Reformkonzepte der 'Neuen Theologen' Irans - Jannic Wöhrle - E-Book

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Jannic Wöhrle

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Beschreibung

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Orientalistik / Sinologie - Islamwissenschaft, Note: 1,3, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Orientalisches Seminar), Sprache: Deutsch, Abstract: Es scheint, als stünde die Islamischen Republik Iran dieser Tage am Scheideweg. Zum Zeitpunkt der Entstehung dieser Arbeit – zur Jahreswende 2009/2010 – spitzte sich die Lage innerhalb des Landes im Zuge der Demonstrationen der so genannten ‚grünen Protestbewegung„ gegen das herrschende Regime, das mit dem Vorwurf der Wahlfälschung konfrontiert ist, weiter zu. Vieles deutet darauf hin, dass sich die breite Protestbewegung nicht allein gegen den Präsidenten, sondern gegen das System als solches richtet, das als unterdrückerisch und undemokratisch empfunden wird. Das Regime befindet sich in einer handfesten Legitimitätskrise. In dieser Arbeit soll es nun darum gehen, die Reformkonzepte drei bedeutsamer ‚Neuen Theologen„ näher zu betrachten. Die Reihenfolge, in der diese Reformdenker im dritten und vierten Kapitel zur Sprache kommen, beinhaltet keine chronologische Bedeutung und auch keine Rangbewertung. Alle drei sind heute – aus Sicht dieser Arbeit – gleichermaßen von Bedeutung für den iranischen Reformdiskurs. Es wird die Frage untersucht, welche Impulse und Anregungen diese Ansätze in Bezug auf eine Lösung der gesellschaftspolitischen Probleme und offenen Krise der Islamischen Republik Iran haben könnten. Im Verlauf wird deutlich gemacht, vor welchem Hintergrund und unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen sich die postrevolutionäre Reformbewegung in Iran herausbildete und einen Diskurs in Gang setzte, der sich um neue Ansätze in Bezug auf ‚den Islam„ als vielschichtiges Glaubens- und Wertesystem in seinem Verhältnis zu politischen Institutionen und Regierungssystemen bemüht. Das dritte Kapitel beschäftigt sich vorwiegend mit der Frage, welche Leitprinzipien die hier vorgestellten Reformdenker im Einzelnen in Bezug auf eine Fortentwicklung islamischer Denksysteme, d.h. auch islamischer Normen und Bestimmungen vertreten und in welcher Hinsicht Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestehen. Diese Analyse führt die Reformdenker und uns schließlich zum vierten Kapitel, das sich der Frage des Islam in seiner Beziehung und Anpassungsfähigkeit mit demokratischen Regierungsformen widmet. Dabei soll auch auf die Frage eingegangen werden, welche Anregungen und Thesen der vorgestellten ‚Neuen Theologen„ als überzeugende Lösungsansätze für die gesellschaftspolitische Sackgasse gewertet werden können, in der Iran sich nach wie vor befindet.

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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
3.1 Hermeneutischer Ansatz und Historisierung der Offenbarung
3.3 Der Ansatz des spirituellen und zielorientierten Islam
4. Zur Frage der Vereinbarkeit von Islam und Demokratie
4.1 Kritik an der velÁyat-e faqih-Konzeption
4.2 Entwürfe einer religiösen-demokratischen Regierungsform

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N-amBeispiel vonund

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1. Einleitung

Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind die Reformkonzepte der iranischen Reformdenker ,MoÎsen KadivarundÍasan Yuse.Von diesen

dreien ist ersterer der einzige, der heute noch im Iran lebt.Kadivarund fielenbeide beim iranischen Regime in Ungnade und befinden sich derzeit im Ausland. Es scheint, als stünde die Islamischen Republik Iran dieser Tage am Scheideweg. Zum Zeitpunkt der Entstehung dieser Arbeit zurJahreswende 2009/2010 spitztesich die Lage

Regime, das mit dem Vorwurf der Wahlfälschung

konfrontiert ist, weiter zu. Vieles deutet darauf hin, dass sich die breite Protestbewegung nicht allein gegen den Präsidenten, sondern gegen das System als solches richtet, das als unterdrückerisch und undemokratisch empfunden wird. Das Regime befindet sich in einer handfesten Legitimitätskrise.

Theologenie Reihenfolge, in der diese Reformdenker im dritten und vierten Kapitel zur Sprache kommen, beinhaltet keine chronologische Bedeutung und auch keine Rangbewertung. Alle drei sind heute ausSicht dieser Arbeit gleichermaßenvon Bedeutung für den iranischen Reformdiskurs.

Es soll dabei ebenfalls die Frage untersucht werden, welche Impulse und Anregungen diese Ansätze in Bezug auf eine Lösung der gesellschaftspolitischen Probleme und offenen Krise der Islamischen Republik Iran haben könnten.

