Sache!“ fauchte sie.

Ihr Blick irrte zur einstmals weißlackierten, nun aber blatternarbig gewordenen Tür auf der anderen Seite. Dies war also der Eingang?

„Du hast Angst, Mädchen? Vor deinem Freund?“

Sie warf den Kopf herum und funkelte mich an: „Ja, deinetwegen! Ich habe dich von der Straße aufgelesen wie einen ausgestoßenen Hund. Du wärst vor meinen Füßen krepiert.“

„Danke!“ sagte ich. Und nach kurzem Zögern: „Warum hast du es getan? Es könnte schwierig werden für dich.“ Mit dem Kinn zeigte ich auf die Möblierung. „Dir geht es nicht besonders gut. Dein Leben kotzt dich an. Warum machst du nicht Schluss damit?“

„Mit dem Leben?“

„Wenigstens mit dieser Art zu leben! Geh einfach weg von hier und...“

„Ich habe ihn einmal sehr geliebt.“

„Deinen Zuhälter? Und jetzt schlägt er dich, wenn du nicht genug anschaffst.

Mit jeder Sekunde wächst deine Angst vor ihm. Weil du nichts verdienst, wenn du einen Fremden vor dem Ende bewahrst. Nicht wahr?“

„Wer bist du? Ich habe ein Anrecht darauf, es zu erfahren. Schließlich habe ich dir das Leben gerettet.“

Ich nickte ihr zu. „Ja, gewiss doch, das hast du, Mädchen. Du hast mich gerettet. Wer immer mich umbringen wollte, wird dafür allerdings wenig Verständnis haben...“

Sie stürzte sich auf mich, packte mich an den Schultern und schaute mir verzweifelt ins Gesicht.

„Was - was redest du denn da?“

Ich schüttelte den Kopf, obwohl es höllisch schmerzte. „Ich weiß nicht recht, Mädchen... Ich würde dir gern etwas erzählen über mich, was geschehen ist und so, aber...“

„Aber?“

„Ich kann mich absolut an gar nichts erinnern!“

Sie ließ mich los und richtete sich auf.

Beinahe abfällig schaute sie auf mich herab.

„Das kannst du mir doch nicht weismachen!“

Ich runzelte die Stirn. „Es ist aber so, Mädchen: Ich kann mich an nichts erinnern. An absolut gar nichts. Ich weiß nicht einmal mehr meinen Namen. Gewissermaßen - der Mann aus dem Nichts!“

Stöhnend fasste ich mir an den Kopf.

„Wie weggeblasen ist alles. Mein Kopf ist leer. Da hockt nur dieser grausame Schmerz.“

„Was ist das für ein verdammtes Spiel, das du da mit mir treibst?“ Sie ballte die Hände zu Fäusten und wich zurück, bis sie mit dem Rücken gegen die Tür stieß. „Was geht hier vor?“

Ich nickte ihr zu. „Das möchte ich auch gern wissen. Aber - warum hast du mir das Leben gerettet?“

Ihre Augen glänzten auf einmal feucht.

„Mitleid?“ Sie zuckte die Achseln.

„Mitleid mit einem anderen, dem es augenscheinlich noch dreckiger geht als dir? Auch wenn es dich letztlich das Leben kosten sollte?“

Sie biss sich so fest auf die Unterlippe, dass diese zu bluten begann.

„Ja, auch wenn es mich das Leben kostet. Und jetzt hasse ich dich dafür, Stranger! Mann aus dem Nichts, wie du dich nennst: Es ist nicht mehr zu ändern: Jack wird bald hier auftauchen, um mich zur Rechenschaft zu ziehen.“

„Vielleicht sogar die anderen, die mich ursprünglich umbringen wollten?“

Sie erschauerte sichtlich.

„Mir scheint, Mädchen, du hast mehr Angst vor denen als vor deinem Jack?“

„Er wird mich höchstens erschlagen. Aber wer weiß, was deine Freunde mit mir anstellen werden?“

„Ich verstehe: Du hast mir eigentlich nur das Leben gerettet..., um dein eigenes zu verlieren!

