Reiten für Mary-Lou - Frank Callahan - E-Book

Reiten für Mary-Lou E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Big Boß Power schlug ansatzlos zu. Seine Faust traf voll. John Thomson wurde von der Attacke völlig überrumpelt. Der junge schwarzhaarige Cowboy taumelte zurück, stolperte und fand sich auf dem Sitzleder wieder. Sam Power breitflächiges Gesicht war wutverzerrt. »Komm schon hoch, du Hundesohn!« John versuchte die Benommenheit abzuschütteln. Er kam mühsam wieder auf die Beine. Dabei starrte er den Ranchboß noch immer verblüfft an. »Verdammt, Boß, was ist bloß in dich gefahren?« Power grinste böse. »Du bist entlassen, Junge. Verschwinde von meiner Weide, sonst laß ich die Crew von der Kette!« Johns Rechte suchte unwillkürlich schnell den Kontakt zum Coltkolben. Da wurden Power Augen schmal. Nur zu gut wußte er, wie fix der Cowboy mit dem Colt war. »Laß die Pfoten vom Eisen!« knurrte er. »So laß ich nicht mit mir umspringen, Boß. Ich verlange eine Erklärung!« »Die kannst du haben«, knurrte Sam Power, während sich der gedrungene Körper langsam entspannte. Das vorher so stark gerötete Gesicht nahm nun langsam wieder eine halbwegs normale Farbe an. »Laß die Hände von Mary-Lou, zum Henker!« stieß der Rancher hervor. »Ich hab dir schon mal gesagt, daß meine Tochter tabu für dich ist. Doch das scheint einfach nicht in deinen sturen Schädel hineingehen zu wollen. Meine Geduld ist aufgebraucht. Nun mußt du die Konsequenzen tragen. Verlaß das County auf dem schnellsten Weg. Ich sorge dafür, daß du hier nirgends einen Job erhältst. Du hast vierundzwanzig Stunden Zeit, sonst greif ich zu ganz anderen Mitteln, kapiert?« John Thomson senkte für einen Herzschlag den Kopf. Ein nachdenklicher Ausdruck lag in den blauen Augen, als er den Boß

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Die großen Western – 209 –

Reiten für Mary-Lou

Frank Callahan

Big Boß Power schlug ansatzlos zu. Seine Faust traf voll. John Thomson wurde von der Attacke völlig überrumpelt. Der junge schwarzhaarige Cowboy taumelte zurück, stolperte und fand sich auf dem Sitzleder wieder. Sam Power breitflächiges Gesicht war wutverzerrt.

»Komm schon hoch, du Hundesohn!«

John versuchte die Benommenheit abzuschütteln. Er kam mühsam wieder auf die Beine. Dabei starrte er den Ranchboß noch immer verblüfft an. »Verdammt, Boß, was ist bloß in dich gefahren?«

Power grinste böse.

»Du bist entlassen, Junge. Verschwinde von meiner Weide, sonst laß ich die Crew von der Kette!«

Johns Rechte suchte unwillkürlich schnell den Kontakt zum Coltkolben.

Da wurden Power Augen schmal.

Nur zu gut wußte er, wie fix der Cowboy mit dem Colt war.

»Laß die Pfoten vom Eisen!« knurrte er.

»So laß ich nicht mit mir umspringen, Boß. Ich verlange eine Erklärung!«

»Die kannst du haben«, knurrte Sam Power, während sich der gedrungene Körper langsam entspannte. Das vorher so stark gerötete Gesicht nahm nun langsam wieder eine halbwegs normale Farbe an.

»Laß die Hände von Mary-Lou, zum Henker!« stieß der Rancher hervor. »Ich hab dir schon mal gesagt, daß meine Tochter tabu für dich ist. Doch das scheint einfach nicht in deinen sturen Schädel hineingehen zu wollen. Meine Geduld ist aufgebraucht. Nun mußt du die Konsequenzen tragen. Verlaß das County auf dem schnellsten Weg. Ich sorge dafür, daß du hier nirgends einen Job erhältst. Du hast vierundzwanzig Stunden Zeit, sonst greif ich zu ganz anderen Mitteln, kapiert?«

John Thomson senkte für einen Herzschlag den Kopf. Ein nachdenklicher Ausdruck lag in den blauen Augen, als er den Boß erneut fest ansah.