Deshalb wird im zweiten Kapitel zunächst die Entwicklung der Islamischen Republik knapp skizziert werden, um das grundlegende gesellschaftspolitische Dilemma, mit dem Iran konfrontiert ist, einzuordnen und transparent zu machen. Dabei soll auch deutlich gemacht werden, vor welchem Hintergrund und unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen sich die postrevolutionäre Reformbewegung in Iran herausbildete und einen Diskurs in Gang setzte, ubens-und

Wertesystem in seinem Verhältnis zu politischen Institutionen und Regierungssystemen bemüht. Für die Untersuchung einer wennman so will Evolutiondes schiitischen Staatsdenkens fehlt in dieser Arbeit der Platz, die Besonderheiten des politischen Systems der Islamischen Republik, welches in dieser Form einzigartig auf der Welt ist, sollen jedoch selbstverständlich dargestellt werden, sind sie doch für das Thema unserer Arbeit und die Entstehung des postrevolutionären Reformdiskurses von entscheidender Bedeutung. Eine tiefergehende Analyse der Entwicklung der Islamischen Republik ist im Rahmen dieser

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Arbeit ebenfalls nicht möglich, vieles wird lediglich kurz angerissen. Das dritte Kapitel beschäftigt sich vorwiegend mit der Frage, welche Leitprinzipien die hier vorgestellten Reformdenker im Einzelnen in Bezug auf eine Fortentwicklung islamischer Denksysteme, d.h. auch islamischer Normen und Bestimmungen vertreten und in welcher Hinsicht Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestehen. Viele Bereiche und Konzeptionen, miternes sind klassische

Bereiche der islamischen (Rechts-)Wissenschaft und zum Teil der Koranexegese. Sie erhalten aber unddas ist entscheidend imgegenwärtigen Kontext der realen, alltäglichen Erfahrungen in der Islamischen Republik eine besondere Signifikanz und neue Impulse, auf deren GrundlageundKadivar -Weg einschlagen.

Diese Analyse führt die Reformdenker und uns schließlich zum vierten Kapitel, das sich der Frage des Islam in seiner Beziehung und Anpassungsfähigkeit mit demokratischen Regierungsformen widmet. Dabei soll auch auf die Frage eingegangen werden, welche

Lösungsansätze für die gesellschaftspolitische Sackgasse gewertet werden können, in der Iran sich momentan befindet.

indieser etwas pauschalen Form verwenden, so dass es naheliegend war, dies aufzugreifen. Ich bin mir als Verfasser dieser Arbeit über die Problematik derKlaren, da es natürlich zum

frei nach einer bekannten deutschen Islamwissenschaftlerindas ist, was Muslime an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit als islamisch definieren und praktizieren. Zum anderen gibt es zahlreiche verschiedene Demokratie-Typen.

Ich verwende in dieser Arbeit eine Transkriptionsmethode, die sich an der e/o-Vokalisierung der modernen neupersischen Sprache orientiert. Deshalb werden auch Begriffe, die dem Arabischen entspringen anhand der persischen Phonetik umgeschrieben (z.B. wirdIÊtihÁdzuEÊtehÁd)und - der konsequenten Anwendung geschuldet - bildet auch der Name des Propheten und z.B. des ImamÝAli b. Abi ÓÁlebkeine Ausnahme. Die Längungszeichen desÐundÙfallen aufgrund der e/o-Vokalisierung weg (also nur nochiundu).Diphtonge werden durchouundeywidergegeben (z.B.touÎidund).Ich verzichte des Weiteren darauf, geläufige Namen wie Khamenei, Khomeini und Khatami zu transkribieren.

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2. Die politische Entwicklung der Islamischen Republik Iran und ihr gesellschaftspolitisches Dilemma

Die islamische Republik Iran blickt inzwischen auf eine dreißig-jährige Geschichte zurück, die bedeutsame Entwicklungen und Veränderungen mit sich brachte. Die Reformkonzepte der 'Neuen Theologen' Irans, hier präsentiert durch ,MoÎsen KadivarundÍasan Yusefi,die Gegenstand dieser Arbeit sind, sind vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen und den konkreten gesellschaftlichen Bedingungen zu betrachten, in denen sich Iran bis heute befindet. Daher soll dieses Kapitel jene Entwicklungen der Islamischen Republik darstellen, die den Boden für die historisch einzigartige Konstellation bereiteten, in der die iranischen (-fekrÁn-e dini)ihre Vorstellungen entwickelten.

2.1 Allgemeine Vorbemerkungen zur Islamischen Republik Iran

Islam und zwar dasÊaÝfaritische,zwölferschiÝ1Iran ist das