Denn zum Selbstmord fehlt dir der Mut. Und so hast du wenigstens noch eine gute Tat begangen - zu guter Letzt.“

Ich warf die Decke beiseite, richtete mich vorsichtig auf und ließ die Beine aus dem Bett hängen.

Ich war nackt, aber das störte niemanden - am wenigstens mich.

Sie zitterte wie Espenlaub. Ihr Blick glitt an mir hinab. Ich folgte diesem Blick.

Der Körper gefiel mir, zugegeben, obwohl er mir völlig fremd erschien. Als hätte ich vorher... einen völlig anderen Körper besessen... Irgendwie...

Was war wirklich mit mir geschehen? Wieso konnte ich mich an nichts mehr erinnern? Nur durch den Schlag ausgelöst?

Man hatte mich auslöschen wollen. Dessen war ich sicher. Zum größten Teil war das sogar gelungen: Meine Persönlichkeit war nachhaltig vernichtet. Es gab nur noch diesen Körper und meinen Verstand.

Verdammt, ich hatte zwar meine alte Persönlichkeit anscheinend verloren, aber was hinderte mich eigentlich daran, eine neue Persönlichkeit aufzubauen?

Ich hob die Fäuste wie zum Schlag.

Das Mädchen schien tatsächlich zu fürchten, ich wollte sie schlagen, denn sie schrie: „Nein!“

Meine Hände öffneten sich wieder. Ich wollte das Mädchen aufmunternd anlächeln, aber der Schmerz in meinem Schädel verhinderte das.

„Wie heißt du?“ fragte ich.

Die zögernde Antwort: „Sheila!“

„Ich danke dir, Sheila! Und du brauchst gewiss keine Angst vor mir zu haben.“

„Du - du hast einen Körper wie ein...“

„Na, wie denn?“

„Wie ein - Tier!“

Ich lachte heiser. „Das mag stimmen, Sheila. Die Ruhe und deine Pflege haben das gemacht.

Ich fühle mich bedeutend besser, als ich mich wahrscheinlich vorher gefühlt habe, als du mich aufgelesen hast. Auch wenn ich mich absolut nicht daran erinnern kann. Nur dieser verdammte Schädel...“

„So einen Körper habe ich noch niemals gesehen. Bei keinem Mann... Wenigstens nicht in natura. Und ich habe bisher viele, sehr viele Männer nackt gesehen.“

„Noch niemals zuvor in natura?“ Ich lachte amüsiert.

„Nur im Fernsehen. Ein Filmbericht über eine Bodybuildingmeisterschaft. Der Weltmeister wurde gekürt. Du hättest glatt gegen ihn gewonnen.“

„Na, dieser Vergleich gefällt mir wesentlich besser, als der Vergleich mit einem - einem wilden Tier!“

„Die Muskeln eines solchen Meisters würden mich nicht erschrecken. Denn trotz seiner Kraft wäre er ein normaler Mensch. Aber du...?“

„Was ist mit mir?“ fragte ich alarmiert.

„Du wirkst wie eine... eine lebendige Kampfmaschine - tödlich, unbesiegbar...“

Ich deutete auf den Kopfverband. „Nicht ganz, wie mir scheint, sonst wäre das hier nicht!“

Sie ließ sich nicht beirren. „Dabei... dabei sprichst du so kultiviert wie ein Doktor!“

„Ein Doktor?“

„Ja, ich war früher Krankenschwester, bevor ich Jack kennen lernte und er aus mir machte, was ich heute bin. Es - es gibt kein Zurück mehr für mich.“

„Nur noch die Flucht in den Tod? Das würde dir so passen, Sheila. Ich brauche hier eine Krankenschwester dringender als sonst was. Schau mich nur einmal genauer an.“

Sie entspannte sich. „Wie ein Doktor!“ murmelte sie. „Kannst du dich wirklich nicht erinnern oder willst du mir nur etwas vormachen?“

„Wirklich nicht!“

„Nobody! Das heißt NIEMAND. Ja, du bist ein Niemand - und doch bist du wer.