»Mary-Lou und ich, wir lieben uns, Power«, beharrte er. »Wir beide sind ein Paar – ob Ihnen das nun schmeckt oder nicht!«

Sam Power Hände ballten sich erneut zu Fäusten. Wieder rötete sich das breitflächige Gesicht. Der Ranchboß atmete gepreßt. Es sah schon wieder so aus, als wollte sich der Cattle King auf den jungen Cowboy stürzen.

»Bastard!« knurrte Power. »Du bekommst Mary-Lou niemals, das schwör ich dir. Ich geb doch meine einzige Tochter nicht einem hergelaufenen Sattelquetscher, der glaubt, sich ins gemachte Nest setzen zu können. So nicht, Thomson. Da hast du dich gehörig verrechnet!«

John winkte lässig ab.

»Auf Ihren Besitz mach ich ’nen großen Haufen, Power. Ich will nur Mary-Lou. Wir beide sind jung genug, es aus eigener Kraft zu schaffen. Ich habe ein paar Dollars gespart, um irgendwo zu beginnen. Diese Auseinandersetzung hätten Sie sich schenken können. Ihre Tochter und ich sind uns einig. Ich hätte in den nächsten Tagen ohnehin mit Ihnen gesprochen!«

Sam Power lächelte eisig.

»Das glaube ich kaum, Thomson. Ihr hattet vor, bei Nacht und Nebel zu verschwinden, irgendwo zu heiraten und mich vor vollendete Tatsachen zu stellen. Du hast es auf Mary-Lous Erbe abgesehen und willst hier groß absahnen und den Big Boß spielen.«

Die Stimme des mächtigsten Ranchers im Umkreis von mehreren hundert Meilen war immer lauter geworden.

»Spar dir jedes weitere Wort, Hundesohn, denn ich habe dich längst durchschaut. Es genügt nicht, ein ahnungsloses Girl zu verführen, um mich reinzulegen.«

*

»Sie sind ein gottverdammter Narr«, ächzte Thomson und schüttelte den Kopf. »Wahr ist, daß ich Ihre Tochter von ganzem Herzen liebe, so wie sie mich. Alles andere haben Sie sich aus den Fingern gesogen. Ich will keinen lausigen Cent. Sie können Mary-Lous Erbteil verwalten, so lange es Ihnen Spaß macht. Außerdem…«

»Schnauze!«

Mehr sagte der Cattle King nicht, winkelte erneut die Arme an und marschierte wie ein wütender Büffelbulle auf den Cowboy zu, als wollte er ihn in den Staub treten.

John wich zurück.

Sam Power stiefelte weiter und knurrte dabei böse. Staub wolkte unter den Tritten auf. Ein entschlossener Ausdruck prägte das finstere Gesicht. Gnadenlos funkelten die grauen Augen.

»Ich schlag dich zum Krüppel!« drohte er. »Ich richte dich so zu, daß jede Lady vor dir die Flucht ergreift.«

»Sie sollten Vernunft annehmen, Sir!« warnte John und wich erneut einige Schritte zurück.

Samuel Power kicherte nur höhnisch und stampfte weiter.

Dann aber blieb er so abrupt stehen, als wäre er gegen ein unsichtbares Hindernis gerannt.

John Thomson hatte den Revolver gezogen – und zwar so schnell, als wäre ihm die Waffe von selbst in die Hand gesprungen.

»Halt, Power! Nun reicht’s. Wenn Sie’s wirklich nicht anders wollen, dann können wir’s wirklich auf die harte Tour austragen. Von Ihnen lasse ich mich nicht verprügeln! Alles hat seine Grenzen – und die haben Sie inzwischen überschritten!«

Der Big Boß zog den Kopf zwischen die Schultern und wirkte einige Sekunden lang eingeschüchtert, doch dann griff er langsam zur Schnalle des Revolvergurtes.

Der Waffengurt plumpste zu Boden.