Du bist der Doktor. So nenne ich dich.“

„Doktor Nobody?“

Jetzt lächelte sie.

„Nein, das gefällt mir nicht so recht... Ich werde es abkürzen in: Dr. No!“

„Wie der üble Bursche im ersten James-Bond-Film?“

„Nein, dein Dr. No stammt ab von Nobody. - Komm her, ich wechsele deinen Verband, bevor Jack hier auftaucht.“

Ich lehnte mich wieder zurück. Sie machte sich am Verband zu schaffen.

„Wie kommt's eigentlich, Dr. No, dass du nichts mehr von dir selber weißt - aber dennoch dich an so etwas Unwichtiges wie einen James-Bond-Film erinnerst?“

Ich musste ihr wieder einmal die Antwort schuldig bleiben.

Ich lenkte von diesem für mich unerfreulichen Thema ab: „Lass deinen Jack bloß kommen. Meine Erinnerung ist zwar weitgehend tot, aber ansonsten bin ich wieder quicklebendig...“

 

2

„Du warst ein wenig zu hart mit ihr“, lachte der bärtige Fred und klopfte Jack kameradschaftlich auf die Schulter.

Jack war betrunken, aber dann war er empfindlich. Er wehrte Freds Hand brüsk ab und knurrte gereizt: „Halt's Maul!“

„Aber, aber, mein lieber Jack, wer wird denn gleich so empfindlich sein? Die Kleine liebt dich abgöttisch. Aber du schlägst sie zu oft. Bei einer anderen wäre das gut, aber bei ihr nicht. Jetzt ist sie dir bestimmt abgehauen.“

Jacks Rechte flog zu Freds Jackenaufschlag. Er packte fest zu.

Ehe es wirklich ernst werden konnte, sprangen zwei andere Zuhälter herbei und zerrten die beiden auseinander.

„Verdammt, Jack!“ sagte der eine. Und der andere: „Der ist besoffen, Fred. Du solltest wissen, wie er dann ist und dich zurückhalten.“

Fred zupfte seinen zwar teuren, aber geschmacklosen Anzug zurecht und verzog das Gesicht zu einem gemeinen Grinsen.

„Kann doch auch sein, dass er weich geworden ist, nicht? Schickt seine Nutte bei diesem Sauwetter auf die Straße - und anschließend tut es ihm leid.“

Sie mussten Jack mit vereinten Kräften zurückhalten, sonst hätte er sich wieder auf Fred gestürzt, um ihn zu verprügeln.

„Ich gebe einen aus!“ rief Hamilton von der Bar aus.

Die Zuhälter waren seine Stammkunden, das war allerdings nicht der einzige Grund, wozu er sich einmischte:

Er konnte sich keine Schlägereien leisten, denn das brachte ihm unweigerlich die Polizei auf den Hals. Sein Laden hatte sich bisher wacker gehalten. Und so lange die Zuhälter sich vor der Polizei hier sicher fühlten, blieb alles bestens.

Er brachte die Drinks an den Tisch.

„Vertragt euch, verdammt noch eins, sonst schlage ich jedem einzelnen den Schädel eigenhändig ein.“

Fred klopfte Jack wieder auf die Schulter.

„Na, komm schon, Jack, war wirklich nicht so gemeint. Streit gibt es in der besten Familie mal, wie?“

Jack kippte den Drink und lallte: „Ich bringe sie um!“

„Was denn, dein bestes Pferdchen im Stall?“

„Sie hat zu parieren, basta! In letzter Zeit lässt sie gehörig nach!“

„Ich kaufe sie dir ab!“ schlug Fred vor.

„Würde dir so passen!“

„Na also, dann scheint sie dir ja doch noch gut genug zu sein.“

„Ich werde ihr die Flausen schon noch austreiben. Das heißt... Jetzt sofort! Schätze, sie sitzt daheim und grinst sich eins über ihren Jack. Es wird ihr noch vergehen!“ Er schüttelte wütend die Fäuste.