»Du wirst nicht auf einen waffenlosen Mann schießen, Dreckskerl!« Sam Power grinste tückisch. »Du nicht, Cowboy, denn das wäre Mord. Die Jungs wissen genau, wohin ich geritten bin. Und jetzt steck du dein Eisen weg und wehr dich wie ein Mann, Thomson.«

Der Cattle King marschierte weiter auf den jungen Cowboy zu, der erst den Gegner anstarrte und dann auf den Revolver in der Hand blickte.

»Höllenfeuer!« John knirschte mit den Zähnen. Das alles gefiel ihm immer weniger. Er konnte weder auf den Boß schießen, noch wollte er sich von ihm verprügeln lassen.

Zu gut wußte er, wie bärenstark Sam Power war. Der Rancher hatte in seinem Leben mehr als einen Saloon leergefegt.

In diesem Moment erklang Hufschlag, der rasch lauter wurde.

Ein Reiter jagte heran.

Lange rotblonde Haare wehten im Reitwind. Das Mädchen ritt rasch heran und sprang aus dem Sattel.

Sam Power hatte die Hände sinken lassen. John halfterte rasch den Revolver, als er den ungläubigen Blick Mary-Lous sah.

Die langhaarige Schöne blieb neben der Fuchsstute stehen und musterte die beiden Männer, als könne sie nicht glauben, was sie da sah.

»Was willst du hier, verdammt?« polterte Sam Power. »Ich hab dir doch gesagt, daß du auf der Ranch bleiben sollst, zum Geier! Jim, Tom und Fred dreh ich die Nasen in den Nacken, weil sie nicht auf dich geachtet haben.«

»Was geht hier vor?« fragte Mary-Lou Power mit glockenheller Stimme. Dabei dehnte und reckte sie den gertenschlanken Körper.

»Seid ihr beide verrückt geworden? Wollt ihr euch gegenseitig umbringen? Ich will sofort erfahren, was geschehen ist!«

Mary-Lou stampfte zornig mit dem Fuß auf.

»Hau ab, Tochter!« tobte Sam Power plötzlich los. »Warum hab ich dir bloß nicht oft genug den Hosenboden stramm gezogen?«

»Dazu ist es zu spät, Dad«, rief Mary-Lou, noch immer wütend. »Ich möchte jetzt wissen, was hier vorgefallen ist.«

»Ich bin dabei, diesen Mistkerl ungespitzt in den Boden zu rammen«, knurrte der Ranchboß. »Außerdem hab ich ihn fristlos gekündigt und ihm geraten, die Hände von dir zu lassen, sonst besieht er sich die Radieschen von unten.«

»Was…?«

Mary-Lous Mund öffnete sich weit.

»Du hast richtig gehört«, schnarrte der Vater. »Ich werde niemals zustimmen, daß du diesen hergelaufenen Tramp zum Mann nimmst. Und da Thomson dies nicht einsehen will, muß ich’s ihm auf die harte Art eintrichtern!«

Mary-Lous Nasenflügel begannen zu beben. Ihr Busen unter der knappsitzenden Bluse hob und senkte sich heftig.

»Stimmt das, John?« ächzte das Girl und starrte den Freund erschrocken an. »So sag doch auch was!«

»Er wird den Mund halten, sich in den Sattel schwingen und ganz schnell verschwinden!« donnerte der Ranchboß.

John Thomson zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern, ehe sein Gesicht einen entschlossenen Ausdruck annahm.

»Ich habe deinem Vater erklärt, daß ich dich liebe und heiraten will. Außerdem versuchte ich ihm klarzumachen, daß ich’s nicht auf die Ranch abgesehen habe. Er glaubt mir nicht, Darling. – Du mußt dich entscheiden.«

»Wenn du mit dem Burschen durchbrennst, enterbe ich dich!« zischte Sam Power wie eine gereizte Klapperschlange. »Und ich sorge dafür, daß ihr beide keine ruhige Minute mehr haben werdet.«

Der Ranchboß lächelte tückisch.

»Tochter, jetzt kannst du dich entscheiden. Nur von Luft und Liebe kann keiner leben. Das wirst du schon bald einsehen, wenn du dich gegen mich entscheiden solltest. Dann ist es aber für eine Umkehr zu spät!«

Sam Power musterte die Tochter forschend. Auch John Thomson ließ keinen Blick von der Frau, die er liebte.