„Mach mir bloß keine Dummheiten!“ mahnte Hamilton.

Jack stand auf und torkelte zum Ausgang.

„Ja, jetzt gleich!“ schwor er und in seinen Augen glitzerte die Mordlust auf einmal so stark, dass es die Wirkung des Alkohols deutlich überwog.

„Geht mit ihm!“ zischte Hamilton. Es klang wie ein Befehl - und das war es auch. Er winkte Fred und einem der anderen Zuhälter zu. „Los, macht schon!“

„Wie sollen wir es verhindern, falls er die Kleine wirklich umzubringen versucht?“ gab Fred zu bedenken. „Außerdem: Was geht es uns an?“

„'ne ganze Menge!“ Hamilton spuckte zu Boden. „Mord - das würde uns gerade noch fehlen. Würde uns die Schnüffler auf den Hals hetzen. Helft ihm wenigstens, die Spuren zu beseitigen, falls er sich von euch beiden nicht abhalten lässt!“

Fred stand tatsächlich auf.

„Eigentlich schade um Sheila. Wäre echt noch 'ne prächtige Nutte geworden!“

Der andere schloss sich ihm an.

Als sie nach draußen traten, war Jack gerade dabei, in seinen Straßenkreuzer zu steigen. Eines seiner anderen Mädchen war bei ihm.

„Sei doch vernünftig!“ flehte sie ihn an.

Er stieß sie brutal von sich, dass sie stolperte und hinfiel.

„Ich werde diesem Flittchen zeigen, wer ihr Herr ist! Und niemand wird mich davon abhalten. Niemand, hörst du? Euch soll das eine Lehre sein - auf ewig!“

Fred lachte, als er das hörte.

„Scheint so, Hamilton hat recht:

Es wird ernst. Was meinst du, Jim? Wird uns ein Fest sein!“

Jim schnalzte verächtlich. „Und wer macht anschließend die ganze Dreckarbeit? Wir natürlich!“ Er schnalzte abermals.

Fred lachte zum zweiten Mal. „Wer weiß, Jim, vielleicht brauchen wir Jack einmal genauso? Die Abwechslung wird uns gut tun und auch unsere werten Dämlichkeiten werden ab sofort noch besser kuschen, wenn sie sehen, was ihnen sonst passiert.“

3

Ich konnte mich zwar an einen James-Bond-Film erinnern, aber nicht an mich selber! Das erschien mir nachgerade verrückt.

Sobald ich in meinem Gedächtnis forschte, brachte ich eine ungeheure Fülle von Wissen zutage, aber nicht das mindeste, was mich persönlich betraf. Als hätte man mich mit Daten abgefüttert wie einen Großcomputer, dabei aber das Persönlichkeitsprogramm vergessen...

„Was ist los mit dir?“ erkundigte sich Sheila. Sie schien inzwischen mehr Vertrauen zu mir gewonnen zu haben.

Ich öffnete die Augen.

„Ich verstehe es nicht. Wieso kann ich mich an alles erinnern, außer an meine Vergangenheit oder auch nur an meinen Namen? Ich meine, falls es wirklich nur von dem Schlag herrührt, müsste eigentlich ALLES weg sein, nicht wahr?“

Sie runzelte nachdenklich die Stirn. „Ich kenne solche Fälle von meiner Ausbildung her, Dr. No. Es ist allerdings äußerst selten. Einmal gab es auch einen konkreten Fall bei uns im Krankenhaus: Ein Mann wurde überfallen und ausgeraubt. Er war wochenlang ohne Bewusstsein. Als er aufwachte, wusste er nichts mehr. Er erkannte nicht einmal mehr Frau und Kinder. Alles wie weggeblasen. Als wäre er ein völlig anderer geworden. Alles Wissen jedoch, was er sich beruflich oder so angeeignet hatte, war vollständig vorhanden. Später konnte er sogar wieder in seinem Beruf als Architekt arbeiten - genauso gut wie vorher. Nur seine Identität war für immer verlorengegangen - und Frau und Kinder blieben ihm fremd.

Er musste eine völlig neue Identität entwickeln.“

Ich spürte eine Gänsehaut auf dem Rücken.

„Vielleicht sind die persönlichen Daten irgendwo hier drinnen im Schädel anders abgelegt als das andere?“ überlegte ich laut. „Leider weiß man noch viel zu wenig über das menschliche Gehirn. Man glaubt, das Ich befände sich nur im Vorderlappen der Großhirnrinde. Falls es wirklich so ist, dann kam nur dort alles durcheinander. Ansonsten...?“

„Tatsächlich: Ein echter Doktor!“ rief sie lachend.

„Es wäre schön, falls ich das definitiv wüsste!“ murmelte ich brüchig.

Mein Gesichtsausdruck erschien bei diesen Worten anscheinend wenig geistreich, denn ihr Lachen verstärkte sich nur noch.

Wie lange hatte dieses unglückliche Mädchen nicht mehr so richtig herzhaft lachen können?

Und ausgerechnet in diesem Augenblick flog die Tür krachend auf.

Ein Kerl stand im Türrahmen, mit blutunterlaufenen Augen und Schaum vor dem Mund. Seine Augen suchten Sheila.

„Jack!“ schrie sie entsetzt. Und: „Bitte, Jack, tu mir nichts! Lass dir doch erklären! Das hier ist ein Freier!“

Jack fiel nicht darauf herein. Aber hatte sie nicht schon sowieso damit gerechnet?

Er war jähzornig und stank bestialisch nach Alkohol. Er würde sich weder durch Bitten noch durch Flehen von seinem Entschluss abbringen lassen: Er war offensichtlich entschlossen, Sheila zu töten und damit ein seiner Meinung nach wichtiges Exempel zu statuieren!

Aber auch ich würde es nicht überleben, denn Jack war mörderisch in Fahrt und konnte sich außerdem keinen Zeugen leisten. Das leuchtete ihm auch im umnebelten Kopf ein.

In seinem blinden Zorn hatte er mich allerdings noch gar nicht entdeckt. Er stürzte sich auf Sheila. Sie wich zur Seite hin aus und gab damit ungewollt den Blick auf mich frei.

Jack stutzte. Er zog den massigen Schädel ein und schnaubte wie ein gereizter Stier.

Ich war immer noch nackt, fühlte mich aber keineswegs wehrlos. Ich sprang auf.

Jack reagierte mit wüstem Gebrüll und ließ von Sheila ab. Er taxierte mich.

„Aha, daher weht der Wind: Ein neuer Lude! Trifft sich ja ausgezeichnet. Ich habe euch beide also überrascht, wie? Hä, hä, erst mache ich ihn kalt, dann erst kommst du an die Reihe, dreckige Nutte!“

Ich erwartete natürlich, dass er sich auf mich stürzte, aber Jack hatte etwas anderes vor. Anscheinend war in seinem umnebelten Gehirn noch genügend Platz für einen einzigen vernünftigen Gedanken:

Er sah ein, dass er mit den bloßen Fäusten keine Chance gegen mich hatte. Deshalb zog er seinen Revolver.

Damit ging er kein allzu großes Risiko ein, denn im nachhinein würde angeblich keiner der Nachbarn je einen Schuss gehört haben. Nicht in dieser Gegend!

Mein Fuß zuckte vor. Es ging ganz automatisch. Ich verlor nicht einmal einen Sekundenbruchteil damit, meine eventuellen Chancen auszurechnen, sondern nahm sie einfach wahr.

Das hieß: Mein Körper tat es! Als unterläge er nicht mehr meinem Willen, wurde ich sozusagen zum bloßen Beobachter degradiert und alles lief in Sekundenbruchteilen ab.

Ich sah es allerdings wie in Zeitlupe: Mein Fuß traf das Handgelenk von Jack. Ein Schuss löste sich mit ohrenbetäubendem Krachen, doch die Kugel fuhr in die Decke. Die Waffe flog davon.

Und dann war ich nahe genug bei Jack, um ihm meine Faust mitten ins Gesicht zu schmettern.