»So laß uns doch vernünftig über alles reden, Daddy«, bat das Girl ruhig. »Du weißt ganz genau, daß John ein erstklassiger Cowboy ist und sein Handwerk versteht. Du bist stets mit ihm zufrieden gewesen und wolltest ihn sogar für übergeordnete Aufgaben einsetzen. Auch Dan Weststar, der Vormann, ist damit einverstanden.«

Samuel Power winkte lässig ab.

»Er hätte sich niemals an dich heranmachen dürfen, Mary-Lou. Ich habe ganz andere Pläne mit dir, als dich diesem Kerl anzuvertrauen. Und jetzt solltest du dich wirklich entscheiden.«

»Das finde ich auch«, sagte John Thomson ruhig, obwohl es in ihm ganz anders aussah. Für einen Herzschlag fühlte er große Zweifel in sich aufsteigen, ob Mary-Lou zu ihm halten würde.

»Na gut, Dad. Ich reite mit John, denn er ist der Mann, den ich liebe und mit dem ich mein weiteres Leben verbringen will. Du zwingst mich zu dieser Entscheidung, die ich nicht will. Das bedaure ich, denn ich mag auch dich.«

Mary-Lou lächelte verloren, ehe sie den Kopf senkte. Dann aber trat sie entschlossen an Johns Seite, der einen Arm um die Hüfte des Girls legte.

Sam Power Gesicht glich nun einer starren Maske. Das wütende Funkeln in den grauen Augen verstärkte sich.

»Laß uns reiten, Liebling«, bat Mary-Lou leise. »Vater wird das alles irgendwann bedauern und wieder zur Vernunft kommen. Er denkt, daß ich diesen Patrick O’Connor heirate, nur weil er die zweitgrößte Ranch besitzt, die außerdem noch an unseren Weidegrenzen an­schließt. Vater träumt davon, die größte Ranch Texas’ zu besitzen. Ich liebe dich und halte zu dir. Wir beide schaffen es schon, davon bin ich überzeugt.«

Erneut erklang Hufschlag in der Ferne auf.

Vier Reiter jagten zwischen den Hügeln hervor und hielten auf die beiden Männer und die Frau zu.

»Das ist Dan Weststar mit drei unserer Jungs«, sagte Mary-Lou. »Sie haben inzwischen bemerkt, daß ich durchgebrannt bin. Der Vormann ist bestimmt mächtig sauer, weil ich ihn ausgetrickst habe. Ich ahnte aber schon den Ärger mit Vater, nachdem ich herausfand, daß er zur Südweide geritten ist.«

Sam Power warf John und Mary-Lou eisige Blicke zu, die nichts Gutes verhießen. Es sah ganz so aus, als wäre für den Big Boß längst nicht alles gelaufen.

Das rassige Girl löste sich aus Thomsons Arm und griff nach der Hand des jungen Mannes.

»Laß uns verschwinden, ehe die Jungs von der Ranch hier angelangt sind«, bat sie eindringlich.

»Dafür dürfte es zu spät sein«, antwortete John ruhig. »Außerdem seh ich keinen Anlaß, wie ein Dieb zu flüchten.«

»Du kennst Vater nicht so gut wie ich«, mahnte Mary-Lou. »Er läßt nicht locker, wenn er sich erst mal was in den Kopf gesetzt hat. Nur deshalb ist er so mächtig geworden. Du darfst ihn nicht unterschätzen!«

Die vier Reiter waren heran, zügelten dicht vor ihrem Boß die schweißglänzenden Pferde.

Dan Weststar, der Ranchvormann, mochte Mitte dreißig sein, war breit in den Schultern und schmal in den Hüften. Ein bis übers Kinn reichender Texanerbart gab dem wettergegerbten Gesicht einen Hauch von Verwegenheit.

Weststar warf Mary-Lou einen wütenden Blick zu, doch das Girl tat so, als bemerkte sie es nicht.

»Tut mir leid, Boß, daß Mary-Lou ausgerückt ist«, sagte der Ranchvormann. »Angeblich wollte sie für uns Kaffee kochen, doch sie verließ die Küche heimlich durchs Fenster und marschierte zu Fuß davon. Im Valley nahm sie sich das Pferd eines unserer Reiter…«

»Schon gut, Dan«, unterbrach Sam Power den Bestman der großen Ranch. Er nickte Dan Weststar und den drei Cowboys zu.