Jack taumelte rückwärts durch die offene Tür und verschwand nach draußen. Das Treppengeländer hielt ihn auf, sonst wäre er glatt in den Abgrund gestürzt.

Beide Hände presste er vor sein Gesicht. Als er sie wimmernd sinken ließ, sah ich eine Menge Blut.

Halbblind vor Schmerz, aber mörderischer denn je entschlossen, stürzte er wieder herein.

Jetzt war ihm anscheinend doch der letzte Funken von Verstand verlorengegangen, denn er wagte es tatsächlich, mich mit bloßen Fäusten anzugreifen.

Ich blieb einfach, wo ich war und erwartete ihn. Meine Arme hingen lässig herab. Das schien Jack nur noch anzuspornen. Er freute sich schon darauf, mir eine gehöre Lehre zu erteilen - wie er meinte.

Aber bevor er mich noch auf Armlänge erreichte, trat ich ihm in den Unterleib.

Er klappte zusammen wie ein Taschenmesser. Ich richtete ihn mit einem gewaltigen Uppercut auf. Er torkelte wieder rückwärts durch die offene Tür und brach draußen zusammen.

Dies war der Moment, da Fred und Jim, seine Zuhälterfreunde, auf den Plan traten. Sie erschienen für uns überraschend im Eingang.

Sie hatten einen nackten Mann vor sich. Das war ihr erster Eindruck. Anscheinend überraschte es sie so sehr, dass sie nicht sofort schossen.

Und genau das war einerseits ihr Fehler und andererseits meine Chance: Ich schmetterte je einem eine Faust mitten in die Gaunervisage. Sie verloren ihre Waffen und stolperten über Jack.

Einer konnte sich gerade noch am Geländer festhalten. Der andere hatte weniger Glück und verlor das Gleichgewicht.

Er schrie gellend und verschwand nach unten.

Nach dem dumpfen Aufprall hörte ich wie aus weiter Ferne sein Stöhnen. Also hatte er den Sturz überlebt, wenn auch nicht ohne Blessuren.

„Wie heißt du?“ herrschte ich den Kerl an, der sich feige über Jack duckte.

„Fred!“ antwortete er zögernd.

„Nimm die Schnapsleiche hier mit und vergiss nicht, dass Sheila einen neuen Kerl hat. Wer sich hier blicken lässt von euch, den mache ich fertig!“

4

Sie beobachtete mich - und sie hatte wieder Angst vor mir.

Ich schloss die Augen und lehnte mich vorsichtig zurück. Mir war auf einmal kalt, als würde sich Schüttelfrost anmelden. Zitternd kroch ich unter die leichte Decke.

Sheila schloss die Tür.

„Wie geht es dir?“

„Wie nach einer wüsten Schlägerei.“

„Die du gewonnen hast, Dr. No!“ sagte sie betont.

Ich schlug die Augen auf, suchte sie mit meinem Blick.

Sheila lächelte. Die Angst war wieder verflogen. Sie näherte sich dem Bett.

„Besser, wenn du eine Mütze voll Schlaf nimmst, Dr. No. Das hast du redlich verdient.“

Sie nannte mich permanent Dr. No und ich hatte nicht die Kraft, mich dagegen zu verwahren. Wozu auch? Ein Name war so gut oder so schlecht wie jeder andere, wenn man nicht mehr wusste, wer man wirklich war.

Es klopfte an der Tür.

Sheila fuhr erschrocken zusammen.

Wer war das? Waren die Zuhälter gar wieder zurückgekommen?

Nein, soviel Mut traute ich ihnen nun doch nicht zu. Sie würden irgendwo wie getretene Hunde ihre Wunden lecken.

Ich deutete auf die beiden Waffen, die an der Tür lagen.

„Gib mir eine!“ zischte ich.

Sheila bückte sich und warf sie mir zu. Die andere behielt sie in der Faust.

Vorsichtig entriegelte sie die Tür.

Ich versteckte die Waffe vorsichtshalber unter der Decke und hielt sie entsichert.