»Schnappt euch Mary-Lou und bringt sie zur Ranch zurück. Ich folge euch in wenigen Minuten. Das ist ein Befehl. Führt ihn aus, auch wenn sich Mary-Lou dagegen sträuben sollte!«

»Das kommt nicht in Frage!« schrie Mary-Lou und rannte auf ihr Pferd zu.

John stand wie erstarrt. Mit einer derartigen Reaktion des Ranchers hatte er nicht gerechnet.

Es ging alles sehr schnell.

Der Ranchvormann und die drei Cowboys schwangen sich blitzschnell aus den Sätteln, vertraten dem Girl den Weg und packten es, ehe Mary-Lou zu Thomson zurückkehren konnte.

Power lächelte zufrieden.

»Bringt Mary-Lou zur Ranch und laßt sie nicht aus den Augen. Ab mit euch, Jungs!«

Er wandte sich John zu, der wie versteinert dastand und die rechte Hand auf den Griff des Colts gelegt hatte.

»Laß bloß den Revolver stecken, sonst endet’s übel mit dir. Gegen uns hast du nicht den Hauch einer Chance. Du weißt sehr gut, wie schnell Weststar mit dem Eisen ist.«

Mary-Lou kämpfte wie eine Tigerkatze, trat um sich, spuckte und konnte sich dennoch nicht befreien, denn die drei Cowboys hielten sie mit eisernem Griff. Der Ranchvormann führte das Pferd des Girls heran.

»Pfoten weg!« schrie John Thomson. »Verdammt, ich knall euch wie räudige Straßenköter ab, wenn ihr nicht sofort die Hände von dem Girl nehmt. Das mein ich verdammt ernst!«

Der junge Cowboy zog bei diesen Worten den Revolver und richtete den Lauf auf die Weidereiter.

Dan Weststar sah den Boß fragend an, doch Samuel Power schüttelte stur den Kopf.

»Verschwindet schon, Jungs! Der Mistkerl blufft nur. Er wird auf keinen Fall schießen.«

»Da täuschen Sie sich aber gewaltig, Power!« drohte John.

»Mary-Lou ist volljährig und kann tun oder lassen, was sie will. Das sollten Sie endlich einsehen!«

Der Ranchboß schüttelte bedächtig den Kopf.

»Da die Sinne meiner Tochter verwirrt sind und Mary-Lou zu keiner vernünftigen Entscheidung fähig ist, übernehme ich das Denken für sie. Und du solltest ganz schnell abschwirren. Wenn du innerhalb von vierundzwanzig Stunden noch in diesem County angetroffen wirst, bist du fällig. Dann setz ich nämlich eine Prämie von tausend Dollar auf deinen Kopf aus. Das Geld erhält derjenige, der dich mir tot vor die Stiefel legt.«

Mary-Lou wurde nun ganz ruhig und starrte den Vater wie ein ­Gespenst an, der siegessicher grinste.

Dann richtete sie den Blick auf den Freund, der noch immer mit gezogenem Revolver dastand und die neue Lage erst einmal verdauen mußte.

»Wenn du auf meine Männer schießt, kannst du Mary-Lou leicht treffen«, warnte der Big Boß. »Und solltest du auf mich feuern, wäre das kaltblütiger Mord.«

Power nickte seinen vier Männern zu, die jedoch nicht gerade begeistert auf den Revolver in der Hand des jungen Cowboys starrten, der nach wie vor auf sie gerichtet war.

»Laßt mich los«, bat Mary-Lou plötzlich. »Ich reite freiwillig mit.«

Sie wandte sich an John. »Wir sehen uns bald wieder, Darling. Ich halte nach wie vor zu dir. Reite jetzt, bitte.«

John Thomson nickte.

Ihm war längst klar, daß die Chance vertan war, mit Mary-Lou ungeschoren davonzureiten. Und es brachte auch nichts, auf den Big Boß oder seine Reiter zu schießen.

»Keine Sorge, Kleines«, stieß John mit heiserer Stimme hervor. »Wir sehen uns schon sehr bald. Das versprech ich dir!«