Niemand öffnete.

Sheila wartete ein paar heftige Atemzüge lang. Dann riss sie die Tür auf.

Meine Waffe befand sich im Anschlag.

Draußen stand - niemand. Sheila wagte sich vor.

Sie zuckte die Achseln: „Nichts und niemand zu sehen!“

Da erst entdeckte sie den Zettel, der an der Tür hing. Sie riss ihn ab und brachte ihn mir.

Wir lasen gemeinsam: „Verschwindet! Ihr habt eine halbe Stunde. Dann kommt die Polizei!“

„Der Vermieter?“ vermutete ich.

Sheila nickte. „Er hat Angst und glaubt, die ganze Sache wäre damit getan, dass wir untertauchen. Wenn wir nicht mehr da sind, braucht er auch nichts mehr zu fürchten. So nach diesem Motto.“

„Gut, dass er nicht gleich die Polizei gerufen hat.“

„Na, er hat natürlich auch Angst vor uns. Wir könnten uns irgendwann an ihm rächen - oder könnten Verbündete haben, die es für uns tun.“

„Wir bleiben trotzdem!“ entschied ich.

„Und wie stellst du dir das vor?“

„Wirst du gesucht, Sheila?“

„Nein, Dr. No, aber darum geht es eigentlich nicht. Es ist in anderer Hinsicht gefährlich für mich.“

„Ich verstehe: Du fürchtest die Rache der Zuhälter, die ja nicht wissen können, was alles du der Polizei erzählst?“

Sie lachte hell auf: „Du hast recht, Dr. No: Die brauche ich wirklich nicht mehr zu fürchten. Aber glaubst du, es nutzt uns etwas, hier seelenruhig auf die Polizei zu warten?“

„Ich habe nichts zu verbergen.“

„Wirklich nicht? Woher willst du das eigentlich wissen?“

„Ich glaube, Sheila, dass der Überfall auf mich nicht nur zum Ziel hatte, meine Persönlichkeit auszulöschen, sondern auch und vor allem mein Leben. Und niemand sollte je erfahren, wer ich einmal war. Alles spricht für diese These. Sonst hätte man mich nicht nackt ausgezogen. Ich besitze nichts mehr, was einen Hinweis geben könnte. Nicht einmal einen brauchbaren Gebissabdruck, denn wie mein Gebiss aussieht, hat daran noch niemals ein Zahnarzt zu arbeiten brauchen.

Gründliche Arbeit, möchte ich sagen. Aber ich kann mir nicht denken, dass die sich danach völlig zurückgezogen haben. Immerhin bin ich ihnen entwischt. Und ich nehme an, dass der Feind noch irgendwo lauert. Er will herausfinden, ob ich überlebt habe und...“ Ich brach ab.

5

Der bärtige Fred kam allein zurück. Er war kreidebleich, als wäre er dem Satan persönlich begegnet.

Hamilton putzte angelegentlich Gläser. Er sah auf.

Sofort legte er den Finger an den Mund. Seine Augen deuteten in die Ecke.

Dort saßen zwei Fremde. Fred hatte sie jedenfalls noch nie hier gesehen.

Hamilton's Bar war ein beliebter Zuhältertreffpunkt. Das sollte sie auch bleiben.

Sobald Fremde hier auftauchten, hielt man sich zurück. Bis man wieder unter sich war. Kein Fremder sollte merken, was hier gespielt wurde.

Fred ging zur Theke und beugte sich halb darüber.

„Was ist los?“ fragte Hamilton stirnrunzelnd.

„Diese Sheila hat einen Fremden bei sich aufgenommen - einen mit Kopfverband. Wir - wir hatten keinerlei Chance. Das ist ein wahrer Teufel und kein Mensch, sage ich dir!“

„Du übertreibst!“ versetzte Hamilton abfällig. Aber dann fragte er: „Was ist eigentlich mit Jack und Jim?“

„Im Auto, arg lädiert! Du musst sie bei dir aufnehmen, Hamilton. Aus eigener Kraft schaffen sie es aber nicht mehr, hereinzukommen.“

Hamilton zögerte.

Er musterte Fred aus schmal zusammengekniffenen Augen. Dann winkte er zwei Zuhältern zu.

Hamilton öffnete ihnen den Hintereingang. Fred war mit dem Wagen gleich in den Hof gefahren. So brauchten sie die Verletzten nicht so weit zu schleppen und erregten auch kein Aufsehen.

„Bringt die beiden hinauf!“ befahl Hamilton.

Jack und Jim stöhnten um die Wette. Nacheinander wurden sie in den ersten Stock getragen. Dort hatte Hamilton ein paar Zimmer.

„Nicht zu vermieten, sondern nur für besondere Fälle!“ pflegte er zu sagen. Nun, dies hier war ein so besonderer Fall.

„Wir sollten einen Arzt holen!“ schlug Fred besorgt vor. „Die beiden kratzen uns sonst noch ab.“

„So schnell stirbt sich's nicht“, grinste Hamilton.

„Okay, ich will es trotzdem tun. Aber zuerst verrätst du mir, was wirklich passiert ist.“

Fred tat es. Er schmückte die Geschichte allerdings noch reichlich aus, erzählte davon, der Fremde habe blutunterlaufene Augen, wie ein Wahnsinniger und sei im übrigen bis an die Zähne bewaffnet.

„Uns hat er die Waffen abgenommen“, schloss er seine Story.

Hamilton schüttelte den Kopf. Selbst wenn er erfahrungsgemäß mindestens die Hälfte strich, blieb immer noch genügend übrig - vor allem die unübersehbare Tatsache, dass es ein einziger Verletzter geschafft hatte, drei ausgewachsene Zuhälter das Fürchten zu lehren.

Und sogar mehr noch als das - wenn man den gegenwärtigen Zustand von Jack und Jim in Betracht zog.

Die beiden Zuhälter, die Fred geholfen hatten, schüttelten ebenfalls die Köpfe.

Aber sie sagten nichts, weil sie die Reaktion Freds fürchteten.

„Bleib hier!“ entschied Hamilton, „ich will den Arzt rufen.“

„Später!“ sagte jemand von der offenen Tür her.

Es war einer der Fremden. Er kaute auf einem Streichholz herum. Seine Augen glitzerten eiskalt.

Hamiltons Blick sank tiefer - und blieb an dem mattglänzenden Revolverlauf hängen. Der Fremde hatte auf den Schalldämpfer sogar verzichtet.

Automatisch sann Hamilton nach einem brauchbaren Ausweg.

Der Fremde schien es ihm anzusehen. Er spuckte das Streichholz aus und richtete die Waffe voll auf Hamilton. Offenbar hatte er erkannt, dass der Wirt von allen am gefährlichsten war.

„Was geht es Sie überhaupt an?“ fragte Hamilton und gab sich Mühe, die aufkeimende Angst zu unterdrücken.

„Interessante Geschichte, die der Kerl da erzählte. Das mit dem Kopfverletzten und so... Wie sah der Kerl eigentlich aus?“

„Er - er war splitternackt!“ stöhnte Fred.

„Weiter!“

„Ungeheure Muskeln und er bewegt sich wie - wie eine Katze.“

Der Fremde nickte.

„Okay, das ist er. Ganz offensichtlich. Und jetzt die Adresse, Bursche!“

Fred antwortete nicht sofort. Der Fremde trat blitzschnell vor ihn und täuschte einen Schlag an.

Fred machte automatisch eine Abwehrbewegung.

Da zuckte das linke Bein des Fremden hoch. Dumpf traf der Fuß des Mannes Fred im Unterleib.

Fred schrie auf und klappte zusammen.

Der Fremde wich geschmeidig zurück.

Hamilton begriff, dass sie gegen den keine Chance hatten. Das war ein Profi. Ein Killer obendrein.

Das verrieten seine eiskalten Augen. Wenn sie nicht taten, was er von ihnen verlangte, brachte er sie alle um, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

„Halt, ich sage Ihnen ja schon die Adresse!“